[37] Rückkehr
Weitab vom Geschehen schlägt sich Hansung bestürzt die Hand vor den Mund.
"Sie sind gefangen genommen worden?", fragt sein großer Bruder nach.
Aber es stimmt. Die Friedensdelegation ist in ihrem Auftrag gescheitert. Die Gedanken der beiden Brüder schweifen unweigerlich zu ihren Freunden. Ob es ihnen gut geht? Sind sie verletzt? Was wird geschehen?
Danse kennt die Stärke der aufgebrochenen Hwarang. Umso mehr ist er erstaunt, dass sie scheiterten. Keine anderen Hwarang kommen ihm in den Sinn, die besser für diesen Auftrag geeignet wären.
Dennoch nickt er entschlossen. Sie leben.
"Was werden wir unternehmen, Meister Wihwa?"
***
Unternehmensdrang spürt auch Miyu, während sie stumm dem alten Mann zuhört. Am liebsten würde sie ihm die Kehle aufschlitzen, damit er verstummt.
"Silla ist kein schwaches Land mehr", wiederholt sie eindringlich, "Zügelt Euren Sohn, ehe er zu weit ausholt."
Die Augen des Königs weiten sich: "Silla?"
Bestätigend nickt Miyu.
"Ich habe gehört, Silla sei schwach. Weswegen seid Ihr hier? Wollt Ihr ein Abkommen aushandeln? ...Wer bist du, mein Kind?"
Miyu seufzt hörbar.
Innerlich schlägt sie sich für ihre Naivität, zu glauben, dass der Weg zum König die größte Hürde sei. Nicht einmal die Drohungen sind schwer. Doch wie soll ein vergesslicher König ihre Drohungen begreifen? Kann er sich überhaupt an sie halten, sobald sie den Raum verlässt oder vergisst er sogar Miyus vollständige Anwesenheit?
Mit einem weiteren Seufzen erhebt sie sich und tritt an eine unscheinbare Tür an der Wand.
"Ich weiß, Ihr könnt mich hören", spricht sie zu den Dienern dahinter, "Bringt mir Pergament und Tinte. Und wenn euch das Leben des Königs lieb ist, auch den stärksten Sake!"
Entschlossen kniet sie sich zurück auf das Sitzkissen vor dem König und fängt erneut ihren Monolog an: "Ich bin Hwarang Minho aus Silla. Merkt Euch mein Gesicht, denn wenn Baekje sich je gegen Silla wendet, wird es das Letzte sein, was Ihr in Eurem erbärmlichen Leben erblickt."
***
Außerhalb der Palastmauern gehen Sunwoo ähnliche Worte durch den Kopf.
Gleich wird der Kampf beginnen. Werde ich sterben? Dann wird das überhebliche Gesicht des Kronprinzen das Letzte sein, was er in dieser Welt erblickt. Er darf so nicht sterben und er wird es auch nicht.
"Das ist lächerlich", versucht Sooho ihn umzustimmen, "Sagt das Duell ab."
Aber Sunwoo ist entschlossen.
"Es ist besser, als gar nichts zu tun." Nicht einmal Miyu ist nach ihrem Ausbruch zurückgekehrt.
"Außerdem siege ich."
Kurz darauf werden die Hwarang von Baekjes Heerführer auf den Hof gebracht. Erneut sitzen der Kronprinz und Sillas Prinzessin erhoben an der Treppenspitze. Auch die gefangenen Bauern stehen zittrig an beiden Seiten. Keiner von ihnen möchte das gleiche Schicksal erleben, wie sie Bauern am Tag zuvor.
Die Hwarang werden dieses Mal allerdings an die Seite geführt. Bloß Sunwoo stellt sich alleine in die Mitte.
Er spürt das Stechen der Wunde, die wenige Minuten zuvor der Heerführer unter seinem Arm hinzugefügt hat. Er spürt wie das Schwert schwerer als sonst in seiner Hand liegt. Und er spürt den feurigen Blick des Kronprinzen.
Chang ist ein Jagdhund, bereit für sein Opfer.
Aber Sunwoo ist der Hundevogel. Er wird falkengleich von oben auf ihn herabstürzen und seine Fangzähne in ihn jagen.
***
Miyu trinkt einen kräftigen Schluck des Alkohols, ehe sie ihn unter die Nase des Königs hält.
Nicht einschlafen, droht sie. Der König zuckt von dem beißenden Geruch zusammen und starrt Miyu an.
"Ein Friedensabkommen", meint sie trocken und tippt auf das Pergament zwischen ihnen. Dort stehen in zittrigen Zeichen die Friedensbedingungen. Nun muss Miyu nur noch seine Unterschrift aus den klapprigen Händen des Alten hervorpressen.
Miyu sieht, wie die Augen des Königs erneut über seine eigene Handschrift gleiten.
"Silla, natürlich", ruft er erkennend. Doch dann runzelt er die Stirn.
"Aber Ihr seid aus Japan?"
Miyus Mundwinkel zucken. Es ist definitiv ihr härtester Auftrag für die Nerven, aber es zeigen sich Fortschritte.
"Genau", bestätigt sie, "Und wenn Ihr Silla schadet, wird sich auch Japan gegen Euch wenden. Eure Außenpolitik mit Tennō Iname wird aufgehoben. Selbst ohne einen Krieg gäbe es schon im ersten Winter ohne die Importgüter die ersten Aufstände. Wollt Ihr das?"
***
Schmerzhaft landet Sunwoo auf dem Boden. Der Prinz ist außergewöhnlich schnell. Seine Ausführungen mit dem Schwert sind präzise.
Verbissen steht der Hwarang auf und begibt sich erneut in die Kampfpose.
Ich werde nicht aufgeben. Wenn ich mich nicht schützen und gleichzeitig angreifen kann, werde ich eines davon aufgeben.
Konzentriert bereitet sich Sunwoo auf den kommenden Schmerz vor.
Im letzten Moment springt er.
Mit zusammengebissenen Zähnen lässt er das Schwert des Kronprinzen näher kommen. Egal wo er trifft, denkt sich Sunwoo. Dieses Mal werde ich dich auch treffen.
Während das Eisen durch seine Haut gleitet, stößt Sunwoo seines in die nun freie Stelle des Arms. Bloß Sekunden vergehen, bis sie auseinander gleiten und beide verletzt zu Boden gehen.
Sunwoo spuckt Blut. Lange wird er nicht mehr durchhalten können, aber der geschockte Ausdruck in den Augen des Kronprinzen lässt ihn Kraft schöpfen.
***
Miyu grinst, als sie die beschriebenen vier Pergamente erblickt.
Gut gemacht, lobt sie den König. Und nun sei brav und halte dich daran. Ansonsten wird dein Land untergehen. Denn darin bin ich sehr gut.
Zufrieden gönnt sie sich einen weiteren Schluck Sake und stellt die fast leere Flasche vor den König.
"Welches Abkommen ist das?", fragt sie sicherheitshalber und tippt auf das entsprechende Pergament.
Mit dem Alkohol in der Nase erfährt der König helle Momente in seiner Demenz. Lange genug hat Miyu ihren Willen auf ihn eingeprügelt, sodass er sich an diesen noch genau erinnern kann.
Verwirrt erklärt er das Abkommen zwischen Baekje und Silla. Doch was hat der junge Mann vor ihm mit dem Frieden zu tun?
***
Chang schreit.
Immer und immer wieder landet Sunwoos Faust in seinem Gesicht. Für einen kurzen Augenblick wird ihm Schwarz vor Augen. Dann holt er aus und schlägt den Mann von sich herunter.
Es ist wie im Krieg, ein Kampf auf Leben und Tod. Aber ich werde nicht sterben.
Gierig atmet er die Luft ein. Seine Lungen brennen und das Blut in seinem Rachen hindert ihn. Aber ich werde nicht sterben.
Chang stirbt auch nicht. Er ist der Kronprinz von Baekje. Sollte er sterben, töten seine Wachen alle anderen auf diesem Hof.
Erschöpft schließt er seine Augen, doch das Bild dieses Hwarangs ist auf seiner Netzhaut eingebrannt. Wie er ihn hasst!
Von seinem Heerführer gestützt erhebt er sich und blickt auf den Mann hinab.
Sein Mundwinkel zuckt, als er mit Sprechen beginnen möchte, doch der darauffolgende Schmerz lässt die Worte ungesagt.
Dieses Mal gewinnt Sunwoo. Die Delegierten dürfen sein Land verlassen, doch wenn er je erneut den Boden Baekjes betritt, wird er ihn zerfleischen.
Und die Gefangenen? Die einzige Genugtuung für Chang ist nun, jedem einzelnen von ihnen den verfluchten Namen dieses Königs auf die Stirn zu ritzen und anschließend ihre Köpfe dem Hwarangpack hinterherzuschicken.
***
Miyu sieht zu, wie der König langsam seinen Siegelring in das erkaltende Wachs drückt.
"Eine Nachricht an Tennō Iname aus Japan", erklärt sie dem Diener, der neben dem König steht. Nickend nimmt dieser die Schriftrolle an sich.
Bei der nächsten Schriftrolle erblickt Miyu kurz das Ende des Vertrages. Hwarang Minho, Delegierter Sillas.
Doch auch ihre Unterschrift verschwindet, als der Diener das Pergament einrollt und es dem König zum Verschließen bereitlegt.
Miyu erhebt sich, als der Diener ihr den versiegelten Vertrag entgegenhält. Stumm nimmt sie ihn an sich und blickt auf die zwei übrig gebliebenen Pergamente.
Links erkennt sie die zweite Version des Friedensvertrages, der hier in Baekje bleibt. Rechts davon ist ein königlicher Auftrag an seine Bediensteten, der mit einem letzten Nicken des Dieners an Miyu weitergegeben wird.
"Euer Besuch hat uns sehr gefreut. Ihr seid als Gast immer willkommen", verbeugt sich der Diener tief vor ihr.
"Der Wagen ist bald vorbereitet. Im Namen von Baekje hoffe ich sehr, dass Ihr uns erneut mit Eurer Anwesenheit beehren werdet."
Skeptisch zieht Miyu ihre Augenbraue nach oben, als sie die Floskeln hört. Mit einem letzten Blick auf den schon eingeschlafenen König nimmt sie sich die Flasche Sake und nickt dem Diener zu.
"Das hoffe ich nicht."
***
König Jinheung ist skeptisch, als zum Abschied nur der Heerführer bereitsteht. Immer wieder dreht er sich suchend um. Miyu ist noch nicht zurückgekehrt. Hat der Kronprinz sie gefangen genommen? Doch schon vor dem Kampf schienen die Wachen nicht verwundert, ein offenes Schloss und einen Hwarang weniger zu erblicken. Sogar Kronprinz Chang hat keine Worte wegen eines vermissten Hwarangs verloren. Was wohl mit ihr passiert ist?
Aber er weiß, dass Miyu sich nicht töten lassen würde. Eher wären alle Einwohner ganz Baekjes gestorben.
Unruhig blickt er zu Sunwoo.
Er sollte sich auf das aktuelle Problem konzentrieren. Wie Sunwoo schon oft wiederholt hat, hat Miyu gesagt, dass sie alleine gehen sollen. Jinheungs Priorität sollte nun also auf der Rettung der Gefangenen Einwohner Sillas liegen. Aber immer wieder schleicht sich die junge Frau in seine Gedanken. Wo bist du? Geht es dir gut?
Wie gerne er ihr Gesicht sehen oder bloß ihre Stimme hören würde!
Wann wird er sie wiedersehen?
Still schleicht er Sunwoo hinterher, der sie zu dem anderen Zellenblock führt, in dem die Gefangenen und Ahro untergebracht sind.
Schnell erledigen sie die Wachen auf dem Weg und führen die Menschen sicher aus der Stadt.
"Schnell, schnell", drängt Sooho und führt die Menschen auf eine offene Feldfläche. Erleichtert rennen die Bauern der unsichtbaren Ziellinie entgegen. Die Grenze zu Silla ist nahe!
Die Hwarang reiten zu ihren Flanken.
Zehn Meter, dann fünf, und dann nur noch ein Schritt, der die Bauern vor ihrer Heimat trennt. Erschöpft, aber jubelnd lassen sich die Menschen auf den Boden und in die Arme anderer sinken. Sie haben es geschafft!
Sogar Banryu grinst seine Freunde an. Sie haben die Grenze sicher übertreten. Sogar die Gefangenen haben sie ohne Probleme retten können.
"Miyu findet ihren Weg zurück", meint Sooho sicher und blickt die anderen Hwarang nacheinander an. Auch ihn macht es nervös, nach ihrem Verschwinden nichts mehr von ihr gehört zu haben, doch sie alle haben Miyu als Assassine erlebt. Sie kann auf sich aufpassen. Auf sie zu warten, wäre bloß ein größeres Risiko für die anderen. Sooho möchte nicht noch mehr das Leben der Prinzessin oder gar des Königs riskieren.
"Gehen wir."
Die anderen Hwarang nicken, doch sie treiben ihre Pferde nicht an. Den Erfolgsmoment, die Menschen jubeln zu hören, möchte jeder noch einen Augenblick genießen.
Doch wie jeder Moment, vergeht aus dieser.
Das laute Jubeln eines Mannes verwandelt sich jäh in einen lauten Schmerzensschrei, als ein Pfeil seine Brust durchbohrt. Taumelnd geht er mit einem letzten Schrei zu Boden.
Die anderen Menschen kreischen und rufen. Alarmiert sehen die Hwarang hinter sich. Bloß einen Pfeilschuss entfernt thront Kronprinz Chang auf einem Ross und deutet seinem Heerführer den nächsten Schuss.
"Lauft", ruft Sunwoo und zieht sein Schwert. Panik steigt in ihm auf, als er die erste Salve an Pfeilen fliegen sieht. Zu langsam, bemerkt er das Laufen der Menschen. Einige von ihnen gehen zu Boden. Manche sterben sofort, andere tragen sich gestützt auf anderen Bauern weiter.
Sunwoo packt sein Schwert weg und zieht seinen Bogen.
Doch gegen die schnell hintereinander ausgeführten Salven kommen vier Hwarang nicht an.
Sooho blickt immer wieder zwischen den Pfeilen, den Menschen und Sunwoo hin und her. Werden sie es schaffen? Der rettende Waldrand scheint endlos weit entfernt zu sein.
"Weiter! Los, los", drängt er die Menschen, als er einen Bogen in Prinz Changs Händen wahrnimmt. Wie in Zeitlupe spannt dieser einen Pfeil und richtet ihn genau auf Sunwoo.
Ohne genau darüber nachzudenken, tritt Sooho seinem Ross in die Flanke und reitet in die Schussbahn. Schütze den König, hört er die Worte der Königin.
Noch während Sooho von seinem Pferd fällt, spürt er den Schmerz in seiner Schulter. Hart trifft er auf dem Boden auf, aber Sunwoo lebt.
Unter Schmerzen hält er die Tränen zurück, als Banryu ihn stützt. Verschwommen sieht Sooho fremde Gestalten.
Danse?
Hinter den flüchtenden Bauern reihen sich nun die anderen Hwarang aus Silla auf. Flankiert werden sie von ihren Schülern in orangefarbener Robe.
"Was ist das?", flucht Prinz Chang und sieht zu der Verstärkung.
"Hwarang", sagt Lehrmeister Wihwa stolz.
Er reitet ruhig zwischen seine Lehrlinge Jidwi und Sunwoo.
"Ich muss zum richtigen Zeitpunkt aufgetaucht sein", erkennt er, "Ihr solltet Hwarang sein, aber ihr seht furchtbar aus. Ansonsten bin ich stolz, dass ihr meine Hwarang seid."
Wihwa wendet sich laut an den Prinzen: "Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber Sie befinden sich auf Sillas Land. Sie haben sich sicher auf der Jagd verirrt. Sie können aus Versehen einen Krieg anzetteln. Sie können unmöglich der Kronprinz von Baekje sein, der unseren Hwarang folgte, die ohne Soldaten nach Baekje ritten. Trifft beides nicht zu, müsst ihr Banditen sein, die schwere Zeiten durchmachen. Wollt ihr die Fähigkeiten unserer Hwarang sehen?"
Stumm hebt Meister Wihwa seinen Arm und die Bogenschützen spannen ihre Pfeile ein.
"Reiten wir zurück", drängt der Heerführer seinen Prinzen, "Jetzt ist nicht der Moment."
Doch der Prinz starrt bloß seinen Feinden entgegen.
"Hwarang", murmelt er. Hwarang.
Mit einem kleinen Ruck reitet er etwas näher.
"Ich war so im Jagdfieber, dass ich aus Versehen die Grenze übertrat", bestätigt der Prinz mit brennenden Augen Wihwas Worte, "Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür und verzeihen mit meinen Fehler."
Gewinnend nickt Wihwa: "Selbstverständlich."
Ehe der Prinz wieder zu seinen Männern reitet, wendet er sich an Sunwoo: "Einmal mehr trennen wir uns mit einer Schuld. Aber sollten wir uns je wiedersehen, dann werde ich meine Jagd beenden, König Jinheung."
Die Bauern und Hwarang jubeln, als der Prinz zu seinem Gefolge zurückkehrt. Grinsend packt Danse mit den anderen Bogenschützen seine Waffe weg.
"Wo ist Minho?", fragt er daraufhin Banryu und Sooho. Er kann seinen Trainingsgefährten nicht entdecken.
Entschuldigend blicken die angesprochenen zu Meister Wihwa.
Gerade als Sooho zu einer Erklärung ansetzt, hören sie einen Schrei.
Kronprinz Chang hat den Bogen seines Heerführers abgenommen und zielt wütend auf Sunwoo.
Doch genau in dem Moment, als der die Sehne loslässt, fliegt hinter ihm ein weiterer Pfeil hervor, der präzise die Sehne durchtrennt. Der Pfeil des Prinzen fällt zu Boden und der fremde Pfeil bohrt sich zu den Füßen der Hwarang in die Erde.
"Wer?", fragt Chang erstaunt und dreht sich zu dem fremden Schützen um.
Hwarang Minho lässt seinen Bogen sinken und reitet entspannt auf die Höhe des Prinzen. Dahinter wird ein Wagen voller Kisten gezogen.
Klappernd bleibt das Gefährt stehen.
Miyu grinst zu dem Kronprinzen. Sei ein treuer Hund, denn dein alter Herr ruft dich zurück.
"Kronprinz Chang, welch eine Ehre! Habt Ihr meiner Begleitung Geleitschutz gegeben, solange sie auf eurem Boden sind?"
Sie blickt auf den unbrauchbaren Bogen in seinen Händen hinab.
"Ich habe mit Eurem Vater gesprochen", fährt sie fort, "Dem König. Er hat eine Nachricht an sein Volk. Ihr seid ihm doch auch unterstellt, nicht wahr?"
Siegend lächelt sie den wütenden Prinzen an und überreicht das unversiegelte Dokument.
Mit jeder gelesenen Zeile weiten sich die Augen des Prinzen.
"Wiedergutmachung?", fragt er und blickt auf die Kisten, die Miyu hinter sich her zieht.
"Friede?", spuckt er förmlich und blickt zurück zu Miyu.
"Ganz genau", nickt sie und gibt ihrem Pferd ein Zeichen.
Während sie gemütlich zu ihren Freunden reitet, ruft sie nach hinten: "Genießt den Frieden, Kronprinz Chang. In einem Krieg werdet Ihr alleine sein."
Kronprinz, lacht Miyu, Ihr habt in Baekje nicht das letzte Wort.
***
Auf der Höhe von Lehrmeister Wihwa bleibt die Kriegerin erneut stehen.
"Hwarang Minho", begrüßt er sie, "Wir haben Euch schon vermisst."
Mit einem Lächeln blickt sie ihre Freunde an. Sie alle sind wohlauf. Bloß Sooho scheint verletzt, doch sein Grinsen im Gesicht verrät, dass er den Schuss überstehen wird.
"Verzeiht meine Verspätung", entschuldigt sie sich, "Die Kisten waren noch nicht bereit gepackt."
Verstehend blickt der Lehrmeister auf den Karren.
"Die Königin wird sich über den Ausgang freuen. Ich bin sehr stolz auf euch alle."
Aber Miyu schüttelt den Kopf und deutet auf eine kleinere Kiste: "Bloß diese goldene Truhe ist für die Königin gedacht. Der Rest ist eine Entschuldigung für die unangenehme Gastfreundschaft, die den Hwarang entgegengebracht wurde."
Wihwa staunt unter dem freudigen Lachen der Hwarang. Diesen Ausgang hat er wahrlich nicht einmal in seinen Träumen gesehen.
"Ehe ich es vergesse", kündigt Miyu noch eine weitere Neuigkeit an und sucht in ihrem Gewand.
"Der Friedensvertrag", überreicht sie die Schriftrolle an den Lehrmeister.
"Baekje wird die Bedingungen einhalten", verspricht sie und reitet voran.
"Lasst uns nach Hause kehren."
***
Sooho sitzt hinter Miyu auf dem Wagen mit den Geschenken und hält sich seine Schulter. Bei jedem Stein, über den der Wagen fährt, durchzieht ihn ein schmerzvoller Stoß.
Dennoch grinst er breit.
"Was genau ist passiert?", fragt plötzlich Danse in die Stille. Es ist eine Frage, die ihnen allen auf der Zunge lag.
Miyu grinst. Danse, der auf Soohos Pferd neben ihr reitet, ist neugierig. Aber sie spürt auch die Aufmerksamkeit der anderen Hwarang um sie herum.
Für einen Augenblick genießt sie die Stille, die nur wegen ihr besteht. Dann fängt sie an von ihrem Leiden mit dem alten Mann zu erzählen. Bloß den Brief, den sie nach Japan schicken ließ, lässt sie aus. Mit lachendem Stirnrunzeln von Wihwa spricht sie sogar über ihre Taktik mit dem Sake. Miyu trinkt, der König riecht.
Jinheung, der wahre König, reitet ein wenig hinter Miyu auf der Höhe des Karrens. Auch er hört ihre Worte.
So sehr hat er sich die Musik ihrer Stimme gewünscht! Doch nun, da Miyu zurückgekehrt ist und neben dem Friedensvertrag sogar Geschenke erhalten hat, schämt er sich.
Er ist der König, aber er hat in Baekje nicht königlich gehandelt. Mit einem Seitenblick zu Sunwoo verstärkt sich dieses Gefühl. Ich sollte kein König sein. Schaffe ich diese Aufgabe überhaupt? Kann ich je gut genug werden?
Sunwoo hat mehr als nur königlich gehandelt. Er hat sein Leben in Baekje riskiert. Aber Jinheung?
Er blickt zu Miyu. Ich bin egoistisch gewesen. Habe ich das Glück mit dir überhaupt verdient, wenn ich kein König sein kann?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro