Dreißig. - Plan C
Stegi
Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen uns aus, welche sich immer mehr in die Länge zog. Plötzlich ließ Tim seine Gabel auf den Teller fallen, woraufhin ich kurz erschrak, da man das klirren im so gut wie leeren Raum sehr gut hören konnte. Dann schaute mich der braunhaarige an, sein Blick war unbeschreiblich, ich konnte nicht deuten, was er gerade fühlte.
"Es tut mir leid, Stegi", erklang seine trockene Stimme, die noch dunkler war als sonst. Ich schüttelte nur den Kopf und stützte mich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab. Meinen Oberkörper schob ich ein wenig nach vorne und schaute nun mein Gegenüber eindringlich ein.
"Tim, dir muss gar nichts leid tun! Genauso wenig wie du mir irgendwas über dein Verschwinden erzählen musst, wenn du nicht willst", meinte ich klar und schaute kurz zur Tür der Kantine, durch die gerade die Lehrer, die vorhin noch hier gesessen und gelacht hatten, verschwanden.
Ein leises schluchzen ließ meinen Blick wieder zu Tim schweifen.
Mein Blick wandte sich von Verwirrung in Verzweiflung, als ich sah, dass Tim wenige Tränen aus den Augen flossen. Er machte aber keine Anstalten sie wegzuwischen. Er saß einfach stumm da: Die Ellbogen auf dem Tisch abgestützt, die Hände verkreuzt vor seinem Kinn, sodass er dieses dahinter anlehnen konnte, sein nasser Blick auf mir.
"Al-alles in Ordnung?", fragte ich vorsichtig und Tim schüttelte mit dem Kopf. Es machte mich kaputt, ihn so sehen zu müssen, zumal ich keine Ahnung hatte, was er gerade durchmachte. Was es auch war, es war, wie es den Anschein machte, nicht gerade einfach.
Ich zögerte kurz und stand dann auf, um daraufhin zu ihm zu gehen. Als ich neben ihm stand, stand auch er auf. Die Zeit über hatte ich auf ihn herunter schauen müssen, da ich höher gesessen hatte bzw. jetzt neben ihm gestanden hatte, während er gesessen hatte. Dies änderte sich jetzt wieder und ich musste, wie sonst auch immer, erneut zu ihm hochschauen.
Tim biss auf seine Unterlippe und schaute zu Boden. Ohne ein weiteres Wort legte ich meine Arme um den traurigen Jungen vor mir, den ich fast nicht wieder erkennen konnte. Ich hatte immer gedacht, Tim wäre einer dieser, der nicht weinte. Der coole eben, der keine Gefühle zeigte, außer Fröhlichkeit. In jetzt so fertig sehen zu müssen, war schrecklich. Vor allem weil ich nicht wusste, was ich tun sollte. Ich mochte Tim. Ich mochte Tim mehr als ich sollte.
Plötzlich regte er sich in meinem Arm und ließ von mir ab. Dennoch blickte er mir weiterhin in die Augen. Dieser Moment hätte für immer so anhalten können, doch warum sollte mein Wunsch auch mal erfüllt werden? Plötzlich ging das Licht in der gesamten Kantine aus und die Köchin schrie: "Jetzt aber raus hier, es ist schon 22 Uhr! Wir machen jetzt zu!"
Tim gab ein leises Lachen von sich, während er sich mit den Ärmeln seines Hoodies das Gesicht trocknete. Ich lächelte ihn vorsichtig an und nahm mindesten genauso vorsichtig seine Hand. Er schaute kurz auf diese und verkreuzte dann ebenfalls lächelnd unsere Finger. Mein Herz klopfte wie wild, doch ich bemerkte es schon gar nicht mehr. Ich genoss einfach diese Nähe zu ihm und verließ gemeinsam mit ihm die Kantine.
Tim
Später lag ich fassungslos in meinem Bett. Was war da vorhin passiert? Ich wiederholte nochmal alles ab dem Zeitpunkt, wo einfach so Tränen mein Gesicht befeuchtet hatten. Ich hatte es nicht extra gemacht, ich hatte einfach nach einer Ausrede gesucht, doch alles, was sich in meinem Kopf ergeben hatte, hatte was mit meinen Eltern zu tun.
Ich wollte keine Lügen über sie erzählen.
Nicht mehr.
Ich starrte an die Decke . Warum hatte ich einfach so geweint, ohne jegliche Vorwarnung?
Ich atmete tief ein und aus. Ich hatte vor ihm geweint. Vor Stegi. Er war der erste, der mich so gesehen hatte. Ich hatte vor ihm einfach meinen Gefühlen freien Lauf gegeben, und das machte ich nicht mal, wenn ich alleine war.
Es sei denn es ging meine Wut und meine Aggressionen an.
Meine Gedanken wanderten ungewollt zu der Berührung. Zu der Umarmung und das Halten seiner Hand. Es hatte mir gefallen, obwohl ich jegliche Art von Körperkontakt hasste. Ich biss mir auf die Unterlippe. Was war das mit Stegi? Erst fiel es mir schwer, weiterhin zu wollen, ihn so zu quälen, dann ließ ich vor ihm meinen Gefühlen freien Lauf, genoss seine Umarmung und seine Hand in meiner, und jetzt überlegte ich, warum ich ihn gleich umbringen wollte. Egal an was ich dachte, ich wusste, dass ich es machen musste. Ich konnte nicht anders. Ich hatte es 7 Jahre gelehrt bekommen, nur um den Tod meiner Eltern zu rächen. Es war richtig. Ich würde es tun müssen. Aber irgendwie war da nicht mehr dieses starke Verlangen wie zuvor.
Vielleicht sollte ich einfach verschwinden. Ihm würde nichts passieren und ich würde dieses Gefühl verdrängen, genauso wie meine Gedanken an ihn.
Ich seufzte laut und griff neben mein Bett. Auf meinem Nachtisch tastete ich nach meinem Handy und als ich es mit meinen Fingern umschlossen hatte, machte ich es an und schrieb Sasha.
"Plan C?"
Hello ^-^
Spotify: ellahrnshn
Playlist: Fanfiction.
Meinung zum Teil? :3
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