»Last night I dreamt that somebody loved me«
„Ich verschwinde hier", verkündete Sebastian, sobald Jim an seiner geöffneten Zimmertür vorbei lief, und sah auf, nachdem er etwas in seinen Rucksack gestopft hatte, der auf dem Bett platziert war, auf welchem Jim vor kurzer Zeit ebenfalls noch gelegen hatte. „Kommst du mit?"
„Ich wollte gerade zusammenpacken."
Einige Minuten später schritten sie schon über den dunklen Flur - Jim hatte sich seine Tasche über die Schulter geschwungen und Sebastian seinen Rucksack. Der Kleinere wollte sofort zur Treppe laufen, doch Sebastian hielt ihn zurück, als er vor einer weiteren verschlossenen Zimmertür stehenblieb. „Ich will Severin wenigstens fragen, ob er mitkommt."
Jim verdrehte die Augen. „Du weißt doch schon, was er sagen wird."
„Ja." Sebastian klopfte gegen das Holz und die Tür schwang im gleichen Moment auf, als hätte Severin nur darauf gewartet. Vielleicht war er auch Jims und Sebastians Unterhaltung gefolgt, immerhin stand letzter direkt vor seiner Tür.
Severin sah besorgt aus. „Dad fährt Natalie gerade nach Hause. Er meinte, er möchte mit uns reden, wenn er wieder da ist."
„So ein Pech, dass ich dann nicht mehr da sein werde. Jim und ich nehmen den Nachtzug zum Internat. Du kannst mitkommen, du kannst aber auch hierbleiben und Dads Monolog lauschen."
Severin biss sich auf die Unterlippe und warf einen kurzen Blick in sein Zimmer, das nur von einem Laptop auf seinem Bett beleuchtet wurde, der aufgeklappt dort lag. „Ich weiß nicht... Dad wird sich Sorgen machen, wenn wir einfach so verschwinden."
Sebastian schnaubte und lehnte sich an den Türrahmen. Jim bemerkte, dass er dennoch weiterhin größer als sein Zwilling war, denn Severin wirkte beinahe eingeschüchtert und stand leicht geduckt da, als wolle er Sebastian nicht das Gefühl vermitteln, er wäre eine Bedrohung. „Du kannst ihm ja eine Nachricht hinterlassen. Vermutlich ist er sowieso froh, wenn er das Gespräch, welches er angekündigt hat, nicht führen muss."
Severin schüttelte langsam den Kopf. Das künstliche Licht des Laptops erhellte seine Silhouette von hinten, doch sein Gesicht lag für Jim im Dunkeln verborgen da - Sebastian, der näher an Severin stand, konnte wohl besser in seinen Zügen lesen. „Ich komme nicht mit, Sebastian. Und du solltest auch hierbleiben. Ich glaube, es ist Dad wirklich wichtig, dass wir das klären."
Sebastian wandte sich wortlos von ihm ab und lief zu Jim, der am Treppenabsatz auf ihn wartete.
Wenig später fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss. Für einen kurzen Moment standen sie in absoluter Dunkelheit da, dann erwachte flackernd eine Lampe über der Haustür und erleuchtete ihnen den Weg für einige Meter. Es war kalt. Sehr sogar. Der Wind schnitt durch Jims dünne Jacke, doch er ließ sich nichts anmerken.
„Wie möchtest du überhaupt zum Bahnhof kommen?", fragte er und verfluchte sich selbst, dass ihm dieses Problem erst jetzt aufging.
Sebastian ließ den Blick über die halberleuchtete Kiesfläche wandern. Nur noch ein Auto, das von Willard, stand dort und Jim spielte mit dem Gedanken, es einfach kurzzuschließen - so schwierig konnte das ja nicht sein, aber er bezweifelte, dass Sebastian dies zulassen würde.
„Ich weiß nicht", antwortete ebenjener schließlich langsam und fügte etwas zögerlich hinzu: „Taxi?"
Jim schüttelte nur den Kopf, widerstand dem Drang, seine Handfläche auf seine Stirn treffen zu lassen. „Das meinst du jetzt nicht ernst, oder?"
„Ich habe schon öfters Taxis hierhergerufen", verteidigte Sebastian sich und zückte bereits sein Handy.
„Das dauert aber viel zu lang, du Trottel", stellte Jim trocken fest. Von hinten legte sich ein Gewicht auf seine Schulter und er sprang beinahe in die Luft vor Überraschung. „Scheiße!", stieß er aus und trat ärgerlich zur Seite, drehte sich um, um Willard ins Gesicht zu blicken, der entschuldigend lächelte.
„Tut mir leid", sagte er. „Ich wollte dich nicht erschrecken."
„Hast du nicht." Keiner der Beiden schien das wirklich überzeugend zu finden, denn eigentlich war es bereits zu spät, um es zu leugnen, doch Jim blieb bei seiner Aussage.
„Wenn du mich jetzt versuchst zu überreden, zu bleiben, dann kannst du gleich wieder schlafen gehen, Willard."
Willard seufzte und legte einen Arm um Sebastians Schultern. „Ich versuche gar nichts mehr bei dir, du Sturkopf. Aber ich kann euch zum Bahnhof fahren." Damit zog er seine Autoschlüssel aus der Hosentasche (aus irgendeinem Grund war er bereits vollbekleidet, also wartete er möglicherweise schon eine Weile) und wedelte damit vor Sebastians Nase herum.
„Ich... danke. Aber Dad wird dir die Hölle heiß machen, wenn du uns hilfst." Sebastian seufzte und nahm Willards Arm von seiner Schulter.
„Ach, komm, Sebastian", mischte Jim sich ein. „Wenn er uns unbedingt fahren will, dann lass ihn doch. Ich werde den Weg sicher nicht laufen."
„Mehr als feuern kann mich Augustus gar nicht", hängte Willard noch an und grinste. „Aber das hat er schon so ungefähr fünfzehn Mal getan und trotzdem bin ich noch hier."
Dann stiefelte er auf seinen Wagen zu.
Jim und Sebastian sahen sich an. Jim zuckte mit den Achseln und folgte dem persönlichen Assistenten von Sebastians Vater.
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Die Fahrt verlief schweigsam. Sie fuhren ungefähr fünfzehn Minuten zum Bahnhof, während denen Sebastian nervös mit seinen Fingern auf seinem Oberschenkel trommelte und immer wieder aus seinem Fenster in die Nacht blickte, vielleicht in der Erwartung, dass sein Vater ihnen entgegen kommen würde.
Willard entließ sie an einem großflächigen Bahnhof, der allerdings beinahe menschenleer war. „Passt auf euch auf", sagte er und zog Sebastian zum Abschied in eine Umarmung. Jim trat vorsichtshalber einen Schritt zurück und hob die Hand.
„Danke fürs Fahren", murmelte Sebastian.
Willard lächelte erneut und klopfte dem Blonden dann auf die Schulter und in diesem Moment sahen die Beiden eher wie Vater und Sohn aus, als Augustus und Sebastian es taten.
Ein Zug fuhr geräuschvoll ein und hielt ebenso laut mit kreischenden Rädern.
„Wenn wir Glück haben, ist das der richtige Zug", bemerkte Sebastian und drehte sich noch einmal zu Willard. „Wir sehen uns. Und wenn nicht, dann werde ich zumindest anrufen. Pass auf, dass du die Nacht überlebst."
Willard fuhr Sebastian durch die blonden Haare, woraufhin er seine Hand fortschlug und dann leicht lächelnd Abstand nahm. „Bis dann! Komm, Jim."
„Ich würde gern noch ein kurzes Wort mit Jim wechseln", hielt Willard ihn jedoch zurück.
Jim atmete genervt durch.
„Der Zug ist schon da", warf er ein, denn er wollte nicht noch länger an diesem Ort verweilen, wo seine Möglichkeit, zurück zu weniger komplizierten Familienverhältnissen zu kehren, nur wenige Meter entfernt war.
„Der bleibt hier noch mindestens sieben Minuten stehen. Es dauert nicht lang."
Unwillig verzog Jim das Gesicht, wog den Kopf hin und her und drehte sich dann zu Sebastian: „Geh schon einmal vor. Bin in zwei Minuten bei dir."
Sein Freund hob nur die Schultern, winkte Willard noch einmal zu und wandte sich dann ab, um die wenigen Treppen zur Bahnplattform hinauf zu steigen.
Jim richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Willard und verschränkte die Arme. „Jetzt kommt vermutlich eine Rede, dass Sebastian wie ein Sohn für dich ist und dass ich bloß auf ihn aufpassen soll. Aber da ich bisher nicht geplant habe, ihm irgendwas anzutun, können wir das hier auch abkürzen."
„Ich denke, du bist ziemlich klug", sprach Willard unbeeindruckt von Jims Ansprache und er wirkte ziemlich ernst, obwohl er die meiste Zeit über nur zu grinsen schien. „Und du hast sicher schon bemerkt, dass Sebastian dich ziemlich schätzt-" Jim schnaubte als er daran dachte, wie Sebastian ihn an sich gedrückt und geküsst hatte, unterbrach Willard jedoch nicht - „und wenn du das ausnutzen solltest, dann werde ich in euer Zimmer einsteigen und dich mit meinen eigenen Händen erwürgen."
Jim hob einen Mundwinkel. „Du bist nicht der erste, der mir mit dem Tod droht, also schwächt das die Wirkung dieses Vortrages ziemlich, aber ich schwöre hoch und heilig, dass ich sicher nicht vorhabe, Sebastian zu irgendetwas zu zwingen, solltest du das meinen."
„Ich meine, dass du ihm nicht wehtun sollst", stellte Willard klar, was Jim beinahe zum Lachen brachte.
„Ich bin mir sicher, dass Sebastian dir für diese Ansprache sehr danken würde. Immerhin kann er sich ja unmöglich selbst verteidigen. Ich würde es jedoch bevorzugen, diesen Zug nun zu nehmen, denn alles, was du mir sagen willst, haben dreihundert Väter aus Kitsch-Filmen schon vor dir gelehrt."
„Du gefällst mir", sagte Willard und grinste. „Kommt gut zum Internat!"
Nach diesen Worten drehte er sich um, marschierte zu seinem Auto und stieg ein. In der Nacht heulte der Motor überdeutlich laut auf und Jim beobachtete noch, wie Willard davonfuhr, ehe er sich ebenfalls auf dem Weg machte.
Sebastian wartete vor dem Zug auf ihn, starrte in die Luft, als würde er über etwas nachdenken.
Als er Jim kommen sah, setzte er schnell ein Lächeln auf und deutete auf die Tür. „Habe uns einen Waggon freigehalten."
„Wirklich nett von dir."
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„Glaubst du, das Tor zur Schule ist um diese Uhrzeit überhaupt offen?", fragte Jim und legte seine Beine auf den Sitz, der gegenüber dem seinen war.
Sebastian tat es ihm gleich - es war niemand da, der sie hätte belehren können. Jim hatte auf der Bahnhofuhr sehen können, dass es bereits halb drei war und wenn noch mehr Leute mit diesem Zug fuhren, dann hatten sie sich ebenso wie Sebastian und Jim ein eigenes Abteil genommen.
„Keine Ahnung. Wenn nicht müssen wir im Wald schlafen", scherzte Sebastian.
„Klar", schnaubte Jim. „Aber auch nur, wenn du mir deine Jacke gibst, weil ich nämlich sonst erfriere."
„So kalt ist es auch nicht... Warte, mich würdest du also erfrieren lassen?!" Sebastian legte den Kopf zur Seite, sodass auch sein Grinsen schief wirkte.
„Ob du erfrierst, wäre deine Sache. Immerhin sollte Körperwärme bis zu einem gewissen Grad auch vor Erfrierungen schützen." Jim wackelte mit den Augenbrauen, doch Sebastian sprang nicht auf seine provokante Art an.
Stattdessen bemerkte Jim wie der Blonde seine Hände in seinem Schoß verkrampfte, sie schließlich zu Fäusten ballte. Jim legte die Stirn in Falten. „Alles in Ordnung?"
Sebastian lockerte eine seiner Hände und griff in seine Jackentasche. Er zog ein ovales goldenes Medallion hervor und hielt es Jim hin. Verwirrt nahm er es an und besah es sich näher. Es war ein filigranes Teil mit eingravierten verschlungenen Mustern und kleinen Edelsteinen, die das Licht reflektierten und eine Art Rahmen bildeten. Jim bemerkte die Öffnung erst nach kurzem Suchen und als er es aufklappte, grinsten ihn zwei kleine Jungen und ein Mann, der wohl Augustus Moran während seiner besseren Tage war, an.
„Was ist das?", fragte Jim, obwohl er sich ja schon denken konnte, dass das kleine Bild die Zwillinge mit ihrem Vater darstellte.
„Es gehörte meiner Mutter", erklärte Sebastian und nahm ihm das Schmuckstück dann vorsichtig wieder aus der Hand. „Dad hat es mir heute Morgen vor das Zimmer gelegt. Mein Geburtstagsgeschenk. Ich dachte, er wollte mir vielleicht einmal in seinem Leben eine Freude bereiten, aber jetzt weiß ich nicht mehr, ob er es nicht einfach loswerden wollte."
Jim schwieg, weil er nicht wusste, was er sagen sollte. Er glaubte nicht, dass das Augustus' Beweggründe gewesen waren - andererseits verstand er kaum etwas von solchen Dingen.
Sebastian seufzte und fuhr mit den Fingerkuppen die Gravierung nach. „Es tut mir leid, Jim."
„Schon gut - ich glaube, das Ganze war nur fair nachdem du bei mir auch so ein Familiendrama erlebt hast."
Sebastian blickte zur Seite, aus dem Fenster hinaus, sah vermutlich doch nichts, außer sein Spiegelbild, weil es zu dunkel draußen war und der Zug hell erleuchtet. „Das meinte ich nicht."
Jim blinzelte. Das verstand er nicht. „Was-?"
„Es tut mir leid, dass ich dich geküsst habe", unterbrach Sebastian ihn bevor er seine Frage zu Ende stellen konnte. „Das war falsch. Ich will nicht, dass es alles kaputt macht - unsere Freundschaft und... und das mit Isaac und - einfach alles!"
Jim glaubte nicht, was er da hörte. War das Sebastians Ernst?
„Deshalb - und ich weiß, das klingt bescheuert - aber ich möchte einfach, dass wir, ich weiß nicht, die Sache vergessen. Es ist besser. Ich glaube nicht, dass es sonst funktionieren würde. Ich will einfach nicht, dass alles unnötig kompliziert wird. Das verstehst du doch, oder?" Sebastians Atmung war beschleunigt, als wäre er soeben gerannt und Jim schrieb das der Nervosität zu, die sich auch dadurch ausdrückte, dass er sich immer und immer wieder durch die Haare fuhr.
Wenn er weiter so macht, wird ihn das Haareraufen irgendwann die Haare kosten, dachte Jim. Das wäre schade, wo sie so schön weich sind.
„Jim?"
Er blickte auf. Jetzt hatte er schon wieder etwas verpasst, weil er in Gedanken verloren gewesen war. Oder hatte er etwas verpasst? Nein, das letzte, was Sebastian gesagt hatte, war eine Frage gewesen. Er erwartete also eine Antwort von Jim.
Schon komisch. Jim konnte die Nervosität Sebastians aus dessen Gestik und Mimik lesen, seine Unsicherheit daraus, dass er seine eigenen Handgelenke umklammerte und dass ihm diese Situation nicht gefiel, seine innere Unruhe, bemerkte er an der Art, wie er auf seinem Sitz hin und her rutschte, nicht in der Lage, still zu sitzen. Aber er wusste nicht, was er fühlte. Ob er überhaupt etwas fühlte.
„Können wir weiter... einfach nur Freunde sein?" Sebastian lächelte leicht. Vielleicht war es dieses Lächeln. Dieses verdammte Lächeln, das ihn völlig aus der Fassung brachte.
Er bemerkte kaum, wie er aufsprang und die Hände zu Fäusten ballte. „Du hast wirklich Nerven, Sebastian", knurrte er, registrierte am Rande, dass der Zug in einen Bahnhof einfuhr, langsamer wurde. „Du tust so, als hätte ich dich plötzlich geküsst, als wäre es meine Entscheidung gewesen. Als wäre ich der, der alles verkompliziert hätte. Und ich habe es satt, dass alles immer meine Schuld ist. Aber Sebastian, und das kannst du mir glauben, das lasse ich mir nicht in die Schuhe schieben! Du wirst nicht einfach davonkommen. Du wirst mich nicht so stehen lassen!"
„Jim, bitte, das ist - du verstehst das falsch. Du musst doch verstehen, dass es zwischen unserer Freundschaft stehen würde. Ich meine, Freunde küssen sich nicht und außerdem habe ich Isaac-"
„Oh. Richtig. Isaac." Jim lächelte kalt auf Sebastian nieder und vielleicht war der Instinkt des Blonden besser als erwartet, denn seine Gesichtszüge versteinerten sich und seine Hände ballten sich erneut zu Fäuste. „Was würde dein niedlicher Freund wohl sagen, wenn er wüsste, was du getan hast? Immerhin hast du ihn betrogen, nicht wahr? Armer Isaac..."
Sebastian sprang auf und packte Jim am Kragen, wirbelte ihn herum und presste ihn gegen das Glas des Fensters. Und plötzlich waren sie sich wieder so nahe, aber diesmal war es anders. Hätte Sebastian ihn nicht fest im Griff gehabt, wäre Jim mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ihn losgegangen. Hätte ihm dieses blöde Lächeln aus dem Gesicht gewischt, das dort gar nicht mehr war, aber es ging ihm ums Prinzip. Ja, diese Nähe war anders. Diese Nähe schürte in Jim einen Hass, der beinahe schon körperlich wehtat und ihn zwiegespalten zurück ließ.
„Du wirst mir das mit Isaac nicht kaputt machen", fauchte Sebastian, stieß Jim noch einmal gegen das Fenster, sodass Jims Kopf dumpf gegen das Glas schlug. „Das kannst du vergessen, Jim. Du wirst es mir nicht kaputtmachen."
„Das muss ich gar nicht, du wirst es selbst tun", hauchte Jim und auf einmal schien Sebastian aufzugehen, wie nah sie einander standen, denn plötzlich weiteten sich seine Augen und er trat einen Schritt zurück. Dann ließ er Jim los.
„Du wirst es selbst kaputtmachen", wiederholte Jim, während er seine Kleidung glatt strich - wie er es zuvor bereits in einer völlig anderen Situation getan hatte. „Und weißt du, woran ich das erkenne?"
Sebastian schwieg.
Jim sprach: „An deinen Augen. Ich kann es in deinen verdammten Augen sehen." Jim wirbelte herum, stürmte zur Tür und hämmerte auf den Knopf, damit sie sich öffnete.
„Jim!", rief Sebastian ihm hinterher, blieb jedoch, wo er war.
Jim ignorierte ihn. Er konnte es in seinen Augen sehen. In diesem abgrundtiefen Blau, das alles verschlang, aber nichts gab, außer einem netten Schein.
„Ich werde den nächsten Zug nehmen", erklärte Jim kühl und trat auf den verlassenen Bahnhof. „Wenn ich im Internat eintreffe, dann bist du besser weg. Zieh in ein anderes Zimmer - ich kann deinen Anblick nämlich nicht mehr ertragen."
Sebastian wirkte erschrocken. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann wieder und presste die Zähne fest aufeinander.
Die Tür schloss sich und Jim wandte sich um. Sebastian versuchte nicht noch einmal zu ihm vorzudringen. Der Zug setzte sich ruckelnd in Bewegung. Schon bald stand Jim vor verlassenen Gleisen auf einem verlassenen Bahnhof, der offenbar nicht wichtig genug für ausreichende Lichtquellen war.
Jim atmete tief durch, ließ seinen Blick durch die Dunkelheit schweifen, bemerkte, dass hier wirklich nichts war, außer zwei Bänken und einem Mülleimer. Hinter ihm lag ein Wald, vor ihm konnte er eine Kleinstadt erahnen.
Nach kurzem Zögern lief Jim zu einer der Bänke und ließ sich auf ihr nieder, ignorierte die Kälte, die durch seine Kleidung kroch. Toll, dachte er, als ihm aufging, dass er seine Tasche im Zug zurückgelassen hatte. Was soll's? Immerhin war da sowieso nur Kleidung und ein Buch drin, das er schon hunderte Male gelesen hatte.
Außerdem war Sebastian möglicherweise wenigstens anständig genug, um ihm die Tasche mitzunehmen, aber darum bitten würde er ihn sicher nicht.
Er fühlte in seine Hosentasche, zog sein Handy hervor. Dann tippte er eine Nachricht an seinen Bruder:
Hey, Rich. Ich komme früher zurück. Oder später. Lass dir was einfallen, um mich vom Bahnhof abzuholen.
Er seufzte und ließ das Handy dann zurück in seine Tasche gleiten.
Ein kühler Wind frischte auf, aber Jim bemerkte es kaum. Es war unfair. Er hatte doch auch einmal etwas nur für sich haben wollen. Immerhin musste er sich schon genug teilen - sogar die Luft, die er atmete.
Wieso wollte Sebastian nicht ganz allein ihm gehören? Und wie konnte er es ändern?
»«
Dramaaaaa!
Is back! Again...
So, also ich denke (/hoffe) mal, niemand hat jetzt Friede-Freude-Eierkuchen erwartet. Das werdet ihr ab diesem Punkt der Geschichte nämlich eher weniger vorfinden.
Könnt ihr Sebastian verstehen, wieso er Jim abgewiesen hat? Denkt ihr, es ist berechtigt, dass Jim deshalb sauer auf ihn ist oder sollte er das so akzeptieren? Wie denkt ihr, wird das Ganze gelöst?
Ich freue mich über konstruktive Kritik und wilde Verschwörungstheorien.
Wir lesen uns spätestens am Mittwoch - wenn ich Mathe überlebe...
Bis dann!
LG
TatzeTintenklecks ❤
PS:
Wäre das Lied nicht aus den frühen 2000ern hätte ich dieses Lied vielleicht eingefügt - ich finde das irgendwie echt cool und ersetzt ihr das "she" mit "he" ist es auch ziemlich passend ;D
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