Kapitel 20: Drohungen
Kirishimas PoV
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag ich in Katsukis Armen. Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht, als ich an den gestrigen Abend dachte. Zunächst wollte ich den Moment noch ein wenig genießen und weiterdösen, doch dann spürte ich eine Hand, die mir durch die Haare strich und unwillkürlich öffneten sich meine Augen.
„Guten Morgen, Eiji.", flüsterte Katsuki leise, als mein Blick den seinen traf. Seine roten stechenden Augen, hatte einen ungewohnt sanften Ausdruck.
„Morgen.", erwiderte ich ein wenig verschlafen. Meine Stimme war vor Müdigkeit noch ein wenig belegt. Ich schloss die Augen und kuschelte mich demonstrativ an ihn. Katsuki lachte leise und tief und ich brummte unwillig, weil seine Brust direkt unter meinem Gesicht vibrierte.
„Wir sollten aufstehen.", stellte der Prinz leise fest, machte aber selbst keine Anstalten sich zu bewegen. Stattdessen fuhren seine Finger unablässig durch meine Haare und ich genoss die Zuwendung mit Hingabe. Einfach in Katsukis Armen liegen und die Welt auszuschließen, war etwas Wunderbares. Nirgendwo hatte ich mich je so geborgen und sicher gefühlt.
Doch auch die schönen Momente müssen irgendwann ein Ende finden. Katsuki gab mir einen Kuss auf den Scheitel und ich öffnete erneut widerwillig die Augen. „Gestern war wunderschön.", wisperte er in mein Ohr und ich bekam eine Gänsehaut.
Mein Lächeln wurde breiter. „Ja, war es.", antwortete ich und streckte mich, um seine Lippen zu erreichen. Zärtlich küsste ich ihn und versuchte in die Geste all meine Liebe für den Mann an meiner Seite zu stecken. Katsuki drückte mich an sich und erwiderte den Kuss mit sanfter Leidenschaft.
„Wenn du willst kannst du noch liegen bleiben, aber ich habe leider einen Termin mit der Kaiserin.", sagte er leise und strich mir über die Wange.
„Einen Termin?", fragte ich stirnrunzelnd. „Deine Mutter gibt dir einen Termin, wenn sie mit dir reden möchte?" Ich konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.
Katsuki seufzte, richtete sich auf und fuhr sich über das Gesicht. „Naja kommt drauf an. Wenn sie als Kaiserin ein offizielles Gespräch mit dem zukünftigen Kaiser führen möchte, dann ja."
Ich setzte mich ebenfalls auf. „Das heißt, es ist etwas Ernstes?", fragte ich besorgt.
„Entweder etwas Ernstes oder sie möchte etwas Offizielles mit mir besprechen." Ich hörte die Besorgnis in seinem Tonfall und griff beruhigend nach seiner Hand. Katsuki drückte sie kurz und warf mir ein kleines, kaum sichtbares Lächeln zu. „Aber was es auch immer sein mag, ich möchte nicht zu spät kommen. Sie hat bisher ihren Teil des Deals streng eingehalten und ich sollte jetzt zumindest so tun, als wäre mir meine Thronfolge wichtig."
„Sie ist wichtig, Kat. Denk daran, was du alles erreichen kannst. Du kannst so vieles bewirken. Und ich bin an deiner Seite. Und die Human Hearts Organisation wird dich auch unterstützen."
Sein Lächeln wurde ein wenig breiter. „Wie schaffst du es eigentlich, immer die richtigen Worte zu finden? Langsam glaube ich selbst, dass es gar nicht so schlecht sein wird zu herrschen."
Ich grinste und gab ihm einen kurzen intensiven Kuss. „Los jetzt. Lass die Kaiserin nicht warten."
Er rollte mit den Augen, schwang aber die Beine über die Bettkante. Da ich keinen Termin hatte und mir sowieso noch überlegen musste, was ich mit dem Tag anfangen sollte, blieb ich im Bett und surfte ein wenig im Internet auf Katsukis Tablet, während er sich umzog und sich für sein Treffen mit der Kaiserin fertig machte.
Er kam noch einmal kurz ans Bett, um mir einen Abschiedskuss zu geben. „Bis nachher.", sagte er lächelnd und gab mir einen weiteren Kuss auf die Stirn. Dann griff er nach seinem Diadem, das auf dem Nachttisch lag, setzte es zögernd in seine aschblonden Haare und wandte sich zur Tür.
„Bis nachher.", erwiderte ich lächelnd und beobachtete, wie er zu Tür ging. Naja, ich konnte eben nicht wegsehen. Sein Hintern sah in dieser figurbetonten Hose einfach zu gut aus.
Ich seufzte, als die Tür mit einem leisen Klicken hinter ihm ins Schloss fiel. Die vielen Stunden ohne ihn, störten mich am Leben im Palast am meisten. Ich hatte zwar keine Schwierigkeiten mit Leuten in Kontakt zu treten, doch die, die ich kannte, arbeiteten hier und ich hatte meist das Gefühl sie abzulenken, wenn ich einfach so auftauchte. Es war Montag und soweit ich wusste, waren Mina, Kaminari und auch Sero beschäftigt. Ich brauche wirklich eine Aufgabe., stellte ich gedanklich fest.
Dennoch wollte ich nicht den ganzen Tag im Bett verbringen. Ich hatte zu viel Energie und beschloss daher, den Morgen mit einem leichten Training zu beginnen. Ich schwang die Beine über die Bettkante und stand auf. Gewohnheitsmäßig schüttelte ich die Decke und unsere Kissen auf. Wegen den Ereignissen des gestrigen Abend war ich noch immer nackt, daher griff ich mir eine Boxershorts und streifte sie mir über. Mehr brauchte ich für das Training auch nicht.
Katsuki meinte, es gäbe im Palast auch bessere Möglichkeiten, um zu trainieren, aber ich blieb bei meiner Routine. Im Bordell hatte ich auch nie irgendwelche Fitnessgeräte gebraucht. Besser gesagt, ich hatte nicht die Möglichkeit gehabt, welche zu verwenden. Daher hatte ich mich immer auf Übungen beschränkt, die mit dem Eigengewicht des Körpers arbeiteten.
Ich arbeitete mich durch mein Training, bis meine Muskeln schmerzten und mir der Schweiß den Körper hinunterlief. Nachdem ich meine letzten Liegestütze gemacht hatte, richtete ich mich stöhnend, aber zufrieden auf. Die körperliche Anstrengung hatte bei mir schon immer dazu geführt, dass ich den Kopf frei bekam.
Ich schnappte mir ein Handtuch und wollte gerade in das angrenzende Bad verschwinden, als es energisch an der Tür klopfte. Wer konnte es sein? Ich hielt inne und sah an mir herunter. Aber ich zuckte mit den Schultern, legte mir das Handtuch um die Schultern und ging zur Tür. Was machte es schon groß aus, wenn mich jemand von Personal so sah?
Ich öffnete die Tür und verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke. Die Frau, die vor mir stand, war definitiv nicht vom Personal. Verlegen zupfte ich das Handtuch ein wenig zurecht, um mich mehr zu bedecken.
Vor mir stand eine Frau, die Schultern zurückgesteckt, das Kinn arrogant gehoben. Sie hatte braune widerspenstige Haare und leuchtend rote Augen. Sie ähnelten auf so viele Weisen denen von Katsuki, aber dennoch waren sie erschreckend anders. Während Katsukis Blick stechend scharf war und vor starkem Willen zu brennen schien, waren diese Augen zwar ebenso stechend, aber mit einer beunruhigenden Kälte. Sie trug die Farben des Herrscherhauses und die perfekt geschneiderte elegante Kleidung schmiegte sich an ihren schlanken Körper.
Da ich keinen Zweifel hatte, dass ich vor mir ein Mitglied der kaiserlichen Familie hatte, verbeugte ich mich leicht. „Verzeiht mein unangemessenes Auftreten. Ich habe nicht mit Ihnen gerechnet.", sagte ich höflich.
Sie rümpfte ein wenig die Nase. „Naja, was soll ich schon von einem Sklaven erwarten, den sich Katsuki gekauft hat." Ohne auf eine Einladung zu warten, schritt sie an mir vorbei und betrat unsere Gemächer, als wäre es ihr Recht.
Ich runzelte ein wenig die Stirn und kämpfte die Verärgerung nieder. „Verzeiht, aber ich bin kein Sklave mehr." Ich bemühte mich noch immer um einen höflichen Tonfall, aber ich konnte nicht verhindern, dass meine Worte steif und rechtfertigend klangen.
„Ja..., wenn du meinst.", antwortete sie mäßig interessiert. Sie sah sich in dem Zimmer um und ihr Blick fiel auf unser gemachtes Bett. „Wie auch immer. Mein Name ist Misaki Bakugou, einzige Schwester unser großen Kaiserin. Aber das weißt du natürlich. Ich wollte mit dir reden."
Ich hatte keine Ahnung gehabt, wer sie war, aber ich verkniff mir den Kommentar. So wie sie Kaiserin erwähnte, hatte ich nicht das Gefühl, dass sie ihrer Schwester sonderlich zugetan war. „Womit kann ich denn helfen?", fragte ich steif. Ich fühlte mich in der Gegenwart dieser Frau von Sekunde zu Sekunde unwohler.
Ihr Blick, der bisher immer desinteressiert an mir vorbeigesehen hatte, richtete sich nun auf mich. „Nun, ich versuche dahinter zusteigen, was du Katsuki versprochen hast, dass er jetzt auf einmal den Thron besteigen will." Sie versuchte gar nicht erst den Vorwurf in ihrer Stimme zu verbergen.
Ich starrte sie einen Moment entsetzt an. „Gar nichts!", erwiderte ich empört. Der letzte Rest von vorgetäuschtem Respekt fiel von mir ab. Dennoch versuchte ich ruhig zu bleiben. „Hören Sie mal, Katsuki hat mich aus einer äußerst misslichen Lage gerettet. Ich verdanke ihm Vieles. Ich würde niemals, etwas von ihm verlangen, dass er nicht möchte!"
Sie kräuselte skeptisch ihre Lippen. „Du kannst mir nicht von mir erwarten, dass ich den Worten eines dahergelaufenen Cyborgs traue.", erwiderte sie spitz. „Weißt du was ich denke? Dass du Katsuki verführt hast und darauf aus bist selbst durch eine Heirat eines Tages Kaiser zu werden."
Ich wich einen Schritt zurück. „Das können Sie doch nicht ernst meinen!", antwortete ich ungläubig. Die Worte dieser Frau verletzten mich zutiefst. „Ich liebe Katsuki. Das hat nichts mit der Tatsache zu tun, dass er eines Tages Kaiser dieser Provinz sein wird." Ich sah ihr fest in die Augen.
„Würdest du es beweisen?", fragte sie mit einem teuflischen Lächeln.
„Meine Liebe bedarf keinen Beweis.", sagte ich scharf. „Katsuki und ich sind zusammen. Ich unterstütze ihn mit allem was ich kann. Er hat einen starken Willen und einen guten Gerechtigkeitssinn. Er wird ein toller Kaiser werden."
Sie schüttelte beinahe angewidert den Kopf. „Ich hoffe, das war ein Scherz. Aber vielleicht bist du so verblendet, weil du sein Schoßhündchen und selbst ein Cyborg bist. Er ist minderwertig und obendrein ungezügelt und grob. So jemand sollte keinesfalls Kaiser werden, auch wenn meine werte Schwester das anders sieht."
„Minderwertig?", wiederholte ich bissig. Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust. „Verlassen sie unsere Gemächer."
„Erstens sind das Katsukis Gemächer und zweitens bist du nicht in der Position mir irgendetwas zu befehlen.", sagte sie mit einem verschlagenen Lächeln. „Also. Ein Vorschlag. Da du – wie du ja selbst sagst – nicht an der kaiserlichen Krone interessiert bist, wirst du Katsuki wieder zu Vernunft bringen, sodass er auf den Thron verzichtet, so wie es vorher immer wollte?"
„Vergessen Sie es. Ich werde Katsukis Entscheidung Kaiser zu werden unterstützten."
„Überlege es dir gut. Ich kann dir dein Leben zur Hölle machen.", drohte sie mir scharf.
Mir entwich ein humorloses Lachen. „Sie kennen mich wirklich nicht. Mein Leben war schon die reinste Hölle, sie können mir nicht drohen. Ich weiß, was ich aushalten kann."
Ihre kalten Augen fixierten mich einen Moment länger. „Okay, du hast deine Entscheidung getroffen. Hoffen wir, dass du sie nicht bereuen wirst." Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand aus der Zimmertür.
Wie angewurzelt blieb ich stehen und starrte ins Leere, noch immer halb nackt und verschwitzt. Was zur Hölle war das denn gewesen?
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