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»Believe in me - help me believe in anything«

Kaum waren sie nach dem Unterricht im Zimmer angekommen, schloss Sebastian die Tür und drückte Jim an sich. Er vergrub seine Nase in Jims Halsbeuge (in letzter Zeit tat er dies aus irgendeinem Grund häufiger und so langsam gewöhnte Jim sich doch daran) und murmelte: „Wir müssen reden, Jim."

Jim knirschte mit den Zähnen. Er wusste schon, worüber Sebastian reden wollte - er hatte es ja angekündigt. Aber Jim war noch immer nicht sicher, ob er bereit dafür war, Sebastian seine Träume anzuvertrauen. Er wusste ja noch nicht einmal, wie er erklären wollte, wieso diese Träume ihn so mitnahmen. Es war vermutlich besser, wenn Sebastian nicht alles über ihn wusste.

Ruckartig wandte Jim sich um und drückte Sebastian seine Lippen auf den Mund. Sebastian keuchte überrascht auf, als dieses plötzliche Aufeinandertreffen ihn gegen die Tür taumeln ließ. Jim folgte seiner Bewegung, presste sich dicht an Sebastian und vertiefte den Kuss. Sebastian versuchte, ihn zu erwidern, aber Jim war zu stürmisch, und so beschränkte Sebastian sich darauf, Jim nur noch näher an sich zu ziehen und ihm leicht fahrig über den Rücken zu streichen.

Gerade da Jim dachte, es würde funktionieren, stieß Sebastian ihn plötzlich von sich. Er schnappte laut nach Luft und sah Jim schon beinahe erschrocken an. „Was machst du denn?"

Jim blinzelte unschuldig und trat wieder einen Schritt auf Sebastian zu. „Ich küsse dich..." Er musste sich leicht auf die Zehenspitzen stellen, berührte dann die Seite von Sebastians Hals hauchzart mit seinen Lippen. Sebastian erstarrte. Jim grinste zufrieden, drückte einen weiteren Kuss auf Sebastians Kiefermuskulatur. „Wonach sieht es denn aus?"

„Ich..." Sebastian räusperte sich. Anschließend löste er sich erneut ruckartig von Jim. „Hör auf damit, Jim! Du willst nur ablenken."

Jim versuchte, gekränkt zu wirken. „Das stimmt nicht."

Sebastian musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. „Natürlich stimmt es - ich kenne dich gut genug, Jim. Aber wenn du nicht über deine Träume reden willst, dann kannst du das auch sagen."

Jim zog einen Schmollmund. „So macht es aber mehr Spaß." Sebastian wirkte, als wollte er zustimmen, dann schüttelte er jedoch langsam den Kopf.

„Es ist okay, Jim. Wenn du nicht bereit dafür bist, musst du nicht mit mir darüber reden. Aber wir müssen trotzdem eine Lösung finden - denn es geht nicht, dass du einfach aufhörst, zu schlafen." Jim sah Sebastian nicht in die Augen. Er drehte sich um, lief zu seinem Bett und setzte sich.

Er war froh darüber, dass Sebastian ihn nicht dazu drängte, etwas zu erzählen. Zugleich ärgerte er sich noch immer darüber, dass er es so weit hatte kommen lassen, dass Sebastian ihm nun schon beistehen wollte. Was war aus der Zeit geworden, als seine Träume am Morgen vergessen gewesen waren? Oder als Jim sie nach dem Aufwachen einfach hatte verdrängen können?

„Hey." Sebastian ließ sich vorsichtig neben ihm nieder. „Jim, es ist wirklich in Ordnung. Es ist okay, wenn es dir mal nicht gut geht. Du bist auch nur ein Mensch. Aber wir müssen dafür sorgen, dass dein Zustand nicht für immer bleibt."

Jim schloss für eine Sekunde die Augen. „Du verstehst das nicht, Sebastian. Es sind Albträume. Du kannst sie nicht einfach verjagen. Du kannst sie nicht einmal schön reden, weil... Weil sie ein Teil von mir sind. Erinnerungen an Menschen und Gespräche und Empfindungen. Und so viel mehr. Sie sind ich, verstehst du?"

Sebastian sah ihn nachdenklich von der Seite an, ließ ihn mit seinen Blicken nicht mehr los, bis Jim das Gefühl hatte, sie brannten sich durch seine Haut und schauten direkt auf seine Seele. Jim konnte nicht anders, als zurückzustarren. Die verschiedenen Blaunuancen in Sebastians Augen schienen ineinander zu verschwimmen, ließen Sebastians Iriden ungeheuer intensiv wirken, sodass Jim glaubte, mehr als nur ihre Farbe in ihnen zu erblicken. So wie Sebastian offenbar auch mehr in ihm erblickte.

Doch Sebastian blieb ihm verschlossen. Was wohl viel mehr an Jim als an Sebastian lag. Jim schaffte es einfach nicht, tiefer zu sehen.

„Deine Träume sind erst so schlimm seit wir wieder hier sind, nicht wahr?" Sebastian war es, der den Blick abwandte und nach draußen richtete.

„Ja." Jim seufzte und ließ sich rückwärts in sein Kissen fallen.

„Naja, also es kann natürlich sein, dass du mit diesem Ort etwas verbindest, was die Träume hervorruft oder... In den Ferien, da haben du und ich, äh, in einem Bett geschlafen. Vielleicht hilft es dir, wenn jemand neben dir schläft." Sebastian wirkte, als wappnete er sich bereits, für einen spöttischen Kommentar seitens Jim, doch der strich nur nachdenklich über die Bettdecke unter ihm.

„Aber das Bett ist auf Dauer zu klein für uns."

Es schien Sebastian zu überraschen, dass Jim sonst keine Widersprüche einzubringen hatte. Er sah kurz durch das Zimmer - dann leuchtete seine Mimik im Licht einer Idee auf. „Wir könnten die Betten aneinanderschieben, und die Schreibtische ebenfalls ein wenig zur Seite rücken. Was hältst du davon?"

Jim biss sich nachdenklich auf die Unterlippe und sah zwischen ihren beiden Betten hin und her. „Ich weiß nicht", ließ er schließlich skeptisch verlauten. Da war immer noch das Problem, dass Jim Sebastian vermutlich andauernd wecken würde. Andererseits - vielleicht funktionierte es ja wirklich und Jim könnte zumindest wieder einschlafen, wenn er in der Nacht aufwachte.

Sebastian legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Schlimmeres, als dass es nicht funktioniert, kann nicht passieren. Und außerdem vermisse ich es, neben dir aufzuwachen." Sebastian grinste.

„Versuch' heute nichts Kitschiges mehr zu sagen, mir brummt bereits der Schädel."

Sebastian Grinsen wurde breiter. „Ich kann nichts versprechen." Er beugte sich leicht über Jim, um ihm ins Gesicht blicken zu können. „Also, wie findest du den Vorschlag?"

Jim seufzte. „Einen Versuch ist es wert."

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Jim musterte den Mann, der ihr neuer Sportlehrer sein sollte (Richard hatte Recht behalten sollen), abschätzig als der die Sporthalle betrat. Er sah eher wie ein Sportlehrer aus als Mr Feargus - er war breit gebaut und groß und außerdem hatte er noch alle seine Haare.

Irgendwas ließ Jim dennoch daran zweifeln, dass der Typ sie unterrichten könnte. Schon als er den Mund öffnete, um sich vorzustellen, schalteten die meisten Schüler ab und das Gemurmel von Gesprächen wurde laut. Er klang einfach zu nett - seine Stimme war zu weich, seine Worte ebenfalls nicht hart genug.

Jim machte sich nicht einmal die Mühe, sich seinen Namen zu merken; er glaubte nicht, dass der Kerl hier lang bleiben würde.

Nur Sebastian schien ihn aus einem Jim unempfindlichen Grund von Anfang an zu mögen. Er war einer der Wenigen, die wirklich aufmerksam waren und hörte schon beinahe bewundernd zu, als der Lehrer mit einem schweren amerikanischen Akzent kurz von seiner alten Schule zu erzählen begann.

„Ich will unbedingt mal nach Amerika", flüsterte Sebastian Jim zu. „Es muss großartig da sein - nicht so langweilig wie hier."

Jim hob kritisch eine Augenbraue. „Ja, das denken die Meisten und dann gehen sie dort pleite." Jim verzog kurz das Gesicht, als einer der Jungen versehentlich mit den Füßen scharrte und das unangenehme Quietschen seiner Turnschuhe die Halle erfüllte. „Außerdem sind alle Amerikaner nur Engländer, die so tun, als hätten sie noch nie etwas von Großbritannien gehört und als wäre ihre Kultur nicht erst so alt wie unser gottverdammter Supermarkt."

Sebastian prustete kurz los, ehe er sich fing, bevor alle Jungen ihre Blick auf ihn richten konnten. „Ich habe das Gefühl, du hast etwas gegen Amerika."

Jim hob die Schultern und sah Sebastian aus dem Augenwinkel an, während er tat, als würde er noch immer interessiert der ausufernden Rede ihres neuen Lehrers über das tolle Kollegium dieses Internats lauschen. „Ich habe rein gar nichts gegen Amerika. Es interessiert mich nur nicht. Was haben die da schon zu bieten?"

Nun war es Sebastian, der die Augenbrauen hob. Er hob die Hände und fing an, abzuzählen: „Naja, zunächst New York mit diesen riesigen Wolkenkratzern, die Freiheitsstatue, Washington DC, die Golden Gate Bridge, die riesigen Nationalparks, den Grand Canyon, die Niagara-Fälle, Las Vegas... Disneyland."

Jim schnaubte abfällig. „Ich muss nicht über den Ozean reisen, um Architektur und Natur zu bewundern. Wasserfälle und Wälder gibt es hier, beeindruckende Gebäude überall anders auf der Welt auch. Und wir haben den Ureinwohnern nicht ihr Land genommen, nur weil Amerika gerade so schön auf dem Weg lag."

„Ich bin mir ziemlich sicher, ganz so ist es nicht gewesen."

Jim winkte ab. „Geh später lieber nach England - die Leute dort sind wie Amerikaner nur kultivierter."

„Aber dann müsste ich ja jeden Tag Tee trinken", bemerkte Sebastian und verzog das Gesicht, als wäre das das Schlimmste, was er sich nur ausmalen könnte.

Jim verdrehte die Augen. „Niemand zwingt dich."

„Wenn ich es nicht tun würde, würde ich mir wie ein Ausgestoßener aus der Gesellschaft vorkommen."

„Du hast sie nicht mehr alle."

Bevor Sebastian darauf antworten konnte, ertönte plötzlich ein schriller Pfiff und die Hälfte der Jungen begann, sich in Bewegung zu setzen und Runden in der Halle zu rennen. Die andere Hälfte starrte ihnen einen Moment verwundert hinterher, ehe auch sie sich in Bewegung setzte. Sebastian zog den unwilligen Jim hinter sich her.

In den nächsten zwei Unterrichtsstunden mussten sie tatsächlich und ernsthaft Sport betreiben, was Jim so gar nicht gefiel. Er wusste genau, dass Sebastian hinter seinem Rücken über ihn lachte und das machte es nicht unbedingt besser. „Sport ist so sinnlos", knurrte Jim und gab es auf, sich an der Stange mit Kraft seiner Arme hochzuziehen. Klimmzüge waren sowieso überbewertet.

Sebastian saß im Schneidersitz auf dem Boden, das Kinn in die Handfläche gestützt und mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. „Versuch' es ruhig nochmal. Das sah schon viel besser aus als deine ersten sieben Versuche."

„Ich schaffe es vielleicht nicht, mich an dieser bescheuerten Stange hochzuziehen, aber deinen Hals kann ich dir dennoch umdrehen", knurrte Jim. Sebastians Grinsen wurde breiter. Jim wusste nicht so recht, ob er es genoss, dass Jim etwas nicht konnte, oder einfach, dass er litt.

„Du kannst dich ja auf meine Schultern stellen und dann stemme ich dich hoch", schlug Sebastian vor, änderte seine Sitzposition, streckte seine Beine aus und überschlug sie dann.

„Halt die Klappe", murrte Jim und klopfte sich das Magnesiumpulver von der Hose, welches er nicht einmal benutzt hatte.

„Ist alles in Ordnung bei euch, Jungs?", fragte da eine Stimme hinter Jim. Er machte sich gar nicht die Mühe, sich umzudrehen, sondern nickte bloß.

„Alles in Ordnung, Mister Adler", bestätigte Sebastian höflich (natürlich hatte er sich den Namen gemerkt) und stand langsam auf, um den neuen Lehrer nicht von unten ansehen zu müssen. „Ich habe Jim nur ein paar Tipps gegeben, wie er sich aufwärmen kann, um die Klimmzüge leichter zu schaffen."

„Das ist nett von dir." Jim drehte sich nun doch zu diesem Mann - Mr Adler - um. „Vergiss nur nicht, dich selbst auch ein wenig zu betätigen."

„Natürlich nicht."

Mr Adler unterzog Sebastian einer kurzen Musterung. „Obwohl du das nicht unbedingt nötig zu haben scheinst. Betreibst du Sport in deiner Freizeit?"

„Bis vor einigen Monaten habe ich mehrere Sachen gemacht. Schwimmen und Fußball. Davor Rugby."

Mr Adler hob anerkennend seine dunklen Augenbrauen. „Beeindruckend. Dann hoffe ich, von dir entsprechende Leistungen bis zum Ende des Jahres zu sehen."

Sebastian lächelte verlegen. „Ich werde mir Mühe geben, Sir."

Jim konnte nicht anders und verdrehte erneut die Augen. Er verstand einfach nicht, wie Sebastian es schaffte, immer so nett zu bleiben und nicht auf seiner Schleimspur auszurutschen - Jim würde ihm beibringen müssen, wie er Leute durch mehr als nur seine Statur und seine Größe einschüchtern könnte.

Nachdem Mr Adler nach einem längeren Gespräch über verschiedene Sportstars, deren Namen er noch nie gehört hatte, endlich gegangen war, verschränkte Jim die Arme und fixierte Sebastian mit seinem besten 'Was-sollte-das-denn'-Blick. „Was sollte das denn?", fragte er.

Sebastian runzelte die Stirn und spiegelte Jims verschränkte Arme. „Was sollte was?"

„Ein Wunder, dass ihr euch nicht zum Mittagessen verabredet habt."

Sebastian ließ seine Arme langsam wieder an seine Seite sinken. „Wie bitte? Weil wir uns unterhalten haben? Du bist doch nicht eifersüchtig auf einen Lehrer?!"

„Blödsinn!", fauchte Jim. „Mir gefällt nur nicht, wie er dich gemustert hat. Als wärst du ein Stück Fleisch. Weißt du, vielleicht ist die Lehrstelle ja verflucht, und Mister Adler wird Mister Feargus' Beispiel folgen und sich an dir vergreifen wollen."

Sebastian warf schnelle Blicke um sich, ob jemand sie gehört hatte. „Hör auf, so etwas zu behaupten, Jim! Das ist lächerlich." Er trat auf Jim zu, streifte leicht seine Hand. „Du musst nicht eifersüchtig auf irgendwen sein - als würde ich auch nur in Erwägung ziehen, mit jemand anderem zusammen zu sein." Er senkte die Stimme zu einem rauen Flüstern und konnte sein Grinsen dabei nicht verbergen: „Ich bin dir voll und ganz verfallen."

„Hm", brummte Jim und wandte sich ruckartig ab. „Wenn das stimmt, dann hilf mir, diese blöden Stangen verschwinden zu lassen, damit ich nie wieder zu Klimmzügen gezwungen werden kann."

Sebastian lachte nur.

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Jim saß zerschunden und blutig auf dem dreckigen Boden. Seine Hose war am Knie zerrissen, offenbarte die Aufschürfungen und die leichte Schwellung, die sich bereits formte. Er vermutete, dass er Nasenbluten hatte - jedenfalls war da ein metallischer Geschmack auf seiner Zunge.

„Hast du etwa schon genug?" Grausames Lachen und ein Tritt in seine Rippen rissen ihn aus seiner Benommenheit und ließen ihn zusammenfahren und anschließend zur Seite kippen. Ehe er sich aufrichten konnte, legte sich ein Gewicht auf seinen Rücken nieder und drückte ihn in die Erde. Zu dem Geschmack von Blut mischte sich der nach Dreck.

„Und jetzt sag mir noch einmal, du Freak, was du gedroht hast, mir anzutun, wenn ich dich nicht in Ruhe lasse." Jemand zog ihn an seinen Haaren ein Stück hoch, nur um seinen Kopf dann wieder auf den Boden fallen zu lassen.

Jim versuchte, seinen Schmerz mit einem Lachen zu überspielen. Dann spuckte er seine Antwort aus: „Ich habe gesagt, ich würde dich mit einem Messer ausweiden und deine Innereien auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Gerade ist mir allerdings aufgefallen, dass du zu wertlos bist, als dass ich mit dir Geld verdienen könnte. Also würde ich sie wohl einfach im Wald verteilen und warten bis entweder die Wildtiere oder die Würmer sie gefressen haben."

Ein Lachen, dann machte sein Kopf erneut Bekanntschaft mit dem Boden. Wieder. Und wieder. „Du bist so krank." Das Lachen verstummte nicht und hallte noch viel später in Jims Gedanken nach.

Jim versuchte gar nicht erst, sich zu wehren. Das hatte er bereits oft genug getan. Stattdessen versuchte er, das was außen geschah, auszublenden und sich auf die inneren Vorgänge zu konzentrieren. Er achtete nicht auf den Schmerz in seinem Kopf, in seinem Knie, seinen Rippen, seinem Rücken; stattdessen lauschte er seinem eigenen Puls. Er ignorierte das Lachen so gut es ging, dafür rauschte sein Blut umso lauter. Nicht so laut jedoch wie seine Gedanken. Nein, seine Gedanken übertönten alles. Sie waren wie ein Sturm, hielten Jim gefangen. Sie wussten, dass er nur noch ein wenig Geduld haben musste, dann müsste er dieses Lachen nie wieder hören. Nur noch eine Woche. Alles war geplant. Seine Rache war bereit.

Der Junge erhob sich von seinem Rücken, Jim nutzte die Chance, um durchzuatmen. Ein Tritt in die Rippen, er rollte sich zusammen. Gegen die Arme, die Schultern, dann schaffte er es, Jims Verteidigung zu durchbrechen; ein Tritt in die Magengrube. Jim schloss die Augen. Nur noch eine Woche.

Jim", flüsterte jemand, schüttelte an seiner sowieso schon schmerzenden Schulter. „Jim, wach auf!"

Jim wachte auf. Er atmete schwer, sein Puls raste, alles tat weh und er hörte das Lachen noch immer. Für einen Moment wusste er nicht, wo er war, musste sich in der Finsternis erst orientieren. Dann bemerkte er jedoch die leichte Berührung einer Hand auf seiner Schulter, eine andere Stimme, die beruhigende Worte flüsterte, diese Wärme, die ihm wohlbekannt war.

Jim schüttelte Sebastians Hand ab und vergrub das Gesicht in seinen eigenen. Tiefe Atemzüge, um seinen Herzschlag zu regulieren.

Nach einer Weile, versuchte Sebastian es noch einmal: „He, alles in Ordnung?"

Ein letzter tiefer Atemzug. Einatmen. „Ja." Ausatmen.

Als Sebastian bemerkte, dass Jim wieder ruhiger geworden war, zog er ihn von hinten an sich, presste ihn an seine Brust. „Schon gut, Jim. Alles ist gut. Ich bin hier für dich." Jim wollte verächtlich sagen, dass das schön für Sebastian sei, er ihn aber nicht brauchte, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken. Statt Sebastian also erneut von sich zu stoßen, ließ er sich langsam weiter gegen ihn sinken, lehnte sich an ihn.

Sebastian hielt ihn, verteilte sanfte Küsse auf seiner Haut, die Jim kaum wahrnahm. Nach einer Weile ließ Sebastian von ihm ab, rutschte gerade weit genug von ihm weg, dass Jim sich zu ihm umdrehen konnte. Das tat Jim. „Geht es dir besser?"

„Mir geht es gut", antwortete Jim nüchtern. „Es war immerhin nur ein Traum."

Er sah, wie Sebastian ihm in der Dunkelheit aufmunternd zulächelte. „Richtig. Es war nur ein Traum. Du musst dir keine Sorgen machen."

„Ja, es war nur ein Traum", wiederholte Jim murmelnd. „Ich muss mir keine Sorgen machen..."

Nur dass er sich doch Sorgen machte. Dass Sebastian ihn verstoßen würde, wüsste er, was Jim bereits getan hatte. Jim hatte es nie bereut - aber vielleicht wollte Sebastian ihn nicht mehr, wenn er erfuhr, dass Jim anders war, als er bisher angenommen hatte. Jim hatte Schulden auf sich geladen.

„Ich habe ihn umgebracht", platzte Jim heraus.

Er sah, wie das Lächeln auf Sebastians Lippen langsam verschwand und er stattdessen verwirrt die Stirn runzelte. „Wen?"

„Carl Powers", erwiderte Jim ehrlich.

Er dachte an die anderen Namen - an Andy, der Carl immer unterstützt hatte, der Jim festgehalten hatte, damit er nicht gleich umkippte, wenn Carl ihn schlug. An Andys jüngeren Bruder Nicklas, der stumm zugesehen hatte. Sie beide waren tragischerweise in einem Feuer ums Leben gekommen. Er dachte an Brenda und Sol und Carlyn.

Er hatte es nie bereut, was er ihnen angetan hatte. Doch sie schlummerten in seinem Unterbewusstsein, bereit, Rache zu nehmen, so, wie er damals Rache an ihnen genommen hatte. Carl war der Erste gewesen, aber er war, weiß Gott, nicht der Letzte.

Sebastians sanfte Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen. „Es war nur ein Traum, Jim. Es ist alles in Ordnung."

Und diese Worte weckten in Jim plötzlich eine unbändige Wut, aber auch den Mut, endlich zu gestehen. „Nein. Es war kein Traum. Ich habe ihn umgebracht. Er hat mich geschlagen und getreten und ausgelacht. Ich habe dem ein Ende gesetzt."

Sebastian sah aus, als wollte er etwas sagen - vielleicht wollte er wieder darauf hinweisen, dass dies nur Jims Vorstellungen entsprang. Doch dann musste er irgendwas in Jims Zügen entdeckt haben, denn er schloss seinen Mund, den er bereits geöffnet hatte, und starrte ihn nur wortlos an.

Jim wandte sich ab, fuhr sich über das Gesicht. „Er hatte es nicht anders verdient. Ich war noch gnädig, im Anbetracht dessen, wie er mich behandelt hat. Er hatte den Tod verdient."

Noch immer kein Wort von Sebastian. Vermutlich war das jetzt die Stelle, an der er die Flucht ergreifen, ihn zurücklassen, ihn vergessen würde.

Doch dann spürte er plötzlich wieder, wie sich Sebastians Arme um seine Hüfte schlangen. Jim spürte Sebastians Zögern. Schließlich legte sein Freund sein Kinn jedoch auf seine Schulter, flüsterte in sein Ohr, dass es Schauer seinen Rücken hinunterrennen ließ: „Ich glaube dir. Wenn du sagst, er hätte es verdient, dann glaube ich dir." Das hatte er. Und die Anderen auch.

Jim hatte gar nicht bemerkt, dass er die Luft angehalten hatte. Jetzt stieß er sie erleichtert aus. „Danke, Sebastian", wisperte er zurück.

Sebastian zögerte erneut. Anschließend drehte er Jims Kopf sanft zu sich und legte seine Lippen vorsichtig auf seine. Jim schloss die Augen und erwiderte den Kuss.

Er konnte sich glücklich schätzen, dass er Sebastian hatte. Nach dem hier - Jim hatte plötzlich nicht mehr ganz so große Angst, dass Sebastian ihn doch verlassen könnte.

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Guten Abend :)

Heute kommt mal ein Kapitel am richtigen Tag, wenn auch etwas spät, aber hey, wir wollen ja nicht rummäkeln.

Ich habe nicht so viel zu sagen. Wow, das ist selten.

Naja, ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen - wer eine meiner tollen, gaaanz subtilen Andeutungen entdeckt hat, bekommt einen Keks.

Wie immer freue ich mich über Votes und Kommentare und konstruktive Kritik.

Bleibt dran und bis nächsten Freitag - ich werde derweil versuchen, dieses Buch zu beenden (es ist nicht mehr lang 😱).

Bis dann! :D

LG
Tatze.

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