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61. Kapitel

Mit lautem Klappern holpert die Kutsche über die unebenen Wege der Stadt. Obwohl sie keine Fenster hat, weiß ich genau, wo ich bin. Vor meinem inneren Auge laufe ich selbst die schmalen, langen Gassen ab. Wenn ich diese Wege nehme, sind niemals viele Menschen außerhalb ihrer Häuser, sofern sie denn welche haben. Man versteckt sich und betet dafür, dass einem wenigstens gelassen wird, was man noch hat. Heute ist es anders. Alles ist anders. Ich kann sie nicht sehen, aber hören dafür um so besser. Sie rufen, schreien wild durcheinander. Ich weiß nicht, ob sie mich verurteilen oder den König, aber sie fluchen; sie verfluchen jemanden. Manche klopfen, hämmern gegen die Wände der Kutsche. Ich kann ihre Fäuste in meinem Rücken spüren. Der Lärm muss draußen noch unerträglicher sein. Ein Gemisch aus hohen und tiefen, lauten und leisen, schrägen und schönen Stimmen, die alle zusammen musizierend. Der eine trifft de Ton, der andere nicht und trotzdem klingt alles zusammen. Mischt man alle Farben, egal ob hübsch oder hässlich, trüb oder klar, so entsteht doch immer Grau. Je mehr Farben, desto schöner das Grau. Manche würden mich fragen, warum Grau schön ist. Es ist nicht die Farbe, die fasziniert. Es ist die Einheit, die Gleichheit, die sich als Vorbild in meinen Kopf gebrannt hat. Wenn alle zusammen sind, dann sind sie eins, so unspektakulär sie aussehen mögen, umso stärker sind sie und umso gefährlicher können sie werden. Ich hoffe nur, den Kutscher verletzt niemand. Er muss nur fahren. Mit dem Urteil hat er nichts mehr zu tun.
Plötzlich wird alles still. Nur das Schlagen der Pferdehufe auf den harten Schlamm unterbricht die Stille. Sie trommeln ein mir unbekanntes Lied. Ab und an scheppert das Geschirr der Tiere und ansonsten höre ich einfach nur gar nichts. Wir scheinen einen anderen Weg genommen zu haben, denn ich habe meine Orientierung verloren. Jeden Moment könnten wir ankommen. Aus der Kutsche würde ich gezerrt werden und man würde mich auf das Podest stoßen. Es könnte auch noch mehrere Minuten dauern, bis wir endlich am Ziel sind. Ich weiß nicht, was ich mir lieber wünschen soll. Mit jeder Sekunde, die vergeht, werde ich immer unruhiger und denke immer mehr nach, aber will ich wirklich schon am Ende meiner Reise angekommen sein? Die Ungewissheit zieht wie ein Strudel an meinem Verstand. Sie nagt an mir, als wollte sie mich auffressen, bevor wir unser Ziel erreichen. "Gib auf", scheint sie zu schreien, doch ich höre nicht auf sie. Mit aller Kraft konzentriere ich mich auf die anderen Worte, die gesprochen werden. In der realen Welt. "Das ist aus unserer Welt geworden." Ich lehne mein Kopf an die kalte Wand aus modrigem Holz. Mir ist nicht klar, ob der Kutscher mit sich selbst spricht oder versucht mit mir Kontakt aufzunehmen. Letzteres wäre ihm allerdings untersagt, daher bezweifle ich es. "Jetzt werden schon Unschuldige zu Tätern." In seiner Stimme liegt etwas altes, weises, aber auch Bekümmertheit schwingt in seinen Worten mit. Etwas belegt spricht er. Ich versuche mir ein Gesicht zu dieser Stimme vorzustellen. Freundlich, aber alt und mit grauen, dünnen Haaren auf dem Kopf. Blaue Augen vielleicht, auf jeden Fall wissend. Man kann in ihnen die Erfahrung sehen, das Alter und die Freude, sowie die Trauer, die er in seinem Leben erlebt hat. Ich stelle mir vor, wie er mit seinen blassen dünnen Lippen lächelt und man dabei die feinen Risse in ihnen sehen kann, weil sie trockener sind als die eines jungen Menschen. Je länger ich darüber nachdenke, desto klarer sehe ich das Gesicht meines Großvaters vor mir. Lachende Augen, die immer leuchteten bis zu seinem Tod. Wie sehr ähnelte mein Vater ihm. Beide liebten sie es, Geschichten zu erzählen und zu erfinden. Opa berichtete mir mit seiner rauchigen Stimme stets von all den Abenteuern, die mein Vater in seiner Kindheit erlebt hatte. Schlachten mit und gegen die Ameisen, Tauchen um einen verborgenen Schatz im Dorfsee zu finden oder Klettern bis zur höchsten Spitze des Baumes, um eine Villa in den Ästen zu bauen. Er beteuerte auch, wie oft Papa von den Bäumen fiel oder sich auf dem Boden wälzte, weil die Ameisen ihn gebissen hatten, aber er lachte jedes Mal. Am liebsten erzählte er die Geschichte, wie meine Eltern sich kennen lernten. Mein Vater und meine Mutter haben sich quasi aus dem Sandkasten heraus geheiratet. Ihre Eltern waren gut befreundet und als man dann beschloss, dass man doch nebeneinander wohnen könnte, nahm die Geschichte seinen Lauf. Das erste Mal begegnet sind sie sich dann, als meine Großvater meinem Vater einen kleinen Pool zum Geburtstag schenkte. Er war aus Gummi und man musste ihn aufpusten, also lieh man sich die Pumpe von Freunden. Die kleine Lea sah das allerdings und wollte auch baden. Mein Vater hat nun also krampfhaft versucht, sie von seinem Pool fernzuhalten, weil er ganz alleine sein Geschenk genießen wollte. Meine Mutter war allerdings viel zu schlau für ihn und schubste ihn einfach mit ins Wasser. Von da an waren sie ziemlich gute Freunde und machten alles zusammen. Irgendwann während einer gemeinsamen Urlaubsreise hat mein Vater dann einfach ganz frei heraus gefragt, ob sie ihn nicht heiraten will. Natürlich hat sie ja gesagt. Zur Hochzeit kam es allerdings erst nach meiner Geburt. Wunderschön hat meine Mutter in ihrem Kleid ausgesehen, wie ein Fee. Wenn ich jemals hätte beschreiben sollen, wie die Elfen aus meinen Lieblingsbüchern aussehen, dann hätte ich "So wie Mama" geantwortet. Wenn sie mit meinem Vater getanzt hat, dann sah es aus, als könnte sie fliegen. Stundenlang konnte ich daneben sitzen und versuchen ihre Flügel zu erkennen, aber sie sagte immer, dass niemand außer die Feen selbst, die Flügel sehen können, weil sie verzaubert sind. Nur, wer sie schon einmal gesehen hat, kann sie erkennen. Natürlich habe ich mich gewundert, wie man sie dann überhaupt jemals beobachten kann, aber meine Mutter hatte nur gelächelt und mich an die Hand genommen, um mit mir zu tanzen. Das Wort "schön" beschreibt nicht einmal annähernd, wie sehr ich es geliebt habe, wenn sie getanzt hat. Manchmal haben wir zusammen gesungen. Mein Vater hat sich an eines der vielen Instrumente gesetzt, die er spielen konnte und dann haben wir einfach irgendein Lied herausgesucht und musiziert. Solche Abende waren die schönsten von allen. Ich habe jede Sekunde genossen, die ich mit meinen Eltern verbracht habe, aber diese Sekunden waren das Beste des Tages. Manchmal habe ich mich gefragt, warum sie niemals damit aufgetreten sind. Sie hätten überall singen können und alle hätten sie geliebt, aber sie haben immer nur für mich Musik gemacht. Ich habe sie nie gefragt und heute ärgere ich mich darüber. So viele Fragen habe ich ihnen nie gestellt, die mir jetzt so wichtig vorkommen. Warum nicht?
"Eine Marionette als König, Unschuldige als Straftäter und Menschen, die nicht mehr wissen, was sie denken sollen. Ich habe mir geschworen, niemals zu sagen, dass früher alles besser war, aber ich fürchte, nur das ist die Wahrheit. Wie sollen Menschen in einer Welt leben, in der sie sich gegenseitig umbringen, ohne auch nur einen kurzen Augenblick zu überlegen? Über nichts denken sie nach. Was soll nur aus uns werden?", die Stimme des Kutschers reißt mich aus meinen Gedanken und ich starre nicht mehr in die Augen meines Opas oder die meiner Eltern, sondern auf die dunkle, unfreundliche Wand der Kutsche. Die Realität dringt wieder in mein Bewusstsein und treibt einen Keil zwischen meine Erinnerungen und das Hier und Jetzt. Mir wird sofort wieder kalt. Ich hatte mir geschworen, so zu tun, als würde es mir nichts ausmachen, aber es ist genauso wie bei einem Vorspiel oder einem Gedichtvortrag in der Schule. Man nimmt sich immer vor, nicht aufgeregt zu sein, weil man den Text oder das Stück kann, und trotzdem verspricht oder verspielt man sich jedes Mal wieder, weil man es doch nicht schafft, nicht aufgeregt zu sein. So ist es jetzt. Ich bin bereit zu sterben, aber ich will es noch nicht. Nicht aufgeben will ich, aber was tue ich denn, wenn ich nicht versuche zu fliehen? Ist das nicht "aufgeben"? Was ist der Unterschied zwischen kämpfen und aufgeben, wenn man so oder so verliert? Wenn die Welt untergeht und ich versuche wegzulaufen, gebe ich dann auf oder kämpfe ich? Fliehen bedeutet doch immer, dass man aufgibt, aber wenn ich einfach stehen bleiben würde, dann gebe ich mein Leben doch auch auf. Dann habe ich nicht einmal mehr den Glauben an mein Überleben. Wann gebe ich also auf? Laufen oder stehen bleiben. In beiden Fällen sterbe ich, aber in welchem habe ich gekämpft? Habe ich versucht, zu überleben als ich weggelaufen bin oder habe ich mich mutig meinem Schicksal gestellt? Was ist kämpfen, wenn der Tod keine Option sonder eine Tatsache ist? Ist es Mut oder ist es Verzweiflung und die letzte Hoffnung?
"Ungerechtigkeit. Ein schreckliches Wort, aber mit so viel Wahrem. Wahrheit eingeschlossen in Buchstaben, die ihren Panzer um sie schließen und niemanden näher kommen lassen. Wie erfahren wir die Wahrheit, wenn wir uns nicht trauen, auf die Gefahr zuzugehen?" Gerne würde ich dem Mann antworten. Wie viel wahres steckt in dem, was er gesagt hat. Ungerechtigkeit ist der Grund für alles und der größte Fehler, der einen Menschen von einer Maschine unterscheidet. Maschinen sind immer gerecht. Wenn sie entscheiden sollen, wen sie retten, wenn zwei Menschen in Lebensgefahr sind, dann entscheiden sie nicht danach, ob sie jemanden mögen oder wer ihnen am meisten Macht verspricht, sondern sie retten, wer die meisten Überlebenschancen hat, sie retten, wer am meisten Perspektive hat. Menschen sind anders. Bei ihnen geht es um Macht, Geld und das eigene Überleben. Dadurch entsteht Ungerechtigkeit und aus Ungerechtigkeit entstehen Wut und Angst. Furcht macht Menschen zu Monstern, wenn sie einen kurzen Moment lang glauben, dass sie sich selbst helfen können. Monster, die töten, was ihnen auf dem Weg zu etwas Besserem im Weg steht. So entsteht Krieg. Krieg entsteht immer aus Angst. Alles entsteht aus Angst. Auch Hass. Angst steuert jeden Menschen und niemand kann sich ihr widersetzten.
"Habt Ihr Angst?" Es braucht lange, bis mein Gehirn begreift, dass er trotz aller Verbote tatsächlich mit mir spricht. Alles dreht sich und ich suche nach einer Antwort. Einer wahren Antwort: "Nein", einen kurzen Moment schweige ich noch einmal, "Ich habe Panik." Minutenlang herrscht einfach nur Stille. Nur das Schnaufen der Pferde ist zu hören. Man erkennt an ihrem Atem, wie anstrengend der Weg für sie ist. Am liebsten würde ich zu ihnen gehen und sie streicheln, Ihnen Wasser geben oder sie einfach eine Pause machen lassen. "Dann wünsche ich euch genügend Mut, um den Kopf zu heben und stark auszusehen

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