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VIII. Die Frage, auf die ein Lehrer keine Antwort gibt

»Bianca, hey«, hielt mich eine Stimme vor dem Schultor auf. Das war Chris. Mein Herz stolperte bei dem warmen Klang seiner Stimme. Ich strich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr und drehte mich um.

»Moin«, murmelte ich so gelassen, wie ich konnte. Hoffentlich verriet dieses Wort nicht, dass ich das Wochenende ständig an ihn denken musste. Dass ich überlegt hatte, ihn zu fragen, ob wir uns treffen könnten. Damit ich ihm von meinem Besuch bei Dr. Bor erzählen konnte. Und damit ich Zeit mit ihm verbringen konnte.

»Können wir ... also du warst ja dabei ... also«, stotterte Chris. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Chris verlor in meiner Gegenwart seine ihm so wichtige Coolness?

»Komm zum Punkt, Chris.«

»Kannst du mir dabei helfen, dass wir Herrn Krempe ausfragen? Wegen dem Briefumschlag?«

»Ehh ...« Sein Satz hatte meine Aussage, zum Punkt zu kommen, umgesetzt. Für meinen Geschmack ein bisschen zu schnell. Ein bisschen so, als hätte er angefangen, die Burgersoße unkoordiniert überall hinzuverteilen, außer auf den Burger. Und dann entschlossen, mir das Fleisch ohne Brot in die Hand zu drücken. Die Frage »Wie geht's« - das Brot, wurde einfach weggelassen.

»Klar, helfe ich dir«, antwortete ich.

»Also können wir uns dann heute oder morgen nach der Schule treffen? Und Herr Krempe abfangen?«

»Ich bezweifle, dass er etwas freiwillig sagen wird. Vor allen Dingen, wenn es sich um etwas Illegales handelt.«

»Vielleicht. Wir können es aber zumindest mal versuchen.«

»Was versuchen?«, fragte plötzlich Xuan, die sich zwischen uns drängte. Innerlich stöhnte ich auf. Es versuchen, dir nicht in die Fresse zu schlagen.

»Nichts versuchen«, gab ich stattdessen zurück, während Chris gleichzeitig sagte: »Die Matheaufgaben zu lösen.«

Xuan begann daraufhin mit Chris über irgendwas anderes zu reden, weshalb ich mich von den beiden abseilte und mich ins Schulgebäude begab. Wie konnte man nur so nervig sein? Erst mich bitten, sich nicht in ihre Freundschaften einzumischen und dann aber erwarten, dass sie es durfte? Unsympathisch. Andererseits konnte man nicht wirklich behaupten, Chris und ich seien befreundet. Eher irgendwas dazwischen - zwischen Freundschaft und loser Bekanntschaft.

»Bianca«, holte mich besagter wieder ein. »Können wir uns im Lillys heute nach der Schule treffen und dann zu Herrn Krempe gehen?« Ich schaute mich nach Xuan um, aber sie schien schon wieder ihre Bestimmung in Klassenräumen zu suchen.

»Nein. Ja. Keine Ahnung. Ja, können wir machen«, antwortete ich und machte mich dann auf den Weg zu meinem Kurs.

***

Wenn Chris darüber nachdachte, dass er und Bianca nach der Schule ihren Mathelehrer ausquetschen wollten, wurde ihm ein wenig schlecht. Dass ihm Unwohl dabei war, würde er Bianca gegenüber allerdings nicht äußern.

Der Unterricht schien diesmal besonders lang und unverständlich zu sein und der Tag schleppte sich nur so vor sich hin. Gleichzeitig hätte Chris sich gewünscht, dass er nicht so schnell vorbeiging. Er wollte auf die Fragen, die er hatte, eine Antwort, während es ihm gleichzeitig vor der Antwort graute. Was, wenn Herr Krempe und sein Vater irgendwas illegales taten? Bei dem Gedanken daran, dass Herr Krempe womöglich einen Teil des Lebens seines Vaters ruiniert haben könnte, wurde ihm schlecht.

Nach dem vierten Block trafen Bianca und er sich am Schultor. Chris beobachtete Bianca aus der Ferne, als sie ihn noch nicht zu bemerken schien. Ihre selbstbewusste Ausstrahlung faszinierte ihn immer wieder. Das spöttische Grinsen und der beißende Sarkasmus. Manchmal war er sich nicht sicher, was sie ernst meinte und womit sie ihn nur aufziehen wollte. Jetzt drehte sie sich zu ihm und er winkte ihr zu.

»Ist der Monsieur bereit?«, fragte sie und hakte sich bei ihm unter.

»Wollen wir das vielleicht auf morgen verschieben? Wir könnten uns alles noch einmal genau überlegen ...«, erwiderte Chris ausweichend.

»Aha. Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, dass du keine Eier hast. Dass du Schiss hast. Der arme Chris. Doch nicht mehr so mutig?«

Chris war nicht ganz in der Stimmung fürs Scherzen. Er wollte sich das aber nicht anmerken lassen, weshalb er ihr zuzwinkerte. »Willst du dich davon überzeugen, dass ich definitiv Eier habe?« Dann zog er sie in Richtung Lilly's Café. Er sah aus dem Augenwinkel, wie Bianca rot wurde und lächelte in sich hinein.

»Dann zeig's mir, indem wir das jetzt durchziehen.« Sie ignorierte die Zweideutigkeit seiner Aussage, aber Chris war sich ganz sicher, dass sie es verstanden hatte.

»Durchziehen oder ausziehen, das ist hier die Frage«, entgegnete Chris.

Bianca schnaubte genervt.

Im Lilly's holte sie ihre Hausaufgaben heraus, während Chris sich wie schon in der Schule nicht konzentrieren konnte. Diesmal lag es aber eher daran, dass die Zeit schnell voranschritt und dass Bianca vor ihm saß und auf ihrem Stiftende herumkaute. Ihren Cappuccino hatte sie noch nicht angerührt.

Chris blickte sich um. Aus irgendeinem Grund beschlich ihn heute schon den ganzen Tag das Gefühl, er würde beobachtet werden, was sicher ein wenig paranoid war. Deswegen erzählte er Bianca auch nichts davon.

Ab und zu blickte Chris zurück in sein Buch, welches er für seinen Englisch Leistungskurs lesen musste. Doch dann wanderte sein Blick wie automatisch wieder zu Bianca. Was macht sie nur? Dabei sitzt sie nur da und... Scheiße, warum hat sie diese Angewohnheit, auf ihrer Unterlippe zu kauen?

Sein Blick wanderte automatisch zu ihrem Mund. Ungeschminkt und vielleicht genau deswegen schön. Bianca war echt, ihr Gesicht, ihr Lachen und ihr Sarkasmus. Dann schüttelte er den Kopf. Klar denken war jetzt das Wichtigste, deswegen musste er aufpassen, dass seine Gedanken nicht immer bei ihr hängen blieben.

So verging die Zeit schweigend, die Stille wurde nur unterbrochen, wenn Bianca über ihre Hausaufgaben fluchte.

Um sechzehn Uhr verließen sie das Café und betraten wieder die Schule. Chris war selten nervös. Er hatte sich innerlich schon einen Plan zurecht gelegt, wie er Herr Krempe langsam an das Gespräch heranführen würde. Erst über die Mathehausaufgaben reden. Über Möglichkeiten, seine schlechte Note aufzubessern. Und dann, ob das auch Teil des Gesprächs war, welches er mit Chris' Vater geführt hatte. Vortasten und schauen, wie Herr Krempe reagierte. Fragen, ob Unterlagen über die Schule in dem Briefumschlag gewesen waren. Während Chris sich auf den Weg zu Herrn Krempes Büro machte, wollte Bianca Wache halten, damit keine anderen Lehrer in das Gespräch hineinplatzen konnten.

»Ja, Christian Lange, was wollen Sie?«, fragte Herr Krempe.

»Ich wollte mit Ihnen wegen der Hausaufgabe reden. Also ... ja, die Hausaufgabe, es ist nämlich so und mein Vater und ja«, begann Chris.

»Ja, was ist damit?«, hakte Herr Krempe ungerührt nach.

»Ich hab mich gefragt, also, ob meine Note schon so scheiße, äh ich meine schlecht, sind, dass man es mir nicht einmal mehr sagt.«

»Wovon redest du?«, erwiderte dieser mit verwirrtem Gesichtsausdruck.

»Sie wissen genau, worum es geht! Sie haben doch gestern mit meinem Vater geredet!"

»Also ich habe nicht mit Ihrem Vater geredet, aber Ihre Noten sind wirklich unterirdisch. Vielleicht sollte ich ein Gespräch arrangieren?« Auch wenn Herr Krempe überzeugend klang, wirkte er doch ein wenig verunsichert. Fast ein bisschen ertappt.

»Wie wäre es mit einem Restaurant? In Flüsterton? Und einem fetten Briefumschlag? Hä? Was sagen Sie dazu? Klingeln irgendwelche Glocken in Ihrem dementen Hirn?«, fuhr Chris ihn an. Bei der Erwähnung des Umschlages huschte Erkenntnis über Herr Krempes Gesicht und Chris spürte, wie ihn eine Welle der Bestätigung durchfuhr.

»Sie haben mir hinterherspioniert?«, antwortete dieser.

»Sie geben es zu! Was war in dem Umschlag? Geld? Drogen? Irgendwas anderes? Reden Sie mit mir oder ich rufe die Poli-« Chris war gerade in Fahrt gekommen, doch plötzlich unterbrach ihn eine andere Stimme.

»Christian! Wie reden Sie denn mit einem Lehrer?« Frau Matin hatte den Raum betreten und schaute Chris nun mit zusammengekniffenem Mund an. »Das gibt ein Tadel für Sie...«

»Ach, Frau Matin, schön, dass ich Sie endlich finde, ich wollte Sie unbedingt...«, konnte man nun auch die Stimme von Bianca vernehmen. Endlich, dachte sich Chris. Wo hat die denn jetzt schon wieder gesteckt? Sie sollte doch aufpassen, dass niemand den Raum betreten konnte!

»Still, du ungezogene Göre!«, fuhr Frau Matin Bianca an. »Also was...«, begann sie erneut, wurde aber wieder von Bianca unterbrochen. »Es ist aber sehr wichtig!«

»Tadel! Auch für Sie! Haben Sie verlernt, wie man mit Lehrern redet? Diese Schule ist so ein Drecksloch, niemand weiß mehr, wie man sich gegenüber Erwachsenen verhält. Und jetzt raus hier, ich muss mit Henning noch kurz etwas besprechen«, keifte sie Chris und Bianca an.

»Haben Sie vergessen, wie man mit Schülern redet?«, konterte Bianca frech, und Chris ahnte schon, dass das Folgen haben würde. Aber Frau Matin atmete tief ein und aus und meinte dann: »Tut mir leid. Meine Nerven. Trotzdem, überdenken Sie ihr Verhalten und der Tadel gilt immer noch.«

Dann wandte sie sich Herrn Krempe zu, doch er kam ihr zuvor. »Geht es um meine Kündigung?«

Chris sah, wie Bianca dazu ansetzte, etwas zu sagen, also zog er sie schnell aus dem Raum raus und schloss die Tür hinter ihnen. Bevor Bianca es noch schlimmer machen konnte.

Als die beiden das Schulhaus verlassen hatten, war Chris innerlich vor Wut am Kochen. Weniger wegen Biancas zu spätem Eingreifen, sondern weil es ihn beschäftigte, wie ehrlich Herr Krempe geantwortet hatte, dass es nicht um Drogen ging. Was könnte also der Inhalt des Briefumschlages sein? Diese Fragen würde er aber jetzt nicht mehr stellen können.

»Wo warst du überhaupt?«, fragte Chris Bianca aufbrausend.

»Ich hab Handstand gemacht und blaue Affen gezählt. Nein, ich dachte, ich hätte etwas bei der einen Treppe gehört.«

Eigentlich wusste Chris, dass er es dabei belassen sollte, aber ihm rutschten die Wörter einfach raus.

»Ach so, du hast was gehört? Einen Geist? Schön, dass du mich nicht gehört hast, weil du verdammt nochmal nichts machen solltest, außer dumm rumstehen, das kannst du doch sonst auch immer gut! Dann hättest du Frau Matin rechtzeitig aufhalten können! Mann, auf dich kann man sich echt nicht verlassen! Nächstes Mal werde ich Xuan fragen.« Das sagte er nur, weil er wusste, wie wenig Bianca Xuan ausstehen konnte. Er fragte sich zwar immer, wieso, aber es wirkte. Offensichtlich hatte er damit eine Grenze überschritten.

Nie sah man Bianca weinen. Nichts schien ihr was auszumachen. Doch jetzt waren ihre Augen mit Tränen gefüllt, die sie versuchte zurückzuhalten.

»Ja, Xuan hätte das sicher super gemacht. Dann mach' es doch nächstes Mal mit ihr und maul' mich nicht an, weil ich einer unbekannten Geräuschquelle nachgegangen bin, verdammt nochmal!«

»Das alles war ja sowieso eine Scheiß-Idee gewesen! Es war doch klar, dass Herr Krempe nicht ins Detail gehen würde.«

»Das ist dann aber nicht meine Schuld, sondern deine, weil du einfach zu dumm dafür bist, eine Sache richtig zu machen! Du bist einfach nur dumm! Kommt wahrscheinlich vom Kiffen. Ich kann dich und dein bescheuertes Ego einfach nicht leiden!«

Chris zuckte ein bisschen zusammen.

»Weißt du was?«, fuhr Bianca fort und ließ Chris keine Chance, etwas zu sagen. »Nächstes Mal machst du das einfach mit Xuan! Ich habe echt gar keinen Bock mehr auf deinen Scheiß. Ist doch dein Problem, wenn dein Vater auf die schiefe Bahn geraten ist und Drogen dealt! Warum sollte ich dir überhaupt helfen? Weißt du was, dir ist einfach nicht zu helfen«, rief sie und drehte sich um. Chris war wie versteinert. Wie konnte dieses Gespräch gerade so eskalieren? Eigentlich hätte er Bianca jetzt umarmen können, er wollte sie trösten, ihre Tränen trocknen, aber ihre Worte hatten ihn zu sehr verletzt.

Als sie anfing wegzulaufen und in den Bus stieg, der gerade an der Haltestelle stand, rannte Chris ihr hinterher. Er war aber nicht schnell genug.

»Warte Bianca!«, rief er, aber sie hörte es gar nicht mehr, weil sich die Tür hinter ihr schon geschlossen hatte.

Dass sein Vater in irgendwas Kriminelles verwickelt war, war nicht ihr Problem? Wie konnte sie so etwas nur sagen? Dass ihr Vater ermordet wurde, war demnach auch nicht sein Problem. Eine Sache weniger, mit der er sich herumschlagen musste. Fehlte nur das Gespräch mit seinem Vater, um ihn nach der Wahrheit zu fragen. Doch es graute ihm davor. Chris ahnte, dass das noch eine Weile dauern könnte, bis er dazu den Mut finden würde. Wer weiß, in welchem Zustand sein Vater gerade war ...

***

Herr Krempe wischte sich mit einem Tuch die Stirn ab. War es ein Fehler gewesen? Wie hatte Christian Lange das nur herausgefunden? Hatte er sie wirklich beobachtet? Wenn ein Jugendlicher ihn hatte beobachten können, wer hatte ihn noch beobachtet?

Doch es beruhigte ihn, dass Chris zumindest noch keine Ahnung hatte, worum es ging. Das hieß, dass es noch nicht zu spät war. Er beendete seine Schreibtischarbeit ein letztes Mal und machte sich auf den Weg zu sich nach Hause. Zu sich und zu seiner Frau. Zu kündigen hatte er zwar schon länger vorgehabt, aber dieses Gespräch hatte ihn endgültig dazu gebracht. Es war richtig und angemessen. Es war das einzig Richtige, was ihm noch übrig blieb.

Ironischerweise hatte er das Gefühl, als würde ihm nicht nur sein eigener Schatten folgen. Dabei hatte er eigentlich gar keinen Grund zur Panik. Aber warum fühlte er sich denn alles andere als allein, hier auf diesen menschenleeren Straßen? Was, wenn sie doch etwas mitbekommen hatten?

Er fuhr mit der U-Bahn ein paar Stationen, stieg bei seinem Plattenbau wieder aus. Sein Puls war ein bisschen erhöht. Warum hatte er so ein unwohles Gefühl? Was war es?

Der Fahrstuhl benötigte viel zu viel Zeit, um sich zu öffnen, die Fahrt nach oben kam ihm unendlich vor. Die Nervosität erfüllte ihn und er wusste nicht einmal, warum.

Als er vor seiner offenen Wohnungstür ankam, beschlich ihn eine dunkle Vorahnung. Er hatte sie nicht offen gelassen. Seine Frau ließ sie nie offen. Niemand sonst wohnte bei ihnen.

Die Schlüssel ließ er fallen und stürmte in die Wohnung. Es war ruhig. Aufgeräumt. Gespenstig still. Sein eigener Herzschlag kam ihm laut vor. Schnell. Zu schnell.

Dann sah er den ersten Tropfen Blut und er stieß einen leisen Schrei aus. Nein, nein, nein.

Mehr Blut. Er folgte der Spur. Nein, nein, nein. Er erlaubte sich nicht, das zu glauben, was sein Verstand ihm mitteilte.

Blut. Und in der Mitte dieser Blutlache, die sich in den einst weißen Teppichboden saugte, lag seine Frau. Still. Zu still. Zu regungslos.

Seine Augen füllten sich mit Panik, seine Hände begannen zu zittern. Es war ihm egal, dass er sich in das Blut kniete, dass seine Stoffhose sich mit der erkalteten Flüssigkeit vollsaugte.

Die Kehle war durchgeschnitten. Das Leben beendet. Er legte sich neben seine Frau und weinte. Erlaubte sich zu weinen.

Wie konnte er nur diesen Fehler begehen und denken, dass sein Handeln keine Folgen hatte?

Dann fiel ihm auf, dass der Mörder eine Botschaft hinterlassen hatte.

Sieh' das als kleine Warnung an, dass du schweigen wirst und dich zurückziehst. Wir können uns auf dich verlassen, oder?

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