Kapitel 5
Ich schwenkte mit meiner Taschenlampe durch den großen Eingangsbereich. Inzwischen hatten meine Freunde ihre Taschenlampen auch angemacht und ließen ihre Lichtstrahlen durch den Raum gleiten. Nach kurzer Zeit fragte einer von ihnen „Ehm...wonach suchen wir eigentlich?“ Ich antwortete nur mit „Nach Hinweisen...“. In diesem Moment sprang mir etwas ins Auge, denn im Schein der Taschenlampe bemerkte ich, dass auf der anderen Seite des Saals eine Tür einen Spalt weit geöffnet war. Ich ging ohne etwas zu sagen, auf die Tür zu, irgendwann merkten es auch meine Freunde und folgten mir.
An der Tür angekommen, atmete ich einmal ganz tief ein und wieder aus, legte meine Hand an die Tür und drückte vorsichtig dagegen, doch irgendwas leistete Widerstand. Ich winkte meine Freunde zu mir und gemeinsam stemmten wir uns mit voller Kraft dagegen. Sie ging immer weiter auf und nach wenigen Versuchen war der Spalt so weit geöffnet, dass wir alle durchpassten. Einer nach dem anderen betraten wir den uns noch unbekannten Raum.
Es war ein ehemaliges Schlafzimmer für die Waisen mit 10 Betten, jeweils 5 auf einer Seite des Raumes, und Kommoden dazwischen. Es gab jedoch zwei Sachen, die sehr suspekt an diesem Zimmer waren.
Erstens gab es nichts, was die Tür blockierte, kein Schrank oder ähnliches, was davor lag oder stand, rein gar nichts und die Tür klemmte auch nicht, mit einmal ließ sie sich ganz leicht bewegen. Und zweitens waren die Betten gemacht. Sie waren frisch bezogen und sowohl Decke, als auch Kissen lagen ordentlich darauf. Wir schauten uns genauer um und fingen wieder an, die Kommoden zu durchsuchen. Und wie ich es mir fast gedacht habe, lagen in jeder einzelnen ordentlich zusammengelegte Klamotten. Ich nahm mir ein Hemd und schnupperte daran und es roch, als wäre es frisch gewaschen und es war tatsächlich noch leicht nass. Ich drehte mich zu meinen Freunden um, aber als ich wieder zu den Sachen schauen wollte, sah ich etwas im Augenwinkel.
Unter der Bettdecke in dem neben mir stehenden Schlafquartier schaute etwas hervor. Ich zog es vorsichtig hervor und bekam Gänsehaut, als ich sah, was es ist. Es war eine Maske aus Holz, auf der das Gesicht eines Kindes eingraviert war. Das Gesicht war sehr fein und detailliert und die Maske hatte im allgemeinen eine sehr hochwertige Qualität. Ich schaute auch in das Bett, was nun hinter mir stand, und dort war auch eine Maske, doch diese sah anders aus, es war wieder ein Kindergesicht, aber das eines anderen Kindes. Ich stand auf und zeigte sie meinen Freunden. Wir durchsuchten die anderen Betten und in 9 der 10 Betten lagen welche, doch in dem letzten nicht. Dort lag nur eine Kritzelei von einer Person oder zumindest einem Wesen, es war schwer zu erkennen, aber man konnte einen menschlichen Körperbau erkennen und eine Art Gewand, aber für weitere Details war es zu schlecht gemalt.
Als wir das Bild zurücklegten, hörten wir wieder ein leises Summen, wir waren sofort still und bewegten uns nicht. Nach kurzer Zeit wurde aus dem Summen ein Geflüster, es hörte sich wie leiser Gesang an. Die Geräusche verstummten und man hörte nur noch die knarzenden Treppenstufen der imposanten Treppe im Eingangsbereich. Als auch das vorbei war, war es komplett ruhig, das Einzige, was man hörte, war unser Atem und das eigene Herz, was in der Brust raste.
Wir standen noch einige Minuten wie angekettet da, um sicher zu gehen, dass die Luft rein ist.
Als wir wieder zur Tür schlichen, fiel uns auf, dass hinten was drauf stand: „Habt keine Angst, sie tut euch nichts. Sie will nur, dass ihr sicher seid“. Ich stand erstarrt davor und zitterte wahnsinnig. Ich überlegte nicht lange und zog die Tür wieder auf und wir schlichen in Richtung Eingang. Wir gingen leise und vorsichtig raus, wieder ohne richtige Ergebnisse. Wir setzten uns wieder in das Zelt, was ein paar Meter abseits vom Eingang stand und dachten darüber nach, wie wir jetzt vorgehen sollten. Ich schloss für einen Moment die Augen und es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Ich nahm für diesen Augenblick nichts von außerhalb wahr, es war als würde mich etwas zwingen die Augen geschlossen zu halten. Ich hörte eine Stimme die mir zumurmelte „Was wollt ihr machen, wo wollt ihr hin?“ und im nächsten Moment sah ich eine Gestalt vor mir, die der auf der Kritzelei gleichte. Es war eine Frau, sie hatte ein weißes Gewand an, welches befleckt war und sie hatte weder Socken noch Schuhe an. Sie trug eine Maske, jedoch nicht so hochwertig wie die im Schlafzimmer. Ihre Maske war nur zur Hälfte graviert, es war ein halbes Gesicht, dessen Mundwinkel nach oben gezogen war zu einem psychischen Grinsen, die andere Hälfte war verkohlt. Die ganze Maske war voller Kratzer und an einigen Stellen war sie sogar gebrochen. Und in ihrer Hand hielt sie eine große rostigen Schere, zumindest dachte ich, dass sie rostig war, es hätte auch Blut sein können. Mit einmal riss ich meine Augen auf und schrie laut auf. Meine Freunde guckten mich sehr verwundert an, ich konnte die Angst in ihren Augen sehen. Einer meiner Freunde fragte, ob es mir wirklich gut geht, doch ich erwiderte nur „Es ist noch nicht vorbei, dort ist etwas und jetzt werden wir es ein für allemal aufdecken!“
Ich stand auf, öffnete das Zelt und ging wieder auf das Haus zu und da stand ich wieder, vor der großen Eingangstür.
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