T W E N T Y - S E V E N
Ich saß an seinem Schreibtisch und Damian lehnte sich neben mir am Tisch an. Gestern hatten wir tatsächlich mehrere Stunden über alles nachgedacht und waren auf den Entschluss gekommen, meinen Dad nochmals zu kontaktieren.
Wir würden Matteo erzählen, dass ich die Tochter war und es vielleicht doch noch einen Weg ans Geld und an eine Lösung gab. Nur war ich mir nicht sicher, ob es doch nicht einfach besser wäre das Geld im Safe zu lassen, um es somit so weit wie möglich von Ramirez fernhalten zu können.
Ich denke, hier ging es nicht darum das Geld zu bekommen. Nein. Es ging darum Ramirez zu stoppen und im schlimmsten Fall müssten wir das Geld halt doch zu uns nehmen.
Damian und ich würden gleich wieder zum Krankenhaus fahren. Ich konnte immer noch nicht glauben, was er gestern getan hatte. Er hatte mich eiskalt gekorbt. Ich wusste, dass er es nur aus Spaß machte, aber auf längere Zeit würde mein kleines Herz diese Spielchen nicht mehr aushalten können.
Da ich im Moment die einzige Frau oder eher halbe Frau, im Haus war, machte ich heute Morgen Frühstück. Milo und Damian waren sichtlich dagegen, dass ich mich am Haushalt beteiligte, aber wer würde es sonst tun?
Ich sah dies auch, als eine Chance das Vertrauen des alten Diaminis zu gewinnen. Ich hatte nicht vor den Platz von seiner Ehefrau einzunehmen, aber ich hatte es ihr ebenso versprochen. Zu meiner Überraschung bedankte sich Matteo sogar und schien mir das erste Mal keinen Killerblick zuzuwerfen.
Ich denke aber nicht, dass es nur am Frühstück liegen konnte, da der Blauäugige mir freundlich beichtete, dass ich meine Kochkünste noch ein wenig verbessern sollte. Ich verstand nicht, was er meinte. Meine Spiegeleier waren hervorragend... nicht jeder hatte die Fähigkeit ein weißes Lebensmittel komplett schwarz zu brennen.
Jedenfalls war ich mir sicher, dass Matteo sich nach einer Weile auch öffnen würde.
Ich wollte den Diaminis nichts Böses.
Nicht mehr.
Ich wollte nur etwas.
Ich wollte, dass alles wieder gut werden würde und jeder unverletzt davon kommen würde.
"Wohin geht ihr?" Als würde er wissen, dass meine Gedanken gerade um ihn kreisten, kam er aus seinem Büro gelaufen und stoppte seinen Sohn und mich. "Wir gehen Aurora besuchen. Möchtest du mitkommen?"
Ich war der Meinung, dass wenn er nicht auf mich zukam, ich halt auf ihn zugehen musste. Verdutzt über meine Freundlichkeit und meine Frage, sah er mich kurz an und schielte zu seinem Jüngsten.
"Ich habe gerade keine Zeit, aber ich werde später nachkommen." Ich war nun ebenfalls erstarrt. Er hatte mir normal geantwortet.
Kein abwertendes Kommentar. Keine Drohung.
Ich drehte mich grinsend zu Damian, als wir unten vor der Haustür unsere Schuhe anzogen. Er schüttelte lachend den Kopf und griff nach dem Autoschlüssel. "Ich habe noch nie jemanden gesehen, der sich so über eine normale Antwort gefreut hat."
"Ja, aber ich denke, dass es schon gefeiert werden muss, wenn derjenige versucht hat mich mehrere Male zu töten."
Zustimmend nickte Damian und setzte sich synchron mit mir ins Auto. "Ich kann es kaum erwarten, wenn ihr beste Freunde werdet." Ich schubste ihn leicht an seiner Schulter an, als er den Motor startete. Ein lautes Brummen ertönte und zum ersten Mal seit unserem kleinen Road-trip saß ich wieder in Damians Auto.
Ich musste schmunzeln, als ich an unsere kleine Verfolgungsjagd mit der Polizei dachte. Ich war so zuversichtlich diesen Wagen souverän zu fahren und hätte uns fast umgebracht. Das war eines der ersten Male, wo ich wegen dem Idioten neben mir Gänsehaut und ein Kribbeln verspürte. Damals schob ich es auf den Adrenalin, aber heute würde ich schon zugeben, dass es wahrscheinlich am Italiener lag.
Ich hatte keine Ahnung was das im Moment war.
Was war das zwischen uns?
Spielte er mit mir oder lag es einfach daran, dass wir beide schlimme Dinge erlebten und uns deshalb so angezogen fühlten?
Ein Kribbeln breitete sich auf meiner Haut aus, was heißen musste, dass er mich ansah. Ich drehte mich zur Seite, um festzustellen, dass ich richtig lag.
"Du warst wieder in Gedanken." Er löste seinen Blick von mir ab, als er in die nächste Ausfahrt abbog. "Lust mir davon zu erzählen?" Gerne würde ich mit ihm darüber sprechen, aber was, wenn er einfach beginnt zu lachen? Ich wusste, er hatte es mir versprochen niemals zu lachen, aber nie hatte eine meiner vergangenen Freundinnen ihr Versprechen eingehalten.
Warum sollte es dann ein Typ, welchen ich erst seit wenigen Wochen kannte, einhalten?
"Ist nicht wichtig... Also ich denke nicht, dass es dich nicht interessieren würde." Ich drehte mich zum Fenster und hoffte, dass er es einfach bei dem belassen würde. Mir brannten meine Fragen förmlich auf der Zunge, aber die Angst war einfach zu groß.
Es war nicht direkt Angst, nur wollte ich mir mit seiner Antwort meine Träume nicht zerstören lassen.
Was, wenn er mir eine Antwort gäbe, die ich nicht hören wollte? Ich hatte nicht Angst vor seiner Antwort...
Ich hatte Angst vor der Wahrheit. Wie jede Teenagerin, wollte ich nicht, dass mein Herz auseinander gerissen oder im schlimmsten Fall aus meiner Brust gerissen werden würde.
"Es muss schon relevant sein, wenn du schon wieder in ihnen versunken bist." Wir waren angekommen und ich schnallte mich ab. "Vielleicht später." Damian nickte mir einverstanden zu und zusammen liefen wir den Weg, welchen ich eigentlich nie gehen wollte.
Gestern hatte ich schon zu kämpfen auch nur hier hin zu kommen.
Heute war es kein wenig einfacher geworden.
~
"Hallo Baby." Aurora griff eifrig nach der Hand ihres Sohnes, welche er zuerst an seiner Hose abwischte, da er nervös war und somit leicht feuchte Hände hatte. Er war nicht der einzige, der nervös war.
Während Damian mit seiner Mutter beschäftigt war, nahm ich mir mal die Zeit und scannte ihr Krankenzimmer ab. Sie war alleine und ein kleiner Fernseher hing lässig von der Decke. Wenige Stühle waren verschoben, was nur heißen konnte, dass wir gestern vergessen hatten sie wieder an den Tisch zu schieben. Auf dem definitiv neuen Tisch standen ein paar Blumen und an einem Strauß hing sogar ein kleines Zettelchen.
Mit meinem Blick aus dem Fenster gerichtet, lief ich dort hin und von hier oben konnte man in den Park sehen. Man konnte ihn nicht mit dem großen Park gegenüber des abegebrannten Hotels vergleichen.
Was man hier sehen konnte, waren einzelne Bänke und auf wenigen saßen Patienten, die die doch so kostbare Natur genossen.
Auch wenn ich Krankenhäuser nicht mochte, fand ich es doch toll, dass sie ihren Patienten die Möglichkeiten gaben sich zu beschäftigen. Ich drehte mich wieder zu den anderen und lächelte wegendem Szenario was sich mir bot.
Verstehen tat ich nichts, da Aurora aufgeregt auf Italienisch plapperte, aber Damians Gesicht war leicht errötet und er sah starr auf die Bettlaken, die seine Mutter umhüllten. "Okay, okay." Es sah verdammt süß aus, wie er kurz zu seiner Mom schaute und dann vom Bett aufsprang. "Ist gut", deutete er ihr und bemerkte, dass ich sie beobachtete. Seine Wange hatten einen roten Schimmer und peinlich berührt, sah er einmal hinter sich mit der Hoffnung, dass er sich in Luft auflösen würde.
Ich setzte mich an die andere Seite des Bettes und direkt ergriff Aurora meine Hand. "Ich bin so froh, dass es euch im Moment gut geht und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass wir das mit Ramirez schaffen werden."
Es freute mich, dass sie so voller Freude war und gar nicht daran dachte, dass sie vielleicht nur noch wenige Wochen oder sogar Tage zum Leben hatte.
Es beeindruckte mich ungemein.
Würde ich wissen, dass ich nicht mehr viel Zeit hätte, würden mir die Tränen nur so herunterfließen und ich würde mich in einer Ecke zusammenrollen, was eigentlich genau das Falsche wäre.
Aurora tat das Richtige. Sie genoss ihre Zeit und versuchte nur das Positive zu sehen.
"Milo war heute Morgen hier und hat mir etwas sehr Interessantes erzählt."
Verschmitzt sah sie zuerst mich und dann ihren Sohn an. "Weißt du, Alexis..."
Sie drückte sich mit ihrem linken Arm auf und strich sich ihre Engelslocken hinter das linke Ohr.
"Ich hätte dir das Gästezimmer gar nicht fertig machen müssen, wenn du ja nur bei Damian schläfst."
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