Kapitel 1-3
Triggerwarnungen im Infokapitel lesen.
»In den Fängen des Schicksals«
Kapitel 1 - Neues Jahr, neues Glück.
POV | ℬ𝓁𝒶𝒾𝓇
»Cheers ihr Lieben! Auf unseren Erfolg im letzten Jahr!«, prostete mein Boss Mr. Kellyfrey uns allen zu. Dabei sah er mir in die Augen und schenkte mir ein warmherziges Lächeln. Schließlich hatte ich es ihm zu verdanken, dass ich zur ersten Junior Partnerin unserer Kanzlei ernannt worden war. Zuvor kamen ausschließlich männlichen Kollegen in Betracht, weshalb mit mir eine neue Ära eingeläutet wurde.
»Und Ms. Junior Partnerin, hast du heute Abend schon etwas vor?«, knuffte mich Jane in die Seite und trank dabei ihr Glas in einem Zug leer. »Scheiße, tut das gut!«
»Shawn und ich sind zu einer privaten Silvesterparty ins Cat's on hot thin roofs eingeladen worden.«
»Oh, wow!« Jane verschluckte sich, woraufhin sie sich energisch gegen die Brust hämmerte und verzweifelt nach Luft japste, ehe sie fortfuhr. »Die Silvestershow dort soll atemberaubend sein. Da bin ich ja fast schon ein bisschen neidisch. Und wer ist der Veranstalter?«
Das war eine gute Frage, denn ich kannte so gut wie niemandem aus Shawns Freundeskreis. Seine Eltern waren vor Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen und Geschwister, oder andere nähere Familienangehörige, schien es nicht zu geben. Und wenn es sie doch gab, hatte er sie mir bis dato nicht vorgestellt.
»Shawns Boss und ein paar seiner Arbeitskollegen haben die Planung übernommen.«
Ich trank meine gepanschte Apfelschorle leer. Anschließend presste ich betroffen meine Lippen aufeinander. Jane verschränkte währenddessen ihre Arme vor der Brust und ließ ein leises Pfeifen aus ihrem Mund entweichen.
»Klingt ja ganz schön kostspielig. Wo arbeitet Shawn nochmal?«
Ich schluckte schwer, weil ich keine Ahnung hatte, wo mein Freund - mit dem ich seit knapp einem Jahr zusammen war - arbeitete. Um ehrlich zu sein, hatte ich auch nie danach gefragt. Nicht, weil es mich nicht interessiert hätte, sondern weil ich schlichtweg angenommen hatte, dass er schon irgendwann von sich aus mit der Sprache rausrücken würde.
Ehe ich antworten konnte, unterbrach Mr. Kellyfrey unser Gespräch, um sich nochmal persönlich bei uns zu verabschieden. Immerhin ersparte er mir so die Fortsetzung eines unangenehmen Gesprächs.
»Ms. Neil, Ms. Alanfort«, sein Blick wanderte abwechselnd von mir zu Jane und wieder zurück. »Ich freue mich wirklich sehr auf die gemeinsame Zusammenarbeit im kommenden Jahr.«
»Danke für Ihr Vertrauen, wir freuen uns auch sehr«, entgegnete ich mit einem Lächeln.
»Ach ja, Ms. Alanfort ... bevor ich es vergesse«, er wischte sich mit einem Stofftaschentuch die feinen Schweißperlen von der Stirn und fuhr anschließend fort, »es wäre schön, wenn Ihr Freund bei dem Partneressen im kommenden Jahr dabei wäre. Wir würden ihn wirklich gerne kennenlernen. Wie Sie ja wissen, ist die Evansburg & Shaven's Company wie eine große Familie.«
Ich nickte zustimmend und versuchte, meine Nervosität mit einem halbwegs gut geschauspielerten Lächeln zu überspielen.
»Er wird dabei sein. Ebenso, wie bei der kommenden Klausurtagung in Pittsburgh.«
Scheiße! Wieso zum Teufel habe ich das gerade gesagt?
»Gut« Mr. Kellyfrey lächelte zufrieden und tätschelte mir die Schulter. »Die Klausurtagung ist eine hervorragende Gelegenheit, um die Familien der anderen Partner kennenzulernen.«
»Ja, Blair ... wir freuen uns darauf, deinen ominösen Freund endlich kennenlernen zu dürfen«, scherzte Jane. »Ich geh mir noch einen Sekt holen, bevor Matt wieder alles austrinkt. Möchtest du auch noch einen?«
Ich schüttelte den Kopf und zupfte meine Bluse zurecht.
»Nein, danke. Ich muss los, immerhin muss ich mich noch fertigmachen. «
»Tja, dann ... einen guten Rutsch ins Ungewisse!«
Nachdem ich mich verabschiedet hatte, wartete ich, bis sich die eiserne Aufzugtür öffnete, um nach unten in die Tiefgarage zu fahren und den Gebäudekomplex mit meinem Wagen zu verlassen.
Kapitel 2 - Neues Jahr, neuer Shawn?
POV | ℬ𝓁𝒶𝒾𝓇
»Scheiße, Shawn! Wo zum Henker steckst du?! Ich warte seit geschlagenen drei Stunden auf dich - in meiner besten Unterwäsche, über und über bedeckt mit frittiertem Sushi - und du hast nichts Besseres zu tun, als mich zu ghosten!«, brüllte ich in mein Smartphone.
Es war bereits die dritte Nachricht gewesen, die ich ihn auf die Mailbox gesprochen hatte und so langsam verlor ich die Geduld. Wütend schob ich mir ein Sushi-Röllchen nach dem anderen in den Mund und fing an, vor mich hin zu schmollen.
Dieser dämliche Idiot!
Zugegebenermaßen hatte ich mir das mit dem Sushi von Sex an the City abgeschaut, weil ich dachte, dass es nett wäre, Shawn nochmal zu überraschen, ehe wir das neue Jahr zelebrieren würden.
Doch anstatt, dass wir uns gegenseitig das Hirn rausvögelten und uns anschließend für die Party fertigmachten, saß ich allein und halbnackt am Küchentisch, um mich vollzustopfen. Zudem roch mein Busen so allmählich nach Fisch und Frittierfett, was mich zu dem Entschluss kommen ließ, das nächste Mal doch lieber zur Sprühsahne zu greifen.
»Na gut, mein Freund ... du hast es ja nicht anders gewollt!«
Genervt öffnete ich die Suchfunktion in der Ortungs-App meines Smartphones, um Shawns Standort ausfindig zu machen.
»Du dämliches Ding!«, fluchte ich. »Du sollst Shawn suchen! Warte ... was?!«
Laut der Ortungs-App befand sich Shawn's Handy hier in unserer Wohnung, seine Smartwatch jedoch in Portland. Allerdings schien er sich an irgendeinem Ort zu aufzuhalten, an dem er keinen Empfang hatte. Bei genauerer Betrachtung fiel mir auf, dass sein Standort seit über zwei Stunden nicht mehr aktualisiert worden war, was nur bedeuten konnte, dass er sich nicht fortbewegt hatte.
Ich suchte jeden noch so kleinsten Winkel unserer Wohnung nach dem Smartphone ab, nur um dann zu meiner Ernüchterung festzustellen, dass es auf seinem Schreibtisch lag. Bei genauerer Betrachtung sprangen mir ein paar WhatsApp-Nachrichten ins Auge.
WhatsApp-Nachricht von Unbekannt:
»13436 Rowell Blvd, Portland. Und sei gefälligst pünktlich!«
WhatsApp-Nachricht von Unbekannt:
»Du wirst von einer Dame mit roten Haaren an der Tür empfangen, und in einen der Private-Rooms gebracht.«
Wie bitte?! Private-Room?! Was um alles in der Welt ging hier vor?!
Ich brauchte einige Minuten, um zu realisieren, was hier gerade passierte. Also tat ich das, was jeder an meiner Stelle tun würde - ich googelte.
Ein Stripcluuub?! Sein verdammter Ernst?!
Ich fiel beinahe vom Glauben ab. Wenn dieser Idiot sich tatsächlich in einem dieser billigen Strip-Schuppen befinden sollte, würde ich ihn eigenhändig umbringen.
Mein entrüsteter Blick wanderte zur großen, dunkelbraunen Wanduhr, die mich feststellen ließ, dass ich so viel Zeit damit verschwendet hatte, Shawn ausfindig zu machen, dass ich die Silvesternacht völlig außer Acht gelassen hatte.
Happy New Year, Blair. So hattest du dir deine Silvesternacht ganz bestimmt nicht vorgestellt ...
***
Schäumend vor Wut, und nachdem ich mich in Schale geworfen hatte, stieg ich in den Wagen ein. Shawns Smartphone hatte ich in meine schwarze Pailletten-Clutch gesteckt, um die Fakten auf den Tisch zu legen, sollte es zu einer Konfrontation kommen.
Ach, Scheiße! Ich dachte wirklich, dass er der perfekte Mann an meiner Seite wäre ...
Grundsätzlich passten Shawn und ich hervorragend zusammen. Er war so verboten gutaussehend, dass man beinahe einen Waffenschein für ihn brauchte. Das würde ihm allerdings auch nicht mehr helfen, sollte er unsere Beziehung so leichtfertig auf's Spiel setzen.
Kapitel 3 - Neues Jahr, neues Ich.
POV | ℬ𝓁𝒶𝒾𝓇
»Tut mir leid, Miss, ich kann Sie nicht reinlassen. Zutritt nur für Männer.«
»Ist das Ihr scheiß Ernst?! Mein Freund ist da drinnen, und wenn Sie mich nicht sofort eintreten lassen, werde ich den ganzen Laden hier auseinandernehmen!«
Natürlich meinte ich das nicht wortwörtlich, immerhin war ich Anwältin und Junior-Partnerin, weshalb ich mir nichts zu Schulden lassen kommen konnte.
»Hören Sie zu, ... selbst, wenn ich wollte, dürfte ich sie nicht hineinlassen. Der Besitzer hat noch immer das Hausrecht und ...«
»Fein, dann eben nicht!«, zischte ich in einem herablassenden Ton, während ich meine Augen zu kleinen, engen Schlitzen verzog.
Anschließend drehte ich mich um und tat so, als ob ich ging. Ich setzte mich schnaubend in mein Auto und suchte nach der nächstmöglichen Parkmöglichkeit, um es abzustellen. Als ich den Wagen zwei Straßen weiter auf einem Großraumparkplatz abstellte, schielte ich unauffällig zu der Whiskeyflasche, die Shawn für seinen Boss gekauft hatte. In der Hoffnung, dass alles sich nur um ein Missverständnis handeln würde, hatte ich sie vorsichtshalber eingepackt.
Hitze kroch meinen Nacken hinauf und eine Gänsehaut breitete sich auf meinem gesamten Körper aus. Ich fühlte mich beinahe so, als wäre ich in einem schlechten Film. Und in schlechten Filmen blieb den Hauptdarstellern meistens nicht anderes übrig, als sich durch den Hintereingang hineinzuschleichen.
Moment mal ... der Hintereingang!
So banal es auch klang, aber das könnte durchaus eine Möglichkeit sein, um hineinzukommen. Allerdings musste ich mir für diese Aktion vorher ein wenig Mut antrinken, weshalb ich kurzerhand die Whiskeyflasche öffnete und einen kräftigen Schluck daraus trank.
***
Beim Hintereingang angekommen, wartete ich eine halbe Ewigkeit darauf, dass etwas passierte, doch nichts geschah. Niemand dachte auch nur im Geringsten dran, den Müll hinauszubringen, oder auf einer der Mülltonnen zu vögeln, so, wie ich es mir in meiner Fantasie ausgemalt hatte.
Verdammte Scheiße!
Und als ich die Hoffnung bereits aufgegeben hatte und einen anderen Plan schmieden wollte, trat ein riesiger Kerl im Anzug heraus, um sich eine Zigarre anzuzünden. Ich ergriff meine Chance und versuchte den rumänischen Akzent unserer Putzfrau Florentina zu imitieren. Beiläufig hatte ich immer wieder ein paar Schimpfwörter von ihr aufgeschnappt und diese dann gegoogelt, um nachvollziehen zu können, ob sie mir wirklich einen schönen Abend gewünscht oder mich schlichtweg beleidigt hatte.
»La naiba! (Verflucht!) dieser Türsteher ist ein Idiot!«
Zugegebenermaßen nicht meine beste, schauspielerische Darbietung, allerdings wirkte der Kerl nicht gerade so, als wäre er die hellste Kerze auf der Torte.
»Hast du dich verirrt, Schätzchen?«
Schätzchen? Der hatte sie wohl nicht mehr alle!
»Du bist doch eine von den neuen Mädels, oder?«
Okay, Blair. Tief durchatmen ... reiß dich zusammen und versuch dich an alle Filme und Serien zurückzuerinnern, die auch nur im Entferntesten etwas mit irgendwelchen Stripclubs zu tun hatten.
»Da, da ... (ja, ja ...)«, ich räusperte mich kurz. »Ich mache einen guten Russian Layback.«
Oh, Gott ... konnte es noch schlimmer kommen?
Sollte er mir dieses Schmierentheater auch nur ansatzweise abkaufen, hatte ich eindeutig einen Oskar verdient.
Ihm entfuhr ein wollüstiger Laut, welchen ich als derart widerlich empfand, dass es mich einiges an Selbstbeherrschung kostete, mich nicht durch die Nase zu übergeben. Bei der Menge an Uramaki, hätte er seinen Anzug danach sicherlich in die Tonne werfen können.
»Na dann mal rein mit dir, Püppchen ... gerade aus durch und dann die erste links abbiegen. Das sind die Umkleidekabinen.«
Würg ...
Ich verzog meine Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen und marschierte los. Als er mir dann einen Klapps auf den Po gab, versuchte ich einen lauten Schrei zu ersticken und einfach weiterzugehen.
Ich werde Shawn sowas von umbringen!
***
»Hier kannst du deine Jacke ablegen und dort drüben sind ein paar Outfits, die du dir heute ausnahmsweise borgen kannst. Ansonsten wäre es ratsam, deinen eigenen Kram mitzubringen«, entgegnete eine der Mädchen mit einem starken Südstaatenakzent. Dann legte sie ihre Hand auf meine linke Schulter und flüsterte: »Einige der Mädchen haben sich letzte Woche mit einem fiesen Scheidenpilz angesteckt ... glaub mir ... den willst du nicht haben.«
Angeekelt verzog ich das Gesicht.
Jetzt nur nicht aus der Rolle fallen!
»Schon gut. Ich habe eigene Unterwäsche an. Ich würde aber gerne diese Maske anziehen.«
Wenn mich auch nur irgendjemand erkannte, konnte mich das nicht nur meinen Job kosten, sondern auch meinem Image erheblich schaden. Deshalb entschied ich mich für eine schwarze Latexmaske mit Hasenohren, ähnlich, wie Ariana Grande sie auf dem Cover ihres Albums »Dangerous Woman« getragen hatte.
»Gute Wahl. Ich nehme an, du bist ein Profi?«
Ich nickte, auch, wenn ich nicht wusste, was das heißen sollte.
Wie schwer konnte das schon sein, so ein wenig mit dem Hintern zu wackeln und dabei die Stange hinunterzurutschen.
»Super! Dann kannst du direkt mit den Separees anfangen. Such dir am besten einen der freien Räume aus, ich schicke die Gäste dann nacheinander zu dir rein.«
Als sie nach vorne in den Club-Bereich ging, nutzte ich die Gelegenheit, um eine Tür nach der anderen aufzureißen. Bisher hatte ich kein Glück und erntete ein »raus hier!« nach dem anderen.
Im letzten Raum waren, anstatt lauter Musik, gedämpfte Männerstimmen hören. Als ich leise die Tür öffnete, konnte ich Shawn sehen, der neben einer rothaarigen Stripperin auf einem Sofa, mit dunkelrotem Samtbezug, saß.
Eigentlich sollte mich der Anblick schockieren, wäre da nicht zufällig ein großer Kerl im Smoking mit dem Rücken zu mir gestanden, der gerade dabei war, eine Waffe auf Shawn und diese Tussi zu richten.
»Ich wusste, dass du ein Bulle bist, Valentine!«, schrie er. »Aber ich werde mir diesen Deal nicht durch die Lappen gehen lassen, zumal er bereits läuft.«
Was? Shawn ... ein Polizist?
»Gib endlich auf Chester ... es ist vorbei und ...« Shawn verstummte, als sein Blick an dem des Anzugträgers vorbeiwanderte und auf mich traf. Seine Augen weiteten sich und er krallte seine Hände fester in das Polster auf dem er saß.
Nun fühlte ich mich, wie in einen dieser Tom Cruise Filme. Ich stand da wie angewurzelt und wagte es nicht, mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Dann schluckte ich schwer.
»Halts Maul!«, er entriegelte die Waffe und nahm Shawn ins Visier. »Sag mir, Paula ... war das alles bloß gespielt? Bist du seine Partnerin?«, wollte er wissen.
Wo zum Teufel waren wir hier? In einem dieser Mafia-Romane?
»Hast du sie gefickt, Valentine?«, hakte er eindringlich nach, nachdem er von beiden keine Antwort bekam.
Ich wusste, dass ich die Situation irgendwie entschärfen musste, also lenkte ich die Aufmerksamkeit auf mich, indem ich euphorisch-kreischend auf mich aufmerksam machte.
»Happy New Year! Sie drei haben einen Tanz bestellt, ja?« Übermütig schob ich mich an dem Kerl vorbei und drückte seine Arme nach unten. »Aber, aber ... wer wird denn jetzt noch rumballern? Das neue Jahr ist doch längst eingeleitet und mal abgesehen davon, ist es strengstens verboten, Leuchtgeschosse im Innenräumen abzufeuern. Wissen Sie denn nicht, dass die ganzen Polster hier leicht entzündlich sind? «
Der Typ schien sichtlich irritiert, woraufhin Shawn und Paula die Gunst der Stunde nutzten, um den Kerl zu überwältigen.
»Blair? Was machst du hier?!«, fragte Shawn mit geschockter Miene, während er sich mit dem Anzug-Typen auf dem Boden herumwälzte. »Und überhaupt, was hast du da an?!«
Ich verschränkte die arme vor der Brust. »Was ich hier anhabe? Die Frage ist wohl eher, was du hier machst, Shawn Valentine?! Meinst du nicht, dass du mich in deine Machenschaften hättest einweihen sollen?«
»Machenschaften?! Ich bin ein Undercover-Cop und wollte dich nur beschützen ... au!«, rechtfertigte er sich, bis er einen Kinnhaken abbekam.
Paula trat währenddessen gegen den Arm des Kriminellen, um ihn erfolgreich zu entwaffnen. »Könnt ihr das vielleicht später klären?! Immerhin müssen wir noch ein Kartell hochnehmen!«
Dann ging alles plötzlich ganz schnell. Der Kerl riss sich los und packte mich an den Ohren meiner Latexmaske, was mich aufschreien ließ.
»Bist du bekloppt?! Hast du eine Ahnung, wie lange es gedauert hat, mir diese beschissenen Wimpern aufzukleben?!«
Er riss mir die Maske vom Kopf, was, mit großer Wahrscheinlichkeit, mindestens eine meine sündhaft teuren Wimpernkränze in Mitleidenschaft zog, und schrie daraufhin: »Das wirst du bereuen Valentine!«
Dann reichte es mir. Ich sah rot. Erst hielt dieser Kerl Shawn fest, weshalb wir unser erstes, gemeinsames Silvester nicht miteinander verbringen konnten, anschließend wollte er ihn töten, und um dem ganzen dann noch die Krone aufzusetzen, ruinierte er mir mein Make-up.
Ich holte zum Schlag aus und traf dabei die Nase des Typen, was ihn aufschreien ließ. Und, als wäre das nicht schon Bestrafung genug gewesen, trat ich ihn mit den schwarzen Plateau High Heels in seine Mitte.
»Spüre die Macht meiner Louboutins, Arschloch! Die haben nicht umsonst über zweitausend Dollar gekostet!«
Das wiederum, war eindeutig mein bester Spruch des Abends.
»Zugriff!«, sprach Shawn in seinen Hemdkragen hinein und warf sich im nächsten Moment auf den Kerl, der sich auf dem Boden vor Schmerz krümmte.
Paula legte in dieser Zeit ihren Zeigefinger an ihr Ohr und sah anschließend zu Shawn. »Der Zugriff war erfolgreich, sie haben die Strippenzieher.«
»Gut«, entgegnete Shawn. Er musterte mich mit einem schiefen Lächeln, woraufhin ich meine Augen verdrehte und schnaubend den Raum verließ. »Warte, Blair!«
Ich ging auf direktem Wege, und ohne mich umzudrehen, in Richtung Umkleiden, als ich plötzlich spürte, wie jemand mein Handgelenk umfasste. Ein Blick über die Schulter verriet mir, dass es Shawn war, der mich kurzerhand herumwirbelte und gegen die kühle Steinwand drückte.
»Bitte, Blair ... lass mich erklären ...«
Sein heißer Atem traf auf meinen und ich wollte mir am liebsten in den Arsch beißen, dass meine Hormone wieder mal mit mir durchgingen. Ich versuchte den dicken Kloß, der sich mittlerweile in meinem Hals gebildet hatte, herunterzuschlucken, aber es gelang mir nicht.
»Ich wollte dich nur beschützen ... du hättest gar nicht in die Sache mit hineingezogen werden sollen und ...«
»Schon kapiert, James Bond«, unterbrach ich ihn. »Ich bin bloß sauer, weil ich ganze drei Stunden auf dich gewartet hab' - halbnackt und bedeckt mit frittiertem Sushi!«
Seine Miene wurde mit einem Mal weicher. Erneut zog er dieses charmant-verschmitzte Lächeln auf, was mich beinahe um den Verstand brachte und meine Knie weich wie Butter werden ließ.
»Tut mir leid, Honey.« Shawn's Blick glitt an mir auf und ab. »Wenn du mir später die Chance gibst mich zu erklären, holen wir das nach. Versprochen. Aber jetzt solltest du dir etwas anziehen. Ich möchte nicht, dass meine notgeilen Kollegen meine heiße Freundin nackt sehen.«
»Ernsthaft?«
»Ernsthaft. Hätte die Situation es nicht erfordert einen kühlen Kopf zu bewahren, wäre ich vermutlich über dich hergefallen, wie ein wildes Tier.«
Seine Worte entlockten mir ein Lächeln, das nur mit viel Mühe an meinen Mundwinkeln zupfte.
»Jemand hat dich mit einer Waffe bedroht, Shawn. Und du hattest nichts Besseres zu tun, als an mich zu denken?«
»Richtig, Sherlock.« Er legte seine warmen, weichen Lippen sanft auf meine, bis ich meine Arme um seinen Nacken schlang und meinen halbnackten Körper an ihn presste. Ich konnte deutlich spüren, wie die Beule in seiner Hose immer härter und unser Kuss intensiver wurde.
Doch dann zog er sich plötzlich zurück. »Wir müssen noch auf's Revier fahren und eine Aussage machen. Danach gehöre ich ganz dir ... mit oder ohne Sushi.«
»Aber nur, wenn Sie mich verhören, Officer Valentine ...«
_________
ENDE
2999 Wörter
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