Sportunterricht war für Jisung immer eine zweischneidige Sache gewesen. Einerseits hasste er es, weil er nicht besonders sportlich war und die meisten Spiele eher Qual als Spaß für ihn darstellten. Andererseits war es die einzige Stunde, in der er zusammen mit Felix, seinem besten Freund, lachen und sich entspannen konnte.

Heute stand Basketball auf dem Plan, und wie üblich, war Jisung alles andere als begeistert. Während sie sich aufwärmten, plauderte Felix munter drauf los. „Also, hast du schon gehört? Hyunjin hat gestern eine riesige Party bei sich zu Hause geschmissen. Alle reden darüber."Jisung verdrehte die Augen. „Natürlich hat er das. Was sonst soll er mit seinem ganzen Geld und seinem riesigen Haus machen?" Es war schwer, den sarkastischen Tonfall zu überhören.

Felix lachte und schlug Jisung freundschaftlich auf den Rücken. „Ich weiß, du magst ihn nicht, aber er ist nicht so übel, wenn man ihn besser kennt."

„Ja, klar," murmelte Jisung. „Er ist immer so charmant und nett, aber ich wette, es ist alles nur Fassade. Er spielt mit den Leuten, das ist sein Ding."Felix zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Aber du weißt nie, was wirklich in jemandem vorgeht, oder?"Jisung wollte antworten, aber da hörte er plötzlich eine vertraute Stimme hinter sich.„Redet ihr etwa über mich?" Hyunjin trat neben sie, ein breites Grinsen im Gesicht. Neben ihm stand Chan, der mit einem verschmitzten Lächeln auf Jisung herabschaute.„Nur Gutes, keine Sorge," sagte Felix schnell, und es klang ehrlich. Jisung war sich nicht sicher, ob er es war.

„Oh, ich bin sicher, Jisung hat nur Gutes zu sagen," meinte Hyunjin mit einem Augenzwinkern, während er Jisung direkt ansah.

Jisung spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. „Ja, klar," murmelte er und wandte den Blick ab, um nicht zu zeigen, wie unwohl er sich fühlte.„Also, Jungs," sagte Chan und legte die Arme um Felix und Jisung, „wir sind heute im gleichen Team. Wollen wir mal sehen, ob wir es schaffen, Hyunjin hier auszustechen?"„Viel Glück damit," lachte Hyunjin, „aber ich werde euch nicht schonen."Der Lehrer pfiff und teilte die Mannschaften ein. Hyunjin und Chan landeten, wie es zu erwarten war, in derselben Mannschaft, während Jisung und Felix im gegnerischen Team spielten. Jisung war erleichtert, wenigstens Felix an seiner Seite zu haben, aber die Aussicht, gegen Hyunjin anzutreten, machte ihn nervös.Das Spiel begann, und es dauerte nicht lange, bis Hyunjin seine Fähigkeiten zeigte. Er war schnell, präzise und hatte einen unglaublichen Überblick über das Spielfeld. Jeder seiner Bewegungen schien mühelos und elegant, als wäre er auf dem Basketballfeld zu Hause. Jisung konnte nicht anders, als ihn bewundern – auch wenn es ihn ärgerte, dass Hyunjin in allem so gut war.

Hyunjin dribbelte den Ball geschickt über das Feld und kam direkt auf Jisung zu. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke, und Jisung konnte das herausfordernde Funkeln in Hyunjins Augen sehen.

„Na los, Jisung, versuch's doch," neckte Hyunjin, während er sich dem Korb näherte.Jisung biss die Zähne zusammen und stellte sich ihm entschlossen in den Weg. „Lass mich raten, du wirst mir jetzt wieder irgendwas sagen, das mich aus dem Konzept bringt, oder?"Hyunjin lachte, und in seinem Lachen lag eine Wärme, die Jisung verwirrte. „Ich denke, das brauche ich gar nicht. Du bist doch schon aus dem Konzept gebracht, oder?"Mit einer schnellen Bewegung wich Hyunjin Jisung aus und warf den Ball perfekt in den Korb. Jisung konnte nur zuschauen, wie der Ball durch das Netz glitt, und spürte, wie die Frustration in ihm wuchs.

„Keine Sorge, Jisung," sagte Hyunjin, als er an ihm vorbeiging, „ich werde dich nicht allzu schlecht aussehen lassen. Nur ein bisschen."

Jisung kochte vor Wut. War das alles nur ein Spiel für Hyunjin? „Warum machst du das?" platzte er heraus, bevor er es zurückhalten konnte.Hyunjin blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Sein Grinsen war verschwunden, und für einen Moment sah er Jisung ernst an. „Vielleicht, weil ich will, dass du siehst, dass ich nicht der bin, für den du mich hältst."Bevor Jisung antworten konnte, war Hyunjin schon wieder zurück im Spiel, als wäre nichts gewesen. Aber diese Worte hallten in Jisungs Kopf nach. Was meinte er damit? Und warum schien er so darauf bedacht zu sein, Jisungs Meinung zu ändern?Das Spiel ging weiter, und Jisung versuchte, sich auf das Geschehen zu konzentrieren, aber seine Gedanken waren ständig bei Hyunjin. Irgendwas an ihm war anders. Vielleicht spielte er wirklich nicht nur. Vielleicht gab es etwas Echtes unter dieser selbstbewussten Fassade.

„Alles okay?" fragte Felix, als sie eine kurze Pause machten.

Jisung nickte, obwohl er sich alles andere als sicher fühlte. „Ja... Ich denke schon."Felix sah ihn forschend an, sagte aber nichts weiter. Er wusste, dass es besser war, Jisung nicht zu drängen. Stattdessen lenkte er das Gespräch auf das Spiel, und für einen Moment konnte Jisung seine Gedanken beiseite schieben.Doch als sie nach dem Unterricht in die Umkleidekabine gingen, konnte er das Gefühl nicht abschütteln, dass sich etwas zwischen ihm und Hyunjin verändert hatte. Hyunjin war mehr als nur der arrogante, reiche Typ, den Jisung immer in ihm gesehen hatte. Und vielleicht, nur vielleicht, wollte Hyunjin ihm das zeigen.Jisung wusste, dass er vorsichtig sein musste. Hyunjin konnte immer noch mit ihm spielen, aber irgendetwas in seinem Inneren flüsterte ihm zu, dass es vielleicht an der Zeit war, die Mauern um sich herum etwas zu senken und herauszufinden, wer Hwang Hyunjin wirklich war.