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Game On

Der Morgen des 31. Oktobers begann wie jeder andere Samstag im Schlafsaal der Hufflepuffs bisher. Während Aviana sich knapp nach sieben Uhr in den Gemeinschaftsraum schlich, um der am Vortag gefassten Hausarbeit nachzugehen, versprach Merle's leises Schnarchen zumindest einige Minuten Ruhe mit den eigenen Gedanken.

Cal würde auch noch nicht wach sein, denn Sloan's gestrigen Hinweis, das Frühstück am nächsten Tag klein ausfallen zu lassen und Raum für das Festessen am Abend zu lassen, hatte ihnen allen ein erleichtertes Seufzen entlockt. Für einmal würden sie etwas länger schlafen können.
Aviana war jedoch froh um diese kurze Zeit allein. Nicht, weil sie ihre beiden Freunde umgehen wollte, aber weil sie diese Nacht von ihrem Vater geträumt hatte. Die Tränenspuren waren nicht mehr sichtbar, aber ihren Augen traute sie nicht. Auf keinen Fall wollte sie Merle erklären müssen, weshalb sie so traurig aussah. Das wäre nicht fair gewesen.

So genoss sie die nächsten 30 Minuten, während denen sie noch ein letztes Mal etwas in Quidditch im Wandel der Zeiten nachschlug und sich um die Pflanzen kümmerte.

Die Sessel und Sofas um das wärmende Feuer waren trotz der frühen Morgenstunden besser besetzt als angenommen, wobei es Aviana nicht hätte wundern sollen. Der Regen vor dem Fenster wirkte alles andere als einladend für eine Lernstunde am See oder ein Zauberschnippschnapp beim Steinkreis. Zusätzlich waren die Temperaturen in den vergangenen zwei Tagen gefühlt um die Hälfte gesunken, da hielt man sich selbst in den Gängen oder der Bücherei nicht gerne freiwillig auf.

Das Plätschern des Wassers, das stetig und ruhig aus der Kanne in die mit Erde gefüllten Töpfe floss, war jedoch beruhigend und stand im starken Kontrast zu den wütenden Regentropfen, die vom Wind unregelmäßig gegen die Fenster gepeitscht wurden.

Aviana's Gedanken wanderten wieder zu ihrem Vater. Wie das Wetter in Corris wohl gerade war? Musste er in ein paar Stunden ebenfalls bei strömendem Regen gewisse Pflanzen pflegen oder konnte er beim Rasenmähen der Sonne dabei zusehen, wie sie die ersten Vögel weckte?

Zwei Monate. Es waren zwei Monate vergangen, und doch fühlte es sich an wie eine halbe Ewigkeit. Wie hätte er reagiert, wenn er sie das erste Mal auf diesem Besen gesehen hätte? Wenn er miterlebt hätte, wie sie Wasser aus ihrer Zauberstabspitze hatte schießen lassen können?

„Es wird besser mit der Zeit." Die sympathische Stimme der Hufflepuff Vertrauensschülerin riss Aviana aus ihren Gedanken und sie blickte nach rechts in Sloan's schmales, freundliches Gesicht. „Ich kenne diesen Gesichtsausdruck und kann gut nachvollziehen, wie du dich gerade fühlen musst."

„Es ist nur ... ich vermisse meinen Papa gerade so sehr." Aviana wollte nicht weinen, aber die Tatsache, dass Sloan sie darauf angesprochen hatte und nicht Merle, trieben dennoch ein paar wenige Salzperlen über ihre Wangen.

Der Gedanke daran, dass sie sich heute unter normalen Umständen wahrscheinlich gemeinsam mit ihrem Vater in die Küche gestellt und einen Kuchen gebacken hätte, nachdem er von der Arbeit nach Hause gekommen wäre, und diesen spät am Abend bei einem Memory-Spiel genascht hätten, machte die emotionale Gefühlslage nicht gerade besser.

„Und das ist auch okay so. Das zeigt doch, wie lieb du ihn hast. Ich bin mir sicher, dass auch dein Vater dich vermisst. Aber weißt du, was ich auch denke? Dass dein Dad gerade so stolz auf dich ist und sich für dich freut. Dass er es kaum erwarten kann, von dir zu hören, was du hier alles lernst und erlebst."

Durch einen verschleierten Schimmer sah sie das aufrichtige Lächeln der 16-jährigen und nickte durch den sanften Schluchzer.

„Hast du ihm denn schon einen Brief geschrieben? Es gibt ein Dutzend Schuleulen, die du gerne benutzen darfst."

„Ich habe ihm letzte Woche geschrieben."

Sloan legte ihr eine Hand auf die Schultern und erwiderte: „Dann kannst du dich ja jetzt auf einen schönen Antwortbrief freuen. Und wenn's gar nicht geht, dann kannst du dich für Weihnachten immer noch umentscheiden und nach Hause fahren."

Mit einem letzten aufmunternden und vergewissernden Nicken zugleich lächelte sie Aviana an und verschwand dann durch das Fass aus dem Gemeinschaftsraum.

Das warme Gefühl, das sich nun in ihrem Brustkorb ausbreitete, beruhigte Aviana. Ihre Vertrauensschülerin hatte recht. Ihr Vater würde sie auch vermissen, wohl aber genauso sehr lachen, sobald er den Brief las, in dem sie ihm erzählte, wie sie die Kröte mit dem einen Zaubertrank bloß violett färbte, statt dass sie deren Warzen entfernte.

Der Tatsache, dass er nun durch ihre Abwesenheit auch etwas mehr Geld für sich hatte, machte das Festessen am Abend außerdem noch genießbarer als es zu werden versprach und schlussendlich auch war.
Noch nicht einmal das Essen zum Semesterbeginn konnte mit der schieren Menge an Kartoffeln in jeglicher Zubereitungsart, Gemüse jeder Farbe des Regenbogens und Fleisch, das auf jedem Tisch in mindestens fünf Schüsseln angerichtet war, mithalten.

Aviana war sich sicher, dass in ihren Augen das gleiche Glänzen zu finden war wie in Merle's. Bevor sie sich jedoch von allem etwas auf den Teller schaufeln konnten, verlangte Professor McGonagall um ihre Aufmerksamkeit.
Die stets makellos gekleidete Frau blickte unter ihrem Hut mit einem strengen und gleichzeitig stolzen Gesichtsausdruckt, den nur sie tragen konnte, auf die Schüler.

„Bevor wir uns dem Festmahl widmen können, möchte ich auf einige Dinge hinweisen. Ich möchte Sie bitten, keine Speisen in die Gemeinschaftsräume zu schmuggeln. Sie werden hier in Hogwarts keinesfalls einen Hungertod leiden." Ihr Blick schien zwischen den Gryffindors und den Ravenclaws hin und her zu gleiten. „Außerdem bat mich Mr Filch, Sie daran zu erinnern, dass die Weasley Produkte 'Flaschenwetter', 'Instant-Finsternispulver' und 'Bluffknaller' nur außerhalb des Schlosses verwendet werden dürfen, wenn der Drang danach denn so sehr besteht."

Wieder ein Blick zu den Ravenclaws und Aviana meinte, einen schelmisch grinsenden Gabriel zu sehen, wie er einen unscheinbar wirkenden schwarzen Stein vom Tisch in seine Jackentasche gleiten ließ. Als darauf sein Blick ihren traf und er ihr zuzwinkerte, wusste sie mit Sicherheit, dass die Schulleiterin mitunter explizit den Jungen mit den grau-blauen Augen angesprochen hatte.

„Eine Bitte geht auch an all die Geister in diesem Schloss; Bitte halten sie die Streiche an den Schülern auf einem Minimum. Madam Pomfrey hat bereits drei Erstklässler in ihrer Pflege. Eine Schülerin fiel in Ohnmacht, eine weitere hat sich so sehr erschreckt, dass sie rückwärts die Treppe hinunter gefallen ist und beim dritten behandelt Madam Pomfrey gerade eine leichte Hirnerschütterung und Beule, die bei einem ungleichen Duell mit einer Rüstung zustande kamen."

Diese Worte waren etwas härter vorgetragen und doch meinte Aviana ein hämisches Gackern im Kamin schräg hinter ihr zu hören.

Schließlich eröffnete Professor McGonagall das Festessen und an allen Tischen wurde großzügig zugelangt.

Die Stimmung war ausgelassen, das Essen schmeckte köstlich und Aviana lachte soeben laut über Cal's Erzählung, wie er als Dreijähriger in einem Teeshop in Japan unwissentlich den Tee seiner Mutter nach jeder Bestellung erneut kalt werden ließ; als sie an der Schulter angestupst wurde.

„Psst!"

Gabriel stand mit seinem typisch schiefen Grinsen hinter ihr, ehe er sich auf den Platz neben sie setzte und Charles' Quidditch Buch, das sie heute nach dem Essen zurückgeben wollte, von der Bank auf den Tisch neben die Bratensauce legte.

„Hey, Vorsicht, ja? Das ist nicht meins", tadelte Aviana, als er sein Glas daraufhin noch mit Kürbissaft überfüllte.

Sie schnappte das Buch und legte es sicher auf ihren Schoß.

„Du bist ein Quidditch Fan?", fragte er, während er sich einen Stiel Trauben abriss und zwei direkt davon abbiss.

„Du scheinst keiner zu sein, was die wesentlich spannendere Frage ist, wenn man davon ausgeht, dass wohl 90% der Schüler hier den Sport lieben."

„Ach, ist doch nur albernes hinter einem Ball hereilen. Außerdem sind diese Besen echt unbequem und wenn ich mir die begossenen Pudel da hinten so ansehe, dann verwette ich meine Sammlung an Nasch- und Schwänzleckereien darauf, dass die Gryffindors gerade ihre Entscheidung fürs Team bereuen."

Ohne hinzusehen, deutete er mit dem Daumen über seinen Rücken und tatsächlich saß da die Mannschaft um Theodore Manson allesamt zwar in trockenen Klamotten aber einige mit noch immer nassen Haaren, für die die Zeit wohl nicht mehr gereicht hatte. Ganz zu schweigen von den erschöpften Gesichtern der Spieler, die dennoch angeregt miteinander austauschten.

Aviana sah zurück zu Gabriel, der sich nach wie vor genüsslich Trauben in den Mund schob. „Nun, wenigstens hilft so ein Quidditch Team bei der Vergabe des Hauspokals am Ende des Schuljahres. Was ist deine Beteiligung am Schülerleben hier in Hogwarts?"

Gabriel gluckste und erwiderte großspurig: „Ich sorge dafür, dass Filch zu beschäftigt ist, um die kleinen Freuden eines unschuldigen Schülers zu unterbinden. Und bevor du sagst, dass dies vielleicht allen anderen Häusern hilft, nur nicht Ravenclaw, wenn er mich dafür erwischt; lass mich dich an unseren Ausflug in die Küche erinnern."

Er erhob sich, schnippte die letzte Traube in die Luft und fing sie geschickt mit dem Mund. „Ich werde nicht erwischt."

Mit diesen Worten verließ er ihren Tisch wieder und verschwand aus der Großen Halle. Aviana blinzelte einige Male ins Leere und versuchte, nicht darüber nachzudenken, wie sehr sie sich wünschte, dass Filch ihn wenigstens einmal erwischte. Oder darüber, wie gerne sie ihm die Freuden des Zaubersports klarmachen wollte.

Sie konnte sich nicht vorstellen, wie das Gefühl mit dem Körper über dem Boden zu schweben nicht auch die Seele beflügeln konnte. Wie bei Sprints auf dem Besen nichts weiter als pures Adrenalin durch die Adern pumpen konnte. Oder wie man den Wind in den Haaren nicht schätzen konnte.

Dass der Wind in den Haaren aber auch zu viel sein konnte, zeigte ihr der Morgen des ersten Quidditch Matches der Saison einige Tage nach Halloween. Die Bäume des Verbotenen Waldes wiegten sich hin und her, als wären es bloß hoch gewachsene Grashalme, die Fackeln in den Gängen zuckten wilder als sonst und malten dabei schaurige Schattenbilder auf die Wände und der Wind pfiff eine unheimliche Melodie beim Frühstück in der Großen Halle.

Die verschlafenen Gesichter einiger ihrer Mitschüler ließen Aviana erahnen, dass bereits die Nacht sehr stürmisch gewesen sein und dem einen oder anderen den Schlaf geraubt haben musste.

Ebenjene Gesichter waren jedoch schlagartig hellwach, als die entrüstete Stimme von Freddie Eldridge-Weasley erklang. „Wo ist das Rot?" Er kam mit Charles und einem Mädchen mit Zöpfen und Sportuniform auf sie zu und zeigte dabei anklagend auf seine Schwester. „Ich seh kein Rot!"

Aviana erkannte das gespielte Entsetzen auf seinem Gesicht genauso wie Merle, die sich erstmal in aller Ruhe die mit Rührei vollbeladene Gabel in den Mund schob. Alle Anwesenden schienen den Ausbruch richtig interpretiert zu haben. Alle bis auf ...

„Wir wären nach dem Frühstück noch unsere Fahnen holen gegangen", versuchte Cal mit beschwichtigenden Gesten das Fehlen jeglicher Gryffindor-Requisiten zu erklären.

Aviana's, Freddie's und Charles' Mundwinkel zuckten nach oben, während das Mädchen mit den Zöpfen ihn mitleidig ansah. Merle hingegen verzog keine Miene, sondern hob lediglich ihre Schultern. Ohne dabei mit der Wimper zu zucken, meinte sie bloß: „Ich dachte, dass ich mich heute mal in den Slytherin Sektor stelle. Muss ein ganz anderes Feeling sein dort."

Aviana konnte nicht mehr an sich halten und schaffte es gerade noch den Schluck Milch herunterzuwürgen, ehe sie laut prustete. Cal neben ihr schien nun auch zu realisieren, dass es hierbei um das typische Geschwister-Ärgern ging und sah mit roten Wangen zum Ravenclaw Tisch.

Ehe jedoch irgendjemand Weiteres sagen konnte, pfiff der Kapitän der Gryffindors seine Mannschaft an den Eingang der Großen Halle zusammen.

Freddie blickte von Merle zu Manson und dann zurück. Flink packte er das eine Ende von Charles' Schal und warf ihn seiner Schwester zu, deren Reflexe die rot-gelbe Strickware vor einer Landung im Bohnentopf bewahrte.

Charles' Hand war ebenfalls aus seiner Hosentasche geschossen, um den Schal zu retten. Mit einem Grinsen zog er sie wieder zurück, als er sah, dass Merle alles unter Kontrolle hatte. Aus dem Augenwinkel konnte Aviana Sienna erkennen, die die Szene aufmerksam verfolgte. Das Müsli, das sie dabei kaute, musste schon beinahe aufgelöst sein.

„Solange du dabei den trägst, kannst du stehen, wo du willst. Wobei du dann wohl besser noch einen Schutzzauber übst." Mit hochgezogenen Augenbrauen wandte er sich mit seiner kleinen Gruppe zum Gehen und war wenige Sekunden später außer Sicht.

„Der hat einen Gottkomplex, ehrlich", murrte Merle, wickelte sich den Schal dennoch dreimal um den Hals.

Durch die schiere Länge war nun nur noch die Hälfte ihres Gesichtes sichtbar und sie seufzte resigniert, als sie den Teller mit dem letzten unangerührten Bissen Rührei von sich schob.
Das Rot auf Cal's Wangen war indes einem leichten Pink gewichen und er nickte mit einem fragenden Blick Richtung Tür.

„Sollen wir schon gehen? Ich möchte nicht zuhinterst stehen, nur weil es sonst keinen Platz mehr gibt."

Auf dem Weg zum Stadion beneidete Aviana Merle schon beinahe, denn der Kragen ihrer Jacke tat nicht viel, um dem beißenden Wind standzuhalten. Mit den Händen hielt sie ihn fest und zog ihre Schultern hoch, während sie zu dritt über die Brücke zum Tribüneneingang hasteten.

„Slytherin oder Hufflepuff?", fragte Aviana mit einem süffisanten Lächeln an Merle gewandt.

Sie hätte sich durchaus vorstellen können, dass ihre Freundin das nun durchziehen würde, die Rothaarige führte sie jedoch in den gelb dekorierten Sektor und zog den Schal fester um ihren Hals. Die Ränge waren vereinzelt bereits durch kleine Gruppen besetzt, Platz gab es jedoch noch mehr als genug.

„Na wenigstens regnet es nicht", meinte Aviana, als sie auf einer der Bank am vorderen Rand Platz genommen hatten und ein besonders starker Windstoß ihr die Haare ins Gesicht drückte.

Cal's Bemerkung über die dunklen Wolken und den Fakt, dass sie sich in Schottland befanden, überging sie dabei geflissentlich.

Der kleine Zeiger ihrer Armbanduhr stand kurz vor 9 und der große Zeiger bewegte sich langsam auf die 12 zu. Der Gryffindor Sektor war als erster voll und das Meer aus Rot und Gold feuerte sein Team bereits jetzt mit Rufen und Reimen an.

Der grüne Sektor neben den Hufflepuffs und den Gryffindors stand ihnen jedoch in nichts nach. Die Fahnen flatterten wild im Wind und einige hatten sich so sehr ins Zeug gelegt, dass sich nun ein riesiges Banner über eine gesamte Reihe spannte, auf dem zu lesen war 'Gryffindor ohne Tor, Slytherin holt den Win'.

Unter den grün gekleideten Sportfans konnte Aviana keinen Anthony ausmachen. Obwohl es fast unmöglich war, jeden einzelnen Zuschauer auszumachen, war sie sich sicher, dass der junge Slytherin nicht anwesend war – was sie nicht sonderlich wunderte. Anthony hatte nie wirklich interessiert gewirkt, wann immer sie ihn auf Quidditch angesprochen hatte.

Die Ravenclaws zu ihrer Linken waren etwas spärlicher vertreten, weshalb Anouk auch sofort auffiel. Sie saß in der ersten Reihe und hielt eine lustig geformte Kamera in den Händen. Aviana hätte ihren Zauberstab darauf verwettet, dass sie die Bilder an Weihnachten ihrem Vater zeigen würde.

Anouk winkte eifrig, ehe ihre gesamte Aufmerksamkeit den Personen galt, die gerade eben auf den Stadion Rasen traten. Die roten und grünen Umhänge bauschten im Wind und das eine Slytherin Mädchen band sich gerade noch hastig die Haare zusammen.
Aviana erkannte auch Madam Hooch, die mit dem Kapitän der Gryffindors eine Kiste in der Mitte des Feldes platzierte. Sie bedeutete den Spielern sich je in einem Halbkreis um die Kiste zu positionieren und alle bestiegen sogleich ihre Besen.

Aviana's Knie stießen an die Tribünenwand und sie merkte erst jetzt, wie weit sie in ihrem Sitz vorgerutscht und vorgelehnt war. In wenigen Minuten würde sie endlich dieses Spiel mit ihren eigenen Augen verfolgen können. Nicht nur beim Training zuschauen oder darüber lesen, sondern ein echtes Spiel miterleben.

„Wer denkst du landet im Krankenflügel?", fragte Merle und stopfte eine Haarsträhne unter den Schal.

Aviana hätte sich beinahe den Hals ausgerenkt, so ruckartig sah sie zu ihrer Freundin, die diesen Satz nicht nüchterner hätte vortragen können. „Was meinst du? Ich meine, ich habe gelesen, dass es miese Verletzungen geben kann, aber das ist doch Schulsport. Hier gibt es noch ein paar Maßnahmen, um die Schüler zu schützen, oder?"

„Nun, Madam Hooch greift vielleicht etwas früher ein, aber ansonsten bleibt es eben einfach Quidditch. Sieh dir an, wie sich die Beiden die Hand geben. Würd' mich nicht überraschen, wenn einer der Slytherins Manson mit seinem eigenen Schläger das Licht ausknipsen würde."

Aviana schluckte einmal schwer und wandte sich wieder den beiden Mannschaften auf dem Boden zu.

„Auf meinen Pfiff!", klang Madam Hooch's Stimme entfernt durch den Wind.

Aviana hielt die Luft an, als der Pfiff durch das Stadion hallte, und die Spieler schossen in die Höhe. Die Fluglehrerin entließ die Klatscher aus ihren Einschnürungen und einige Sekunden später war auch der Snatch aus aller Augen verschwunden.

„Der Snatch ist frei, kommt der Quaffel, beginnt das Spiel!", hallte eine junge Stimme durch das Stadion.

Madam Hooch warf den großen purpurnen Ball hoch in die Luft und Freddie und eine Slytherin Spielerin stoben auf ihn zu.

„Slytherin in Ballbesitz! Celia Tusker kommt an Eldridge-Weasley vorbei, zwischen Manson und McLaggen hindurch. Die ist schnell, sag ich euch. Manson nimmt mit dem Wind um Rücken die Verfolgung auf."

Aviana wusste nicht, wo sie hinschauen sollte. Auf die kanonenschnelle Slytherin Jägerin, auf die konzentrierte Gryffindor Hüterin oder den Treiber der rot-goldenen Mannschaft, der gerade mit seinem Schläger ausholte.
Cal zu ihrer Linken krallte sich in die Bank.

„Uff! Der war knapp. Gut gezielt Crane. Tusker lässt den Quaffel fallen, Manson schnappt ihn sich. Das Gryffindor Team ist eingespielt. Manson zu McLaggen, McLaggen zu Eldridge."

„Komm schon Freddie!", stieß Merle hervor und hielt sich an Charles Schal fest.

„Gleen versperrt den Weg, Eldridge passt zurück an McLaggen. McLaggen ersetzt übrigens Olivia Santoz, die letztes Jahr ihren Abschluss gemacht hat. Ob er mit ihrer Präzision mithalten kann?"

Der nächste Klatscher surrte durch die Luft, Charles duckte sich darunter durch und stob vorwärts. Freddie sah den Klatscher etwas zu spät und konnte den Besen nur noch hochreißen, um ihm zu entkommen.

„Eldridge lässt McLaggen vor Doyle allein. Nur noch wenige Meter. Bringt er den Quaffel durch einen der Ringe? Phoebe Higgs ist ihm auf den Fersen. Sie hat ihn schon fast erreicht. Manson kann wohl kaum mehr aufschließen."

„Noch nicht, noch nicht", ereiferte sich Merle neben Aviana und saß nun auf den letzten drei Zentimetern der Bank.

Charles holte aus und die Rothaarige stöhnte auf. „Nein, du bist doch noch viel zu weit weg."

„Der 12-jährige McLaggen versucht es aus einer 15 Meter Entfernung."

Der Quaffel segelte durch die Luft in dem Moment, in dem Phoebe zu Charles aufgeschlossen hatte, aber der Schuss war nicht kraftvoll genug. Doyle hatte genügend Zeit, um von seinem Platz beim rechten Tor zum linken zu fliegen.

Die Slytherin Zuschauer pfiffen anerkennend, die Gryffindors stöhnten auf und auch Aviana, Merle und Cal setzten sich enttäuscht mit einigen anderen Hufflepuffs wieder hin.

„McLaggen wird wohl erst noch etwas seine Muskeln trainieren müssen. Was er an Geschwindigkeit und Geschick aufweist, fehlt ihm dafür an Kraft. Quaffel zurück im Besitz der Slytherins. Die verlieren keine Zeit. Higgs zu Walsh, der lässt Bratsbury mit einem verwirrten Gesichtsausdruck hinter sich. Pass vor der Mittellinie an Tusker. Tusker klemmt ihn sich unter den Arm und fliegt. Und wie sie fliegt. Dieses Mädchen ist der Wahnsinn. Manson und McLaggen ziehen nach. Sogar Crane ist zur Stelle. Jungs, wenn ihr eingreift, dann jetzt. Manson ist gleichauf. Wenn sie jetzt schießt, könnte es klappen. Sie hat den Quaffel in der Hand. Manson greift danach und ... Tusker lässt ihn fallen – geradewegs in Walsh's Hände. Der holt aus und verwandelt diese wunderbar ausgeführte Porskoff-Täuschung in ein zehn zu null für Slytherin! Was für ein cleverer Zug!"

Das Meer aus Grün schlug tosend Wellen und das Banner zitterte noch wilder, als es das bei dem zunehmenden Wind ohnehin bereits tat.

„Das ist aber ich nicht ganz fair. Die Slytherins haben Rückenwind! Schau dir mal an, wie Freddie sich durch den Gegenwind kämpfen muss", grummelte Merle laut, damit Aviana sie hören konnte.

Es stimmte, Merle's Bruder schien es nicht ganz so leicht zu haben, mit dem Ball, der ihm von Charles zugeworfen war, in die gegnerische Zone zu gelangen. Dennoch bewies er gerade in diesem Moment, dass auch er seinen Platz in diesem Team mehr als verdient hatte.

„Eldridge rettet sich mit einer sagenhaften Faultierrolle vor dem gleichermaßen gekonnten Klatscher-Rückschlag von Linda O'Connor. Die beiden Teams schenken sich echt nichts."

„Dein Bruder ist der Wahnsinn!", rief Aviana.

Merle nickte, brach Sekunden später jedoch in Jubel aus, als Doyle den Quaffel um Zentimeter verfehlte und der Junge am Megafon den Stand «zehn zu zehn» verkündete.

Ausgleich.
Dass danach ein Tor nach dem anderen sowohl auf der einen als auch der anderen Seite fiel, unterstützte die Aussage des Kommentators umso mehr. Die Slytherins und Gryffindors waren wirklich alle in top Form.

Charles hatte sich mittlerweile auch besser ins Spiel eingefunden und konnte sich nach einer dreiviertel Stunde bereits vier Tore zuschreiben.
Der Wind stetig zunehmende Wind machte das Spiel jedoch auch frustrierend, denn die Pässe zwischen den jeweiligen Jägern verfehlten immer öfter ihr Ziel.

„Über 90 Minuten sind bereits gespielt. Keiner der Sucher hat bisher Anzeichen gemacht, den Snatch gesehen zu haben. Kommt schon Leute, hier wird's langsam echt ungemütlich."

Wenn es die zerzausten Spieler nicht zeigten, dann waren es Aviana's Hände, die sich anfühlten, als hätte sie diese eine halbe Stunde in Eiswasser gehalten. Das Spiel ansonsten ging so schnell voran, dass es teilweise noch nicht mal möglich war, den Jägern und Treibern zu folgen.

Im Buch hatte sie gelesen, dass solche Spiele mehrere Stunden, wenn nicht sogar Tage oder Wochen dauern konnten. Aviana konnte nur hoffen, dass sie bei dem längsten Match, das drei Monate gedauert hatte, besseres Wetter gehabt hatten. Und sie konnte nur hoffen, dass das heutige Spiel keinen neuen Rekord aufstellen wollte.

Mit den verstreichenden Minuten standen Cal, Merle und Aviana immer näher beieinander und der Kommentator verlor stetig an Enthusiasmus. „Gryffindor geht mit zehn Punkten in Führung. Während die Slytherins und wir Zuschauer das Ende herbeisehnen, scheinen die Löwen gerade erst so richtig aufzudrehen. Kommt schon Mädels, holt euch endlich diesen Snatch."

Die Erschöpfung trat dennoch schon bald auch bei den roten Spielern ein und Aviana fragte sich, ob der Junge am Mikrofon eingeschlafen war, denn auf Madam Hooch's Pfiff dauerte es sicher weitere fünf Sekunden, ehe er es begriff.

Es war das schwarzhaarige Mädchen der Slytherins, das große Kreise flog und dabei den kleinen goldenen Ball in die Luft reckte.

„Zippora Chatsworth fängt den Snatch! Ich könnte sie küssen. Somit steht 280 zu 150 und Slytherin gewinnt das Match!"

Die unweigerlich präsenten Buhrufe der Gryffindor Schüler waren durch den Wind und den tosenden Applaus der grünen Schar nicht auszumachen und Aviana fühlte sich von der Freude der Slytherins angesteckt.
Wäre sie nicht beinahe festgefroren hätte sie vielleicht sogar mit geklatscht, denn das Spiel war einsame Spitze gewesen und Slytherin hatte verdient gewonnen.

„Die haben's nicht verdient!", wetterte Merle zum dritten Mal, als sie eine Stunde später zu dritt bei je einer großen Tasse heißer Schokolade aus der Küche auf Aviana's Bett saßen.

„Ach komm Merle, sie haben genauso gut gespielt wie Freddie und Co."

„Diese Chatsworth hat den Snatch nur gefangen, weil's ihn ihr in die Hand gewindet hat", bestand ihre beste Freundin auf ihrer Meinung.

„Ehrlich Merle, das weißt du nicht. Und selbst wenn, das hätte auch Sabine Clifford passieren können. Hättest du dich dann auch so aufgeregt?"

Das aufgebrachte Mädchen nahm einen großen Schluck ihrer Schokolade und wischte die Schlagsahne auf ihrer Oberlippe mit der Zunge weg. Seufzend stellte sie sich Aviana's tadelndem Blick.

„Nein, wahrscheinlich nicht. Aber du hast auch gesehen, wie Walsh versucht hat, Charles einen Faustschlag ins Gesicht zu verpassen, oder?"

Aviana wusste, dass auch Merle wusste, dass dies kein Foul war, sofern kein Kontakt zustande kam. Aber Aviana wusste auch, dass sie zurzeit hätte sagen können, was sie wollte, es hätte Merle's Meinung nicht beeinflusst. Außerdem war dieser Zug vom Slytherin'schen Jäger – ob nun legal oder nicht – wirklich alles andere als löblich gewesen.

So ließen sie die Diskussion auf sich beruhen und begnügten sich damit, den Rest des stürmischen Tages mit Kartenspielen und ungezwungenen Quizfragen zu einigen Fächern zu verbringen.

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So meine Lieben. Das war mal wieder ein etwas längeres Kapitel.

Ich hoffe, dass ich euch damit jetzt nicht vollkommen überrumpelt habe.

Aber ein Quidditch Match – vor allem das erste der Saison– ohne ein bisschen Beschreibung dazu geht einfach nicht.

Wir sind nun also voll und ganz in Hogwarts angekommen und begleiten Aviana durch ihr erstes Jahr. Halloween ist vorbei, nun steuern wir auf Weihnachten zu.
Was glaubt ihr, geht Aviana nach Hause, oder bleibt sie in Hogwarts?
Wir finden's heraus in ein paar Kapiteln.

Die Widmung geht heute an @cxrls_ weil Charles ;-P
Er ist kein Wunderkind, aber ich hab so eine Idee, dass dir das genau so passt.

Bis zum nächsten Kapitel wünsche ich euch eine wunderbare Woche, vergesst die Sonnencreme nicht (sofern es bei euch noch so schön bleibt die nächsten Tage) und macht jemandem doch mal ein Kompliment :-)

Glg
Eure Stephie

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