Wenn der Wind seltsam weht
Draco beobachtete Harry, wie er mit Hermine das Zimmer verließ. Sein Blick fiel dabei auf die Glasscheiben und den Wasserfleck, den nun auch Severus musterte. "Was ist denn da passiert?", fragte der Ältere und schwang seinen Stab und das Glas wieder in seine originale Form zu bringen. Ein weiterer Schwung brachte das Wasser zum Trocknen und nur kleine Risse in der Tapete blieben übrig. "Sagen wir mal, wir haben uns gegenseitig ganz schön erschreckt", murmelte Draco die Antwort und Snape runzelte kurz die Stirn. "Glorrens schon wieder?" "Ja, leider."
Das Schweigen zwischen ihnen war gefüllt mit Gedanken, Überlegungen und Rätseln. "Potter hat nicht versucht seine Misere wieder heil zu machen?", fragte Severus und setzte sich in den Sessel den besagter Potterjunge vor wenigen Minuten verlassen hatte. Draco schüttelte den Kopf: "Er hat sich entschuldigt, das war es aber auch gewesen. Er schien nicht mal sehr bereit zu sein, seinen Zauberstab zu ziehen. Er sah schon sehr ungeschickt dabei aus, als er den meinigen dort raus holte." Severus beugte sich interessiert vor. "Ich meine, er hätte auch einen Zauber sprechen können, anstatt sein Glas nach mir zu werfen. Er war der schnellere Zauberer von uns." Es war für Draco ein wirkliches Rätsel.
"Er verbirgt etwas, dass ist klar. Er wollte nicht flohen und auch nicht selbst apparieren, obwohl er es in der Vergangenheit beim Fliehen hundertfach gemacht haben musste. Es wäre seine Gelegenheit unbemerkt zu gehen, stattdessen muss ihn einer seiner Freunde zurück bringen." Severus wirkte angespannt. Er schien Lunte gerochen zu haben. Eine Gefahr, die er als ehemaliger Aufpasser nicht einfach übersehen konnte. Draco kannte das, er hatte Severus schon häufiger dabei beobachtet wie er früher als einer selbst wusste, dass man in Gefahr war. Er hatte es bei Narzissa gewusst und bei Draco selbst. Warum sollte er es nicht auch bei Potter können?
"Ich bin mir aber nicht sicher, worauf das hinausläuft. Was denkst du?" Dracos Frage war einige Minuten in der Luft, bevor Severus antwortete. "Seine mentale Gesundheit schien nicht wirklich vorhanden zu sein, es könnte damit zusammenhängen." "Du meinst, dass er nicht mehr Zaubern will? Dass er vielleicht Angst davor hat?" Snape nickte bedächtig, der Krieg hatte einige Kinder geprägt, welche danach das Zaubern nicht mehr erlernen wollten. Draco wusste das, jedoch fand er es hier unlogisch. Es war kein Schluss den er ziehen wurde. "Er hat keine Fluchtinstinkte, er wich nicht zurück, als wir uns erschraken und ich meinen Zauberstab zog, sondern griff mich mit dem Glas an! Wenn er Angst oder sowas hätte, dann würde er wahrscheinlich auch nicht Seit an Seit apparieren. Das wäre ja mehr als grauenvoll, wenn man die Magie nicht mal selbst unter Kontrolle halten könnte. Ich hätte da mehr Angst."
Severus knautschte seine Hände gedankenverloren. "Was, wenn es keine Angst ist, sondern, wie du sagtest, er seine Magie nicht unter Kontrolle hat?", fragte er nun und Draco stoppte in seinen Gedanken. Harry Potter seine Magie nicht unter Kontrolle? Das konnte er sich nicht vorstellen. das war ein Ding der Unmöglichkeit! Wild schüttelte Draco den Kopf. Er wollte das nicht glauben. "Es muss etwas anderes sein. Glaubst du wirklich er könnte die Kontrolle verlieren? Nach all dem was er magisch schon erlebt hat?" Erleichtert sah Draco, wie Snape den Kopf schüttelte: "Das nicht. Allerdings..."
Der Hellhaarige hing an Severus Mund, der zwar geöffnet war, aber keine weiteren Worte formte. "Allerdings was?", drängte Draco und beugte sich, mit überschlagenen Beinen vor. "Hermine hat erzählt, dass Potter in einer Muggelgegend wohnt, dort Tag und Nacht arbeitet und alles magische so weit von sich entfernt hat wie möglich." Severus hob seinen Blick, schaute Draco nun genau in die Augen. "Was, wenn unser Held der Zaubererwelt seine Magie verloren hat?"
Dracos erste Reaktion war Lachen. Es kam aus seiner Brust schneller heraus als er diese lächerliche Überlegung bedenken konnte. Doch der Tränkemeister blieb ernst. "Das kann nicht dein ernst sein! Ich habe noch nie davon gehört, dass jemand seine Magie verliert! Das ist nicht möglich!" Noch immer lachte Draco ungläubig, er konnte nicht anders. das war ein unmögliches Szenario. Wie sollte Harry, vor allem Harry seine Magie verloren haben? Severus seufzte Ruhig. "Es erscheint für dich vielleicht unmöglich, aber es gibt einige Fälle von plötzlichen Magieverlust, die im St. Mungos sind. Manche durch Trankunfälle, manche durch Überstrapazierung der Magie, manche durch mentale Schocks. Ganz seltene Fälle haben den eigenen Magiekern sogar zerstört." Severus erklärte Ruhig.
Draco verstummte. Hieß dass es konnte tatsächlich möglich sein? Er forderte stumm Severus dazu auf mehr zu erzählen. "Heilung erfolgt meistens einfach durch Zeit. Ein Magiekern braucht mit den passenden Tränken vier Monate um zu heilen, die Magieverluste durch Überstrapazierung sind meistens innerhalb einer Woche geheilt. Ebenso die Trankunfälle. Die mentalen Schocks gehen mit der Zeit, die der Patient zum heilen braucht." Draco lehnte sich zurück. Er ließ diese Informationen auf sich sacken. Er konnte sich nicht vorstellen, wie man es schaffte seine Magie zu verlieren. Tränke und mental, ok, Überstrapazierung? Auch okay, temporär. Aber den Magiekern?
"Wie schafft man es, seinen Magiekern zu zerstören?" Severus lachte hohl auf. "Es gibt viele Wege, Draco. So genau weiß ich das auch nicht. Da musst du Heiler fragen, die in dem Abteil arbeiten." Draco nickte langsam, obwohl er wie Severus wusste, dass das St. Mungos in dem Punkt zu verschwiegen dafür war. Niemals würde es solche Informationen herausrücken. Erst recht nicht an ihn. Es wurde ihn nur wieder verdächtiger machen. Dracos Gedanken gelangten zurück zu Harry. Er konnte sich nicht vorstellen, dass dieser irgendeinen magischen Unfall hatte. Harry ritt sich zwar gerne in Schwierigkeiten, aber nicht dieser Art. "Du meinst, dass seine mentale Gesundheit dafür sorgt, dass er nicht mehr Zaubern kann?"
"Ich vermute es. Allerdings ist das alles eine Theorie. Potter müsste uns schon sagen, ob er wirklich seine Magie verloren hat. Wenn wir wissen, dass es eine mentale Sache ist, können wir ihm leicht helfen." Draco stimmte Severus Worten zu. Es war ihre Vermutung, doch es hieß nicht, dass es stimmen musste. Erstmal mussten sie die Wahrheit finden. Sich langsam an den verschreckten Hasen heran tasten, wie Severus sagen würde.
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