
𝔣𝔲̈𝔫𝔣𝔲𝔫𝔡𝔷𝔴𝔞𝔫𝔷𝔦𝔤; 𝔯𝔬𝔟𝔢𝔯𝔱 '𝔟𝔬𝔟' 𝔣𝔩𝔬𝔶𝔡 - 𝔰𝔢𝔠𝔯𝔢𝔱 𝔦𝔦
»Was ist denn?«, murmelt Bob neben mir verschlafen. Sein Griff um mich verfestigt sich, während er sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergräbt. Er scheint noch nicht mitbekommen zu haben, dass Jake in der Tür steht und wie eine Bombe kurz vorm explodieren ist.
»Bob, ich glaube du solltest lieber aufwachen«, murmle ich leise. Er brummt, dann hebt er seinen Kopf und ich spüre, wie sein Körper sich verspannt, in der Sekunde, in der er meinen Bruder in der Tür erkennt.
»Scheiße.«
Das kannst du laut sagen, nur wird uns das nicht helfen.
Ich bin alt genug, um selbst Entscheidungen zu treffen, aber seit unsere Eltern gestorben sind, ist die Bindung meines Bruders und mir enger geworden. Auch wenn ich nur ein Jahr jünger als er bin, bin ich sein kleines Mädchen und es gibt Dinge, die Brüder bei der kleineren Schwester weder hören noch sehen wollen.
»Jake, hör zu«, bitte ich ihn und schwinge meine Beine aus dem Bett.
»Nein, Y/N! Du hörst mir jetzt zu«, unterbricht er mich und ich kann nur meinen Mund zuklappen. Jake ist wütend. Sehr wütend.
»Bitte lass es nur ein bescheuerter Zufall sein, aber die Geräusche, die ich heute morgen gehört habe. Sag mir nicht, dass du das warst«, spricht er und macht einen Schritt auf mich zu. Ich höre das Rascheln der Decke und bin mir ziemlich sicher, dass Bob sich die Decke über den Kopf gezogen hat.
Ich schweige, aber meine verräterischen roten Wangen sagen alles.
»Wow, Y/N. Ich hätte dich niemals für so eine gehalten«, spricht er verächtlich. Wut pulsiert in meinen Adern. Ich springe auf und funkle ihn an.
»Was für eine?«, knurre ich und stemme meine Hände in die Hüfte. Ich weiß, was er damit meint. Aber ich hoffe, es ist nur ein schlechter Scherz. Dass er mich nicht als eine Schlampe sieht.
»Schla-mpe«, zischt Jake langsam. Ich sehe rot, doch bevor ich auf meinen Bruder losgehen kann, schlingt Bob seine Arme um mich und hält mich zurück.
»Ich wusste ja, dass du tief gesunken bist, aber so tief...« Ich bin froh, dass Bob das Wort an sich gerissen hat und der sonst eher in sich gekehrte mich verteidigt. Denn mir kommt kein Wort über die Lippen. Ich kann meinen Bruder nur anstarren.
»Misch dich da nicht ein, Bobby. Das ist eine Familienangelegenheit«, knurrt Jake und macht einen Schritt auf uns zu. Tränen brennen in meinen Augen, doch ich will ihm diese Genugtuung nicht geben, weswegen ich sie wegblinzle.
»Wenn es eine Familienangelegenheit ist, dann geht es Bob sehr wohl was an«, fauche ich, bevor ich mir Bobs Hand schnappe. Ein letztes Mal blicke ich in das Gesicht von Jake, dann remple ich ihn an und verschwinde mit Bob aus seinem Zimmer.
»Ist alles okay? Ich habe Geschrei gehört.« Coyote, der das Zimmer neben meinem Bruder bewohnt, steht hellwach in seiner Tür und sieht Bob und mich fragend an.
»Jetzt nicht«, knurre ich und ziehe Bob einfach weiter.
Schweigend folgt er mir, bis wir den Schlaftrakt verlassen haben und mich meine Beine nicht mehr halten. Ungehindert fließen Tränen über meine Wangen und Bob schlingt seine Arme um mich, zieht mich in eine Umarmung, bevor ich zu Boden gleiten kann.
»Dein Bruder ist ein Arsch«, murmelt Bob in mein Ohr, doch ich schluchze nur noch lauter. Es mag sein, dass Jake sich oft und gerne wie ein Arsch benimmt, aber er ist kein Arschloch. Er tut nur alles dafür, dass alle denken, er sei eines.
»Er ist kein Arsch«, wimmere ich. Bob seufzt, bevor er mich noch enger an sich zieht und seine Hände beruhigend über meinen Rücken streichen. Ich heule sein Shirt voll, doch es stört ihn nicht. Er hält mich so lange, bis ich mich langsam beruhige.
»Dennoch hat er nicht das Recht, dich als eine...« Bob kann das Wort nicht aussprechen, was mir ein klitzekleines Lächeln entlockt. Ich hebe meinen Kopf und sehe ihn mit Tränen verschmierten Augen an.
Bobs blaue Augen strahlen mir sanft entgegen, während er mit seinen Daumen die Tränen von meiner Wange wischt. »Bruder hin oder her, er hat nicht das Recht, dich so zu nennen«, flüstert er und ich nicke, während ich meine Augen schließe und meinen Kopf an seine Brust lehne.
»Ich weiß.«
Am Rest des Morgens sind Bob und ich meinen Bruder aus dem Weg gegangen. Beim Frühstück habe ich immer wieder seinen Blick auf mir gespürt, doch ich habe nicht hingesehen. Auch wenn er mein großer Bruder ist, er hat große Scheiße gebaut und das muss er einsehen.
Da die Katze sowieso aus dem Sack ist, nachdem Jake heute früh so rumgeschrien hat, verstecken Bob und ich unsere Beziehung nicht. Wobei wir sie auch nicht offen zeigen. Wir sitzen nebeneinander, wir reden wie normal - aber immer noch ist meine Stimmung getrübt.
»Sei vorsichtig, Y/N«, sagt Bob leise, als die anderen ihre Teller wegräumen und sich auf den Weg nach unten machen, wo Mav schon auf uns wartet.
»Ich bin immer vorsichtig«, versuche ich zu grinsen, doch es wirkt schief und sieht so gar nicht nach mir aus.
»Versprich es mir einfach«, erwidert Bob seufzend. »Ich verspreche es«, wiederhole ich seine Worte, bevor ich ihn sanft küsse. Kurz mustert er mich noch, bevor wir beide aufstehen, unsere Tabletts wegbringen und auch nach unten gehen.
Kurz und unauffällig berührt Bob meine Hand, bevor er sich neben Phoenix hinsetzt. Doch diese klitzekleine Berührung spendet mir etwas Trost. Ich will mich gerade zu Rooster setzen, als Mav meinen Namen ruft und mich nach vorne zu sich winkt.
Ich spüre Bobs Blick auf mir, als ich einen Weg durch die Reihen bahne und dann vor Maverick zum Stehen komme.
»Ist alles okay?«, will er wissen und sieht von einem Zettel auf, den er zuvor noch studiert hat.
»Ja, Sir«, erwidere ich. Er seufzt einmal langgezogen, bevor er sich ein Stück rüberbeugt.
»Fühlst du dich in der Lage zu fliegen?«, fragt er. Bevor ich zu einer Antwort ansetzen kann, wird es hinter uns laut und als ich mich umdrehe, sehe ich, wie Hangman von Payback und Fanboy festgehalten wird.
»Es ist schlimmer, als auf Läuse aufzupassen«, höre ich Maverick murmeln, dann stürmen wir beide nach vorne.
»Was ist hier los?«, verlangt Maverick zu wissen, als wir ankommen. Immer noch halten Payback und Fanboy Jake fest, sodass er sich nicht auf Bob stürzen kann.
»Er hat meine Schwester gefickt!«, knurrt Jake und ich schnappe nach Luft. Dieser...-
»Vielleicht habe ich ihn auch gefickt, Jake! Und weißt du was? Es kann dir scheißegal sein, wen oder was ich ficke, denn es ist mein Leben! Meine Entscheidung.« Vielleicht habe ich das Wort 'ficken' zu oft benutzt, aber ich bin einfach nur wütend. Was er kann, kann ich schon lange.
Ich bin nicht mehr das kleine Mädchen, das beschützt werden muss.
Ich muss mein Leben selbst leben, Fehler machen und aus diesen lernen - aber ich weiß, dass Bob kein Fehler ist. Endlich habe ich einen Mann kennengelernt, der so charmant, witzig und attraktiv ist und das wichtigste - kein frauenverachtendes Arschloch, wie meine Ex-Freunde es waren.
»Verstehe es doch«, meine Stimme wird leiser, als ich weiter spreche, »Bob liebt mich und ich liebe ihn. Wolltest du das nicht immer für mich?«, frage ich und im selben Moment sacken Jakes Schultern ein. Schuldbewusst sieht er mich an, bevor er Payback und Fanboy abschüttelt.
Langsam kommt er auf mich zu. Dass die anderen uns beobachten, blende ich einfach aus.
»Ich wollte dich nicht eine... Du weißt schon nennen«, murmelt er leise und sieht mich betroffen an.
»Jake, du hast mich eine Schlampe genannt«, sage ich hart und er zuckt getroffen zusammen. Er fährt sich durch seine sonst so geordneten Haare und bringt sie durcheinander.
»Ich bereue es...«, murmelt er und bleibt vor mir stehen. Ausdruckslos sehe ich ihn an, bevor ich ihn einfach umarme.
»Es tut mir so leid«, flüstert er in meine Haare, während er seine Arme um mich schlingt und mich so umarmt, als würde ich mich gleich in Luft auflösen.
»Ich weiß, dass es bisher nur dich als Mann in meinem Leben gab. Aber ich liebe Bob und er gehört jetzt zu meinem Leben dazu«, sage ich leise und spüre wie Jake in die Umarmung nickt.
Er dreht sich um und blickt zu meinen blondhaarigen Freund. »Bob- es tut mir leid, dass ich dich so angegangen bin, aber ich schwöre dir, wenn du sie verletzt bist du ein toter Mann.« Dankbar drücke ich Jake näher an mich.
»Ach und will jemand sein Zimmer mit meinem tauschen? Ich fürchte, ich muss mir sonst die Ohren abschneiden«, brummt er, was alle Beteiligten ein schmunzeln entlockt.
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