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[15] XV. Alles nur Ruinen

Hektisch durchwühlten meine Hände den Papierstapel an Hausaufgaben auf meinem Schreibtisch. Es war das erste Mal seit einer ganzen Weile, dass ich sie mir mal anschaute - allerdings nicht, um sie tatsächlich zu erledigen. Ein Papier nach dem anderen warf ich hinter mich, zusehends geriet ich in Panik. Als sei mein durchwühltes Zimmer nicht schon unaufgeräumt genug gewesen.

Nichts. Das Geständnis war weg. Ich wusste genau, dass ich es in diese Schreibtischschublade gelegt hatte. Und jetzt war es weg. Das konnte nur eines bedeuten. Scheiße ...

Hatten die Beamten es mitgenommen? Das konnte nichts Gutes verheißen. Verzweifelt lehnte ich mich an die Wand, Tränen hingen in meinen Augenwinkeln, blieben aber dort. Der Schock saß tief in meinen Knochen. Falls die Polizei davor noch nicht genügend Anhaltspunkte gehabt hätte, um Mama zu verdächtigen, dann hatten sie jetzt einen. Und was für einer das war.

Aber sie würden überprüfen, ob es ihre Schrift war, sagte ich mir. Dann würden sie erkennen, dass sie unschuldig ist. Ich atmete tief durch und schaute mich in meinem Zimmer um. Zum Glück wurde nicht die ganze Einrichtung aus meinem Zimmer geräumt, aber trotzdem kam ich mir fremd vor. Fremd, weil Fremde es gesehen und durchsucht hatten. Weil Sachen auf dem Boden lagen, die ich dort nicht hingelegt hatte und weil Sachen in meinem Regal fehlten, die ich nicht weggelegt hatte.

Ich sammelte mich und lief dann die Treppen hinunter. Mit Erleichterung stellte ich fest, dass die Polizei verschwunden war. Der Geruch nach fremden Personen hing allerdings immer noch im Flur. Ich öffnete die Tür zum Wohnzimmer, wo Heiner auf der Couch saß. Als er mich erblickte, stand er auf.

»Bianca, wie fühlst du dich?«, fragte er fürsorglich. Ich blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen an.

»Mhmm, wie denn wohl?! Da waren gerade Polizisten im ganzen Haus, haben meine Sachen mitgenommen und du hast sie reingelassen«, pammte ich ihn an.

»Bei einer Mordfallermittlung arbeitet man lieber mit der Polizei als gegen sie. Das würde nur unnötig verdächtig machen.«

»Danke für den weisen Ratschlag.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Natürlich hatte Heiner recht. Was hätte man sonst machen sollen, als die Polizei das Haus untersuchen zu lassen? Aber in mir sträubte es sich, dass meine Mutter nicht hier saß, sondern Heiner. Dass er sich immer mehr versuchte, einen Platz in dieser Familie zu krallen und dass er jetzt auch noch für mich da war, weil Mama es nicht sein konnte. Warum konnte er mich denn nicht mit diesen Problemen allein lassen? Warum musste er nett sein? Warum konnte ich ihm nicht dafür die Schuld in die Schuhe schieben, dass die Polizei legal in unser Haus eingebrochen war?

»Ich habe hier noch was für dich«, sagte Heiner nach einer Weile. »Dein Vater hat dir den hier geschenkt, oder?«

Heiner zog einen kleinen Plastik-Schmetterling aus seiner Jackentasche. Es war eines der letzten Geschenke gewesen, bevor mein Papa gestorben war. Ermordet wurde. Ich versuchte gleichgültig auszusehen. Ich wollte nicht, dass Heiner dachte, er hätte mir damit eine Freude gemacht. Dieser streckte mir seine Hand mit dem Schmetterling darauf entgegen.

»Ich habe gedacht, dass du vielleicht traurig wärst, wenn die Polizei ihn mitnehmen würde.«

»Tja«, sagte ich patzig und schnappte mir das kleine Spielzeug mit den Knöpfen auf den Flügeln drauf. »Danke, aber das wäre nicht nötig gewesen. Es ist nicht mehr als Plastik, das in einer Fabrik mal zu diesem Winzding zusammengequetscht worden ist. Damit kleine Kinder ihren Spaß damit haben. Außerdem hat das Ding sowieso nie funktioniert.«

Mit diesen Worten und verdächtig feuchten Augen drehte ich mich auf dem Absatz um und stolzierte in mein Zimmer. Nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte, versuchte ich, mich zu beruhigen und die Sache mit logischem Denken anzugehen. Mein Verstand sagte mir, dass es keine handfesten Beweise gegen meine Mutter geben konnte. Dass sie bald entlassen werden würde. Allerdings dachte ich daran, dass das Geständnis trotzdem Fragen aufwerfen würde. Warum war es in meinem Zimmer gewesen? Warum hatte ich es nicht schon früher zur Polizei gebracht?

Ich schreckte hoch, als meine Zimmertür aufgerissen wurde und Natalie hereinstürmte. Als sie mich auf dem Bett liegen sah, blieb sie außer Atem stehen.

»Hier bist du«, keuchte sie. »Scheiße, ich muss dir was erzählen.«

Sie begann aufgeregt, einen Zettel aus ihrer Tasche zu kramen, war dabei, ihn mir fast schon ins Gesicht zu rammen, doch dann hielt sie mitten in der Bewegung inne.

»Was ist mit deinem Zimmer passiert?«, fragte sie irritiert blinzelnd, als schließlich auch die herschende Unordnung zu ihr durchgesickert war.

»Die Polizei war hier«, sagte ich und starrte weiter an die Decke. Natalie setzte sich zu mir aufs Bett.

»Oh Mann, wie bescheuert.«

»Ja.« Ich richtete mich etwas auf. »Beinahe hätten sie meinen heimlichen Süßigkeitenvorrat entdeckt.«

»Bianca?«

»Oder noch schlimmer - meine Kitschromansammlung.«

»Das wäre tragisch gewesen«, stimmte Natalie mir mit schiefem Grinsen zu.

»Natalie«, sagte ich und drehte mich diesmal mit erstem Gesicht zu ihr. »Das Geständnis ist weg. Sie haben es gefunden.«

Das Grinsen wurde augenblicklich von ihrem Gesicht gewischt und Natalie zog hörbar die Luft ein. »Sicher?«

Ich nickte. »Aber warum bist du hierher und wieso die Hektik? Was gibt's?«

Natalie schien kurz nachdenken zu müssen, bis sie mir das zerknitterte Blatt Papier gab, das sie zuvor so krampfhaf umklammert hatte. Kommentarlos drückte sie es mir in die Hand. Je weiter ich laß, desto mehr zog ich meine Augenbrauen zusammen.

»Was ist das?«

»Das ist ein Telefonat. Also der Teil, an den ich mich erinnern konnte.« Kurze Stille kehrte ein, als Natalie mit den Worten rang. Erwartungsvoll sah ich sie an.

»Bianca. Ich glaube, ich habe mit dem Mörder deines Vaters telefoniert.«

*

Männlich, um die vierzig, hatte meinen Vater gekannt. Dieses Profil konnte ich jetzt immerhin aus dem Gespräch mit Natalie ableiten. Das machte es allerdings nicht viel einfacher, weil ich mich nicht daran erinnern konnte, mit wem mein Vater befreundet gewesen war. Sollte ich vielleicht meine Mutter anrufen und nachfragen? Andererseits, vielleicht war es jemand, den wir beide nicht gekannt hatten.

Ich griff nach meinem Handy und spielte kurz mit dem Gedanken. Meine Mutter würde nichts tun, was mich irgendwie in Gefahr bringen könnte. Den Zusammenhang zu dem Mord würde sie wahrscheinlich sofort erkennen, wenn ich sie nach den Freundschaften meines Vaters ausfragte. Und wie ich sie kannte, würde sie mir nichts sagen, damit ich nichts Dummes anstellte.

Mein Handy vibrierte in meiner Hand und vor Schreck ließ ich es auf mein Bett fallen.

»Komm alleine und ruf nicht die Polizei. Niemanden darf man trauen.«

Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, dass es um das Treffen um fünf Uhr ging. Mit diesem Unbekannten, der anscheinend wusste, wer der Mörder meines Vaters war. Immerhin hatte ich jetzt den Vorteil, dass ich abschätzen konnte, ob die Angabe stimmen könnte.

Niemandem darf man trauen. Ich überlegte kurz, ob der Unbekannte sich damit nicht eigentlich einschließen würde. Oder spielte er auf die Polizei an, die zuerst eine Leiche nicht finden konnte und dann meine Mutter fälschlicherweise verhaftete?

Konnte ich dem Unbekannten trauen? War es eine gute Idee, mich mit der Person zu treffen? Aber der Drang danach, zu wissen, was passiert war, war größer als meine Zweifel.

*

Als ich bei der Adresse ankam, war ich mir kurz nicht sicher, ob ich hier richtig war. Hatte die Person sich vertippt? Die Ruine vor mir wirkte nicht besonders einladend. Vielleicht war sie früher mal ein stattliches Anwesen gewesen, in dessem großen Vorgarten feine Sektpartys gefeiert worden waren. Doch jetzt war der Platz überwuchert mit Weinranken, Efeu und dem Gestrüpp, an dem diese weißen Knallerbsen wuchsen. Die Farbe der Hauswand war über die Jahre abgeblättert und die Fenster zu großen Teilen zerplittert. Teile der Mauer fehlten, das Dach war fast vollkommen eingestürzt.

Niemand war zu sehen, weshalb ich mich vorsichtig in den Garten wagte. Die Sträucher reichten mir bis zu den Knien und ich war froh darum, eine lange Hose anzuhaben. Die Vorstellung von krabbelnden Insekten auf meinen Beinen konnte ich nicht auch noch ertragen. Bei dem durch meine Schritte ausgelösten Rascheln spürte ich, wie sich Gänsehaut über meinen ganzen Körper ausbreitete.

Hinter mir hörte ich ein Knacken. Ich zuckte herum, sah aber niemanden. Doch. Einen Spatz. Aber der verschwand schnell wieder im Gebüsch, weswegen ich mich wieder zur Villa drehte und noch ein paar zaghafte Schritte ging. Schon im Bus hatte ich das Gefühl gehabt, verfolgt zu werden. Diese Vorahnung festigte sich mit jedem Schritt ein bisschen mehr. Allerdings konnte ich immer noch niemanden erkennen.

Vor zwei Wochen wäre ich vielleicht an dieser Stelle wieder umgekehrt, aber jetzt konnte ich nicht umkehren. Der Wunsch danach, endlich ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen, war zu groß. Selbst wenn ich mich dafür mit Fremden auf dem Grundstück einer verlassenen Villa treffen musste.

Wieder ein Rascheln hinter mit. Ich war mittlerweile bei der Villa angekommen. Sollte ich reingehen? Oder lieber draußen warten?

»Hallo?«, rief ich in die Stille und wartete ein paar Sekunden.

»Hallo?«, rief ich noch ein wenig lauter. Keine Antwort. Die Vögel zwitscherten munter, weshalb ich mich doch wieder ein wenig entspannte. Ich war wahrscheinlich nur zu früh. Also setzte ich mich auf die Stufen und betrachtete den Weg vor mir. Den Trampelpfad, der sich über die Jahre hinweg durch unzählige vorübergehende Schuhpaare gebildet hatte, deren Besitzer Ruhe vor der Welt gesucht hatten. Mit der untergehenden Sonne, die den Himmel rot anhauchte, drang erstmals die verzauberte Atmosphäre des Ortes zu mir durch. Wären da nicht die hin und her eilenden Menschen auf der Straße, hätte ich mit der verlassenen Ruine einen friedlichen Platz zum Gedankeordnen gefunden. Aber jetzt war ich dankbar, dass der Ort nicht verlassen war. Die Leute würden mitbekommen, falls irgendwas passieren sollte. Obwohl natürlich sowieso nichts passieren würde.

Also wartete ich. Und wartete. Als ich schon mindestens zehn Minuten gesessen hatte, stand ich auf. Vielleicht wurde erwartet, das wir uns in der Villa trafen? Vielleicht sollte ich mich einmal umschauen?

Ich versetzte der Tür vor mir einen kleinen Stoß und knarzend schwang sie auf. Drinnen empfing mich ein modriger Geruch. Dann hörte ich wieder etwas. Waren es Schritte?

Ein Windstoß fegte plötzlich durch das Haus und die Tür fiel mit einem lauten Knall zu. Eine unangenehme Dunkelheit schloss sich um mich und auf meinen Armen bildete sich eine Gänsehaut.

Bildete ich es mir nur ein, oder war ich nicht alleine hier? Ich beschleunigte meine Schritte und war mir ziemlich sicher, dass es keine gute Idee gewesen war, das Haus zu betreten. Es war kalt und ungemütlich, so anders als draußen in der Sonne. Dort hätte ich wenigstens einen Überblick gehabt.

»Bianca«, rief plötzlich jemand hinter mir. Ich zuckte zusammen und sprintete auf die nächstbeste Türöffnung zu. Hektisch blickte ich über meine Schulter. Den Stützpfosten vor mir sah ich zu spät.

Schmerz durchzuckte mich, aus Reflex fasste ich mir an die Stirn. Es rumpelte laut. Dann ging alles ganz schnell. Hinter mir hörte ich plötzlich eilige Schritte und bevor ich richtig reagieren konnte, riss ein Schatten mich mit sich aus dem Raum. Gerade rechtzeitig, denn hinter mir gab der Stützpfeiler nach und die Decke des Raumes brach in sich zusammen.

***

Sie wusste es. Dr Anke Bor trommelte mit den Fingern auf ihren Schreibtisch. Warum hatte sie nicht dafür gesorgt, dass nicht weiter nachgeforscht wurde? Wenn diese Wahrheit ans Licht kommen würde, hätten sie ein Problem. Ein gewaltiges.

Da meldete sich ihre Assistentin mit fester Stimme zu Wort und riss sie aus ihren Gedanken: »Anke, das Mädchen stellt eine Bedrohung dar. Wenn sie zu viel herausfindet, könnte es gefährlich für uns werden. Und du weißt ... das können wir nicht zulassen.«

»Sie haben ja recht. Aber woher sollen wir wissen, wie viel Bianca wirklich weiß?«

»Dieses Foto hier«, sagte die Assistentin, wobei ihr an den Arztkittel angestecktes Namensschild im grellen Deckenlicht unangenehm hell aufblitzte, hielt ihr das Beweisstück noch einmal unter die Nase, »ist mehr als Eindeutig. Es ist ein Geständnis. Ein simples Geständnis. Und es darf nicht in die falschen Hände gelangen. Schon gar nicht in die der Polizei. Deswegen müssen wir etwas unternehmen!«

»Und was?«, blaffte Anke ihre Assistentin an. »Was gedenken Sie, Frau Zanke, was wir tun können? Wir können die Wahrheit nicht verändern!«

»Simpel«, antwortete Frau Zanke mit einem hinterlistigen Lächeln. »Wir verändern die Wahrheit nicht, sondern verhindern, dass sie herauskommen wird. Und dafür müssen wir das Mädchen aus dem Geschäft ziehen.«

»Das meinen Sie doch nicht ernst! Sie ist noch ein Kind! Ich behandle sie schon seit vielen Jahren, ich habe sie aufwachsen sehen. Ihr darf auf keinen Fall etwas passieren.«

»Persönliche Gefühle dürfen der Sache nicht im Weg stehen. Das Problem ist, meine liebste Anke, Kinder denken nicht immer rational. Eine Drohung würde nichts bringen. Außerdem sind Kinder gesprächiger als Erwachsene. Unbestechlicher. Uns bleibt nichts übrig, als sie von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Vielleicht können wir ihr hier ein Zimmerchen herrichten.«

»Und wie wollen Sie das anstellen?«, fragte Anke ungläubig.

»Du könntest doch versehentlich eine betäubende Spritze einsetzen ...« Sie ließ den Satz im Raum stehen.

Anke nickte zaghaft und versuchte, so gut wie möglich, ihr Unwohlsein zu verbergen. Kinder aus dem Weg zu räumen hob die Sache auf ein vollkommen neues Level. Ihre Instinkte sträubten sich dagegen. Vielleicht würde sie es irgendwie abschwächen können. Vielleicht. 

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