I'll make this feel like home
Er rannte schreiend in den Wald. Was hatte er seiner Geliebten nur angetan? Die Stimme seines Vaters brüllte in seinem Kopf, beschimpfte ihn, maßregelte ihn: " Du bist durch und durch schlecht, Harold! Du hast dich beschmutzt, reinige dich! Und bitte um Vergebung!" Er stolperte über eine Wurzel und fiel in das Laub. Das Unterholz stach scharf in seine ungeschützte Haut. Schmerz! Er musste büßen! Vielleicht würde es Dolly wieder lebendig machen? Also suchte er sich einen Stein. Er fand einen umgestürzten Baum, stellte sich davor und legte seinen schlaffen Penis auf die scharfe Rinde. Sein Vater schrie immer noch, und Harold war wie in Trance, als er den Stein hob und mit voller Wucht auf sein Geschlechtsteil schmetterte.
Harry fuhr hoch. Ein Geräusch hatte ihn geweckt, das wie ein lautes Heulen geklungen hatte. Er schaute auf die Uhr. Es war drei Minuten nach drei Uhr nachts.
„Nein!" flüsterte Birgit ängstlich.
Er drehte sich zu ihr. Sah, dass sie unruhig träumte und verschwitzt war. Hatte sie geschrien?
„Du tust mir weh...nein...bitte...lass mich..." japse sie.
Sanft rüttelte Harry sie am Arm.
„Birgit...wach auf. Du träumst, Babe..." raunte er.
Ihr Arm kam auf ihn zugeflogen und er wich mit einem Zischen aus.
„Woah, Babe! Wach auf, hörst du? Ich bin es, Harry..."
„McVee..." weinte sie.
„Nein! Harry!"
Er rüttelte sie fester und endlich schlug sie die Augen auf. Starrte ihn an.
„Warum hast du das getan?" hauchte sie.
„Sollte ich dich etwa weiterschlafen lassen?" murmelte er.
Er wollte nach ihrer Wange greifen, um sie zu streicheln, doch Birgit zuckte entsetzt zurück. Erst jetzt kapierte er, dass sie immer noch nicht ganz wach war. Plötzlich sprang Birgit auf und rannte los. Harry folgte ihr, und irgendwann stieß Niall auf ihn.
„Was ist denn hier los?" murmelte der blonde Ire schlaftrunken.
„Birgit schlafwandelt! Los komm, wir müssen sie finden, bevor sie sich noch verletzt."
Sie nahmen die Treppenstufen doppelt. Harry hörte ein Geräusch in der Küche und wollte hinein stürmen, doch Niall packte geistesgegenwärtig seinen Arm und riss ihn zurück. Gerade noch rechtzeitig, denn beinahe wäre Harry in das Messer hinein gerannt, das Birgit ihm entgegenstreckte!
„Geh weg, McVee! Wenn du mich noch einmal anrührst, werde ich dich töten!" fuhr sie ihn an.
Erst jetzt fiel Harry ihr Akzent auf, der südenglisch war.
„Harry..." keuchte Niall. „Wie sie redet..."
„Ich höre es. Birgit, du bist nicht Bridget und ich bin nicht McVee!" sagte er laut.
Birgit presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. Sie antwortete:
„Du versuchst, mich auszutricksen. So, wie du's schon mal gemacht hast. Hast mich erst um deinen Finger gewickelt, und dann..."
Sie heulte auf und liess das Messer fallen. Fasste sich an den Hals und sackte zusammen. Niall schoss sofort auf das Messer zu und brachte es in Sicherheit, Harry griff nach Birgit. Sie liess es zu.
„Er hat sie einfach umgebracht...sie hat ihm vertraut..." schluchzte sie.
„Shhh...es ist alles gut..." murmelte Harry und versuchte, sich damit auch selbst runter zu fahren.
Hätte Niall ihn nicht aufgehalten...
Irgendwann wurde Birgit ruhiger. Harry stand auf und zog sie hoch, sie war völlig schlaff und liess sich von ihm ins Wohnzimmer bringen.
„Ähem, Bro..." murmelte Niall.
Harry sah ihn an.
„Könntest du dir wenigstens ne Unterhose anziehen? Ich passe auf Birgit auf, versprochen..."
Harry nickte. Er zitterte immer noch, als er die Treppen hoch wankte. Als er wieder ins Wohnzimmer kam, sprang Birgit auf und fiel ihm schluchzend um den Hals.
„Oh, Harry, es tut mir so leid! Das war nicht ich..." weinte sie.
„Das Ganze muss ein Ende haben, Babe!" sagte Harry streng und sie starrte ihn erschrocken an.
„Wie...?" flüsterte sie.
„Wir verdrücken uns sofort von hier und verkaufen diese verdammte Hütte!" antwortete Harry.
Sie ließ ihn los und rief entsetzt:
„Das kannst du nicht tun! Ich muss Bridget helfen, sie braucht mich!"
„Ich mische mich da ja ungern ein, Harry, aber wenn wir einfach abhauen, werdet ihr immer an dieses Haus denken müssen und könnt damit nicht abschließen. Birgit hat Recht." meinte Niall ruhig.
„Und was schlägst du vor, Horan? Einen Exorzisten zu holen?" bellte Harry zurück.
„Vielleicht kann ich Bridget mit einem Ouija- Brett erreichen..." murmelte Birgit.
„Ja, sicher! Du machst alles nur noch schlimmer!" brüllte Harry und Birgit zuckte zusammen.
Harry schüttelte den Kopf und rannte nach draußen. Es wurde ihm langsam alles zu viel. Und doch, hatte Niall irgendwo recht... Harry rannte bis zum Morgengrauen durch den Wald, dann kehrte er zurück. An der Tür zögerte er. Er wollte das Haus nicht betreten. Aber er spürte das Band zwischen Birgit und ihm, es zog ihn zurück. Er hatte Angst um dieses Band.
Birgit schlief fest und er kuschelte sich an sie. Sie murmelte etwas.
„Vergib mir bitte..." flüsterte er. „Ich liebe dich."
Der nächste Tag zog sich träge hin. Sie schliefen lange, da sie noch erschöpft von der Nacht waren. Harry hatte sich zwar für seinen Ausbruch entschuldigt, hielt aber immer noch nichts von der Idee, mit dem Geist Kontakt auf zu nehmen. Als Niall am Nachmittag mit einem Ouija- Brett ankam, verzog er sich wütend in seinen Fitnessraum. Doch er konnte sich nicht wirklich ablenken, also ging er schließlich zu den beiden ins Wohnzimmer. Birgit schaute auf.
„Bridget mag's anscheinend nicht, wenn sie gerufen wird. Hat lieber den Überraschungseffekt auf ihrer Seite." lächelte sie.
„Ja, hier passiert nix, Harry. Vielleicht wartet sie auch auf dich..." fügte Niall hinzu.
Harry überlegte.
„Wisst ihr...hier in diesem Raum war es nie kalt. Und hier ist auch nie etwas Merkwürdiges passiert..." murmelte er.
„Der Ostflügel!" rief Birgit und schlug sich an die Stirn. „Natürlich, wie konnte ich so dumm sein!"
„Wir sind halt alle keine professionellen Ghost Hunter, oder?" grinste Niall.
Sie packten ein und gingen ins Studio. Harry schaltete den Rauchmelder aus, während Birgit Kerzen anzündete und Niall das Brett aufstellte. Als Harry sich neben Birgit hockte, lächelte sie ihn an.
„Danke..." flüsterte sie.
Er brummte nur und rief: „Komm raus, Bridget. Zeig uns deinen feigen Hintern!"
Birgit boxte ihn sanft, dann legte jeder einen Finger auf den Zeiger des Brettes. Sie fassten sich an den Händen, und Birgit flüsterte:
„Tante Bridget, bist du hier? Kannst du mich hören?"
Nichts passierte. Plötzlich ein lautes Knurren, das aus Niall's Magen kam, und alle lachten. Genau in diesem Moment wurde der Zeiger ruckartig zum „L" gezogen. Ohne Pause zeigte das Brett dann das schon bekannte Wort: „LAUF".
„Warum? Willst du mir etwas tun?" fragte Birgit erschrocken.
NEIN
„Wer dann?"
E-R- I-S-T- H-I-E-R
„Bridget, das ist Harry. Er ist nicht McVee, er würde mir niemals etwas antun." sagte Birgit laut.
Der Zeiger bewegte sich schnell und Niall las laut mit:
E-R- I-S-T- B-Ö-S-E- L-A-U-F
Birgit begann, schwerer zu atmen.
E-R- W-I-R-D- T-Ö-T-E-N
Birgit's Augen verdrehten sich, ihre Lider flatterten und sie stöhnte. Harry zog seinen Finger weg, um nach ihr zu greifen, doch dann flog der Zeiger plötzlich auf Harry zu. Er duckte sich schnell weg, verlor den Halt und kippte auf Birgit, die sofort anfing, panisch zu schreien.
„Nein, bitte, lass mich!" rief sie entsetzt.
Sie drehte sich um und krabbelte hektisch unter ihm heraus. Sprang auf und lief aus dem Studio. Harry lag wie gelähmt da und starrte ihr nach. Niall lief hinter Birgit her, fing sie im Wohnzimmer ein. Doch auch gegen ihn wehrte sie sich und er musste sie wieder loslassen. Im Flur rannte Birgit schließlich Anne in die Arme, die völlig überrumpelt war. Während Anne sanft auf Birgit einredete, kamen Niall und Harry langsam hinterher.
„Was ist denn hier los?" fragte Anne und strich Birgit über das dunkle Haar.
„Wir...haben eine Geisterbeschwörung gemacht, Mum." antwortete Harry mürrisch.
Anne schüttelte den Kopf und entgegnete:
„Habt ihr etwa noch nicht genug Horrorfilme geschaut, um zu wissen, was diese Sachen auslösen können? Beruhige dich, Birgit. Es ist alles in Ordnung."
„Sie war wieder in mir..." weinte Birgit leise. „Ich konnte nichts dagegen tun..."
„Und ich bin der Ursprung allen Übels!" knurrte Harry.
Anne kochte für alle Tee und sie setzten sich ins Wohnzimmer. Sie beratschlagten, was zu tun sei, doch Harry wurde immer stiller. Irgendwann richtete er sich auf und sagte:
„Wisst ihr was? Ich werde für eine Zeitlang verschwinden. Ich scheine ja immer wieder für Aufruhr bei diesem...Hausgeist zu sorgen."
Birgit schaute ihn an.
„Aber wenn wir weg gehen, wird sich hier nichts ändern." sagte sie leise.
„Ich sagte ja auch: ich, nicht wir." murmelte er.
„Du willst mich hier alleine lassen?" fragte Birgit erschrocken.
„Hör mal, Birgit, dass ist gar keine so schlechte Idee! Bridget wird sich sicherlich beruhigen, wenn Harry aus dem Haus ist. Und vielleicht können wir ihr dann helfen." meinte Niall.
Doch Anne schüttelte den Kopf.
„Nein, ich glaube nicht, dass du ein Hilfe sein wirst, Niall. Tut mir leid. Auch wenn mir nicht wohl bei der Sache ist, werde ich hier bei Birgit bleiben. Geht nur, Jungs."
Harry sagte:
„Mum, ich will nicht nur mal eben zur Tankstelle. Ich brauche echt ne längere Pause von diesem... Irrsinn... hier."
Birgit schaute ihn mit traurigen Augen an. Sie schien zu spüren, dass das zarte Band zwischen ihnen sich langsam auflöste. Harry biss sich auf die Unterlippe. Dann zuckte er mit den Schultern und ging nach oben, um seine Sachen zu packen. Als er soweit war, umarmte er seine Mutter und bedankte sich bei ihr.
„Wo ist sie?" fragte er leise.
„In der Küche."
Niall schaute ihn betreten an. Harry seufzte und ging in die Küche. Den Ort, an dem er sich damals sofort in diese süße Frau verliebt hatte. Birgit stand mit dem Rücken zu ihm und spülte die Teetassen ab, obwohl er eine Spülmaschine hatte. Er wollte sie berühren, doch sie sagte mit zitternder Stimme:
„Nein, lass. Geh einfach."
„Hey...melde dich bei mir, ja?" murmelte Harry.
„Ja." antwortete sie knapp.
Er zögerte noch einen Moment. Dann drehte er sich um und verließ Hillside Manor.
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