Als Jarek ihre Jacke öffnete und das Blut herauslief, blieb mir fast das Herz stehen. Da war plötzlich so viel Blut.

Ich wollte sie nicht verlieren, denn ich hatte sie erst gefunden. Mir kam es ewig vor bis der Arzt endlich kam. Hätten wir ihn nicht gebraucht, hätte ich ihn für seine Lahmheit die Kehle aufgeschlitzt. Später stellte es sich raus, das er bei einer komplizierten Geburt gewesen war. Das ließ meinen Wolf etwas runterfahren.

Silas versuchte die Blutung zu stoppen, aber es hörte einfach nicht auf. Als er tief in der Wunde stocherte und ich ihn anknurrte, was ihn überhaupt nicht aus der Ruhe brachte, holte er eine silberne Kugel zum Vorschein.

"Wer benutzt silberne Kugeln und warum wurde sie überhaupt angeschossen?": fragte ich in die Runde.

Jarek sah Hope nachdenklich an. Bis er sich zu mir wandte.

"Hier in der Gegend sind schon mehrere Welpen verschwunden! Wir gehen davon aus, dass sie entführt wurden! Elias war vor circa drei Tagen verschwunden und Hope hatte es sich in den Kopf gesetzt ihn wieder zu finden.
Aus Elias war nichts herauszubekommen! Er verwandelt sich nicht mal mehr zurück in seine menschliche Gestalt! Wir lassen ihn, denn wir wollten ihn nicht noch mehr stressen!": erzählte er uns und deutete auf den Knirps, der sich immer noch an Hope kuschelte.

Mittlerweile hatte der Arzt die Wunde gereinigt und verbunden. Ich beobachtete Jarek dabei, wie er hinter Hopes Kopf trat und ihren Kopf etwas nach hinten beugte.

Er griff stumm nach einem Skalpell, das ihm der Arzt entgegen hielt und ritze sich die Haut am Arm auf. Blut lief und ich fragte mich, was er vor hatte.
Ein Blitz durchzuckte mich. Er wollte ihr Blut zum trinken geben.

In meinen ganzen Gedanken um sie, hatte ich es total beiseite geschoben, das sie ein Vampir war.

Er öffnete ihren Mund und ließ es Tropfen für Tropfen hinein laufen. Nach etwa fünf Minuten regte sie sich. Meine Stimmung hellte sich auf. Nicht mehr lange und sie würde aufwachen.

Mein Wolf freute sich und wimmerte. Er wollte seine Gefährtin bei sich haben und ihr zeigen wie viel er für sie empfand.

Ich beobachtete wie sie blinzelte und die Augen öffnete. Sie versuchte aufzustehen, doch Jarek drückte sie sanft zurück. Mein Wolf war unzufrieden. Er war der Meinung, keiner durfte sie berühren.

"Was ist passiert?": fragte sie ihn und wollte erneut aufstehen.

"Weißt du das nicht mehr?": fragte er sie. Ich war auf ihre Antwort gespannt.

Als sie zu mir sah, verfinsterte sich ihren Blick und sie knurrte. Elias der bis dahin geschlafen hatte, tat es ihr gleich.

"Hope! Hör auf! Das ist dein Mate!": sagte er und schob mich ein Stück zu ihr.

Sie knurrte mich erneut an. Spürte sie es denn nicht?

"Das ist nicht mein Mate! Ich will ihn nicht! Er hätte mich sterben lassen!": rief sie und ging auf Abstand.

Sie hatte recht! Aber ich dachte auch nicht, das sie in den Tod gehen würde. Sonst hatten die Vampire sich immer ergeben und wir konnten es klären. Aber bei ihr?

Mein Wolf winselte. Er konnte nicht verstehen, warum sie so feindlich uns gegenüber war. Sie war doch unsere Gefährtin. Ihm war es egal das sie ein Vampir war, er wollte sie.

Sie war heiß, wenn sie wütend war. Ihre gelben Augen waren noch dunkler und es sah aus, als würden sie leuchten.

Wie gerne würde ich sie jetzt küssen. Ihre Lippen auf meinen spüren und sie schmecken. Es könnte so einfach sein. Aber nein! Sie ist eine Furie!

"Ich werde niemals seine Gefährtin sein! Außerdem will ich hier nicht weg. Der sperrt mich bestimmt irgendwo ein und ich komme niemals wieder raus! Ich weiß wie besitzergreifend die Männchen sind!": polterte sie und ging immer weiter auf Abstand.

Sie stand schon fast an der Tür. Man ear sie wütend! Ihr Vater war etwas überfordert. Aber auch wütend, das sie ihm widersprach.

"Du wirst das Rudel verlassen und mit deinem Gefährten gehen! Jede Wölfin macht das! Du bist meine Tochter und gehörst zu meinem Rudel. Also wirst du es auch tun!": brüllte er.

Ich konnte sehen, wie ihr Tränen in die Augen stiegen.

"Ich bin keine Wölfin! Ich habe absolut keine Gefühle für ihn! Er wollte mich töten und jetzt soll ich mit ihm gehen? Ich will bei Mum bleiben!": brüllte sie zurück.

Sie hatte wirklich Feuer! Ich konnte sie verstehen. Als Nichtwolf die gewohnte Umgebung verlassen, war hart! Sie hatte auch keinerlei Gefühle für mich!

Moment!!! Keine Gefühle???

Aber warum? Luna hatte uns doch auserwählt! Ich war mit der Situation total überfordert. Mir gingen ihre Sätze nicht aus dem Kopf.

"Du wirst gehen! Hope ! Ich liebe dich! Glaube mir, ich hätte niemals gedacht, das du die Mate von jemanden wirst! Aber du bist in der Nähe und kannst immer wieder herkommen!": versuchte er zu erklären.

Sie schüttelte den Kopf und knurrte. Ich beobachtete wie sie die Augen schloss und tief durchatmete. Ich hoffte das sie einlenkte. Eigentlich war ich kein schlechter Typ.

Als sie die Augen öffnete hatte sie eine andere Farbe. Ihre Augen waren schwarz wie die Nacht und funkelten.

"Ich werde NICHT mit ihm gehen!": sagte sie bestimmend und öffnete die Tür.

Dann tat sie was, was mir die Haare zu Berge stehen ließ.

Sie rannte nach draußen!

Jarek brüllte nach ihr. Beide stürmten wir zur Tür raus.