3 - Süßes oder Saures! (Halloween-Special)
»»Du««
Heute ist Halloween. Nach den Kursen, die heute bloß bis mittags gegangen sind, kniest du vor deinem Bett in deinem Zimmer und zerrst die große Kiste mit deinen Kostümen hervor. Nun nimmst du den staubigen Deckel von dem riesigen Karton ab und bringst eine Fülle aus verschiedenen Stoffen und Kleidungsstücken zum Vorschein. Einen skeptischen Blick aufsetzend fängst du an, in den Sachen herumzuwühlen. Die Klamotten, die dir nicht mehr passen oder dir nicht mehr gefallen, legst du beiseite. Hingegen die Kostüme, die in Frage kommen, breitest du auf dem Bett aus.
Am Ende stehst du vor einer Auswahl an fünf Verkleidungen. Die Hände an die Hüften gestemmt betrachtest du deine Auslese. Falls dir danach ist, etwas Süßes anzuziehen, dass weniger für Aufsehen sorgt, wird deine Wahl wohl auf das Herbstfeen-Kostüm fallen. Möchtest du dich hingegen sexier anziehen, dann solltest du deine Aufmerksamkeit mehr auf den schwarzen Todesengel legen. Ist dir allerdings nach etwas Ausgefallenem, ist die geflügelte Horror-Puppe zu empfehlen, als die du dich verkleiden könntest. Was Klassisches wäre dann der Zombie-Engel, wenn du dich unter die übrigen untoten Studenten mischen willst. Wenn du aber als mega-coole Dämonenbraut mit Hörnen und Teufelsschwanz gehen möchtest, solltest du dich für das rot-schwarze Kleid entscheiden.
Es ist dein Halloween, deshalb such dir ruhig ein Kostüm aus und entscheide dich dann für eines.
Als du schließlich deine Wahl getroffen hast, legst du die anderen Verkleidungen zurück in die Kiste, während du das auserwählte Kostüm zur Seite legst.
Wie ausgemacht kommen deine Mädel um Punkt 16 Uhr zu dir, denn dieses Jahr stellst du deine Wohnung zum Schickmachen zur Verfügung. Urbosa meinte nämlich, dass ihr euch jedes Halloween da abwechselt. Da es dein erstes Halloween ist, dachtest du, dass es gerecht ist, wenn du dieses Jahr dran bist. Impa, die heute mal ausnahmsweise nicht lernt, hat auch nichts dagegen, denn sie kommt schließlich auch mit zum schaurigen Campus-Fest.
Nachdem du Medohli, Zelda, Mipha und Urbosa in deine Wohnung gelassen hast, macht ihr es euch im Wohnzimmer bequem. All deine Mädels stecken schon in ihren Kostümen. Jetzt fehlt nur noch Urbosas Feinschliff, so wie sie es nennt. Die Gerudo, die textiles Gestalten und Schmuckentwurf studiert, ist nebenbei auch noch eine ausgezeichnete Maskenbildnerin. Aus diesem Grund hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, euch alle zu schminken.
Impa, die in ihrem letzten Semester als Geisterfrau geht, bekommt von Urbosa ein fahles Ghost-Face verpasst. Medohli bekommt schwarze Schnabelränder, schwarzen Kajal und ultradunkle Augenlider, da sie sich als finstere Magierin verkleidet hat. Mipha, die süße, untote Krankenschwester, wird von der Gerudo und dir mit Kunstblut eingekleckst. Zeldas Gesicht dagegen wird mit violetten Sternen verschönert, da sie in einem schwarz-violetten Hexenkostüm steckt. Zum Schluss helft ihr Urbosa noch ein wenig, ihrem Aussehen den letzten Schliff zu verleihen. Abwechselnd zeichnet ihr der Gerudo ein paar zugenähte Stellen ins Gesicht. Urbosa ist nämlich jetzt mit Frankenstein verheiratet und präsentiert sich nun mit pompös hochgesteckter Frisur und dieser weißgefärbten durchgehenden Strähne in den Haaren als Frankensteins Frau.
Frisch gestylt verlässt ihr so gegen halb sechs abends deine Wohnung. Natürlich hast du deinen Mädels und dir selbst beim zurechtmachen schon etwas Wein eingeschenkt, deshalb seid ihr allesamt schon gut aufgelegt.
Während ihr so durch die Straßen auf den Weg zum Campus zieht, erkennst du ein paar verkleidete Kinder, die jetzt schon von Haus zu Haus gehen, um sich die besten Süßigkeiten zu sichern.
Schmunzelnd erinnerst du dich an dein Halloween als Kind. Auch in Orni-Village bist du, als du klein warst, von Haus zu Haus gewandert. Du hingegen warst damals immer in Begleitung von Medohli, Teba und Revali. In der Hand hattest du eine Tasche in der Form eines Kürbisses, die jedes Jahr bis oben hin voll wahr. Nach eurem erfolgreichen Raubzug habt ihr drei dann die Süßigkeiten zusammengeschüttet und sie gerecht untereinander aufgeteilt. Danach durftet ihr euch noch einen Halloween-Film für Kinder ansehen. Neben Süßigkeiten gab es Monster-Gemüse-Nuggets und Kartoffelsnacks mit Geistergesichter, die dein Papa extra für euch in den Ofen geschoben hat. Da jedes Jahr an Halloween alle bei dir übernachten durften, hattet ihr auch alle die Erlaubnis länger aufzubleiben. Es war einfach toll. Gerade wünschst du dir, du könntest nochmal Kind sein.
Schließlich habt ihr die gruselig geschmückte Alt-Stadt Hyrules hinter euch gelassen und passiert soeben die alte Mauer des Campus-Geländes, die lediglich beim Haupteingang nach den Parkplätzen oder zur Seite des Sport-Campus passierbar ist. Es erwartet euch ein liebevoll gestalteter Campus mit reichlich Halloween Dekoration, Papp-Gräber, Fledermausgirlanden, aufgestellte Vogelscheuchen, Gummi-Skelette, die an Bäumen aufgehängt sind, es ist alles dabei. Kaum erblickst du das schwer veränderte Uni-Gelände bis du hin und weg und deine Augen beginnen vor Begeisterung zu leuchten.
Obwohl du am liebsten losspurten und alles entdecken möchtest, was das Halloween-Fest dir zu bieten hat, begebt ihr Mädels euch zunächst zum rechteckigen Campus-Becken hinter dem Farbenhaus, wo die Jungs bereits auf euch warten müssten.
Also, Daruk siehst du schon von Weitem, der ist auch nicht zu übersehen. Kaum hast du ihn entdeckt, kannst du dir ein Lachen leider nicht verkneifen, denn der große Gorone hat sich dieses Jahr als Riesenkürbis verkleidet. Er hat zwar dir gegenüber erwähnt, dass er sich als solchen ausgeben möchte, du hast es jedoch für einen Witz gehalten. Link erkennst du erst, als du mit deinen Freundinnen etwas nähergetreten bist. Es ist nämlich so, dass du deinen Freund als Teil von Daruk gehalten hast, da der Hylianer in seiner Robin-Hood-Tracht komplett in Grün gekleidet ist.
»Hey, Daruk!«, grüßt Medohli den vollbärtigen Goronen, als ihr an eurem Treffpunkt angekommen seid. »Dein Kostüm ist echt nice. Hast du das etwa selbst gemacht?«
»Yupp!«, antwortet der Gebäude-Entwurf-Student der Halb-Orni stolz und zeigt mit dem Daumen auf sich. »Die gute Urbosa hat mir natürlich geholfen.«
Daruk und Urbosa teilen sich übrigens eine WG. Obwohl die WG mehr einem kleinen Palast gleicht, als einer tatsächlichen Wohngemeinschaft. Die Gerudo und Gorone wohnen in derselben Siedlung wie du gegenüber von dir hinter einem Spielplatz. Urbosas Familie, die in Gerudo-Stadt, der Hauptstadt der vereinigten arabischen Emirates, viel zu sagen hat, besitzt in der Siedlung ein großes Haus mit Pool, dass sie gekauft haben, falls sie auf Staatsbesuch sind. Dort darf deine Freundin die gesamte Dauer ihres Studiums über wohnen. Und da Daruk damals beim Einschreiben keinen Platz mehr im gut belegten Wohnheim bekam, hat Urbosa ihm angeboten, bei ihr zu wohnen, unter der Bedingung, dass er sich am Haushalt beteiligt versteht sich. Daruk und Urbosa kennen sich nämlich schon länger. Die Familie deines Goronen-Freundes ist nämlich auch nicht gerade unbekannt und besitzt viel Einfluss, auch außerhalb von Eldin, das Reich, das den meisten unter den Namen Afrika bekannt ist.
Zelda dreht sich schmunzelnd zu Urbosa um, während Mipha, die direkt neben der blonden Hylianerin steht, fröhlich kichert.
»Ich hoffe doch, ihr habt keinen echten Kürbis für sein Kostüm geopfert,« meint Zelda zu der Gerudo.
Mit verschränkten Armen lächelt Urbosa die Tochter des Dekans an. »So viel Aufwand hat Daruks Kostüm wirklich nicht gemacht. Darüber hinaus existiert so ein großer Kürbis, wie Daruk einer ist, nicht.«
Sich an den Bauch fassend lacht Daruk aus vollem Herzen. Natürlich werdet ihr alle von Daruks Lachen angesteckt.
Doch irgendetwas stört dich. Du blickst dich um und suchst nach jemandem Bestimmten. Da du ihn nirgends sehen kannst, erstirbt dein Lächeln. Revali ist nicht da und der ist sonst immer pünktlich. Ob er letzten Endes gar nicht mit euch Halloween feiern will? Irgendwie stimmt dich der Gedanke traurig, dein erstes Campus-Halloween ohne Revali zu verbringen.
Allerdings bist du nicht die Einzige, der Revalis Abwesenheit entgeht.
»Wo ist denn Mr. Perfect?«, fragt sich deine Cousine mit abfälliger Stimme, da sie ihn offenbar weniger zu vermissen scheint, wie du, denn Impa lässt sich gerne mal von Revali ärgern.
Link macht auf sich aufmerksam und beschreibt euch etwas mit den Händen. Da du allerdings deinen Freunden den Rücken zugewandt hast und enttäuscht auf das Wasser hinausblickst, bekommst du gar nicht mit, was Link der Shiekah antwortet. Auf der Wasseroberfläche treiben Laternen mit niedlichen Kürbis- und Geistergesichtern herum. Eigentlich sollte dir der Anblick Freude bereiten, aber aus irgendeinem Grund bist du jetzt traurig.
Deine unerklärlich trübe Laune hebt sich jedoch abrupt wieder, als du hinter eine sehnlich erhoffte Stimme vernimmst.
»Entschuldigt!«, als du dich umdrehst, siehst du Revali auf euch zukommen. Prompt strahlst du über das ganze Gesicht. »Ich wollte mich lediglich noch vergewissern, dass Hemba nicht vergessen hat, unsere Ausrüstung-Baracke abzusperren. Nicht, dass irgendein betrunkener Hylianer auf die Idee kommt, unser Equipment an sich zu nehmen.« Unter einer überheblichen Flügelbewegung gesellt sich der dunkelblaue Orni zu euch.
Doch jetzt, wo du Revali genauer ansiehst, blinzelst du erstmal sprachlos. Du kannst es kaum glauben, so wie jeder Anwesende hier, aber der blaugefiederte Kostümgegner ist doch tatsächlich verkleidet. Darüber hinaus steckt er auch noch in einer sehr aufwändigen und edlen Verkleidung. Sein Oberkörper wird von einem Hemd mit schwarzen seidig schimmernden Ärmeln und einer grünglitzernden Weste umhüllt. Um den Schultern trägt er einen Umhang, auf dessen Rückseite Mond, Sonne und Sterne eingenäht sind. Anstatt seines Schals schmückt heute eine seidene Krawatte aus schwarzem Stoff seinen Hals. Allerdings wirkt Revali erst durch die hübsche Halbmaske richtig mystisch auf dich. Die Halbmaske besitzt ein glitzerndes Material in Schildpattfarben und ist kunstvoll verschnörkelt. Innerlich freust du dich richtig, dass Revali offenbar deinen Vorschlag angenommen hat. Außerdem findest du, dass er total gut aussieht und sind echt Mühe mit seinem Kostüm gegeben hat.
»Na, sieh mal einer an!«, zieht Urbosa ihren Lieblingsvogel auf, nachdem sie einen beeindruckten Pfeifton ausgestoßen hat. »Hast du nicht betont, dass wir den Tag niemals erleben werden, an dem du dich in ein dummes Kostüm zwängst.«
»Ich habe es mir anders überlegt,« erwidert ihr der gefiederte Schützen-Kapitän, als er den Schnabel erhebt und die Flügel an die Hüften stemmt. »Außerdem möchte ich betonen, dass dieses Kostüm alles andere als dümmlich ist. Es hat mich einiges an Arbeit gekostet, es nach meinen Vorstellungen zu entwerfen.«
»Nicht schlecht!«, merkt die angehende Designerin namens Urbosa an.
Auch Mipha ist ganz Urbosas Meinung. Lächelnd nickt die Zora und sagt: »Du siehst super aus.«
»In der Tat,« stimmt Zelda mit ein.
Link lächelt und erhebt einen Daumen, während Impa den Kapitän immer noch total perplex anstarrt. Medohli hingegen muss bei Revalis Anblick lachen, wahrscheinlich weil sie sich darüber amüsiert, dass der Kostümverweigerer sich doch noch umentschieden hat.
Daruk hingegen fasst sich mit seiner Hand ans Kinn und setzt einen nachdenklichen Gesichtsausdruck auf. »Sag mal, Revali... Bist du eigentlich so eine Art, Zauberer? Soll das etwa Dr. Strange mit Maske darstellen?«
Umgehend gibt Revali einen empörten Laut von sich und dreht sich zu Daruk um.
»Wie unschwer zu erkennen ist, bin ich natürlich das geheimnisvolle Phantom der Oper. Zauberer... Tse! Ich hör wohl nicht richtig!«, zeigt sich Revali pikiert und verschränkt die Flügel.
Erst als Revali dich kichern hört, macht er einen weniger beleidigten Eindruck. Während das geflügelte Phantom dich mustert, gehst du auf ihn zu und lächelst ihn an.
»Ich finde, niemand hat das Phantom der Oper je besser interpretiert, als du, Revali,« lobst du ihn.
Unverzüglich drückt der stolze Orni seine Brust raus und legt seinen Flügel auf seinen Oberkörper. »Natürlich nicht! Bisher hat auch noch nie jemand wie ich in dieses Kostüm getragen.«
Während die anderen über Revalis typisch überheblichen Kommentar lachen oder Impa und Medohli die Augen verdrehen, lächelst du den dunkelblauen Orni an. Du weißt nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund bedeutet es dir sehr viel, dass Revali sich heute kostümiert hat. Ob er sich wegen dir in eine Verkleidung geschmissen hat? Selbstverständlich kannst du nicht leugnen, dass der Gedanke dein Herz höherschlagen lässt.
Genau in diesem Augenblick bemerkst du plötzlich zwei Hylianer, die seltsam verkleidet sind. Einer von ihnen trägt eine goldene Rüstung mit einem roten Umhang und der andere eine nachtschwarze Robe mit einem dunklen Umhang. Irritiert starrst du den beiden hinterher, denn du hast keine Ahnung, wen oder was die Studenten darstellen sollen. Und plötzlich fällt dir auf, dass mehrere so ähnliche Gestalten umherwuseln. Alle sind sie entweder gold und schwarz gekleidet, entweder mit Blut bespritzt oder mit zwei komisch geschwungenen Schwertern in den Händen, egal welcher Art oder welchem Geschlecht, sie auch angehören mögen. Manche Studenten, die als diese Person verkleidet sind, tragen auch rotgefärbte Kotaktlinsen, was echt schaurig aussieht.
»Stimmt etwas nicht?«, fragt dich Zelda plötzlich, die deine fragenden Blicke bemerkt und zufälliger Weise fast neben dir steht.
Mit dem Finger zeigst du auf einen dieser merkwürdig gekleideten Studenten. »Ist das eine Campus-Tradition?«, willst du von deinen Freunden wissen.
Bis auf Revali sehen dich nun alle so komisch an, als hättest du gerade etwas Dummes gesagt.
Dann kommt Medohli auf dich zu und fragt dich: »Kennst du denn Nihilus nicht?«
Sofort hebst du die Augenbrauen. »Der schwarze Mann?«
Klar, du hast schon mal von ihm gehört. In der Schule habt ihr mal irgendetwas über diesen Kerl gelernt, aber das ist schon so lange her. Dieser Nihilus soll vor einigen Jahrhunderten gelebt und Hylia gedient haben. Allerdings soll er ein schrecklicher Hylianer gewesen sein und ist verantwortlich für den Tod von hunderten.
Daruk bekommt sofort einen Schauder und gruselt sich. »Wuah, genau! Wenn ich als Kind, was Blödes angestellt habe, hat mein Vater mir immer gedroht, dass mich Nihilus holen kommt, wenn ich nicht brav bin.«
Lachend breitet Medohli die Flügel aus und stimmt mit Daruk mit ein. »Ja, das hat meine Mum auch des Öfteren, denn ich hab als Kind nicht gerade wenig angestellt.«
Revali verdreht die Augen und behauptet: »Ich erinnere mich.«
Sofort schaut Medohli das Phantom der Oper schief an. »Tse, und du warst bestimmt immer brav, oder? Warst du nicht derjenige, der als Küken bei seinen übereifrigen Flugversuchen in einen Wagen voller Obst gefallen ist und jede einzelne Wildbeere zu Mus verarbeitet hat?«
Plötzlich funkeln Revalis Augen ganz merkwürdig. Auf dich wirkt es so, als würde er sich an etwas erinnern und diese Erinnerung scheint nicht schön zu sein. Schließlich klappert der Schützen-Kapitän mit dem Schnabel und dreht sich von deiner besten Freundin weg. Besorgt siehst du Revali nach und fragst dich, welche Erinnerung Medohlis Worte wohl in Revali wach gerufen hat. Du vermutest schwer, dass es mit Hebari, Revalis Vater, zu tun hat. Vielleicht reagiert der stolze Orni auch deshalb so verstimmt, weil es ihm nicht gefällt, dass Medohli etwas Privates aus der Vergangenheit über ihn erzählt hat. Es kann aber auch sein, dass beide Vermutungen zutreffen.
Eigentlich bist du der Auffassung, dass Revali sich nun innerlich zurückziehen und gar nichts mehr sagen wird, da verschränkt er plötzlich die Flügel hinter den Rücken und fängt an, dich über diesen Nihilus aufzuklären, wahrscheinlich, um von seinem gescheiterten Flugversuch abzulenken.
»Nihilus war ein Großinquisitor, der Großinquisitor schlecht hin.« Stumm lauschst du Revalis Erzählung. »In Zeiten der Inquisition galt er als zutiefst gefürchtet. Seine Spezialität war es, diejenigen hinrichten zu lassen, die nicht in sein heiliges Bild von Hylias Ordnung passten. So jagte er alle, die er für Unrein hielt.« Dir geht es kalt den Rücken runter, als der dunkelblaue Orni eine Aufzählung startet. »Verbrecher, Ketzer, Ehe-Brecher, Mörder, unterschiedlich rassige Paare und...« Nun dreht sich Revali um. Er bedenkt dich mit einem traurigen Blick und beendet seinen Satz. »Jene, die aus dieser Vereinigung, die es seiner Meinung nicht geben hätte sollen, hervorgegangen sind, also Mischlinge.« Nun kommt Revali auf dich zu. Langsam mustert er dich von oben bis unten, während seine grünen Augen im gedimmten Licht mysteriös leuchten. »Ich möchte nicht näher darauf eingehen, was dieser Nihilus den Erzählungen nach mit den Verurteilten angestellt hat. Es sei nur so viel gesagt, dass er angeblich viel Zeit in seiner Folterkammer verbracht haben soll. Höchst wahrscheinlich hatte dieser Verrücke Spaß daran, diese armen Seelen zu quälen. Ziemlich abstoßend, wenn ihr mich fragt.«
Den Kopf schief legend schaust du Revali an. Ehrlich gesagt, weißt du nicht so wirklich, was du von dem Schauermärchen des Orni halten sollst. Doch eines ist sicher, etwas unwohl ist dir schon, wenn du daran denken musst, dass es mal jemand gegeben haben soll, der Paare oder Hybriden zu Tode gefoltert haben soll, völlig unabhängig davon, ob sie einen guten oder schlechten Charakter besitzt haben. Wenn du ehrlich sein sollst, findest du die Vorstellung ziemlich entsetzlich, dass auf diese barbarische Weise Liebespaare auseinandergerissen worden sind. Sofort musst du an deine Eltern denken. Dieser Nihilus hätte deine Eltern wohl für ihre Liebe bestraft. Und was hätte er dann mit dir angestellt? Bestimmt mindestens genauso schreckliche Dinge.
Während die anderen weiter über den Großinquisitor diskutieren, fängst du zu zittern an. Da bemerkst du plötzlich, dass Revali dich skeptisch ansieht. Offenbar hat erkannt, dass du gerade etwas Angst bekommen hast. Klar, ist dir das peinlich.
Doch bevor du dich mit Worten rausreden und den stolzen Kapitän des Schützenteams anschwindeln kannst, dass dir bloß kalt ist, hört ihr plötzlich hinter euch jemanden klatschen. Als ihr euch umdreht, erkennt ihr Professor Andrew Stark, der Shiekah, der Historik unterrichtet. Ebenfalls als Nihilus in schwarzer Robe verkleidet applaudiert er dem dunkelblauen Orni.
»Gar nicht so übel, Mr. Chosovi, gar nicht so übel!« Mit der Hand fährt er über seinen weißen, trendig geschnittenen Ober- und Unterlippenbart, bevor er gelassen seinen schwarzen Umhang schwenkt. »Vielleicht sollten Sie dieses Jahr zu Halloween schaurige Geschichten erzählen. Begabung haben sie offenkundig ja.«
»Hm!« Prompt verschränkt Revali die Flügel und möchte Einwände erheben. »Ich wollte lediglich...«
Doch der schneidige Professor schneidet Revali so schlagfertig, wie er ist, das Wort ab. »Allerdings muss ich Sie als Professor für Historik wohl darauf hinweisen, dass Sie einige wichtige Dinge ausgelassen haben.« Du kannst gar nicht anders, als die modern gegelte Frisur des Professors zu betrachten, als er mit dem Kopf wippt. »Für manche mag Nihilus ein Verrückter oder auch ein brutaler Mörder gewesen sein, wohl wahr, doch diese Medaille hat zwei Seiten. Als Großinquisitor hatte er sehr viel Macht. Er hatte viele Anhänger auf der ganzen Welt und wurde auch vom gewöhnlichen Volk verehrt.«
»Vorausgesetzt, man war kein Mischling!«, gibt Medohli säuerlich von sich, die offenbar dieses Thema genauso nahe geht, wie dir.
»Ich bevorzuge nach wie vor die Bezeichnung Hybrid, Miss Jawari,« weist der Historik-Professor deine beste Freundin mit einem charmanten Lächeln und einen erhobenen Zeigefinger darauf hin. »Doch unter Umständen haben Sie wohl recht, obwohl Nihilus nachweislich des Öfteren auch Ausnahmen gemacht hat.«
Verwirrt kratzt sich Daruk am Hinterkopf. »Ausnahmen?«
»Falls ich Sie neugierig gemacht sollte, bitte ich Sie nächstes Jahr zu meiner Sondervorlesung zu kommen, die ich jährlich an dem Sterbetag unseres bekanntesten Großinquisitors abhalten werde. Ansonsten würde ich mir noch gerne eine Frage an Sie alle erlauben.« An dieser Stelle breitet Professor Stark mit einem echt ulkigen Gesichtsausdruck die Arme aus. »Wieso rennen hier alle als Nihilus herum? Liegt das etwa an mir? Bin ich etwa so cool, dass man mein Kostüm kopieren muss?«
»Wohl kaum,« erlaubt sich Revali mit genervtem Ton zu sagen. »Meiner Meinung nach erfreut sich diese dumme Tradition sich bloß als solche Beliebtheit, um anderen damit auf die Nerven zu gehen.«
»Seien Sie vorsichtig, Mr. Chosovi!«, erwidert der Shiekah ihm, als er ein gespielt düsteres Lächeln aufsetzt und er in Richtung Himmel linst. »Wir wollen doch nicht, dass Nihilus Geist sich an Ihnen für diese Frechheit rächt. Man sagt sich, der gute, alte Nihilus hatte es nicht so mit Beleidigungen.«
Umgehend lässt Revali ein empörtes Geräusch ertönen, bevor er entschieden zu dem Historiker meint: »Also mir jagen Sie damit bestimmt keine Angst ein. Erschrecken Sie mal lieber Studenten mit labileren Verhaltensweisen.«
»Doch, doch, der Professor hat schon recht,« mischt sich Urbosa nun auch noch recht amüsiert ein und erntet von Revali deshalb einen finsteren Blick. »Aber keine Sorge, ich werde dich schon retten, bevor Nihilus unruhige Seele dich rupft und anschließend in den Suppentopf wirft. Ich hab nämlich gehört, der Gute hat leidenschaftlich gern Hähnchen gegessen.«
»Falls du nicht willst, dass ich mich auf deine kostspieligen Schuhe übergebe, so tue mir den Gefallen und verschone mich mit diesen widerwertigen Essgewohnheiten, der dieser Kerl angeblich an Tag gelegt hat,« erwidert Revali der Gerudo nicht sonderlich amüsiert.
»Schön, dann...,« verabschiedet sich der Professor schließlich von euch. »Frohes Halloween! Besucht mich bei meinen heutigen Horror-Geschichten. Und dass ihr mir bloß etwas von der Blut-Bowle übriglässt!«
»Also, wenn ihr mich fragt, Stark ist echt der Genialste Professor auf dem ganzen Campus... Auch wenn er ein Voi ist,« schwärmt Urbosa, ohne es zu aufdringlich klingen zu lassen, kaum als er weg ist.
Zelda stimmt ihr da voll zu. »Durchaus! Niemand verrichtet auch nur annähernd so interessante Vorlesungen, wie er.« Im Nachhinein klärt dich die gebildete Hylianerin darüber auf, warum die Tradition sich an Halloween als Nihilus zu verkleiden, tatsächlich so beliebt ist. »Übrigens wird an Halloween auf unserem Campus an das schreckliche Blutbad, das Nihilus vor 680 Jahren am 31. Oktober hinterlassen hat, erinnert. Es geschah genau hier in Hyrule-Stadt. Er brannte Häuser nieder und „säuberte" die Straße von den Sündern. Man erzählt sich bis heute, Nihilus habe diese furchtbare Tat begannen, weil ihm die Liebe seines Lebens genommen wurde.«
Verwirrt blinzelst du Zelda an, nicht, weil du dich wunderst, dass sie das weiß, sondern weil du dir beim besten Willen nicht vorstellen kannst, dass sich jemand in so eine schreckliche Person hätte verlieben können.
Doch Daruk scheint sich mit einem ganz anderen Gedanken zu beschäftigen. »Hey! Warum heißt der Professor eigentlich so, wie dieser Superheld in diesem roten Maschinen-Anzug?«, fragt sich Daruk, der wiedermal etwas perplex wirkt.
»Damit sich die hirnlosen Studenten besser über ihn lustig machen können,« antwortet Revali ihm monoton.
»So, genug gequatscht!«, verkündet Urbosa schließlich. »Lasst uns Spaß haben? Also! Was machen wir als Erstes?«
(Hier nochmal ein Bild vom Campus, damit ihr euch vorstellen könnt, wo was liegt. Das Campus-Halloween findet übrigens bloß bis zum mittleren Gelände auf Höhe des Campus-Parks statt. Der obere Teil und der Sport-Campus sind gesperrt. )
Schon bald stellst du fest, dass das Angebot des Campus-Halloween äußerst breit ist. Zunächst nehmen dich deine Freunde zum Kürbisse-schnitzen mit, das sich im schaurig dekorierten Gewächshaus befindet. Der beste und gruseligste Kürbis erhält sogar einen Preis, verrät dir Mipha. Da sich Kürbisse am besten Schnitzen lassen, wenn man noch nüchtern ist, schlägt euch Urbosa vor, dass ihr diesen Spaß als erstes abhakt. Bis auf Daruk und Revali machen alle aus eurer Gruppe mit. Der große Gorone meint, er hat kein Händchen dafür und Revali findet sich für diesen lächerlichen Kükenkram, wie er es nennt, zu alt. Also schauen die beiden zu, während du und die anderen eure Kürbisse aushöhlt, die von den Bauern der Region für die Uni gestiftet wurden. Während du ein eher putziges Gesicht schnitzt, spürst du, wie dich jemand beobachtet. Von deinem Stehplatz aus schaust du zu dem jemanden rüber. Kaum bemerkt Revali, dass du deinen Kopf in seine Richtung gedreht hast, schaut er demonstrativ weg. Sofort schmunzelst du über die Reaktion des Kapitäns, während du dich heimlich darüber freust, dass er dich offenbar heimlich beobachtet hat.
Nachdem Urbosa mit ihrem Kürbiskopf, der so aussah, wie der Kopf von Daruk gewonnen hat, geht es weiter zum Labyrinth des Verderbens, das die Botanik-Studenten ganz in der Nähe der Gärten aufgebaut haben. Dort, wo sonst nur Wiese ist, befindet sich nun ein Irrgarten aus hohen Topfstauden. Medohli und Urbosa, die Mutigsten von euch allen, gehen voran, während du dich hinter Daruk versteckst, denn du bist dir ziemlich sicher, dass hinter den Büschen bestimmt irgendwelche Studenten lauern, die dafür engagiert wurden, um die Besucher des Labyrinths zu erschrecken. Zu neunt durchquert ihr das erste Arial mit Riesenspinnen-Attrappen. Aus Versehen zertrampelt Daruk dort eines der gebastelten Spinneneier. Ihm ist das so unangenehm, dass er sich tausend Mal bei der Shiekah-Studentin entschuldigt, die als Spinnenfrau verkleidet ist. Bei dem Abschnitt mit den Runensteinen, die auf dem Boden ausgelegt sind und den Besuchern, den Weg weisen sollten, verschwindet Medohli plötzlich vor deinen Augen, denn sie wird von irgendwem ins Gebüsch gezerrt. Nachdem du sie schreien gehört hast, vernehmt ihr einen dumpfen Knall und ein darauffolgendes „Au". Es stellt sich heraus, dass Medohli ihrem „Entführer" eins mit dem Flügel gewischt hat, derweil handelt sich dabei um einen Kostüm-Kollegen von ihr, einen weiteren Magier. Nachdem Medohli sich eigenhändig wieder befreit und zu euch zurückkehrt ist, erschreckt sich Mipha bei dem Teil des Irrgartens, wo schaurige Geräusche, aus allen Ecken kommen und es leicht neblig ist. Abrupt taumelt die schreckhafte Zora rückwärts, genau in Links Arme. Selbst im Nebel erkennst du, dass deine Freundin rot wird, wird während der Hylianer einfach nur entschuldigend lächelt. Später wird der Boden etwas sumpfig und Urbosa bleibt mit ihren hohen Schuhen im Morast stecken. Die Gerudo ärgert sich darüber so sehr, dass ihr das „Sumpfmonster", das sie erschrecken will, völlig gleichgültig ist. Am besten findest du jedoch das Abteil, an dem ein großer Tisch aufgestellt wurde, der dich irgendwie an die Tee-Party von Alice im Wunderland erinnert. Kaum habt ihr Interesse an dem gedeckten Tisch gezeigt, werden Zelda und Impa von zwei irren Clowns aufgeforderter sich zu setzen. Beide verziehen sie das Gesicht, als ihnen von den verkleideten Studenten Gehirn-Attrappen serviert werden. Schließlich gelangt ihr an einen Ort, der einem Friedhof gleicht und sich am Ende des Labyrinths befindet. Gerade willst du zu Medohli sagen, dass sich die Botanik-Studenten echt Mühe mit dem Irrgarten gemacht haben. Doch als du keiner antwortet, bemerkst du, dass niemand mehr bei dir ist. Wie es aussieht, bist du von deinen Freunden getrennt worden. Vor Schreck irrst du in dem echt gruseligen Teil des Irrgartens umher. Während du schützend deine Arme um dich schlingst, hoffst du, dass du schnell deine Freunde wiederfindest. Die Zombies, die hier rumlaufen, sind dir auch nicht wirklich eine Hilfe, denn die wollen dich nur erschrecken. Als du von einem untoten Zora zurückweichst, spürst du plötzlich, wie dich etwas an deinem Ellbogen packt. Schreiend drehst du dich um. Doch es ist nur Revali, der etwas sauer wirkt, weil du verloren gegangen bist und dich wohl behütet aus dem Labyrinth hinausführt. Ein Glück, dass das gefiederte Phantom dir zu Hilfe geeilt ist.
Vor dem Herumirren im Labyrinth habt ihr schließlich Hunger bekommen, gut dass sich die Essenstände quasi in der Nähe befinden, direkt bei den Kochstudios. Die Kochstudenten bieten an ihren Ständen allerhand gruselige Leckerbissen an. Wie zum Beispiel Hot-Dogs mit Würstchen, die aussehen, wie abgehakte Finger oder mumifizierte Frischkäsepaprika, Gespenster-Pizzen, Skelett-Muffins oder Gehirnkekse. Da für Studenten auch noch alles umsonst ist und du ziemlich viel Appetit hast, greifst du beherzt zu. Dabei verschmierst du dir etwas den Mund mit den Leckereien und merkst es nicht mal. Erst als du mit Revali redest und dieser zu schmunzeln beginnt, bekommst du das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Total überrascht glubschst du aus deinem Kostüm, als der Kapitän der Bogenschützen nach einer Serviette mit Spinnen Aufdruck greift und dir den Mund damit abtupft. Eure Freunde bekommen Revalis untypische Fürsorge natürlich auch mit und grinsen allesamt verdächtig. Doch ehe du dich fragen kannst, was das gerade eben war, meint der dunkelblaue Orni, dass du nun wieder so einiger maßen passabel aussiehst, wirft er die Serviette in den Müll und wendet sich von dir ab, um so zu tun, als wäre nichts passiert.
Nachdem ihr ausgiebig gespeist habt, weist euch Zelda daraufhin, dass Professor Stark zu jeder vollen Stunde bis Mitternacht eine Gruselgeschichte im Vorlesungs-Saal des Historik-Gebäude vorträgt. Aus diesem Grund geht ihr um 21 Uhr rüber. Bevor ihr jedoch reinspaziert, holt ihr euch bei einer der runden Wieseninseln vor dem Gebäude einen Longdrink. Du hast die Wahl zwischen Malibu-Kirsch, der nun zu Halloween „Insel-Mord" heißt, Wodka-Orangesanft als „Highway-to-hell" bezeichnet wird oder B52 ein Mixgetränk aus Kaffeelikör und Baileys, was heute als „Schlammgrab" genannt wird, einen „üblen Zombie" alias Hugo und einen Kir-Royal, der an Halloween den Namen „Bloody King" heißt. Du bestellst den Drink deiner Wahl und wartest im Anschluss auf die anderen, bis ihr gemeinsam mit euren Getränken in den Vorlesungsraum geht. Dort erwartet euch eine echt gruselige Geschichte über La Liorona, die weinende Frau. Professor Stark erzählt die Horror-Story über die Mexikanerin, die ihre beiden Söhne ermordete, so packend, dass du dich wirklich gruseln muss. Als er zum Schluss auch noch die Geisterfrau mittels Hollogramm erscheinen lässt, hüpfst du Revali, der direkt neben dir sitzt, vor Schreck beinahe auf den Schoß. Sofort hat sich sein Gefieder aufgebauscht, total entsetzt sieht er dich an. Du lachst einfach nur leise und verlegen vor dich hin und rutschst wieder zu deinem eigentlichen Platz rüber. Allerdings könntest du schwören, dass Revali zwar überrascht war, es ihm aber gar nicht so viel ausgemacht hat. Zum Glück hattest du deinen Longdrink schon getrunken, sonst hättest du ihn bestimmt über deinen gefiederten Freund verschüttet.
Schließlich seid ihr so um halb 10 alle in Feierlaune. Deshalb drängt euch Urbosa dazu, in eine der beiden Veranstaltungssäle zu gehen, die sich im Farbenhaus befinden und die zu Halloween in eine Disko umgebaut wurde. Dir fällt auf, dass Revali der Einzige ist, der weniger begeistert wirkt, trotzdem kommt er mit euch mit.
»»Revali««
Über dem Campus-Platz, auf dem sich dieser rechteckige Pool befindet, marschieren wir zum Farbenhaus hinüber, wo sich der Festsaal befindet. Mit der Zunge schnalzend verdrehe ich die Augen und folge den anderen, obwohl mich die Aussicht, mich unter betrunkene Studenten mischen zu müssen, gar nicht erfreut. Ich muss zugeben, dass die anderen Attraktionen mir schon weitaus mehr Spaß gemacht haben, obwohl ich eigentlich Kürbisse verunstalten und alberne Irrgärten als kindisch und unreif empfinde. Trotzdem war das alles irgendwie... unterhaltsam. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass ich mich bestens amüsiert habe. Teilweise liegt diese Tatsache wohl an einer bestimmten Person.
Da ich als Letzter in der Reihe marschiere, bekommt niemand mit, dass ich zu (D/N) rüberschiele, die sich bei Medohli untergehakt hat. Merkwürdig, dass ich und der „Angel" heute ständig aufeinandertreffen. Fast wirkt es so, als würden wir uns magnetisch anziehen. Schon von Anfang an hat sie all meine Blicke auf sich gezogen mit ihrem Kostüm. Sogar, als sie mit den anderen das orange Riesengemüse ausgehöhlt hat, konnte ich meine Augen nicht von ihr abwenden. Und ich befürchte, sie hat diese Gegebenheit bemerkt. Schon seltsam, dass ich wirklich der Einzige war, dem aufgefallen ist, dass (D/N) im Labyrinth verloren gegangen ist. Wenigstens hatte ich sie sofort gefunden. Wenn ich ehrlich bin, war mir schon ein wenig mulmig zu Mute, wenn ich daran denke, dass sie sich hätte verlaufen können. Und als sie ihren Mund mit Essen vollgeschmiert hat... Offen gestanden sah der Engel doch recht niedlich aus. Ich konnte gar nicht anders, als mir eine Serviette zu nehmen und ihr Gesicht zu säubern zu säubern. Allerdings war mir die Sache doch etwas unangenehm, als ich bemerkte, dass die anderen zugesehen haben. Der aber wahrscheinlich peinsamste Moment war, als die geflügelte Studentin sich während der Gruselgeschichte so sehr erschreckt hatte, dass ich plötzlich ihre Haut an meinen Federn spürte. Sie war mir so nah. Diese Nähe konnte ich kaum ertragen. Mein Herz schlug so laut, dass ich dachte, sie könnte es hören. Zum Glück rutschte sie auch gleich von mir weg. Dann wurde mir allerdings auf eine unerklärliche Weise kalt. Einen Moment war ich sogar von mir selbst verwirrt, denn insgeheim wollte ich gar nicht, dass (D/N) sich von mir entfernt.
Laut dröhnt der Lärm, den ich gewiss nicht als Musik bezeichnen würde, aus den Fenstern des Farbhauses. Je näher wir kommen, desto lauter wird der Krach. Während sich die anderen unbeschwert unterhalten und lachen, verschränke ich die Flügel. Im Grunde weigere ich mich, auch nur einen Fuß dort hineinzusetzen, nur um den anderen Studenten dabei zuzusehen, wie sie betrunken mit ihren Hinterteilen wackeln. Außerdem nehme ich sowieso keine alkoholischen Substanzen zu mir und tanzen ist für mich genauso wenig Zeitverschwendung. Was soll ich dort also?
Genau in diesem Moment dreht sich (D/N) zu mir um, während sie von Balthasars Tochter in Richtung Eingang gezerrt wird. Das Lächeln des Engels wirkt wahrlich bezaubernd auf mich, als sich ihre strahlenden Augen gezielt auf mich richten. Abrupt fühle ich mich seltsam. Unter meinem Gefieder juckt es.
Viel zu schnell dreht sich der „Angel" wieder um. Nun bin ich sogar etwas beleidigt, weil sie Daruk zuhört, der irgendetwas von sich gibt, anstatt mir weiterhin Aufmerksamkeit zu schenken. Noch immer hypnotisiert von dem bezaubernden Lächeln des geflügelten Mädchens folge ich den anderen in das Farbenhaus, auch wenn ich doch etwas verstimmt bin.
Ehe ich mich versehe, befinde ich mich plötzlich in dem Veranstaltungssaal. Genauso, wie ich es nicht wollte, stehe ich nun an einem hohen Tisch umgeben von feiernden Studenten. Meine sogenannten Freunde tanzen, während ich auf ihre Getränke aufpassen darf, die sie auf den Tisch vor mir geparkt haben. Grimmig vor mich hinstarrend stütze ich den Ellbogen meines rechten Flügels auf der Tischfläche ab und schaue den Zugehörigen meiner Gruppe beim Tanzen zu.
»»Du««
Auf der Tanzfläche lässt du die Sau raus. Du hast so viel Spaß wie lange nicht mehr und tanzt, bis dir die Füße wehtun. Der DJ auf der Bühne spielt auch wirklich eine tolle Scheibe nach der anderen. Gut gelaunt grölt ihr alle zu „Ghostbusters". In „bad romance" von Lady Gaga tanzt ihr Mädels euch das Hinterteil ab. Bei Shakiras „she Wolf" hingegen hechelt ihr zwischendurch ganz witzig wie ein Hund. In der aufgepeppten Version von „this is halloween" der Titelmelodie des Disney Klassikers Nightmare „before christmas" dreht Daruk mächtig auf und löst beinahe ein Erdbeben aus. Als Nächstes spiel der DJ „monsters" von Rihanna, was irre gut zur Halloween-Fete passt. Lustig wird es, als „cotton ey joe" von Rednex aus den Boxen dröhnt, denn da stürmen plötzlich vermehrt alle angeschossenen Cowboys uns Cowgirls die Tanzfläche. Bei der Titelmelodie von dem Horrorstreifen „Saw" gruselst du dich sogar ein bisschen beim Tanzen. „Can be tamed" von Miley Cyrus macht dich im Anschluss wieder munterer.
Als deine Ohren die erste Strophe von „zombie" von den Cranberrys vernehmen, schaust du zu Revali rüber. Er steht ganz alleine an dem Tisch. Bestimmt kommt er sich vor, wie ein Platzhalter. Dabei hast du ihm extra dreimal angeboten, auch mitzutanzen. Aber der sture Federwisch wollte nicht. Inzwischen hattest du schon zwei weitere Drinks und bist schon ganz leicht angetrunken. Gerade fühlst du dich sehr mutig. Du könntest ja jetzt so Revali rübergehen. Vielleicht gelingt es dir doch noch, ihn zum Tanzen zu überreden. Versuchen kannst du es ja.
So sagst du deinen Freunden in Gebärdensprache Bescheid, dass du dir noch einen Drink holst und dann kurz Pause machst. Alle anderen beschreiben dir, dass sie noch auf der Tanzfläche verweilen werden. Um so besser, dann bist du mal mit Vali alleine.
»»Revali««
Die Musik ist zwar von der Lautstärke her zu ertragen, doch was gespielt wird, trifft ganz und gar nicht meinen Geschmack und das Herumgezapple der der Menge empfinde ich als störend. Am liebsten würde ich sofort wieder rausgehen, doch plötzlich bekomme ich aus den Augenwinkeln mit, dass jemand auf mich zukommt.
Als ich meine Aufmerksamkeit in Richtung der Bewegung lege, erkenne ich, dass (D/N) sich einen neuen Cocktail besorgt hat und sich mir nun nähert. Offenbar scheint sie Mitleid mit mir zu haben, da ich ganz allein den Tisch horte. Doch das macht mir nichts aus, denn dieser Platz ist mir allemal lieber, als mich unter die zappelnde Meute zu mischen.
»Hallo!«, begrüßt mich der Engel lautstark durch das Gedröhne, was so mancher tatsächlich als Musik bezeichnen würde.
»Hallo...«, erwidere ich und sehe ihr dabei zu, wie sie ihr Getränk abstellt.
Im Anschluss greift der Engel in die Schüssel mit Süßkram auf dem dekorierten Tisch und nimmt sich etwas.
Mit diesem strahlenden Lächeln auf den Lippen, das mich bereits vorhin schon so sehr in den Bann versetzt hat, beugt sie sich ein Stück vor, nachdem sie das süße Zeug gegessen hat und ruft: »Du siehst einsam aus.«
Umgehend verdrehe ich die Augen und deute mit dem Schnabel in Richtung feiernder Menge. »Hier drinnen bekommt man es kaum zustande, sich allein zu fühlen.«
Fragend schaut mich (D/N) an. Im Anschluss deutet sich auf ihr linkes Ohr, was sie mir nun auch zuwendet. Hätte es sich um jemanden anderen gehandelt, hätte ich mir kaum die Mühe gemacht, meine Bemerkung zu wiederholen. Bei dem Engel mache allerdings ich eine Ausnahme.
Nachdem sich mich beim zweiten Mal schließlich verstanden hat, stellt mir die geflügelte Studentin eine weitere Frage: »Hast du denn keinen Spaß?«
Bevor ich ihr unter einem empörten Laut antworten kann, rempelt mich doch tatsächlich ein betrunkener Hylianer als Joker verkleidet von der Seite an. Während ich ihn einen vernichtenden Blick nachjage, taumelt der allerdings völlig unbeirrt zur Bar.
Pfft, Hylianer, denke ich mir herablassend, niemand ist in der Tat bedauernswerter als diejenigen, die dieser Rasse angehören. Immer sind sie es, die am lautesten, ungehobelsten, rücksichtslosesten und von vornherein am dümmsten sind. Kurz gesagt, ich schätze Hylianer nicht besonders. Dieser Link ist schon mal ein gutes Beispiel. Alle mögen ihn und warum? Nur weil er stumm ist und alle Mitleid mit ihm haben. Manchmal frage ich mich, wie er es nur geschafft hat, Kapitän des hylianischen Schützen-Teams zu werden. Es gibt nichts, was ich an ihm besonders fände. Er bringt kaum die Leistung, die ich vorzuweisen habe. Tse, was will man von einem Hylianer schon erwarten?
Plötzlich vernehmen meine Ohren durch den Lärm ein überaus süßes Geräusch. Umgehend mäßigt sich mein rauer Gesichtsausdruck, als ich mein Gesicht (D/N) zuwende. Sie hält die Hand vor dem Mund und kichert.
»Deine böse Miene ist mir Antwort genug,« lacht sie.
Mein Ärger über diesen rüpelhaften Hylianer in der Aufmachung des Bad-Man-Bösewichts ist augenblicklich verfolgen. Irgendwie gefällt mir der Gedanke, mich hier allein mit dem verkleideten „Angel" aufzuhalten und ein Gespräch mit ihr zu führen. Mit ihr als Gesellschaft empfinde ich das Party-Geschehen als weniger belästigend.
Sie ist so ganz anders, als die anderen, war sie schon immer. Sie ist mehr Shiekah und Orni, als Hylianer. In ihr mag zwar etwas an hylianischen Blut stecken, das sie von ihrer Mutter geerbt hat, die ebenfalls Halb-Shiekah-Halb-Hylianerin ist, dennoch hat (D/N) so ganz und gar nichts mit dieser einfältigen Rasse gemeinsam. Sie ist einfühlsam, angenehm, klug und anständig. Nebenbei bemerkt besitzt sie etwas, was sich nicht beschreiben lässt, etwas Besonderes. Es wirkt wie ein leise geflüstertes Wort, das eigentlich durch den schallendsten Lärm untergehen sollte, stattdessen ist dieses Flüstern lauter, als jeder Schrei.
»Ich verstehe nur nicht, was an diesem Herumgezappel so viel Spaß machen soll. Sieht doch albern aus,« bemerke ich bei Weitem weniger missfällig.
»Ach, Vali! Es sind doch die albernsten Sachen, die am aller meisten Spaß machen,« meint der „Angel" zu mir, bevor sie durch ihren Strohhalm von ihrem Cocktail trinkt.
Völlig perplex blinzle ich das geflügelte Mädchen an. Vali... So hat mich (D/N) schon lange nicht mehr genannt. Den Spitznamen hat sie mir als Kind gegeben. Ein Gefühl, das mir so fremd vorkommt, da es bei mir in völliger Vergessenheit geraten ist, keimt plötzlich in mir auf. Es fühlt sich so warm an, fast schon verräterisch. Abrupt stelle ich mir dir Frage, warum sie mich so genannt hat. Hat das etwas mit der Tatsache zu tun, dass sie etwas angetrunken ist oder kommen in ihr auf einmal alte Gewohnheiten auf?
»Hm...«, meine ich nur und schiele auf ihren Drink. »Was trinkst du da?«
Da der Engel mich wieder nicht verstanden hat, wiederhole ich mich erneut.
Nun zeigt sie mit ihrem Finger auf das Getränk und antwortet mir: »Bloody Mary! Willst du probieren?«
Umgehend hält sie mir das Glas hin. Sofort verziehe ich den Schnabel.
»Oh, bitte! Ich trinke nicht!«, rufe ich, während ich mir abwehrend die Flügel vor das Gesicht halte.
»Ich weiß, aber...« Schüchtern lächelnd spielt (D/N) mit ihrer weißen Strähne und guckt auf den Tisch. »Du verkleidest dich auch nicht, hast es aber heute trotzdem getan. Warum eigentlich?«
Plötzlich sieht mich der Engel so seltsam an, als würde sie eine bestimmte Antwort von mir erwarten. Ihr Blick irritiert mich. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund fühle ich mich beunruhigt.
»Du hast eben... für etwas Inspiration gesorgt,« antworte ich ihr schließlich nach einer Weile des Nachdenkens.
Gerade sehe ich einem Orni nach, der ein weißes mit Kunstblut gespritztes Shirt trägt. Dieser jemand ist Teil meines Teams und hängt an dem Schwanz einer als ziemlich ordinär gekleideten Teufelin. Umgehend verdrehe ich die Augen, als mir klar wird, dass Guy mal wieder jemanden zum Spielen gefunden hat. Dieser Schmusevogel ist wahrlich unersättlich. Gemeinsam mit der verkleideten Hylianerin verlässt Guy den Saal, während ich im Hintergrund meine übrigen Jungs stehen sehe. Die stupsen sich gegenseitig an und deuten lachen in die Richtung, in der Guy verschwunden ist.
»Also ich finde dich als geheimnisvolles Phantom der Oper echt super. Steht dir echt gut, Vali!«, zieht (D/N)s Stimme wieder meine Aufmerksam auf sich.
Sie hat mich schon wieder Vali genannt. Warum wird es unter meinem Gefieder schon wieder so warm? Das muss bestimmt an diesen schwitzenden Studenten hier drinnen liegen oder an den abstoßenden Gedanken, dass Guy wiedermal vernascht werden wird.
»Dein Kostüm ist auch...« Nach den richtigen Worten suchend mustere ich die geflügelte Studentin und versuche das Bild von Guy wie ihr dem Teufelsschwanz spielt aus dem Kopf zu bekommen. .»... nicht übel.«
Doch das ist bei weitem untertrieben. (D/N) sieht einfach fabelhaft aus.
Als hätte ich ihr gerade das schönste Kompliment überhaupt gemacht, strahlt mich der Engel wahnsinnig glücklich an und bedankt sich bei mir.
»Weißt du was?«, meint der „Angel plötzlich äußerst gut gelaunt und legt ihre flachen Hände auf den Tisch.
Etwas irritiert lehne ich mich etwas zurück. »Was?«
»Ich bin echt froh, dass wir uns wieder getroffen haben. Du warst früher mein bester Freund, als wir klein waren,« gesteht mir (D/N) einfach so aus heiterem Himmel.
Auch wenn ihr unverhofftes Geständnis wohl an dem von ihr konsumierten Alkohol legen mag, fällt es mir schwer zu leugnen, dass ihre Worte nichts in mir bewegen.
»Was redest du da?«, versuche ich ihren Worten keine Bedeutung beizumessen. »Teba war dein bester Freund.«
»Das stimmt nicht...«, meint (D/N) etwas schüchtern und rührt mir ihrem Strohhalm in dem Getränk herum, während sie verstohlen zu mir rüberschielt. »Ich hatte dich immer viel lieber, als Teba.«
Mit einem Mal versteife ich mich. Das zu hören tut irgendwie... gut, zu gut sogar. Es hätte nicht viel gefehlt und meine Federn hätten sich aufgestellt. Wieso gelingt es ihr nur, mich so aus dem Konzept zu bringen? Das passiert mir sonst nie, bei niemanden, bei keiner Situation und zu keiner Zeit. Warum behauptet sie da überhaupt? Meint sie das ernst oder macht der Alkohol sie übertrieben sentimental?
Nun räuspere ich mich und versuche das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, da es mir Unbehagen bereitet, mir darüber den Kopf zu zerbrechen, wie ich ihr Geständnis auffassen soll. »Ich habe mich immer gefragt, wieso du dich dazu entschieden hast, Medizin zu studieren? Hat es dich doch nicht glücklich gemacht, die Küken anderer zu hüten?«
»Doch, doch!«, entgegnet mir der „Angel" umgehend, bevor sie erneut von ihrem Cocktail trinkt. »Aber ich wollte mehr, als nur Küken und Kinder erziehen. Denn, weißt du, es ist so... Es gibt da ein großes Problem auf dieser Welt.«
Die Augenbrauen erhebend mustere ich sie skeptisch, denn es fällt mir schwer ihr zu folgen. »Was für ein Problem?«
Zwei Schlucke lang sieht der Engel mich einfach nur an, dann löst sie ihren Mund von dem Strohhalm und richtet sich auf. Ein Lächeln umspielt ihre Lippen, als sie anfängt, es mir zu erläutern. »Dass manche Paare, die sich sehr gern haben und sich Kinder wünschen, kinderlos bleiben, nur weil sie einer unterschiedlichen Spezies angehören. Und das muss nicht sein. Man könnte ihnen durchaus helfen, leider sind Mischlings-Geburten noch so unerforscht. Eigentlich weiß man nicht richtig, wieso und weshalb. Dieses Wissen basiert nur auf Vermutungen. Ich will das ändern.«
Unbeeindruckt sehe dich dabei zu, wie (D/N) mit ihrer Hand in die andere klatscht. Der Engel scheint ja ziemlich überzeugt zu von dieser Thematik. Ich dagegen besitze jedoch eine andere Meinung.
Zuerst jedoch möchte ich gerne von ihr wissen: »Darf ich dich fragen, wieso dieser Wunsch bei dir aufgekeimt ist?«
»Meine Eltern hatten Glück. Balthasar und Silver mussten ewig warten, bis sie Medohli bekommen haben. In Orni-Village gibt es ein Paar, das eigentlich ganz glücklich war und sich nur getrennt hat, weil ihr Kinderwunsch unerfüllt blieb. Das sind nur ein paar wenige Beispiele, warum ich Geburten-Forscherin im Bereich Hybriden-Biologie werden will,« erklärt sie mir.
Nun, dass ein Paar sich trennt, mag nichts Ungewöhnliches für mich sein. Außerdem gilt es für mich als Laune der Natur, dass es zwei unterschiedlich geschlechtlichen Wesen gelingt, Nachwuchs zu zeugen. Daher vertrete ich nicht die Meinung, dass man aus diesen Gründen Hylia spielen müsste.
Dass sie ihren Wunschberuf so problemlos aussprechen kann, bestätigt mir jedoch, dass der Verstand des Engels wohl doch noch nicht so benebelt zu sein scheint von der Zufuhr an alkoholischen Getränken. Daher wird sie mir bestimmt folgen können, wenn ich ihr meine Anschauung unterbreite.
»Dennoch frage ich mich, wieso nachhelfen und nicht die Natur entscheiden lassen. Wenn Hylia will, dass ein Paar mit Nachwuchs gesegnet wird, dann geschieht es auch und wenn nicht dann eben nicht,« argumentiere ich.
Mir ist wohl bewusst, dass jeder andere der Wahrscheinlichkeit nach gereizt auf meine Äußerung reagieren würde, doch (D/N) ist da anderes. Sie besitzt ein äußerst ausgeglichenes Wesen. Manchmal bin ich davon überzeugt, dass sie zwischen den Zeilen liest und die Bedeutung hinter den Worten ihres Gesprächspartners herausfiltert.
Daher überrascht es mich nicht, dass der Engel sich erst meine Worte durch den Kopf durchgehen lässt und dann fröhlich meint. »Dann spiele ich gern Tahari.«
Da ich nicht verstehe, was sie damit meint, schaue ich sie fragend an. »Huh?«
»Ach, komm schon! Du kennst doch Tahari, den Engel des Windes. Sie war ein „Angel" so wie ich, ein Orni-Hylianer-Hybrid. Im Mittelalter hat man sie für einen Boten Hylias gehalten. Unter anderem soll sie damals unterschiedlich rassigen Paaren geholfen haben, Babys zu bekommen. Tahari und ich wollen also das Gleiche, also spiele ich Tahari, die Botin der Göttin. Stell dir mal vor, ich hätte meine eigene Klinik und jedes Paar, das kurz vorm Verzweifeln ist, würde dort hingehen und sich ihren Lebenstraum erfüllen. Klingt das nicht super?« erläutert sie mir.
Ich empfinde dieses Ziel zunächst jedoch als unrealistisch. Meiner Meinung nach könnte sie mit ihrem medizinischen Wissen weitaus bessere Dinge anstellen, als so etwas. Das sage ich ihr dann auch so. »Klingt nach dem Traum eines Kindes.«
Anstatt mein Argument als Spott aufzufassen, wie jeder andere es wohl getan hätte, zeigt der verkleidete „Angel" plötzlich auf mich und ruft völlig enthusiastisch: »Du hast auch einen Traum. Ich weiß es! Ich weiß es! Du willst Meister-Bogenschütze werden und alle von dir überzeugen. Das hast du früher immer schon gesagt.«
Verwundert sehe ich den Engel an. Nie nimmt (D/N) mir etwas übel. Ob es wohl daran liegt, dass sie mich versteht? Nun, tatsächlich bin ich dir Auffassung, dass sie die Einzige ist, die meine Sprache zu sprechen scheint. Vielleicht ist das so, weil sie mich schon lange kennt.
»Da magst du nicht im Unrecht sein,« meine ich zu ihr.
»Klingt nach dem Traum eines Kükens,« schlägt sie mich mit einer ziemlich liebreizenden Art mit meinen eigenen Waffen. »Nur gut, dass du so ehrgeizig bist. Du erfüllst dir deinen Traum. Da bin ich mir sicher.«
Nun empfinde ich meine Aussage von vorhin doch etwas überflüssig. Wenn (D/N) ein Ziel hat, soll sie es ruhig verfolgen. Ich bin mir sicher, dass es nicht wenige Paare gibt, die sich eine neue Tahari wünschen würden. Vielleicht sollte ich meine Worte also von eben zurücknehmen.
»Womöglich klingt dein Traum doch nicht so absurd. Da du schlau zu sein scheinst, solltest du durchaus dein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Wer weiß, vielleicht bekommst du ja eines Tages wirklich deine eigene Klinik.«
Plötzlich sieht mich (D/N) ganz entgeistert an. Ihre Wangen fangen an, sich zu röten.
»Du findest mich schlau?«, fragt mich der Engel ganz verlegen.
Ihr Blick und die Art, wie sie wiedermal mit den Fingern an ihrer weißen Strähne zupft, lassen mich den Faden verlieren. »Ich, ähm...«
»Danke, Vali!«, ruft (D/N) auf einmal völlig unerwartet und drückt mir doch tatsächlich einen Kuss auf die Wange.
Mit sofortiger Wirkung erstarre ich zu Eis. Wieso hat sie denn das wieder getan? Ist daran diese rote Marie, oder wie sich ihr Getränk auch nennt, daran schuld oder hat irgendein anderer Grund sie zu dieser Handlung veranlasst.
Abrupt wirkt der Engel erschrocken, als hätte sie erst jetzt gemerkt, was sie getan hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie gerade etwas sagen will, als sie plötzlich jemanden sieht und im Anschluss breit lächelt.
»Teba!«, ruft der „Angel".
Plötzlich taucht hinter mir ein weißer mit Kunstblut beschmierter Orni auf, der als Wikinger verkleidet ist.
»(D/N)! Hey! Hey! Wusste gar nicht, dass du auch an der Uni studierst? Wie lange ist das her?«, grüßt Teba, der ebenfalls Teil meines Teams ist, meine Gesprächspartnerin.
Prompt verkrampft sich mein Innerstes, als der Engel den weißgefiederten Wikinger warm anlächelt. »Wow! Bist ja ganz schön groß geworden!«
Als Teba die geflügelte Studentin umarmt, gefällt mir das überhaupt nicht. Missbilligend beobachte ich die beiden. Obwohl ich Teba, meinen Stellvertreter, sehr zu schätzen weiß und ich insgeheim froh bin, dass er von seinem Auslandssemester zurückgekehrt ist, empfinde ich es als störend, dass der Engel nun ihm ihre ganze Aufmerksamkeit schenkt. Zum Glück erzählt der Sohn meines Trainers ihr bloß von seinem Semester in Norwegen einer Region Hebras, dann wird er auch schon von Masuli, einem Mitglied meines Teams zu sich gerufen. Über die Schulter verkündet Teba, der restlichen Mannschaft, die sich bei Masuli befindet, dass er sofort zur Stelle ist, dann verabschiedet er sich auch schon von mir und dem Engel und lässt uns wieder allein.
»Ui, Teba hat aber einiges an Muskeln zugelegt,« bemerkt (D/N), als ich nebenbei mitbekomme, wie der zweite Kapitän mit jemanden zusammenstößt.
»Muskelmasse allein macht aus niemanden ein gelungenes Männchen,« antworte ich ihr mit Absicht so leise, dass sie es nicht hört, denn ich bin nun mal wütend darüber, dass sie Tebas äußerliche Erscheinung so offen bewundert.
Da mein Blick immer noch auf Teba gelegt ist, sehe ich, dass er denjenigen ganz perplex ansieht mit dem er zusammengestoßen ist. Der Sohn des Trainers greift mit seinem Flügel nach seinem Helm und runzelt die Stirn.
»Dad?«, murmelt Teba, als er seinen Vater mustert, der zufälligerweise eine so ähnliche Verkleidung als Wikinger trägt, wie er selbst.
Hemba antwortet irgendetwas, was ich nicht verstehen kann, bevor er Teba den Wikingerhelm tätschelt. Balthasar taucht auch plötzlich auf. Ich erkenne, dass er als Arrow verkleidet ist. Irgendso ein Held aus dem DC-Universum.
Während ich die drei so beobachte, vernehme ich plötzlich (D/N)s Stimme. »Also ich will jetzt weiter tanzen. Kommst du mit?«
Ich sehe ihr dabei zu, wie sie bereits halb ihren Tisch verlässt und ihr leeres Glas zurücklässt. Es gefällt mir nicht, dass der Engel wieder geht, doch aufhalten werde ich sie auch nicht.
»Du kennst meine Antwort dazu,« erwidere ich ihr bloß.
»Vielleicht überlegst du dir es ja noch. Wenn ja, du weißt ja, wo ich bin. Tschüss, Vali!«, sagt sie und ist dann auch schon verschwunden.
Was hat sie denn heute nur mit ihren Vali, denke ich mir und sehe dem Engel nach. Nun ja, eigentlich beobachte ich sie den übrigen Abend ständig, man könnte sogar sagen, ich wache über sie. Kommt ihr bloß ein Männchen zu nahe, gucke ich streng. Zum Glück werden die meisten männlichen Exemplare sowieso von Urbosa verjagt. Das mag wohl daran liegen, dass sie sich von ihrem dominanten Tanzstil wohl eingeschüchtert fühlt.
Irgendwann kehrt dann Daruk zu mir an den Tisch zurück und versucht sich mit mir zu unterhalten. Ich nicke dann und wann, konzentriere mich aber ganz auf (D/N). Zelda, Mipha und dieser Link gönnen sich dann auch später eine Pause. Gegen 1 Uhr morgens ist Impa etwas betrunken und heult mir von ihrem Studium vor, was mich nun wirklich überhaupt nicht interessiert. Daher lenke ich mich ein wenig ab, indem ich dem Engel unentwegt beim Tanzen zusehe. Eine halbe Stunde später entscheidet Medohli, dass auch sie erst einmal genug vom Tanzen hat und sich lieber Professor Starks letzte Geschichte anhört. Mipha und Zelda begleiten sie, während Daruk Link ein paar Goronen-Freunde von ihm vorstellt, die gerade eingetroffen sind.
Inzwischen ist auf der Tanzfläche überschaubarer geworden. Gerade sehe ich, wie Urbosa dem tanzenden „Angel" auf die Schulter tippt und in Richtung Bar zeigt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Gerudo ihrer Freundin damit sagen will, dass sie sich noch einen Drink holt. Als (D/N) genickt hat, macht sich Urbosa schon auf den Weg.
Genau in diesem Moment wird die Musik leiser.
Nun ertönt die nervige Stimme des DJs. »Das hier ist für alle Angels. Mal ein ruhiger Beeeaaaat zwischendurch. Auch ein Aufruf an die verliebten Monsterchen kurz zu kuscheln.«
Mit einem Mal kommen etwas ruhigere, sanftere Töne aus den Lautsprechern. (D/N) scheint sich zu freuen, als sie das Lied hört. Betört bewegt sich der Engel zu der Melodie, während sich die Masse um sie herum immer mehr lichtet. Viele der verkleideten Studenten machen jetzt Pause. Schon bald ist die geflügelte Studentin eine der Wenigen, die auf der Tanzfläche verweilen.
https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwiY2s3A44f7AhVgQPEDHYX5DNcQ3yx6BAgZEAI&url=https%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3DHTzGMEfbnAw&usg=AOvVaw12DSKivrioXBBNoolUCQ8m
(Das ist der Song, der gespielt wird und dich und Revali für immer verbinden wird. Hör ihn dir an und versuche dir die Szene dabei vorzustellen.)
There'll be no strings to bind your hands
Not if my love can't bind your heart
There's no need to take a stand
For it was I who chose to start
I see no need to take me home
I'm old enough to face the dawn
Aus irgendeinem Grund brennen sich die ersten Zeilen des Lieds, das eben gespielt wird, in mein Gedächtnis ein, während mich die Bewegungen von (D/N) nahezu verzaubern. Als dann jedoch der Refrain angestimmt wird, treffen die Augen des „Angels" die meinen. Es wirkt gerade so, als würde sie nur für mich tanzen.
Just call me angel of the morning, angel
Just touch my cheek before you leave me, baby
Just call me angel of the morning, angel
Then slowly turn away from me
Dann, als die Sängerin davon spricht, dass sie und ihr Liebster Opfer der Nacht wurden, stürmen plötzlich ein paar Pärchen auf die Tanzfläche, doch das stört mich nicht, ich kann (D/N) nämlich immer noch ganz gut sehen, wie sie tanzt. Und sie tanzt so schön, als wäre sie ein Schwan.
Plötzlich zieht es mich magisch zu ihr hin. Keinen Schimmer, wieso es mich auf die Tanzfläche zieht, ich kann einfach nicht anders. Meine Füße gehorchen mir nicht, sie wirken wie ferngesteuert. Auf einmal stehe ich einfach vor ihr.
Der Engel lächelt. Tanzend kommt sie langsam auf mich zu. Die Zeit steht still. Als zum zweiten Mal die Hauptstrophe erklingt, fühle ich mich nicht mehr Teil dieser Weilt. Ich sehe bloß noch dieses geflügelte Mädchen, dass sich vor mir dreht und mich mit ihren Bewegungen in den Bann zieht. Mit einem Mal fange ich an, selbst leicht im Takt zu wippen. (D/N) hat es wohl geschafft, mich mit ihrem Rhythmus anzustecken.
Als die Melodie noch langsamer wird, tanzen wir gegenüber. Der Engel ist mir so nah. Fast bin ich der Meinung, dass ich ihre Wärme spüren kann. Die Sängerin flüstert, dass sich ihr Liebster von ihr abwenden sollte und sie ihn nicht bitten würde zu bleiben. Einfach so versinke ich in den Augen des „Angels". Ihre Weiten verschlingen mich lediglich, während wir uns beide zur langsamen Musik bewegen. Dieser Moment... Wieso wirkt er nur so magisch?
Und schließlich fährt der Refrain zu Hochtouren auf. Der Rhythmus geht wieder schneller und ich strecke einfach meinen Flügel nach (D/N) aus und nehme ihre Hand. Nun finde ich mich in einem körpernahen Tanz mit ihr wieder. Ich fühle nichts mehr, nur noch sie. Immer wieder drehe ich sie im Kreis, blind lässt sie sich von mir führen. Es fühlt sich so an, als würden wir uns eine Seele teilen. Es ist einfach unbeschreiblich.
Abrupt wird die Musik wieder langsamer. Der Engel befindet sich plötzlich in meinen Flügeln. Meine Schwingen haben sich auf unerklärliche Weise um sie geschlungen. Nun schunkeln wir nur noch ganz sachte. Ich sehe sie an, sie mich. Ganz sachte lächelt sie mir zu. Ihre Augen glänzen wie Diamanten. So betrunken von ihrem Anblick, nähere ich mich ihr. Ganz langsam bewegt sich mein Schnabel auf sie zu. Jetzt kann ich ihren wohlig warmen Atem auf meinen Gesichtsfedern spüren, genau wie vor wenigen Wochen, als ich ihr das Bogenschießen zeigte. Mein Herz, es schlägt so schnell, als ich reflexartig ihre Lippen fixiere. Wieder bin ich ihr so nah, so nah, wie damals bei meinem ersten Frühling.
Dieser Gedanke reicht, um mich ruckartig von (D/N) zu lösen. Entsetzt starre ich den Engel an, als mir klar wird, dass ich gerade versucht war, sie zu schnäbeln. Sofort wird mir klar, dass ich hier weg muss, ganz weit weg von ihr.
Schnell drehe ich mich um und verlasse die Tanzfläche, das Gebäude und schließlich das Uni-Gelände. So schnell, wie mich meine Flügel tragen können, fliege ich zum Studentenwohnheim zurück.
»»Du««
Sprachlos bleibst du auf der Tanzfläche zurück. Du fragst dich, was das eben wieder gewesen soll? Wollte dich Revali gerade küssen? Das war es doch, was du wolltest, oder? Warum ist er eigentlich zu dir auf die Tanzfläche gekommen? Warum hat er dich so zärtlich angesehen? Warum schlägt dein Herz so schnell? Warum kannst du dich nicht mehr bewegen?
So viele Fragen! Du bist ganz durcheinander.
»Hast du unser liebstes Hühnchen etwa verjagt?«, fragt dich Urbosa, die plötzlich neben dir mit ihrem Drink steht.
Da sie dich breit angrinst, ist dir völlig klar, dass sie euch die ganze Zeit über beobachtet hat.
»Was war das bloß?«, willst du von Urbosa wissen und erwartest tatsächlich eine ernste Antwort von ihr.
Die Gerudo jedoch zuckt ganz gelassen mit den Achseln und meint zu dir: »Ach, das Schätzchen war der Anfang einer wunderbaren Liebesgeschichte.«
Sofort konfrontierst du die Gerudo mit einem finsteren Blick. Eigentlich hätte dir ja von vornherein klar sein sollen, dass sie dich bloß wieder aufzieht und sich amüsiert. Oder war das etwa die ernstgemeinteste und wahrste Antwort, die du je von Urbosa erhalten hast?
»»Revali««
Ich bin nicht in sie verliebt! Ich bin nicht in sie verliebt! Den ganzen Flug über sage ich mir das innerlich wie ein Mantra auf und hoffe, dass diese Worte ihre Wirkung tun. Schließlich erreiche ich den Balkon meines Zimmers im Wohnheim, das sich ganz in der Nähe der Uni befindet. Während ich diese Worte in meinen Gedanken immer wieder aufs Neue wiederhole, schließe ich die Tür auf und trete ein.
Mein Zimmer ist nicht sonderlich geräumig, aber wirklich klein ist es auch nicht. Es passt eine , ein Tisch, ein Fernseher, den ich sowieso nie benutze, ein Bett und ein kleines Badezimmer hinein. Im Grunde ähnelt es einem Hotelzimmer, ein wunderbares Privileg, wenn man sich eines der Studentenzimmer ergattern konnte. Doch das ist jetzt nicht wichtig.
Ich knalle die Tür zu und schließe sie wieder ab. Wütend werfe ich meine Halbmaske auf die Couch, bevor ich mich auf das Bett fallen lasse. Schließlich stoße ich einen langen, dramatischen Seufzer aus und erinnere mich an die Vergangenheit, meinen ersten Frühling.
Damals wusste nicht, was mit mir geschieht. Wie denn auch? Mein inkompetenter Vater hat mich nie aufgeklärt und im Unterricht habe ich ständig gefehlt, da ich ja zu unzähligen Wettbewerben geschleift wurde. Ich war 14. Ich dachte, ich müsste sterben. Mit war so heiß und ich war tatsächlich der Auffassung, ich hätte mir die fatalste Art aller Vogelgrippe eingefangen. Dann war da plötzlich (D/N). Sie hat sich um mich gekümmert. Daher war ich ihr so dankbar. Mit einem Mal wurde alles komisch zwischen uns. Ich wollte mich unbedingt vor ihr beweisen und habe mich ausgezogen und angefangen, vor ihr zu tanzen. Damals konnte ich wohl kaum wissen, dass ich für sie balzen wollte. (D/N) war zwar verwirrt und auch ziemlich peinlich berührt, aber sie ist geblieben. Ein dummer Fehler! Auf einmal wurde ich sentimental und wollte... Ich bin mir nicht sicher, was ich wollte. Doch, sicher bin ich mir schon, doch ich verdränge bis heute, was ich fast getan hätte. Schließlich flüchtete sie doch vor mir und entging einem ziemlich unschönen Ende. Bis heute kann ich wohl von Glück reden, dass der Engel Balthasar um Hilfe gebeten und mir nicht ihren Vater geschickt hat. Bronco hätte mich sicher gerupft. Balthasar hat mich stattdessen über den Frühling aufgeklärt und versucht mir Mut zu machen.
Allerdings ist es so, dass ich seither eine ziemlich lange Zeit lang geglaubt habe, in (D/N) verliebt zu sein. Das Gefühl legte sich jedoch schließlich nach Jahren, da ich ihr lange nicht begegnet mir, weil mein Vater kaum mehr mit mir nach Orni-Village zurückkehrte, da er mich bloß noch zu diesen dummen Turnieren schickte. Ich hatte dieses Thema abgehakt, selbst als ich den Engel mit den Tigerfedern wieder nach einer halben Ewigkeit an der Uni getroffen habe, es war alles in Ordnung. Doch jetzt, jetzt droht alles wieder vorne anzufangen. Lange habe ich mich gefragt, ob diese Gefühle für sie je echt oder nur ein Frühlingsgespinst waren.
Doch jetzt bin ich mir sicher, es ist echt und diese Erkenntnis gefällt mir gar nicht. Ich kann mich nicht wieder in sie verlieben, denn das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist Ablenkung, ich muss mich auf mein Studium konzentrieren. Außerdem könnte es sowie niemals zwischen uns funktionieren. Sie ist ein Hybrid und ich ein Orni. Wir sind zu verschieden. Oder sollte ich mich etwa irren? Nein, ich irre mich niemals! Oder? Allerdings... Sie hat heute so viele schöne Dinge gesagt, die sich nicht ignorieren lassen. Aber hat sie das auch so gemeint. Ah! Ich bin kurz vorm Durchdrehen. Wie soll ich jetzt bloß mit ihr umgehen?
Happy Halloween!
Eure Tara
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro