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✧.* - Kapitel 34

Dienstag, 2. Dezember

Nach einer verheerenden Nacht, in der ich kaum geschlafen hatte, brachte ich den Vormittag mit Hängen und Würgen hinter mich, sprang mittags in meinen Wagen und raste ins Krankenhaus.

Jiwong hatte mich mit Argusaugen beobachtet, also hatte ich mich betont ruhig und gelassen gegeben, auch wenn ich mich wie ausgekotzt fühlte. Einmal mehr war ich schlaflos von Raum zu Raum getigert, hatte die gesamte Wohnung nach Beweisen abgesucht und war drauf und dran gewesen, Minho zu informieren, was hier wirklich los war. Ich hatte es nicht getan, haderte aber immer noch mit mir.

Ich wusste, dass Mingi den Kontakt zu seinem Bruder aufrechterhielt, einfach nur, um ihn nicht misstrauisch zu machen. Genauso sicher war ich mir aber auch, dass alles, was Minho von ihm erfuhr, meilenweit von jeder Wahrheit entfernt war. Minho wusste nichts über die wahren Hintergründe des Überfalls, wie es Mingi so beschönigend nannte. Es hatte keinen Polizeikontakt zu ihm gegeben, weil er ja überhaupt keine Angaben machen konnte, wo er schon geraume Zeit im Ausland stationiert war. Minho wusste also bestenfalls, dass Mingi überfallen worden war und man sein Geld geklaut hatte. Keine schöne Sache – ich war mir sicher, dass Mingi es am Telefon so geschildert hatte – aber auch nichts, worüber man sich unnötig Sorgen machen musste. Und dass ihr Onkel sich nicht in die Belange seiner mittlerweile erwachsenen Neffen einmischte, kannten wir ja auch. Minho wusste also garantiert nicht, was hier los war, sonst stünde er längst auf der Schwelle. Doch war es an mir, ihn zu informieren? Das wäre sicherlich ein Vertrauensbruch, von dem ich nicht wusste, ob Mingi ihn mir verzeihen würde, also hielt ich mich zurück.

Leichter wurde es damit für mich nicht und meine Stimmung blieb unterirdisch. Das wurde auch nicht besser, als ich aus dem Aufzug trat und mich dem Flur zuwandte, der zu Mingis Krankenzimmer führte. Auf dem schmalen Gang kam mir ein junger Kerl entgegen, der so dermaßen abgerissen aussah, dass ich ihn nur irritiert anstarren konnte. Er trug Jogginghosen, die optisch Jeansstoff imitierten, seine Boots waren offen, die Enden der Schuhbänder klackerten bei jedem Schritt auf dem Linoleumboden. Zu der ausgebeulten Hose trug er außerdem eine mit Kunstpelz gefütterte Jeansjacke, die aussah, als würde sie ihm nicht gehören. Die Ärmel, bereits umgeschlagen, hingen über seine Hände. Auf der Vorderseite der Jacke prangte eine Regenbogenflagge, die aussah wie selbst aufgesprüht. Unter der schwarzen Wollmütze lugten kirschrote Haarsträhnen hervor und er grinste breit, nickte mir zu, als er an mir vorbeischlenderte.

Das vertraute Gehabe verwirrte mich genug, um mich zu fragen, ob ich ihn kannte. Also drehte ich mich um und sah ihm nach.

Auch die Rückseite seiner Jeansjacke war selfmade verziert. Dort fand sich ein überdimensionales Peace-Zeichen. Aber erst als er in den Aufzug stieg, sich die Türen schlossen und unsere Blicke sich noch einmal trafen, regte sich der erste Verdacht in mir.

Das konnte nicht sein, oder etwa doch? Ich ahnte, wem ich hier gerade begegnet war, auch wenn mir der Name des Kerls entfallen war. Das war er gewesen, nicht wahr? Das war dieser verschissene Dealer gewesen, der unter anderem daran schuld war, dass mir alles – unser gemeinsames Leben, unsere Beziehung, unsere Zukunft – in den Händen zerbrach.

Meine Wut schnellte so abrupt in die Höhe, dass ich drauf und dran war, kehrt zu machen. Über das Treppenhaus nach unten zu rennen, nur um den kleinen Pisser noch zu erwischen. Ich tat es nicht, weil ich im Endeffekt nicht genug Energie hatte, für eine Konfrontation dieser Art. Was hätte ich auch getan, wenn ich ihn noch erwischt hätte? Ihn geschlagen? Wohl kaum.

Aber das war erst der Beginn des neuerlichen Dramas.

Als ich in Mingis Zimmer trat, war das Bett leer und die laufende Lüftung verriet, dass er im Bad war. Ich klopfte kurz an die Tür, rief halblaut „ich bin's" und stellte die Tasche mit seinen Sachen auf dem Bett ab. Mein Blick fiel außerdem auf den kleinen Wagen daneben und ohne darüber nachzudenken, zog ich die Schublade auf und durchwühlte alles, was ich fand.

Unterdessen ging hinter mir die Tür auf.

„Was suchst du?"

Klang es feindselig? Womöglich und sicher war ihm das nicht zu verdenken, aber das war mir jetzt auch egal. Ich knallte die Schublade zu und drehte mich zu ihm um.

„Ich wollte sehen, was er dir gebracht hat."

Mingi reagierte nicht darauf, schlich zum Bett zurück, nahm die Tasche und stellte sie neben dem Bett ab. Jetzt kroch er halb unter die Decke. Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

„Mingi, ich habe ihn getroffen, okay? Keine Ahnung wie der Kerl heißt. Der Typ mit den roten Haaren und der Jeansjacke. Er war hier, er war bei dir, lüg mich nicht an. Er kam mir auf dem Flur entgegen."

Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen uns, dann reckte Mingi das Kinn etwas, verengte die Augen und stierte mich nieder. „Hongjoong", raunte er mit belegter Stimme. „Sein Name ist Hongjoong."

Als ob es mich wirklich interessiert hätte, wie dieses Arschloch hieß! Aber diese Bemerkung schluckte ich hinunter, nickte nur knapp und ballte die Hände zu Fäusten.

„Und warum war er hier?"

„Weil er mich besuchen wollte. Wir sind befreundet."

Bullshit! Auch das sprach ich nicht aus. Weil ich es gar nicht konnte, weil ich zu aufgebracht war. Schnaubend wandte ich mich ab, machte zwei Schritte bis zum Fenster und verharrte dort für einen Moment.

Sollte ich darauf bestehen, dass er mir die Wahrheit gestand? Dass er mir sagte, was genau ihm dieser Typ gebracht hatte? Wollte ich es überhaupt wissen? Letzteres war die eigentliche Frage, über die ich nachdachte. Aber noch während ich mir über die Stirn strich und irgendwie die Fassung zu wahren versuchte, raunte Mingi hinter mir plötzlich: „Es ist leichter mit den Tabletten, du verstehst das nicht, Yunho."

Nein, tat ich wirklich nicht.

„Und warum verschreibt sie dir deine Therapeutin dann nicht?", fauchte ich, während ich herumwirbelte. „Warum kaufst du sie auf der Straße?"

„Weil ..." Er sah weg, zog den Kopf ein und betrachtete angelegentlich seine Hände. Offenbar fiel es ihm nach wie vor schwer, diesbezüglich ehrlich zu mir zu sein. Ich atmete tief durch, kehrte zum Bett zurück und setzte mich.

Still nahm ich seine Hand und umschloss seine Finger mit meinen.

„Mingi, ich bitte dich", flüsterte ich. „Rede mit mir. Ich will dir helfen, ich will für dich da sein, ich will dich verstehen, aber wie soll ich das, wenn du nicht mit mir redest?"

„Ich habe die Therapie abgebrochen", flüsterte er so leise, dass es kaum zu verstehen war. „Ich bekomme keine weiteren Medikamente verschrieben, solange ich die Therapie nicht fortsetze."

Gut, das musste man nicht näher ausführen, das war selbsterklärend. Es war auch nur ein Detail, das mich daran schockierte.

„Du ... hast die Therapie abgebrochen? Wann? Warum?!"

„Spielt das eine Rolle?", begehrte er auf und riss seine Hand aus meiner Umklammerung. „Es hat nichts gebracht. Es ist passiert. Darüber zu reden macht es nicht ungeschehen."

„Mingi ...", versuchte ich es erneut so ruhig wie möglich, tastete dabei wieder nach seiner Hand, aber er verweigerte das. Na schön. Mit einem leisen Seufzen richtete ich mich etwas auf. „Ziel dieser Therapie ist es sicher nicht, irgendwas ungeschehen zu machen, aber-"

„Warum redest du darüber, als wüsstest du, wie das alles funktioniert oder was in meinem Kopf los ist? Du weißt gar nichts! Du hast es nicht erlebt! Du hast keine Ahnung, wie sich das anfühlt. Du weißt nichts! Warum kapierst du das nicht? Niemand hört mir zu. Du nicht, die Ärzte nicht, die Therapeuten nicht – nicht mal die Polizei. Vielleicht will ich nicht über etwas reden, das in meinem Kopf gar nicht existent ist. Jeder erzählt mir irgendwelche Geschichten, aber nichts davon ist in meiner Erinnerung. Trotzdem zerren sie an mir herum und wühlen in meinem Schädel und ..." aufgebracht stieß er die Luft aus.

„Ich war auch bei der Polizei", schwenkte er jetzt um. „Ich habe mit Park gesprochen und ihm gesagt, dass ich keine weiteren Ermittlungen will und dass ich für keine weiteren Befragungen zur Verfügung stehen werde. Aber vermutlich ist das auch scheißegal. Wie jedem alles scheißegal ist, was ich will." Er schüttelte den Kopf, vollführte eine knappe Geste.

„Ich will das nicht mehr", schloss er energisch. „Verstehst du wenigstens das? Ich will es einfach nicht mehr. Gar nichts davon. Ich will nicht darüber reden, ich will nicht darüber nachdenken. Ich will nichts mehr fühlen – gar nichts!"

Schweratmend hatte er geendet. Sein zornig funkelnder Blick war sekundenlang noch auf meinen gerichtet, dann wandte er sich ab.

Ich sank in meinem Stuhl zusammen und blieb für den Moment stumm zurück. Therapie abgebrochen, Polizei blockiert. Selbsttherapie von der Straße. War das nicht eindeutig genug? Ja, ich hörte noch weitaus mehr in den aufgebrachten Worten und die Angst kehrte zurück. Mir wurde kalt. Durfte ich diese Frage stellen, oder beging ich damit den nächsten riesigen Fehler? Andererseits warf er mir doch ohnehin vor, dass ich alles falsch machte, also war es womöglich auch nicht mehr von Bedeutung.

„Okay", raunte ich also heiser zu der Wortflut, mit der er mich überschüttet hatte. „Darf ich dich etwas fragen? Nur einmal? Und versprichst du mir, ehrlich zu antworten?"

Weder stimmte er zu, noch gab er mir das Versprechen, aber so wie er mich ansah, vermutete ich, dass er bereits wusste, was ich fragen würde.

Noch einmal atmete ich tief durch, starrte auf meine Hände und hob schließlich den Blick.

„Bist du ... Wolltest du von diesem Dach springen?"

Da war nichts in seiner Miene, gar nichts. Nicht ein Muskel regte sich. Er blinzelte nicht, seine Pupillen reagierten nicht. Seine komplette Mimik war wie eine aufgesetzte Maske.

„Ich bin nicht von diesem Dach gesprungen", knurrte er schließlich. „Ich wollte auf das gegenüberliegende Dach springen und bin abgestürzt." Exakt die Worte, die er auch gegenüber den Ärzten gewählt hatte, wie ich wusste. Aber überzeugte mich das? Nein, nicht wirklich, wie ich jetzt bemerkte, trotzdem nickte ich stumm.

Unterdessen fuhr Mingi in derselben dumpfen und monotonen Art fort. „Wenn du mir nicht glaubst, kann ich es nicht ändern."

Doch er hätte es ändern können! Mag sein, ich wusste gerade selbst nicht wie, aber ich war mir ganz sicher, dass er etwas an dieser fatalen Situation hätte ändern können. Ich wollte, dass wir einander wieder näher waren, stattdessen schien es, als würden wir uns mit jedem Wort, das fiel, nur noch weiter voneinander entfernen. Genau deswegen schwieg ich jetzt.

Ich nickte ein weiteres Mal still, sah ihn nicht an, blieb stumm. Mein Herz fühlte sich an wie ein scharfkantiger Eisklotz.

„Haben sie die restlichen Termine bereits mit dir geklärt?", schwenkte ich nach einer Weile um.

Mingi nickte schwach. „Psychiatrisches Konsil heute Nachmittag. Und wenn der Psycho-Doc sein Okay gibt, kann ich morgen heim."

Heim.

Allein das Wort machte mir noch mehr Angst, aber ich kaschierte es so gut es eben ging.

„Soll ich dann heute Abend nochmal vorbeikommen, wenn-"

„Nein", unterbrach er mich knapp, sodass ich überrascht verstummte. Zum ersten Mal trafen sich unsere Blicke wieder, aber er sagte nichts weiter, erklärte sich nicht und mir fehlten ebenfalls die Worte. Noch nie zuvor hatte er mich derart abgeblockt und es fiel mir schwer, das richtig zu bewerten. Wollte er gar nicht mehr, dass ich für ihn da war? War selbst ich jetzt zu einer nervtötenden Komponente in seinem Leben geworden?

Vielleicht hätte ich ihn fragen sollen, aber ich tat es nicht, sondern nahm auch diese Abfuhr einfach so hin. Meine Kraft war aufgebraucht, ich hatte keine Energie mehr, für eine weitere aufreibende Diskussion. Ihm seinen Willen zu lassen, war damit die einfachere Lösung.

„Okay", brachte ich flüsternd hervor. „Soll ich dich dann morgen abholen, wenn du nach Hause darfst? Rufst du mich an? Ich kann auch auf Abruf ins Büro."

Mingi zögerte, sah weg und für einen winzigen Augenblick war ich mir sicher, dass er auch das ablehnen würde, doch schließlich nickte er schwach.

„Wenn das okay ist für dich?"

Es war das einzige Zugeständnis, das ich heute bekommen hatte, also nahm ich es an, nickte und stand auf. Ich drückte seine Hand, beugte mich zu ihm, aber er kam mir nicht entgegen, also küsste ich nur seine Wange und verabschiedete mich.

Auf dem Weg zu meinem Auto war mein Kopf so unsäglich leer, dass ich nicht mal wusste, was ich jetzt fühlen sollte.

*

Meine Emotionen kehrten zurück, als Mingi wieder Zuhause war, denn jetzt hatte mich die Angst fest im Griff. Es war unerheblich für mich, ob der Bericht solche Floskeln ausspuckte wie ‚von Suizidalität glaubhaft distanziert' denn ich wusste aus bitterer Erfahrung, dass Mingi alles vor der Welt verbergen konnte, wenn er nicht wollte, dass es jemand sah. Er war zu einem Menschen mutiert, der mir fremd geworden war und der mir meine eigene Unzulänglichkeit viel zu deutlich vor Augen führte. Ich wusste nicht, ob er gelogen hatte und ich vertraute meinem Urteil nicht mehr.

Ich hatte schlicht Angst. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute.

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