11 - Ein besonderes Geschenk (Weihnachts-Special Teil 2)
»»Du««
Grelle Funken sprüht das Grün unheilvoll aus Revalis Augen, als dein Lieblings-Orni unter jeden einzeln angespannten Muskel dabei zusieht, wie dieser Fremde euch beiden näherkommt. Außerdem entgeht dir gewiss nicht, wie sich Valis Nackenfedern sträuben, während sich seine Schwanzfeder so abrupt erhebt, als wäre sie ein Blitzableiter.
Umgehend runzelst du die Stirn und machst dir Sorgen um Revali. Du hattest lange genug mit Orni zu tun, um zu wissen, dass er emotional zutiefst aufgewühlt ist. Deshalb reagiert sein Körper auch so heftig. Nun fragst du dich allerdings, wer dieser Fremde ist und weshalb Revali eine solch drohende Haltung einnimmt, als wäre er kurz davor, zum letzten Kampf anzublasen.
Langsam humpelt der unbekannte Orni ans Licht. Kaum erkennst du seine Gestalt, erschrickst du heftig und du beißt dir vor Schreck auf die Zunge. Dunkelblaue Federn, genau dieselben dunkelblauen Federn wie Revali! Sogar seine Statur her gleicht die deines Schwarms. Er hat den gleichen spitz zulaufenden Kamm und rote Kreise auf den Wangen. Kein Zweifel, das hier ist Hebari, Revalis Vater. Aber was macht er hier ausgerechnet zur Weihnachtszeit? Er ist doch jetzt Talentscout und immer auf der Suche nach neuen Talenten.
Doch irgendetwas wirkt so seltsam an Hebari. Immer wenn er sich bewegt, wirkt das so abgehakt, als hätte er Rückenschmerzen. Das ist nicht das Einzige, was dir an ihm auffällt. Auch seine Federn wirken kaum so gepflegt, wie früher und stehen ihm teilweise ab. Auch seine Augen wirken etwas trübe. Da du Medizinstudentin im zweiten Semester bist, wird dir klar, dass mit Revalis Vater irgendetwas nicht in Ordnung ist.
»Hätte nicht erwartet, dass du je wieder einen Flügel auch nur in diesen Luftraum setzen würdest,« bemerkt Revalis Vater unter demselben herablassenden Ton, wie sein Sohn ihn hat. »Ich meine mich zu erinnern, dass du mit diesem Kaff fertig bist.«
Die Flügel zu Fäusten geballt kneift Revali den Schnabel zusammen und konfrontiert seinen Vater mit dem Blick der puren Vernichtung. »Deine Erinnerung lässt dich nicht im Stich,« knurrt dein Vali äußerst feindselig.
»Hab gehört, du bist jetzt Kapitän des Bogenschützenteams auf dieser absurden Promenaden-Mischungs-Universität, die angeblich alles auf seinem Campus studieren lässt. Mich sollte es wohl weder wundern, dass du es geschafft hast, dich einzuschreiben, noch dass du Teil des Schützenteams geworden bist, angesichts dessen, dass dieser Dummkopf von einem Berg-Orni die Mannschaft leitet.«
Versteckt befinden sich viele Beleidigungen hinter Hebaris Kommentar. Zum einen scheint Revalis Vater wohl keine hohe Meinung zur Hyrule-Uni zu haben, das es ihm offenbar missfällt, dass jeder, der schlau und engagiert genug ist, studieren darf, egal welcher Spezies er auch angehören mag. Zum anderen gibt er zu verstehen, dass er seinen Sohn für unfähig erklärt und er es seines Erachtens nur durch Glück geschafft hat, in der Uni aufgenommen zu werden. Außerdem mag er Hemba offenbar auch nicht, weil er ihn als Dummkopf bezeichnet.
Bekümmert siehst du dabei zu, wie Revali tief seine Krallen in das Holz unter seinen Füßen schlägt. Sein Gefieder bauscht sich nur noch mehr auf, da er sich über jede Silbe seines Vaters zu ärgern scheint.
Um Revali zu zeigen, dass du ihn unterstützen willst, greifst du nach seinem Flügel. Doch so wütend wie er gerade ist, entzieht er dir seine Schwinge unter einem überheblichen Schnauben.
Deine Aktion deutlich registriert lächelt Hebari boshaft und wirft euch beiden einen Blick zu, der kaum verräterischer sein könnte.
»Wie ich sehe verkehrst du immer noch mit Broncos Töchterchen.« Dir wird ganz schlecht, als Hebaris Stimme plötzlich einen ganz verschwörerischen Ton einnimmt, der dir nicht gerade wenig Angst macht. »Ob der gute Bronco je erfahren wird, was du in deinem ersten Frühling mit seiner perfekten Prinzessin angestellt hast. «
Täuschst du dich etwa oder hörst du da eine versteckte Erpressung heraus, die deutlich an Revali gerichtet ist. Dein Herz wird schwer, als du vermutest, dass Hebari seinen Sohn in der Vergangenheit öfters damit bestochen hat, Bronco von Revalis Fast-Unfall zu erzählen. Wie fies kann man nur sein? So etwas sollte ein Vater nicht tun.
»Vielleicht hast du inzwischen ja schon zu Ende gebracht, was du an deinem ersten Frühling nicht beenden konntest. Man könnte es dir kaum verdenken, sie kommst schließlich ganz nach ihrer reizenden Mutter.«
Du kannst nicht anders, als total fassungslos den Kopf zu schütteln. Hebari provoziert Revali offen.
»Lass (D/N) aus dem Spiel!«, knurrt Revali jede einzelne Silbe betonend, während ihm unsichtbare Blitze aus den Augen schießen. »Das hier geht nur uns beide etwas an.«
Mehr als verblüfft bist du, als dein Vali dich plötzlich hinter sich schiebt und sich schützend vor dich stellt, als würde er dich vor seinem Vater beschützen wollen. Diese Reaktion hast du von dem jungen, dunkelblauen Orni nicht erwartet.
Doch Hebari amüsiert das Verhalten seines Sohnes nur noch mehr. »Wie löblich, mein Sohn. Frauen lieben es, wenn Männer den Helden spielen. Für mich ähnelt deine Handlung dem gemeinnützigen Balzen.«
»»Revali««
Die Augen zusammenkneifend unterdrücke ich ein wimmerndes Geräusch. Er verhöhnt mich wieder, so wie er es immer tut, dieser Rabenvater. Er lässt keine Möglichkeit aus, um mich bloßzustellen.
Als ich die Lider wieder öffne sehe ich (D/N) an. Sie steht da, völlig schockiert und schon fast verstört. Dass er mich vor ihr schlecht macht, ist ein weitaus größeres Vergehen, als bereits ohnehin. Doch mein Vater weiß ganz genau, was er tut. Er will, dass ich mich klein und schwach fühle. Schon immer hatte er Spaß daran.
»Bist du extra hierhergekommen, um mich lächerlich zu machen. Ist es das, was du willst?«, frage ich ihn, während ich meinen Flügel nach vorne peitsche, um ihn anschließend wieder zurückzuziehen.
Die Flügel hinter den Rücken verschränkt erhebt mein Erzeuger den Schnabel und bedenkt mich mit einem gleichgültigen Blick. »Mach dich nicht lächerlich! Woher soll ich denn wissen, dass mein fleischgewordenes Missgeschick gnädiger Weise vorhatte, Orni-Village mit seinem Besuch zu erfreuen.«
Fleischgewordenes Missgeschick... Das höre ich nicht zum ersten Mal, sowie Fehler, Enttäuschung, Nichtsnutz. Und jedes Mal aufs Neue tut es weh, diese Bezeichnungen aus dem Schnabel meines Vaters zu hören.
Um ihm nicht zu zeigen, wie verletzt ich bin, drehe ich mich von meinem Vater weg und kneife schmerzverzerrt die Augen zusammen. »Du hast mich mein ganzes Leben lang schikaniert,« bemerke ich mit dünner Stimme.
»Das sollte dich wohl kaum wundern. Ich wollte dich nie!« Unter einem Blick der pursten Verachtung zeigt mein Vater auf mich. »Und du warst mir, seitdem du auf der Welt bist bloß ein Klotz am Bein. Außerdem warst du von vorherein eine Enttäuschung für mich.«
Mein Vater hat eine Gabe, jemanden mit direkten Worten schwer zu verletzen. Dafür braucht er sich nie anzustrengen. Obwohl ich diese Sätze schon so oft gehört habe, treffen sie mich immer noch. Sie enttäuschen mich mehr, als sie mich wütend machen. Aber da ich ihm erstes nicht zeigen will, konfrontiere ich ihn lieber mit meinem Zorn.
Die Faust erhoben gehe ich drohend einen Schritt auf ihn zu und schreie: »Du widerlicher...«
Mein Schrei ruft leider neugierige Leute auf den Plan. Hauptsächlich Orni sind es, die ihre Köpfe in unsere Richtung drehen.
Die Flügel verschränkt betrachtet mich mein Vater herablassend unter einem Schimmer höchster Gleichgültigkeit. »Na, na! Zeig deinem Vater etwas mehr Respekt! Oder hast du etwa vergessen, wer ich bin.«
»Du hast bestimmt keine Macht mehr über mich,« zische ich so giftig, dass (D/N) neben mir zusammenzuckt.
Mit einem Mal bewegt sich das neugierige Volk auf uns zu. Meine laute Stimme scheint sie anzuziehen, wie Gestank Fliegen.
Plötzlich schimmern die gelben Augen meines Vaters gefährlich. Er fasst sich mit den Fingerfedern an die Unterseite meines Schnabels und lächelt so boshaft, dass es einem kalt unter dem Gefieder wird. »Hm, du bist genauso wie sie. Deine Mutter dachte auch, sie sei etwas Besseres. Derweil war sie genauso so schwach wie du.«
Heftig fahre ich zusammen, bevor sich mein Brustkorb heftig hebt und senkt. Wie kann er nur diese Frechheit hernehmen und meine Mutter erwähnen?
»Hör auf über sie zu reden! Du hast kein Recht dazu!«, schreie ich jetzt auf vollem Hals und ziehe nun auch noch die Blicke von (D/N)s Familie und deren Gästen auf mich. »Du hast ihr das Leben zur Hölle gemacht. Es war deine Schuld. Wegen dir ist sie gestorben. Sie war so unglücklich wegen dir. Deshalb hat ihr Herz das auch nicht mehr länger mitgemacht. Als sie nicht mehr aufgewacht ist, war ich allein. Du hast uns alle im Stich gelassen.«
Doch mein Vater fasst sich lediglich unbeeindruckt an die Brust und macht sich lustig über mich. »Ist es wieder an der Zeit für dich sentimental zu werden? So dramatisch! Ich hätte dich Revalia nennen sollen.«
Meine Mutter war ihm egal. Ich bin ihm egal. Da mir das wieder einmal schmerzlich klar wird, fängt mein Herz heftig zu ziehen an. Ehe ich mich versehe, brennen mir die Augen. Tiefe Enttäuschung droht meine Festung zu durchbrechen und meine Tränen zu offenbar. Doch das lasse ich nicht zu, stattdessen schleudere ich ihm lieber meinen Hass entgegen.
»Ich hasse dich!«, fahre ich ihn an.
»Hass? Junge, du weißt doch gar nicht, was Hass ist.« Seine Stimme nimmt einen gefährlichen Ton an, als er anfängt, mich zu umkreisen. »Ich habe gehasst. Hylianer, Shiekah, Latinum-Orni... Ihnen ist es zu verdanken, dass meine Rasse versklavt und niedergemetzelt wurde. Du weißt gar nicht, wie genugtuend es war, als plötzlich eine bildhübsche Latinum in Orni-Village auftauchte, die jeder Hahn für sich beanspruchen wollte. Sie war meine Trophäe, an der ich auch noch meinen Hass ausleben konnte. Weißt du was, du hast durchaus recht gehabt. Ich wollte ihr das Leben zur Hölle machen. Vor allem, als ich erfuhr, dass sie nicht nur eine Latinum, sondern auch eine vermaledeite Decanus war. Sie sollte genau das bekommen, was ihre Ahnen meinen Ahnen angetan hat, ein Leben in Gefangenschaft, ein Leben voller Leiden. Sie war zu dumm, um sich von mir loszureißen. Und nicht viel dümmer war sie, sich von mir schwängern zu lassen. Ja, mein Sohn, das hier, das ist Hass.«
Er hat sie gehasst, weil sie eine Latinum-Orni war. Aber warum hat er sich dann auf sie eingelassen? Für mich entspricht das keinen Sinn. Eigentlich bin ich gerade furchtbar wütend auf ihn. Nein, wütend ist gar kein Ausdruck. Und dennoch triumphiert die Verblüffung über meinen Zorn. Denn zum ersten Mal in meinem Leben reden wir beide über meine Mutter. Tatsächlich hat mein Erzeuger nie ein Wort über sie verloren. Soeben habe ich den Mädchennamen meiner Mutter erfahren. Dieser Mädchenname hat es jedoch in sich. Ist es wirklich wahr? Soll meine Mutter wirklich eine Decanus gewesen sein? Etwa dieselben Decanus, die Rom errichtet haben und die noch heute als reichste und einflussreichste Familie Italiens gilt? Nein! Unmöglich!
»Meine Mutter war... eine Decanus?«, wimmere ich völlig fassungslos und taumle ein paar Schritte zurück.
»Hat mich genauso überrascht, wie dich. Angeblich hat sie ihres Gleichen den Rücken gekehrt, um frei zu sein. Tja, vom Regen in die Traufe lässt sie da bloß sagen,« erwidert mir mein Vater ungerührt, als wäre es das Belangloseste der Welt.
Mit einem Mal bin ich etwas vom Schwindel befallen. Murmelnd reibe ich mir meinen schmerzenden Kopf. Ich kann es einfach nicht fassen, was ich hier erfahre. Das bedeutet ja, ich bin ein halber Latinum-Orni. Und nicht nur das, ich habe adelige Verwandte. Ich bin also nicht nur ein Indianer, sondern auch noch ein Römer. Doch mehr Gedanken als um meine Wurzeln mache ich mir gerade um meine Mutter. Ist meine Mutter von Zuhause weggelaufen? Wollte sie ein richtiges Leben führen, ohne Privilegien? Hat sie tatsächlich ihre Heimat aufgegeben, um unerwiderte Liebe in seiner grausamsten Art zu finden, die mein Vater ihr mit aller Verachtung geschenkt hat.
»Wie konntest du ihr das nur antun,« flüstere ich tonlos, während ich erschöpft meinen Kopf gesenkt halte. »Trotz deines Verhaltens hat sie dich geliebt.«
»Liebe ist ein Gefühl und Gefühle zerfressen hier das Hirn wie Maden. So etwas wie Liebe gibt es nicht, du kleiner Idiot,« beschimpft mich mein Vater, während seine herablassende Art in meinem Herzen wie Säure brennt. »Sieh dir bloß das Mädchen an. Ja, sieh genau hin!« Plötzlich zeigt mein Vater auf den Engel, der augenblicklich total verschreckt wirkt. »Warum denkst du wohl, vergeudet sie ihre wertvolle Zeit mit dir? Weil dir etwas an dir liegt, glaubst du das wirklich?«
Mein Blick fällt auf (D/N). Die Stirn gerunzelt sieht sie mich besorgt an.
Schon allein, dass ich den „Angel" zu lange betrachte, ist für mein Vater ein direktes Zeichen dafür, dass ich davon überzeugt bin, dass sie mich mag.
Mein Vater quittiert meine stumme Offenbarung mit einem Auflachen purster Verhöhnung. Bevor er sich an den Kopf greift und herablassend den Kopf schüttelt. »Das ist ich nicht lache! Du bist wohl eine größere Enttäuschung als ich dachte. Wach auf, Revali. Sie ist ein „Angel". Als solcher liegt es in ihrer Natur, armen, unterbelichteten Kreaturen zu helfen. Wahrscheinlich will sie nur deine verkümmerte Seele retten.«
Die Worte meines Vaters beißen wie Säure. Wahrscheinlich sollte ich nicht hinhören, doch leider klingt es viel zu real, um es zu ignorieren. Wieder trifft mein Blick die besorgte Erscheinung des Engels. Mein Gesichtsausdruck wird zunehmend finsterer, als ich anfange nahzudenken.
Warum zeigt (D/N) ausgerechnet mir gegenüber Interesse? Eine Frage, die ich mir schon häufig gestellt habe. Und wie es scheint, habe ich meine Antwort gefunden. Es ist nur Mitleid, dass sie für mich fühlt, sonst nichts.
»Aber es überrascht mich nicht, dass du so denkst, schließlich bist du zur Hälfte Latinum. Du bist durch und durch wie sie. Denkst, du seist etwas Besseres, nur um festzustellen, dass du das Minderwertigste bist, was die Natur je ausgespuckt hat. Der perfekte Beweis ist, dass du nicht mal ohne Hilfe aus deinem Ei schlüpfen konntest. Wäre deine Mutter nicht gewesen... Ich hätte die Natur über dich richten lassen, so wie es nach dem Gesetz der indianischen Orni-Krieger ist. Kein Küken hat das Recht zu leben, das zu schwach ist, um der Schale entsteigen. So jemand wie du kann kein echter Mann sein. Du bist eine Schande. So wie deine Mutter, diese verdammte Decanus.« Erst jetzt scheint meinem Vater aufzufallen, dass sich eine Menge Leute um uns gescharrt haben, um unseren Streit mitzuverfolgen. Wie immer, greift niemand ein. Jeder sieht lediglich zu. Die gelben Augen meines widerwärtigen Erzeugers formen sich zu Schlitzen, als er in die Richtung der Meute humpelt und sie anzuschreien beginnt. »Das seid ihr alle! Also hört auf so dumm zu glotzen.«
Nachdem mein Vater durch die Menge verschwunden ist, starren alle mich an, mich, diesen Schwächling, der ich nun mal bin.
Knapp verschwimmt mir die Sicht. Einen Augenblick lang wird mir erneut schwindelig. Die Fratzen der Orni werden zu einem einzigen zähen Brei, während sich meine Gedanken überschlagen. Meine Mutter war eine Decanus, das Mädchen meiner Träume hat nur Mitleid mit mir und ich habe es wieder mal zugelassen, dass mein Vater mich vor versammelter Menge bloßstellt. Als wäre all das nicht schon beschämend genug, spüre ich, wie mir die salzige Nässe in die Augen steigt.
Abrupt drehe ich mich weg und wische mir die Tränen wütend aus den Augen. Ich will nur noch weg von hier.
Hektisch atmend laufe ich los, werde aber plötzlich von einer Hand am Flügel festgehalten. Meine Augen flimmern im Eifer wahren Zorns, als ich mich zu der Person umdrehe, die mich an meiner Flucht hindert. Es ist sie, dieses Mädchen, dass vorgegaukelt hat, mich zu lieben.
»»Du««
Realer Schmerz spiegelt sich in Valis Augen, sowie eine unbändige Wut. Als du Revali am Flügel nimmst und ihn daran hinderst, wegzulaufen. Dein sehnlichster Wunsch ist es, ihn zu beruhigen und die Wunden zu versorgen, die sein Vater ihm gerade so rücksichtslos zugefügt hat. Doch schon ein Blick in Revalis Gesicht und dir wird klar, dass du dazu die Chance nicht bekommen wirst.
»Fass mich nicht an!«, faucht der dunkelblaue Orni und entzieht dir gewaltvoll seinen Flügel.
Während du beschwichtigend die Hände hebst und senkst, blickst du rüber zu all den Leuten, die einfach nur dastehen und deinen Vali angaffen, solange sie miteinander tuscheln. »Er ist weg. Alles wird wieder gut,« versuchst du Revali mit einfühlsamer Stimme zu besänftigen, doch dieses Mal prallt deine feinfühlige Art einfach an ihm ab.
»Es war ein Fehler hierherzukommen. Ich werde jetzt abreisen und du wirst mich nicht aufhalten, verstanden?«, hörst du Revali schnauben, bevor er sich einfach von dir abwendet und sich polternd von dir entfernt.
Doch genau das hast du vor. Du willst nicht, dass er geht. Deshalb rufst du ihm auch hinterher, als er sich von dir wegdreht. »Vali! Warte doch!«
Dir den Rücken zugedreht erstarrt Revali plötzlich. Selbst von dieser Position aus kannst du sehen, wie seine Kammfedern zucken. Doch dann als er sich umdreht, erkennst du eine solche Kälte in seinen Augen, dass du augenblicklich zu zittern beginnst, vor allem als er sich unter diesem gefährlichen Blick auf dich zubewegt.
»Hör auf, mich so zu nennen! Ich bin nicht dein Vali!«, fährt er dich so schrecklich an, dass du vor Schreck den Kopf einziehst. »Das mit uns beiden hat keinen Sinn. Wir können nicht zusammen sein. Egal, was du dir von mir erwartet hast, es wird nicht passieren.«
Zutiefst getroffen schaust du Revali an. Dein Herz tut weh. Eine leise Stimme in dir sagt, dass er es nicht ernst meint und einfach nur zu verletzt ist, um vernünftig zu reagieren. Dennoch kannst du nicht leugnen, dass du am liebsten weinen möchtest.
»Spar dir dein Mitleid!«, meint er dann nur noch unter einem frostigen Ton und wendet sich von dir ab, um über dem Steg Anlauf zu nehmen und in der Nacht im Gleitflug zu verschwinden.
Schniefend stehst du nun da und siehst deinem Vali nach. Du bist verwirrt, weißt nicht, was du jetzt glauben oder fühlen sollst. Ist das mit dir und Revali nun einfach so vorbei, bevor es überhaupt angefangen hat? Lässt er es wirklich zu, dass sein Vater über ihn triumphiert? Will dein Lieblings-Orni dich wirklich nie wieder sehen?
Dich selbst umarmend drehst du dich um. Die Stimmen von Medohli, Teba, deinem Vater und den anderen ignorierend gehst du zu deinem Haus zurück. Im Moment sieht es so aus, dass Weihnachten für dich gelaufen ist.
»»Balthasar««
Mitfühlend schaue ich dem kleinen Engel nach. Das, was Revali zu ihr gesagt hat, war nicht gerade die feine Art. Aber, wenn ich ganz ehrlich bin, kann ich seine Reaktion durchaus nachvollziehen. Ich war auch mal jung und mein Vater war genauso ein Idiot, wie Hemba es ist. In einer solcher Situation will man nur seine Ruhe haben und sich an einen Ort zurückzuziehen, der einem Trost spendet.
Doch Revalis Gefühle versteht im Moment gewiss nicht jeder.
»Prinzesschen...«, wispert Bronco getroffen, als seine Tochter den Tränen nahe an ihm vorbeizieht.
Wie man jedoch gut nachvollziehen kann, antwortet (D/N) auf keinem von uns. Sie geht einfach schnell weiter und flieht vor der schmerzlichen Erfahrung, die sie gerade eben machen musste.
Mit einem Mal wird Broncos mitleidiger Blick zu einer wütenden Fratze. Mit aufgeplustertem Kamm schreit er auf und flattert aufgebracht mit den Flügeln, während er den Boden unter sich mit Kratzspuren übersäht.
»Den Burschen hol ich mir!«, krächzt der Mexika-Orni außer sich vor Wut und stapft auch schon los, um sich über den Steg zu stürzen.
Doch so weit kommt es dank meinem Schattengefährten zum Glück nicht. Augenblicklich wird Bronco von Hembas starken Flügeln gepackt und zurückgezogen.
»Ich würde es bevorzugen, wenn du meinen Kapitän nicht in der Luft zerfetzt,« meint Hemba zu unserem Freund, während dieser in seinen starken Flügeln zappeln.
»Kapitän hin oder her, den mach ich kalt!«, schreit Bronco und versucht sich aus dem Griff des großen Adlers zu befreien.
»Also mir wäre es lieber, wenn du lieber Hemba an die Gurgel gehst. Wenn er nicht gewesen wäre, wäre die Situation kaum eskaliert,« wendet meine Frau ein.
»Da gebe ich Mama vollkommen recht. Diesem Hebari müsste man rupfen,« stimmt meine Tochter ihr zu.
»Aber habt ihr auch das gehört, was ich gehört habe?« Völlig irritiert schaut Alari, Hembas Frau, in jede erdenkliche Richtung. »Hebari hat behauptet Aurora sei eine Decanus gewesen. Denkt ihr, dass er recht hat?«
Silver, mein schönes Silbersternchen, verschränkt ihre starken silberblauen Flügel, schließt ihre Augen und setzt einen grimmigen Ausdruck auf. »Ich glaube diesem verlogenen Hühnerhund kein Wort.«
»Hmmm...«, spekuliert jedoch Alora, die schlaue Shiekah-Hylianerin und legt ihren Finger nachdenklich gestimmt an die Unterlippe. »Aber denkbar wäre es schon, Aurora hat nie mit uns über ihre Vergangenheit gesprochen. Wie war immer ziemlich geheimnisvoll, wisst ihr noch.«
»Und wieso nehmt ihr Hebaris Bastard dann in Schutz? Revali ist genauso wie er,« brüllt Bronco und schafft es tatsächlich, sich kurz aus den Fängen meines großen Adlers zu befreien.
»Benimm dich, Tiger!«, ermahnt ihn seine Frau und wirft ihm einen strengen Blick zu. »Revali kann auch nichts für seinen Vater«
»Für seinen Vater vielleicht nicht, aber er hat unserer Tochter wehgetan,« argumentiert er meckernd, als Hemba ihn wieder fest in seinen Fängen hat und dazu gezwungen ist, seine Flügel hinter dessen Rücken festzuhalten.
»Ich bin mir sicher, Revali hat es nicht so gemeint. Er benimmt sich immer wie Küken, wenn er verletzt ist,« verteidigt ihn Teba, während er dabei zusieht, wie sein Vater Bronco bändigt.
»Hast du dich jetzt endlich beruhigt?«, fragt Hemba Bronco, nachdem er vom Zappeln müde geworden ist.
Der Blick, den unser Freund meinem Schattengefährten zuwirft, gleicht dem eines wütenden Tigers. »Lass mich jetzt einfach los, du Grobian!«
»Bitteschön!«, sagt Hemba und lässt Bronco einfach nach vorne auf die Dielen plumpsen. »Und ich... Ich werde ihm jetzt nachfliegen. Als sein Trainer kann ich es nicht verantworten, dass er in seinem Zustand irgendwo hinfliegt.«
»Warte, Hemba!«, halte ich meinen Schattengefährten auf, bevor er aufbrechen kann. »Ich werde mit ihm reden.«
»Du?« Erst wirkt Hemba überrascht, bevor er den Kopf in den Nacken legt und laut zu lachen anfängt. »Und wie willst du das anstellen ohne Flügel? Willst du etwa eine Dose Red-Bull trinken oder was?«
Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen zeige ich zu meiner Frau hinüber. »Ich habe gehofft, mein Silbersternchen würde mich fliegen.«
»Gut, aber...« Silver gibt sich zwar sofort einverstanden, mein treues Adlerweibchen, allerdings wirkt sie recht skeptisch. »Wo willst du denn hin? Beziehungsweise, wo will Revali hin?«
Umgehend schenke ich meiner Frau ein breites Grinsen. »Mach dir darüber keine Sorgen, Silver. Ich weiß, wohin unser Überflieger hinwill.«
Da merke ich allerdings, dass Hemba die Flügel verschränkt und mir einen beleidigten Seitenblick zuwirft. »Und warum darf das Glitzerkissen dich jetzt begleiten und ich nicht.«
»Weil ich mich erstens allein mit Revali unterhalten will und du das komplette Gegenteil von feinfühlig bist,« entgegne ich dem großen Adler, der sofort zu brummen anfängt.
Silver lässt es sich allerdings nicht nehmen, den Berg-Orni zu necken. »Da hörst du's, du Weißkohl!«
»»Revali««
Mein ursprünglicher Plan war es, in die Hütte von (D/N)s Eltern zurückzukehren, meine Sachen zu packen und eigenmächtig nach Hyrule-Stadt zurückzufliegen, doch stattdessen bin ich hier gelandet.
Von dem alten Steg aus lasse ich mein Augenmerk über diesen vertrauten Ort schweifen, den ich zugleich hasse und über alles liebe, die Flight-Range.
Der alte Übungsplatz liegt einen winzigen Fußmarsch vom Oronini-See entfernt in nördlicher Richtung hinter dem Rhinos-Pass. Hier trainieren bereits etliche Generationen an Orni-Bogenschützen ihre Fähigkeiten, egal ob jung oder alt. Selbst Küken kommen mit ihren Vätern oder Lehrern her, um eines Tages große Stars zu werden.
Auch ich habe hier Zeit verbracht, viel Zeit. Einmal habe ich sogar 10 Stunden am Stück trainiert, ohne Pause, da war ich gerade mal 12. Hier habe ich auch meinen ersten Bogen bekommen, meine ersten Übungen gemacht und mich zum ersten Mal über eine gerissene Bogensehne geärgert.
Traurigen Blickes betrachte ich den mir vertrauten Ort. Auf einem breiten Felssims gebaut liegt die Schützenhütte, ein Gebäude auf Stelzen, in dessen Innern sich ein Platz zum Aufwärmen befindet, sowie alles an Equipment, was man zum Bogenschießen benötigt. Der Übungsplatz selbst liegt über einer Schlucht, dessen Grund mit eiskaltem Wasser gefüllt. Die Ziele hängen an den grauen Felswänden, sowie an dem riesigen Felsen in der Mitte des niedriggelegenen Teiches.
Ja, genau hier, habe ich meine ersten Erfolge gefeiert. Die meisten Kniffe habe ich mir hier an diesem Ort beigebracht, akrobatische Figuren in der Luft, drei Pfeile auf die Sehne spannen, im Fliegen mit den Krallen schießen, alles habe ich hier gelernt.
Mein Gefieder beginnt sich zu regen, als ich schlürfende Schritte im Schnee vernehme. Ohne meinen Kopf zu bewegen, schiele ich zum Eingang der Schlucht rüber. Eine in einem Kapuzenmantel gehüllte Gestalt kommt auf die Hütte zu. Umgehend verdrehe ich die Augen, denn ich weiß sofort, um wen es sich hierbei handelt.
Während ich überlege, ob ich einfach wegfliegen soll, betritt der Neuankömmling über die Leiter die Hütte. Die alten Dielen knarzen, als derjenige den Steg mit seinen Stiefeln betritt.
»Etwas spät für eine Trainingseinheit. Findest du nicht?«, begrüßt mich jemand, den ich genauso wenig sehen will, wie alle anderen.
Die Flügel nach wie vor verknotet blicke ich starr auf den Felsen vor mir, bevor ich tief durchatme. »Was willst du... Balthasar?«
In diesem Augenblick nimmt der Hylianer die Kapuze ab und belästigt mich mit einem Lächeln, was wohl vertrauenserregend auf mich wirken soll. »Ich könnte jemanden gebrauchen, der mich wieder nach Orni-Village zurückbringt. Hier draußen ist es ziemlich kalt.«
»Hmpf!«, gebe ich mich unbeeindruckt, während ich stur die Flügel verschränke. »Dann hättest du nicht hierherkommen sollen. Ich werde dich jedenfalls nicht zurückbringen.«
Umgehend setzt Balthasar ein gespielt enttäuschtes Gesicht auf. »Willst du mich tatsächlich zu Fuß zurückgehen lassen? Würdest du das deinem Co-Trainer wirklich antun wollen?«
Tatsächlich fürchte ich mich vor Hembas Reaktion, wenn er davon erfährt, dass sein Schattengefährte sich hier draußen Frostbeulen geholt hat, weil ich mir zu fein war, den Hylianer zurückzufliegen. Außerdem respektiere ich Balthasar zu sehr, um ihn wirklich einfach so stehen zu lassen.
»Wie bist du überhaupt hierhergekommen?«, frage ich ihn seufzend, ohne ihn anzusehen.
»Silver hat mich hierhergeflogen,« lautet seine Antwort.
Ein herablassendes Geräusch von mir gebend erhebe ich den Schnabel. »Tja, dein Pech!«
Plötzlich bemerke ich aus den Augenwinkeln heraus, dass Balthasar auf mich zukommt. Kaum fängt er auch noch damit an, seine Hand nach mir auszustrecken, weiche ich ihm unter einem empörten Gesichtsausdruck aus und zeige ihm somit, dass er mir nicht näher zu kommen hat.
Leise die Luft ausstoßend zieht der Hylianer seine Hand wieder zurück. Er geht sogar etwas Abstand. »Bitte, Revali, lass dir etwas zeigen. Wenn es dir nichts bedeutet, kannst du machen, was du willst, aber bitte, gib mir wenigstens die Chance, dir die Wahrheit zu offenbaren fängt er dann plötzlich auch noch zu betteln an.
Zunächst verdrehe ich erstmal die Augen, weil ich mich durch Balthasars Hartnäckigkeit belästigt fühle, doch dann realisiere ich die letzten Worte seines Satzes.
»Huh?« Irritiert wende ich ihm mein Gesicht zu. »Was für eine Wahrheit?«
Symbolisch reicht er mir die Hand. »Das wirst du nur erfahren, wenn du mich begleitest.«
Misstrauisch betrachte ich den Hylianer mit der Narbe die in drei Rillen quer über sein linkes Auge verläuft. Lange hadere ich mit mir, blicke unschlüssig zum Felsen herüber, bis ich schließlich unter einem überheblichen Laut nachgebe. Letztendlich siegt die Neugier doch über Widerwillen.
Mit Balthasar auf dem Rücken lande ich irgendwann auf der Nordseite von Orni-Village. Schon als ich einen Fuß auf den Landesteg gesetzt habe, wird mir bewusst, dass diese Straße mir seltsam bekannt vorkommt.
Schließlich steigt Balthasar von mir ab und bittet mich, ihm zu folgen. Während des Spaziergangs wechseln wir kein Wort miteinander. Stur blicke ich geradeaus. Nur rein zufällig bemerke ich, dass Medohlis Vater hin und wieder zu mir herübersieht.
Dann halten wir plötzlich an. Wir befinden uns vor zwei Häusern, die durch ein Überdach miteinander verbunden sind. Grimmig dreinblickend verschränke ich die Flügel, als mir klar wird, wo wir uns befinden. Das hier sind Hemba und Balthasars ehemalige Behausungen.
»Was machen wir hier? Ich hätte gedacht, ihr beide hättet eure Häuser verkauft.« Meine Stimme zeigt deutlich, dass ich mich über Balthasar ärgere.
»Haben wir auch,« meint der Hylianer nur. »Aber die neuen Besitzer sind nett und lassen uns gewiss herein.«
Ehe ich den Hylianer, dessen Federränder bei den meisten für Kajal gehalten werden, davon abhalten kann, läutet er das Glöckchen neben der Tür. Es dauert auch nicht lange, dann öffnet uns ein schlanker Orni, der mich an einem grüngelben Kanarienvogel erinnert. Er und Balthasar begrüßen sich und wechseln ein paar Worte miteinander, bevor Hembas Schattengefährte um Eintritt bittet. Gern lässt er mich und den ehemaligen Hausbesitzer eintreten.
Kein Flügelschlag vergeht, da befinden wir uns in einem großen Wohnzimmer. Ein weiterer männlicher Orni sitzt mit einem Küken auf der Sitzlandschaft und sieht fern. Der Orni, bei dem es sich offenbar um den Lebensgefährten, des anderen handelt, grüßt uns und streichelt das schlafende Küken, was offenbar noch kein Jahr alt ist.
Auch mit diesem Orni führt Balthasar so etwas, was den meisten unter Smalltalk bekannt ist. Allerdings benutzt er dabei den Flüsterton, da er das schlafende Küken, dass die beiden neuen Hausbesitzer sicher adoptiert haben, nicht wecken will.
Dann tritt der schlanke Orni von vorhin neben Balthasar. Unbeeindruckt sehe ich dabei zu, wie der Hylianer dem neuen Hausbesitzer etwas zuflüstert. Mich ansehend nickt der Kerl, bei dem es sich offenkundig um einen homosexuellen Passerie-Orni handelt.
Im Anschluss passiert Balthasar den Türbogen, der zum Gang hinausführt. Ungerührt bleibe ich stehen und weigere mich, ihm zu folgen. Doch der Hylianer hat bereits bemerkt, dass ich mich nicht vom Fleck bewege und rät mir, ihn zu begleiten.
Weil ich nicht will, es aber trotzdem tue, meckere ich und werfe mit finsteren Blicken um mich. Entschlossen führt mich Balthasar in ein Zimmer, dass sich im Korridor hinter der zweiten Tür rechts befindet. Es handelt sich hierbei um ein voll ausgestattetes Kinderzimmer, das offenbar nun diesem Küken von eben gehört.
»Ich verliere langsam die Geduld, Balthasar!«, beklage ich mich, als Balthasar die Tür schließt und wir alleine sind. »Was machen wir hier? Wieso zeigst du mir Medohlis ehemaliges Zimmer?«
»Als wir noch in diesem Haus gewohnt haben, war Medohlis Zimmer nebenan,« behauptet er unter einem Blick, den ich nicht deuten kann und sieht in die Richtung, in der Medohlis ehemaliges Zimmer angeblich tatsächlich liegen soll. »Nein, dieses Zimmer hätte jemanden anderen gehört. Und zwar... dir.«
Mit einem Mal erstarre ich. Verdutzt blinzle ich ein paar Mal.
»Wieso sollte...« Während mein Gehirn die Information noch verarbeitet, stocke ich in meinem Satz. »Was willst du mir damit sagen?«
»Du fühlst dich oft einsam, nicht verstanden und im Stich gelassen. Nicht wahr?« Die Stimme, mit der Balthasar mit mir spricht, klingt so mitfühlend. Das gefällt mir nicht.
Halb ziehe ich meine roten Augenlider herunter und bedenke den Hylianer mit einem mürrischen Blick. »Es ist nicht besonders hilfreich, wenn du meine Fragen mit Gegenfragen beantwortest.«
Balthasar senkt kurz die Augen, bevor er lächelt und mich betrachtet. »Ich weiß, dass du denkst, dass dich niemand versteht. Aber das ist nicht so, ich habe immer schon verstanden. Ich wollte dich davor bewahren, dass du dasselbe durchmachen musst, was ich durchmachen musste, deshalb wollte ich dir ein Zuhause bieten und... eine Familie.«
Ein Zuhause? Eine Familie? Als mir klar wird, was Balthasar mir vermutlich damit sagen will, sehe ich ihn panisch an und weiche ein paar Schritte zurück. Dabei haue ich versehentlich einen Turm aus Spielzeugsteinen um.
»Was...«, krächze ich dem Unglauben nahe.
Balthasar sieht mich einfach nur an. In seinen saphirblauen Augen befindet sich ein gewisses Maß an Bedauern, bis er den Vorhang schließlich fallen lässt. »Silver und ich wollten dich adoptieren, Revali.«
Nun bin ich nicht mehr in der Lage, Balthasar irgendetwas zu erwidern. Ich stehe nur da und fühle mich hilflos und verwirrt.
Aufmerksam höre ich zu, was mir der Hylianer zu sagen hat. Unter anderem erfahre ich, dass Balthasar und Silver mir eine Familie, ein Zuhause bieten wollten, eine Kindheit ohne Druck. Doch das blieb mir verwehrt, weil mein Vater es nicht zugelassen hat. Auch dem Jugendamt waren angeblich die Flügel gebunden.
Nach dieser Offenbarung muss ich erst einmal nachdenken und in mich gehen. So gebe ich lediglich einen seufzenden Laut von mir und verschränke die Flügel, während ich die Augen schließe.
Ich kann mir Balthasar nur schwer, als meinen Ziehvater vorstellen. Trotzdem kann ich nicht anders, als darüber zu sinnieren, wie mein Leben wohl abgelaufen wäre, wenn er und seine Frau mich adoptiert hätten. Medohli wäre meine Schwester gewesen. Bestimmt hätten wir uns die ganze Zeit gestritten. Aber... ich hätte jemanden zu Spielen gehabt und ich hätte mich gewiss nie so allein gefühlt. Und Silver wäre meine Ziehmutter gewesen. Auf mich wirkt sie aufgrund ihrer Dominanz zwar befremdlich, aber sie gilt als sehr fürsorgliche Mutter. Was Balthasar betrifft... Er wäre mir wohl ein besserer Vater gewesen, als mein Leiblicher. Im Gegensatz zu meinem Erzeuger, hätte der Hylianer mich nie dazu gezwungen in Züge einzusteigen oder bis zur völligen Erschöpfung zu trainieren. Außerdem hätte er mich nie wegen meiner Fähigkeiten ausgebeutet, so wie es Hebari getan hat. Balthasar hätte mich einfach ein Kind sein lassen.
Schließlich öffne ich die Augen. Mein Grün trifft das Blau von Balthasar.
»Wieso hast du das getan?«, frage ich den Hylianer direkt unter emotionslosem Ausdruck. »Aus Mitleid?«
Doch Balthasar schüttelt den Kopf und kommt einen Schritt auf mich zu. »Du verwechselst Mitleid mit Mitgefühl.«
Unverzüglich hebe ich die Augenbrauen. »Wo ist hier der Unterschied?«
»Dass ich nachvollziehen konnte, was du durchmachen musstest. Dein Vater und meiner... Sie beiden ähneln sich sehr auf eine Art und Weise.« Traurig senkt der hylianische Trainer den Blick, bevor er durch sein blondes Haar fährt und zu erzählen beginnt. »Mein Vater hat mich für eine Mistgeburt gehalten. Schuld daran waren diese Federkränze, ein Zeichen, dass ich als Beweis dafür trage, dass ich Orni-Blut in mir habe.« An dieser Stelle fast er sich in Gesicht und zeichnet die goldbraunen Federkränze um seinen Augen nach. »Seitens meines Vaters gab es allerdings keine Orni-Vorfahren. So war er davon überzeugt, dass meine Mutter ihn betrogen hatte. Doch sie konnte ihn nicht mehr vom Gegenteil überzeugen, denn sie starb bei meiner Geburt. Also ließ er seine Wut an mir aus, Tag für Tag. Er stelle mich bloß, bestrafte mich, machte mir das Leben zur Hölle. Lange hatte ich das Gefühl ein niemand zu sein, Revali. Nur Hemba und seinem Vater Medon ist es zu verdanken, dass ich mich doch geliebt gefühlt habe. Für sie war ich ein Teil ihrer Familie. Also, mein Überflieger...« Mit einem Mal macht Balthasar eine dramatische Pause, bevor er mich ansieht. »Stoß diejenigen nicht weg, die auch dir das Gefühl vermitteln geliebt zu werden!«
Mir ist schon völlig bewusst, dass er darunter (D/N) meint und wohl auch sich selbst. Wahrscheinlich verlangt er von mir, dass ich mich bei dem Engel entschuldige und dass ich mich bei ihm bedanke, weil er mich einst adoptieren wollte. Doch ich fühle mich in die Ecke gedrängt. Bloß ein pikiertes »Hmpf!« kommt aus meinem Schnabel, als er mich von ihm wegdrehe. Dennoch zeigen Balthasars Worte ihre Wirkung. Ich werde nachdenklich.
Nun sollte ich mich wohl entscheiden, was ich zu tun gedenke.
Genau in dem Moment, als ich Balthasar ansehe, denke ich, meine Entscheidung schon längst gefällt zu haben.
»»Du««
Nachdem du dir die Augen aus dem Gesicht geheult hast, nimmst du zum ersten Mal die Stimmen aus der Küche wahr. Kläglich schniefend hebst du deinen Blick und löst langsam die kauernde Position auf dem Bett auf.
Träge erhebst du dich aus dem Bett und schlürfst zu deinem Spiegel rüber, in dem du zögerlich einen Blick hineinwagst. Dich wundert es gar nicht, dass du zerzaust und verheult aussiehst. Seufzend bringst du soweit alles in Ordnung und verlässt dann dein Zimmer.
Durch den Gang begibst du dich zum nächsten Türbogen, wo sich die Küche befindet. Neugierig lugst du hinein und siehst deine Mama, Alari und Silver am Küchentisch sitzen. Mama schenkt ihren Freundinnen gerade von ihrem selbstgemachten Glühwein aus, der bekannt dafür ist, selbst die müdesten Geister wieder zum Leben zu erwecken. Außer den drei Frauen kannst du niemanden erkennen. Dein Papa und seine beiden ehemaligen Schützenkameraden scheinen wohl nicht hier zu sein.
Heimlich lauschst du, was die drei zu bereden haben.
»»Alora««
»Also ich hätte nie geglaubt, dass Aurora eine Adelige war. Ihr etwa?«, bemerke ich in die Runde, während ich allen eine Tasse voll von meinem starken Punsch einschenke.
Kaum befindet sich die dampfende Flüssigkeit in Silvers Tasse, pustet sie gerade einmal und nippt dann mit ihrem Schnabel an meinem Punsch. Im Anschluss sieht sie uns alle an und meint dann unter halb erhobenem Flügel. »Nö! Sie hat sich auch kein bisschen so verhalten. Sie war ganz normal, wie wir alle halt.«
»Aurora war so eine tolle Orni. Ganz ehrlich, ich weiß bis heute nicht, was sie an diesem Hebari gefunden hat. Er hat sie ständig betrogen. Selbst mich hat er mal angebaggert und sogar Silver.« Sich an den Kopf fassend sitzt Alari total benommen vor dem Tisch und zeigt auf Silver, die bekräftigend nickt.
»Widerlicher Hühnerhund!«, schimpft meine silberblaue Freundin bloß und schnaubt.
Seufzend setze ich mich hin. Mein Blick liegt auf dem Dampf, der von meiner Tasse ausgeht. Diese Nacht heute ist noch recht jung und bereits so ereignisreich. Ich kann ehrlich gesagt immer noch nicht fassen, dass meine verstorbene Freundin eine Adelige gewesen sein soll. Nie hat sie etwas durchsickern lassen.
»Ach Silver, niemand von uns konnte Hebari je leiden,« erwidere ich bloß und schnippe lustlos mit den Fingern gegen meine Tasse.
»Aber wenn Aurora tatsächlich eine Decanus gewesen wäre, dann hätte ihre Familie sie doch in Rom beerdigen lassen. Oder nicht?«, fragt sich Alari, die von uns allen am fassungslosesten wirkt. »Vielleicht weiß ihre Familie bis heute nicht, dass sie tot ist.«
Doch Silver knurrt bloß. »Was sollen wir denn machen, ihnen ein Brief schreiben?« Zwischen ihren beiden Sätzen trinkt sie einen weiteren Schluck. »Selbst wenn, bezweifle ich stark, dass er sie je erreichen wird.«
Skeptisch das Gesicht verziehend deute ich mit dem Kopf in die Richtung, in der die Diskussion zwischen Vater und Sohn stattgefunden hat. »Mich würde jedoch viel eher interessieren, warum Hebari das weiß und wir nicht.«
»Sie wird es ihm wohl gesagt haben,« vermutet Alari und zuckt mit den Achseln.
Silvers Gesicht jedoch nimmt eine düstere Nuance ein. »Oder er hat es anderweitig erfahren.«
»Wer sind eigentlich die Decanus?«
Erschrocken drehen wir uns alle in Richtung Ausgang zum Korridor, als ich meine Tochter dort stehen sehe. Ihre Augen sind immer noch recht glasig. Nachdem, was Revali zu ihr gesagt hat, würde es mich wundern, wenn sie nicht geweint hätte. Sie ist eben so emotional, wie ihr Vater, was ich sehr an ihm liebe. Ihr Herz ist daher leicht zu brechen.
Augenblicklich legt Alari ihr hübsches Gesicht in Falten. »Du weißt nicht, wer die Decanus sind, Schätzchen?«
Meine Tochter schüttelt traurig den Kopf.
»Komm, setz dich her!«, bietet Silver ihr augenblicklich an und rückt den freien Stuhl neben ihr zurück. »Trink etwas von dem Lückenmacher deiner Mama und wir erzählen es dir.«
Während (D/N) langsam auf zu uns zuschleicht, schaut sie Silver verwirrt an. »Warum nennst du Mamas Punsch Lückenmacher?«
Als meine Tochter sich zu uns an den Tisch setzt, grinst Silver breit, bevor die große Berg-Orni sie unter einem Augenzwinkern aufklärt. »Weil du Gedächtnislücken davon bekommst, wenn du zu viel trinkst.«
Bei den Erinnerungen, die sofort aufkommen, muss ich schmunzeln. Tja, Silver muss es wissen.
Umgehend stehe ich auf und hole meiner Tochter eine weitere Tasse.
In der Zwischenzeit beugt sich Alari vor, die nicht nur schön, sondern auch schlau ist und erläutert unserem Engel: »Also, Schatz, die Decanus sind eine sehr, sehr alte Familie, dessen Wurzeln bis in die Zeit vor dem ersten heiligen Krieg Hylias zurückreichen. Sie sind Latinum-Orni, die mitunter kaiserliche Vorfahren haben. Sie sind sehr angesehen und adelig.«
Während ich (D/N) einschenke, legt mein kleiner „Angel" den Kopf schief. »Und Revalis Mama ist eine von ihnen?«
Silver zieht halb die Augenlider herunter. »Behauptet zumindest Hebari.«
Mein Schatz sieht runter auf ihren Punsch. Sie scheint über irgendetwas nachzudenken. Schließlich nimmt sie die Tasse in die Hände. Nacheinander sieht der Engel uns an. »Könnt ihr mir auch von Revalis Mama erzählen? Kaum jemand spricht über sie.«
»Meine Süße, das liegt eben daran, dass wir sie sehr vermissen,« erwidert Alari ihr mütterlich.
(D/N)s Ohren beginnen plötzlich zu zucken. Ich finde es immer so süß, wenn das bei ihr passiert. Denn ich hab das auch immer.
»Ihr habt sie alle gekannt?« Meine Kleine klingt ziemlich interessiert.
»Ja, wir haben sie später in unseren Freundeskreis aufgenommen,« erklärt ich meiner Tochter.
»Und wie war sie so?«, will (D/N) wissen.
»Sie war stolz,« erklärt Silver mit erhobenem Schnabel.
»Liebevoll,« ergänzt Alari mit einem mütterlichen Lächeln.
»Und eine Ikone, was das Schneiderhandwerk betrifft,« erläutere ich meiner Tochter.
»Und sie hat euch nie erzählt, wer sie ist?« Genau in diesem Augenblick trinkt (D/N) ihren ersten Schluck und hustet erstmal, weil ihr mein Punsch zu stark ist.
»Nein... aber bestimmt hatte sie ihre Gründe,« antworte ich ihr gestikulierend.
Mit einem Mal lässt mein Engelchen Kopf und Flügel hängend und sieht ernüchternd den Punsch an. »Nicht mal Revali hat gewusst, dass sie eine Decanus war...«
Schließlich schauen wir drei uns an. Eine nach der anderen lächelt. Ohne Worte haben wir uns ausgemacht, meiner Tochter mehr von Aurora zu erzählen.
Ich hole alte Fotos raus und dann zeigen sie wir (D/N). Aufmerksam hört mein Engel uns zu und trinkt dabei immer wieder von meinem Punsch, der ihr plötzlich zu schmecken scheint.
»Sie war eine so gute Mutter,« behauptet Alari plötzlich, als ihr die Tränen nach unserer Erinnerungsstunde kommt.
»Ja, sie hat alles für ihr Ei gegeben und ist kaum davon runtergegangen,« erinnert sich Silver und reicht ihr ein Taschentuch.
Während sich Alari den Schnabel putzt, ergänze ich: »Ihr war es egal, dass Revali ein Frühlingsunfall war. Sie hat ihn sehr geliebt.«
»Sie hat auch nicht gezögert, ihm aus seiner Eischale zu befreien,« fügt Alari kläglich hinzu, als sie sich von ihren Tränen befreit.
»Er war eben spät dran und wenn sie es nicht getan hätte...« Ich stocke, weil ich vor meiner Tochter nicht aussprechen will, dass Revali dann in seinem Ei gestorben wäre.
»Ich bin froh, dass sie es getan hätte, sonst wär Vali nicht hier,« äußert sich meine Tochter dann und betrachtet verträumt ihre leere Tasse.
Ein Schmunzeln schleicht sich über mein Gesicht und als ich zu Silver rübersehe, bemerke ich, dass es bei ihr genauso ist.
Schließlich lege ich meine Hand über die meine Tochter und sage unter einem vielsagenden Blick zu ihr. »Du magst Revali sehr gern, nicht wahr?«
Sofort schaut mich meine Tochter alarmiert an. Ihr Gesicht nimmt eine rote Farbe ein. Im Grunde braucht sie mir nicht zu antworten. Ich weiß schon längst, was Sache ist.
»»Du««
Jetzt, wo du bereits zwei Tassen von Mamas heißem Lückenmacher getrunken hast, fällt es dir überraschend leicht über dich und Vali zu reden. Interessiert hören dir die drei erwachsenen Frauen zu, während sie hin und wieder amüsierte Blicke austauschen. Bestimmt ist es besser, wenn Revali es nie erfährt, aber im Moment kannst du nicht anders, als ihnen deine Geschichte von dir und dem dunkelblaue Orni zu erzählen.
So fängst du damit an, wie ihr euch beim Bogenschießen nähergekommen seid, benutzt die Party an Halloween als Überleitung und berichtest schließlich von der Tatsache, dass der Kapitän der Bogenschützen dich danach ignorieren wollte, weil er sich seine Gefühle zu dir nicht eingestehen wollte. Dann jedoch beschreibst du ihnen, wie dein Vali schließlich über seinen Schatten gesprungen ist und sich mit dir verabredet hat. Details zu dem Date teilst du natürlich auch aus. Verliebt erklärst du ihnen wie toll und romantisch der Restaurantbesuch im Orni-Viertel für dich war. Irgendwann kannst du gar nicht mehr aufhören und machst damit weiter, wie ihr zusammen auf dem Adventsmarkt wart. Auch vor der Puzzlestunde machst du nicht halt, weil du einfach schon zu angetrunken bist.
Als du endlich fertig erzählt hast, blickst du in warme, lächelnde Gesichter. Umgehend blinzelst du verwirrt und fragst dich, warum die drei Frauen, von der dich eine auf die Welt gebracht hat, so ansehen.
»Naja, was soll ich schon groß sagen,« ergreift Silver als Erste das Wort. »Also für mich ist die Sache klar. Der blaue Spatz hat eindeutig sein Herz an dir verloren.«
»Ich finde es richtig niedlich, wie Revali offenbar nicht weiß, wie er dir umgehen soll,« meint Alari.
Deine Mama schenkt sich derweil nochmal ein, schüttelt den letzten Tropfen aus der Kanne raus und grinst breit. »Also das zwischen dir und Revali ist kein Vergleich zu dem, was Hebari und Aurora hatten.«
Skeptisch legst du das Gesicht schief, denn du kannst deiner Mama nicht ganz folgen. »Was meinst du damit?«
»Für Hebari war Aurora eine Trophäe. Er wollte sie bloß, weil die anderen Männer sie auch haben wollten. Aurora hingegen hat sich in Hebari unsterblich verliebt,« erklärt dir deine Mama.
»Ja...«, knurrt Silver und verdreht die Augen. »Fragt sich nur wieso.«
»Und warum denkst du, ist Revali da nicht wie sein Vater? Wisst ihr...« Traurig blickst du auf die Plätzchen auf der Mitte des Tisches hinab. »Manchmal, da bin ich mir ganz sicher, dass er mich auch mag, aber dann wieder... Da wirkt Vali so verschlossen und reserviert, dass ich mir nicht mehr so sicher bin.«
»Wenn er dich nicht mögen würde, wäre der kleine Kobold nicht so hin- und hergerissen,« muntert dich deine Mama mit ihrer Schlussfolgerung auf. »Du weißt ja, wie es mit ihm ist, er hat von seinem Vater sein ganzes Leben lang keine Liebe erfahren. Dass er sie jetzt von dir tatsächlich erhält, muss sich für ihn erstmal seltsam anfühlen.«
»Der Kleine ist sich bestimmt die ganzen Jahre über einsam vorgekommen. Er braucht sicher Zeit, um sich daran zu gewöhnen, dass jetzt jemand da ist, der ihn ohne Kompromisse gernhat,« äußert sich die hübsche Passerie-Orni dir gegenüber und tätschelt mütterlich deine Hand.
»Ich kann Alari nur zustimmen. Revali ist bestimmt noch ein wenig misstrauisch. Bis jetzt ist ihm nämlich jedes Mal, wenn er jemand ins Herz geschlossen hat, genommen worden. Deshalb will er es wohl nicht so recht glauben, dass das zwischen dir und ihm echt ist. Ich bin mir sogar sicher, dass er deshalb Hebaris Worten so leicht geglaubt hat,« lautet Silvers Vermutung.
Nachdenklich gestimmt nickst du. Im Grunde sagen dir die Frauen genau das, was du die ganze Zeit über ebenso angenommen hast.
Plötzlich vibriert dein Shiekah-Stein. Wahrscheinlich hattest du dein Gerät ignoriert, wäre es nicht Revalis Klingelton, der da soeben folgt. Mit rasendem Herzen und geweiteten Augen greifst du nach dem Shiekah-Stein, der vor dir auf dem Tisch liegt und schaust sofort auf den Bildschirm. Ehe du reagieren kannst, folgen zwei weitere Nachrichten von ihm.
»Hat Revali sich gemeldet?«
Kaum hörst du die Stimme deiner Mama, hebst du den Kopf. Du siehst, dass die drei Damen dich anschmunzeln. Aus diesem Grund brauchst du gar nicht zu antworten, dein strahlender Gesichtsausdruck reicht ihnen völlig aus.
Obwohl es Revali gewiss verdient hätte, länger zu schmoren, schreibst du ihm unverzüglich zurück, da du so froh darüber bist, dass er wohl noch immer hier zu sein scheint.
Schelmisch grinst du. Jetzt lässt du Revali doch zappeln. Um dir die Wartezeit zu versüßen, bis dein dunkelblauer Spatz weichgekocht ist, unterhältst du dich noch mit Alari, Silver und deiner Mama, die gerne wissen möchten, was dein Vali dir geschrieben hat. Doch du antwortest nur, dass er offenbar noch da ist und es sich anders überlegt hat.
Während ihr schließlich das Thema wechselt und ganz belanglos über Rezepte von Weihnachtsplätzchen und Winterpunsch plaudert, meldet sich immer wieder dein Shiekah-Stein. Doch erst fast eine halbe Stunde später, bequemst du dich dazu, auf dein Display zu schauen und doch nachzugeben, was du die ganze Zeit schon vorhattest. Aber Strafe muss sein.
Nachdem du deiner Mama gesagt hast, dass du nochmal raus musst, verabschiedest du dich von ihr und ihren Freundinnen, die nicht weiter nachfragen, wo du hingehst, denn alle können sich denken, dass es etwas mit Revali zu tun hat.
Doch auf dem Weg nach draußen kommen dir plötzlich ein beschwipster Hemba mit deinem betrunkenen Papa entgegen.
»Hallo Prinzessin!«, lallt dein Papa und bringt dich zum Lachen. »Wie geht... es hier? Hat dir der Plautermann, dir wehgetunst. Den werde ich eine hapen, wenn ich ihn sehe.«
Zwar hast du kein Wort verstanden, was er da von sich gegeben hat, aber du kannst dir denken, dass es um Revali ging.
Lachend schüttelst du einfach nur den Kopf und schaust zu Hemba auf, bevor du ihn fragst: »Was hast du mit meinem Papa gemacht?«
»Ihn dazu gezwungen, sich zu entspannen und jetzt bringe ich ihn ins Bett,« klärt dich Tebas Vater auf.
Doch du hast es eilig, deshalb verabschiedest du dich schnell. »Viel Spaß, ich muss dann mal los! Tschüss!«
»»Revali««
Grimmig starre ich auf meinen Shiekah-Stein. „Okay, okay" lautete ihre Nachricht, ansonsten folgte nichts mehr. Zwischen dem jetzigen Moment und ihrer letzten Message liegen bereits 10 Minuten. Langsam bin ich es leid zu warten. Wie soll ich mich denn bei ihr entschuldigen, wenn sie nicht hier ist? Aber warum ist sie nicht hier? „Okay, okay" heißt für mich, dass sie kommt. Oder hat sie es sich vielleicht anderes überlegt? Womöglich hat Bronco seine Prinzessin eingesperrt, damit ich ihr nicht mehr wehtun kann. Oder sie hat von selbst beschlossen, dass es besser ist, dass wir von fortan getrennte Wege gehen.
Unter einem aufgebrachten Geräusch schüttle ich meinen Shiekah-Stein, bevor ich es brummend aufgebe und zu den Sternen hinaufblicke. Plötzlich fällt mir dieser eine Stern auf, jener, der seit ihrem Tod am hellsten leuchtet. Mit einem Mal werde ich ruhiger. Den Blick auf den Stern gerichtet, stecke ich den Shiekah-Stein weg.
Ein paar Schritte entferne ich mich von dem Torbogen und trete auf den großen Stern zu. Gerade wird mir klar, dass ich diesem Stern so lange keine Beachtung mehr geschenkt habe. Als ich klein war, dachte ich immer, dies sei die strahlende Seele meiner Mutter, die mit dem Wind eins geworden ist und genau dort an dieser Stelle am Himmel auf mich wartet. Dieses Seelenlicht, wie ich es als Küken genannt habe, liegt nahe bei dem roten Stern, der in der Astrologie als rote Sonne bekannt ist und in einem sehr weitentfernten Sonnensystem liegt. Doch ich glaube nicht, dass dieser rote Stern eine Sonne sein soll. Ich bin davon überzeugt, dass es sich hierbei um die Seele einer großen Persönlichkeit handelt, der Hylia einen besonderen Platz zugewiesen hat. Wahrscheinlich fühle ich mich deshalb zu diesem roten Licht fast genauso sehr hingezogen, wie zu dem Stern meiner Mutter.
»»Du««
Endlich hast du den ersten Torbogen erreicht. Niemand ist hier draußen außerhalb des Dorfes in dieser kalten Nacht, niemand außer Revali. Er sieht hinauf zu den Sternen, während der Wind mit seinen geflochtenen Zöpfen spielt. Dein Lieblings-Orni wirkt viel zu friedlich, um ihn zu stören. Also stehst du nur da, an dem Pfosten des Torbogens gelehnt und beobachtest deinen Vali.
Plötzlich erfasst dich der Wind. Als hätte Revali somit deine Anwesenheit gespürt, dreht er sich unter einem alarmierten Laut zu dir um. Seine grünen Augen funkeln streng, bis er dich schließlich erkennt. Seine Gesichtszüge werden wieder milder. Revali wirkt sogar erleichtert darüber, dass du doch noch an eurem Treffpunkt erschienen bist.
Die Flügel hinter den Rücken verschränkt und unter einer aufrechten Haltung kommt Revali auf dich zu. Leise knistert der Schnee unter seinem Gewicht. Schließlich steht der dunkelblaue Orni vor dir. Du merkst ihm an, dass er versucht zu lächeln, doch es gelingt ihm nicht richtig. Also lässt er entmutigt den Kopf sinken und schaut stur in eine andere Richtung. Inzwischen kennst du deinen Vali zu gut, um zu wissen, dass er sich insgeheim schämt.
»Eine Entschuldung ist wohl fällig,« durchbricht Revali schließlich die Stille und kämpft darum, dich anzusehen. »Das, was ich gesagt habe...«
»Ich habe lange genug Psychologie, um zu wissen, dass du mich weggestoßen hast, um dich selbst zu schützen,« versuchst du es, Revali leicht zu machen.
Beschämt grummelt Revali und wendet seinen Blick von dir ab. Sichtlich überrascht glimmen seine Augen, als du plötzlich den Flügel deines Schwarms ergreifst und ihn mit einem sanften Lächeln konfrontierst.
»Schon gut, das ist doch nichts Schlimmes. Das ist nur ein Abwehrmechanismus,« gibst du Revali mit beruhigender Stimme zu verstehen, bevor deine Mundwinkel sinken und du ernüchtert in Richtung Schnee blickst. »Obwohl deine Worte ganz schön wehgetan haben.«
»Das ist mir bewusst, aber...« Plötzlich wirkt Revali irgendwie zerrissen, zwischen seinen Gedankengängen und stockt. »Als du damals diese Kekse mit mir geteilt hast, war das nur... aus Mitleid?«
Einen Moment bist du nicht sicher, ob du lachen oder ihm böse sein sollst. Offenbar glaubt er wirklich, was sein Vater ihm gesagt hat, aber das ist Müll. »So ein Quatsch, Revali. Ich hab sie mit dir geteilt, weil ich deine Freundin werden wollte.«
Revalis Kamm zuckt. Gerade scheinst du seine volle Aufmerksamkeit zu haben, denn offenbar macht er sich Hoffnungen. »Dann sag mir jetzt die Wahrheit,« verlangt dein Vali. »Sind deine Gefühle echt?«
Warm lächelst du. Deine Augen strahlen intensive Herzensgüte aus, als du ihm unter weichen Knien gestehst. »Ja, das sind sie!«
Als hätte Hylia ihre Hände im Spiel, schneit es plötzlich wieder. Schneeflocken rieseln sanft auf Revalis Schnabel hinab, auf dem sich das schönste Lächeln befindet, dass du je an ihm gesehen hast.
Mit einem Mal fangen Revalis Smaragde zu leuchten an. »Dann nehme ich meine Worte von vorhin zurück und... entschuldige mich bei dir.« Den letzten Teil seines Satzes flüstert er so leise, dass du es kaum verstehst.
Dich auf die Unterlippe beißend bittest du um Wiederholung. »Ich... Ähm... Bin halbtaub. Schon vergessen?«
»Es tut mir leid,« wiederholt Revali und klingt dabei höchst aufrichtig und wehmütig. »Ich wollte dich nicht verletzten. Es ist nur...« Er macht eine Pause und seufzt. »Mein Vater hat mich so wütend gemacht. Ich... Er hat mich wieder einmal zum Narren gehalten.«
»Jetzt, wo du dich entschuldigt hast, bist du aus dem Kreis des Narren herausgetreten,« kicherst du und kommst unter süß schüchterner Pose auf deinen Vali zu, da du dich wie ein Magnet zu ihm hingezogen fühlst.
Erwartungsvoll beginnen Revalis Augen plötzlich zu strahlen. »Also verzeihst du mir?«
»Wenn du nichts davon ernst gemeint hast...«
»Habe ich nicht!«, erwidert dir Revali entschieden. »Der Tag hätte perfekt geendet, wäre mein Vater nicht gewesen.«
Deine spitzen Ohren zucken wieder. »Wie hätte er denn geendet?«, gibst du dich äußerst neugierig.
Plötzlich wirkt Revali verlegen, sogar etwas überfordert. Er fängt an zu stammeln. Sein Blick hetzt umher, als würde er etwas suchen. »Ich hätte dich gefragt, ob du und ich...«
Mit strahlendem Gesicht kommst du Revali noch näher und greifst nach seinen Flügeln. »Ja?«
»Ich hatte doch erwähnt, dass ich eine Probezeit mit dir wünsche,« meint Revali mit einem Mal, während er deine Hände anstarrt, die seine Flügel halten.
»Ich erinnere mich.«
»Nun, zwei Tage mit dir haben bereits ausgereicht, um mich zu überzeugen. Ich...« Revali stockt. Er sieht zu dir auf. Seine Augen treffen die deinen. »Es ist mein Wunsch, dass wir beide ein Paar sind.«
Während die Oberseite seines Schnabels eine tief rote Farbe annimmt, springt dein Herz vor Freude. Zwar bist du etwas beschwipst von Punsch deiner Mama, trotzdem bist du dir sowas von sicher, dass dir Vali gerade gestanden hat, dass er mit dir zusammen sein möchte.
»Du willst also mit mir gehen?«, quietschst du vor Freude und fängst an zu hüpfen, während du Revali immer noch an den Flügeln hältst.
Überrascht von deiner Reaktion, keucht Revali auf. »Wenn du es so nennen willst?«
Offenbar ist heute, ein Tag vor Weihnachten doch noch ein Wunder geschehen. Du könntest kaum glücklicher sein. Rein zufällig schaust du gerade nach oben, während du grinst wie ein Honigkuchenpferd. Erst jetzt, wo du den saftig grünen Zweig siehst, fällt dir wieder ein, dass an jedem Torbogen ein Mistelzweig hängt. Und genau unter so einem Torbogen befindet ihr euch gerade.
Deine Wangen fühlen sich wohlig warm an, als du Revali ansiehst und ihm einen verführerischen Blick schenkst. »Ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass wir unter einem Mistelzweig stehen?«
Plötzlich versteift sich Revali. Alarmiert sieht er erst den Mistelzeig und dann dich an. Sein Schnabel wird noch roter, obwohl du es kaum für möglich gehalten hast und seine grünen Augen strahlen Panik aus.
»Ich...«, fängt Revali zu stottern an, während er deine Lippen panisch ansieht. »Ich weiß gar nicht, wie das gehen soll?«
Du findest es unglaublich süß, wenn der dunkelblaue Orni so schüchtern ist.
»Du weißt nicht, wie man küsst?«, kicherst du.
Unter halb geschlossenen Augen schaut dich Vali finster an. »Ich habe einen Schnabel und du einen Mund.«
Zärtlich fängst du an, dich an ihm zu kuscheln und nuschelst dabei in sein Gefieder. »Wenn du willst, kann ich dir zeigen, wie das geht«
»In Ordnung...«
»»Revali««
Mein Gefieder hebt sich abrupt, als sie sich von meiner Brust löst, um mich anzusehen. Ihre Wangen glühen. Sie selbst lächelt äußerst leidenschaftlich. Während ich mich verkrampfe, legt der Engel seine Hände auf meinem Schnabel. Augenblicklich fange ich an, hektisch den Atem auszustoßen. Das Blut schießt mir durch die Venen, wie ein rasend schneller Pfeil. Langsam fällt ihr wahrhaft zärtlicher Blick auf meine Schnabelspitze. Mein erster Impuls ist es, ihr meinen Schnabel zu entziehen, doch ich weigere mich, ein Feigling zu sein. Also stelle ich mich dieser Herausforderung.
Meine Pupillen weiten sich, als ihre Lippen mir immer näherkommen. Meine Gedanken überschlagen sich. Ich habe... Angst?
Und dann spüre ich plötzlich ihre warmen Lippen auf meiner dunklen Schnabelspitze. Im ersten Augenblick fühlt es sich seltsam an, aber nicht unangenehm. Der Druck ihrer Lippen wird etwas intensiver. Schon bald liebkost ihr weicher Mund meine Schnabelspitze ausgiebiger, während ihre Hände meine Wangen streicheln.
Mit einem Mal habe ich das Gefühl, dass mir ein zweites Paar Flügel wachsen. Es ist... unbeschreiblich.
»»Du««
Revalis Schnabel ist warm und glatt. Es ist schön, ihn zu küssen. Aber ist es auch für ihn schön?
Zögerlich hebst du deinen Blick. Du siehst ihm in die Augen. Sein klares Grün schimmert.
Plötzlich siehst du ein Lächeln auf Revalis Schnabel. Er entzieht sich dir. Unter einem charmant überheblichen Blick sieht er auf dich hinab.
»Gar nicht so übel für deinen ersten Kuss,« behauptet er plötzlich unter einer gespielten Arroganz und hebt dein Kinn mit einer seiner Fingerfedern an. »Lass mich versuchen, ob es nicht besser kann.«
Ah, offenbar ist da jemand auf den Geschmack gekommen!
Kaum nähert sich sein Schnabel dir, weicht dieser anmaßende Ausdruck in seinem Gesicht und Revali wirkt wieder unsicher.
»»Revali««
Und nun? Wie soll ich ihre Lippen schnäbeln? Es ist mir schon einige Paare untergekommen, von dem einer Orni war und der andere eine andere Rasse. Doch nie habe mich dafür interessiert, wie sie Zuneigung austauschen. Hätte ich wohl besser aufgepasst, denke ich mir gerade.
Dennoch bin ich gewillt, es zu wagen, auch, wenn ich keine Ahnung habe. Unbeholfen picke ich dem süßen Engel in die Lippen. Erschrocken weicht sie einen Schritt zurück und fasst sich an die Lippen. Über mich selbst ärgernd knurre ich. Das war wohl keine Meisterleistung. Wahrscheinlich habe ich ihr auch noch wehgetan, ich Spatzenhirn.
»»Du««
Autsch! Das hat ein bisschen gezwickt. Doch kaum siehst du Revali an, erkennst du, dass er sich über sich selbst ärgert. Wie süß!
Also versuchst du ihm zu helfen. Für ihn ist es schließlich ja genauso neu für dich, wie für ihn. So näherst dich ihm wieder, verhakst deine Finger in seinem Schal und verlangst wispernd von ihm: »Mach es nochmal! Aber diesmal mit etwas mehr Gefühl. Lippen sind sehr empfindlich.«
»Na schön!«, klingt er etwas beleidigt, wahrscheinlich, weil er sich immer noch ärgert.
So schnell lässt sich der Kapitän der Orni jedoch nicht unterkriegen und vollzieht einen weiteren Versuch dich zu schnäbeln. Dieses Mal ist er viel zarter, pickt dich ganz liebevoll. Das fühlt sich für dich so gut an, dass du ihn etwas näher an dich ziehst.
Schon bald bekommt ihr Hunger nach mehr. Abwechselnd küsst ihr euch. Und schon bald wird ein kleines Süßes Knutschfest daraus, genau unter dem Mistelzweig, in einem sanften Schneegestöber.
Später lädst du Revali in dein Bett ein, nachdem ihr euch in dein Haus geschlichen habt. Zwar wirkt dein Vali wieder etwas nervös und verunsichert, aber trotzdem lässt er sich nicht nehmen, sich zu dir zu legen. Selig kuschelst du dich an Revalis herrlich weiches Gefieder und brauchst in dieser Nacht keine Decke. Zutiefst glücklich schläfst du so neben deinem Vali ein. Auch er folgt dir nach wenigen Minuten ins Land der Träume.
Dein Heiligabend wird schließlich wundervoll. Auch wenn dein Papa am Morgen nicht begeistert ist, dass Revali nicht nach Hyrule-Stadt zurückgekehrt ist und ihr euch wieder miteinander versöhnt habt.
Als Strafe spannt dein Papa ihn jedoch als Küchengehilfe ein, zusammen mit dir. Revali ist zwar wenig begeistert von Bronco herumkommandiert zu werden, dennoch lässt er es über sich ergehen.
Um 18 Uhr treffen dann Balthasar, Silver, Medohli, Hemba, Alari, Teba mit Medon ein, Tebas Großvater und Hembas Papa. Es wird ein schönes Festessen, indem Silver und Hemba es sich nicht nehmen lassen, sich gegenseitig aufzuziehen.
»Gib mir mal die Tüffelbutter, du Glitzerkissen,« bittet Hemba Silver nicht gerade liebevoll.
»Nur wenn du bitte sagst, du Weißkohl,« entgegnet sie ihm genauso wenig liebevoll.
Nachdem Essen geht ihr ins Dorf hinaus, wo bereits das Lichterfest gefeiert wird. Überall werden Kerzen angezündet, unter Aufsicht der örtlichen Orni-Feuerwehr versteht sich. Umgeben von deiner gesamten Familie hört ihr dem Chor aus Orni-Sängerinnen zu, die „stille Nacht" singen und das so schön, dass dir die Tränen kommen.
Schließlich ist dann bei euch zu Zuhause Bescherung. Jeder wird reich beschenkt und deine Eltern überhäufen dich auch dieses Jahr mit tollen Geschenken.
Doch keines davon toppt jenes Geschenk, das Revali dir unter dem Weihnachtsbaum überreicht.
»Hier für dich...«, flüstert Revali und gibt dir eine kleine Schachtel.
Total freudig nimmst du es an und überreichst deinem kleinen Weihnachtsspatz auch gleich sein Geschenk.
»Für mich?«, fragt er dich sichtlich überrascht.
»Natürlich! Du hast doch nicht gedacht, dass du leer ausgehst, oder?«, kicherst du.
Mit einem Mal wirkt er dann, wie ein kleines Küken an Weihnachten. Neugierig schüttelt er die große Schachtel und versucht anhand des Klangs zu erraten, was drin ist.
»Ich habe schon lange kein Weihnachtsgeschenk mehr bekommen,« bemerkt er dann und macht dich damit sogar ein bisschen traurig.
Aber das hat ab jetzt ein Ende. Revali bekommt von dir jedes Jahr immer ein Geschenk von dir.
Während Revali sein Puzzle enthüllt, öffnest du eine Schachtel mit einer Kette, die einen grünen Vah-Medoh-Anhänger verbirgt. Vorsichtig greifst du nach der Kette und hebst sie an, um sie betrachten zu können.
»Wow! Ist die schön! Danke Revali!«, quietschst du und fällst dir um den Hals.
»Auch ich danke dir,« erwidert er dir, als er dich vor den anderen ebenfalls umarmt, wenn auch zögerlich. »Soll ich sie dir anlegen?«
Kaum hast du genickt, befestigt dir dein fester Freund die Kette um deinen Hals.
»Damit Vah Medoh auf ewig über dich wachen möge,« sagt Revali, als seine Augen vor Glück flimmern. »Aber das hier ist kein Weihnachtsgeschenk. Das hier ist der Beweis, dass du mir gehörst, denn du bist mein schönstes Geschenk zum Lichterfest.«
Dein Papa steht grimmig im Hintergrund, während deine Mama gerührt lächelt.
»Und du meins,« hauchst du und streichelst Revalis Wange.
Du weißt jetzt schon, dass du dieses Weihnachten nie vergessen wirst.
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