Kapitel 4: Griffin
Es war ein Tag wie jeder andere. Griffin genoss den Sonnenschein auf der Halbinsel, während eine leichte Brise die weitläufige Ebene in ein wogendes, grünes Meer aus Gras verwandelte. Der junge, silberne Hengst senkte den Kopf und genoss ein Maulvoll saftiges Gras. Als er den Kopf wieder hob, blickte er sich träge um: In der Ferne standen die Häuser der Menschen, die sich um die kranken Tiere auf der Insel kümmerten. Davor zeichneten sich die Silhouetten der kleinen Herde ab, zu der er eigentlich auch gehörte. Aber Griffin zog es vor in einiger Entfernung zu grasen. Fort von dem Trubel der Herde.
In Gedanken drehte er den Kopf in die andere Richtung. Dort stand der Steinkreis mit einem einsamen, gewaltigen Baum in der Mitte. Niemand wusste wie alt der Baum eigentlich war oder wer die Steine dort hingebracht hatte. Aber Legenden besagten, dass Aideen den Baum gepflanzt und die Steine zu seinem Schutz dort aufgestellt hatte. Deshalb war der Kreis den Pferden auf Südhuf ein heiliger Ort, an dem sie zur Ruhe kommen und Kraft tanken konnten. Doch als Griffin an diesem Morgen seinen Blick zu dem alten Baum wandte, entdeckte er dort zu seiner großen Verwunderung ein Pferd, dass ihm unbekannt war.
Während Griffin die Fuchsstute noch beobachtete, wie sie dort wie angewurzelt stand und in Richtung Steinkreis blickte, setzte sie sich in Bewegung und ging langsam auf den Kreis zu. Instinktiv schoss Griffin der Gedanke durch den Kopf, dass er ihr besser folgen sollte, um zu verhindern, dass sie dem heiligen Ort Schaden zufügte. Also trabte Griffin näher, immer darauf bedacht möglichst wenig Geräusche zu machen. Immerhin wollte er auch herausfinden, was es mit diesem fremden Pferd auf sich hatte. Am Rand der Steine blieb Griffin stehen. Die Stute stand inzwischen vor dem Baum und betrachtete diesen scheinbar.
Während Griffin die Stute so beobachtete, bemerkte er zu seiner Verwunderung, wie sie dem Baum ehrfürchtig zunickte. Was tat dieses Pferd da? Im nächsten Moment, schnappte Griffin geflüsterte Wortfetzen auf: "Verehrter Wächter... traurigen Botschaft... Wächterin... trauern... versprengt... Sie... beschützen.. zu Diensten... wiederfinden... ." Verwirrt beobachtete der Hengst das Treiben. Sprach dieses Pferd etwa mit dem Baum? Während Griffin noch über das seltsame Verhalten der Stute nachdachte, kam eine leichte Brise auf, die sich um die Stute zu sammeln schien und ihr die Mähne zerzauste.
Fasziniert stand Griffin hinter seinem Stein und beobachtete, wie das andere Pferd sacht den Baum mit dem Maul berührte. Im nächsten Moment drehte die Stute mit einer ruckartigen Bewegung den Kopf und sah Griffin genau in die Augen. Erschreckt zuckte er zurück. Wie hatte sie ihn wahrnehmen können? Er hatte sich doch so große Mühe gegeben sich unauffällig zu verhalten. Da ging doch etwas nicht mit rechten Dingen zu.
Der junge Hengst wollte schon seinem Fluchtinstinkt folgen und zu seiner Herde zurück galoppieren. Doch etwas schien ihn wie angewurzelt stehen bleiben zu lassen. Schweigend beobachtete er, wie sich die Stute langsam auf ihn zu bewegte. Dabei entgingen ihm nicht die anmutigen, fließenden Bewegungen der Stute und die braunen Augen, die ihn mit einer Mischung aus Verunsicherung und Ärger anstarrten.
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