Vier - Alexander
Noch immer stehe ich an der Tür zum Bad und betrachte Magnus. Er ist nackt und hält das Album fest in seinen Händen, Tränen laufen über sein Gesicht und obwohl ich es nicht mag wenn er weint, hat er für mich nie schöner ausgesehen als in diesem Moment. Das Licht des Mondes scheint sanft zum Fenster herein, legt eine Spur von hellem Licht über seinen Körper. Seine bronzefarbene Haut glitzert, sanfte Schatten legen sich um die Muskeln seiner Arme, seines Sixpacks.
Seine nachtschwarzen Haare, seine immer perfekt gestylte Frisur ist komplett zerstört. Meine Hände gruben sich in seine weichen Haare und ein kribbeln zog sich durch meine Fingerspitzen. Das Make-up seiner Augen ist verwischt von den Tränen die nicht aufhören wollen zu laufen. Seine Brust, muskulös, fest, harte Nippel hebt und senkt sich schnell. Die Ringe an seiner linken Hand glitzern als sich das Licht des Mondes in ihnen bricht. Ich liebte das Gefühl des kalten Metalls auf meiner erhitzten Haut.
Meine Gedanken schweifen bereits wieder ab, meine Augen saugen sich an Magnus vollen weichen Lippen fest. Seinem Mund entkommen immer wieder Schluchzer und Seufzer. Er ist so traurig und ich hasse es. Ich hasse das Gefühl, dass ich daran Schuld bin. Ich bin daran Schuld das Magnus traurig ist und weint. Alles was ich immer wollte war, dass es ihm gut geht. Und dabei habe ich nicht bemerkt, dass es ihm nie gut ging. Das er sich über die Jahre eine Fassade aufgebaut hatte. Eine Fassade, hinter der er seine Gefühle für mich verstecken konnte.
Wie schwer müssen diese Jahre für ihn gewesen sein. Jeden Tag mit anzusehen wie ich Jace anschmachtete, wie ein Hund hinter ihm her rannte, um seine Aufmerksamkeit bettelte. Und dann Sam. Sam den ich über Jace kennen lernte und der eigentlich so gar nicht mein Typ ist. Er hat rotblonde Haare und ist klein, sehr klein. Aber er war mir sympathisch und nach zwei Monaten voller Dates gestand er mir seine Liebe. Ich brauchte ein paar Tage um mir über meine Gefühle klar zu werden. Und auch da war Magnus meine erste Anlaufstelle. Er muss gelitten haben wie ein Tier.
Im Schwimmteam der Schule war ich nur seinetwegen. Weil Jace sich damals nicht traute alleine zum Vorschwimmen zu gehen. Ich war als Kind schon groß und konnte eine beachtliche Strecke ohne Probleme zurück legen. Es machte Spaß und so kam es, dass ich zusammen mit Jace ins Team aufgenommen wurde. Magnus begleitete uns zu jedem Training. Er saß immer auf einer Bank und schaute uns zu, lernte oder machte Hausaufgaben. Er begleitete uns auch zu jedem Wettkampf, feuerte uns an und ging zusammen mit uns die Siege feiern. Und ich konnte unendlich viel Zeit mit Jace verbringen, ungeniert seinen perfekten Körper bewundern und mir abends unter der Dusche auf meine Erinnerungen daran einen runter holen.
Wir drei waren beste Freunde und später auch Brüder. Nichts konnte uns auseinander bringen. Keine Frau oder bei Magnus und mir, kein Mann. Es sollte für immer so bleiben. Das hatten wir nach unserem Abschluß geschworen. Wir trafen uns weiterhin regelmäßig, Magnus und Jace unterstützten immer meinen Wunsch Soldat zu werden. Sie verteidigten meine Entscheidung vor unseren Eltern und verabschiedeten mich vor meinem ersten Auslandsaufhalt gebührend. Sie schrieben mir jeden Tag Briefe oder Nachrichten. Bis heute.
Aber heute hat sich ein entscheidender Faktor geändert. Magnus und ich hatten Sex. Guten Sex. Nein, den besten Sex meines Lebens. Und nun steht er hier in seinem Schlafzimmer, nackt und wunderschön und weint. Er weint weil ich ihn von mich gestoßen habe. Dabei ist es doch das letzte was ich wollte. Ich will Magnus in meinem Leben. Ich will ihn als besten Freund. Ich will ihn als Bruder.
Ich bin mir der Tatsache bewußt das ich ihn liebe. Ich liebe ihn, er ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Das heute Nacht mit uns war keine Kurzschlußreaktion, keine Flamme die aufflackerte und wieder erlosch. Es ist mehr, tiefer gehend. Das spürte ich in dem Moment als ich ihn in der Kirche sah. Wir hatten uns lange nicht gesehen. Die letzten 6 Monate verbrachte ich in Grönland und habe mir da den Arsch abgefroren. Ich bin so froh wenn die Zeit dort vorbei ist und ich wieder in Amerika stationiert werde. Dann bin ich auch wieder näher bei meinen Eltern, meinen Geschwistern und Magnus.
Die Nacht vor der Hochzeit verbrachte ich bei Magnus. Ich hielt es zuhause einfach nicht mehr aus. Die ständigen Vorhaltungen, die Eifersucht, der Wunsch nach einer Hochzeit den ich nicht erfüllen konnte. Ich wollte nicht bei ihm sein, nicht bei Sam. Ich dachte die ganze Zeit nur an ihn. An Magnus. Ich sah Magnus wunderschöne Augen wenn Sam mich anschrie, ich hörte Magnus Lachen wenn Sam theatralisch weinte. Ich wollte einfach nur bei Magnus sein, wie früher, in seinen Armen, in seinem Bett. Wortlos ging ich ins Schlafzimmer, Magnus folgte mir. Ich lag in seinen Armen und weinte stille Tränen. Meine Gefühle für Magnus überrollten mich, es kostete meine gesamte Selbstbeherrschung nicht über ihn herzufallen.
Unser Wiedersehen in der Kirche war ein so schöner Moment. Magnus sah mich zum ersten Mal in dem Anzug den er für mich gekauft hatte. Ich hatte keine Zeit dafür und er hatte auch den besseren Geschmack von uns beiden. Seine Augen leuchteten, sein Gesicht strahlte, sein Lächeln zog sich bis zu seinen wunderschönen Augen. Mein Herz schlug schneller als ich ihn sah. Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu, ich zog ihn in meine Arme, drückte ihn fest an meinen Körper. Er lachte und ein Schauer ging durch meinen Körper. Er hat ein so schönes Lachen, ich höre es so gerne. Magnus schlang seine Arme um meinen Hals, strich mir sanft durch die Haare und flüsterte an mein Ohr. "Ich habe dich so sehr vermisst." Seine Lippen streiften dabei mein Ohrläppchen und sofort bildete sich eine Gänsehaut die sich über meinen gesamten Körper zog. Ich hatte solch ein Gefühl noch nie verspürt und vor Schreck drückte ich Magnus noch fester an mich.
"Ich habe dich auch vermisst." flüsterte ich. Magnus nahm mein Gesicht zwischen seine Hände, lange blickten wir uns in die Augen. Seine Augen glänzten, Tränen sammelten sich in ihnen und ich lächelte ihm aufmunternd zu. Das er mich sehr vermisste wenn ich im Einsatz war wußte ich. Er sagte oder schrieb es oft. Er fehlte mir auch jedes Mal schrecklich. Mein bester Freund, mein Bruder. Seine Daumen strichen über meine Wangenknochen, er gab mir einen Kuß auf die Nasenspitze. Ich schloß meine Augen, genoß das Gefühl seiner Lippen auf meiner Haut. Es war ein schöner intimer Moment. Und Simon, Izzys Ehemann und mein Kamerad im Felde hatte nichts besseres zu tun als diesen Moment zu unterbrechen. Auch er wollte Magnus begrüßen und brüllte die halbe Kirche zusammen. Ein paar ältere Damen schauten tadelnd zu uns.
Ich war total geflasht von seinem Aussehen. Magnus trug einen ähnlichen Anzug wie ich, dunkelblau mit hellblauen Linien, einer hellblauen Krawatte und dezentem Augen Make-up. Ich weiß das er auf den silbernen Glitzereyeliner bewußt verzichtet hat. Dabei hätte ich mir gewünscht das er ihn aufträgt. Ich liebe das an ihm. Genauso liebe ich wenn er seine Haare mit etwas Glitzer bestäubt. Aber dafür waren wir auf der falschen Veranstaltung. Das passte eher zu unseren wilden Partynächten.
Der Anzug saß perfekt an seinem Körper und mit Freude sah ich, das er den Ring trug den ich ihm zu unserem Highshool-Abschluß geschenkt habe. Eigentlich passt der Ring eher zu mir als zu dem extravaganten Look von Magnus. Aber als ich den Ring sah musste ich ihn kaufen. Er ist schwarz, aus Carbon mit einem Stein und einer Inschrift 'No matter where you are I am always with you.' Magnus hat ihn seit diesem Tag nicht mehr abgelegt.
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