Diesen Plan erfuhr ich im Herbst 2018. Denn anstatt nach dem Reiten nach Hause zu fahren, wie üblich, fuhren wir in die genau andere Richtung. Zu meinem Reitlehrer nach Hause, wo er auch sein Pferd stehen hatte. Er besaß einen Holsteiner, springgezogen und ein kleines Stockmaß von 1,85m. Zuvor hatte er eine Reitbeteiligung auf ihm, mit der er allerdings nicht zufrieden war. Daher hatte er einen Plan: ich sollte sein Pferd reiten!

Am folgenden Wochenende fuhren meine Mutter und ich zu ihm und gingen zum Reitplatz, denn dort arbeitete er schon den Schimmel, wie ich ihn später gerne nannte. Als ich sah, wie schwungvoll das Pferd ging und wie fein er auf die Hilfen reagierte, war ich sehr eingeschüchtert. Ich hatte Angst, dass ich was kaputt machen könnte.

Spoiler: ich hatte ihn nicht kaputt gemacht.

Ich setzte mich also auf dieses riesige Pferd und fühlte mich pudelwohl. Denn nicht nur er selbst war groß, sondern auch sein Herz. Er war super lieb, hinterfragte auch mal, ob man etwas wirklich wollte und war top ausgebildet.

Von diesem Tag an ritt ich ihn regelmäßig am Wochenende. Zusätzlich zu den Schulpferden wusste ich, dass ich das auf Dauer nicht leisten konnte, vor allem weil es auch langsam auf mein Abitur zuging.

Im Winter ritt ich mit dem Schimmel einen Lehrgang mit und dort hatte ich auch das erste Mal die Möglichkeit mit ihm zu springen. Davor war ich auch schon bereits regelmäßig gesprungen, doch kein Pferd konnte annähernd mit dem Gefühl mithalten, was er mir beim Springen gab. Er sprang nicht, er flog förmlich über die Hindernisse. Ich war mir sicher, dieses Pferd würde mir eine Menge beibringen.

Nun ein kleiner Zeitsprung zu Februar 2019: Unsere Hofbesitzerin gab bekannt, dass sie den Reitbetrieb auflösen wollte. Die gesamten Pferde wurden verkauft und der Betrieb dicht gemacht. Ich war sehr froh, dass ich mit dem Schimmel ein tolle Perspektive hatte. Die Entscheidung, ob er oder die Schulpferde wurde mir somit abgenommen.

So begann eine äußerst tolle Zeit mit dem Schimmel.