Sechsundzwanzig - Magnus
Das streicheln meiner Hand, die Berührung von Alexander, die Nähe und Geborgenheit die er mir gibt beruhigt mich. Ich reiße mich zusammen, beginne zu erzählen.
"Ich hatte einen Traum. Erst fing alles gut an. Es war ein schöner erotischer Traum."
Für die nächsten Worte schaue ich wieder auf unsere Hände.
"Wir haben miteinander geschlafen, gesagt das wir uns lieben. Und dann bist du gestorben."
Alexander drückt meine Hand, leicht und doch stark, zeigt mir das er da ist. Das er mir zuhört, mich versteht.
"Ich erinnere mich das ich weinend an deinem Bett saß. Dein Körper war so kalt, ich schrie deinen Namen und verstand nicht was passiert war. Ich stand mit Simon an deinem Grab und weinte bitterlich."
Noch immer ist Alec still, wartet bis ich bereit bin weiter zu reden.
"Ich muss im Schlaf geweint und geschrien haben. Zumindest fühlte es sich so an. Mein Gehirn brauchte etwas um zu realisieren das es ein Traum war. Panisch machte ich mich auf den Weg zu deinem Haus. Aber du warst nicht da."
"Du warst bei mir zuhause?" unterbricht Alec mich. Seine Stimme ist fest und hart.
"Ja." sage ich zögerlich. "Warum?"
"War er da? Sam? War er da?"
Ich nicke, bin irritiert. Alexanders Tonfall ist kühl.
"Was hat er gesagt?"
Ich weiß worauf er anspielt. Auf die Trennung. Sam hat mir gesagt das Alec sich getrennt hat.
"Nur das du in der Kirche bist." Meinen Blick fest auf ihn gerichtet sage ich: "Und das du wieder zu haben bist. Das du ihn verlassen hast." Von Alec kommt nicht ein Wort, er nickt nur und sieht mich eindringlich an.
"Erinnerst du dich an letzte Nacht? Weißt du was passiert ist?" fragt er und ich kann ebenso nur nicken.
"Zumindest denke ich das ich mich daran erinnere." sage ich wahrheitsgemäß und sehe das Alec seine Augenbrauen hebt.
"Was weißt du noch?"
Tief durchatmen, tief durchatmen. Es ist nur Alec. Wir haben so oft über Sex und andere Dinge geredet. Warum dann nicht auch jetzt? Wir brauchen dieses Gespräch, müssen ehrlich sein. Aber es fällt mir nicht leicht.
Mit einem Kopfschütteln nehme ich mich zusammen, sammele meine Kraft und rede einfach drauf los.
"Ich habe geflirtet, dich berührt, am Bein, ziemlich offensichtlich. Du hast mich nach Hause gebracht. Ich habe dich angebaggert, wollte mit dir schlafen."
Ich schaffe es einfach nicht ihn anzusehen. Es ist mir etwas unangenehm ihn so bedrängt zu haben. Er war immerhin in festen Händen und ich habe bewusst in Kauf genommen das er seinen Partner betrügt. Das würde ich in einer Beziehung null tolerieren. Aber letzte Nacht hatten mich meine Hormone fest im Griff. Und hätte Alec sich mir hingegeben, hätten wir einen One-Night-Stand gehabt, er als Betrüger, ich als Verführer.
Seine Finger legen sich an mein Kinn, drehen mein Gesicht so das ich ihn ansehen muss.
"Du standest nackt vor mir." Ich schlucke über seine Worte. "Du sahst so wunderschön aus. Erregt und nackt. Ich hätte dich so gerne geküsst, gestreichelt und dich gespürt."
Sein Gesicht kommt meinem näher, unsere Nasenspitzen berühren sich. Sein warmer Atem trifft auf meine Lippen.
"Ich wollte mit dir schlafen." Ein leichter Kuss auf meine Lippen, ein Streich seines Daumens über meinen Kiefer. "Aber ich wollte nicht das es so zwischen uns beginnt. Ich war noch nicht frei. Und ich bin kein Betrüger. Das wollte ich Sam nicht antun. Und dir auch nicht."
Mein Lächeln ist zögerlich. "Ich hätte nicht nein gesagt. War viel zu betrunken und viel zu geil."
Deutlich spüre ich den Blick von Alexander auf mir. Mein Blick schweift durch den Raum, ich sehe unsere Famile, unsere Freunde. Sie tanzen und lachen, reden und haben Spass. Ich seufze und wappne mich für das was kommen mag. Alec hält noch immer meine Hand. Es ist eine kleine Geste, die mir so viel bedeutet.
Und plötzlich zerbricht etwas in mir. Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, meine Augen fixieren einen Punkt. Ich kann nicht mehr klar denken, der Raum scheint sich zu drehen, meine Sicht verschwimmt. Es sind die Tränen welche sich in meinen Augen sammeln und sich ihren Weg über meine Wangen bahnen. Heiß und unerbittlich fließen sie über mein Gesicht, tropfen auf mein Hemd.
"Wir waren immer ehrlich zueinander. Haben soviel erlebt, gelitten, geweint, gelacht. Du bist mein bester Freund und ich liebe dich. Das habe ich dir nie gesagt. Aber ich liebe dich. Du bist mein Fixpunkt in den dunkelsten Stunden meines Lebens gewesen. Und das bist du noch heute. Dich zu verlieren ist meine größte Angst. Es wäre mein Untergang, mein Verderben. Aber ich kann und werde nicht länger schweigen."
Die Tränen laufen über mein Gesicht, meine Stimme versagt. Ich kann nicht mehr. Mein Herz krampft sich schmerzhaft zusammen. Alexander sitzt neben mir, hält meine Hand, sieht mich an und schweigt. Er schweigt, sagt nicht ein Wort. Weder geflüstert noch gehaucht. Diese Stille aus seinem Mund bringt mich fast um den Verstand.
In meinem Kopf dreht sich alles, ich muss hier raus, brauche Luft. Denn ich habe das Gefühl nicht mehr atmen zu können. Ich stehe auf, lasse Alecs Hand los, gehe Richtung Ausgang.
Eine Wärme an meinem Handgelenk lässt mich inne halten. Ich schaue an mir hinab, sehe das sich eine große starke Hand in meine schiebt, meine Finger umschließt und leichten Druck ausübt. Ein warmer Atem streift meinen Nacken, eine Gänsehaut bildet sich an der Stelle. Warme Lippen hauchen kleine Küsse, ein warmer starker Körper schmiegt sich an meinen Rücken. Fest umfasst ein starker Arm mich von hinten, hält mich, gibt Sicherheit, Wärme, Geborgenheit. Ich lasse mich fallen, lasse meine Tränen versiegen, genieße den Augenblick. Im hier und jetzt schwebe ich wieder in der Blase. Umschließt Alexander und mich, schottet uns ab vom Rest der Welt.
Seine Lippen streifen mein Ohr, ein Schauer durchdringt meinen Körper. "Maggie, nicht weglaufen."
Alexander dreht mich, nimmt mein Gesicht in seine Hände, ich schaue in seine wunderschönen blauen Augen, sie glitzern und funkeln. Er ist so wunderschön.
"Ich liebe dich Magnus." sagt er und küsst mich.
Ich bin so benebelt, bemerke nicht das sich meine Lippen nicht bewegen. Erst als ich Alecs Zunge an meiner Unterlippe spüre registriere ich was hier gerade passiert. Seine Worte dringen langsam in mein Bewusstsein. Er hat es gesagt. Alexander hat gesagt das er mich liebt. Diese Worte aus seinem Mund klingen noch schöner als in meiner Vorstellung.
Seine Zunge lasse ich gewähren, lehne mich in diesen Kuss, in seine Berührung. Ich küsse ihn mit allem was ich zu geben habe und spüre ein Band was sich um unsere Körper legt, uns umschlingt und fest miteinander verbindet.
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