[03] Beginn
Pi Jooki ist ein ehrbarer Geschäftsmann. Sein Geschäft Dayiseo und die Tochtergesellschaft, der Teeladen Sutabaksu, locken täglich mehrere Besucher der Oberschicht zu ihm und bereichern ihn um seinen Tageslohn. Den einzigen Mangel, den er trägt, ist der schüttere Haarwuchs und die damit verbundene hohe Stirn, die er täglich mit einem roten Stirnband bedeckt.
Daher erscheint es nicht unnatürlich, dass Kim Wihwa an einem sonnigen Tag im Teehaus vorbeischaut und neben einem Tee auch eine weitere Dienstleistung kauft. Pi Jooki ist als Geschäftsinhaber gut vernetzt, aber besonders seine neugierige Ader für den Klatsch und Tratsch der Stadt ist gefragt. Als Vorbereitung für die Hwarang soll er alle nötigen Informationen über die Edelmänner der Stadt sammeln und ihm zeitnah geben.
Doch Jooki ist ein Mann des Geschwätz und kein flinker Spion, der den Jungspunden auf Schritt und Tritt folgen kann. Dafür hat er aber schon eine andere Person im Sinn, die wie geschaffen für den Job scheint.
Kim Ahro ist die Tochter des Arztes der Stadt und unglücklicherweise nicht die Vorzeigeperson der weiblichen Vornehmlichkeit. Während Lord Wihwa mit Pi Jooki im Teehaus verhandelt, muss Ahro sich ihren Schulden bei einem Alkoholverkäufer stellen. Doch entgegen des Anstands und guten Benehmens, das ihr Vater vergeblich beizubringen versuchte, betrinkt sich Ahro mit einem der teuersten Alkohole, die angeboten werden.
"Bloß ein kleiner Schluck", erklärt sie und kippt den Kübel bis zum Ansatz. Schluck für Schluck muss der Verkäufer entsetzt die Verschwendung seines teuersten Gutes sehen, bis er die betrunkene Frau zurück auf die Straße versetzt.
Dort schwankt sie unsicher auf beiden Beinen und sucht sich ihren Weg nach Hause. Doch das Schicksal spinnt seine Fäden in der Hauptstadt weiter und so kommt es, dass das betrunkene Mädchen auf ihrem Weg einem jungen Mann mit Strohhut in die Arme fällt.
Doch das Treffen von Mann und Frau ist kurz. So weiß Hundevogel nicht, dass er in genau die Person gelaufen ist, die sein Freund so eisern in der Hauptstadt sucht.
Verwirrt trennt sich Gaesae von der betrunkenen Dame und macht sich weiter auf die Suche.
***
Etwas entfernt von ihm betritt der junge König in einem rot-goldenen Königsgewand seinen Thronsaal. Zwölf Jahre sind vergangen. Vor zwölf Jahren hat er neben seinem regierenden Onkel, König Beopheung, auch Heimat, Kindheit und Namen verloren. Es ist Sam Maekjong. Er ist König Jinheung. Dennoch kann er unerkannt durch die Straßen der Hauptstadt laufen. Für sein Volk ist er bloß ein Reisender aus dem Osten.
Er blickt noch immer auf den leeren Thron, als er den missbilligenden Blick der Königin auf sich spürt. Königin Jiso hat in den Jahren seiner Abwesenheit das Reich zusammengehalten und sie hat nicht vor, ihr Werk nun einem unerfahrenen Kind abzugeben. Die Zeit ist gegen Silla. Das Risiko, von Goguryeo oder Baekje angegriffen zu werden, wenn sie am verwundbarsten sind, ist zu hoch. Und Silla ist verwundbar, wenn es in den Händen eines Fremden liegt. Was weiß König Jinheung schon über Silla? Kennt er die Menschen? Die Prozesse, die sie täglich leitet?
"Ihr habt Euch nicht verändert", erkennt der junge König. Schon als kleines Kind sah er in seiner Mutter die mächtige Frau, die nun vor ihm steht. Königin Jiso regiert, wie es für ihre Familie am besten ist. So kam es ihr gelegen, bei den Aufständen, in denen der ehemalige König umgekommen ist, ihren Sohn in ein sicheres Land fortzuschicken. Seine Anwesenheit geschieht nicht in ihrem Willen.
"In der Hauptstadt trachten noch viele nach Eurem Leben. Wir können keinem Soldaten oder Arbeiter trauen, der den Palast betritt."
Gespielt dankbar lächelt der König: "Das weiß ich doch. Ich kann frei herumlaufen und leben, weil Ihr so umsichtig seid." In Gedanken ergänzt er: Ihr seid so umsichtig um Euren Thron, dass sogar meine Untertanen anfangen, mich zu vergessen.
"Ich wollte einfach nur sehen, wie es meinem Thron geht", erklärt er, Meinem Thron, nicht Eurem, "Sonst vergesse ich, wer ich war."
Die Königin belächelt seine Tat. Ihr seid schwach, denkt sie.
"Ich", spricht die Königin erhaben, "bin die Königin. Ich entscheide, wann ich Euch der Welt vorstellen werde. Bis dahin lebt unauffällig."
Auch wenn König Jinheung die Bitterkeit dieser Worte nicht gefällt, sind sie wahr. In diesem Raum trägt sie die Krone, nicht er. Das Volk kennt sie als Regentin, nicht ihn.
Geschafft verlässt er den Palast und wandert erneut durch die Straßen der Stadt. Sein Weg führt ihn zum Marktplatz, doch die Geschichtenerzählerin ist nicht da. Es ist ein weiterer Reinfall an diesem Tag. Mit einem letzten Blick auf die leere Stelle am Rand des Marktplatzes, wo am Tag zuvor die heißesten Liebesgeschichten preisgegeben wurden, wendet er sich ab und stößt unerwartet auf Widerstand.
"Pass doch auf!", meckert sein Gegenüber und drückt ihn weg.
Schneller als er sehen kann, verschwindet die junge Frau unter den Menschen. Bloß ein kurzes Abbild der Erinnerung bleibt ihm.
Sie ist groß für eine Frau. Ihre Züge sind emotionslos, aber in ihren Augen tobt ein Meer. Wild und gefährlich. Und sie hat ein Talent, schnell unter Menschen zu verschwinden. Und sie hat das Talent, welches der junge Mann nicht mitbekommen hat, als sie ihn erneut um ein paar Münzen in der Tasche erleichterte.
Die junge Frau, Miyu, ist wahrlich talentiert. Mit ein paar Münzen mehr in der Hand sucht sie das Haus des Ministers Park Youngshil. Als größter Widersacher der Königsfamilie wird er ihr von großem Nutzen sein. Seine Anwesenheit in der Stadt erleichtert ihr den Auftrag ungemein. Er kann ein Verbündeter sein und wenn nicht, kann sie ihn zumindest dafür nutzen, die Königsfamilie von ihren goldenen Sesseln zu stoßen, und bevor er seine eigene Macht einsetzen kann, nimmt Miyu selbst den freien Raum der Macht ein.
Möglicherweise bietet sich dann sogar eine Chance, ihn unter Hochverrat hinzurichten.
Youngshil scheint eine Schlange zu sein, die sich still und heimlich als Strick um den Hals der Königin legt, denkt Miyu, Aber unter meinem Regime ist er zu gefährlich.
***
Ja, Park Youngshil ist wahrscheinlich der gefährlichste Mann für die Königsfamilie. Sogar in diesem Moment trifft er sich im königlichen Unwissen mit einem Minister der Opposition.
"Also", fasst der ältere Mann die neuen Informationen zusammen, "Das Stadttor wurde gestern Abend geöffnet." Überlegend setzt er sich.
"Es gab keine Soldaten, die das Tor bewachten", bestätigt sein Gegenüber.
"Das bedeutet, jemand hat in dieser Zeit die Stadt betreten", erkennt Meister Park Youngshil, "Ich frage mich, wen die Königin heimlich eingeschleust hat. Ich glaube, ich weiß es."
Der Minister vor ihm macht große Augen: "Ihr denkt, es war der König?"
Dann stimmt der Brief, denkt sich Miyu, die aus dem Schatten das Gespräch belauscht. Viel zu einfach war es, in das Haus des Ministers ungesehen einzubrechen und ein stilles Plätzchen zu finden, von dem sie das Gespräch verfolgen kann.
"Wer sollte es sonst sein?", bestätigt Youngshil.
Miyu hört die Kleidung des anderen Mannes rascheln, als würde er sich aufrichten.
"Ich suche sofort einen Attentäter."
Hier bin ich, denkt sich Miyu belustigt, aber ich mache keine Drecksarbeit. Es ist noch zu früh, den König zu töten.
"Mal sehen, wessen Kopf rollen wird", murmelt sie.
***
Wenige Stunden später ist es beschlossen.
Gedankenverloren sitzt König Jinheung in seinem Zimmer des Gasthauses und betrachtet sein Armband. Vorsichtig fährt er mit dem Finger die filigrane Gravur des Goldschmucks nach. Es ist das Einzige, was ihn als König kennzeichnet. Sollte er sterben und die Königin nichts sagen, ist das Armband das einzige Zeichen für das Volk, dass dessen König gestorben ist.
Wann werdet Ihr mit den Ministern sprechen, Mutter? Wann werdet Ihr zum Volk sprechen?
Aus seinem Gedankenbann bricht er erst aus, als ihn ein Geräusch von seinem Bett zurückschrecken lässt. Erstaunt blicken er und der Assassine sich für ein paar Sekunden gegenseitig an, bis der vermummte Mann den Griff um sein Messer festigt und angreift.
Den ersten Angriffen weicht der König geschickt aus. Danach stößt er leicht belustigt den Mann von sich.
"Du bist schlecht mit dem Messer", kommentiert er und entwaffnet beim nächsten Angriff den Assassinen. "Und dein Messer hat lauter Kerben."
Er zieht den Griff um den Mann enger: "Also, wie viel war mein Leben wert? Wer weiß? Ich zahle dir vielleicht mehr?"
Bevor der König noch länger mit dem Assassinen reden kann, erscheint der Kommandant der Königin, Achu. Mit einem gezielten Schnitt in der Magengegend schickt er den unbeholfenen Assassinen in den Tod. "Seid Ihr in Sicherheit, Eure Hoheit?"
Auch des Königs Begleiter Paoh erscheint am Eingang des Zimmers und sieht das gescheiterte Attentat. Geschockt bleibt er stehen.
"Fünf Kilo Reis", meint Jinheung, "Wer würde den König für fünf Kilo Reis töten?"
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