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✧.* - Kapitel 7



Montag/ Dienstag 28./ 29. April

Es war kurz nach Mitternacht, als ich zum dritten Mal aufstand, um mir einen Kaffee zu machen. Für gewöhnlich liebte ich meine Espressomaschine, aber gerade nervte sie mich, weil es nicht schnell genug ging. Okay, möglicherweise war ich auch einfach nur so müde, dass ich zwischen Tasse reinstellen und Tasse wieder rausnehmen schon fast im Stehen einschlief. Aber ich hatte noch jede Menge Arbeit auf dem Tisch und ich wollte wenigstens noch einen Teil davon schaffen. Gähnend sank ich also nach vorn, mit der Stirn an die Tür des Oberschranks und kniff die Augen zu. Sie brannten und tränten und ich verfluchte die Tatsache, dass ich schlicht zu faul gewesen war, meine Brille zu suchen. Die brauchte ich eigentlich nur, wenn ich lange am Computer saß, um eben genau das zu vermeiden, was jetzt passierte. Völlig überanstrengte Augen, Kopfschmerzen.

Der Espresso war fertig und ich nahm ihn mit an den Schreibtisch. Eine Stunde noch, nahm ich mir vor und hoffte, dass mich der kleine Koffein-Kick solange wachhalten würde.

Fünf Minuten später riss mich ein gellender Schrei förmlich aus dem Stuhl. Ich erschrak so sehr, dass ich aufsprang, den Stuhl umwarf und dabei das Gleichgewicht verlor. Mit rudernden Armen fing ich mich, fegte dabei die Espressotasse von der Schreibtischkante und das Porzellan zerschellte klirrend am Boden. Kaffee spritzte überall hin und ich machte erneut einen Satz zurück, fluchte dabei leise, da war der schrille, panische Angstschrei schon längst wieder verklungen. Dennoch lief es mir eiskalt den Rücken hinunter.

Kopflos stürzte ich los, stolperte quer durch den Raum, rammte den Wohnzimmertisch und merkte es kaum, bevor ich endlich in den Flur hinausschlingerte und die Tür zum Schlafzimmer aufschob. Ich wusste nicht, was ich erwarten sollte, hatte aber alle möglichen gruseligen Bilder im Kopf, die – im Nachhinein betrachtet – absolut keinen Sinn ergaben. Am Ende fiel ich auf Knien auf das Bett, auf meine leere Seite und fasste nach Mingi, der aufrecht im Bett saß, die Augen weit aufgerissen und so panisch nach Luft schnappte, als wäre er kurz vorm Erstickungstod.

„Mingi?" Ach du scheiße! „Mingi!" Behutsam schlug ich ihm auf die Wange, packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn leicht, bis sich sein Blick auf meine Augen richtete.

„Du hast geträumt, Baby, hörst du? Es war nur ein Traum..."

Da starrte er mich an, die Augen tiefschwarz, weil seine Pupillen beinahe die Iris ausfüllten und atmete in so kurzen, abgehackten Zügen, dass überhaupt kein Sauerstoff irgendwo ankommen konnte.

„Ssh, ssh..." Mit zitternden Fingern streichelte ich über seine Wange, durch seine Haare und rieb danach über seinen Rücken und seine Arme. „Du hast geträumt."

„Ich krieg' keine Luft", röchelte er heiser, schnappte immer noch nach Luft, wie ein Ertrinkender und grub dabei schmerzhaft die Finger in meinen Unterarm.

„Ich... kann nicht... nicht atmen!" Die Panik in seinem Blick war echt und sie übertrug sich mit jedem verstreichenden Augenblick, mit jedem zischenden Hecheln und Japsen, das von ihm kam, ein Stück weiter auf mich.

Scheiße verdammte! Ich griff an ihm vorbei, knipste eine Nachttischlampe an, sodass uns weiches Licht einhüllte und legte die Hand zitternd auf seine Schulter. „Mingi... du musst dich beruhigen! Äffchen, komm schon. Es war nur ein Traum, okay? Nur ein Traum." Ich haspelte die Worte heraus, rieb dabei fast panisch über seinen Rücken, über seine Brust, weil ich nicht wusste, was ich tun sollte, dabei wollte ich am liebsten aufspringen und schreien, weil mich die Angst und die Anspannung gerade schier zerrissen.

Irgendwann atmete er nur tief und röchelnd ein, fiel dann kraftlos gegen mich und schließlich wurde es besser. Er zitterte wie verrückt, das konnte ich deutlich spüren, aber ich wusste nicht, ob das Angst oder schlichte Erschöpfung war.

„Hast du geträumt?", hauchte ich leise und betont ruhig. „Hm?"

„Ich weiß nicht", nuschelte Mingi undeutlich.

„Kannst du dich nicht erinnern?"

Für einen Moment umklammerte er mich einfach nur ganz fest, dann spürte ich, wie er den Kopf leicht schüttelte. „Ich bin... aufgewacht..."

Eine recht beschönigte Bezeichnung für das, was gerade passiert war.

„Du hattest einen Albtraum", mutmaßte ich und streichelte erneut behutsam seinen Rücken. Und war es ein Wunder, nach allem was geschehen war? Blieb nur die Frage, was er geträumt hatte. Verarbeitete das Unterbewusstsein bereits Dinge, die es im wachen Zustand so vehement verschleierte? Womöglich wäre es hilfreich gewesen, wenn er sich wenigstens an Bruchstücke seines Traumes hätte erinnern können, aber ich wagte es nicht, ihn diesbezüglich zu fragen.

Nach einer ganzen Weile löste sich Mingi von mir, nun, zumindest so halb, denn er rieb mit der Wange an meinem Shirt, rückte heran, wollte sich wohl am liebsten auf meinen Knien zusammenrollen, was bei seiner Statur ein bisschen schwierig war. Ich musste leise lachen.

„Hey, Schmuseäffchen, ist es jetzt besser?"

„Mhm", er nickte schwach. „Kommst du ins Bett?"

Ich erstarrte sekundenlang, hielt den Atem an, bevor ich meine leichten Streicheleinheiten wieder aufnahm. Kommst du ins Bett war bisher immer ein wenig subtiler Code gewesen, aber ich war mir sicher, dass dieser Code gerade ersatzlos gestrichen war und Mingi nicht mal bewusst war, was er gerade gesagt hatte.

„Okay." Schmunzelnd befreite ich mich aus seinem Griff, schob ihn ein Stück weg und sah ihn an. „Lass mich nur schnell... Ich habe Chaos im Wohnzimmer verursacht und... Ist es okay, wenn ich...?"

Er nickte.

„Ich beeile mich", hauchte ich. Damit küsste ich ihn auf die Stirn, beobachtete, wie er mit einem Grunzen wieder umfiel und huschte hinaus.

Im Wohnraum machte ich mich fluchend daran, die Sauerei aufzuwischen, die ich veranstaltet hatte und war nur froh, dass es meine Arbeitsunterlagen nicht erwischt hatte. Nachdem das Schlimmste beseitigt war, schaltete ich den Laptop aus, lief ins Bad und krabbelte keine zehn Minuten später auf meine Bettseite. Mingi brummte nur, wahrscheinlich weil er die Bewegung der Decke wahrnahm, dann robbte er Stück für Stück näher, bis ich der stummen Aufforderung nachkam und die Arme um ihn legte. Wieder vernahm ich ein Brummen, dieses Mal eindeutig ein zufriedenes, und vergrub das Gesicht in seinen Haaren.

Obwohl ich so ätzend müde war, konnte ich jetzt nicht einschlafen, weil alle meine Sinne nur darauf ausgerichtet schienen, auf jeden Mucks, jedes kleine Zucken von Mingi zu reagieren. Erst als sein entspannter, schwerer Körper und seine tiefen Atemzüge verrieten, dass er wirklich eingeschlafen war, entspannte ich mich soweit, dass ich ebenfalls wegnickte.

Am nächsten Morgen war ich erneut lange vor Mingi wach, nur dass ich mich dieses Mal aus dem Bett stahl und aus dem Zimmer schlich. Ich gönnte mir eine ausgiebige Dusche, überlegte, ob ich mir tatsächlich die Arbeit machen sollte, ein anständiges Frühstück für uns zu kochen, ließ es dann aber bleiben. Ich hatte keinen rechten Appetit und so wie Mingi die letzten Tage gegessen hatte, würde hinterher nur alles im Müll landen. Stattdessen setzte ich mich wieder an meine Arbeit, merkte aber recht bald, dass ich unkonzentriert war, weil mir die Geschehnisse der letzten Nacht noch im Kopf herumspukten. Wusste er wirklich nicht mehr, was er geträumt hatte oder wollte er es nur nicht sagen?

Mitten in meine Grübeleien hinein hörte ich plötzlich von der Tür her ein leises „Morgen".

Lächelnd drehte ich mich um, doch das verging mir gleich wieder. Mingi sah aus wie ein wandelnder Geist. Er war weiß wie die Wand, was alle Blessuren in seinem Gesicht, die nur langsam abheilten, noch deutlicher hervortreten ließ. Abgesehen davon hatte er tiefe Schatten unter den Augen, was dafür sprach, dass er nicht wirklich gut schlief. Seine Wangen wirkten ebenfalls eingefallen, dabei waren es gerade mal vier Tage, seit dieser grauenvollen Nacht.

„Hey – Morgen", murmelte ich ebenfalls, wollte gerade aufstehen und zu ihm gehen, da machte er schon wieder kehrt und schlurfte davon, sodass ich bedröppelt zurück auf meinen Stuhl fiel. War wieder etwas passiert von heute Nacht bis jetzt?

Als Mingi wenig später zurückkam – jetzt in weiten Schlamperklamotten – und die Küchenzeile ansteuerte, war ich sofort auf den Beinen.

„Brauchst du was? Soll ich dir was machen oder-"

„Hör auf", raunzte er mich an. „Tee krieg ich hin, oder?"

Herrje, was hatte ich wieder falsch gemacht? Mit einem vagen Schulterzucken kehrte ich zum Schreibtisch zurück und hockte mich missmutig hin. Natürlich konnte er sich alleine Tee machen, aber darum ging es doch gar nicht! Verdrossen sah ich ihm also zu, wie er den Wasserkocher bediente, Tee aufgoss und war plötzlich richtig angefressen, ohne dass ich wusste warum. Gleichzeitig fühlte ich mich schlecht, weil ich schon wieder so dämlich reagierte, ohne Grund. Und außerdem – wie lange konnte man für so einen dummen Tee brauchen, oder?! Das machte er doch mit Absicht, dass er dort jetzt so lange schweigend herumhantierte, während er ganz genau wusste, dass ich hier wie auf Kohlen hockte, weil ich nicht wusste, was ich sagen oder tun sollte.

Endlich setzte sich Mingi auf das Sofa und auch das verfolgte ich fast missmutig. Er sprach nicht mit mir, sah mich nicht an, schlürfte nur seinen Tee und wirkte sonst, als wolle er sich am liebsten in Luft auflösen.

„Heute ist der Kontrolltermin im Krankenhaus, oder?", fragte ich, obwohl ich es genau wusste, nur um die Stille zu unterbrechen.

„Ja."

„Soll ich dich hinfahren?"

Schulterzucken. Und immer noch sah er mich nicht an. Irgendwas hatte ich wohl verpasst. Am Ende gab ich aber nach, weil ich mir sagte, dass ich Verständnis haben musste, immerhin hatte er das alles durchgemacht oder... machte es ja immer noch durch, also war ich wohl kein guter Freund, wenn ich jetzt schon genervt war.

„Mingi", versuchte ich es leiser. „Wenn du mich nicht dabeihaben willst, kannst du mir das sagen. Ich verstehe das." Ich wäre zwar unwahrscheinlich gekränkt, aber...

„Doch will ich", murmelte er und sah kurz her.

Erleichtert atmete ich auf. Das war ein Anfang. Aber es gab ja noch ein halbes Dutzend Dinge, die geklärt werden sollten und so, wie er gerade drauf war, wusste ich nicht, ob es eine gute Idee war, ihn immer wieder daran zu erinnern. Andererseits ließ es mir keine Ruhe.

„Minho hat gestern zurückgerufen, als du schon geschlafen hast. Er war sehr besorgt und wollte wissen, wie es dir geht. Vielleicht rufst du ihn heute mal an?"

„Vielleicht" gab Mingi kurz angebunden zurück.

„Baby, er ist immerhin dein Bruder, vielleicht will er einfach nur deine Stimme hören, damit er sich keine Sorgen mehr macht. Er macht sich genug Vorwürfe, weil er nicht weg kann."

„Das ist ja ganz was Neues", raunte Mingi, „dass Minho sich um was anderes Sorgen macht als seine Karriere."

Wow. Also das war ein Tiefschlag. Zumal sein Bruder der Einzige war, der ihm aus seiner Familie noch geblieben war und auch für ihn war der Verlust ihrer Eltern sicher nicht einfach gewesen und dann war da noch der kleine Bruder gewesen, für den er hatte stark sein müssen. Vielleicht war es eine Trotzreaktion gewesen, dass Minho sich für eine Laufbahn als Berufssoldat entschieden hatte, aber die Verbalabfuhr, die Mingi ihm gerade erteilte, hatte er nicht verdient.

„Melde dich einfach bei ihm", würgte ich das Thema ab, weil ich keine Lust hatte, über etwas zu streiten, was so banal wirkte im Gegenzug zu allen anderen Dingen, die uns gerade bewegten.

„San und Wooyoung haben mir gefühlt 1000 Nachrichten geschickt, sie wollen dich unbedingt besuchen kommen, aber-"

„Ich will sie nicht sehen", unterbrach mich Mingi harsch und für einen Augenblick trafen sich unsere Blicke.

„... aber", fuhr ich nachdrücklich fort, „ich habe ihnen gesagt, dass du noch ein bisschen Ruhe brauchst und habe sie vorerst vertröstet."

Wenn es Mingi nun leid tat, so reagiert zu haben, ließ er sich nichts anmerken. Er hatte die Tasse auf den Tisch gestellt und drehte sie beständig im Kreis, sodass sie nervtötend über das Holz kratzte. Ich schloss kurz die Augen und versuchte das auszublenden.

„Und wegen deiner Krankmeldung-"

„Brauche ich nicht", wurde es jetzt. „Ich gehe am Donnerstag wieder arbeiten."

Das war ja wohl ein schlechter Scherz?!

„Mingi...", begann ich und jetzt hob er ruckartig den Kopf.

„Was?", schnappte er. „Es geht mir gut. Ich gehe arbeiten."

„Es geht dir nicht gut", hielt ich aufgebracht dagegen. „Was war das heute Nacht, hm?"

„Was soll es gewesen sein?", konterte er aufgebracht. „Ich habe irgendwelche Scheiße geträumt. Kommt vor."

„Kommt vor, klar." Ich rollte mit den Augen. „Aber doch nicht so!"

„Machst du jetzt schon Traumanalysen?", fragte er und seine Stimme troff vor Sarkasmus, womit ich mal so gar nicht umgehen konnte. Das war einfach nicht der Mann, den ich kannte.

„Ja, vielleicht wäre das gar nicht schlecht, oder?", hielt ich also genauso pampig dagegen. „Könnte helfen! Alles Mögliche könnte helfen, aber du willst ja nicht. Was ist mit der Gesprächstherapie, von der Dr. Kim gesprochen hat? Hast du darüber nachgedacht?"

„Brauche ich nicht!", fuhr er mich jetzt an. „Und jetzt hör endlich auf damit! Was soll das jetzt? Glaubst du ernsthaft, ich will diesen ganzen Mist mit einem wildfremden Kerl besprechen. Noch einer, der in meinem Kopf rumwühlt und jede Scheiße hervorzieht, die es zu finden gibt? Denkst du etwa, das macht irgendwas besser?! Dann ist es immer noch da, nur weiß es einer mehr! Super! Warum gebe ich nicht ein Interview mit irgendeiner verschissenen Zeitung, damit jeder was davon hat, hm? Was hältst du davon?!"

Und dann sprang er auf, stürmte hinaus und die Badezimmertür krachte derart laut zu, dass ich mir sicher war, sie würde aus den Angeln fliegen. Abgesehen davon war ich mir auch sicher, dass Frau Lee sich nebenan gerade die Ohren an der Wand plattdrückte.

Minutenlang blieb ich wie erstarrt sitzen, versuchte derweilen zu verstehen, was gerade passiert war, dann erhob ich mich und schlich hinaus in den Flur. Aus dem Bad drang kein einziger Laut und nachdem ich dort vor der Tür nochmals eine ganze Weile gewartet hatte, klopfte ich vorsichtig an.

„Mingi?" Ich klopfte erneut. „Mingi, es tut mir leid. Ich-"

Mittendrin klackte die Verriegelung leise und ich starrte hoffnungsvoll auf die Tür, doch sie öffnete sich nicht.

„Mingi?" Wieder klopfte ich, haderte mit mir und drückte schließlich doch probeweise auf die Klinke. Die Tür sprang auf, doch ich öffnete sie nur einen spaltbreit.

„Darf ich reinkommen?", fragte ich gegen das dünne Holz.

„Ja." Ganz leise.

Als ich die Tür langsam öffnete, fand ich Mingi auf dem Boden sitzend vor. Er hockte auf den Fliesen neben der Dusche an die Wand gelehnt, hatte die Beine aufgestellt und die Knie mit den Armen umschlungen. Sein Kopf lehnte ebenfalls an der Wand und von dort starrte er mich mit einem Ausdruck an, der nur schwer zu deuten war. Müde, resigniert, kummervoll? Vielleicht von allem etwas.

Still trat ich in das kleine Badezimmer, zwängte mich zwischen Mingi und der Toilette ebenfalls auf den Boden und setzte mich, genau wie er, an die Wand gelehnt, Beine aufgestellt, Knie umfasst. Für eine Weile starrte ich nur vor mich hin, überlegte, dann wandte ich den Kopf ein wenig und griff nach seiner Hand.

„Es tut mir leid", flüsterte ich. „Das gerade eben, dass ich dich so angefahren habe. Es tut mir leid, was dir passiert ist, dass ich nicht da war. Es tut mir leid, dass ich dieses verdammte Handy stumm geschalten und deine Nachricht nicht gehört habe, dass ich dich nicht abgeholt habe, obwohl ich es versprochen habe. Es-"

„Hör auf", unterbrach mich Mingi leise. „Es ist nicht deine Schuld, also hör auf damit."

„Aber...!"

Da schob er die Finger zwischen meine und ich verstummte.

Nach einer Weile, in der wir beide geschwiegen hatten, begann er sehr leise mit: „Ich habe Angst."

Natürlich hatte er Angst, das war doch verständlich, also drückte ich seine Hand.

„Vor diesem Termin heute", flüsterte er nun. „Die Untersuchungen. Ich muss immer daran denken, was, wenn mir diese Schweine was angehängt haben? Was, wenn ich...?" Hier brach er ab, aber ich verstand auch so und zum ersten Mal drängte diese Option mit voller Macht in meine Gedanken.

„Es ist alles okay", sagte ich also mit so viel Zuversicht, wie ich aufbrachte. „Wenn irgendwas nicht okay wäre, hätte sich Dr. Kim sicher bei dir gemeldet und dich schon längst einbestellt."

Das klang doch logisch, ja. Ich nickte, genau wie Mingi, aber er ließ meine Hand nicht los, sondern krampfte die Finger schmerzhaft um meine.

Mein Herz klopfte wie wild.

„Ich liebe dich", flüsterte ich, atmete tief durch, weil es sich jetzt so viel leichter anfühlte, als die Worte heraus waren, dann sah ich ihn an. „Ich liebe dich, okay? Ganz gleich was kommt."

Mingi sagte nichts, blickte mich nur stumm an und so sank ich langsam mit der Stirn auf seine Schulter. Vielleicht war es nicht okay, dass ich gerade Halt bei ihm suchte, doch gleich darauf spürte ich, wie er seinen Kopf an meinen lehnte.

Keine Ahnung, wie lange wir so im Bad kauerten, bis wir uns wieder aus dieser Situation befreien konnten, aber danach war es deutlich entspannter zwischen uns. Wir konnten uns wieder in die Augen sehen, konnten ganz normal miteinander reden und hin und wieder geriet auch ein vages Lächeln dazwischen.

Als wir später zusammen das Krankenhaus betraten, wuchs die Anspannung zwischen uns erneut an und löste sich erst, nachdem Dr. Kim die ersten guten Nachrichten zu verkünden hatte.

„Negative Tests für Syphilis, Gonorrhö, Chlamydien", zählte er auf, sah zu uns her, nickte freundlich und verschränkte die Hände. „Ebenfalls negativ für Hepatitis und HIV. Letzteres werden wir in ein paar Wochen kontrollieren, aber für den Moment sind das beruhigende Ergebnisse."

Mingi saß nur da und starrte auf die Platte des Schreibtisches, ohne eine Regung, ich selbst atmete bebend aus und legte aufmunternd eine Hand auf sein Knie. „Mingi?"

„Herr Song?", hakte der Arzt nun ebenfalls ein. „Negativ ist gut. Das heißt in diesem Fall-"

„Ja", unterbrach Mingi ihn heiser. „Ich weiß, danke. Ich muss nur erst..."

„Natürlich."

„Danke", murmelte ich in Richtung des Arztes und lächelte. Endlich gute Nachrichten, die konnten wir wirklich brauchen.

Auch allgemein war er mit Mingis Heilungsprozess zufrieden, hakte behutsam bezüglich einer psychiatrischen Beratung nach, ließ das Thema jedoch sofort wieder fallen, als Mingi sich spröde gab.

Damit waren wir fürs erste entlassen und für den Rest des Tages nahm ich mir vor, all den miesen Dingen, die uns gerade heimsuchten, keinen Raum zu geben. Wenigstens für die nächsten Stunden.

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