
𝔰𝔦𝔢𝔟𝔷𝔢𝔥𝔫; 𝔟𝔯𝔞𝔡𝔩𝔢𝔶 '𝔯𝔬𝔬𝔰𝔱𝔢𝔯' 𝔟𝔯𝔞𝔡𝔰𝔥𝔞𝔴 - 𝔟𝔦𝔯𝔱𝔥𝔡𝔞𝔶
˚ ༘✶ ⋆。˚ ⁀➷Zehnter Geburtstag – Mit verbundenen Augen warte ich auf der Stelle, bis meine Mutter mich abholt. Sie hat eine Überraschung für mich parat, die ich kaum erwarten kann.
»Weißt du, was es sein könnte?«, flüstert Bradley leise neben mir.
Bradleys und meine Mutter sind schon seit Ewigkeiten miteinander befreundet. Um genau zu sein, seit dem Tag unserer Geburt. Wie es das Schicksal wollte, sind Bradley und ich am gleichen Tag zur Welt gekommen.
Auf der Babystation sind unsere Mütter aufeinandergetroffen und sind seitdem befreundet. Seit ich denken kann, haben Bradley und ich unseren Geburtstag zusammen gefeiert. So wie auch heute. Wir sind wie zwei Geschwister von zwei verschiedenen Eltern.
Vor allem seit Bradleys Vater gestorben ist, verbringen die Bradshaws viel Zeit bei uns.
»Ich habe mir die neue Barbie mit dem pinken Pferd gewünscht«, flüstere ich aufgeregt zurück. Ich hoffe so sehr, dass ich die Barbie bekomme, so gut passt sie in meine bisherige beachtliche Barbie-Sammlung.
»Du?«, frage ich.
»Ein F-14 Modell«, erwidert er. Bradley ist besessen von Fliegern, wenn er einmal groß ist, möchte er, wie sein Vater es gewesen ist, ein Pilot werden.
»Wir kriegen sie, wir kriegen sie«, murmeln wir beide wie ein Mantra, während wir unsere kleinen Hände halten.
»Y/N Schatz, Bradley, ihr könnt kommen!«, höre ich die Stimme meiner Mutter. Vor lauter Aufregung pocht mein Herz schnell in der Brust. Bradley erhöht den Druck unserer Hände, während wir blind nach vorne gehen und wir im Blinde-Kuh-Prinzip zu unserem Geburtstagstisch laufen, den unsere Mütter wie jedes Jahr vorbereitet haben.
»Bereit?« Meine Mutter steht hinter mir und bindet mir die Augenbinde ab, als ich genickt habe.
Begeistert und voller Freude quietsche ich auf, als ich den bunt geschmückten Tisch sehe. Ich stelle mich näher heran und betrachte die Buttercremétorte, die meine Mutter für Bradley und mich gebacken hat.
»Ihr zwei Süßen, pustet doch die Kerzen aus«, spricht Bradleys Mutter liebevoll zu uns, während sie eine große Polaroidkamera in ihrer Hand hält.
Kurz sehen Bradley und ich uns an. Er grinst, wodurch man seine vordere Zahnlücke sehen kann.
Die Zähne hat er letzte Woche verloren, nachdem er eine Schnur an ihnen festgebunden hat, das Ende an der Tür befestigt hat und ich diese zugeschlagen habe - das Blutbad danach war enorm und unsere Eltern haben uns für 24 Stunden getrennt, dann aber eingesehen gehabt, dass wir wie zwei Zwillinge sind, die man unmöglich trennen kann.
»Eins.«
»Zwei.«
»Drei.«
Zählen wir langsam runter, bevor wir beide die zwanzig Kerzen auspusten, die sich auf dem Kuchen befinden.
Währenddessen wünsche ich mir, dass ich den Kontakt zu Bradley niemals verliere und wir für immer die besten Freunde bleiben. So wie wir es uns geschworen haben, nachdem wir uns in die Hand geritzt haben und es mit unserem Blut besiegelt haben.
Auch danach haben unsere Mütter uns für kurze Zeit getrennt.
Einundzwanzigster Geburtstag – »Kannst du es glauben?« Bradley steht hinter mir, hat einen Arm um mich gelegt, während ich versuche, einen Lidstrich zu ziehen.
»Wir sind volljährig«, lache ich, als ich einen mehr oder weniger perfekten Lidstrich hinbekommen habe. Doch heute ist es egal, ob der Lidstrich perfekt ist oder nicht. Heute sind Bradley und ich volljährig geworden. So wie wir es uns geschworen haben, sind wir immer noch beste Freunde.
»Gott, ich kann mich noch daran erinnern, wie du mit deinen zwei Pferdeschwänzen rumgerannt bist«, lacht Bradley und ich schlage ihm gegen seine Schulter. »Du bist unmöglich! Darf ich dich an deine Frisur erinnern? Haare kurz, nur hinten eine lange Strähne«, necke ich ihn, woraufhin er mir sehr erwachsen die Zunge rausstreckt.
»Wie war das nochmal mit Volljährig?«, frage ich, bevor ich mich aus seinen Armen löse. Ich betrachte mich im Spiegel, drehe mich nach links und rechts und zupfe an meinem Kleid.
»Hey, Y/N. Du siehst wunderschön in diesem Kleid aus«, sagt Bradley und nimmt meine Hände in die Hand. Er dreht mich vom Spiegel weg, sodass ich direkt vor ihm stehe.
»Danke, Bradley«, bedanke ich mich mit leicht roten Wangen, während ich mein Blick über ihn schweifen lasse. Auch Bradley sieht in seinem weißen Hemd und der dunklen Hose gut aus.
»Dich kann man ebenfalls gut anschauen«, erwidere ich und Bradley lacht auf.
»Du kannst immer noch keine Komplimente geben«, grinst er, bevor er sich zu mir runterbeugt und mir einen Kuss auf meinen Mundwinkel gibt.
»Komm, unsere Gäste warten schon auf uns«, erwidert er, bevor er unsere Hände verschränkt.
Gemeinsam gehen wir hinaus in den Raum, den wir uns gemietet haben. Als unsere Freunde uns erblicken, fangen sie lauthals an Happy Birthday zu singen, während meine Wangen wieder rot werden. Noch nie konnte ich sonderlich gut damit umgehen, wenn jemand für mich (oder wie in den ganzen vergangenen Jahren für Bradley und mich) singt.
»Danke«, grinse ich und umarme erst meine beste Freundin. Die Musik wird etwas lauter gedreht, als ich mich von ihr löse.
»Was habt ihr so lange da drin gemacht?«, wie eine Verrückte wackelt sie mit ihren Augenbrauen, doch ich rolle nur mit meinen Augen.
Seit einigen Wochen hat sie sich in den Kopf gesetzt, dass Bradley und ich total ineinander verschossen wären. Alles was wir gemeinsam tun, führt sie darauf zurück, dass wir uns lieben. Doch egal wie oft ich ihr sage, dass wir nur beste Freunde sind, sie kann es nicht sein lassen. Sie sieht etwas, was nicht ist.
Ich bedanke mich noch bei meinen anderen Freunden, bevor ich eine Runde tanzen gehe, als mich jemand von hinten antanzt. Sofort spüre ich, dass es Bradley ist und ich entspanne mich und lehne mich an seinen Oberkörper, während seine Hände auf meinen Hüften ruhen.
Diese Art von Körperkontakt macht mir nichts aus. Wir sind miteinander aufgewachsen und haben uns als kleine Kinder eine Badewanne und ein Bett geteilt.
»Wie wäre es mit unserem ersten alkoholischen Getränk, das wir legal trinken?«, flüstert er mir in mein Ohr. Sein Atem prallt an meiner Haut ab und kurz schließe ich meine Augen, während wir uns immer noch zu der Musik bewegen.
Seitdem wir 16 sind haben wir uns die ein oder andere Bierflasche von unseren Müttern geklaut und diese heimlich getrunken. So ziemlich jedes erste Mal haben wir miteinander erlebt.
Gleichzeitig lösen wir uns, zur gleichen Zeit greift Bradley nach meiner Hand und zieht mich an unsere kleine Bar, für die er sogar einen Barkeeper organisiert hat.
»Was darf es für die Lady sein?«, grinst er mich an und ich rolle mit meinen Augen.
»Einen Sex on the Beach, bitte«, bestelle ich mir, während Bradley sich einen Pina Coloda bestellt, bei dem ich mein Gesicht verziehe.
»Nur damit du nicht auf die Idee kommst, auch mein Getränk zu klauen«, flüstert er in mein Ohr. Er weiß, wie sehr ich Kokosnuss hasse. Genauso wie ich gerne bei ihm nasche, wenn er etwas zu essen oder zu trinken hat.
»Cheers«, sagen wir gleichzeitig und stoßen mit unseren Getränken an, als der Barkeeper sie vor uns gestellt hat. Den fruchtigen Cocktail lasse ich auf meiner Zunge zergehen.
»Hast du es dir so vorgestellt?« Bradley beugt sich zu mir runter. Es ist bei weitem nicht die Situation, wo wir uns am nächsten waren, doch noch nie hat mein ganzer Körper so gekribbelt oder mein Herz so schnell geschlagen, wenn er mir so nah ist.
»Mhm?«, murmle ich verwundert und verliere mich in seinen braunen Augen. Andere braune Augen finde ich langweilig. Nicht so Bradleys. In ihnen glänzt der Schmerz, den sein Vater hinterlassen hat, aber auch die Freude, wenn wir gemeinsam Zeit verbringen. Für mich hat er die schönsten Augen.
Mein Blick wandert zu seinen Lippen. Sie bewegen sich, doch bei mir kommt kein Wort an. Nicht einmal die laute Musik, die zuvor noch in mein Ohr gedröhnt hat.
»Y/N? Hallo?« Bradley wedelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum und reißt mich aus meiner Blase.
»Hast du was gesagt?«, frage ich verwirrt und hebe wieder meinen Kopf, sodass ich Bradley ansehen kann. Während ich nach meinem 16. Lebensjahr nicht mehr gewachsen bin, ist Bradley mittlerweile zwei Köpfe größer als ich.
Bradley studiert kurz mein Gesicht, bevor er sich kurzerhand wieder meine Hand schnappt und mich auf die Toiletten zieht, die erstaunlicherweise leer sind.
»Ist alles okay bei dir?«, will er wissen und automatisch entspanne ich mich, als der Bass nicht mehr meinen Herzschlag kontrolliert. Dafür wird mir mit einem Mal unerträglich heiß, als ich bemerke, dass Bradley immer noch meine Hand hält.
»Ich weiß es nicht...«, murmle ich leise und starre ihn einfach an.
Was ist mit mir los? Warum spielt mein Körper mit einem Mal so verrückt?
»Vielleicht drehe ich einfach nur durch«, seufze ich und fahre mit meiner freien Hand durch meine Haare. Dass ich sie dabei unordentlich mache, interessiert mich herzlich wenig.
»Es wird sich einfach alles ändern und ich habe einfach Angst...«, murmle ich. Bradleys Hand schließt sich fester um mich und so spendet er mir etwas Trost.
»Wir haben es uns geschworen, Y/N. Für immer«, erwidert er und streicht mit seinem Daumen über die feine Narbe, die unser Blut-Pakt hinterlassen hat.
Ich lächle ihn an und seufze. »Für immer«, wiederhole ich seine Worte. Wir sehen uns einfach an, als ich mich plötzlich nicht mehr zurückhalten kann.
Ohne zu wissen, was ich mache, stelle ich mich auf meine Zehenspitzen und plötzlich liegen meine Lippen auf seine.
Gerade als ich mich panisch von ihm lösen will, legt er seine Hände auf meine Wange, fixiert so mein Gesicht, dass es mir unmöglich ist, mich von ihm zu lösen und küsst mich zurück.
Unsere Küsse sind am Anfang unbeholfen, doch langsam tasten wir uns daran. Mein Herz habe ich nicht in dieser Nacht an ihn verschenkt. Das ist schon vor vielen Jahren geschehen, nur war ich zu blind dafür.
Doch war es auch unsere letzte gemeinsame Nacht.
Fünfunddreißigster Geburtstag – Wie jedes Jahr denke ich an ihn zurück. Meinen besten Freund. Demjenigen, den ich mein Herz geschenkt habe, bevor er mich verlassen musste, damit er seinen Traum leben kann.
Wir haben immer gesagt für immer. Er hat gesagt, für immer. Was mir geblieben ist, ist diese einzige Nacht an dem letzten Geburtstag, den wir zusammen gefeiert haben.
Ich wünschte, ich könnte wütend darüber sein, dass er gegangen ist. Die Wahrheit ist, ich verstehe ihn.
Es war sein Traum und nur so konnte er ihm näherkommen. Das alles ging so plötzlich, dass wir keine Zeit hatten, uns zu verabschieden. So wurde aus unserem Geburtstag mein und sein Geburtstag.
Einsam sitze ich an irgendeiner Bar in Kalifornien. Ich habe mir nicht einmal die Mühe gemacht, das Schild, das vorne steht, zu lesen. Es ist mir schlichtweg egal. Was mir nicht egal ist, ist der Alkohol, der in mir fließt, damit ich ihn vergessen kann.
An unserem Geburtstag holt mich die Melancholie ein. Auch nach den ganzen Jahren.
Um mich herum sind die Leute glücklich und als die Uhr Null schlägt, fängt eine Gruppe neben mir an, laut Happy Birthday zu singen.
Happy, Happy, denke ich sarkastisch, bevor ich mir einen weiteren Shot bei der brünetten Barfrau bestelle, den sie mir sofort hinstellt. Mit einem schwachen Lächeln bedanke ich mich.
»Ich sehe ungerne so traurige Gesichter an meiner Bar«, seufzt sie leise, als ich den Shot geext habe.
»Naja, ich bin allein und heute ist mein Geburtstag«, ich zucke mit den Schultern. Früher habe ich meinen Geburtstag geliebt. Mittlerweile ist es ein normaler Tag, an dem ich von meinen alten Dämonen heimgesucht werde.
»Herzchen, niemand sollte an seinem Geburtstag alleine sein«, sie legt ihre Hand auf meinen Arm, bevor ihr Blick zu der Gruppe schweift, die zuvor noch Happy Birthday gesungen hat.
»Rooster hat heute auch Geburtstag«, murmelt sie leise zu sich, bevor sie jemanden heran winkt. Ich spüre, dass jemand zu uns kommt, aber ich lasse meinen Blick gesenkt.
»Penny?«, fragt derjenige, und bei dem Klang seiner Stimme gefriert mir das Blut in den Adern und langsam hebe ich meinen Kopf.
Bradley steht vor mir. Älter, noch attraktiver und einen Streifen Bart über seiner Oberlippe. Es fühlt sich so an, als würde ich gleich einen Herzinfarkt erleiden. Er lächelt Penny fröhlich an, doch als sein Blick zu mir gleitet, friert sein Lächeln ein.
Wir starren uns beide an. Niemand sagt ein Wort. Es ist, als würde die Zeit stehen bleiben.
»Y/N?«, flüstert er leise, als könnte er nicht glauben, dass ich vor ihm stehe. Ich kann es nicht glauben. Nach den ganzen Jahren treffen wir an unserem Geburtstag aufeinander. In irgendeiner Bar, in die es mich getrieben hat?
»Bradley«, hauche ich leise seinen Namen. Plötzlich geht ein Ruck durch seinen Körper und ehe ich es mich versehen kann, hat er mich in seine starken Arme gezogen. Ich drücke mich näher an ihn, während Tränen über mein Gesicht laufen und ich seinen Duft inhaliere.
Ich habe ihn vermisst. Ich habe ihn so doll vermisst, dass es fast wehtut, ihn jetzt wieder zu umarmen.
»Es tut mir so leid«, murmelt er immer wieder. Er drückt mich so fest an sich, als hätte er Angst, ich würde mich in Luft auflösen. Ich spüre Blicke auf uns, doch ich blende sie aus, als wir uns langsam voneinander lösen.
Immer noch steht er nah vor mir. Er nimmt mein Gesicht sanft zwischen meine Hände. Seine Augen mustern mein Gesicht, während er fassungslos und gleichzeitig glücklich aussieht.
»Ich habe dich gesucht, doch du warst plötzlich weg«, murmelt er leise. Die Tränen lösen sich aus meinen Lippen und ich kriege keinen einzigen Ton heraus, als er seine Lippen senkt und mir jede meiner Tränen wegküsst, bevor er seine Lippen auf meine legt.
Sanft und leicht, als wäre ich zerbrechlich.
Ich stehe nah bei ihm, inmitten einer vollen Bar und es fühlt sich an, als hätte es die letzten 14 Jahre nicht gegeben.
»Rooster, willst du uns vielleicht aufklären?«, reißt uns eine Stimme aus unserer Trance, in der es nur uns gab. Bradley oder Rooster löst sich ein Stück von mir, sieht mich aber immer noch tief an.
»Die ganzen Jahre über hat mir etwas gefehlt. Nicht Maverick, nicht mein Vater - es warst die ganze Zeit du«, spricht er und ich kann nicht anders als zu lächeln.
»Du hast es geschafft?«, frage ich wispernd. Er hat einen Rufnamen - Rooster - er hat seinen Traum geschafft.
»Jetzt ist alles perfekt«, er nickt, bevor er mich nah an sich drückt und er mich wieder küsst, doch diesmal weiß ich, dass es wirklich für immer ist.
***
Auch wenn er eigentlich für morgen geplant war, hoffe ich, dass ich dir ein wenig Ablenkung verschaffen konnte LenaHummels15 👻🤍
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro