𝔰𝔦𝔢𝔟𝔢𝔫𝔲𝔫𝔡𝔡𝔯𝔢𝔦𝔰𝔰𝔦𝔤; 𝔭𝔢𝔱𝔢 '𝔪𝔞𝔳𝔢𝔯𝔦𝔠𝔨' 𝔪𝔦𝔱𝔠𝔥𝔢𝔩𝔩 - 𝔩𝔞𝔰𝔱 𝔡𝔞𝔶𝔰
»Ich bleibe dabei!«, murrt mein Bruder und ich kriege das Gefühl, ich würde mit einem Kleinkind sprechen. Aber so war Beau schon immer. Verklemmt, spießig, mit einem gewaltigen Stock im Arsch.
Ich rolle so mit meinen Augen, dass er es nicht mitkriegt, denn wenn es eine Sache gibt, die ihn aufregt, seitdem wir klein sind, dann ist es, wenn ich mit den Augen rolle. Dabei ist das meine Lieblingskommunikation mit Menschen, die mir auf den Sack gehen.
»Beau, jetzt mal im Ernst. Ice wird seine Gründe dafür gehabt haben. Maverick ist gut. Sehr gut. Es ist nicht von Belang, dass er Zitat ›ein arroganter, Admiralverachtenes Arschloch‹ ist«, wiederhole Beaus Worte, während ich ihn mit hochgezogener Augenbraue ansehe.
Ich weiß nicht einmal, warum ich meinen großen Bruder besuche, während er sich um eine so große und wichtige Mission kümmern muss - auf jeden Fall, stehe ich jetzt vor ihm in seinem Büro.
»Mhm«, brummt Beau und genervt lasse ich mich auf dem Stuhl vor ihm gleiten. »Gib ihm einfach eine Chance. Für die Mission«, versuche ich es versöhnlicher, als ein langgezogenes Seufzen von meinem Bruder zu hören ist. Er hat seine Hände hinter seinem Kopf verschränkt und sieht mich gedankenverloren an.
»Okay«, spricht er dann nach einer kurzen Pause und zufrieden lächle ich. Mehr will ich doch gar nicht, einfach, dass Maverick eine faire Chance hat.
»Y/N, kannst du mir eins versprechen?«, fragt er mich.
Oh Gott, was kommt jetzt?
»Natürlich«, erwidere ich vorsichtig, mit einer gewissen Spur Neugierde.
»Lass die Finger von ihm. Ich weiß, er ist genau dein Typ.«
Die Tage vergehen, in denen ich im Stützpunkt ein- und ausgehe. Dank meinem Bruder habe ich irgendeinen VIP-Ausweis, oder was auch immer, dass ich an dem Tor reinkomme – mittlerweile kennt Jon, der Diensthabende, mich auch ganz gut, dass ich ihn immer Donuts mitbringe, wenn ich von der Stadt in den Stützpunkt komme.
Heute ist es leer, dass es mir zunächst suspekt vorkommt, bis mir ein gestresster Beau entgegenkommt.
»Dir auch einen schönen Abend, Beau!«, rufe ich ihm sarkastisch hinterher, als er einfach an mir vorbeirauscht.
»Kann nicht reden!«, brummt er in seiner üblichen Manier, weswegen ich ihm einfach auf den Parkplatz folge.
Schon seitdem wir Kinder waren, sind wir komplett unterschiedlich. Beau hat alles getan, um in die Navy zu kommen, ich hingegen habe nicht eine Studentenparty sausen lassen.
»Was ist los?«, frage ich, als ich mich auf den Beifahrersitz gesetzt habe und ihn eingehend mustere. Wenn er so weitermacht, dann stirbt er an einem Herzinfarkt.
»Jetzt, in diesem Moment, sollte eigentlich das Training stattfinden – komisch, dass niemand am Platz ist«, knurrt er, während er in einem Affenzahn vom Parkplatz jagt. Vorm Tor legt er eine Vollbremsung ein, sodass der Gurt sich in meinen Magen bohrt.
Gott, wie ich seinen Fahrstil hasse.
»Es bringt dir nichts, wenn du uns mit deinem Fahrstil umbringst«, murmle ich und kralle mich an meinen Oberschenkel. Manchmal frage ich mich wirklich, wie er noch nie gegen einen Baum gefahren ist - oder es liegt daran, dass es nicht so viele Bäume auf North Island gibt.
Er ignoriert mich den Rest der Fahrt, also starre ich aus dem Fenster, als wir vor einem Strand stehen bleiben.
»Ich fass es nicht...«, murmelt Beau, als er etwas entdeckt. Ohne auf mich zu warten, stürmt er aus dem Auto.
»Er braucht echt wieder Sex«, murmle ich leise, bevor ich ihm etwas entspanner folge.
Als ich am Strand ankomme, den warmen Sand unter meinen Füßen (natürlich habe ich meine Schuhe ausgezogen, ich meine, hallo? Wir sind am Strand!) spüre, fühle ich mich sofort, als wäre ich im Urlaub.
Warum ist Beau immer so gestresst, wenn er gleich das Meer vor der Tür hat?
Ich sehe, wie er mit einem Mann spricht, der sich gerade ein dunkles Shirt übergezogen hat und vor sich hersieht, während mein Bruder daneben steht. Sie reden miteinander, als ich mich zu ihnen geselle.
Sofort treffen zwei grünblaue Augen auf mich, mustern mich intensiv und für einen Moment bleibt mein Herz stehen.
Noch nie habe ich so schöne Augen gesehen. In einem muss ich meinem Bruder recht geben. Maverick ist voll und ganz mein Typ.
»Y/N, du solltest im Auto warten«, knurrt Beau und wieder unterdrücke ich das Verlangen, mit meinen Augen zu rollen. Er hat darauf geachtet, dass ich auf keinen Fall auf Maverick treffe. Tja, jetzt hat er mich ihm genau zum Fraß vorgeworfen.
»Genau genommen hast du nichts gesagt, während du wie eine angesengte Sau über die Insel gerast bist«, erwidere ich trocken, bevor ich wieder zu Maverick sehe, der nicht einmal für eine Sekunde die Augen von mir genommen hat.
»Ich bin Y/N. Beaus Schwester«, stelle ich mich mit einem freundlichen Lächeln vor.
Maverick schenkt mir ein Lächeln, dass meine Knie weich werden lässt.
»Maverick. Ich wusste gar nicht, dass der Admiral so eine bezaubernde Schwester hat«, sagt er charmant, was mich auch zum Lächeln bringt.
»Okay Stopp! Sie ist meine Schwester, halten Sie einfach ihre Griffel bei sich und machen Sie daraus ein Team!« Mit diesen Worten packt er meinen Arm und zieht mich vom Strand runter. Ich sage ja: Kleinkind.
Dennoch drehe ich mich um und blicke ein letztes Mal in Mavericks Gesicht, der sich auch zu mir umgedreht hat.
»Ich verstehe ihn einfach nicht!«, lalle ich und kippe mir gleich einen weiteren Shot hinunter, während Penny mich amüsiert ansieht und dann mein leeres Shotglas von mir wegnimmt.
Immer wenn ich meinen Bruder besuche, leiste ich Penny in der Bar Gesellschaft – was so viel heißt, dass ich so viel trinke, dass ich einen Moment vergesse, wie verklemmt und ernst mein Bruder ist.
»Ich meine, früher war er ja schon – hicks – echt verklemmt, aber es wird immer schlimmer – hicks –«, klage ich Penny mein Leid, während ich vor meinen inneren Augen immer noch die grünbauen Augen von Maverick sehe, die sich in meine Seele gebrannt haben.
Ab und zu sind wir uns auf dem Stützpunkt über den Weg gelaufen, haben uns heiße Blicke geschenkt, doch immer hat mein Bruder dafür gesorgt, dass wir nicht alleine sind.
»Gott, es dreht sich alles«, murmle ich und lasse meinen Kopf einfach auf den Tresen fallen. Ein Nickerchen wird mir bestimmt helfen. Oder Wasser. Oder ein fettiger Burger.
»Okay, Y/N, das reicht mir jetzt«, höre ich Pennys Stimme gedämpft vor mir. Dann herrscht um mich Stille. Was komisch ist, immerhin befinde ich mich in einer Bar, aber ich bin zu besoffen, um überhaupt irgendwas zu realisieren.
Einige Sekunden vergehen. Oder doch Minuten? Ich weiß es nicht, ich habe jedes Zeitgefühl verloren, als ich spüre, wie mich jemand hochhebt.
Entführt mich gerade jemand?
Wahrscheinlich sollte ich Angst haben und mich wehren, aber mein Entführer riecht so gut, dass ich mich näher an seine trainierte Brust schmiege und einfach meine Augen schließe.
Irgendwann werde ich wieder wach, als ich etwas Weiches spüre, auf dem ich draufgelegt werde. Eine Matratze vielleicht?
»Hey, Y/N, sind Sie wach?«, ertönt eine Stimme ziemlich nah an meinem Ohr.
»Mhm«, murmle ich und öffne meine Augen einen Spalt. Da sind wieder die grünblauen Augen, die mich von der ersten Sekunde an in den Bann gezogen haben. Maverick.
»Wo bin ich?«, wispere ich leise. Immer noch steht Maverick so zu mir gebeugt, sodass wir uns immer noch so nah sind. Seine Lippen schweben nur wenige Millimeter vor meinen, dass es mir ein Leichtes wäre, meine einfach auf seine zu legen.
»Ich habe es für keine gute Idee gehalten, dich zu deinem Bruder zu bringen. Deswegen habe ich dich zu mir mitgenommen«, erklärt er. Seine Worte kommen bei mir zwar an, doch in der nächsten Sekunde habe ich sie schon wieder vergessen.
Ich starre auf seine Lippen, sehe wie sie sich bewegen und der Wunsch in mir wird immer größer, den letzten Hauch von Widerstand aufzugeben und unsere Lippen zu vereinen.
So verführerisch schweben sie vor meinen, sagen meinen Namen und lassen mich alles vergessen. »Y/N?«, haucht Maverick leise und sein Adamsapfel hüpft, als er hart schluckt.
»Sieh mich nicht so an«, fleht er leise, doch ich schüttle nur leicht mit meinen Kopf. Ich kann nichts dagegen machen. Selbst wenn ich es wollen würde – was ich nicht tue.
Die Spannung zwischen uns lädt sich immer mehr auf. Habe ich mich soeben noch betrunken gefühlt, so fühle ich mich jetzt komplett nüchtern.
»Müssen Sie nicht die ganze Zeit daran denken?«, flüstere ich leise und sehe von seinen Lippen, zu seinen Augen, die einen Hauch dunkler geworden sind. Seine Finger fischen nach einer losen Strähne von mir. Während wir in den Augen des anderen versinken, wickelt er sie um seinen Finger.
»Von der ersten Sekunde an«, gibt er zu und lässt meine Haarsträhne wieder los.
»Und was hält Sie davon ab? Sagen Sie mir nicht, mein Bruder, denn ich weiß, wie sie zu Admirals stehen«, flüstere ich immer noch. Ich traue mich nicht lauter zu sprechen, aus Angst, dass die Blase, in der wir uns gerade befinden, zerplatzt.
»Ich bin nicht mehr der, der ich früher war«, erwidert er und leicht rolle ich mit meinen Augen. »Und dennoch wollen Sie mich auch küssen«, murmle ich und schiele wieder auf seine Lippen.
Es macht mich verrückt, dass er mir so nah ist, ohne, dass unsere Lippen sich berühren.
»Scheiße«, flüstert Maverick, während er seine Hand in meine Haare schiebt und mein Gesicht zu seinem zieht.
Mein Herz kollidiert in meiner Brust. Ich spüre erst seinen warmen Atem auf meinen Lippen, dann berühren sich endlich unsere Münder. Kurz bleibt mein Herz stehen, als wir den Kuss intensivieren und er seine Zunge in meinen Mund schiebt.
Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und ziehe ihn über mich. Unsere Lippen trennen sich zu keiner Sekunde, während ich sein Gewicht auf meinen spüre.
»Bleibst du bei mir?«, nuschle ich gegen seine geschwollenen Lippen. Ich lasse ihm keine Zeit zu antworten, sondern verbinde unsere Lippen wieder zu einem leidenschaftlichen Kuss.
»Ja.«
Die kühle Seeluft peitscht mir ins Gesicht, während ich auf die rauen Wellen schaue, die gegen das Boot schlagen.
»Es ist soweit«, mein Bruder ist neben mich getreten und schaut auch auf die Wellen. »Hat er sich entschieden?«
Ich war noch die ganze Nacht bei Maverick. Wir haben uns geküsst, in den Armen gehalten und die gesamte Nacht nur geredet. Über alles, aber vor allem über die bevorstehende Mission.
Angst fließt durch meine Venen, aber ich weiß, dass er der beste von den besten ist. Wenn es einer schafft, dann Maverick.
»Ja. Payback und Fanboy. Bob und Phoenix und Rooster als seinen Wingman«, zählt Beau auf und als ich den Namen von Bradshaw höre, sehe ich auf. Ein Lächeln umspielt meine Lippen, was Beau skeptisch beäugt.
»Ich wünsche ihnen noch viel Glück«, erwidere ich und bevor mein Bruder widersprechen kann, habe ich ihn schon alleine gelassen. Ich laufe über das Deck und sehe Mav schon von weitem.
Leise schleiche ich mich an ihn ran, bevor ich ihn auf seine Schulter tippe. Erschrocken dreht er sich zu mir um. Als er mich erkennt, breitet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.
»Ich wollte dich noch einmal sehen, bevor du fliegst«, sage ich und streiche mir nervös eine Strähne hinter mein Ohr. Ich weiß nicht, warum ich mit einem Mal so aufgeregt bin.
»Ich bin froh, dass du nochmal gekommen bist«, sagt er und macht einen Schritt auf mich zu.
»Kläre das danach mit den Jungen«, murmle ich, als ich Rooster aus der Entfernung auf uns zukommen sehe.
»Wenn wir wieder zuhause sind«, verspricht er mir und ich seufze. »Wenn nicht, dann trete ich dir in den Hintern«, drohe ich ihm scherzhaft. Laut lacht er auf, bevor er mich in seine Arme zieht.
Sofort erwidere ich die Umarmung und genieße es, ihm so nah zu sein. »Und ich werde dich aufspüren und in den Hintern treten, wenn du nicht wiederkommst«, nuschle ich an seiner Brust.
»Y/N, sieh mich an«, sagt er leise. Vorsichtig entfernt er sich ein Stück von mir, sodass wir uns ansehen können.
Sanft nimmt er mein Gesicht zwischen die Hände, bevor er sich runterbeugt und mir einen liebevollen Kuss gibt, der mich schwach werden lässt. Viel zu früh löst er sich von mir.
»Ich werde zurückkommen und dann werden wir ein richtiges Date haben–« er hebt seinen Blick und sieht an mir vorbei. »Und ein tolles Gespräch mit deinem Bruder...«, fügt er hinzu, bevor er sich einen letzten Kuss stiehlt und wir uns voneinander lösen.
Schwerfällig drehe ich mich um, als schon ein wütender Beau auf mich zukommt.
»Hallo, Bruderherz«, zuckersüß grinse ich ihn an, als er vor mir stehen bleibt.
»Hast du gerade Maverick umarmt?«, will er wütend wissen und diesmal kann ich mein Augenrollen nicht verhindern. Da ist wieder der große Bruder, der mich vor den bösen, bösen Männern beschützen will.
»Ich glaube, du brauchst eine Brille«, sage ich und drehe mich um, bevor ich meinen Kopf zu ihm drehe. »Ich habe ihn geküsst, Beau.« Mit diesen Worten lasse ich ihn einfach stehen.
Fassungslos kann er mir nur hinterherstarren, doch dann gehen die Flieger in die Luft und Beau muss sich um was besseres kümmern, als das Liebesglück seiner kleinen Schwester.
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