Die Beeren
"Da vorne! Beeren!" Begeistert rannte Luam los. Martha sah noch einmal zurück, dann drehte sie sich um lief hinter ihm her.
Ein riesiger Strauch Beeren stand in der verlassenen Gegend. Als Martha dort ankam, saß Luam schon auf dem trockenen Boden und schlug sich den Bauch mit den kleinen, blauen Beeren voll.
"Lass mir noch welche übrig!", rief Martha empört, während sie sich neben ihm auf den Boden fallen ließ. Ob die Beeren schädlich waren, wussten sie nicht.
Bald war ihr Hungergefühl grob gestillt und sie begannen, die Beeren für später zu sammeln.
"Mein Bauch!", jammerte Martha eine geraume Weile später. Sie lag auf auf dem Rücken, die Beine nah an ihren Körper gedrückt. Luam ließ sich besorgt neben ihr nieder. "Das sind bestimmt die Beeren... geht es?" Martha schüttelte gequält den Kopf. Schweißperlen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet, dazu bekam ihr Gesicht seltsame rote Flecken. Luam hatte nicht mehr viele Beeren gegessen, sodass ihm nichts passiert war. Entschlossen sprang er auf. "So geht das nicht weiter. Steh auf. Steh auf!" Damit zog er Martha auf die Beine, nur um sie direkt danach auf seinem Rücken zu nehmen. Ihr schlaffer Körper hing wie leblos an ihm herunter. Einige Kilometer trug er sie so durch die trostlose Landschaft. Irgendwann blieb er stehen. "Martha?"
"Hm?" Ihre Stimme war nur noch ein Hauch.
"Schau mal da hinten." Luam spürte, wir sie ganz langsam ihren Kopf ein Stück hob.
"Ein Haus", flüsterte sie. Luam nickte erleichtert und setzte sich mit Martha auf dem Rücken wieder in Bewegung, das Haus als Ziel im Visier.
"Hallo?! HALLO!", brüllte er in der Hoffnung, dass jemand zu Hause war. Eine Weile rührte sich nichts. Dann öffnete sich langsam die Holztür und ein alter, bereits stark ergrauter Mann trat mit gekrümmtem Rücken hinaus in den Vorgarten. Als er an dem verfallenen Gartentor angelangt war, hob er langsam den Kopf. "Was kann ich für euch tun?", brummelte er in seinen ebenfalls grauen Vollbart. Luam nickte mit seinem Kopf in Richtung Martha, dir immer noch auf seinem Rücken hing. "Sie hat die falschen Beeren gegessen. Ich fürchte, sie sind sehr giftig. Wenn ich ihr nicht bald helfen kann, dann... " Er sprach den Satz nicht mehr zu Ende.
Der Mann nickte verständnisvoll.
"Kommt mit."
Luam folgte dem Mann, der sie in sein bescheidenes Haus führte.
"Leg sie da hin.", wieß er ihn wortkarg an. Luam ließ Martha vorsichtig auf das ausgelgene Sofa von seinem Rücken.
"Ich sehe. Ich sehe.", murmelte er. "Wie lange ist es her, dass sie diese Beeren gegessen hat?" Luam überlegte einen Moment, dann antwortete er zögernd: "Es sind ungefähr drei Stunden..."
Der Mann nickte wieder. "Tja, ich kenne diese Beeren. Sie sind heimtückisch. Wenn man nicht rechtzeitig ein Gegengift verabreicht, ist es zu spät. Glücklicherweise besitze ich das Gegengift. Wartet einen Moment." Schwerfällig erhob er sich von dem ächzenden Stuhl und verließ den Raum.
Luam kniete sich zu Martha an das Sofa und nahm ihre Hand in seine. "Hey. Alles wird wieder gut." Er hob seine Hand und wischte ihr sanft den Schweiß von der Stirn. Ihr Gesicht war heiß wie ein Ofen.
Besorgt drückte Luam ihre Hand. Schon erschien der alte Mann wieder und schob Luam bestimmt zur Seite. "Hier. Gib ihr das. Es ist ein Saft, der ihre Temperatur sinkt und die Bauchschmerzen lindert. Außerdem tötet er die schlechten Bakterien. Und behalte den Rest. Für alle Fälle." Er drückte Luam eine kleine Flasche in die Hand. Während er Martha zu Trinken gab, fragte der Mann ihn: " Wie heißt denn das Mädchen? Und wo kommt ihr her? Ich bekomme selten Besuch."
"Das ist eine lange Geschichte. Das Mädchen heißt Martha. Wir kommen von weit her, mehrere Tagesreisen sind es inzwischen. Wir... suchen." Man konnte nicht vorsichtig genug sein, denn es war nicht klar, ob der Mann nicht auch zu den Plünderern gehörte. Doch er war mit seinen Gedanken völlig woanders. "Martha...", murmelte er. "Martha..." Mit einem Mal richtete er sich auf. "Entschuldigung, darf ich mal?", fragte er und griff beherzt an Marthas Hals, dorthin, wo sich unter dem Oberteil versteckt das Amulett befand. Luam hatte keine Zeit mehr, rechtzeitig zu reagieren. Der Mann hielt das Amulett bereits in der Hand. Sein Blick war kaum zu deuten. Das einzige, was man klar darin lesen konnte, war, dass er zutiefst schockiert war. "Wie... kann das sein...?", flüsterte er. "Martha...?"
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