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„Kann ich reinkommen?", frage ich, nachdem ich die Tür des Büros meiner Eltern geöffnet habe. „Natürlich, was gibt es?", entgegnet Mutter sofort und legt die Blätter auf Seite, die sie gerade in der Hand gehalten hat. „Können wir uns auf der Couch unterhalten? Ich möchte mit meinen Eltern reden, nicht mit den Monarchen.", bitte ich gerade meinen Vater, der jetzt erst aufschaut und mich kritisch mustert. Besonders den Knutschfleck von Louis an einer ziemlich ungünstigen Stelle meines Halses.
Mutter nickt nur und steht von ihrem Tisch auf, bevor sie auf mich zukommt und einen Kuss auf meine Wange haucht, bevor sie ihre Hand auf meinen unteren Rücken legt und mich zu dem Sofa in der Ecke des Raumes führt. „Geht es dir gut?", fragt sie mich leise und fährt durch meine Haare, was mich kichern lässt. „Ja, ich war bis eben bei Louis, er hat jetzt aber Training, weswegen ich die Zeit nutze, um zu euch zu kommen.", lächle ich und setze mich ihr schräg gegenüber auf das schwarze Leder, bevor Vater sich wenig später mir gegenüber hinsetzt.
„Wenn es um Louis geht, du kannst dir das direkt sparen.", fängt er an und ignoriert die strafenden Blicke meiner Mutter. „Doch, um ihn geht es.", entgegne ich und verschränke meine Hände in meinem Schoß. „Ich werde mit ihm zusammenbleiben, Vater. Du kannst es mir nicht verbieten, ihn zu lieben.", unterbreche ich ihn direkt, als er wieder ansetzen will. „Du wirst der nächste König, Harry. Ich kann das nicht mehr lange, verstehst du? Was meinst du, wieso ich dir seit einem Jahr eine Dame suche, welche du zur Frau nehmen kannst? Du musst deine Königin finden.", entgegnet er direkt laut, was mich lachen lässt. „Wieso kannst du das nicht mehr lange? Was verstehst du nicht daran, dass ich Louis mehr als alles andere in meinem Leben liebe? Er ist immer für mich da, hält seit einundzwanzig Jahren zu mir, während du dich einen Dreck für mich interessierst! Er hat sein Leben drauf geschworen, mich wann immer zu beschützen, ohne ihn bin ich nicht mehr ich selbst, er hält mich am leben, er ist mein Leben.", rege ich mich auf und schaue meinen Vater fassungslos an.
„Mach Gemma zur nächsten Königin, sie wird euch Enkelkinder schenken können, ich nicht. Vielleicht sterbe ich sogar an AIDS oder irgendeiner anderen Krankheit, weil ich mit einem Mann zusammen bin. Aber ich sterbe gerne an sowas, solange ich mit Louis zusammen bin, denn ohne ihn macht mein Leben sowieso keinen Sinn mehr." Ich will aufstehen, doch entscheide mich dagegen und versuche tief einzuatmen.
„Ich werde sterben, Harry. Du musst der nächste König werden, mit Königin, ob es dir gefällt oder nicht!", schreit Vater und steht wütend auf. „Ja, Vater, jeder wird sterben, früher oder später auch du oder ich.", lache ich entgeistert und fahre mir aufgebracht durch die Haare.
„Nein, Harry. Ich werde sterben, ich habe Krebs. Im Endstadium, der Arzt gibt mir noch maximal fünf Monate, dann bin ich tot und du musst König werden.", entgegnet er und schaut mich plötzlich ganz anders an. Ich kann ihn jedoch nur geschockt anschauen und verstehe die ganze Welt nicht mehr. Vater wird sterben und ich habe nichts davon mitbekommen. In fünf Monaten werde ich wahrscheinlich König werden. Dafür bin ich noch nicht bereit.
„Das kannst du mir nicht antun. Kann man da nichts machen? Du kannst doch nicht einfach sterben, da muss man doch irgendwas gegen machen können, eine Chemotherapie? Irgendwas. Stammzellen? Du kannst uns doch nicht plötzlich alleine lassen.", hauche ich und schaue Vater schockiert an.
„Ich will nicht noch schwächer werden. Ich sorge mich um euer Wohl, ich will deine Braut kennenlernen, bevor ich sterbe, Harry. Auch wenn ich es nicht zeige, ich liebe dich, mein Sohn. Aber ich will dich in guten Händen sehen." Dann kommt er auf mich zu und zieht mich in eine unerwartete Umarmung, nachdem er mir bedeutet hat, dass ich aufstehen soll.
Das letzte Mal, dass ich eine Umarmung von ihm bekommen habe, ist schon viel zu lange her.
„Dann akzeptier Louis, bitte Vater. Er ist alles, für mich, ich liebe ihn. Ich will keine Frau an meiner Seite, ich will Louis. Ich verweigere die Krone, aber nimm mir nicht Louis weg. Rede mit Gemma, sie wird liebend gerne die nächste Königin und sie hat Michal, der der bessere König von uns beiden sein würde. Aber ich will mit Louis alt werden, nicht mit jemand anderem. Ihn heiraten, mit ihm zusammen sein, mit ihm zusammen wohnen. Deswegen bin ich eigentlich nach hier gekommen, nicht um über die Thronfolge zu reden.", bitte ich ihn und ignoriere die Tränen, welche über meine Wangen laufen.
„Desmond, Schatz. Sieh dir doch an, Harry liebt Louis, die beiden sind glücklich zusammen, guck sie dir nur für eine Minute an und du verstehst, was ich meine. Das zwischen den beiden, das hatten wir nie und ich wünsche meinem Sohn nur das beste. Und wir beide wissen, dass Louis ein guter Junge ist.", kommt es von Mutter, die uns jeweils eine Hand auf die Schulter legt.
„Aber die Thronfolge. Um mehr geht es mir nicht.", haucht Vater plötzlich viel zu schwach und setzt sich wieder auf die Couch, weswegen ich ihn panisch anschaue. „Mir geht es gut.", winkt er ab und verzieht das Gesicht, als er sich etwas anders hinsetzt.
„Warum ist mir das nie aufgefallen?", frage ich meine Mutter, die mich direkt in ihre Arme zieht und über meinen Hinterkopf streicht. „Niemand weiß es, Honey. Dein Vater wollte es niemandem erzählen, selbst Mark weiß nichts davon.", vertröstet sie mich und haucht einen Kuss auf meine Wange. „Aber ich kann kein König werden, ich werde nie Kinder kriegen.", entgegne ich und fahre mir durch die Haare, als ich mich ein Stück von Mutter löse.
Sie schaut mich traurig an, bis ihr plötzlich eine Idee kommt. „Ich habe eine Idee." Ich setze mich hin, als sie mich dazu auffordert und schaue meine Eltern schweigend an, während Mutter Vater etwas, anscheinend ihre Idee, ins Ohr flüstert.
Vater nickt nur und schaut kurz zu mir, bevor er sich einen Whiskey einschüttet und mir auch einen anbietet, welchen ich kurz danach annehme. Wenn ich langsam und nicht zu viel trinke, wird schon nichts passieren.
„Du wirst König, meinetwegen auch ohne Königin und Gemmas erstgeborener Sohn wird Thronfolger. Insofern deine Schwester damit einverstanden ist." Geschockt und überwältigt von ihrem Vorschlag, trinke ich einen Schluck von dem widerlichen Whisky und nicke dann langsam.
„Wenn ich Louis heiraten darf. Nicht jetzt, irgendwann.", stelle ich meine Bedingung und halte den Blick auf mein Glas gerichtet. „Zwei Könige also, hm?", lächelt Mutter und greift über den kleinen Tisch nach meiner Hand. „Im besten Fall. Wenn Louis das auch möchte, natürlich.", entgegne ich mit roten Wangen und zucke mit den Schultern.
„Ich finde es immer noch nicht toll, dass du einen Freund hast, Harry. Aber wenn du ihn liebst, muss ich das wohl akzeptieren. Ich gebe mein bestes, um das hier toll zu finden, ja?" Dankend schaue ich Vater an und trinke einen weiteren Schluck, sodass ich das Glas leere.
„Du hättest es mir sagen sollen, Vater. Weiß Gemma davon?", frage ich, da ich immer noch total geschockt von dieser Nachricht bin. Vater hat Krebs, der König von England wird in wenigen Monaten an Krebs sterben und niemand weiß davon. „Nein, das soll sie auch erstmal nicht. Ich werde es ihr erzählen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist." Seufzend nicke ich und wäge ab, ob ich mein eigentliches Thema ansprechen oder doch lieber ein wenig warten soll.
„Komm, sag schon, was dir auf dem Herzen liegt.", grinst Mutter, worauf ich sie ertappt anschaue. „Louis und ich sind setzt schon seit viereinhalb Monaten zusammen, seit fast zehn Monaten läuft da jetzt was zwischen uns und der unbenutzte Teil steht schon seit meiner Geburt still.", fange ich an und ignoriere die schockierten Blicke bei den zehn Monaten.
„Und deshalb wollte ich fragen, ob ich dort einziehen könnte, mit Louis. Ich will wann immer ich will, mit ihm zusammen sein, mit ihm ein Badezimmer und ein Bett teilen, jeden Morgen neben ihm aufwachen und durch seine weichen Haare fahren. Einfach mit ihm leben.", frage ich und beiße mir auf die Lippe.
„Das war eigentlich dein Geburtstagsgeschenk.", seufzt Mutter, worauf ich sie verwirrt anschaue. „Wir haben den Teil renovieren lassen. Neue Möbel und alles.", erklärt sie und lächelt mich an, worauf ich meine Eltern mit geöffnetem Mund anschaue.
„Meint ihr das wirklich?", hake ich schockiert nach und falle meinen Eltern um den Hals, als beide nicken. „Dankeschön.", bedanke ich mich und küsse beide auf die Wangen, bevor ich mich räuspere und dann wieder hinsetze, so wie es jeder andere Prinz auch macht. „Kein Problem, aber erst wieder hochgehen, wenn du Geburtstag hast. Du kannst deinen Freund ja heute erstmal fragen, ob er überhaupt mit dir da hinten einziehen möchte.", lächelt Mutter, worauf ich dankend nicke und eine Hand aufs Herz lege. „Danke, wirklich.", hauche ich und kann es kaum fassen, das sich wirklich mit Louis da oben einziehen darf.
Trotzdem ist da immer noch das weinende Auge wegen meines Vaters. Trotzdem merke ich, wie es mich nicht so mitnimmt, als wenn Mutter mir jetzt gesagt hätte, dass sie diejenige wäre, die nur noch ein paar Monate zu leben hat.
„Danke, wir sehen uns beim Abendessen. Gute Besserung, Vater.", verabschiede ich mich und verschwinde dann aus dem Büro, um direkt zu Louis zu gehen.
Scheiße, ich bin frei und Vater ist einigermaßen einverstanden damit.
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