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4 - Revalis Alltag

»»Revali««

Sechs Uhr morgens mein Wecker klingelt. Sofort wach stelle ich die Weckfunktion meines Shiekah-Steins aus. Gähnend strecke ich mich in meinem Bett lang, bevor ich einen Blick in Richtung Fenster wage. Draußen ist es noch dunkel. Genau der richtige Zeitpunkt, um aufzustehen und meinen Tag zu planen.

Nur mit einem weißen rotgeränderten Tuch um den Hüften erhebe ich mich aus meinem Einzelbett und begebe mich ins Badezimmer. Dort lege ich mein Hüfttuch ab, dass ich zum Schlafen verwendet habe und steige erstmal unter die Dusche. Nachdem ich etwas gewartet habe, bis das Wasser warm ist, säubere ich mich gründlich. Erst trage ich großzügig etwas Federglanzshampoo auf, bevor ich es mir aus dem Gefieder wasche und meinen schönen Federn im Anschluss eine Kur gönne. Ausgiebig massiere ich den Balsam in mein Federkleid ein, dabei zwirble ich jede einzelne Feder zwischen meinen Fingerfedern und ziehe sie lang, damit auch jede Stelle etwas abbekommt. Schließlich lasse ich das Pflegeprodukt einwirken, das herrlich nach Kirschblüten und Reismilch duftet. Als Letztes sind meine Haare an der Reihe. Gestern Nach habe ich mir die Mühe gemacht, meine geflochtenen Zöpfe zu öffnen, damit ich meine wundervolle Haarpracht heute einer ausgiebigen Pflege unterziehen kann. Nun greife ich nach der Flasche, die den Pflegeextrakt für Orni-Haare beinhaltet und massiere ihn mir gründlich ein, bevor ich die Dusche erneut anstelle.

Nachdem ich meine Pflegekur beendet habe, trete ich aus der Dusche auf den Vorleger und greife mir das Badetuch, um mich abzutrocknen. Anschließend schlüpfe ich in ein Shirt und lege mir ein grün-blaues Hüfttuch an, das ich mir gestern Abend noch rausgelegt habe. Bevor ich mich um meine Haare kümmere, putze ich mir noch den Schnabel, einmal säuberlich von innen mit einer kleinen Bürste und außen mit einem Poliertuch, bis mein Schnabel glänzt.

Nun schnappe ich mir meinen Kamm und die vier grünen Ringe, die auf meiner Badkommode liegen, bevor ich mich vor dem Spiegel platziere. Zunächst Bürste ich mein Haar mit voller Hingabe, Strähne für Strähne. Während ich mich kämme, bewundere ich mich selbst im Spiegel. Als ich damit fertig bin, fange ich an, mein Haar zu flechten. Der erste Strang gelingt mir nicht so ganz nach meinen Vorstellungen. Also öffne ich ihn wieder und fange vorne an. Als mir dieser geflochtene Zopf schon viel besser zusagt, fixiere ich ihn mit einem der grünen Ringe. Diesen Vorgang wiederhole ich, bis ich meine vier Flechtzöpfe beisammenhabe. 

Im Anschluss wickle ich nur noch meinen blauen Schal, der mir äußerst wichtig ist, um den Hals. Ohne dieses wertvolle Kleidungsstück gehe ich nie aus dem Haus, selbst im Sommer nicht. 

Jetzt bestaune ich erneut mein Spiegelbild. Anerkennend nicke ich mir zu, denn ich sehe heute wiedermal fabelhaft aus.

Nach einer Stunde verlasse ich das Badezimmer, um mir meinen Shiekah-Stein, meinen Laptop und meine Umhängetasche zu holen. Als ich alles habe, verlasse ich mein Zimmer durch die Glastür und fliege vom Balkon aus los, da ich es hasse zu laufen.

Da das Training erst um 8:30 beginnt, habe ich noch genügend Zeit zum Coffee-Shop zu fliegen, mir meinen Vogelnuss-Latte mit einem Extraschuss Karamellsirup und aufgeschäumter Milch zu holen und meine Kurse vorzubereiten.

Wie immer, bin ich einer der ersten, die den Coffee-Shop betreten, daher vergeude ich auch keine Zeit beim Anstehen. Der Barista ist allerdings ein inkompetenter Hylianer, der meinen Latte kein bisschen so macht, wie ich es gerne hätte. Zwar habe ich ihn extra darauf hingewiesen, dass er den Sirup erst nach dem Aufschäumen dazugeben soll, doch selbst das hat dieses Spatzenhirn von einem Hylianer nicht hinbekommen. Über diesen Idioten verärgert begebe ich mich dann zu meinem Platz, wo ich immer sitze und hole meinen Laptop heraus. Während ich warte, dass der Computer hochgefahren ist, nippe ich an meinem Latte. Fast hätte mir die Zunge verbrannt. Wütend blicke ich in Richtung Theke, wo sich der Hylianer befindet. Kurz überlege ich, ob ich mich über das viel zu heiße Getränk aufregen soll, das mit von diesem hylianischen Nichtsnutz serviert wurde, doch dann ertönt auch schon das Piepen meines Laptops.

Als das Gerät bereit ist, rufe ich ein bestimmtes Programm auf. Mein unvollständiger Plan wird geladen, indem ich den Aufbau des Schützenfelds, sowie die Namen all meiner Mannschaftsmitglieder, eingetragen habe. Jetzt, wo ich arbeiten kann, vergesse ich den Ärger über diesen Mitarbeiter des Coffee-Shops und fange damit an, unsere Aufstellung des Show-Turniers zu planen. Mit dem Flügel an die Unterseite meines Schnabels fassend überlege ich mir, wie ich die Jury zu beeindrucken gedenke. Außerdem muss ich strategisch beim Verteilen der Aufgaben meiner Team-Mitglieder vorgehen. Unsere Schützen-Kür muss unvergleichlich und spektakulär werden. Dann fange ich auch schon zu tippen an und gestalte den Plan ganz nach meinen Wünschen. Das Aufstellen der Schützenkür ist allein Aufgabe des Kapitäns, wenn ich diese vermassle, ist das allein meine Schuld. Aber das werde ich nicht, denn ich bin Revali Chosovi. Ich vermassle nie irgendetwas.

Nachdem ich erneut von meinem allerdings durchaus vermasselten Latte trinke und meine Aufstellung abermals angepasst habe, weil ich überhaupt nicht damit zufrieden bin, ist es bereits 7:45. Nun gehe ich noch schnell auf dem Shiekah-Stein meine erledigten Aufgaben der anderen Kurse durch und verbessere gegebenfalls das eine oder andere.

Schließlich fahre ich den Laptop herunter und breche auf, damit ich ja der erste auf dem Feld bin. So gegen 8 Uhr erreiche ich den Sport-Campus. Während andere noch Zeit mit Worten verschwenden, mache ich meine Runden und prüfe, ob im Gerätehaus genug Zielscheiben und Pfeile vorhanden sind. Dabei fällt mir auf, dass einer der Köcher kaputt ist. Da ich jedoch die Tauglichkeit des Gerätewarts unseres Teams auf die Probe stellen will, lege ich den kaputten Köcher wieder zurück.

Im Anschluss hole ich meinen unvergleichlichen Adlerbogen aus der abgeschlossenen Vitrine und mache erste Trockenübungen. Außerdem überprüfe die Festigkeit die Sehne und die Einstellungen meines Bogens.

Von meinem Platz aus hebe ich meinen Blick, als ich ein Geräusch vernehme. Es ist Balthasar, also Meister Jawari, der ebenfalls früh dran zu sein scheint und mir einen guten Morgen wünscht. Auch er holt seinen Bogen aus der Vitrine und wartet ihn. Gemeinsam sitzen wir wortlos da und kümmern uns um unsere Sportbögen. Dabei fällt mir auf, dass ich seine Gesellschaft kein bisschen als lästig empfinde. Dies liegt wohl daran, dass ich ihn nicht als gewöhnlichen Hylianer ansehe.

Als Nächstes betritt Hertis das Gerätehaus. Auch er wünscht mir einen guten Morgen. Der schwarze Orni mit den übertriebenen Rechts-Scheitel, geht seiner Aufgabe als Gerätewart nach und inspiziert als Erstes das Equipment. Ich sage ihm nicht, dass ich bereits alles inspiziert habe und beobachte ihn einfach unbemerkt. Ob er den defekten Köcher finden wird?

Sofort sieht der Trainer der Hylianer von seinem Bogen auf. »Ja?«

»Einer der Köcher ist kaputt, aber ich könnte ihn flicken,« schlägt Hertis vor, während er den defekten Köcher im Flügel hält und ihn seinem kritischen Blick aussetzt.

»Sehr schön,« lobt Medohlis Vater ihn, sehr damit zufrieden, einen angehenden Bogenbauer im Team zu haben, denn ist nun mal so, dass der schwarzgefiederte Orni Bogenbau studiert.

Auch ich bin höchst zufrieden mit ihm, denn Hertis hat meinen Test erfolgreich bestanden. Lediglich einen anerkennenden Laut von mir gebend erhebe ich mich mit meinem Adlerbogen, den ebenfalls Hertis einst für mich angepasst hat, und verlasse den Raum.

Auf den Weg nach draußen begegne ich Hemba, den ich das ganze Training über Meister Windström nennen muss. Den Flügel erhoben grüßt er mich. Respektvoll grüße ich zurück, so wie ich es auch zuvor bei Meister Jawari gemacht habe und durchquere den Platz, um zur Umkleide zu gelangen. Auch dort bin ich der Erste, obwohl die meisten sich erst umziehen, bevor sie sich im Anschluss ihren Bogen holen. Ich hingegen empfinde es als oberste Priorität sich zu aller erst, um seinen Bogen zu kümmern.

In der Kabine angekommen, öffne ich meinen Spint. Sauber aufgehängt befindet sich meine Schützen-Rüstung darin, die hauptsächlich aus Leder besteht. So ziehe ich mich aus und lege meine Kleidung in den Spint, bevor ich mir die Rüstung anziehe.

Die Tür öffnet sich. Meine bereits pikierte Laune wird noch schlechter, als ich das Gesicht von dem stummen Bengel erblicke, den alle ja so toll finden. Mit seinem Herumgefuchtel, was sich Gebärdensprache nennen soll, wünscht er mir einen guten Morgen. Ich quittiere seinen Gruß mit einem anmaßenden Laut, ehe ich meine Aufmerksamkeit wieder meiner Rüstung zuwende und den Jungen von nun an ignoriere.

Heute bin ich dazu gezwungen, die Umkleide mit den Hylianern zu teilen. Wie es mir missfällt mit ihnen zu trainieren. Doch leider ist es so, dass Balthasar und Hemba es vorziehen mittwochs ihre Mannschaften stets gemeinsam zu trainieren. Deshalb kommt es so, dass ich hin und wieder die lästige Gegenwart der hylianischen Sportstudenten ertragen muss.

Als ich die Lederriemen, die meine Schützenbekleidung an Ort und Stelle halten, festziehe, betreten noch mehr inkompetente Narren des hylianischen Schützenteams die Kabine. Wie immer stören sie mich mit ihren lauten, rücksichtslosen Stimmen. Die Hylianer sehen mich und machen einen weiten Bogen um meinen Spint. Amüsiert schmunzle ich, denn mir ist bewusst, dass ihnen allein meine Anwesenheit bereits unangenehm ist.

Nachdem ich auf meinen Brust- und Schulterschutz angebracht habe, damit mich niemand beim Training ernsthaft verletzen kann, betreten Masuli, Guy, Mimo und Riba den Umkleideraum. Kaum treffen sich die Blicke von mir und Riba fällt meine Laune noch ein Stück tiefer in den Keller. Schon wieder jemand, dessen bloßes Dasein mich ärgert. Dieser verzogene Millionärssöhnchen hat es doch nur ins Team geschafft, weil sein Erzeuger die Uni mit Spenden unterstützt. Pfft, wie lächerlich! Nur leider muss auch zugeben, dass er kein kompletter Versager und durchaus keine Last für mein Team ist. Auch er hat ein paar wenige Erfolge zu verzeichnen. Trotzdem kann ich ihn keines Wegs gut leiden, denn ständig ist er der Meinung, er wäre ein besserer Kapitän, als ich. Das ist der Gipfel der Dummheit!

»Hey, Morgen, Revali!«, grüßt mich Masuli. »Wie war dein Halloween? Wir haben dich gar nicht auf der Campus-Party gesehen.«

»Diese Gegebenheit rührt wohl daher, dass ihr viel zu beschäftigt wart, eure wertvollen Gehirnzellen mit Alkohol abzutöten,« erwidere ich dem dunkelgefiederten Orni, als ich mir meinen gefächerten Hüftring umschnalle.

Kaum erkenne ich Ribas frechen Blick, mache ich mich bereits auf ein unverschämtes Gegenargument gefasst, was augenblicklich folgt. »Eifersüchtig, weil wir unseren Spaß hatten, verehrter Kapitän?«

Gerade möchte ich das verwöhnte Millionärssöhnchen zurechtweisen, als ich mitbekomme, wie die Hylianer im Hintergrund tuscheln und gezielt in Guys Richtung schauen. Ich hoffe schwer, ich liege falsch und diese hylianischen Nichtsnutze ziehen nicht tatsächlich über meinen Kameraden her, sonst werde ich wohl dazu gezwungen sein, ihnen ihre Grenzen aufzuzeigen.

Da fällt mir gerade auf, dass Guy sich unwohl zu fühlen scheint, auch er schielt zu den Hylianern rüber und macht auf mich einen äußerst unsicheren Eindruck.

»Stimmt etwas nicht, Guy?«, erkundige ich mich bei meinem besten Show-Schützen.

Mit einem letzten Blick zu den Hylianern rüber schüttelt der Hühnerhabicht-ähnliche Orni den Kopf und beschließt, mir keine ehrliche Antwort zu übermitteln. »Nein... Alles in Ordnung!« Sonderlich überzeugend klingt Guy allerdings nicht.

Auf Masulis großen Schnabel ist allerdings Verlass. Es gibt kein Geheimnis, dass er je für sich behalten könnte.

Mit sofortiger Wirkung drängt sich Masuli in den Vordergrund und winkt aufgeregt mit dem Flügel. »Einige von den anderen Schützen haben Guy zu Halloween so richtig erschreckt, dass er sich fast ins Kostüm gemacht hätte.«

»Das war bloß ein dummer Nihilus-Streich,« verteidigt Guy diese hylianischen Dummköpfe auch noch.

»Harmlos?«, ertönt der südländische Akzent von Mimo, der sich mal wieder seine lockigen Strähnen gefärbt hat. »Du bist in Ohnmacht gefallen, mein Freund.«

»Ich dachte auch, dieser Geist von Nihilus wäre wirklich hinter mir her,« beteuert Guy so beschämt, dass sein Schnabel rot anläuft.

Offenbar ist es ihm peinlich, über diesen Vorfall vor mir zu sprechen. Kein Wunder, ich weiß, dass Guy mich sehr bewundert und ich ein Vorbild für ihn bin. Natürlich bin ich das, jeder hat mich zu Vorbild. Sogar dieser Riba, auch wenn er es selbstverständlich niemals zugeben würde.

»Was für ein undiszipliniertes Verhalten,« murre ich und strafe die Hylianer mit einem vernichtenden Blick, den sie sofort aufnehmen und wissen, was Sache ist. Umgehend sind sie still und wagen es nicht einmal in unsere Richtung zu sehen. »Die werden die Konsequenzen dafür noch zu spüren bekommen, doch nun sollten wir uns erstmal auf das Training konzentrieren.«

Während Guy mich anfleht, es gut sein zu lassen, ich aber ihn nicht wirklich zuhöre, da ich der Auffassung bin, dass die Hylianer meinen Teammitgliedern mehr Respekt entgegenbringen zu haben, betritt der Rest meiner Jungs die Kabine. Hertis und Teba kehren gemeinsam ein, sowie Roki und Gesane. Auch die anderen Hylianer sind nun vollzählig. Während sich alle umziehen, überprüfe ich noch ein letztes Mal meinen Spint, bevor ich ihn schließe. Genau in dem Moment beugt sich Hemba zur Tür rein.

»Fünf Minuten, Jungs!«, ruft er in den Umkleideraum hinein.

Ich hingegen benötige keine fünf Minuten mehr und verlasse daher die Kabinen mit meinem Bogen.

Auf dem Feld warte ich bereits an der Seite meines Trainers auf die anderen, bis sie ihre Ausrüstung aus dem Schuppen geholt haben. Im Anschluss stellen sich alle der Reihe nach auf. Während Link neben Balthasar steht und ich neben Hemba, besprechen die Meister das Training mit uns. Heute wird ein klassisches Team-gegen-Team-Match trainiert.

Kaum ist die Besprechung zu Ende, reicht mir Link die Hand. Wie die Etikette es will, ist es unter den Kapitänen Tradition, sich vor einem fairen Wettkampf sich den Flügel zu reichen. Zwar bin ich kein Bewunderer des Bengels, trotzdem bin ich ein Schütze von Ehre und gebe dem anderen Kapitän den Flügel.

Schließlich wärmen wir uns auf. Wir rennen, beziehungsweise fliegen über das Feld und machen ein paar Dehnübungen.

Im Anschluss kehrt jeder Kapitän zu seinem jeweiligen Team zurück, um den „Schlachtplan" zu besprechen. Umgehend werde ich von meinen Jungs eingekreist, die mir allesamt aufmerksam zuhören. Nachdem alle mich verstanden haben, begeben wir uns in Position. Die drei Luftschützen, Masuli, Guy und Gesane stellen sich am hinteren Ende unserer Formation auf. In der Mitte befinden sich die Bodenschützen, das sind Hertis, Riba und Roki. Dicht hinter mir befinden sich Teba und Mimo, meine beiden Verteidiger. Ihre Aufgabe ist es, unsere Zielscheiben zu schützen, indem sie mithilfe des Windes die Pfeile abwehren.

Für gewöhnlich wird mit 10 Schützen gespielt, 6 im Feld und vier auf der Reserve, die man nach Belieben während des Spielverlaufs einwechseln kann. Heute im Training allerdings wird mit der gesamten Anzahl an Schützen trainiert. Zur Zeit fehlt uns jedoch ein Mann, da Verla letztes Jahr sein Studium beendet und uns daher verlassen hat. Doch in zwei Wochen findet das Vorschießen statt und ich bekomme die Möglichkeit, gemeinsam mit meinem Trainer, einen neuen fähigen Schützen auszuwählen. Dann werden wir wieder vollzählig sein.

Schließlich ertönt Balthasars Pfiff. Ich strecke den Flügel nach hinten aus. Auf meinen Befehl hin, schwärmen meine Männer aus. Jeder macht das, was ich ihnen gesagt habe. Die Flugschützen bedrängen die Hylianer von oben, während die Bodenschützen das gegnerische Feld stürmen. Auch meine beiden robusten Verteidiger zeigen, dass sie mich, ihren Kapitän, in keinster Weise enttäuschen wollen und versuchen die Pfeile der Hylianer mit all ihrem Können abzuwehren.

Link und ich dagegen liefern uns einen Wettkämpf Auge und Auge. Im Gegensatz zu dem Team darf der Kapitän sich nicht bewegen und ist dazu gezwungen, vom Stand aus Punkte für seine Mannschaft zu holen, während er fleißig Befehle austeilt.

Und doch muss ich zugegeben, obwohl mir dieser Link mit seiner fehlenden Stimme im Nachteil sein sollte, schlägt er sich gar nicht so übel.

Irgendwann im Laufe des Wettkampfs holen die hylianischen Schützen auf, während unsere Leistung zu wünschen übrig lässt. Meine Schützen verfehlen so einige Ziele und meine Verteidiger lassen zu viele gegnerische Pfeile treffen. Selbst meine Salve aus Befehlen bringt uns da nicht viel.

Während ich mich noch über das fehlende Leistungspotenzial meines Teams ärgere, versuche ich selbst den Wind für uns zu drehen, indem wenigstens ich für reichlich Punkte sorge. Doch gerade in dem Moment, als ich unter vollster Konzentration drei Pfeile auf die Sehne spanne, erkenne ich aus den Augenwinkeln einen „Angel" der neben dem Schützenfeld hergeht.

(D/N)? Ist sie gekommen, um mir zuzusehen und mich anzufeuern? Will sie mich zur Rede stellen, weil ich ihr seit einer Woche aus dem Weg gehe? Hat sie Sehnsucht nach mir? Habe ich ihr gefehlt?

Als ich in die Richtung des Engels sehe, der sich nicht als (D/N), sondern als einen ganz anderen „Angel" herausstellt, lasse ich die Sehne los. Nur einer meiner drei Pfeile findet das Ziel. Äußerst erbost über mein verpatztes Ergebnis, da ich mich habe ablenken lassen, funkle ich die Zielscheiben an. Darüber hinaus bin ich insgeheim enttäuscht, dass es sich bei der geflügelten Studentin nicht um meinen getigerten Engel gehandelt hat.

Am Ende gewinnen wir Orni... allerdings nur äußerst knapp. Das Ergebnis, das Hemba uns verkündet, passt mir ganz und gar nicht. Meine Laune sinkt immer weiter. Heute bleibt definitiv der Erfolg aus.

Hemba scheint da ganz meiner Meinung zu sein. »Ihr wart aber auch schon mal besser,« meint er, nachdem er durch das Feld getreten ist und unsere Pfeile gezählt hat. »Ihr wisst schon, dass es mehr Punkte gibt, wenn ihr die Mitte trefft. Oder habt ihr das etwa vergessen?«

Während einige meiner Jungs ernüchterte Gesichter ziehen und sich Guy sogar entschuldigend lächelnd den Nacken reibt, grinsen die Hyaliner, bis auf Link, hinter uns schadenfroh.

»Also da wir Orni eigentlich des Fliegens bemächtigt sind, sollten wir der gegnerischen Mannschaft, die nur aus Hylianer besteht, weitaus im Vorteil sein. Derweil schwebt ihr herum, wie ein paar Luftballons und treibt gemütlich vor euch hin,« kritisiert Meister Windström unsere Leistung bis auf Weiteres, während er mit dem einen Flügel in den anderen schlägt. »Und die Verteidiger wollten wohl ein bisschen mit dem Wind spielen. Sohn, mit so kräftigen Flügeln könntest du einen Orkan erzeugen und kein laues Lüftchen. Das gilt auch für dich Mimo. Und die Bodenschützen haben auch geschlafen. Links von mir stand alles frei. Ihr hättet ein Ziel nach dem anderen abräumen können. Und mein Kapitän...« Ich halte die Luft an, als Hembas gelbe Augen auf mich treffen. »War auch schon mal besser bei der Sache.«

Umgehend ärgre ich mich, ja, ich ärgere mich sogar sehr. Darüber hinaus schäme ich mich zutiefst für meine Leistung. Mein Trainer war nicht zufrieden mit mir. Am allerwenigsten bin ich jedoch mit mir zufrieden. Prompt sehe ich meinen Vater vor meinem geistigen Auge stehen, wie er herablassenden Blickes auf mich herabblickt und mich als Schande bezeichnet. Eine Schande, genau das bin ich!

»Also ich bin ganz zufrieden mit meinen Jungs,« frohlockt nun Balthasar, der dicht neben seinem Kollegen steht und großzügig grinst. »Und auch mit deinen Jungs. Im Gegensatz zu dir, finde ich, war das ein hervorragender Wettkampf.«

»Wenn das für dich hervorragend war, dann hast du Tomaten auf den Augen, Balth!«, schimpft Hembas Vater völlig unzufrieden.

»Und du hast zu hohe Erwartungen, mein Freund,« neckt der kleine Hylianer den großen weißköpfigen Adler-Orni, während ich die Flügel verschränke und ich mich innerlich sehr über mich und mein Team aufrege.

»Wie auch immer, jetzt, werden die Damen anständig trainieren. Also auf geht's! Die Orni fliegen drei Runden um den Campus und die Hylianer rennen drei Runden auf den Bahnen. Und danach will ich von jedem sehen, dass er anständig die Mitte trifft, egal, ob ihr Federn habt oder nicht,« schickt Hemba uns los.

Nachdem meine Jungs unter meiner Leitung unsere auferlegten Runden geflogen sind, landen wir, um unser Training mit den Hylianern fortzusetzen. Gemeinsam trainieren wir unsere Zielgenauigkeit. Leider bin ich auch mit diesem Ergebnis am Ende des Sportkurses nicht zufrieden.

Nachdem alle dann vom Feld sind, berichte ich meinen beiden Meistern von dem Streich, den die Hylianer Guy gespielt haben.

Während Balthasar durchaus Betroffenheit zeigt und meint: »Das ist wirklich nicht in Ordnung! Ich werde mit meinen Jungs reden,« tut Hemba es als harmlose Sache ab. »Das war doch nur ein dummer Jungenstreich an Halloween. Ich kann mich erinnern, dass wir da auch nicht anders waren.«

Balthasar sieht das jedoch anders. »Aber wir haben niemanden fast zu Tode erschreckt.«

Schließlich zuckt Hemba mit seinen breiten Schultern und behauptet nur noch: »Es sind deine Jungs.«

Frustriert kehre ich im Anschluss in den Umkleideraum zurück. Diese Trainingseinheit war ein Desaster und das lasse ich meine Jungs dann auch wissen. Nachdem ich mich genug über diesen schlechten Tag aufgeregt habe, begebe ich mich rüber zur Mensa der Bibliothek, um dort zu Mittag zu essen.

Dort erwartet mich jedoch der nächste Schreck. Auf der Speisekarte steht unter anderem Geflügel. Großartig, nun ist auch mein Mittag gelaufen! Da hilft es herzlich wenig, dass es auch Knusperlachs gibt, den ich so gerne mag. Angeekelt trete ich an der Theke vorbei und sehe von weitem bereits die Hähnchenschenkel, die heute zu Kartoffeln und Gemüse serviert werden. Zutiefst angewidert schüttle ich den Kopf. Ich werde nie verstehen, wie es die anderen Rassen nur über sich bringen können, Vögel zu essen.

Nachdem ich mir mein Essen bestellt habe, trage ich mein Tablett zu unserem Tisch hinüber. Dort werde ich bereits von allen Anwesenden begrüßt. Finsteren Ausdrucks setze ich mich hin. Ich rede mit keinem und würdige niemanden eines Blickes. Hähnchen! Warum muss es heute ausgerechnet Hähnchen geben?

Während ich mich noch darüber ärgere, sehe ich zufälliger Weise auf und blicke geradewegs in das Gesicht von (D/N), der ich wohl gegenübersitze. Sie schenkt mir ein sanftes Lächeln. Die Stäbchen gleiten mir aus dem Flügel und fallen mir auf den Knusperlachs.

Mein Herz beginnt heftig zu schlagen, jetzt, wo ich sie wiedersehe. Prompt vergesse ich meinen Groll über den Tag und starre sie an. Wiedermal sieht sie heute wundervoll aus, so unschuldig und adrett.

Schnell erinnere ich, dass ich vorhatte, sie bis auf Weiters zu ignorieren, nachdem was an Halloween passiert ist. Daher weiche ich rasch ihrem Blick aus. Ich will gar nicht daran denken, dass das, was ich für sie empfinde, möglicherweise wiedergekehrt ist. Aus diesem Grund ist es wohl besser, wenn ich sie wie Luft behandle und so tue, als würde sie gar nicht existieren. Möglicherweise verschwinden meine irreführenden Gefühle dann auch wieder. Sie darf niemals erfahren, dass ich mich womöglich zu ihr hingezogen fühlen. Nein, ich empfinde nichts für sie, tue ich, habe ich nicht und werde ich auch nie, rede ich mir die ganze Zeit ein.

»Wie ich sehe ist unser gefiederter Sonnenschein heute bei bester Laune? Da wird einem ja richtig warm ums Herz«, nervt mich Urbosa nun auch noch.

Da ich ihr nicht antworten will, nehme ich meine Stäbchen in den Flügel und versuche zu essen. Wie erwartet schmeckt mir der Knusperlachs heute nicht.

»Stimmt etwas nicht, Bruder?«, fragt mich Daruk nun auch noch.

Merkt denn hier niemand, dass ich meine Ruhe haben will? Na schön, dann beschwere ich mich eben.

»Geflügel anzubieten, sollte generell auf dem gesamten Uni-Gelände verboten werden,« kritisiere ich das heutige Menü.

»Tja,« meint die nervige Gerudo nur und zeigt mit ihrer Gabel auf den Tisch nebenan. »Es studieren eben nicht nur Orni hier.«

»Pfft! Wie rücksichtslos!«, merke ich lediglich an und wende meinen Blick von den anderen Studenten, die einen Tisch weiter ihr Geflügel verspeisen, ab, bevor ich mich übergeben muss.

Zum Glück respektieren alle aus meiner Gruppe, dass sie kein Geflügel zu essen haben, wenn ich mich mit ihnen an dem Tisch befinde, seitdem Tag an, an dem Daruk vor meinen Augen ein ganzes Hühnchen verspeisen wollte.

»Also ich kapier das immer noch nicht so richtig,« sagt der Gorone und kratzt sich am Kopf. »Warum essen Orni kein Geflügel?«

»Wenn du das noch fragen musst, verdienst du wohl nicht den Hauch einer Antwort. Es ist durchaus selbstverstehend, dass wir Orni keine Kannibalen sind und Tiere essen, die unseres Gleichen sehr ähneln,« gebe ich von mir und stochere lustlos in meinem Essen herum. »Die Verwaltung der Universität sollte sich mal lieber um einen geflügelfreien Speisesaal bemühen.«

»Oder sie sollten gleich ein Gebäude errichten, wo sich nur Miesepeter und Spaßbremsen aufhalten dürfen,« scherzt Medohli.

Selbstverständlich fangen die anderen zu lachend an, während Urbosa der Halb-Orni ein High-Five verspasst. Sofort verdrehe ich die Augen. Wie kindisch! Die Einzige, die nicht auf Medohlis geschmacklosem Kommentar reagiert, ist (D/N). Sie sieht mich lediglich nachdenklich an. Was wohl gerade in ihrem Kopf vorgeht?

Da mir gerade bewusstwird, dass ich den Engel schon wieder ansehe, wende ich hastig meinen Blick von ihr ab.

Den gesamten Mittag über versuche ich, die belanglosen Gespräche der anderen auszublenden. Alles und jeder geht mir heute auf die Nerven. Sogar Zelda und Mipha, dessen Gesellschaft sonst auf mich angenehm wirken. Außerdem bin ich immerzu damit beschäftigt, (D/N) zu ignorieren. Doch selbst das gelingt mir nicht, immer wieder bin ich versucht, zu ihr rüber zu sehen. Langsam rege ich mich selbst am aller meisten auf.

Als die Mittagspause zu Ende ist, sehe ich zu, dass ich den Speiseraum zügig verlasse und bloß nicht mit dem „Angel" in Kontakt komme. So begebe ich mich rasch zu meinen Kursen.

In Sportgeschichte leide ich immer noch an leichter Konzentrationsschwäche. Immerzu muss ich an (D/N) denken. Obwohl ich versuche, dem Kurs zu folgen, erreiche ich bei Weitem nicht die Lernintensität, wie sonst üblich. In Sportmanagement und in Sportökonomie ergeht es mir genauso.

Völlig verstimmt, weil es mir einfach nicht gelingt, nicht mehr an von dem Engel in Tigerfedern zu träumen, stampfe ich rüber zu den Kochstudios, wo mein letzter Kurs für heute stattfindet und zwar Ernährungslehre.

Doch kaum habe ich im Verlesungsaal der Kochgebäudes Platz genommen, gebe ich mich zuversichtlich, endlich auf andere Gedanken zu kommen, wenn ich mehr darüber erfahre, wie ich mich als Sportler richtig zu ernähren habe.

Ich bereite meine Mitschriften vor und lege den Shiekah-Stein griffbereit beiseite. Die anderen Studenten betreten den Saal und alles scheint sich allmählich zu entspannen.

Dan spüre ich plötzlich, dass sich jemand neben mich setzt. Demjenigen schenke ich keine Beachtung, lieber konzentriere ich mich darauf, mich gedanklich auf den Kurs vorzubereiten.

Letztes Mal haben wir uns über den Energiebedarf der verschiedenen Rassen unterhalten. Mal sehen, ob ich mich noch an alles erinnern kann. Natürlich kann ich das! Ich vergesse nie irgendetwas. Also, am allermeisten Energie benötigen Goronen mit 6000 Kalorien pro Tag. Dann kommen die Zora mit 3500 Kalorien im Schnitt, dicht gefolgt von den Gerudo mit 3000. Die Shiekah und Hylianer verbrauchen 2000 Kalorien, je nach Geschlecht. Am Sparsamsten sind jedoch wir Orni. Wir benötigen nicht mehr als 1500 Kalorien. Das überrascht mich nicht. Das Volk der Lüfte, dem ich selbstverständlich angehöre, ist eben das Beste. Schon allein, die Tatsache, dass wir fliegen können, ermöglicht uns einen entscheidenden Vorteil gegenüber...

»Sag mal, Revali! Ignorierst du mich etwa?«

Ich erschrecke so heftig, als ich (D/N) s Stimme höre, dass ich meine Mitschriften und meinen Shiekah-Stein mit dem Flügel vom Tisch fege. Mit aufgeplusterten Federkleid starre ich den Engel völlig entgeistert hat. Was tut sie denn hier?

»Verfolgst du mich etwa?«, krächze ich empört, als ich mich wieder gefangen habe und mich daran mache, Heft und Shiekah-Stein wieder aufzuheben.

Verdutzt blinzelt mich die geflügelte Studentin an.

Wie unschuldig sie wieder wirkt! So als wäre sie das reinste Wesen in ganz Hyrule... Was sie wahrscheinlich auch ist. Tch! Ich sollte mich nicht lächerlich machen, niemand ist einfach nur herzensgut. Oder? Schließlich stellt sie mir doch nach und ist mir tatsächlich zu meinem letzten Kurs gefolgt. Das ist alles andere als unschuldig.

»Was redest du denn da?«, behauptet der „Angel" plötzlich. »Wir haben doch immer Ernährungslehre zusammen?«

Eine halbe Ewigkeit sehe ich sie an und rege mich nicht mehr. Sie hat recht. Ernährungslehre ist der einzige Kurs, den wir teilen. Dem Anschein nach war ich so damit beschäftigt, (D/N) aus meinen Gedanken zu verbannen, dass ich diese Tatsache, ebenfalls gelöscht habe.

»Nun, denn...«, äußere ich mich eine Spur zu hochmütig und räuspere mich. Währenddessen versuche ich, eine passende Antwort zu finden, die ich dem Engel erteilen kann. »Ich verstehe nur nicht, warum mich heute jeder von euch belästigen muss. Ich bevorzuge es, heute in Frieden gelassen zu werden.«

Die geflügelte Studentin sieht mich eine ganze Weile seltsam an. Langsam neigt sie den Kopf zur Seite, bis sie mich plötzlich fragt. »Hat deine schlechte Laune etwa mit mir zu tun?«

Da mich ihre Frage überfordert und ich ihr eigentlich gar nicht antworten möchte, reagiere ich gereizt. »Mach dich nicht lächerlich! Wie kommst du darauf?«

»Weil du mir ganz offensichtlich aus dem Weg gehst,« antwortet mir der Engel ganz leise und senkt ihren Blick.

Plötzlich spüre ich in mir ein seltsames Ziehen, da (D/N) so traurig wirkt.

Da mir dieses Gefühl so unheimlich ist, klinge ich nach wie vor aufgebracht. »Tue ich nicht!« Die Flügel verschränkt blicke ich demonstrativ aus dem Fenster und bloß nicht in ihre Richtung.

»Du kannst mich doch nicht mal ansehen,« bemerkt sie, nachdem wir eine kurze Zeitspanne über geschwiegen haben.

Einen frustrierten Laut von mich gebend schließe ich die Augen und presse meine verknoteten Flügel enger an mich, da ich mich bedrängt und unwohl fühle. »Warum sollte ich?«

»Ist es wegen Halloween?«, trifft (D/N) meinen Nerv.

Abrupt öffne ich die Augen. Alarmiert starre ich an die Wand. Mein Herz schlägt so heftig, dass mir übel wird. Ich bekomme Panik. Ein hässliches Gefühl!

Da ich nicht fähig bin, ihre eine Antwort zu erteilen, schweige ich und hoffe, dass der Engel mich einfach in Ruhe lässt, wenn ich sie ignoriere.

Doch (D/N) hört nicht auf. »Habe ich etwas falsch gemacht?«

»Nein...«, murmle ich mit dünnem Ton.

»Bist du sauer auf mich?«, hakt der geflügelte Quälgeist nach.

»Nein!«, werde ich lauter.

»Wenn ich...«

Meine Panik und ihre ständige Fragerei bringt das Fass zum Explodieren.

»Hör auf, mir auf die Nerven zu gehen, (D/N)!«, vergreife ich mich im Ton und jage dem Engel, sowie den anderen Studenten, die um uns herumsitzen, einen Schrecken ein.

Nun sitzt der Engel da mit geschürzten Lippen und wirkt sehr verletzt. Frustriert seufze ich. Warum muss sie es mir nur so schwer machen? Ich will mich doch nur von ihr fernhalten, damit ich meinen Gefühlen nicht erlege.

Als der Engel dann auch noch mit gesenktem Kopf aufsteht und sich von mir wegsetzt, habe ich tatsächlich ein schlechtes Gewissen. Ich wollte nicht laut werden, ich wollte doch lediglich, dass sie ihren Mund hält und aufhört nachzufragen.

Als schließlich Professor Elo Robinian in den Vorlesungssaal eintritt, ist mir bereits im Vornherein klar, dass ich mich auch dieses Mal nicht konzentrieren werde können.

Nach dem Kurs trete ich aus den Kochstudios raus. Nun muss ich nachdenken. So begebe ich mich zur Vah-Medoh-Statue, die sich zwischen dem Gewächshaus und dem Medizin-Komplex befindet. Da sehe ich plötzlich einen Engel unter Medohs Schwingen auf dem herbstlichen Gras hocken. Sie sieht ziemlich traurig aus.

Bei ihrem Anblick werde ich von Unsicherheit heimgesucht. Wohl habe ich den Engel vorhin nicht korrekt behandelt. Tse, acht was! Ist doch nicht meine Schuld, dass sie so hartnäckig war. Sie hätte mich einfach in Ruhe lassen sollen. Soll sie doch ruhig Kummer haben, es ist mir gleichgültig.

So wende ich mich ab, möchte schon den Campus verlassen und nach Hause fliegen. Da hält mich mein Gewissen mit seinen eisigen Klauen an Ort und Stelle. Ich kann nicht wegfliegen. So gleichgültig ist es mir doch nicht, dass der Engel traurig ist, ganz und gar nicht. Eigentlich fühle ich mich sogar richtig schlecht deswegen. So seufze ich und mache genau das, was meine Vernunft mir auszureden versucht, ich gehe zu (D/N) hin.

Broncos Tochter bemerkt mich gar nicht, als ich ihr näherkomme. Sie sitzt einfach ganz apathisch da und starrt auf das Gras. Eine ganze Weile stehe ich nun vor ihr, die Flügel verschränkt und beobachte sie.

Irgendwann kann ich nicht mehr zusehen und mache den Schnabel auf, während ich versuche ganz belanglos zu klingen. Schließlich soll sie nicht merken, dass ich wegen ihr ein schlechtes Gewissen habe. »Was machst du hier... ganz alleine?«

Meine Augen wandern von links nach rechts. Mipha ist nirgends zu sehen. Da die Zora Medizin mit ihr studiert, ist sie ständig in der Nähe der geflügelten Studentin. Doch da Mipha den Ernährungslehre-Kurs nicht gewählt hat, ist sie wahrscheinlich schon längst Zuhause.

»Vah Medoh spendet mir Trost,« entgegnet sie mir. Ihre leise Stimme zeigt mir dabei deutlich, wie bekümmert (D/N) ist.

Nachdenklich mustere ich sie. Auch ich bin oft hier, wenn ich mich unwohl fühle. Aus irgendeinem Grund wirkt die Statue des geflügelten Titanen bestärkend auf mich. Dass der Engel und ich diese Meinung teilen, lässt mich nicht kalt.

»Das... tut er mir zumeist auch,« bestätige ich ihr.

Schweigen. Niemand sagt irgendetwas. Um uns herum ist nur das Rascheln des Herbstlaubs zu vernehmen, das vom Wind aufgewirbelt wird, sowie die Stimmen von Studenten, die sich entweder auf dem Nachhauseweg oder auf dem Weg zum letzten Kurs des Tages befinden. Ich stehe einfach nur da, wie das letzte Spatzenhirn und weiß nicht, was ich dem „Angel" noch zu erwidern habe. Wiedermal bestätigt das, dass ich nicht gut in solchen zwischenmenschlichen Dingen bin.

Zögerlich hebt (D/N) mit einem Mal den Kopf. Ihre Augen wandern zu mir rüber. »Warum bist du sauer auf mich, Revali?«, kommen die Worte ganz ängstlich aus ihrem Mund.

Umgehend stoße ich die Luft aus. Schon wieder eine dieser unangenehmen Fragen, auf die ich am liebsten nicht antworten möchte. »Ich bin nicht wütend auf dich,« äußere ich mich ihr gegenüber und wende den Blick von ihr ab. »Du solltest dir abgewöhnen, deine Mitstudenten mit denselben Fragen zu belästigen.«

»Für mich bist du nicht bloß ein Mitstudent, sondern ein Freund, aber gut zu hören, dass du es wohl anders siehst.« Auch wenn ich sie gerade nicht ansehe, so verrät mir bereits ihre Stimme, dass sie nach wie vor verletzt zu sein scheint.

Schließlich wage ich es doch zu ihr rüberblicken. Ihr enttäuschter Gesichtsausdruck macht mich ganz... Was weiß ich! Ich finde keine Worte dafür. Es lässt sich jedenfalls nicht abstreiten, dass ich wiedermal kurz davor bin, Panik zu bekommen.

»Ich...«, hebe ich an und weiche ihrem Blick umgehen wieder aus. »Hör schon auf damit! Du machst mich noch ganz wahnsinnig.«

Verwirrt beäugt mich der Engel. »Womit denn?«

Einen deprimierten Laut von mir gebend scharre ich mit den Klauen nervös im Laub herum. »Mir ein schlechtes Gewissen zu machen.«

Lange starrt mich (D/N) einfach nur an. Offenbar denkt sie nach oder weiß nicht, was sie darauf sagen soll. Ich für meinen Teil schäme mich dafür, ihr in meiner Überforderung bestätigt zu haben, dass mir mein Verhalten leidtut. Abrupt spüre ich, wie die Oberseite meines Schnabels warm wird.

»Manchmal da fällt es selbst mir schwer, dich zu verstehen...«, flüstert (D/N) plötzlich.

Überrascht über diese Worte zucke ich zusammen und sehe den Engel an. Momentan fühle ich mich verunsichert. War es nun falsch hierherzukommen und mit ihr zu reden oder war es genau die richtige Entscheidung? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich hasse, durcheinander zu sein, denn das bin ich nie, zu keinem Zeitpunkt.

So etwas erlaube ich mir nicht. Trotzdem habe ich mich immer noch das Gefühl mich gegenüber ihr erklären zu müssen. »Du solltest wissen, dass es nicht meine Absicht war, dich anzuschreien. Heute scheint schlicht und ergreifend nicht mein Tag zu sein,« versuche ich ihr zu erklären, während ich mich wieder weigere, ihr dabei ins Gesicht zu sehen.

»Trotzdem ist mir aufgefallen, dass du mir schon seit einer Woche aus dem Weg gehst. Ich bin nicht dumm, Revali,« entgegnet sie mir daraufhin.

Dabei habe ich wirklich gehofft, ihr wäre es gleichgültig, ob ich mich mit ihr abgebe oder nicht. Aber da es sie offenbar verletzt, dass ich mich von ihr ferngehalten habe, zeigt mir, dass ich ihr etwas zu bedeuten scheine. Schon wieder fühle ich mich so seltsam. Wie kann sie es nur wagen, mich nur so zu verwirren? Ich komme selbst nicht mit mir klar und das ist ganz klar ihre schuld. Obwohl ich aus diesem Grund wütend auf sie sein sollte, beschließe ich lieber eine Reaktion von ihr zu provozieren, um herauszufinden, ob ich ihr wirklich wichtig bin oder ich mich irre.

»Und selbst wenn, könnte das kaum dramatisch für dich sein,« konfrontiere ich sie mit einem äußerst überheblichen Ton.

Entsetzt sieht mich (D/N) an. Sogar ihren Mund öffnet sich ein Stück vor Verblüffung.

»Warum sagst du das?«, meint sie dann auch noch äußerst getroffen.

Da ich ihre Reaktion so nicht erwartet habe, wandern meine Augen über ihren Körper, um irgendetwas festzustellen, dass mir einen Hinweis darauf geben könnte, dass ihre Empörung nur gespielt ist. Doch ich suche vergeblich.

»Weil, weil, weil...«, stottere ich überfordert und komme mir vor, wie ein Idiot. Nun stöhne ich dramatisch und suche Halt an meinem Schal, den ich nun mit dem rechten Flügel festhalte. »Nun hör schon auf, mich so anzusehen!«

Plötzlich steht der Engel auf. Sie geht auf mich zu. Mein Herz flattert wie ein Vogel in seinem Käfig. Schon macht sich Panik in mir breit. Ich denke an Flucht. Doch bevor ich mich umdrehen und wegfliegen kann, steht (D/N) plötzlich vor mir. Sie seufzt ganz leise, bevor sie mich eingehend mustert. Unter meinem Gefieder fange ich an zu schwitzen, denn der Engel ist mir ganz nah. Was ist denn bloß los mit mir? Das bin doch nicht ich.

»Es verletzt mich, wenn du mich ignorierst, Revali. Das sollte dir klar sein. Rede mit mir, wenn du ein Problem mit mir hast.« Auch dieses Mal werden ihre Worte ganz leise gesprochen, doch erzielen sie eine knallharte Wirkung in mir.

Ich schlucke, während ich es nicht lassen kann, sie anzustarren und antworte ihr mit dünner Stimme: »Ich hatte nie Probleme mit dir.«

»Wieso bist du an Halloween so schnell weggeflogen?«, fragt mich die geflügelte Studentin und schürt meine Panik nur noch mehr.

»Ich will nicht darüber reden,« brumme ich und drehe mich von ihr weg.

Doch da spüre ich plötzlich ihre kleine Hand. (D/N) hält meinen Flügel fest. Alarmiert funkle ich den Engel an. Ihr Gesichtsausdruck ist jedoch voller Entschlossenheit. Dem Anschein nach hat sie wohl beschlossen, mich nicht ohne Antwort gehen zu lassen. Wie unbehaglich!

»Siehst du? Also hast du doch ein Problem,« höre ich ihre Stimme.

Meine grünen Augen hasten über das Gesicht des „Angels". Ich will es ihr nicht sagen, doch ich fühle mich gezwungen. »Die Situation ist mir eben unangenehm geworden.«

»Gut, dann werde ich mich eben von dir in Zukunft fernhalten. Dass ist es doch was du willst.« Plötzlich lässt mich der Engel einfach los.

Jetzt fühle ich nur noch mehr Panik. Will sie nun nichts mehr mit mir zu tun haben? Allein dieser Gedanke daran gefällt mir noch weniger, als alles andere.

Als (D/N) sich von mir abwenden will, bin ich nun derjenige, der sie festhält. Überrascht blinzelt mich der Engel an.

»Nein, dass ist es nicht, was ich will...«, wispere ich und schäme mich, ihr das gesagt zu haben.

»Was willst du dann?«, will der Engel von mir wissen.

»Es ist schwierig für mich...«, gestehe ich mit gesenktem Blick, während mein Flügel nach wie vor auf ihren Oberarm ruht, den ich in aller Hektik ertasten konnte.

Die Augen des „Angel" bleiben lange auf mir ruhen, bis sie seufzt. »Ich weiß...«

Nun beobachte ich sie, wie sie lächelt. Es ist ein ehrliches, verständnisvolles Lächeln, das mein Herz beruhigt. Es vergehen Sekunden, Minuten, so lange stehen wir da und sehen uns einfach an.

Irgendwann schlägt mir der Engel vor: »Gehen wir... ein bisschen Spazieren?«

Da zwischen mir und der geflügelten Studentin alles geklärt zu sein scheint, sehe ich kein Grund, ihren Vorschlag auszuschlagen.

Nachdem ich mit (D/N) ein bisschen Zeit verbracht habe, kehre ich wieder zum Wohnheim zurück. Dort setze ich auf das Sofa und lerne. Wieder gelingt es mir nicht richtig, mich zu konzentrieren. Dann sehe ich plötzlich auf meinen Shiekah-Stein und beschließe den Jungs in der Schützengruppe zu schreiben, sie sollen sich morgen auf ein hartes Training gefasst machen, denn so eine Pleite wie heute wird nicht nochmal passieren.

Im Anschluss lege ich meinen Shiekah-Stein wieder hin und versuche wieder zu lernen. Nach wenigen Augenblicken vibriert das Gerät. Ich nehme es den Flügel, um zu sehen, wer mir geantwortet hat. Doch niemand von den Schützen hat mir geschrieben, sondern (D/N). Also öffne ich die Benachrichtigungs-App. Währenddessen pocht mein Herz vor Aufregung.

Eine Weile schreiben wir hin und her. Und es stört mich nicht einmal, dass der Engel mich vom Lernen abhält. Später muss ich sie allerdings darauf hinweisen, dass ich mich doch gerne auf meine Arbeiten konzentrieren möchte. 

Später n der Nacht, nachdem ich das Lernen beendet habe, liege ich dann im Bett und schreibe ihr immer noch.

Mit dem Shiekah-Stein im Flügel schlafe ich ein.

Die ganze Woche geht es so weiter. (D/N) textet mir und ich schreibe zurück. 

Ich finde sogar keine Ruhe, wenn ich keine Nachricht von ihr erhalte. Obwohl ich von der digitalen Kommunikation kaum etwas halte, gefällt es mir sehr, mich auf diesen Weg mit dem geflügelten Mädchen zu unterhalten. So erfahre ich ebenfalls persönliche Dinge über ihren Alltag. 

Irgendwann habe ich schließlich ganz vergessen, warum ich mich ursprünglich von ihr fernhalten wollte. Da es mir sowieso nicht gelingt, keinen Kontakt zu ihr zu haben, werfe ich meine Vorsätze schließlich völlig über Bord und schreibe ihr von eigenem Antrieb aus.

So fangen wir an, uns zu treffen. Einfach so, nur sie und ich, ganz unverbindlich, wie gewöhnliche Freunde das halt so machen. Es läuft alles ganz prima. Der Engel bemerkt nicht, dass ich mich sehr für sie interessiere. Ich kann sie also im Stillen heimlich bewundern. Sie drängt mich auch nicht und ich fühle mich ganz ungezwungen.

Der Engel fängt an, mir immer mehr zu bedeuten. Und schon bald sehe ich ein, dass ich keine Macht mehr über dieses starke Gefühl habe. So fange ich an, mich ihr immer mehr anzunähern, ohne es richtig wahrzunehmen.

Zwischendurch denke ich sogar, dass es mir vielleicht doch möglich wäre, mehr mit (D/N) aufzubauen. Womöglich ist es doch nicht so falsch, ein Hauch von Gefühlen zuzulassen. Es könnte ja durchaus möglich sein, dass sie auch etwas für mich empfindet. Auch wenn ich mir dann und wann wieder einrede, dass der Engel bloß zu nett ist, um mich wegzustoßen, fange ich sogar an, mir ein klein wenig Hoffnungen zu machen und überlege, ob mich nicht ernsthaft um sie bemühe. Vielleicht... Eines Tages... Irgendwann mal...

Doch niemand hätte mich wirklich darauf vorbereiten können, wie angenehm, sogar schon fast wundervoll, die nächsten Tage für mich werden könnten. 

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