Dogo sucht wie versprochen nach den beiden Bauern und sein Weg führt ihn in ein Dorf außerhalb der Hauptstadt, aber dort stößt er auf Widerstand. Der Musiker, den er unterschwellig wegen seiner mangelnden Kooperationsbereitschaft bedroht, schweigt eisern.
Miyus Suche ist hingegen schnell erfolgreich. Auch wenn niemand das Gesicht des Königs kennt, ist er erstaunlich leicht auffindbar. Somit schleicht sie dem königlichen Spross hinterher und findet sich erneut vor dem Haus des Arztes wieder.
Was will der König denn hier?
Sie sieht zu, wie er auf die arbeitende Ahro zugeht, welche eifrig Kräuter, Salben und weitere Heilungsmittel ihres Vaters auf einem Wagen sortiert.
Diese dreht sich um, als sie ein näher kommendes Geräusch wahrnimmt.
"Oh, mein Gott!", flucht Ahro, "Bist du nicht der Perverse von Okta?" Ungläubig starrt sie ihn an. Wie hat er mich gefunden?, fragt sie sich ängstlich. Weiß er, dass ich hier wohne?
Jinheung hustet zweimal und meint mit einem engelsgleichen Lächeln: "Ich wollte zum Arzt. So ein Zufall! Ich habe Fieber, oder?"
Eilig nimmt er ihre Hand und hebt sie an seine Stirn. Er hat ihre Anwesenheit vermisst, aber ihre Nähe ist unglaublich.
Erschrocken zieht Ahro ihre Hand zurück und wischt sie sich unauffällig an ihrer Kleidung ab.
"Du willst doch nicht wieder...", beginnt sie, aber unterbricht sich selbst, "So verrückt bist du nicht!"
Der König muss ein Schmunzeln unterdrücken.
"Denkt man sowas nicht heimlich?"
Kopfschüttelnd wischt sie die Peinlichkeit zur Seite.
"Warum bist du hier? Warum?", kommt sie direkt zur Sache. Sie ist bei der Arbeit und will nicht länger als sonst aufgehalten werden. Schon gar nicht von so einem Perversen wie ihm!
"Sagen wir einfach, es geht mir nicht gut", meint der Mann vor ihr knapp und legt sich genüsslich auf die freie Stelle auf dem Wagen. Er positioniert sich ein wenig besser und blickt dann hoch zu der Frau.
"Was willst du wirklich?"
"Gib mir Medizin", ordnet der König an, "Etwas Heißes, Bitteres, Gesundes."
Scheint so, als hätte der König sein Herz verschenkt, denkt sich Miyu. Wie naiv von ihm. Leicht angeekelt tritt sie zurück und sucht sich ein neues Opfer für ihre Spionage. Bei dem Liebestrottel wird sie nicht noch viel Nützliches herausfinden.
"Morgen ist die Geburtstagsparade des Königs. Muss das sein?", kommentiert Ahro das alberne Verhalten. "Ich muss arbeiten."
"Der König ist ein Trottel, der sein Gesicht nicht zeigen kann. Wozu die Parade?"
Geschockt sieht Ahro ihn an: "Du bist ein richtiger Drecksack. Es ist keine Sünde, krank zu sein, und auch nicht, jung und schwach. Aber stell dir vor, wie das für ihn ist."
Der König erhebt sich ruckartig und stellt sich vor sie hin.
"Heißt das, du weißt es? Wie das ist?" Er hat sich noch nie von einer anderen Person verstanden gefühlt. Das Leben, das er gezwungen ist zuführen, ist nicht vergleichbar.
"Wer krank war, lernt, die Kranken zu verstehen. Jeder war doch mal jung und schwach. Was ist so schwer daran, ihn zu verstehen?"
***
Bei Meister Youngshils Haus angekommen, erfährt Miyu schnell eine weitere Neuigkeit: Er ist nicht da. Toll.
Eine Weile beobachtet sie die Wächter Youngshils, die ihre Wege auf dem Gelände nachlaufen. Meister Youngshil ist für eine königlichen Ratssitzung in den Palast gerufen worden. Wie lange die wohl noch dauert?
Schulterzuckend verlässt Miyu ungesehen das Haus. Sie wird sich wohl selbst auf den Weg machen müssen. Auf dem Weg summt sie ein Lied aus ihrer Kindheit. Es ist ein melodisches, aber düsteres Lied über den Tod eines großen Königs durch die eigene Königin verursacht.
Ungesehen über die Palastmauer zu kommen, ist leicht; ungesehen in den Gängen zu laufen, etwas schwieriger; und den Ort des Treffens zu finden, ohne aus Versehen direkt hineinzuplatzen, eine Herausforderung.
Geduldig lauscht Miyu an eine der vielen Türen des Palastes, aber dahinter liegt nur Stille. Wo sind die kleinen Scheißer der Regierung?
Suchend biegt sie gerade in einen anderen Gang ein, als sie ihr entgegenkommende Diener erblickt. Kurzerhand tritt Miyu wieder zurück in den Gang hinter ihr und schwingt sich durch ein Fenster nach draußen. Dann eben so.
Still läuft sie auf den goldenen Dachziegeln entlang. Ist das Treffen im Thronsaal? Aber wo ist der?
Während Miyu über ihre Köpfe hinwegfegt, sehen die Minister die Königin eindringlich an. Niemals werden sie ihre Söhne diesem gefährlichen Hwarang-Unterfangen aussetzen! Wenn der König selbst nicht seine Zustimmung gibt, soll es nach den Ministern kein Hwarang geben.
Er wird bei seiner Geburtstagsparade erscheinen müssen. Besonders bei dem Namenstag, an dem der König mündig wird, muss er dem Volk vorgestellt werden! Dieses Jahr darf es keine leere Sänfte geben.
Das könnt Ihr Euch nicht leisten, Königin Jiso, zischt Meister Youngshil in Gedanken der Herrscherin zu. Sie muss sich dem beugen, sonst verliert sie mehr Minister. Dafür wird Youngshil sorgen.
Verärgert über den Ausgang des Gesprächs verlassen die Minister den Palast und hinterlassen eine noch verärgertere Königin. Egal wie sehr die Minister darauf drängen, sie wird ihren Sohn nicht als Zielscheibe durch die Stadt tragen lassen!
Auch sie verlässt den Thronsaal und begibt sich in die privaten königlichen Gärten.
Dort erblickt Miyu sie. Selbst in ihrer Wut strahlt die Königin eine Erhabenheit aus, die nur von jahrelanger Regentschaft kommen kann.
Ein gefundenes Fressen, denkt sich Miyu und stellt sich vor, wie einfach es wäre, vom Dach aus einen gezielten Pfeil durch ihre Lunge zu schicken. Miyu wäre längst aus der Stadt, bevor sie ihren letzten Atemzug täte.
Aber so leicht ist ihr Auftrag nicht. Sie soll nicht einfach die Königin töten, sondern das Land gefügig machen. Miyu kennt die Regentschaft der Königin und weiß, dass sie Tennō Soga no Iname nicht befürwortet. Daher muss sie einen entsprechenden Nachfolger finden, der sie nach ihrem Tod ersetzt.
Nach einem letzten Blick auf die Königin wendet sich Miyu ab und verschwindet.
***
"Warum schreibst du mit der linken Hand?"
Pi Jookis Blick fällt missbilligend auf die hässlichen Schriftzeichen des Meisters.
"Ich schreibe natürlich mit links, damit die Schrift nicht nach meiner aussieht", tadelt Meister Wihwa, aber lässt sich davon nicht in seiner Arbeit unterbrechen. Es klingt einfach, aber er muss sich stark konzentrieren, um die Schriftzeichen noch lesbar zu halten.
Jooki schnaubt belustigt, aber legt danach überlegend seine Hand an den Mund.
Er erkennt den Sinn darin nicht. Die Königin sagte zu Wihwa, dass Hwarang keine Unterstützung durch die Meister erfahren wird. Sie werden ihre Söhne nicht dahin schicken. Wie sollen also diese beiden Briefe deren Meinung ändern?
"Kim Sooho und Park Banryu", antwortet Wihwa auf die ungestellte Frage, "Als Söhne verfeindeter Minister sind sie auch verfeindet. Mit diesen Briefen werden sie sich zu einem Duell an der heiligen Quelle, Najeong, treffen."
Geschockt atmet Jooki tief ein: "Aber das ist ein heiliger Ort. Sie werden zum Tode verurteilt. Das wird Hwarang auch nicht helfen oder will die Königin eine Armee aus Toten? Aish!"
Keine Armee der Toten, denkt sich Meister Wihwa, aber sie werden keine Wahl haben.
***
Miyu spaziert durch die Straßen auf der Suche nach etwas Essbarem. Der Tag nähert sich seinem Ende, weshalb die Luft abkühlt. Erneut findet sie sich auf dem Marktplatz wieder und fasst einen Stand mit Bulgogi ins Auge, als ein bekannter Schrei über den Platz hallt.
"Minho! Mein Sohn, bist du es?", weint der alte Mann.
Miyu blickt über die Beilagen und nickt dem Verkäufer zu. Sie sucht sich die letzten Münzen heraus, die sie dem König abgenommen hat, und legt sie auf den Tisch.
"Ohne das Ei, dafür mit mehr Reis", gibt sie ihren Wunsch zu verstehen und der Mann bereitet ihr eine Schüssel vor.
Mit einem Schwenk der Pfanne, schmeißt er das Fleisch in die Luft. Die Flammen darunter züngeln heiß hervor. Miyu genießt den Geruch, den ihr Essen beim Braten verströmt. Sie hat in Silla selten eine warme Mahlzeit gegessen. Dafür reicht das Geld, was sie auf dem Weg stiehlt, nicht.
Bei einem weiteren lautstarkem Heulen des Mannes hinter ihr, nickt sie dem Verkäufer zu dem Geschehen.
"Passiert das öfter?", fragt sie.
Der Mann wirft einige Gewürze in die Pfanne und nickt.
"Das ist Meister Kim Chiwon. Er war einmal ein Minister der Königin, aber vor ein paar Jahren ist er drastisch erblindet und somit nicht mehr im Amt. Seitdem er so gut wie blind ist, verwechselt er sogar Pergamentrollen mit Reiskuchen."
Verstehend nickt Miyu und nimmt die fertige Schüssel entgegen. Mit den metallischen Essstäbchen zieht sie das erste Fleischstück hervor. Es ist gut gewürzt. Die Schärfe brennt sich ihren Weg durch den Rachen, aber es wird sie in der Kälte der Nacht wärmen.
"Und dieser Minho?", fragt sie.
"Der Sohn von Meister Chiwon. Er ist vor vielen Jahren als kleiner Junge mit seinem Onkel ins Ausland gereist, aber man hat danach nie wieder etwas von ihnen gehört. Wahrscheinlich sind sie damals einem Raubmord zum Opfer gefallen, aber er ist nie über den Tod seines Sohnes hinweg gekommen. Immer wieder sieht er seinen Sohn in den Kindern anderer Minister."
Das ist interessant, denkt sich Miyu und sieht dem alten Mann hinterher, wie er traurig den Marktplatz verlässt. Willst du einen Pakt mit dem Teufel, Blinder? Ich schenke dir deinen Sohn für meine Eintrittskarte in Hwarang.
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