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-~1~- Dreißig Sekunden Selbstmitleid im Aufzug

,,Der Gedanke an die Unsterblichkeit ist ein leuchtendes Meer, wo der, der sich darin badet, von lauter Sternen umgeben ist."

~Jean Paul

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Es war nie geplant gewesen, eine Unendlichkeit zu erschaffen. Doch natürlich hatte er daran gedacht, dass es die Möglichkeit gegeben hatte...

Er würde es niemanden erzählen können. Wenn es nicht von sich aus schon ein so absurder Umstand gewesen wäre, dass es ihm sowieso keiner geglaubt hätte, hätte er es jemanden erzählt, hätte er sich wohl selbst den Verstand abgesprochen. Ja, er hätte sich selbst für verrückt erklärt.

Er lehnte sich in seinem blauen Drehstuhl zurück und starrte an die weiß-graue Decke. Zur Sicherheit legte er sich nochmal eine Hand auf die Stirn, um zu überprüfen, ob er Fieber hatte.
Nein, es war kein Fiebertraum.

,,Was mache ich denn jetzt?", fragte er Elon, der vor ihm auf seinem Schreibtisch stand.
Elon, der, anders als sein Namensvetter, eher klein und schmächtig und wenig eloquent war, antwortete nicht auf die verzweifelte Bitte um Rat. Er ließ nur seine Blätter hängen, was jedoch höchstwahrscheinlich weniger an seinem Mitgefühl, als an seinem Wassermangel lag.
Hätte Vex jemals einen grünen Daumen gehabt, wäre es ihm wohl spätestens jetzt aufgefallen.
Es war ein Wunder, dass die Pflanze von der Oberfläche des Mars unter seiner Obhut überlebt hatte, jedoch war ihre Herkunft wahrscheinlich überhaupt erst der Grund für ihr Durchhaltevermögen.
Er hatte ihn damals von seinem Kollegen im Observatorium geschenkt bekommen. Eine der ersten Pflanzen, die auf dem Mars gezogen werden konnten. Ein würdiges Abschiedsgeschenk, nach zehnjähriger Zusammenarbeit, die beiden Seiten sehr geholfen hatte.
Zur gleichen Zeit war auch der Gründer von SpaceX gestorben, der all das erst möglich gemacht hatte. So hatte sich Vex für diese Namensgebung entschieden.

Nur um sich noch einmal sicher zu sein, schaute der Wissenschaftler noch einmal auf seine Computersimulation. Der Bildschirm zeigte ein grünes, in kapitalen Lettern geschriebenes ,,Erfolgreich" an.
Er hatte es geschafft. Nach mehreren Jahrzehnten Arbeit war er theoretisch dazu in der Lage, eine Schnittstelle zwischen menschlichem Verstand und künstlicher Intelligenz herzustellen.

Er sah sich im Labor weiter um, jedoch war niemand mehr da. Der Raum war ruhig und aufgeräumt. Es brannten nur noch ein paar wenige Lichter, die entweder zu den Laborgeräten oder zur Einbruchsicherung gehörten. Die größte Lichtquelle gehörte zu der Schreibtischlampe und dem Computerbildschirm vor ihm.

,,Wie spät ist es?", fragte er in den leeren Raum hinein.
,,Es ist exakt 23 Uhr, Professor", antwortete eine Stimme aus dem Off. Vex zuckte erschrocken zusammen.
,,Über zwanzig Jahre gibt es diese Sprachassistenten jetzt schon und ich werde mich doch nie an sie gewöhnen", murmelte er seufzend und erhob sich von seinem Stuhl.
,,Sie scheinen aufgeregt zu sein, Professor. Ihr Blutdruck und ihre Atemfrequenz sind erhöht. Ist alles in Ordnung? Soll ich einen Freund oder Verwandten benachrichtigen?"
,,Nein, nein, ist schon gut", erwiderte der Angesprochene. Er war aufgeregt, seine Stimme zitterte. Eigentlich war er schon immer gut dazu in der Lage gewesen, seine Gefühle nicht nach außen hin zu zeigen. Nur einen Computer konnte er nicht hinters Licht führen. Aber heute war alles anders.
,,Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?", fragte die KI.
,,Nein - obwohl, doch. Könntest du mich morgen bitte im Krankenhaus anmelden? Ich möchte Emily besuchen."
,,Natürlich. Morgen, um 17 Uhr gibt es noch einen freien Termin. Ich trage Sie ein, wenn Sie nichts dagegen haben."
,,Ja. Schalte das Licht aus und sichere alle Untersuchungsergebnisse von heute auf mein persönliches Benutzerprofil, wenn ich weg bin."
,,Natürlich, Professor."

Vex erhob sich von seinem Stuhl und verließ das Labor durch die weiße Sicherheitstür. Er hatte das Gefühl, sich auf jeden Schritt einzeln konzentrieren zu müssen. Einen vor den anderen setzen, möglichst zielgerichtet und dabei nicht an die Wände des Korridors stoßen.
Seine Hände zitterten, als er auf den Rufknopf des Fahrstuhls drückte.
,,Ich brauche einen Drink", murmelte er unruhig.
Er nestelte an seiner Jackentasche herum und holte sein Handy heraus.
»Treffen bei Jimmy's?«, tippte er schnell ein und drückte auf ,,senden".

Die Aufzugtür öffnete sich mit einem leisen surren und offenbarte den Blick auf einen raumgreifenden Spiegel. Vex war sich sicher: Der Erfinder des Aufzug-Spiegels wollte dem von der Arbeit gestressten Passagier nicht nur den letzten verzweifelten Blick in die eigenen Augen ermöglichen, bevor er zum nächsten Termin weiterhetzen musste. Er wollte auch jedem Menschen in diesen wenigen Sekunden Unterbrechung ihres Terminplans dazu auffordern, die eigene, jämmerliche Gestalt zu erblicken. Dreißig Sekunden Selbstmitleid im Aufzug. Man möchte meinen, dass Vex heute nicht dazu in der Lage gewesen wäre, sich zu beklagen, jedoch war er sich der Bedeutung seiner Entdeckung bewusst.

Er machte einige Schritte auf sein Spiegelbild zu. Wann waren seine Haare so weiß geworden? Dass sie weiß waren, war ihm bewusst, aber so weiß? Schon als er noch in den dreißigern gewesen war, hatten sie begonnen, sich gegen ihn zu verbünden. Erst waren es nur ein paar wenige gewesen, doch dann war eine regelrechte Revolution ausgebrochen. Weiß, die Farbe des Friedens auf Vex' Kopf. Vielleicht war es aber auch den kopfzerbrechenden Umständen in den zwanziger Jahren geschuldet.
Seine Haut war dünn, seine Wangen wirkten eingefallen. Er sah alt aus. Älter als er war. Es war wohl den Überstunden geschuldet, die er in den letzten zwanzig Jahren zunehmend zu seiner festen Arbeitszeit gezählt hatte.
Wann hatte er zuletzt etwas gegessen? Es musste wohl am Vortag gewesen sein. Er hörte Jessica sagen: ,,Wenn du beginnst zu denken, dann vergesse nicht, auch mal an dich zu denken."
Jessica hatte sich immer um ihn gesorgt. Der Krebs hatte sie ihm letztendlich weggenommen, jedoch begleiteten ihn ihre Weisheiten noch immer.

,,Erdgeschoss", wies er die KI im Aufzug einsilbig an. Die Gedanken in die Vergangenheit zu richten, hatte Vex schon immer verstimmt. Sie war vorbei, nicht mehr änderbar und in Ordnung, wie sie war.

Die Aufzugtüren schlossen sich und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.

_____

Draußen setzte sich Vex in sein Auto. Er tippte die Adresse der Bar in das Navi ein und lehnte sich zurück.
Wofür habe ich die Fahrerlaubnis gemacht?, fragte er sich selbst, während das Auto selbstständig ausparkte. Tausende Euro verschwendet. Er schmunzelte über seine eigene Narretei. Manchmal musste er einfach zynisch sein, um seine eigene Lage zu begreifen.

Das Auto fuhr durch die schmalen Straßen der Stadt. Seit die Fahrzeugtechnik so weit fortgeschritten war, wurden die meisten überflüssig breiten Straßen verschmälert und die gewonnene Fläche zu Gebäuden oder Parkplätzen umgebaut. Nur einige wenige waren noch großzügig geblieben. Auf dem Land waren es mehr als in der Stadt. Neben autonomen Fahrzeugen gab es immer noch ältere Verkehrsmittel von Liebhabern oder Menschen, die sich die neueren Modelle nicht leisten konnten. Für sie waren die schmalen Straßen eine Unannehmlichkeit, weswegen es in den letzten Jahren immer weniger wurden. Vex wusste, dass sie hier weiter entwickelt waren als in anderen Teilen der Welt, trotzdem befürchtete er, dass der Fortschritt bald mehr Nachteile als Vorteile bringen würde. Zumindest für die Menschen, die sich dem Geist der Zeit nicht anpassten.

Es wurde immer mehr gebaut, immer höher, um mehr Menschen in den Großstädten Platz zu machen. Der Präsident hatte dafür gesorgt, dass trotzdem noch Grünflächen erhalten blieben.
Das war eine der wenigen Sachen die Vex nicht an ihm kritisierte. Allerdings war eine Beanstandung gegen die Politik hier sehr ungesund für das eigene Wohl.

Der Wagen hielt in einer recht dunklen Seitengasse an einem hohen gläsernen Gebäude. Vex stieg aus und betätigte des Fingerabdrucksensor des Autos, woraufhin es einen Parkplatz suchen fuhr. Er schaute ihm eine Weile nach. Sinnloser Führerschein.

Die Straßenbahn fuhr vorbei. Sie war recht hell und viele Fahrgäste waren darin, doch Vex blieb lieber in den Schatten. Er wollte heute lieber mit niemanden reden, außer mit seine_ beste_ Freund_. Niemand sonst sollte wissen, wo er an diesem Abend aufzufinden war. Vex war ein recht bekannter Professor und er hatte schon die merkwürdigsten Begegnungen mit den größten Fans an den seltsamsten Orten.

Er konnte sich noch an eine Situation erinnern. Es war im Winter, er besuchte gerade seine Mutter im Osten der Stadt. Sie hatte schon mehrere Jahre Probleme mit dem Gehen und ihre Pflegekraft war zum damaligen Zeitpunkt in der Reparaturwerkstatt. So weit wie er sich noch erinnern konnte, war sie auf dem vereisten Gehweg ausgerutscht und hatte sich einen Arm ausgerissen. Seine Mutter war erschüttert darüber gewesen und hatte darauf bestanden, sie zu behalten und reparieren zu lassen, obwohl ein Neukauf viel billiger gewesen wäre.

Vex hatte dann die Arbeit übernommen, bis die Pflegekraft wieder zurück war.
Als er damals gerade den Müll seiner Mutter zu den Mülltonnen brachte, weil sie zu erschöpft war, die vielen Stockwerke nach unten zu gehen, traf er einen euphorischen Fan. Und das wortwörtlich. Er hatte etwas Schwung genommen, um den schweren Müllsack in die Tonne werfen zu können und traf dabei einen jungen Menschen, der recht nah hinter ihm stand, am Kopf. Über die Euphorie hatte dieser jedoch den Schlag vorerst hingenommen und um ein Autogramm gebeten. Keine halbe Minute später war er umgekippt. Es hatte sich herausgestellt, dass sich eine große Menge Adrenalin schlecht mit einem Schlag auf den seitlichen Hinterkopf vertrug.

Die beiden waren seit diesem Vorfall beste Freunde geworden.

Vex schüttelte den Kopf, als könnte er so die Gedanken daran abschütteln. Es war schon eine absurde Geschichte, wie er Gray damals kennengelernt hatte.
Er ging an dem Gebäudekomplex entlang. Die Fensterscheiben im Erdgeschoss bis zur vierten Etage waren von außen verspiegelt, sodass man nicht hineinsehen konnte, jedoch wusste Vex, was sich darin befand: Die modernste Fabrik des Landes unter der Leitung des Präsidenten. Offiziell stellte sie Bauteile für Androiden her und setzte sie zusammen, aber insgeheim wusste jeder, dass mehr hinter der Glasfront vor sich ging, als die Regierung zugeben wollte.

Vex ging weiter den Fußweg entlang, an einigen Mietshäusern vorbei. Das waren die Straßen seiner Kindheit, die sich in den letzten Jahren so stark verändert hatten, dass man sie fast nicht mehr wiedererkennen konnte. Wäre er nicht selbst bei ihrem Umbau dabei gewesen, hätte er felsenfest behauptet, dass das nicht dieselben Straßen waren.

Schon von weitem erblickte er das rote Vordach der Bar, in die er wollte.
,,Jimmy's", stand in großen, geschwungenen Buchstaben darauf geschrieben. Der einzige Platz in dieser Stadt, der nicht verändert wurde. Zumindest äußerlich.

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Hallo, liebe Reader!
Das ist das erste Kapitel von ,,Human". Ich hoffe, der Einstieg hat euch einigermaßen gefallen. Wie findet ihr, wie ich es vorerst mit der Genderneutralität gehandhabt habe?

Zusammen mit dem Anfang der Geschichte entstehet nun eine neue Frage, die ihr interaktiv beantworten könnt:

Wie sollen die beiden KIs heißen, die in Vex' Labor und seinem Auto sind?
Von Jarvis bis Alexa steht euch die Welt offen ;) (Frage bereits beantwortet! ✅)

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