Epilog | Ich hab einfach den besten Job der Welt (Archie)
Plopp! Plopp! Plopp!
Dumpf polternd fallen die Äpfel auf den Rasen und ein paar der Jungs lachen.
Manchmal machen die auch einfach nur Scheiße, wenn man nicht aufpasst.
»Hey!«, brülle ich und gehe eilig zu ihnen hinüber. »Könnt ihr mir mal erklären, was der Scheiß soll?«
Sofort blicken mich vier entsetzte Augenpaare an, ein weiteres schaut zwischen den Zweigen des Apfelbaums hervor.
»S-Sorry, Mr. Canmore. Die konnte ich nicht mehr fangen«, klingt es aus dem Baum.
»Die kriegen braune Stellen«, meckere ich. »Und wer kauft die dann? Ihr ja wahrscheinlich nicht.«
Die Jungs schauen betreten auf den Boden und ich verschränke die Arme vor der Brust. »Einsammeln und dort drüben in die Kiste für die Küche. Und passt jetzt gefälligst besser auf.«
Sofort machen sich die Jugendlichen daran, die Früchte vom Boden aufzusammeln und sich leise abzusprechen, wie sie ihre aufgetragene Arbeit weitermachen sollen.
Ich hingegen beobachte sie zufrieden und muss mir ein Lächeln verkneifen.
»Na? Freust du dich schon wieder heimlich, dass du später Apfelkuchen backen musst?«, fragt Matteos Stimme hinter mir, während seine Hände sich von hinten unter meinen Armen hindurchschlängeln und er mich umarmt.
»Psst, sie hören dich sonst«, murmle ich schmunzelnd und drehe mich zu ihm um.
»Dann komm doch kurz mit in die Küche, ich brauche dich ohnehin für etwas.« Er greift meine Hand und wendet sich den Jungs im Garten zu. »Mr. Canmore hilft mir kurz in der Küche, ihr macht bitte hier weiter, verstanden?«
Alle fünf nicken und sammeln weiter Äpfel ein.
Mit einem letzten bedrohlichen Blick in ihre Richtung lasse ich mich von Matteo zur Tür ziehen, die ins Innere der Einrichtung führt, in der wir nun schon seit geraumer Zeit arbeiten.
Nach unserer spektakulären Flucht vor der Mafia sind wir von Philadelphia bis nach Chicago gefahren, um im Großstadtdschungel unterzutauchen.
Matteo kannte das bereits vom Bruch mit seiner Familie, anscheinend sind alle Mafiabosse gleich, egal, ob es um ihre Söhne oder Mitarbeiter geht: Wenn man nicht mehr mitmachen will, gehört man nicht mehr zur Familie.
Und weil er eben schon wusste, wie man sich am besten versteckt, hatte er auch ausreichend Geld zur Verfügung, um uns in den ersten Wochen über die Runden zu bringen. Ich schlug vor, dass ich auch einen Juwelier oder sowas ausrauben könnte – die haben doch sowieso immer viel Geld, aber Matteo legte seine Hände an meine Wangen und sagte ernst: »Archie, es wird nie wieder irgendjemandem etwas weggenommen, okay?«
Und daran halte ich mich. Ist auch viel besser so, wenn auch manchmal anstrengend.
Aber jetzt hab ich einfach den besten Job der Welt, glaube ich. Ich muss zwar morgens immer früh aufstehen und oft auch am Wochenende arbeiten, aber dafür arbeite ich mit meinem Freund zusammen. Ich sehe Matteo einfach den ganzen Tag und wir beklauen keine Leute oder bedrohen sie. Okay, manchmal muss ich bedrohlich sein, aber das ist einfach nur Show und um den Kiddos zu zeigen, dass sie besser keine Arschlöcher sein sollten.
Matteo ist kurz nach unserer Ankunft hier zur Obdachlosenhilfe gegangen und hat gefragt, ob wir hier arbeiten können.
Der Betreiber, Mr. Papadopoulos, meinte erst, dass das nicht ginge, er zwar Hilfe dringend benötigen würde, aber sich keine zwei Mitarbeiter leisten könne.
Allerdings habe ich einfach den schlauesten Freund der Welt, denn Matteo hat ihm einfach einen voll coolen Deal vorgeschlagen, der auf einen Schlag Mr. Papapas – so nenne ich den Mann immer, weil ich mir seinen Namen nur schwer merken konnte, gerade am Anfang – und unsere Probleme löste. Und so wohnen wir jetzt in der kleinen Wohnung über den Räumen, in denen wir die Wohnungslosen und inzwischen auch andere Bedürftige, empfangen und Essen austeilen. Hinter dem Haus gibt es einen Garten, ähnlich wie hinter Matteos Kirche in Philadelphia und da können wir Obst und Gemüse anbauen, was ich persönlich noch ein bisschen lieber mag als die Küche.
Seit zwei Monaten bieten wir außerdem an, dass Jugendliche, die eine Bewährungsstrafe mit Auflagen für gemeinnützige Arbeit bekommen haben, das bei uns machen können. Und wow, das macht richtig Spaß. Die kleinen Scheißer erinnern mich voll oft an mich selbst, wie ich früher war und denen zu zeigen, dass es viel cooler ist, gleich Gutes zu tun und nicht einfach ein Arschloch zu sein, ist für mich das Allerbeste an dem Job.
Neben der Tatsache, dass ich Matteo die ganze Zeit sehe. Wir sind ein tolles Team und Mr. Papapa ist sehr zufrieden mit uns, so dass er uns, nachdem Matteo ihm vorgeschlagen hat, etwas von dem Obst und Gemüse aus dem Garten wie in einer Art Hofladen zu verkaufen, sogar etwas mehr bezahlen kann.
Und wir brauchen ja auch nicht viel. Wir haben Essen, wir haben eine Wohnung und wir haben uns.
Sonntags gehen wir manchmal in die Kirche, aber Pastor wird er nicht mehr, sagt Matteo. Schließlich geht es darum, Menschen zu helfen und das tun wir schon jeden Tag mit unserer jetzigen Arbeit.
»Was brauchst du denn?«, frage ich, als wir die Küche betreten und Matteo die Tür hinter mir schließt.
»Das hier«, flüstert er, legt seine Hand in meinen Nacken und zieht meinen Kopf zu sich nach unten, um mich zu küssen.
Ich seufze leise und umschlinge ihn mit meinen Armen, während ich das Gefühl seiner Lippen auf meinen genieße. Ich liebe es, Matteo zu küssen. Obwohl wir zusammenwohnen und uns abends sehr, sehr viel küssen – und noch einiges mehr –, kann ich nie genug davon bekommen. Und ihm scheint es ebenso zu gehen.
Unwillkürlich packe ich meinen hübschen Freund noch fester und hebe ihn mühelos auf die Arbeitsfläche, um ihn noch besser küssen zu können.
Seine Hände streicheln über mein Gesicht, meinen Bart und schließlich löst er sich von mir, ein glückliches Lächeln auf seinen Lippen. »Das ist aber gefährlich, was du hier mit mir machst«, wispert er und fährt mit der Fingerspitze über meine Barthaare.
»Ich kann ja die Tür zuschließen, dann kommt keiner rein«, schlage ich grinsend vor und Matteo lacht, während er gegen meine Schultern drückt.
»Und die Jungs machen draußen wieder nur Unsinn? Besser, wir vertagen das auf heute Abend.« Er küsst meinen Mundwinkel. »Aber das hier brauchte ich kurz mal. Und ...«
»Und?« Voller Vorfreude strahle ich ihn an. Vielleicht hat er es sich doch anders überlegt und wir könnten hier in der Küche–
»Könntest du mir die große Mehlpackung vom Schrank holen?«, fragt er kichernd. »Heute gibt's Pizzabrötchen.«
Mit einem frechen Grinsen ziehe ich ihn noch dichter an mich heran, lasse meine Hand über seinen Rücken fahren und wispere an seinem Mund: »Nur wenn ich noch einen Kuss kriege.«
Sofort vereint Matteo unsere Lippen und legt seine Beine um meine Hüften, damit ich ihm noch näher sein kann. Viel zu schnell drückt er sich allerdings wieder von mir, seine Wangen nun leicht gerötet. »Den Rest gibt's heute Abend, jetzt muss ich Teig machen.«
Seufzend trete ich einen Schritt zurück und richte die sich unmissverständlich bemerkbar machende Erektion in meiner Hose, was meinen Freund einmal laut auflachen lässt. Mühelos hole ich die gewünschte Mehlpackung vom Schrank und stelle sie neben Matteo auf der Arbeitsfläche ab.
Genau in diesem Moment wird die Tür aufgerissen und einer der Jungs aus dem Garten platzt herein.
T. J. heißt er, glaube ich.
»Jo, Mr. Canmore. Was sollen wir denn machen, wenn wir mit den Äpfeln fertig sind?«, will er wissen.
Ich trete einen Schritt zur Seite, so dass Matteos Beine meine Mitte verdecken, verschränke die Arme vor der Brust und sehe den Jungen böse an. »Klopfen ist heute nicht, oder was?«
Erschrocken hebt er die Augenbrauen, sieht zurück zur Tür und wieder zu mir. »Äh ... äh ... sorry. Wir waren nur fertig und wussten nicht–«
»Habt ihr die Gartengeräte weggeräumt?«, frage ich ihn mit strengem Ton.
Das vergessen die nämlich immer.
»J-Ja, die Leiter und die Eimer und so. Alle im Schuppen.«
Matteo springt von der Arbeitsfläche und bleibt weiterhin vor mir stehen, während er den Jungen anlächelt. »Dann geht euch doch bitte die Hände waschen und kommt anschließend zu mir in die Küche. Ihr könnt mir helfen, den Teig für die Pizzabrötchen fertig zu machen.«
T. J. nickt zustimmend und flitzt wieder nach draußen, während Matteo sich zu mir umdreht und seine Hand an meine Hüfte legt. »Du bist ganz schon heiß, wenn du so streng bist«, raunt er.
Unwillkürlich muss ich grinsen. »Findest du? Ich kann ja mal zu dir streng sein.«
Er kichert und zwickt mich in die Seite. »Aber erst heute Abend. Jetzt wasch dir die Hände und sei mein Bodyguard, während ich diesen Jungs zeige, wie man backt.«
Ende
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Halleluja, das war es schon wieder.
Danke an alle, die Archie und Matteo begleitet und so eifrig mitgefiebert haben, ihr seid einfach die besten Leser, die man sich wünschen kann!
Danke, danke, danke!
Eure Hazel ✨
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