Nacht
Der Werwolf legte seine Hose ab, faltete sie in aller Ruhe zusammem und erhob sich, um das alte Stück Stoff auf einem Stuhl abzulegen. Dass Hermines Blick ihm dabei unsicher folgte, genoss er heimlich grinsend, fasste dann den Entschluss, sie noch ein wenig aufzuziehen. "Gefalle ich dir, Granger?", stichelte er provokant.
Hermine schüttelte den Kopf. "Nicht im Geringsten!" Glatt gelogen. Aber das musste der Mann vor ihr ja nicht wissen.
Fenrir verengte die Augen, knurrte fast unhörbar und setzte sich wieder aufs Bett. Diese Antwort gefiel ihm nicht, obwohk er ihre Lüge förnlich riechen konnte.
Sie wand den Blick ab, um ihn ihr amüsiertes Grinsen nicht sehen zu lassen. So leicht also konnte man einem Fenrir Greyback den Wind aus den Segeln nehmen, dachte sie jedenfalls. Innerlich klopfte sie sich auf die Schulter.
Ein leises: "Dann muss ich ja diese Nacht keine Kuschelversuche fürchten", welches gespielt erleichtert und froh klang, ruinierte ihr den Triumph und hinterließ ein unangenehmes Kribbeln in ihren Wangen. Sie versuchte mit aller Macht die aufsteigende Röte zurückzuhalten.
Sie schnaubte ärgerlich. "Keine Sorge! Ich habe bestimmt nicht vor, ausgerechnet mit ihnen zu kuscheln!", schoss sie scharf zurück, ihre Scham mit Wut versteckend
Fenrir lachte tief auf. "Ich vergaß, dass sie lieber mit Weasley kuscheln!", raunte er grinsend und selbstgefällig, Hermine wandte den Blick ab. Die Erinnerung an Ron missfiel ihr sichtlich. "Das geht sie nichts an Greyback!", fauchte sie leise und weit weniger fest, als es ihr lieb gewesen wäre. Schützend verschränkte sie die Arme und kuschelte sich dann unter die Decke.
Er zog die Augenbrauen hoch und legte seinen stechenden Blick auf sie, das Grinsen blieb bestehen und versteckte die wölfische Optik. "Ist die kleine rosa Blümchenwelt nicht mehr heile?", ätzte er böse, wieder erinnerte er sie an Snape, allerdings an den bösartigen aus ihrer Schulzeit.
Sie schüttelte den Kopf, um die trüben Gedanken zu vertreiben und ihre Wut zu unterdrücken. "Das geht sie beim besten Willen nichts an", widerholte sie bemüht ruhig, schloss dann die rehbraunen Augen und drehte sich weg, um ihm zu zeigen, dass dieses Gespräch-wenn man es denn so nennen wollte- beendet war.
Fenrir grunzte neben ihr amüsiert, nahm es aber wortlos hin. Sie hörte, wie er sich die Decke überzog, sich wegdrehte, dann war es still. Nur sein schwerer, ruhiger Atem füllte den Raum. Es dauerte noch etwas, bis auch Hermine endlich schlief und sich von diesem Tag erholen konnte.
Sie schlief nicht besinders fest, das tat sie seit dem Krieg nicht, und drehte sich ab und an im Bett hin und her, doch wachte sie nicht auf. Die Nacht im Dorf der Wölfe war still, kein Geräusch drang in die Hütte. Nur neben ihr nahm sie unterschwellig ein leises Schnarchen wahr, das so eintönig war, dass es mit ihrem Traum verschwamm.
Am Morgen wurde sie durch ein paar Sonnenstrahlen geweckt, die durch das Fenster der Hütte in ihr Gesicht schienen. Verschlafen blinzelte sie, schälte sich halb benommen aus der angenehmen Wärme der Decke und schwang die Beine aus dem Bett. Sie rieb sich die Augen und sah sich um, blinzelte und realisierte erst jetzt, wo sie sich eigentlich befand. Für einen Moment konnte sie das große Bett in der hölzernen Hütte und den Teppich aus Schafsfell nicht zuordnen, doch das laute Rufen draußen, gefolgt von einem ärgerlichen Knurren brachte die Erinnerung jäh zurück.
Ihr Blick fiel auf die leere Bettseite neben sich. Die Nacht war ungewöhnlich ruhig gewesen, ruhiger als sie erwartet hätte und darüber war sie ehrlich erleichtert. Ihre Befürchtungen, die Nähe des Wolfes nachts zu suchen oder aufgrund eben jener Nähe zu einem gefährlichen Mann nicht schlafen zu können, bewiesen sich als unwahr.
Ein leises Gähnen entwich ihr beim Aufstehen, dann schnappte sie sich ein frisches Shirt und neue Unterwäsche, vergewisserte sich, dass niemand sie beobachten konnte und zog sich in Windeseile um. Die Hose von gestern zog sie sich wieder über die Beine und begab sich dann mit ihrer Badtasche in das kleine, gekachelte Zimmer gegenüber des Schlafzimmers. Auf der Hütte musste ein Ausdehnungszauber liegen, von außen hätte sie kaum mehr als zwei kleine Kammern vermutet.
Es erschreckte sie, wie sehr sie sich hier benahm, als wäre es ihr zu Hause und keineswegs das eines Fremden, der von der Zauberergesellschaft als höchst gefährlich eingestuft wurde. Sollte sie nicht stattdessen Furcht empfinden oder wenigsten den Drang, ständig wachsam zu sein? Nein. Bisher jedenfalls hatte man ihr keinen Grund gegeben, sich bedroht zu fühlen oder einen Angriff zu fürchten, bis auf die provozierenden und herausfordernden Kommentare des Alphas. Sie verstand den Mann nicht. Dass es ihm Spaß bereitete, mit ihrer Geduld zu spielen und sie herauszufordern, war ihr durchaus bewusst und doch achtete er gewissermaßen auf sie. Er berührte sie nicht, obwohl er es die ganze Nacht gekonnt hätte, hielt mit seiner Anwesenheit in ihrer Nähe dumme Kommentare ab und irgendwie fühlte sie sich fast schon willkommen, obwohl man ihr nicht mal groß Beachtung schenkte. Vielleicht war es genau das, was sie sich willkommen fühlen ließ. Die ständige Aufmerksamkeit durch die Medien und Reporter wie Rita Kimmkorn-die sie abgrundtief hasste, es ihr aber aus Höflichkeitsgründen nie sagte- nervte sie nur noch und sie war froh, dem hier in diesem Dorf entkommen zu können. Auch gab es hier keinen aufgeblasenen Rothaarigen, der seine Zeit hauptsächlich damit verbrachte, ihr vorzuschreiben, wie sie die ihre am besten zu nutzen hatte nicht, dass sie darauf auch nur einen Pfiff geben würde.
Sie putze ihre Zähne und wuschs ich das Gesicht, Make-Up verwndete sie keines. Im Wald brachte es wohl kaum etwas und wie eine Horde Werwölfe ihr Äußeres beurteilte, interessierte sie herzlich wenig. Generell war ihr die Meinung anderer inzwischen weit weniger wichtig, als es zu ihrer Schulzeit der Fall gewesen.
Die Schultern straffend und den Blick hebend verließ sie die Hütte und sah sich um.
Der Platz vor der Hütte war leer, erst ein wenig weiter im Dorf wuselten die Werwölfe umher, sie vernahm das Lachen spielender Kinder und die mahnenden Worte der Eltern. Einer der Männer, den sie gestern beim Abendessen in Augenschein genommen hatte, hackte Holz, welches ihm ein andere hinlegte.
Eine braune Wölfin trat aus den Büchen, zerrte ein erlegtes Reh hinter sich her und wurde mit Jubel begrüßt. Auch die anderen Jäger erhielten Lob, als sie das Reh zu einer recht breiten Hütte schliffen, in der bereits eine Frau und ein Mann darauf warteten, das Reh zu köstlichen Speisen zuzubereiten. Fasziniert beobachtete sie den Dorfalltag, bis eine Präsenz hinter erschien.
"Granger. Du wirst dich nützlich machen."
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