T W E L V E
"Ich komme ja schon!", völlig überfordert versuchte ich meine Beine aus der Bettdecke zu wickeln und fiel fast aus dem Bett. Gestern schlief ich ziemlich schnell ein, nachdem ich meinen kleinen Zusammenbruch überstanden hatte.
Ich war jetzt in Chicago...
Damit musste ich mich halt abfinden.
Endlich auf den Beinen suchte ich nach meiner Hose und meinen... Okay wohl eher nach Auroras Kleidung.
"Können wir hereinkommen?"
Ich ging mit großen Schritten auf die Tür zu und wollte sie öffnen, jedoch tat sie dies von allein und 2 kleine Frauen sahen mir entgegen. "Zimmereinigung", murmelte die Vordere und drückte sich mit ihrem Wägelchen an mir vorbei.
Verdattert drehte ich mich um. Für kurze Zeit kapierte ich nicht, was abging. Es musste wohl an dem Morgennebel in meiner Birne liegen.
Als der sich langsam verzogen hatte, schüttelte ich den Kopf um mich zu fassen. Ich ließ sie ihre Arbeit machen und verzog mich in das kleine Bad. Der kleine Spiegel hat schon mehrere Jahre auf dem Buckel und dementsprechend war er auch ziemlich verkratzt. Es gab keine Badewanne und nur eine kleine Dusche, die in der Ecke platziert war.
Ich bückte mich und öffnete das dunkelbraune Kästchen, welches direkt unter dem Lavabo stand. Zu meinem Glück erblickte ich ein kleines Gefäß mit Seife und Shampoo. Ich griff mir, was ich brauchte und stellte es auf die Ablage in der Dusche.
Meine Kleider, die ich mir gerade erst übergezogen hatte, ließ ich von meinem Körper fallen und hob den Riegel. Sachte und bedacht drehte ich ihn nur wenige Zentimeter in den roten Bereich. Ich wollte mich ja nicht grillen.
Ein leises Seufzen konnte ich mir nicht verkneifen, als ich das angenehm warme Wasser auf meiner Kopfhaut spürte. Mit meinen Fingerspitzen massierte ich meine Schläfen und meinen Nacken.
Die schwarzen langen Locken, die extrem spröde über meinen Rücken fielen, nahmen an Gewicht zu, als sie nass wurden und mit geschlossenen Augen griff ich nach der Seife.
~
Frisch geduscht wickelte ich meine Haare in ein viel zu kleines Handtuch. Mit einem besseren Gefühl sah ich in den Spiegel und musterte das Mädchen, dass mir entgegensah. Ihre sonst so grünen Augen hatten an Glanz verloren und schienen eher wie ein grünliches Grau.
Gab es das überhaupt?
Mit einem Seufzer nahm ich die dreckige Kleidung vom Boden auf und gegen meinen Willen musste ich wieder in sie hineinschlüpfen. Ein neuer Punkt zierte meine To-do List.
Mit dem leicht verrostetem Föhn versuchte ich meine Mähne zu bändigen und als sie einigermaßen trocken war, wagte ich es wieder aus dem Bad.
Das Zimmer war leer. Keine Zimmerreinigung. Nichts.
Mein Bett war frisch gemacht und mit einer kleinen Decke hatten sie eine Art Herz geformt. Ein Lächeln zierte sich auf meinen Lippen und ich zählte das Geld von Damian, währendem ich in meine Schuhe schlüpfte.
500 Dollar.
Er war echt großzügig und ich dachte, damit könnte ich mir das wichtigste besorgen. Meine Hand griff nach dem Schlüssel, der die Nummer 66 trug.
Mein Ziel war es heute eine Arbeit zu finden. Ich musste irgendwie an Geld kommen. Diese 500 Dollar würden nicht ewig hinhalten. Wir lebten nunmal in einer teuren Welt.
Klar konnte ich hier keinen 5 Sterne-Job finden, jedoch hoffte ich auf eine Stelle als Kellnerin oder Reinigungshilfe. Ich brauchte das Geld.
Wenn ich dies geschafft habe, würde ich mir neue Kleidung holen und das wichtigste fürs Bad.
Mehr nicht. Ich wollte mit meinem Geld sparsam umgehen.
Hinter mir schloss ich die Tür ab und lief den Flur hinunter. Mehrere Türen öffneten sich immer wieder und die verschiedensten Leute kamen zum Vorschein.
Einige trugen bloß eine Jogginghose und Shirts, andere waren mit Anzug und Krawatte gekleidet. Hier lebten also alle Art von Menschen. Ich drückte den Knopf vom Fahrstuhl und wählte dann das Erdgeschoss.
Gerade als sich die Türen schließen wollten, klemmte sich ein Fuß dazwischen. "Tut mir leid."
Entschuldigend sah mich der junge Herr an und drückte erneut den Knopf zum Erdgeschoss. Meine Hände vergriffen sich an dem Saum meines Shirts und meine Augen fixierten das Board über den Türen.
"Du bist neu hier?", ich drehte mich zu ihm und sah ihn mir das erste Mal genauer an.
Blonde Locken umrahmten sein Gesicht und seine grauen Augen lächelten mir entgegen. "Ist das so offensichtlich?"
Ich strich nervös über meinen linken Arm und ein Klingeln ertönte. "Ja, ich habe dich hier noch nie gesehen und mein Roommate hat mir gestern gesagt, dass es Neuzuwachs gibt. Er sagte Frischfleisch", irritiert sah ich den Surferboy vor mir an und eine Augenbraue zog sich leicht hoch.
"Okay.. Das kam jetzt richtig schräg rüber. Tut mir leid. Ich bin Casey", er hielt mir seine Hand hin und ich nahm sie so gut es halt ging, entgegen, denn wir waren gerade dabei das Hotel zu verlassen. "Alexis", gab ich zurück und sah mich kurz um.
"Weißt du zufälligerweise, wo ich hier einen Job finden könnte?"
Kurz schaute er in der Gegend herum und dachte nach. "Gehst du dort um die Ecke, lässt sich eine kleine Bar erblicken. Geh dort mal fragen. Die können immer neue Kellner brauchen.", ich folgte seinem Arm und bedankte mich.
"Ich muss jetzt aber los. Man sieht sich, Alexis."
Er lächelte mir entgegen und lief dann in eine komplett andere Richtung. Kurz sah ich um mich, bevor ich dem beschriebenen Weg von Casey folgte.
Tatsächlich lag dort eine kleine Bar. Ich strich mir mein Shirt glatt und warf mein Haar über meine Schultern.
Als ich mir sicher war, dass ich einigermaßen ansehnlich außah, steuerte ich, mit einem letzten Blick in die Fensterscheibe in Richtung bar.
Die Tür musste ich mit ein bisschen mehr Kraft als erwartet aufdrücken und ein Lärm brach aus.
Leute saßen an Tischen, sprachen begeistert mit ihrem Gegenüber und nippten ab und zu an ihrem Getränken.
Ich stolperte nach vorn, als jemand von hinten in mich hinein lief. Eine gestresste junge Dame drückte sich anschließend an mir vorbei und bediente die Gäste.
Mit zusammen gekniffenen Augen suchte ich nach jemanden, der vom Äußern her wie ein etwas höhergestuftes Personal außah. An der Bar selbst sah ich dann ein etwas älterer Herr, der lässig an einem Bier nuckelte und immer wieder dem Barkeeper Anweisungen erteilte oder kurz half.
Ok... Ich richtete mein Shirt erneut und lief entschlossen auf ihn zu. Der erste Eindruck zählte und wenn ich mich umsah, schien es eher so, dass die hier jede Hilfe gebrauchen könnten.
"Guten Tag", meldete ich mich, jedoch nahm er mich nicht wahr.
"Entschuldigung" Machte ich mich erneut bemerkbar, was wieder nichts brachte.
"HALLO!"
Sein Kopf neigte sich nun endlich zu mir herunter und suchte meinen Blick. "Geht doch", lächelte er mich freundlich an.
Was meinte er jetzt damit?
"Warum nicht gleich beim ersten Mal so?" Meine Augenbrauen waren wieder kurz davor zusammen zu treffen, als er mir endlich erklärte, was er meinte.
"Als Kellner oder Barkeeper muss man energisch sein, sich bemerkbar machen und gut kommunizieren können. Hier drin hört man ein kleines 'Guten Tag' nicht." Er wusste also schon was mich hierher verschlug.
"Komm mit", er deutete mir, ihm zu folgen, ich blieb jedoch stehen und sah ihn misstrauisch an.
Meine 17-jährigen Instinkte sagten mir, dass ich mich von einem , mitte 60 Jahre alten Herrn, nicht mitnehmen lassen sollte. "Du möchtest doch hier arbeiten, also komm mit in mein Büro, wo übrigens auch meine Frau sitzt."
Mit kleinen Schritten folgte ich ihm dann doch und je weiter wir gingen, desto ruhiger wurde es.
Den Lärm von der Gastronomie ließ ich hinter mir und ging an der Küche vorbei.
Am Ende des Ganges war eine leicht geöffnete Tür und hinter der verschwanden wir dann auch.
"Setz dich, mein Kleines."
~
Hey... Ja ich lebe noch. Ich habe fleissig weitergeschrieben und habe nun nur noch wenige Kapitel zu schreiben, bis diese Story am Ende ankommt. Insgesamt wird dieses Buch 50 Kapitel haben und je nachdem vielleicht auch ein zweites Band. Kommt ganz darauf an wie ihr die Geschichte finden werdet. Endlich werde ich weiter posten und ich kann euch versichern, dass Alexis Geschichte noch vieles mit sich bringt.
Ich habe auch ein neues Buchcover bearbeitet und hoffe ihr findet es toll💕
AlloraFiore
Montag, Mittwoch und Freitag werden Kapitel gepostet.
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