»Feel the city breaking and everybody shaking«
Am nächsten Tag wurde Jim von einem Krachen geweckt. Noch halb im Schlaf versunken, drehte er sich auf den Bauch und starrte auf das Kopfteil seines Bettes.
Er konnte nicht viel geschlafen haben - er fühlte sich wie gerädert, obwohl ihm oft wenige Stunden Schlaf genügten. Wer also hatte ihn gerade jetzt geweckt?!
Als hätte er ihn in Gedanken herbeigerufen, trat Sebastian ins Zimmer. Er schien aus dem Badezimmer gekommen zu sein, das Jim am vorherigen Tag, als er spät in der Nacht von seinem Rundgang zurückgekommen war, nur kurz betrachtet hatte. Viel zu sehen gab es da auch nicht - es war klein und war mit nichts außer Waschbecken (über dem ein Spiegel und ein kleines Schränkchen hingen), Toilette und Dusche ausgestattet. Über die Dusche war Jim allerdings ziemlich froh; schon allein bei dem Gedanken, in eine Gemeinschaftsdusche zu müssen, erschauderte er.
„Jim?", fragte Sebastians durchdringende Stimme und Angesprochener stöhnte genervt. Anstatt auf ihn einzugehen, schnappte Jim sich den Bezug seines Kissens und wickelte ihn sich um den Kopf (sein Bett war noch immer unbezogen; er hatte in der Nacht nur das Laken über die Matratze gespannt, weil er ihren seltsamen Flecken nicht getraut hatte).
„Jim?", versuchte Sebastian es noch einmal und schien diesmal direkt neben dem Bett des Jungen zu stehen. „Kannst du mir kurz helfen?"
Jim grummelte etwas Unverständliches und wünschte sich einmal mehr, der einzige Bewohner dieses Zimmers zu sein.
„Jim?" Sebastian ließ nicht locker. Tief durchatmend riss Jim sich den Bezug vom Kopf und funkelte seinen Zimmergenossen, der sich über ihn gebeugt hatte, so gut es eben ging, wenn man gerade erst aufgewacht war, böse an.
„Was ist?!"
„Ähm... Ich habe ein kleines Problem im Bad. Du weißt nicht zufällig, ob man hier irgendwo einen Besen herbekommt?"
„Woher zum Teufel sollte ich das denn wissen?!", rief Jim und bedeckte genervt sein Gesicht mit den Händen. „Ich dachte, du wärst derjenige von uns Beiden, der schon seit einem Jahr hier zur Schule geht. Wozu brauchst du jetzt überhaupt einen Besen?!"
Sebastian druckste herum. „Naja... Es könnte sein, dass ich... Ich hab den Spiegel runtergeschmissen." Er blickte Jim an, als erwarte er, dass der ihn ausschimpfte.
Jim legte sich den Kissenbezug wieder über den Kopf. „Tja, das bedeutet dann wohl sieben Jahre Pech. Nicht mein Problem."
Sebastian seufzte. „Ich weiß. Könntest du mir vielleicht trotzdem helfen, die Scherben aufzufegen?"
„Du hast doch gar keinen Besen."
„Ich finde sicher noch einen."
„Nein. Ich will dir nicht helfen", verkündete Jim, der sich fühlte, als wäre sein Schädel mit Watte gestopft. „Ich will schlafen."
Er hörte Sebastians genervtes Seufzen und dann schnelle Schritte, die sich Richtung Tür zum Flur entfernten. „Vielen Dank auch", hörte er den Blonden murmeln.
„Wehe, du weckst mich noch einmal!", rief Jim ihm hinterher.
Mit einem lauten Krachen schloss sich die Tür hinter Sebastian.
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Es war bereits Mittag, als Jim erneut geweckt wurde. Diesmal war es nicht Sebastian. Als Jim sich aufsetzte, war sein Zimmer leer und das Bett ihm gegenüber ordentlich gemacht.
Draußen auf dem Flur hörte er laute Stimmen und Schritte, die mal leiser und mal lauter wurden, wenn die Leute, die diesen Lärm verursachten, sich von Jims Zimmer entfernten oder näher kamen.
Jim schwang seine Beine aus dem Bett. Er realisierte, dass er sich letzte Nacht nicht umgezogen hatte; er trug noch immer die dunkle Jeans und das weiße Hemd.
Nachdem er eine Weile vor sich hin gestarrt hatte, entschied er sich dazu, zu duschen und dann nach zu schauen, was da draußen gerade vor sich ging (obwohl es natürlich offensichtlich war, dass der Rest seiner zurückgebliebenen Mitschüler eintraf). Er warf einen Blick auf sein Bett, welches zerwühlt und zerknittert war. Vielleicht würde er das auch irgendwann beziehen. Aber erst brauchte er eine kalte Dusche.
Gerade als er ins Bad gehen wollte, wurde die Tür zum Flur aufgerissen und Sebastian kam hereingestürzt. Jim musste wohl ziemlich verschreckt geschaut haben, denn der Blonde lachte und ließ sich auf sein Bett fallen.
„Kein Grund sich ins Hemd zu machen, ich habe niemanden mitgebracht. Ich will dich ja nicht gleich wieder verscheuchen."
Jim warf ihm einen bitterbösen Blick zu. Dann wies er mit dem Kopf auf die weiße Badezimmertür: „Kann ich da rein, ohne mir Scherben einzutreten?"
„Vermutlich nicht" Sebastian zuckte mit den Schultern. „Während du seelenruhig geschlummert hast, habe ich übrigens das ganze Gebäude nach einem Besen abgesucht."
Jim hob die Augenbrauen. „Und?"
„Du hättest mir helfen können!"
„Hätte ich, habe ich aber nicht. Wenn ich mir eine Scherbe eintrete, sorge ich dafür, dass deine nächsten sieben Jahren wirklich eine einzige Katastrophe werden!"
Sebastian verdrehte die Augen. „Das wird ein interessantes Schuljahr", sagte er mehr zu sich selbst.
Jim grinste ihn breit an. „Ohja, das wird es."
Er glaubte, sich entschieden zu haben - er würde Sebastian behalten. Und er würde sehen, wohin das führte. Hoffentlich ans Ziel. Doch zunächst musste er sich ein Ziel setzen.
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„Wieso muss man da nochmal hin?", murrte Jim, bemüht mit Sebastian Schritt zu halten, der quasi durch den Flur sprintete.
„Keine Ahnung. Ist vielleicht so was wie eine... Einweihungsparty. Nur mit Lehrern. Und ohne Alkohol. Naja, mit wenig Alkohol. Und... Nein, das war es eigentlich. Letztes Jahr wurde nicht einmal Musik gespielt. Dafür hat der Direktor aber eine wirklich großartige Rede gehalten."
Jim stöhnte und wurde langsamer. „Ich will da nicht hin." Sebastian beachtete ihn kaum - er beschleunigte sein Tempo sogar noch.
„Keiner will das. Jetzt mach schon hin; wir sind spät dran!" Das sagte Sebastian nun zum dritten Mal. Als er Jim, kurz nachdem er aus dem Bad gekommen war, (glücklicherweise ohne Glas im Fuß) darauf hingewiesen hatte, dass am Abend eine Art Schulversammlung war, war Jim ebenso begeistert gewesen wie in diesem Moment - nämlich gar nicht. Doch, wenn er den Worten des Blonden Glauben schenkte, konnte man dieser Versammlung genauso wenig entgehen wie dem Montag, der immer näher rückte.
„Und wenn ich einfach im Zimmer bleibe?", hatte er gefragt. Sebastian hatte den Kopf geschüttelt: „Dann werde ich hochgeschickt, um dich zu holen, egal, ob du willst oder nicht."
„Und wenn wir beide hier bleiben?"
„Dann wird jemand anderes geschickt. Außerdem habe ich Angst davor, zu lang mit dir in einem Raum zu sein." Jim hatte nicht gewusst, ob das Sebastians Ernst gewesen war oder ob er nur einen Scherz gemacht hatte. Zu diesem Punkt hatte Jim es erst einmal auf sich beruhen lassen; er hatte gedacht, ihm würde schon noch etwas einfallen, wenn es so weit war.
Nun war es so weit und Jims einziger guter Einfall war, ein Feuer zu legen.
„Jetzt werd' doch endlich mal langsamer!", fauchte Jim, der sich mehr als lächerlich vorkam, wie er seinem Zimmergenossen so hinterher hetzte. Obwohl sie gleich in der Eingangshalle angekommen waren, hatte Jim noch keinen einzigen anderen Schüler gesehen - es wäre wohl ein gutes Zeichen gewesen, wenn es nicht nur noch mehr verdeutlicht hätte, wie spät dran sie waren.
„Mach du lieber ein bisschen schneller! Ich habe keine Lust gleich in der ersten Woche Küchendienst zu schieben!"
„Es gibt hier Küchendienst?!", fragte Jim entsetzt und schaffte es endlich Sebastian einzuholen. „Ich stelle mich doch nicht in die Küche und koche für die Schule!"
„Kochen müsstest du auch nicht", schnaufte Sebastian, nahm die letzte Stufe, durchquerte die Eingangshalle und stieß die Tür nach draußen auf. „Nur das dreckige Geschirr abwaschen oder kleinere Einkäufe für die Köche in der Stadt machen."
„Welche Stadt denn?", fragte Jim verächtlich. Die Beiden liefen nun über das absurd grüne Gras und Jim konnte das Gemurmel der riesigen Menschentraube, die sich ungefähr hundert Meter von ihnen entfernt, neben dem Gebäude ganz links, versammelt hatte, hören. Er fiel wieder einige Meter hinter Sebastian zurück. „Hier gibt es doch im Umkreis von ein paar Kilometern nur Felder und Wald und den Bahnhof..."
„Nein, in nördlicher Richtung von hier ist eine Stadt. Da ist auch der Bahnhof. Und jede Menge Pubs. Aber da kommst du sicher nicht rein."
„Was soll das denn heißen?", fragte Jim leicht verärgert. Nebenbei speicherte er die neugewonnene Information ab; vielleicht konnte sie noch ganz nützlich werden.
Sebastian warf ihm über die Schulter einen kurzen Blick zu, der allerdings ausreichte, um das Amüsement in seinen Augen aufblitzen zu sehen. „Ich hab dir doch gesagt, dass du diese kleine-Bruder-Ausstrahlung hast."
Bevor Jim ihn anfahren konnte, wurde er von dem Geräusch eines Mikrofons, das zu nah an die Lautsprecher heran geführt wurde, unterbrochen. Dann begann eine erstaunlich hohe, aber dennoch deutlich männliche Stimme zu sprechen und die Laute hallten von den Fassaden der drei Gebäude wider:
„Liebe Schüler und Schülerinnen, hiermit möchte ich euch zum neuen Schuljahr willkommen heißen..."
„Mist!", stieß Sebastian aus und sprintete die restlichen zwanzig Meter zu der Gruppe von Schülern (es waren so ungefähr dreihundert) und Lehrern (nicht ganz dreihundert, wohl eher zwanzig), die alle den Blick auf die Treppe des alten Gebäudes gerichtet hatten.
Jim sah sich nicht dazu genötigt, noch schneller zu laufen und schlenderte, die Hände in den Hosentaschen, zu den anderen Menschen. Niemand achtete auf ihn und so blieb er am Rand stehen und musterte die Jugendlichen um sich herum.
Die jüngsten schienen vierzehn Jahre alt zu sein, aber der Großteil der Anwesenden war älter. Alle schienen sie gelangweilt von der Rede ihres Schulleiters zu sein - die meisten gaben sich, wie Jim, ganz offensichtlich keine Mühe, den Worten des Mannes zu lauschen.
Während er seinen Blick so wandern ließ, entdeckte er plötzlich seinen Bruder, der, ganz nach seiner Manier, mitten in einer Gruppe hübscher Mädchen stand. Im gleichen Moment in dem Jim ihn entdeckte, sah auch Richard zu ihm hinüber und grinste breit. Er winkte sogar.
Jim verdrehte die Augen und wandte sich ab.
Er konnte nur hoffen, dass das hier nicht lang dauern würde.
„...Auch heiße ich die neuen Schüler unter euch willkommen und hoffe, dass ihr euch schnell hier einfindet. Wie ihr bereits in unserer Broschüre gelesen haben dürftet" - Jim schnaubte verächtlich; diese blöde Broschüre konnte ihm gestohlen bleiben - „werdet ihr an jedem zweiten Wochenende in die Stadt entlassen, von deren Bahnhof ihr dann zurück nach Hause fahren könntet. Für alle Schüler, die während dieser Zeit bleiben wollen, haben wir ein breites Angebot an Freizeitaktivitäten. Natürlich können die Streber unter euch sich auch in die Bibliothek zurückziehen und sich dort ein Haus aus Büchern bauen, um zu lernen."
Das sollte wohl lustig sein. Niemand lachte.
Aus dem Augenwinkel sah Jim, wie Richard auf ihn zukam. Also setzte er sich ebenfalls in Bewegung und mischte sich, trotz seiner Grundsätze, unter die Schüler.
Jim war nicht sonderlich groß; er kam sich sofort vor, als würde er in einem Wald von gelangweilten Teenagern stehen. Er stand keine zwei Sekunden lang in der Menge, als er auch schon angerempelt und dadurch zum Stolpern gebracht wurde.
„Oh, tut mir leid!", sagte eine bekannte Stimme.
„Pass doch auf!", fauchte Jim und drehte sich um, um in Sebastians verdutztes Gesicht zu sehen. Der schon wieder. „Wenn du nichts anderes zu tun hast, als andere Leute anzurempeln, wieso sind wir dann hier?!"
„Ähm...Ich"
„Ähm... Ich", äffte Jim ihn nach und schnaubte, während er sich den nicht vorhandenen Schmutz von der dunklen Hose klopfte. „ Du klingst so ungeheuer intelligent, wirklich, Sebastian."
Den Blonden, der während Jim gesprochen hatte, leicht verschreckt geschaut hatte, schien eine Erkenntnis zu treffen. „Oh, tut mir leid. Ich bin nicht Sebastian."
Jim runzelte die Stirn. „Genau. Und ich bin auch überhaupt nicht bereit, irgendwen hier umzubringen. Also würdest du die Güte besitzen und mir zeigen, wo der Kiosk ist, während alle hier abgelenkt sind, bevor ich es mir anders überlege?"
„Aber ich bin wirklich nicht Sebastian!" Der Junge klang nun verzweifelt und Jim blickte ihn mehr als nur genervt an.
„Wer bist du dann? Santa Claus?"
„Nein, ich... Ich bin Sebastians Bruder."
Jim musterte ihn zweifelnd.
„Wirklich!", sagte Nicht-Sebastian nachdrücklich. „Ich weiß, wir sehen uns ähnlich - wir sind Zwillinge. Und meinetwegen kann ich dir auch zeigen, wo der Kiosk ist, auch wenn ich nicht weiß, wieso du jetzt dahin willst, der ist sowieso geschlossen. Aber ich bin wirklich nicht Sebastian."
Jim blickte an ihm auf und ab. Wenn das wirklich stimmte, dann sahen die Beiden sich mehr als nur ähnlich. Obwohl... Jetzt, wo Jim ihn einer genaueren Musterung unterzog, fiel ihm auf, dass der Junge vor ihm eine beinahe absurd gerade Nase hatte - wenn Jim sich richtig erinnerte, war Sebastians leicht schief, als hätte er sie sich mal gebrochen. Auch stand Sebastians angeblicher Zwillingsbruder nicht so aufrecht; vielmehr schien er unter Jims durchdringendem Blick immer weiter in sich zusammen zu schrumpfen.
Er seufzte. Der Junge vor ihm war wirklich jemand anderes. „Gut, ich denke, du wirst auch genügen. Es sei denn, du weißt, wo Sebastian ist?"
Nicht-Sebastian schüttelte stumm den Kopf.
Jim schürzte die Lippen. „Gut. Dann nicht." Er packte den Blonden am Arm, worauf der erschrocken zwei Schritte zurückstolperte. „Zeig mir den Weg zum Kiosk."
„Hey, Jimmy. Der zweite Tag und du bedrohst schon deine Mitschüler?" Jim ließ den Arm des blonden Jungen los und drehte sich zu Richard um, der ihn trotz dessen, dass Jim ihm ganz offensichtlich ausgewichen war, hinterher gekommen war.
„Ich habe doch gesagt, du sollst nicht mit mir reden", knurrte Jim widerwillig. „Und ich bedrohe ihn doch gar nicht. Er ist der Bruder meines Zimmergenossen, Sebastian."
„Ahja, der Zimmergenosse." Richard grinste. „Bitte sag mir, dass er noch am Leben ist."
„Jaja. Ist er." Jim drehte sich zu dem zweiten Sebastian um, der unsicher zwischen ihnen hin und her blickte. „Das ist Richard." Er deutete mit dem Daumen auf seinen Dummkopf von Bruder, der Sebastians Bruder angrinste und dann die Hand ausstreckte. Leicht irritiert schüttelte der Blonde Jims Bruder die Hand. Jim verdrehte die Augen. „Richard, wolltest du nicht gerade gehen?"
„Ich bin übrigens sein Bruder." Diesmal deutete Richard auf Jim.
Jim warf genervt die Arme in die Luft. „Hast du mir gestern eigentlich zugehört, als ich dir die Regeln erklärt habe?!"
„Ja, aber ich bin gut im Verdrängen. Außerdem benimmst du dich wie ein Kleinkind."
„Du kannst mich-"
„Hey, Severin, da bist du ja, ich- Oh." Sebastian bahnte sich einen Weg durch die Menge, blieb aber stehen, als er Jim erblickte.
Dieser verschränkte die Arme und blickte finster drein. Das hier wurde immer absurder.
Der zweite Sebastian, der offensichtlich Severin hieß (Jim hinterfragte die Kreativität ihrer Eltern nur kurz), schien sichtlich erleichtert, nicht mehr allein mit Jim und Richard dazustehen. (Natürlich standen sie mitten in einer großen Schülermenge, aber da sie jeder ignorierte, zählte das nicht ganz.)
„Seb", lächelte Severin unsicher. „Ähm, der Junge hier hat nach dir gefragt." Schon wieder deutete jemand auf Jim. Er verdrehte die Augen.
„Du hast einen Zwillingsbruder", stellte Jim kurz angebunden fest und blickte Sebastian an, der beinahe verlegen mit den Schultern zuckte.
„Schätze schon. Jim, das ist Severin. Severin, das ist Jim. Er ist mein neuer Zimmergenosse."
Severin lächelte ihn schüchtern an, doch Jim ignorierte ihn geflissentlich. Er hatte keine Lust auf weitere soziale Kontakte. Wenn Sebastian jetzt da war, dann konnte er ihn auch von hier wegbringen.
„Können wir hier jetzt endlich weg?", fragte er also.
„Wohin willst du denn?", fragte Richard überrascht.
Jim verdrehte die Augen. „Ist weg nicht eindeutig genug?"
„Aber ich will noch bleiben", schmollte Richard. Jim starrte ihn eine ganze Weile an. Wie kam sein Bruder darauf, dass er seine Frage an ihn gerichtet hatte?
„Kannst du doch. Ich habe mit Sebastian geredet." Jim drehte sich zu eben jenem, der sich neben seinen Zwilling gestellt hatte, um. Wie sie so beieinander standen, fielen Jim noch weitere Unterschiede auf: Sebastians Haar war länger, sodass es ihm fast in den Augen hing und nach oben hin stand es ab, während Severin sich offenbar Mühe gegeben hatte, es zu kämmen. Auch war Sebastian größer und muskulöser und, wie Jim bereits festgestellt hatte, selbstsicherer als sein Bruder.
„Und wenn ich auch noch bleiben will?", fragte Sebastian herausfordernd, verschränkte die Arme und reckte das Kinn. Da, dachte Jim, das mag ich; deshalb mag ich ihn.
Dann schüttelte er über sich selbst den Kopf - er mochte Sebastian nicht, es gefiel ihm einfach, dass er ihm etwas entgegen zu setzen hatte.
„Du willst nicht bleiben", beschloss Jim nach einem kurzen, weiteren Blick auf die Menschenmasse um sie herum. „Außerdem hast du keine andere Wahl, weil ich es hier nämlich langweilig finde und ich es hasse, mich zu langweilen."
Richard lachte. „Er hat mal die Mikrowelle in die Luft gejagt, weil ihm langweilig gewesen ist. Ich bin gerade in die Küche gekommen und habe die Tür voll gegen das Gesicht bekommen - danach dachte die ganze Schule, ich hätte mich geprügelt, weil ich zwei blaue Augen und eine dicke Lippe hatte." Jims Mundwinkel zuckte. Der Ausdruck auf Richards Gesicht, als die Tür auf ihn zugeflogen kam, war einfach herrlich gewesen. Aber so wie sein Bruder die Geschichte erzählte, stimmte es gar nicht. Jedenfalls nur teilweise. Jim war langweilig gewesen, aber er hatte ein Experiment mit der Mikrowelle durchgeführt. Nach seiner Meinung ist es erfolgreich gewesen.
Sebastian lachte und auch Severin lächelte leicht - als fühle er sich dazu verpflichtet, weil sein Bruder es amüsant fand. „Dann sollte ich wohl lieber mit ihm gehen", verkündete Sebastian grinsend, als wäre Jim überhaupt nicht da. Das gefiel ihm nicht.
Dennoch bahnte er sich einen Weg durch die Schüler - er wusste einfach, dass Sebastian ihm folgen würde.
„Schön, dass du auch ohne mich Freunde findest!", rief Richard ihm hinterher. Wir sind keine Freunde, dachte Jim.
„Halt die Klappe. Ich kenne dich überhaupt nicht!", antwortete Jim laut und ohne sich umzudrehen.
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Okay, ich habe jetzt endlich Zeit, das Kapitel hochzuladen. Tut mir leid, dass es so spät kommt, aber eigentlich bin ich ganz froh, dass ich es nicht vergessen habe xD
In diesem Kapitel ist jetzt nicht sooo viel passiert, aber ihr habt Severin kennengelernt, bei dem ich übrigens erst nicht wusste, ob ich ihn einbauen sollte, aber mittlerweile bin ich ganz froh, weil er noch wichtig für die Handlung wird ;)
Wie findet ihr das Kapitel? Habt ihr Verbesserungsvorschläge? Denkt ihr, meine Adaption von Jim wird James Moriarty gerecht? :)
Ich freue mich auch weiterhin über Votes und Kommentare und melde mich am Freitag mit einem weiteren Kapitel.
Bis dann! ❤
LG
TatzeTintenklecks
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