Der Anfang vom Ende
Han Jisung hatte sich immer daran gewöhnt, in der Highschool unsichtbar zu sein. Er war der typische Nerd – unscheinbar, vertieft in seine Comics und Videospiele, und immer mit einer großen Brille und einem übergroßen Pullover unterwegs. Es war nicht so, dass er unbedingt beliebt sein wollte, aber manchmal konnte er nicht anders, als zu sehen, wie mühelos andere durch das Leben schwebten.
Besonders jemand wie
Hwang Hyunjin.
Hyunjin war das komplette Gegenteil von Jisung. Er war groß, attraktiv und hatte dieses strahlende Lächeln, das alle um ihn herum anzog. Hyunjin war nicht nur reich und beliebt, sondern auch offen schwul. Jeder wusste es, und irgendwie schien es Hyunjin sogar noch faszinierender zu machen. Er war selbstbewusst, charismatisch und schien sich um nichts auf der Welt Sorgen zu machen. Für Jisung war Hyunjin wie ein unerreichbarer Stern am Nachthimmel – jemand, der alles hatte, was Jisung nicht hatte.Also war es für Jisung eine ziemliche Katastrophe, als er erfuhr, dass er ausgerechnet mit Hyunjin für das Chemieprojekt zusammenarbeiten musste. Es war der erste Tag des neuen Semesters, und als der Lehrer ihre Namen zusammenrief, konnte Jisung das Lachen seiner Mitschüler im Hintergrund hören. Hyunjin, der gerade mit ein paar Freunden plauderte, drehte sich langsam zu ihm um. Ein wissendes Lächeln spielte um seine Lippen, als er Jisung ins Visier nahm.
„Han Jisung, richtig?" Hyunjin schlenderte auf ihn zu, die Hände in den Taschen, die Schultern lässig zurückgelehnt. „Es sieht so aus, als wären wir Partner."Jisung zwang sich zu einem Nicken. „Ja, sieht so aus."Hyunjin ließ sich neben Jisung auf einen Stuhl fallen, immer noch mit diesem überheblichen Grinsen im Gesicht. „Mach dir keine Sorgen, ich beiße nicht. Außer du willst es." Er zwinkerte ihm zu, und Jisung spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Hyunjin wusste genau, wie er Jisung aus der Fassung bringen konnte, und das brachte ihn zur Weißglut.„Lass uns einfach mit dem Projekt anfangen," murmelte Jisung und schaute fest auf seine Notizen, um Hyunjins Blick zu entgehen. „Wir sollten einen Plan aufstellen."Hyunjin lehnte sich vor, sein Atem streifte leicht Jisungs Ohr, als er sprach. „Weißt du, Jisung, du solltest wirklich entspannter sein. Wir sind doch ein Team jetzt. Da muss man sich vertrauen können."
Jisung verspürte einen Stich der Verlegenheit und des Unbehagens. Er wusste, dass Hyunjin ein Spiel spielte, aber er war nicht bereit, sich darauf einzulassen. „Ich vertraue dir, dass du deinen Teil erledigst," sagte er kühl, wobei er versuchte, sich nicht von Hyunjins Nähe ablenken zu lassen. „Aber wir sollten wirklich anfangen."Hyunjin lachte leise und lehnte sich zurück. „Wie du willst." Er ließ Jisung endlich etwas Raum zum Atmen, aber das Gefühl seiner Präsenz blieb. „Ich bin gespannt, was du so drauf hast."Sie begannen, das Projekt zu besprechen, aber Jisung konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass Hyunjin ihn die ganze Zeit beobachtete. Es war, als ob Hyunjin durch seine äußere Hülle hindurchsehen und die Unsicherheit dahinter entdecken konnte. Jeder Kommentar, jede scheinbar harmlose Bemerkung von Hyunjin schien eine verborgene Bedeutung zu haben, und es machte Jisung nervös.
Als der Unterricht schließlich vorbei war und die Schüler ihre Sachen zusammenpackten, blieb Hyunjin noch einen Moment länger sitzen. Er wartete, bis der Raum fast leer war, bevor er sich wieder zu Jisung drehte. „Weißt du, Jisung," sagte er in einem fast nachdenklichen Ton, „es gibt nichts Schlimmeres, als etwas zu verbergen. Es macht das Leben nur schwerer."Jisung spürte, wie sein Herz schneller schlug. „Was soll das heißen?" fragte er, obwohl er die Antwort fürchtete.Hyunjin zuckte mit den Schultern und erhob sich dann. „Nichts. Nur ein Gedanke." Er grinste noch einmal, und diesmal wirkte es fast freundlich, bevor er den Raum verließ.Jisung blieb allein zurück, seine Gedanken rasten. Was hatte Hyunjin damit gemeint? Es fühlte sich an, als hätte er eine verborgene Botschaft übermittelt, eine, die Jisung noch nicht ganz verstand. Aber eines wusste er sicher: Dieses Semester würde alles andere als einfach werden.
Und vielleicht war Hyunjin nicht nur der Feind, den er immer in ihm gesehen hatte. Vielleicht war er auch der Schlüssel zu etwas, das Jisung bisher tief in sich vergraben hatte.
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