⋆·˚ ༘ * 10. 𝔪𝔦𝔩𝔢𝔰 𝔱𝔢𝔩𝔩𝔢𝔯
❧it will make sense one day
Der Schnee fällt schon seit einigen Stunden ununterbrochen auf die Erde und hinterlässt eine weiße Schicht auf dem sonst so grünen Rasen. Früher, als ich kleiner war, habe ich den Schnee gehasst. Er war mir zu nass, zu kalt und einfach zu weiß. Erst mit dem Alter habe ich es schätzen gelernt, was für eine zauberhafte Zeit er einläutet.
Die Weihnachtszeit – und genau vor einem Jahr habe ich mein eigenes kleines Weihnachtswunder erlebt.
»Jetzt hör mir zu. Du schreibst ihm das alles, was du mir gerade auch erzählt hast!«
Eindringlich rede ich auf meine beste Freundin ein. Mein Handy halte ich an mein Ohr gepresst, während ich mir einen Weg durch die Menschen bahne, die auf niemandem Rücksicht nehmen. Im Moment tue ich das vielleicht auch nicht, aber ich habe einen wichtigen Termin, sowie meine beste Freundin am Ohr, die kurz vor der Verzweiflung steht.
»Ich soll ihm sagen, auf welche Art und Weise ich ihn kastrieren werde?«, hakt sie ratlos nach und als ich leise lache, schnaubt sie auf. Es war mehr als nur bildhaft, wie sie beschrieben hat, was sie mit ihrem Ex-Freund tun wird. Am liebsten hat mir die Stelle gefallen, als sie ihn in Stücke verpackt zu seiner Familie schicken wollte, als ihr neues Festmahl – sie ist und bleibt eben eine Autorin, deren Kreativität grenzenlos ist.
»Natürlich! Und dann reibst du ihm unter die Nase, wie heiß der Sex mit Chris Evans war«, erwidere ich. »Er wird ausrasten«, sagt sie zweifelnd und ich rolle mit meinen Augen.
»Schätzchen, wenn er seinen Schwanz nicht unter Kontrolle hat und er ihn in irgendwelche Barbies stecken muss, die Schuld daran haben, dass der Plastikanteil im Meer steigt, hat er es verdient zu wissen, was für ein Wunderpenis Evans hat.«
Mit meinen Worten erreiche ich genau, was ich vorhabe. Sie lacht und automatisch muss ich auch Lachen. Ich weiß, wie hässlich eine Trennung sein kann und genau aus diesem Grund halte ich mich männlichen Exemplaren fern – bis auf meinen alten Kindheitsfreund, aber er spielt für das andere Ufer, weswegen ich für ihn eine Ausnahme mache.
»Okay, ich danke dir.« Sie schnieft noch einmal in den Hörer und wischt sich wahrscheinlich über ihr tränennasses Gesicht. »Du schaffst das, okay? Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich mehr«, verabschiedet sie sich, bevor sie auflegt. Seufzend lasse ich mein Handy in die hintere Tasche meiner Jeans gleiten. Ich schaue einmal links und rechts und will gerade die Straße überqueren, als ich umgeschmissen werde und ich mich keine Sekunde später im Schnee wiederfinde.
»Was zur heiligen Makrele?«, keuche ich und will mich erheben, doch etwas, oder eher gesagt jemand hat sich auf mich geschmissen.
»Makrele?«, höre ich eine amüsierte Stimme. Keine Sekunde später hebt derjenige, der mich in den Schnee geworfen hat, seinen Blick und ich verliere mich in die schönsten braunen Augen, die ich jemals gesehen habe.
Mein Atem stockt. Braun war für mich die am wenigsten attraktive Augenfarbe. Ich meine, wenn man einen wunderschönen Mix aus Grau und Blau hat, wer will dann ein so langweiliges Braun? Doch seine Augen sind keinesfalls langweilig. Sie strahlen mir in so einem warmen Braun entgegen, dass ich das Gefühl habe, in flüssige Schokolade zu blicken.
»Werfen Sie immer fremde Menschen in einen Schneehaufen?«, will ich dann wissen und deute auf den Haufen, auf den er mich unmittelbar und ohne mir erkenntlichen Grund geschmissen hat.
Ich spüre die komischen Blicke der anderen Menschen auf uns, doch wie immer blende ich sie einfach aus. Sie denken sowieso, was sie wollen, und niemals in meinem Leben würde ich einen davon wiedersehen – und selbst wenn, wäre es mir egal.
»Schauen Sie immer auf die Straße und laufen dann, bevor ein Auto kommt?«, kontert er. Kaum merklich kneife ich meine Augenbrauen zusammen. Ich schaffe es, mich von seinen wundervollen Augen zu lösen, die meine für keine Sekunde aus den Augen gelassen haben, und blicke an mir vorbei auf die Straße.
Habe ich wirklich ein Auto übersehen und bin einfach rübergegangen?
»Dann sollte ich mich wohl bedanken«, nervös stoße ich ein Lachen aus. Dann wird mir vollends bewusst, dass der unbekannte Mann immer noch halb auf mir drauf liegt. Ich starre ihn auffordernd an und dann erst scheint er aus auch erst zu bemerken.
»Oh, verzeiht mir«, murmelt er, bevor er sich abstützt und hoch hievt. Er hält mir seine Hand hin, die ich nach kurzem Zögern ergreife.
»Wie ist der Name meines Retters?« Will ich wissen und lege meinen Kopf leicht schief, als er unschlüssig vor mir steht.
»Oh, natürlich. Wie konnte ich das nur vergessen, nachdem ich dich in den Schnee geschmissen habe. Ich bin Miles Teller und Sie?«
Ich schmunzle. Irgendwie ist der Mann süß, wie er sich nervös durch sein kurzes Haar fährt, bevor er seine Hand wieder sinken lässt und mich neugierig mustert.
»Ich bin Y/N Cruise.«
»Liebling?« Miles Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und mit einem Lächeln auf den Lippen drehe ich meinen Kopf. Miles erscheint in der Tür und als er mich in einem kuscheligen Einteiler sieht, der Ähnlichkeiten mit Hedwig, die Eule Harry Potters hat, muss er ebenfalls grinsen.
»Wo ist Holly?«, fragt er und kommt auf mich zu. Ich forme einen Kussmund und sofort beugt er sich zu mir runter. »Ich habe dich vermisst, Liebling«, murmelt er gegen meine Lippen, bevor er mich etwas länger küsst.
Vor einem Jahr habe ich mir geschworen mich nicht mehr auf meinen Mann einzulassen, dann kam Miles in mein Leben und ich weiß nicht. Die Art, wie er mich in den Schnee geworfen hat und mich davon bewahrt hat, nicht von der Straße aufgekratzt zu werden, hat mich Hals über Kopf in den Schauspieler verlieben lassen.
Das einzige Problem ist, dass ich es noch nicht übers Herz gebracht habe, meinen Vater davon zu erzählen. Als Miles und ich realisiert haben, wer mein Vater ist und dass er ihn ebenfalls schon aus einigen Drehs kennt, waren wir schon hoffnungslos in den anderen verliebt.
Die Sache mit meinem Ex-Freund ist unschön ausgegangen und mein Vater war meine Stütze zu dem Zeitpunkt, denn weder meine beste Freundin und mein bester Freund sind an mich herangekommen. Vielleicht war ich bereit wieder auf eine Beziehung, weil Miles der Mann meiner Träume ist, jedoch sieht mein Vater seinen gleichgeschlechtlichen Menschen eher kritisch über.
Holly, unsere kleine Beaglehündin hat sich auf meinem Schoß breit gemacht, doch als sie die Stimme von Miles hört, erhebt sie sich schwanzwedelnd und will auch von ihm begrüßt werden.
»Da ist meine kleine Familie«, lacht Miles, wodurch Lachfältchen auf seinem Gesicht entstehen, bei denen ich jedes Mal dahinschmelzen könnte. Er krault Holly, die daraufhin zufrieden schnaubt.
»Dad wollte nachher noch vorbeikommen«, erwähne ich beiläufig und die Hand, die über Hollys buntes Fell gestreichelt hat, sinkt zur Seite. »Wir sind seit fast einem Jahr zusammen, irgendwann müssen wir ihm es sagen, außerdem kauft er mir die beste Freunde Nummer nicht mehr ab«, erwidert Miles.
Seufzend lasse ich meinen Blick über mein Wohnzimmer schweifen. »Er hält mich dazu nicht für schwul genug«, spricht er weiter und ich lache leise. »Er weiß aber schon, dass man auch mit dem anderen Geschlecht nur befreundet sein kann?«, will ich wissen.
»Ich habe es nicht übers Herz gebracht, ihm das zu sagen«, witzelt er, bevor er seine Arme um mich legt und mich an seine Brust zieht. Holly springt derweil von meinem Schoß hinunter. »Ich weiß, dass wir es ihm sagen müssen. Aber mittlerweile ist es komisch, dass wir es noch nicht getan haben«, brumme ich.
Miles gibt mir einen sanften Kuss auf meine Haare, bevor er meine Hand ergreift und mich auf meine Beine zieht. »Komm, noch haben wir ein wenig Zeit, bevor ich das nicht mehr tun darf«, murmelt er. Seine Hände rutschen zu meinen Hüften und sanft presst er mich gegen seinen Oberkörper, bevor er seine Lippen auf meine legt.
Ich lächle in den Kuss, während ich meine Arme um seinen Nacken schlinge. Seine Lippen streifen über meine, bis seine Zunge an meiner Unterlippe stupst. Ich öffne meinen Mund und keuche leise auf, als unsere Zungen sich berühren. Ich bin so sehr in den Kuss gefangen, dass ich nicht die Tür höre, die plötzlich aufgeht.
»Beste Freunde also?« Erschrocken schreie ich auf und löse mich augenblicklich von Miles, der entsetzt zur Tür blickt, wo mein Vater mit nichtssagenden Blick und verschränkten Armen steht.
»Er hat einen Haustürschlüssel«, murmelt Miles leise und ich verziehe mein Gesicht. Das habe ich komplett vergessen.
»Hi, Dad«, nuschle ich und beiße mir auf meine Unterlippe, an der Miles soeben noch gesaugt hat.
»Hi, Dad?«, fragt er und macht einen Schritt auf mich zu. Sofort greift Miles nach meiner Hand und verschränkt unsere Finger miteinander.
»Sir, Äh, Mr. Cruise... Tom... Deine Tochter und ich...« Ich kann mir das Gestammel von Miles nicht geben, weswegen ich einen Schritt nach vorne mache, ohne seine Hand loszulassen.
»Dad, ich weiß, wir hätten es dir früher sagen sollen, doch nach Jack– ich hatte glaube einfach nur Angst auf deine Reaktion, weil Miles mir wirklich wichtig ist und ich weiß, dass das alles keinen Sinn macht, aber solange ich dir nichts davon erzählt habe, wurde ich nicht an den Rückschlag erinnert...«
Mein Dad sieht mich lange an, ohne ein Wort zu sagen. Langsam kommt er auf mich zu, bis seine Lippen sich zu einem leichten Lächeln verziehen.
»Y/N, ich bin dein Vater und egal wie alt du wirst, du wirst für immer mein kleines Mädchen bleiben, dass ich vor allem beschützen will, aber ich kenne Miles und ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin«, eröffnet er mir und Tränen der Rührung bilden sich in meinen Augen.
»Dein Vater hat recht. Ich liebe dich und werde dich immer beschützen«, flüstert er in mein Ohr, bevor er mir einen Kuss auf die Wange drückt, sich dann aber schnell von mir löst, als er den warnenden Blick meines Dads spürt.
Doch schnell verschwindet der Ausdruck in seinem Gesicht und er breitet seine Arme aus. Ich lasse Miles Hand los und werfe mich in den Armen meines Dads.
»Ich danke dir«, flüstere ich leise und drücke mich an seine Brust.
»Ich bin stolz auf dich, meine Kleine«, murmelt er leise und in keinem Moment war ich glücklicher.
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