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9 - Eindeutig mehr als Freundschaft

»»Revali««

Freitagvormittag, das erste wichtige Auswärts-Spiel der Saison steht an.

Unter einem konzentrierten Lächeln vollziehe ich eine Flügelbewegung und erteile meiner Mannschaft somit den Befehl zum Ausschwärmen, während ich mein Blick über das schneebedeckte Schützenfeld einer fremden Universität schweifen lasse.

Während um mich herum die „Schlacht" tobt, stehe ich dem gegnerischen Kapitän gegenüber, ein mittelgroßer Passerie-Orni, der stark einem Zaunkönig ähnelt. Fast zeitgleich spannen wir unsere Bögen, während der andere Kapitän dabei äußerst angespannt wirkt. Ich bemerke bereits von hier aus, dass er nervös mit dem Schnabel klappert und seine Flügel unkontrolliert zittern. Unverzüglich gebe ich einen verächtlichen Ton von mir.

Unter dieser Führung wird das Team der West-Side-Uni, die sich westlich von Hyrule-Stadt in West-Castle-Town befindet., haushoch untergehen. Ein Schützen-Kapitän, dem es nicht gelingt, Ruhe zu bewahren, wird meiner Meinung nach seine Mannschaft nie zum Sieg führen können. Schließlich ist es stets so, dass das Empfinden eines Kapitäns stets auf seine Männer abfärbt, was hier auch deutlich zu erkennen ist, denn unsere Rivalen neigen dazu, kopflos herumzurennen und eine schlampige Leistung an den Tag zu legen. Nun, vielleicht liegt ihre Nervosität auch daran, dass unser Ruf uns bereits vorauseilt, denn schließlich befindet sich das Team der Hyrule-Uni stets an der Spitze der Uni-Liga. Trotz dessen bin ich über die Unruhe der gegnerischen Mannschaft doch sehr überrascht, da wir zudem zum ersten Mal Medohli dabeihaben.

Angespannt sitzt sie zusammen mit Mimo, Gesane und Roki auf der Bank, meine drei Trumpfe im Flügel, die ich mir für spätere Schachzüge aufhebe.

Währenddessen zeigt Teba, wie gut er in der Lage ist, mit den Windstößen seiner kräftigen Flügel unsere Ziele zu schützen. Masuli und Guy bombardieren von der Luft aus das gegnerische Feld und mein Bodentrupp bestehend aus Riba und Hertis gehen ordentlich auf Punktejagd.

Dem verängstigten Kapitän des feindlichen Teams einen unbescheidenen Blick zuwerfend ziehe ich zwei Pfeile auf eine Sehne, bevor ich meinen ersten Doppelschuss abgebe: »Erwartet keine Gnade!«, bemerke ich unter vollster Entschlossenheit.

»»Du««

Bevor es in die Weihnachtsferien geht, stehen noch einige Prüfungen an, deshalb ist dieser heutige Kurs besonders wichtig. Es geht um Artenkunde.

Professor Elo Robinian, die Ehefrau von meinem orangegefiederten Medizin-Professor, die das heutige Thema im Fach Biologie unterrichtet, kritzelt die Namen der humanoiden Haupt-Spezies mit ihrem Finger auf die Hologramm-Tafel, Hylianer, Shiekah, Gerudo, Goronen, Orni und Zora.

»So!«, meint die rosafarbene Zora, dessen Flossenspitze in einem sanften Blau schimmert, und dreht sich zu uns im Vorlesungssaal um. »Wer kann mir die Unterarten der verschiedenen Spezies nennen? Aber bitte lasst die Orni erstmal außen vor, ja.«

Sofort gehen so ziemlich alle Hände nach oben, auch deine.

Die Professorin ruft geduldig einem nach den anderen auf.

»Gerudo-Arten gibt es insgesamt drei. Fernöstliche, Nahöstliche und Orientalische. Sie unterscheiden sich je nach Hautfarbe und Größe.«

»Sehr gut!«, lobt Elo die Shiekah-Gerudo, die sie aufgerufen hat und deutet auf den nächsten Medizin-Studenten, einem Hylianer.

»Hylianer und Shiekah sind nicht rassenspezifisch eingeordnet, unterscheiden sich jedoch nach Region.«

Die Universitätslehrerin zeigt sich über die Antwort ganz zufrieden und gibt Mipha die Chance, ebenfalls am Geschehen teilzunehmen.

»Zora werden durch zwei verschiedene Arten unterschieden, Süß- und Salzwasser-Zora,« lautet Miphas Antwort, die völlig korrekt ist.

Glücklich gestimmt über die rege Beteiligung an ihrem Kurs, die viele richtige Antworten mit sich bringt, erteilt die pinke Zora als Nächstes einem Goronen das Wort.

»Goronen gibt es auch nur zwei Arten, welche die Vulkan-Goronen genannt werden und welche, die Berg-Goronen heißen. Die Vulkan-Goronen sind größer als die Berg-Goronen und stammen aus Orten, wo es sehr heiß ist. Berg-Goronen allerdings kommen ursprünglich aus Gebirgsregionen.«

»Wunderbar!«, rühmt Elo ihren gesamten Kurs, bevor sie über die Hologramm-Tafel wischt und die richtigen Antworten, die eben genannt wurden, erscheinen lässt. Im Anschluss dreht sie sich wieder zu euch um und gestikuliert mit einer seiner Schwingen herum. »Jetzt bleiben nur noch die Orni übrig. Irgendjemand eine Idee, warum ich sie mir zum Schluss aufgehoben habe?«

Die Professorin zeigt auf einen Orni, der erst hintergründig zu grinsen anfängt, als er aufgerufen wird. »Weil sie mit einem Orni verheiratet sind?«, lautet seine „schlaue" Antwort.

Die Expertin im Fachgebiet Heilkunde und Biologie zeigt sich über diese Antwort gelassen und kontert fröhlich. »Gut erkannt, mein Herr, aber nein, daran liegt es nicht.« So lacht sie einfach und ruft nun dich auf. »Fräulein Rodrigo, ja bitte!«

Bevor du deine Antwort gibst, räusperst du dich erstmal und beginnst dann. »Bestimmt wird es daran liegen, weil die Orni die umfangreichste Arten-Vielfalt aufweisen.«

»Sehr schön, das wollte ich hören. Na, dann, schießen Sie los, Fräulein Rodrigo. Nennen Sie mir alle Arten, die ihnen so einfallen,« fordert die Professorin dich auf.

»Okay, gut, mal sehen...«, sagst du, ehe du einen Moment zur Decke hochblickst und überlegst. »Da wären zum einen die Passerie-Orni, die Häufigste aller Orni-Arten, denen Zugehörigen Singvögeln ähneln. Dann gibt es da noch die Ozeanischen-Orni, die auch südländliche Orni genannt werden oder auch Paradiesvögel, weil sie Paradiesvögeln eben gleichen.« An dieser Stelle lachen einige zustimmend. »Berg-Orni nennt man Orni, die einst nordische Gebirgsketten besiedelt haben und Adler-Arten ähneln. Die Mandarin-Orni hingegen leben hauptsächlich im asiatischen Raum und sind für ihr schimmerndes Gefieder bekannt. Und ähm... Ach ja, die Latinum- und die indianischen Orni. Und... äh... Hm... Und Mexika-Orni, aber die sind eigentlich eine Unterart der Ozeanischen Orni. Sie nennen sich jedoch so, weil es sie einst nur in Mexiko gegeben hat.«

Letzteres ist dir, wenn du ehrlich bist, bloß eingefallen, weil dein Dad zufälliger Weise auch ein Mexika-Orni ist, sonst wüsstest du wahrscheinlich gar nicht, dass es sie gibt. Eigentlich wüsstest du noch viele mehr, aber gerade hast du den Faden verloren.

»Das war bereits ganz schön viel. Vielen Dank, Miss Rodrigo,« gibt sich die Professorin mit deiner Wissensfülle sehr zufrieden. »Interessant fand ich es zudem, dass Sie uns eine bereits als ausgestorben geltende Art genannt haben, die indianischen Orni. Zwar gibt es vereinzelt noch zugehörige dieser Art, dennoch rein statistisch gesehen bloß noch eine Handvoll, die noch reinen Blutes sind. Zu erkennen sind indianische Orni an ausgeprägten, farbintensiven Federkränzen und Gefiedermusterungen, die an Kriegsbemalungen erinnern. Und zu den Latinum-Orni möchte ich erläutern, dass sie einst den Mittelmeerraum als Lebensraum bevorzugt und ihr eigenes Reich gegründet haben, das wir heute als Italien mit seiner Hauptstadt Rom kennen.«

»He, warum wurden denn jetzt die Steppen-Orni vergessen und was ist mit den Wüsten-Orni?«, meldet sich plötzlich eine Orni mit karamellfarbigem Gefieder, die ganz offensichtlich Verwandte unter diesen genannten Orni-Arten besitzt.

»Die wurden natürlich nicht vergessen. Aber schön, dass Sie sie nennen, denn wir sind noch längst nicht fertig...«

Während Professor Elo Robinian mit der Steppen-Wüsten-Orni über dessen angehörige Rasse und ihrer Herkunft diskutiert, denkst du über die indianischen Orni nach. Einen von ihnen kennst du persönlich und er ist in der Tat etwas Besonderes. Auch Revali ist väterlicherseits ein indianischer Orni. Allerdings bezweifelst du, dass er reinblütig ist, denn deine Mama hat mal erwähnt, dass seine Mutter einer anderen Art angehörte. Allerdings weißt du nicht mehr darüber, denn Revali selbst spricht nie über seine Mutter. Eigentlich weißt du nur, dass sie sehr früh gestorben ist, als dein Schwarm noch ein Küken war. Das ist alles.

Da kommt dir gerade, dass du Revali vermisst. Du würdest dich heute gerne mit ihm treffen. Sofort schielst du zu deinem Shiekah-Stein rüber, der während des Unterrichts eigentlich nur zum Lernen gedacht ist. Trotzdem spielst du gerade mit dem Gedanken mit Vali zu texten. Doch da der Kurs so wichtig ist und nächste Woche eine Arbeit über das Thema Artenkunde ansteht, kannst du es dir nicht leisten, dich ablenken zu lassen. Außerdem weißt du, dass Revali heute einen Wettkampf hat, daher wird er dir ohnehin nicht zurückschreiben können. Später, denkst du dir deshalb, und freust dich schon auf die Mittagspause.

»»Revali««

Äußerst zufrieden sitze ich im Bus auf meinem Stammplatz ganz links vorne. Mich in meinem bequemen Sitz zurückgelehnt denke ich an das Match zurück, das wir mit Abstand haushoch gewonnen haben. Umgehend notiere ich das Ergebnis, das uns zwei Punkte für die Uni-Liga gebracht hat in unsere Statistik auf meinem Laptop, den ich mitgenommen habe. Obwohl wir uns noch ganz am Anfang der Saison befinden, bin ich äußerst zuversichtlich, dass wir dieses Jahr den Pokal für unsere Uni beanspruchen werden. Kurz den Schnabel verzogen erinnere ich mich daran, dass es letztes Jahr leider nicht mit dieser Auszeichnung geklappt hat. Das Team der Harzblut-Uni hat uns leider um wenige Punkte geschlagen. Es war ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen, das sie ungünstiger Weise für sich entscheiden konnten. Diesmal jedoch werde ich das nicht zulassen. Ich werde es sein, der sich mit seinem Team den Pokal holt.

Bevor ich mich daran mache, das Programm für die Planung meiner Schützenkür zu öffnen, an dem ich immer noch feile, blicke ich rüber zu Hemba, der mit dem Shiekah-Stein auf dem vordersten Platz der rechten Reihe sitzt. Auf seinem Schnabel befindet sich ein verwegenes Lächeln, während seine gelben Augen hingebungsvoll lodern. Leicht angewidert von dem Wissen, dass er entweder mit seiner Frau oder mit Balthasar anzügliche Nachrichten austauschen wird, die ich nicht mal im Traum lesen möchte, lege ich meine Aufmerksamkeit lieber wieder auf meinem Laptop.

Leider wird mein Vorhaben im Keim vereitelt, als ich spüre, dass sich jemand auf die Plätze gleich hinter mir setzt und sich dabei vorbeugt.

»Hey!«, vernehme ich Medohlis lästige Stimme. »Wieso hast du mich nicht eingewechselt?«

Unverzüglich verdrehe ich die Augen. Die hat mir gerade noch gefehlt. Ist es denn zu viel verlangt, wenigstens im Bus seinen Frieden zu haben?

»Weil ich es nicht als nötig empfunden habe,« antworte ich Balthasars nerviger Tochter und versuche mich trotz der Störung auf meine Arbeit zu konzentrieren.

»Du hast alle anderen eingewechselt, nur mich nicht, du Gockel!«, beschwert sie sich bei mir. »Wenn ich mich beweisen soll, solltest du mir auch die Chance dazugeben.«

»Wenn du deine Chance haben willst, solltest du es unterlassen, mir auf die Nerven zu gehen,« murmle ich vor mich hin, während ich auf die großen für Federn geeignete Tasten drücke.

»Und lass mich raten, bei deiner doofen Schützenkür darf ich auch nicht mitmachen,« beklagt sich Medohli, die offenbar einen Blick auf meinen Laptop riskiert hat.

Ein genervtes Geräusch von mich gebend lege ich meine Arbeit nieder und drehe mich langsam zu der Halb-Orni um. Meine Augen zu Schlitzen geformt sehe ich sie an. »Die Schützenkür ist eine einmalige Aufführung. Sollte es an irgendeiner Komponente scheitern, erhalten wir für die Statistik keine Punkte und das bedeutet wiederum, dass unsere Erfolgsaussicht auf den Pokal der Uni-Liga schwindet. Ist das dein Wunsch?«

»Du weißt ja gar nicht, ob ich mich für die Kür eigne oder nicht,« meint Medohli und verschränkt ihre silberblauen Flügel.

Ohne zu zögern konfrontiere ich sie mit einem überheblichen Lächeln. »Siehst du?«

Angesäuert verzieht Medohli den Schnabel, ehe sie mich auf eine höchst amüsante Art beschimpft. »Du bist manchmal einfach nur ein Idiot, Revali!«

»Hör auf, dich zu beschweren und schätze dich stattdessen glücklich, dass du diesem Wettkampf beiwohnen durftest!«, erwidere ich der Nervensäge unter einem hämischen Auflachen.

Daraufhin sieht mich die Halb-Orni empört an. »Beiwohnen? Zuschauen das durfte ich.«

»Halt unseren Kapitän nicht länger von der Arbeit ab, Medohli und spiel lieber mit den Jungs!«, unterstützt mich unser Trainer, jedoch ohne seinen Blick von dem Display seines Shiekah-Steins zu nehmen.

Während ich zu Hemba rüberschiele und insgeheim froh über seine Unterstützung bin, wirft Medohli dem Schattengefährten ihres Vaters einen finsteren Blick zu.

Trotz dessen gibt die Tochter des Co.-Trainers bei, wenn auch nicht ohne zu meckern. »Wieso bin ich überhaupt im Team, wenn ich dann nur auf der Ersatzbank sitze?«, ruft sie und wirft die Flügel in die Luft.

Endlich herrscht Frieden, als die Halb-Orni sich von den Plätzen hinter mir erhebt und zu dem hinteren Bereich zurückkehrt, wo die übrigen Jungs ihren üblichen Tätigkeiten nachgehen. Soweit ich beurteilen kann, entspannt Gesane zu der Musik, die aus seinen drahtlosen Ohrstöpseln kommt, während Roki seinem Freund zurückschreibt und sich der Rest heiter über den Sieg unterhält.

Jetzt kann ich mich ja endlich wieder an die Arbeit machen, während ich von hinten trotzdem die ein oder andere Diskussion mitbekomme.

»Haben diese West-Side-Trottel überhaupt Medohli bemerkt?«, fragt sich Riba, dieser grüngefiederte Rubinbeutel.

»Ich denke nicht. Ein Mädchen unter Bogenschützen ist so banal, wie ein Eisstadion in der Gerudo-Wüste. Deshalb gehen die anderen Teams wohl davon aus, dass sie gar nicht Teil unserer Mannschaft ist, sondern nur die Freundin von jemanden von uns, die bloß zum Zuschauen mitgekommen ist,« scheut sich Masuli nicht, den anderen seine wilde Theorie mitzuteilen.

»He, Mister Banal!«, meldet sich Medohli sofort zu Wort, die Masulis Spekulation nicht auf sich sitzen lässt. »Du weißt aber schon, dass es tatsächlich ein Eisstadion in der Gerudo-Wüste gibt, ja?«

Tatsächlich muss ich über Medohlis Talent zur Schlagfertigkeit schmunzeln. Auch die Tatsache, dass es ihr wieder Mal gelingt, Masuli dumm dastehen zu lassen, empfinde ich als unterhaltsam.

»Ähm... Was?«, krächzt der Großschnabel entgeistert.

Gerade überlege ich, ob ich pikiert um Ruhe bitten soll, denn bei diesem unnötigen Lärm fällt es mir schließlich schwer, mich zu konzentrieren, als mein Shiekah-Stein plötzlich ein besonderes, akustisches Signal von sich gibt. Es handelt sich dabei um jenen Ton, den ich eingestellt habe, wenn mir (D/N) eine Nachricht zusendet.

Obwohl die Planung der Schützenkür Vorrang hätte, lasse ich mich dazu verführen, auf meinem Shiekah-Stein zu blicken und die eingetroffene Nachricht zu überprüfen. Umgehend schmunzle ich, als ich die Zeilen des „Angels" lese.

Gerade will ich meinem niedlichen Engel schreiben, dass ich in ungefähr 15 Minuten eintreffen werde, da höre ich plötzlich hinter mir eine Stimme. »Aha, Puzzeln nennt man das also heutzutage.«

Heftig zucke ich zusammen und drehe mich zu Guy um, der sich auf die Sitze hinter mir geschlichen hat. Offenbar war ich so auf den Chat mit (D/N) konzentriert, dass ich den neugierigen Hühnerhabicht nicht bemerkt habe.

»Was fällt dir ein meine Nachrichten zu lesen!!!«, schreie ich ihn voller Entsetzen an.

Doch Guy lässt sich von meinem giftigen Ton gar nicht beeindrucken, sondern grinst mich lediglich fröhlich an.

»Tut mir leid, aber ich war so neugierig, was dich so glücklich macht,« teilt mir dieser geflügelte Scherzkeks auch noch brühwarm mit.

»Ich bin nicht...«, will ich ihn anfauchen, doch dann wird mir klar, dass ich durchaus wegen dem „Angel" glücklich bin und er nicht falsch liegt mit seiner Behauptung. So seufze ich und meine dann eine Spur ruhiger zu ihm: »Was wolltest du?«

»Eigentlich wollte ich dich nur fragen, wie weit du mit der Schützenkür bist und ob ich auch dabei sein darf,« entgegnet mir Guy und beugt sich recht frech über meinen Sitz, damit er eine bessere Sicht auf meinem Bildschirm erhält.

So knalle ich ihm vor dem Schnabel dem Laptop zu.

»Nein, sie ist noch nicht fertig und ja, ich überlege dich in die diesjährige Kür miteinzubauen, falls du dich bewährst,« erwidere ich ihm und schicke ihn anschließend mit einer Flügelbewegung hinfort. »Jetzt, wo du deine Antworten hast, kannst du ja wieder an deinem Platz zurückkehren.«

Plötzlich beginnen die olivgrünen Augen des Hühnerhabichts zu funkeln an. »Du hast sie wirklich gern, nicht?«

Mit dem Flügel die Unterseite meines Schnabels streichelnd sehe ich kurz zur Decke hoch. »Nun... Meiner Kür bedarf es noch an einigen Änderungen, aber...«

Plötzlich fängt Guy zu lachen an. »Ich mein doch nicht deine Kür, Revali. Ich mein den Engel mit den Tigerfedern.«

Da habe ich ihn offenbar zu seinem eigenen Pech falsch verstanden. Besser wäre es für ihn gewesen, er hätte mich im Glauben gelassen, dass es um die Kür ginge, denn meine Privatangelegenheiten gehen diesem voller Neugier steckenden Schmusevogel nun wirklich nichts an.

Unverzüglich sehe ich dem neugierigen Raben, der sich Guy nennt, unter halbheruntergezogenen Augenlidern genervt an. »Ich wüsste nicht, was dich das anginge.«

»Ach komm, Revali, ist doch schön, wenn du auch mal verliebt bist,« behauptet er schließlich eine Spur zu gut gelaunt.

»Ich bin nicht...« Wieder will ich ihm widersprechen und wieder stocke ich, als ich merke, dass dem doch so ist. Beleidigt wende ich mein Gesicht von ihm ab und starre bockig aus dem Fenster, in der Hoffnung, dass der lästige Geier von allein verschwindet.

Doch leider lässt sich Guy genauso leicht verscheuchen, wie eine Horde nach Blut lechzender Mücken.

»Mir kannst du nichts vormachen, mit Liebe kenne ich mich aus,« meint er und beugt sich unter einem verschwörerischen Blick noch ein Stück weiter über die Rückenlehne meines Sitzes, was mich zunehmend nervös macht.

Während ich von diesem Schmusevogel etwas Abstand gewinne, gebe ein abfälliges Geräusch von mir. »Falsch! Mit Körperkontakt, damit kennst du dich bestens aus.«

»Jetzt sei doch nicht so ein Albatros,« versucht mich Guy unter einem Lachen zu erheitern, was ihn keines Wegs gelingt. »Jeder kann sehen, dass du dich um sie bemühst.« Obwohl ich schweige, lässt dieser Schmusevogel nicht locker und geht mir weiterhin schonungslos auf die Nerven. »Warum kommst du nicht einfach mit ihr zusammen?«

Hilfesuchend blicke ich um mich. Der Trainer ist mit seiner eigenen Romanze auf dem Shiekah-Stein beschäftigt und die anderen sind mit Medohli in einer lebhaften Diskussion verstrickt. Es wird also niemand kommen und mir diesen lästigen Kerl vom Hals schaffen.

Genervt stoße ich die Luft aus und gebe von mir: »Als wäre das so einfach...«

»Ist es schon, wenn sie dich auch mag,« antwortet er mir mit einem breiten Lächeln.

Wieso rede ich überhaupt mit ihm? Wie bereits erwähnt, geht ihn mein Privatleben einen feuchten Vogeldreck an. Und dennoch ertappe ich mich dabei, wie ich ernsthaft über seine Worte nachdenke.

Eigentlich bin ich schon davon überzeugt, dass (D/N) mich mag. Schließlich hatten wir bereits ein Date, das äußerst zufriedenstellend verlaufen ist. Und bei der Riesenradfahrt auf dem Adventsrummel wirkte es ebenfalls so, dass sie meine Nähe geradezu genießen würde.

»Woher soll ich das bitteschön wissen?«, zische ich und drehe mich mit verschränkten Flügeln nach vorne.

»Ach, ich bin da ganz optimistisch!« Emsig nickt dieser kleine Federsammler. »Erkennst du denn nicht die Zeichen?«

»Wovon sprichst du?«, äußere ich mich belästigt, ihn keines Blickes mehr würdigend.

Zu meinem Verdruss beugt sich Guy noch stärker über den Sitz, was dazu führt, dass er schon bald meine Zöpfe mit seinem Schnabel streift. Unter einem mahnenden Blick drehe ich mich zu ihm um. Doch Guy gibt sich äußerst unbeeindruckt und erläutert mir seine Weisheiten, nach denen ich nun wirklich nicht gefragt habe. »Sie schreibt dir von alleine, also bedeutet das, sie vermisst dich. Wenn man sie mir dir zusammensieht, lächelt sie unterbrochen. Wenn sie sich mit ihren Freundinnen unterhält, redet sie nur von dir. Und...«

»Moment!« Meine grünen Augen flimmern vor Skepsis. »Woher willst du wissen, worüber sie mit ihren Freundinnen spricht.«

Guy zuckt einfach nur mit den Achseln. »Ab und zu stehe ich daneben.«

»Das ist ja interessant...«, äußere ich mich ihm gegenüber sarkastisch und lehne mich in Richtung Fenster, da Guy mir so dicht ans Gefieder rückt und ich das als höchst störend empfinde.

»Also wenn du mich fragst, liegt es nur an dir, dass ihr noch nicht schon längst zusammen seid,« erteilt mir Guy seinen ungebetenen Rat.

Sofort gebe ich einen herablassenden Laut von mir. »Zum Glück fragt dich aber niemand.«

»Aber...«

Nun bin ich der Unterhaltung müde. Unverzüglich schneide ich ihm das Wort ab und bedenke ihn mit einem beißenden Blick. »Falls du vorhast, mich noch weiter zu belästigen, fürchte ich, dass ich deinen Platz bei dir Kür an jemanden vergeben werde, der meine Privatangelegenheiten besser respektiert.«

Schneller, als ich Medoh sagen kann, erhebt Guy beschwichtigend die Flügel und kapituliert. »Okay, okay! Ist ja schon gut. Ich hab's ja kapiert. Du wünschst keine Hilfe. Ist angekommen!«

Hörbar stoße ich erleichtert die Luft aus, als Guy endlich einen Abflug macht. Erschöpft von diesem Gespräch massiere ich mir die Schläfen. Den Rat des selbsternannten „Love-Gurus" ist wirklich das Letzte, was ich jetzt brauche.

Da ertönt wieder (D/N)s Klingelton. Umgehend schaue ich auf das Display und sehe, dass sich der Engel bereits Sorgen macht, warum ich ihr nicht zurückschreibe.

»»Du««

Sehnsüchtig starrst du auf deinen Shiekah-Stein. Du siehst, dass Revali online ist, aber da kommt irgendwie nichts mehr. Vorhin stand da noch ganz oben auf dem Bildschirm, dass er schreibt, doch nun ist er wohl verstummt. War es zu viel für ihn, ihn zu dir nach Hause einzuladen? Hat er diese Einladung vielleicht falsch aufgefasst? Gut möglich! Vielleicht meint er jetzt ja, du willst dich bloß mit ihm vergnügen. Dich würde es aber echt verletzen, wenn er so denkt, denn eigentlich sollte er wissen, dass du nicht so eine bist und es ernst mit Vali meinst.

»Warum siehst du denn so traurig aus?«, fragt dich Mipha, die neben Urbosa, die Einzige ist, die sich noch mit dir am Tisch befindet, denn die anderen sind bereits zu ihren letzten Kursen oder auf dem Weg nach Hause. »Vermisst du etwa Medohli?«

»Oh, ich glaube nicht, dass es Medohli ist, die sie vermisst, Mipha,« gibt die Gerudo ihren Senf dazu.

Seufzend machst du den Bildschirm deines Shiekah-Steins aus und schaust auf deinen Teller, den du kaum angerührt hast.

»Er schreibt mir nicht zurück...«, gibst du deinen beiden Freundinnen murmelnd zu verstehen.

»Lass unser Lieblingshühnchen doch noch etwas Kapitän spielen, wenn ihn das so glücklich macht!«, scherzt Urbosa, die bereits kapiert hat, was Sache ist.

Du allerdings findest das gar nicht lustig, sondern bist immer noch deprimiert.

»Nein... Also... Der Wettkampf ist schon zu Ende. Sie sind schon auf dem Weg nach Hause,« sagst du und schaust auf das schwarze Display.

»Dich hats ganz schlimm erwischt, was?«

Augenblicklich zuckst du zusammen, als du Urbosas Worte vernimmst. Mit knallrotem Gesicht siehst du sie an, unfähig ihr irgendetwas zu erwidern, denn du fühlst dich voll ertappt.

»Jetzt guck doch nicht so!«, lacht Urbosa. »Wir alle wissen, dass du den Vogel datest.«

»Revali ist seit einigen Wochen ganz anders,« meint Mipha, um Urbosas Aussage zu bekräftigen.

Dir war ja gar nicht klar, dass es für die anderen so offensichtlich ist, dass du in Revali verknallt bist. Du willst aber weder lügen, noch ihre Verdächtigungen bestätigen, denn seine Freundinnen schwindelt man nicht an, aber Revali wollte nicht, dass euer Freundeskreis von eurer Verabredung erfährt. Also senkst du bloß den Blick und schweigst.

Doch der erfahrenen Gerudo kannst du gar nichts vormachen. »Du weißt nicht, wie du bei ihm dran bist, nicht?«, konfrontiert sie dich mit deinen eigenen Gedanken.

»Ja... Also nein... Es... Hm... Er ist manchmal kompliziert,« stammelst du, während du anfängst deinen ungerührten Teller vor Unrast hin- und herzuschieben.

»Das ist er. Stimmt schon. Da spricht dir niemand dagegen. Aber ich glaube, das zwischen euch ist im Grunde weniger kompliziert,« erwidert dir Urbosa und zwinkert dir zu.

Skeptisch blinzelst du die Gerudo an. »Wie meinst du das?«

»Es ist offensichtlich, dass er auch dich steht,« erhältst du eine Antwort mit einem fetten Grinsen ihrerseits.

»Das meine ich auch!«, stimmt Mipha der Gerudo unter einem bekräftigenden Nicken zu.

»Ist dir gar nicht aufgefallen, dass Revali auf dem Adventsrummel nur Augen für dich hatte?«, will Urbosa von dir wissen.

Wieder starrst du sie nur ewig lange an, bevor du murmelst: »Nein...«

Die Hand halb vor ihrem Gesicht erhoben, tauscht sie mit Mipha Blicke aus. »Das ist mal wieder typisch. Niemand ist ahnungsloser, als die Liebenden, sage ich immer.«

»Vielleicht solltest du Revali einfach sagen, was du fühlst,« rät dir ausgerechnet Mipha, die Schüchternheit in Person.

»Das könnte ich, wenn Revali nicht Revali wäre, aber bei ihm...« Erst bedenkst du deine Freundinnen mit einem leicht gereizten Blick, weil du dich von ihren Ratschlägen und Andeutungen in die Enge gedrängt fühlst, doch dann senkst du den Kopf und zupfst traurig an deiner weißen Strähne herum. »Bei ihm muss man vorsichtig sein, wie bei einem scheuen Reh.«

»Also ich würde unseren Mister Rampenlicht wohl kaum mit einem scheuen Reh vergleichen, aber nette Vorstellung,« witzelt Urbosa mal wieder.

Schief schaust du die Gerudo an. Allmählich wirst du wirklich etwas sauer. Denn Urbosa kennt den wahren Revali nicht, sie kennt nur das, was er ihr präsentiert. In Wahrheit ist der dunkelblaue Orni ein verletzliches Wesen und diese Arroganz, die er den anderen gegenüber zeigt, ist nur Fassade, in anderen Worten ein Schutzwall, den er sich über all die Jahre aufgebaut hat.

»Ihr könnt euch ja gern eure Meinung bilden, aber keiner kennt Revali so, wie ich es tue. Er hat viel durchgemacht als Küken. Es gibt einen Grund, warum er so ist, wie er ist. Und deshalb ist er eben vorsichtig, was Gefühle betrifft, weil er...«, verteidigst du ihn, bevor du kurz eine Pause machst und dich daran erinnerst, wie Hemba oft mit deinem Vali umgegangen ist. Schließlich lässt du Flügel und Schultern hängen und flüsterst leise weiter. »Weil er nicht verletzt werden will. Es ist schwer sein Vertrauen zu gewinnen und es auch zu erhalten.«

»Oh, ich glaube, so schwer, tust du dich gar nicht!«, bemerkt Urbosa, als plötzlich dein Shiekah-Stein einen Laut von sich gibt und auf dem Display eine Benachrichtigung erscheint, dass Revali dir geschrieben hat.

Mit klopfenden Herzen rufst du sofort die Nachricht auf und liest, was er dir getextet. Sofort bist du erleichtert. Mipha und Urbosa tauschen währenddessen vielsagende Blicke aus.

Während du zur Bushaltestelle gehst, fragst du dich ständig, was Revali dir sagen will. Ist es etwas Positives oder etwas Negatives? Mann, dein Herz hämmert die ganze Zeit wie wild. Niemand kann gerade nachvollziehen, wie nervös da bist.

Da triffst du den dunkelblauen Orni schließlich wie bestellt auf dem Parkplatz an. Die Augen geschlossen und die Flügel verschränkt steht er da und wartet auf dich. Zögerlich näherst du dich ihm. Deine Knie werden so weich, dass du Angst davor hast, dass sie nachgeben.

»Da bist du ja endlich,« sagt Revali plötzlich und öffnet seine Augen.

Erstaunt schaust du ihn an. Du hast nämlich nicht erwartet, dass er dich bemerkt hat. Unter einem milden Lächeln wendet er sich dir zu. Seine grünen Augen leuchten in einem sanften Schimmer.

»Dann sollten wir wohl uns auf dem Weg machen,« schlägt er dir vor und erhebt einen seiner Flügel. »Zu Fuß?«

»Wir können auch fliegen, wenn es dir lieber ist. Von hier bis zu mir nach Hause ist es nicht weit,« bietest du deinem Schwarm an und spielst dabei etwas schüchtern mit deiner weißen Strähne.

Revali fasst sich mit dem Flügel an die Unterseite eines Schnabels und wirft dir einen nachdenklichen Blick zu.

»Wir laufen,« entscheidet Revali dann, aus welchem Grund auch immer.

Dir gehen die Augen über, als der dunkelblaue Orni sich dicht neben dich stellt und dir stumm anbietet, sich bei der unterzuhaken. Zwar starrst du eine Weile völlig perplex vor dich hin, aber schließlich tust du, wonach er verlangt. Dem Anschein nach kann es sich kaum um etwas Negatives handeln, dass Revali mit dir besprechen will, wenn er sich dir gegenüber so untypisch zugänglich verhält.

So kommt es, dass du seine Flügelbeuge sanft umklammert mit ihm gemeinsam nach Hause spazierst.

»»Revali««

Schließlich sitze ich bei ihr Zuhause an ihrem Esstisch. Das unvollständige Puzzle und seine Teile sind auf einer Unterlage ausgebreitet. Ich habe es mir auf der Bank zur Wandseite gemütlich gemacht und der Engel sitzt mir gegenüber. Dieser blaue Papagei neigt währenddessen seinen Kopf und sieht uns von seinem Platz neben der Puzzleunterlage aus zu. Auch wenn ich Tiere auf Bereichen, die man normalerweise zur Essenseinnahme verwendet, unhygienisch finde, empfinde ich es durchaus als unterhaltsam, so wie er uns der Vogel neugierig dabei beobachtet, wie wir die Puzzleteile verschieben.

Plötzlich sieht der Engel von ihrem Tun auf, während ich meinen Kopf an meinem Flügel abstütze und mit meinen konzentrierten Blicken nach einem passenden Puzzleteil Ausschau halte.

Hmmm... Das da drüben könnte vielleicht passen von der Form und Farbe her. Vielleicht sollte ich...

»Worüber wolltest du eigentlich mit mir reden?«, fragt mich der „Angel" plötzlich.

Erschrocken hebe ich den Blick von dem halbfertigen Puzzle und löse meine gelassene Haltung auf. Meine Schwanzfeder beginnt augenblicklich unruhig zu wippen, während mein Kamm zuckt. Unter meinem Gefieder kribbelt es ebenfalls heftig, als würde sich darunter Ungeziefer befinden.

Prompt sehe ich (D/N) an. Ihre Aufmerksamkeit ist auf mich gerichtet. Unverzüglich bereue ich es, ihr geschrieben zu haben, dass ich mit ihr reden möchte, denn jetzt verlangt sie natürlich danach. Gerade frage ich selbst, warum ich im Bus noch den Wunsch danach verspürt habe.

Die Flügel sauber auf meine Schenkel gelegt, senke ich den Blick und suche in den Puzzleteilen nach einer passenden Antwort. Was soll ich ihr nun sagen? Dass ich mich in sie verliebt habe und mit ihr zusammen sein möchte? Sollte ich vielleicht nicht zuerst nach einem zweiten Date bitten? Ist das hier nicht ein zweites Date? Wahrscheinlich nicht, denn die Atmosphäre ist weder romantisch, noch hat jemand unser Treffen eine Verabredung genannt. Wir arbeiten lediglich gemeinsam an einem Puzzle. Und trotzdem fühlt es sich gerade so an, als würde ich ihr einen Antrag machen wollen. Na komm schon, Revali Chosovi, für dich wird es wohl kaum so schwer sein, ein Mädchen von dir zu überzeugen! Los, mach schon!

»Mir ist heute aufgefallen, dass du mir eine zweite Verabredung schuldest,« meine ich zu ihr unter gespielter Anmaßung.

Augenblicklich schenkt sie mir ein strahlendes Lächeln. »Ja?«

»Doch in letzter Zeit werde ich sehr mit Training und Lernen beschäftigt sein, sowie mit einigen Wettkämpfen. Wie lauten deine Pläne für Weihnachten? Wir könnten...«

Doch abrupt halte ich ein, als ihr Lächeln plötzlich verschwindet. Mit einem Mal wirkt sie etwas unschlüssig und senkt ihren Blick vor mir.

»Zu Weihnachten fahre ich nach Hause, nach Orni-Village,« antwortet der Engel mir zögerlich unter einem Flüstern.

Grimmig starre ich sie an, während ich hastig mit dem Flügel über meinen Schnabel streiche, ehe ich anmerke: »Was für eine ärgerliche Wendung!«

Es dauert keinen Flügelschlag, da kehrt ihr Lächeln plötzlich wieder in einer zarten Intensität zurück. »Komm doch mit! In meinem alten Kinderzimmer ist immer eine Hängematte für dich frei.«

Kaum hat sie ihren Vorschlag ausgesprochen, verziehe ich den Schnabel.

Orni-Village, der Ort meiner Kindheit... Ich hasse ihn. Als ich vor eineinhalb Jahren diesem Dorf den Rücken zugewandt habe, um in Hyrule-Stadt mein Sport-Stipendium zu beginnen, habe ich geschworen nicht mehr so schnell oder gar nie wieder zurückzukehren. Und (D/N) weiß das ganz genau.

»Dir ist wohl bewusst, dass ich dieses Angebot ausschlagen werde,« sage ich zu ihr.

Die Mundwinkel des Engels zucken. »Wir beide wissen, dass die Wahrscheinlichkeit nicht hoch sein wird, dass dein Vater ebenfalls das Dorf mit seiner Anwesenheit beehrt.«

Schnell weiche ich ihren Blicken aus, während ich abwehrend die Flügel verschränke. Ich fühle mich unwohl, da der „Angel" den Grund für die Abneigung, was meinen Heimatort betrifft, genauestens zu kennen scheint.

»Das mag wohl sein, dennoch werde ich nur von unliebsamen Erinnerungen erwartet,« teile ich ihr mit.

Plötzlich schenkt mir Broncos Tochter ein solch warmen Blick, dass mir ganz seltsam wird. »Aber auch von schönen, oder nicht?«

Mein Gefieder plustert sich auf, als (D/N) plötzlich meinen Flügel ergreift und ihn festhält. Mein erster Impuls ist es, ihr meine Schwinge zu entziehen, doch als ich ihr in die Augen schaue, erstarre ich zu einem plüschigen Eisklotz. Ihre Weiten funkeln so lieblich, dass ich es kaum wage, zu atmen. Ich fühle mich gefangen, gefangen in ihren Blicken.

Deshalb lasse ich sie ungehindert weitersprechen.

»»Du««

Zärtlich lächelnd streichelst du Revalis weiche Federn, die seinen Flügel säumen.

»Als wir klein waren, hatten wir eine schöne Zeit zusammen. Du weißt es wahrscheinlich nicht, aber du warst mein bester Freund. Ich war echt froh, dich zu haben. Vermutlich bist du der Grund, warum meine Kindheit so toll war. Es war immer so schön mit dir. Weißt du noch...« Deine Augen beginnen zu funkeln, als du dich erinnerst. »Zu Weihnachten waren wir tagsüber immer Schlittenfahren. Später haben wir Schneemänner gemacht und sind in den Weihnachtswald gegangen. Und nachts, als die Sonne dann untergangen ist, haben wir mit all den anderen die Lichtershow angesehen. All das können wir auch dieses Jahr tun, wir beide, nur du und ich.«

Als wie, wenn Kiku verstehen würde, was da zwischen euch beiden abgeht, legt er pfeifend den Kopf schief und schaut von dir zu Revali rüber. Der dunkelblaue Orni währenddessen ist zu Stein geworden. Es sind lediglich seine grünen Weiten, die mit dir sprechen und dir vermitteln, dass dein Schwarm zwischen Panik und erwiderter Sehnsucht hin- und hergerissen ist.

»Weißt du, ...«, flüsterst du mit glühend roten Wangen und versuchst euren Augenkontakt aufrecht zu erhalten, obwohl du gerade mächtig viel Herzklopfen hast. »Wenn du mit mir in den Weihnachtsferien nach Orni-Village kommen würdest, dann würde mich das echt glücklich machen, weil...« Du hältst die Luft an. Obwohl Revalis Augen beunruhigt flimmern, fasst du allen Mut zusammen und sprichst es aus. »Ich mag dich sehr, Vali.«

Abrupt entzieht sich Revali deinen Händen und steht auf. Kiku krächzt dem dunkelblauen Orni nach, ehe sich dein kleiner Papagei mit seinen Krallen am Kopf kratzt. Du hingegen bleibst erstmal seufzend auf deiner Bank sitzen und wirfst dem Puzzle einen ernüchterten Blick zu. Gerade fragst du, ob du Revali nicht gerade emotional zu sehr unter Druck gesetzt hat. Vielleicht war es nicht richtig, es jetzt schon auszusprechen, womöglich hätte er noch etwas Zeit benötigt.

Nun steht dein Vali da, dir den Rücken zugewandt, den Blick aus der Glastür hinausgerichtet. Weder weißt du, was er denkt, noch was er fühlt.

Zögerlich stehst du auf. Ganz langsam gehst du auf ihn zu, bevor du eine gute Armlänge hinter ihm stehenbleibst.

Lange hält ihr euch nun in dieser Position auf. Stille! Niemand sagt etwas. Dein gesundes Ohr vernimmt lediglich das Geräusch von Revalis Atemzügen und den flatternden Lauten, die Kiku macht, als er von seinem Platz aus mit den Flügeln schlägt.

Interessiert beobachtet Kiku euch, fragt sich wohl, was ihr da macht. Neugierig, wie der kleine Papagei nun ist, humpelt er zur Tischkante rüber um eine bessere Aussicht auf euch zu haben.

Als du bereits entmutigt das Gesicht von Revali abwendest und du nicht mehr weißt, was du sagen oder machen sollst, hörst du plötzlich seine Stimme. »Was bin ich für dich?«, fragt dich dein Lieblings-Orni.

»Mehr als nur ein Freund,« gestehst du ihm fast tonlos, so dünn klingt gerade deine Stimme.

»Ich...«, meint Revali zögerlich und dreht sich halb zu dir um. »Ich habe in solchen Dingen keine Erfahrungen. Ich... hatte noch nie jemanden gern«, nun folgt eine lange dramatische Pause. »Niemanden, außer dich. Vermutlich war ich dir schon immer... sehr zugetan, seit ich ein Küken war. Dann... als ich älter wurde... Nun ja, ich dachte ich sei in dich...« Nun schüttelt Revali den Kopf und weigert sich weiterzureden. Stattdessen fährt er woanders fort. »Und dann auf der Halloween-Party als du getanzt hast... Da habe ich es wieder gespürt. Und neulich in dieser engen Kabine im Riesenrad, da war es noch intensiver als sonst... dieses seltsame Gefühl.«

Dein Herz überschlägt sich. Deine Augen werden leicht feucht. Versucht Revali gerade sich dir zu öffnen? Ja, das tut er und du merkst, wie schwer es ihm fällt. Deshalb willst du ihm helfen.

»Das ist in Ordnung, weißt du, weil es mir ganz ähnlich geht.  Wahrscheinlich hatte ich schon immer Gefühle für dich, selbst als ich gar noch gar nicht wusste, was Liebe ist. Und jetzt seitdem wir uns wieder getroffen haben, bin ich mir sehr sicher, dass ich etwas für dich empfinde. Du kannst dir sicher sein, dass ich dir die Zeit gebe, die du brauchst,« versicherst du ihm gerührt, während du ihm nebenbei gestanden hast, dass du in ihn verliebt bist.

Zur Decke hinaufstarrend atmet der dunkelblaue Orni hörbar ein und aus. Offenbar muss Revali das, was du gerade zu ihm gesagt hast, erstmal verdauen. Doch schließlich fragt er dich unter geschlossenen Augen mit gedämpfter Stimme: »Du bietest mir also selbst alles an und verlangst dafür nichts?«

»Nein, ich verlange und erwarte von dir überhaupt nichts, Vali,« sagst du zu ihm.

Und bringst ihn dadurch zum Erstaunen. Völlig perplex wendet er sich dir zu und fragt dich fassungslos. »Wieso?«

»Weil ich dich kenne und weiß, was du durchgemacht hast,« gibst du deinem Lieblings-Orni zu verstehen, dass du ganz vorsichtig mit ihm und seinen Gefühlen umgehen wirst.

»Ich will aber... dir etwas geben.« Die Gegend um deine Augen zuckt erstaunt, als Revali sich komplett zu dir umdreht und sich unter einem traurigen Gesichtsausdruck selbst umarmt. »Es ist nur... Ich...« Kurz gibt er es auf. Laut stößt er die Luft aus. Erst als sein Augenmerk auf den Boden gerichtet hast, gelingt es ihm, wieder weiter zu sprechen. »Mir fällt es schwer, mich... auf jemanden...«

»Dich auf jemanden einzulassen. Ich weiß!«, vervollständigst du Revalis Satz mit einem Lächeln des höchsten Verständnisses.

Nun sieht Revali dich an. »Niemand hatte bisher je mein Interesse geweckt. Ich dachte immer, ich sei nicht dazu fähig Zuneigung zu vermitteln. Deshalb wirst du von mir wahrscheinlich auch nicht das erhalten, was du dir erhoffst... oder verdienst. Ich glaube nicht, dass ich lieben kann.« Wieder wendet er sich von dir ab und sieht zum Fenster hinaus.

»Nur weiß ich, dass das nicht stimmt, Vali.« Vorsichtig wagst du dich von hinten an den dunkelblauen Orni heran. Dir ist bewusst, dass das vielleicht die falsche Reaktion sein könnte und Revali das hier nicht wünscht, aber du traust dich trotzdem und umarmst ihn ganz behutsam von hinten. »Du musst einfach nur lernen, dass es nicht falsch ist, Gefühle zuzulassen. Das ist alles. Ich kann dir gern dabei helfen. Und weißt du, du hast keinen Druck. Du kannst selbst bestimmen, wann für dich der richtige Zeitpunkt ist, den nächsten Schritt zu gehen. Es ist alles ganz unkompliziert,« murmelst du, während du deine Wangen an seine weichen Rückenfedern drückst.

»»Revali««

Dieser „Angel" könnte tatsächlich eine Gesandte Hylias sein, da sich so sanftmütig und rücksichtsvoll zeigt, wie sie nun mal ist. Doch auch wenn sie davon spricht, dass ich keinen Druck bei dem verspüre werde, was du zwischen uns wächst, so ist sie doch wieder präsent, diese Versagensangst. Mir ist bewusst, dass ich das geflügelte Mädchen früher oder später enttäuschen werde. Denn wenn sie eins gewohnt ist, dann ist es, Liebe zu geben und Liebe zu erhalten. Ihr ganzes Leben lang ist sie geliebt worden, angefangen von ihren Eltern, die alles für sie getan haben, von ihrer Geburt an. Sie kennt nichts anderes. Mir dagegen ist jede Art von Zuneigung fremd. Nach allem, was mein Vater mir beigebracht hat, frage ich mich, wie sie es mir beibringen will. Und dennoch bin ich gewillt, es mit ihr zu versuchen, denn die Sehnsucht nach ihr ist einfach zu groß.

Schon allein ihre Nähe gerade, wie sie von hinten ihre Arme um mich schlingt und ihren weichen Oberkörper an mich drückt, vermittelt mir ein Gefühl von Wärme. Und ich spüre gerade, dass dich diese Art von Geborgenheit schmerzlich vermisst habe. Vielleicht bin ich doch fähig zu lieben. Womöglich ist es sogar so, dass ich mich heimlich all die Jahre nach diesem Gefühl von Liebe gesehnt habe.

Plötzlich vernehme ich das Rascheln ihrer Federn. (D/N) legt sachte ihre Flügel um mich. Eingehüllt in die Wärme ihrer getigerten Schwingen fange ich an, mich zu entspannen. Es fühlt sich wunderbar an. So schließe ich die Augen und genieße es einfach.

Im Klang der Stimme vernehme ich mit einem Mal ein aufdringliches Krächzen. Als ich meine Augen wieder öffne und in die Richtung des störenden Geräusches blicke, erkenne ich diesen Vogel, der immer wieder ein »Awwrrrr!« von sich gibt und mich offenbar anzufeuern scheint.

Die Augen des süßen Engels werden groß vor Erstaunen, als ich mich zu ihr umdrehe und ihr Gesicht in meine Flügel nehme.

»Ich nehme deine Einladung an,« raune ich der reizenden (D/N) zu, nachdem es ihr gelungen ist, mich zu überzeugen. »Ich werde dich nach Orni-Village begleiten. Doch eine Bedingung habe ich...«

(D/N) strahlt über das gesamte Gesicht hinaus. »Ja?«

»Doch... Erzähl nicht deinen Vater von uns beiden. Er konnte mich noch nie leiden,« stelle ich ihr diese Bedingung mit einer erhobenen Zeigefeder.

Wenn ich bloß daran denke, dass Bronco erfährt, dass ich gerade dabei bin, mich seiner Tochter auf romantische Art anzunähern, wird mir doch etwas flau im Magen, denn vor dem Mexika-Orni habe ich Respekt.

»Das stimmt nicht, Revali. Dad konnte deinen Vater noch nie leiden. Du bist einfach... Naja, er hat wohl Angst, du könntest mal so werden wie er, vermute ich.«

»Das läuft auf dasselbe hinaus,« sage ich und verschränke die Flügel, als genau in diesem Augenblick dieser Vogel auf (D/N) zuflattert und Platz auf ihrer Schulter nimmt.

Kichernd sieht der Engel dabei zu, wie dieser Kiku auf ihr herumzappelt und nicht stillhalten kann. Offenbar scheint es ihm auf seinem neuen Platz, doch nicht so zu gefallen.

»Also?«, meint der Engel mit einem Mal und streckt den Arm in meine Richtung aus, woraufhin der Papagei mich ganz interessiert anblickt. »Heißt das, dass du es versuchen willst, mit mir?«

Als hätte dieser Vogel gespürt, dass ich versucht bin mit Ja zu antworten, flattert er von (D/N)s Arm auf meine Schulter. Überfordert sehe ich ihn eine Weile an, während er auf mir glücklich zu sein scheint. Nicht schon wieder, denke ich mir. Und wünsche mir, dass dieser Vogel nicht ständig die Nähe zu mir sucht. Was hat er eigentlich mit mir? Offenbar hat der Engel wirklich recht und er findet mich sympathisch, da wir dieselbe Federfarbe besitzen. Ich für meinen Teil empfinde ihn jedoch als lästig. Obwohl... Wenn er mich so ansieht... Eigentlich wirkt er doch recht ansprechend.

Also bitte ich den „Angel" dieses Mal nicht, mir ihr Haustier abzunehmen und schiele stattdessen unter einem elitären Lächeln zu ihr rüber.

»Ich bitte um eine Probezeit bis einschließlich Weihnachten,« meine ich zu ihr unter einem Lächeln, dass sie bestimmt als charmant erachten wird.

»Die bekommst du,« kichert der Engel und krault dem Papagei sein Köpfchen, was er sichtlich zu genießen scheint.

Zufrieden beobachte ich das geflügelte Mädchen und freue mich tatsächlich auf das gemeinsame Lichterfest, das ich mit ihr wohl verbringen werde. Obwohl sich doch ein Schatten über diese Vorfreude legt, angesichts dessen, dass ich jenen Ort aufsuchen muss, den ich ursprünglich fernbleiben wollte. Nun ja, so schlimm wird es wohl kaum werden. Meinen Erzeuger werde ich kaum über den Weg laufen, er hat seit Jahren Orni-Village nicht betreten, soviel ich weiß, schließlich hat er andere Dinge zu tun, wie arme Amateur-Bogenschützen managen oder sich in Rotlicht-Vierteln herumtreiben. Soll er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst. Ich bin froh, wenn ich diesen Rabenvater nie wieder zu Gesicht bekomme. 

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