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✧.* - Kapitel 11



Donnerstag, 22. Mai

Das Ding, welches Inspektor Park, komplett in Folie verpackt, vor uns auf den Tisch legte, war ohne Zweifel Mingis Smartphone. Auch wenn es dreckig, zerkratzt, das Display gesplittert und die Hülle angeknackst war. Vor allem die Hülle ließ keinen Zweifel daran, denn der schlichte schwarze Kunststoff war mit einigen dezenten Stickern dekoriert, deren Bedeutung ganz sicher nur wir beide kannten. Ein sentimentales Gefühl flutete mich, während Mingi das verpackte Telefon behutsam in den Händen drehte und dann schwach nickte.

„Ja, das ist meines. Wie haben Sie es gefunden?"

Sein Finger fuhr ebenfalls über einen der Sticker und ich wusste, er dachte gerade an dasselbe wie ich. Ein gestohlenes Wochenende, nur wir beide, keiner wusste davon. Und wie glücklich wir in diesen Tagen gewesen waren. Der Sticker dazu war ein schlichter Zweig mit Kirschblüten.

„Zufall", sagte der Kriminalbeamte. „Man will es manchmal nicht für möglich halten, aber es gibt noch den ein oder anderen ehrlichen Menschen auf dieser Welt. Es wurde gefunden und abgegeben von ...", er sah kurz auf den Bildschirm, „... einem Herrn Choi, der diesen Weg sporadisch nimmt, wenn er zur Arbeit geht. Zur Frühschicht, um genau zu sein, weil dann der Park – der Weg, den er üblicherweise nimmt – noch geschlossen hat. Das würde auch die zeitliche Verzögerung erklären. Herr Choi hatte nämlich letzte Woche keine Frühschicht und diese Gegend ist ... hm ... nun ja ... nicht stark frequentiert." Schäbig und heruntergekommen, nichts, wo man sich alleine oder nachts herumtrieb, meinte das wohl in Beamtensprache. Er sah uns an und womöglich las er ja in unseren beiden Gesichtern dieselbe unruhige Frage, denn er räusperte sich und setzte dann nach. „Außerdem hat Herr Choi für die Tatnacht ein Alibi, das wir schon überprüft haben."

Mingi neben mir atmete zitternd aus und legte das eingepackte Telefon zurück auf den Tisch, als wäre es radioaktiv verseucht.

„Und was hilft das Telefon jetzt? Es ist kaputt."

„Es geht ins Labor und wir werten die Daten aus. Mal sehen, was noch zu retten ist. Vielleicht lassen sich darin irgendwelche Hinweise auf mögliche Täter finden. Jedes Detail kann helfen."

Jetzt schwieg Mingi, wollte sich vielleicht auch nicht mehr mit dem Gedanken beschäftigen, dass es jemand sein könnte, den er kannte, womöglich jemand aus seinem Bekannten- oder Kollegenkreis. Zugegeben, die Vorstellung war beängstigend, noch mehr, wenn ich mir vor Augen hielt, was er mir erzählt hatte, bezüglich seiner Angstattacken im Büro.

Als nächstes legte uns der Beamte eine detaillierte Straßenkarte vor, auf welcher der Fundort des Handys markiert war, außerdem zwei weitere Punkte. Anschließend tippte sein Stift zunächst auf die nähere Markierung, „der Club, dessen Visitenkarte wir bei Ihnen gefunden haben", dann auf den nächsten, „und der letzte erinnerbare Aufenthalt nach Ihren Angaben. Das Restaurant, das Sie, auch laut Abgleich mit den Aussagen Ihrer Kollegen, gegen Mitternacht verlassen haben."

Unzufrieden blickte Park Seonghwa auf die Karte und ich konnte das sehr gut nachempfinden. Restaurant und Club waren zu weit entfernt voneinander, als dass man mal eben zufällig dort vorbeistolpern könnte. Viel mehr sprach es dafür, dass Mingi in einen Wagen gestiegen oder gebracht worden war um jenen Ort zu erreichen, die zweite Markierung war noch ein Stück weiter entfernt, schlimmer allerdings war: Der Fundort des Handys – sollte er sich auch als Tatort herausstellen – war ganz in der Nähe unserer Wohnung, womit dann auch erklärt gewesen wäre, wie Mingi ohne Hilfe hatte heimkommen können.

Erst nach einer ganzen Weile, in der Mingi lediglich auf die Karte gestarrt hatte, ohne sich zu regen, fischte der Beamte gegenüber ein Foto aus der Akte hervor und legte es ebenfalls zwischen uns auf den Tisch.

„Wir haben dort noch etwas gefunden", sagte er. „Erkennen Sie sie wieder?"

Das Foto zeigte in Nahaufnahme drei Hemdknöpfe, an allen hingen noch Fäden, an einem sogar ein Stückchen weißer Stoff.

Vielleicht war es einfach der Schock, der mich nach dem Foto greifen ließ. Ich zog es etwas heran und spürte, wie ein eisiger Schauer über meinen Rücken lief, während mein Kopf schon wieder Bilder fabrizierte, gewaltsame Bilder, wie diese Knöpfe abgerissen wurden.

Mingi fasste nicht nach dem Foto und sah auch kaum hin. Er lehnte sich zurück, starrte auf die Schreibtischkante und es hätte mich auch nicht gewundert, wenn er im nächsten Moment einfach aufgesprungen und weggerannt wäre.

Ich nickte also stumm, schob das Foto wieder zurück und griff nach Mingis Hand. Beruhigend drückte ich seine Finger.

Er erwiderte diese Geste, richtete sich etwas auf und straffte die Schultern. „Kann ich da hin?" Sein Nicken wies auf die Karte und ich ahnte, was er meinte, auch wenn er es noch nicht ausgesprochen hatte.

„Ich will sehen, wo das ist."

„Mingi ...", warf ich erschrocken ein, doch er ließ mich nicht zu Wort kommen, sondern wandte sich direkt an den Polizeibeamten.

„Vielleicht kann ich mich an irgendwas erinnern, wenn ich es sehe."

Zu meinem wachsenden Entsetzen nickte dieser jetzt.

„Das wäre meine nächste Frage gewesen", sagte Inspektor Park und hielt meinen Einwand mit einer knappen Geste auf, bevor ich überhaupt angefangen hatte. „Ob Sie sich dazu in der Lage fühlen. Und mir ist bewusst, dass das schwierig ist, aber es könnte helfen. So begrenzt wie unsere Informationen im Moment sind, müssen wir – wenn möglich – jede Chance ergreifen."

„Schwierig?!", zischte ich jetzt doch und bekam damit seine volle Aufmerksamkeit. „Sie denken, es wäre schwierig?!"

Neben mir murmelte Mingi kaum hörbar: „Hör auf."

Aber nein, ich dachte ja nicht daran, denn offenbar wollte der eine und konnte der andere nicht verstehen, was das wirklich bedeutete. Es mochte schon sein, dass Mingi selbst glaubte, dass er dafür stark genug war, ich hingegen hielt ihn für deutlich zu labil. Und ich war immerhin derjenige gewesen, der in den letzten Tagen sehr genau beobachten durfte, was das alles aus ihm machte. Er war ja zum Teil nicht mehr wiederzuerkennen.

Park Seonghwa ließ sich von meinen aufgebrachten Worten wenig beeindrucken.

„Ich würde Sie selbstverständlich begleiten."

„Oh das macht es ja gleich viel besser." Obwohl ich hörte, wie ätzend ich klang, konnte ich es nicht abstellen. Wir würden uns also dort in dieser schäbigen Straße umsehen und dann? Darauf warten, dass Mingi einen Flashback hatte? Großartig. Und während Inspektor Park zurück in sein gemütliches Büro fuhr, hatte ich dann einen weinenden und verstörten Kerl zuhause, der sich ein weiteres Mal einfach nur abschießen wollte und schließlich als Alkoholleiche in unserem Bett landete?

Oh ja, das war genau das, was ich mir wünschte.

„Er ist noch nicht soweit", knurrte ich und sah, wie Inspektor Parks Aufmerksamkeit auf der Stelle zu Mingi hinschwenkte.

Mingi knurrte verärgert. „Würdest du bitte nicht so tun, als wäre ich nicht anwesend. Ich sitze neben dir, okay?"

Mühsam beherrscht drehte ich mich also zu ihm um. „Du bist noch nicht soweit", presste ich heraus und ärgerte mich gleich noch mehr. Park war schuld an diesem Schlamassel, warum konnte er ihm nicht ein wenig Zeit geben, er musste doch-

„Danke", fauchte Mingi. „Aber auch das würde ich gerne selbst entscheiden, wenn das für dich in Ordnung ist."

Nein, war es nicht! War es ganz und gar nicht, jedoch begriff ich allmählich, dass ich hier auf verlorenem Posten kämpfte. Ich konnte ihn nicht bevormunden und auch nicht überzeugen. Er wollte das, die Polizei wollte das und ich war gerade nur eine Randfigur. Die Begleitperson, nicht wirklich relevant.

Langsam atmete ich aus, ermahnte mich, ruhig zu bleiben und nickte schließlich.

„Tut mir leid", nuschelte ich. „Ich wollte nur-"

„Ich weiß, was du wolltest", fiel Mingi mir ins Wort, fasste dann rasch nach meiner Hand und hielt sie fest, wohl auch, um mich zu besänftigen. „Und danke, aber ... ich will das. Es muss sein."

„Na schön", gab ich nach, auch wenn innerlich alles kochte und wütend brodelte. „Aber wenn es dir zu viel wird ..."

„Wir können das jederzeit abbrechen", versicherte auch der Kriminalbeamte. So entschlossen wie Mingi gerade wirkte, würde das vermutlich jedoch nicht nötig sein.

Zu dritt verließen wir das Gebäude, stiegen in einen unauffälligen silberfarbenen Dienstwagen und machten uns auf den Weg. Zum Teil war es die Route, die wir auch bei der Herfahrt genommen hatten, doch dann bog der Wagen plötzlich rechts ab und wir näherten uns einer Gegend, die ich bisher immer gemieden hatte und auch überhaupt nicht kannte, obwohl ich in dieser Stadt aufgewachsen war. Mingi, der neben mir auf der Rückbank saß, hatte die Hände im Schoß gefaltet, knetete stumm seine Finger, während sein Blick über die Häuserfassaden und Straßen irrte, die am Seitenfenster vorbeizogen. Als ich meine Hand auf sein Bein legte, zuckte er sichtlich zusammen, sah her, schwieg aber. Seine Augen waren groß und dunkel. Eine gewisse Furcht spiegelte sich darin und mein Gefühl, dass dieses Unterfangen ein großer Fehler war, verstärkte sich. Nichtsdestotrotz konnte ich den Dingen nur ihren Lauf lassen.

Bis der Wagen in einer Seitenstraße hielt, war Mingis Anspannung beinahe greifbar. Ein wenig ungelenk kletterte er aus dem Wagen, blieb dann jedoch direkt neben dem Auto stehen und sah sich mit einem tiefen Stirnrunzeln um.

„Und?" Ich trat neben ihn und nahm seine Hand. Mingi schüttelte wortlos den Kopf.

Nun sah ich mich ebenfalls um und ignorierte geflissentlich, dass mir dabei ein eisiger Schauer über den Rücken lief. Wollte ich das hier? Wollte ich wirklich sehen, wo es passiert war? Wahrscheinlich würden mich die Bilder tagelang verfolgen, wie musste es dann erst Mingi ergehen?

Still folgten wir Inspektor Park, der zügig vorausschritt, dann in eine enge und mit Unrat übersäte Gasse einbog und schließlich vor einem Polizeiabsperrband Halt machte und auf uns wartete.

Zu seiner Linken zweigte die Gasse ab und was sich hinter ihm befand, waren bestenfalls selbstgezimmerte Baracken oder ähnliches. Rechterhand war die Gasse auf einer Seite mit Bauschutt begrenzt, der hoch wie eine Mauer aufgetürmt war, gegenüber lag ein Stück unbebautes Gelände, zum Teil überwuchert und als Müllhalde missbraucht. Und genau dort flatterte am Boden das abgerissene Absperrband. Mingi, den ich immer noch an der Hand hielt, sträubte sich spürbar, wollte ganz offensichtlich nicht in diese Gasse treten, also blieb ich ebenfalls stehen.

„Wir müssen das nicht tun", flüsterte ich ihm eindringlich zu. „Du musst das nicht tun, Baby. Bitte, wenn es ... zu viel ist, lass uns gehen, wir müssen das nicht sehen."

Stattdessen riss er sich jetzt von meiner Hand los, wankte ein paar Schritte in Richtung des Polizeibeamten und blieb dann stehen.

„Hier?", fragte er mit brüchiger Stimme, streckte dabei die Hand aus und berührte die Überreste eines Betonpfeilers.

Park Seonghwa nickte, stieg über das Absperrband hinweg und drehte sich halb um. „Das Telefon wurde laut Aussage von Herrn Choi hier in der Gasse gefunden. Die Spurensicherung hat die nähere Umgebung abgesucht und unter anderem die Knöpfe auf dem leeren Gelände gefunden. Hier, in unmittelbarer Nähe zum nächsten Gebäude." Er wies in entsprechende Richtung und Mingi tappte erneut ein paar Schritte näher, während ich mich lieber fernhielt.

Aber ja, der Platz war für einen Überfall gleich welcher Art sicherlich gut gewählt. Es waren die Rückseiten irgendwelcher Läden, keine direkten Wohnungen angrenzend. Vollgestellte Ecken, Wellblechwände, fehlende Beleuchtung. Die Baracken weit genug weg und selbst wenn man Geschrei und Kampfgetümmel hörte, würde sich dort keiner darum scheren. Das gehörte vermutlich zur gewohnten Geräuschkulisse, genau wie Polizeisirenen, Hundegebell, Geschrei und sonstiger Tumult. Hierher verirrte man sich nicht aus Versehen und wer absichtlich hier herumstrich, hatte früh gelernt, dass es besser war wegzusehen.

Mingi hatte die Hände tief in die Taschen gesteckt, die Schultern hochgezogen und so sah er sich um, wobei er sich einmal um sich selbst drehte. Auf die Frage des Polizeibeamten hin, ob er sich an irgendwas erinnern würde, ob ihm irgendwas hier bekannt vorkäme, schüttelte er fast panisch den Kopf, aber man konnte ihm ansehen, dass ihn die Angst fest im Griff hatte.

Er blinzelte mehrfach, aber seine Augen glänzten dennoch verräterisch und er atmete zu flach und zu schnell. Was ging in seinem Kopf vor. Malte er sich aus, was hier geschehen war? Wie sie seinen bewusstlosen Körper in diese Gasse gezerrt hatten? Drei oder mehr Männer, die ihm regelrecht die Kleidung vom Leib gerissen und sich abwechselnd an ihm vergangen hatten, nur um ihn dann wie ein Stück Dreck liegenzulassen, inmitten von all dem Abfall und Gerümpel. Vielleicht war meine Fantasie zu lebhaft, aber in meinem Kopf türmten sich grauenhafte Bilder und ich wollte eigentlich nur eins: Mingi schnappen, ihn ganz fest halten und uns beide irgendwie von hier wegteleportieren, wenn das möglich war. Am besten auch weit weg von allen Erinnerungen.

Ein Stück voraus drehte sich Mingi gerade herum, ein kläglicher, erstickter Laut drang aus seiner Kehle und seine Unterlippe zitterte leicht. Das war genug, oder etwa nicht? Rasch trat ich zu ihm, schloss ihn in meine Arme und seine Stirn sank auf meine Schulter. Ein leises Schluchzen war zu hören. Mein aufgebrachter Blick traf den des Beamten.

„Reicht das jetzt?", fauchte ich ihn an, bekam aber keine Antwort. Stattdessen kam er nun ebenfalls zu uns zurück, seine Hand legte sich einen Moment lang auf Mingis Rücken, sein Blick richtete sich auf mich.

„Wir fahren zurück", erklärte er knapp.

Und wieder saßen wir auf dem Revier, in jenem Büro, das sich schon viel zu vertraut anfühlte. Mingi murmelte undeutliche Antworten auf immer dieselben Fragen, wie es mir vorkam und wirkte dabei so unendlich müde, als hätte er seit Jahren nicht mehr geschlafen.

Bis wir endlich gehen durften, dämmerte es bereits und wir fuhren in stummem Einverständnis auf direktem Weg nach Hause. Mingi neben mir wirkte wie ein Geist. Er war aschfahl, sein Blick irgendwie leer, die Hand in meiner eiskalt und völlig kraftlos. Entsprechend trostlos wurde unser Abendessen und am Ende hockte ich ganz allein auf dem Sofa, starrte, ohne etwas zu sehen in den Fernseher und trank Bier.

Es war ein Hohn, oder? Wider besseren Wissens wendete ich exakt dieselben Mittel an wie Mingi, jene, die mich keinen Schritt weiterbringen würden. Gerade war es mir aber egal und ich kippte den Rest des Bieres in mich hinein, um mir ein neues zu holen. 


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