Ganz knapp
„Was ist das da hinten?" Fragend wies Martha auf einen Bereich in der Ferne. Luam kniff die Augen zusammen holte tief Luft und sagte: "Eine Brücke. Das war es also. Komm, wir müssen uns beeilen. Wir befinden uns immer noch in einem gefährlichen Terrain. So nahm er Marthas Hand und zog sie mit sich in Richtung Brücke.
Als sie diese erreicht hatten, stöhnte er auf. "Ich hätte es wissen müssen." Die Brücke war nichts weiter als morsch, mit ausgefransten Seilen und angenagtem Holz. Sie schaukelte leicht im Wind hin und her. Ab und zu war ein leises Knarzen und das Meeresrauschen zu vernehmen, ansonsten war alles still. Zaghaft trat Martha an die Klippe heran und trat sogleich wieder einen Schritt zurück. Sie war nicht schwindelfrei. Ein Stein hatte sich gelöst und er brauchte eine kleine Weile, bis er schließlich in den Fluten versank. "Luam... ich... möchte da nicht rüber." Ängstlich schaute sie ihren Freund an und hoffte auf eine rettende Idee, mit der sie dieses schwindelige Wagnis umgehen konnte, doch Luam schüttelte den Kopf. "Es bleibt uns nichts übrig. Schau dich um, weit und breit ist nichts zu sehen..." Mitten im Satz brach er ab und starrte auf einen Punkt in der Ferne. "Martha. Geh auf die Brücke." Seine Stimme war schneidend kalt und duldete keinen Widerspruch. Unwillig und verängstigt setzte Martha den ersten Fuß auf die Brücke. Diese knarzte unter dem leichten Druck schon sehr bedrohlich. "Was...?" Mit einer Geste schnitt Luam ihr das Wort ab. "Sie kommen. Wir wurden entdeckt. Es sind ungefähr Zehn, aber sie sind noch weit weg. Wir müssen schleunigst über diese Brücke, sonst finden wir uns in nicht allzu ferner Zeit in einem dieser überaus kuscheligen Verließe wieder." Das ließ Martha sich nicht zweimal sagen. Schritt für Schritt wagte sie sich weiter auf die Brücke, die glücklicherweise nicht allzu lang war. Auch wenn die Brücke immer stärker zu schwanken schien und ihr das Herz bis zum Hals schlug, blieb sie nicht stehen. Hinter sich vernahm sie nur den keuchenden Atmen von Luam, der nicht weniger nervös war. Und mit einem Blick über ihren Rücken erkannte sie den Ernst der Lage. Es war wirklich um die zehn Männer, die nun im Eiltempo auf die Brücke zuschritten. Gerade, als der erste einen Fuß auf die Brücke setzte, erreichte Martha endlich das Ende. Schnell sprang sie auf den wieder festen Boden und wartete auf Luam, der ein wenig zurück geblieben war. Sie konnte nicht verstehen, was die Männer sprachen, doch sie beobachtete, wie sie wild gestikulierten und atmete auf, als der erste Mann den Fuß wieder von der Brücke nahm. Doch zu früh gefreut. Selbst über die tosenden Wellen hinweg konnte sie das Kreischen des Schwertes hören, welches gerade aus der Scheide gezogen wurde. "LUAM!"
Doch es war zu spät. Der erste Schnitt ging sauber durchs Seil, sodass die Brücke mit einem mal auf der einen Seite absackte. Martha wollte zurück laufen und Luam helfen, doch dieser rief nur: "Bleib!" Er konnte gerade noch das andere Seil zu fassen bekommen. Mit dessen Hilfe hangelte er sich voran, bis er fast am Ende angekommen war. Dann riss das zweite Seil. Mit einem ächzenden Krach stürzten die einezelnen Bretter in die Tiefe. Martha starrte geschockt auf die Stelle, an der gerade eben noch Luam mit einem verkniffenen Lächeln auf sie zugelaufen war.
Gerade wollte sie die Verzweiflung in der Luft zerreißen, als plötzlich ein schwarz-gelockter Kopf an der Klippe erschien. "Hilfst du mir mal?", kam es ächzend von unten. Martha dachte nicht mehr nach. Beherzt griff sie nach der Hand, die sich ihr entgegenstreckte und zog Luam mit aller Macht auf den sicheren Boden. Schnaufend ließen sie sich ins Gras fallen. Die Angst stand ihnen beiden noch groß ins Gesicht geschrieben.
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