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//David//16:50

Noch immer engt der Raum ihn ein. Sein Spiegelbild sieht ihn traurig an.

"Sie wirken müde", sagt Professor Welke, die psychologische Gutachterin, die es noch vor Davids Anwalt auf die Polizeistation geschafft hat.

"Dafür haben Sie studiert?", schnaubt David trotzig, nickt dann aber. "Zu welchem Schluss bringt Sie das?"

"Ich ziehe noch keine Schlüsse", versucht die Frau im dunkelblauen Kostüm ihn zu besänftigen. Sie hat blonde Haare mit ausgegrautem Ansatz, die ihr glatt über die Schultern fallen. Ihre farblich zur Kleidung passende Vollrandbrille hängt an einer Kette um ihren Hals. Professor Welke faltet ihre Hände im Schoß und seufzt.

"Derartige Ausbrüche von Wut und auch Angst..."

Sie legt eine Kunstpause, um das Gesagte sich in Davids Gedankengut fressen zu lassen. Sie mustert ihn aus nordseegrauen Augen, die für ihr Gesicht etwas zu groß wirken.

"...hatten Sie so etwas schonmal? Ihren Lebensumständen entsprechend kann ich mir vorstellen, dass sich da einiges anstaut."

David heftet seinen Blick abermals auf die Tischplatte vor ihm und trommelt nervös mit seinen Fingerspitzen darauf herum. Er schließt die Augen und versucht, sich zu erinnern. An die warmen Tage im August. Als die Sonne schien und er Viola von der Terrasse aus beobachtete, wie sie im hohen Gras lag und auf einem Block Dinge zu Papier brachte, die er niemals würde zu Gesicht bekommen.

Seine Gedanken schweifen weiter in der Zeit zurück. Es ist Frühjahr, vor zwei Jahren. Wieder sitzt er im Wohnzimmer und beobachtet seine Tochter im Garten. Doch dieses Mal ist es anders. Sie ist niedergeschlagen und sitzt Trübsal blasend vor der größten Kiefer des Grundstücks und sieht in die vom Winde verwehte Baumkrone hinauf. Und auch David spürt die Tränen in seinen Augen stechen.

Es ist knapp vier Monate her, seit er von der Geschäftsreise nach Hause kam und sein Heim mit gelb flatternden Absperrbändern geziert vorfand.

"Herr Bache?" Professor Welke schnippt mit ihren Fingern. Erschrocken fährt er hoch.

"Nur, wenn ich ganz sicher alleine war", beantwortet David die gestellte Frage. "Meistens in der Garage, da hängt ein Boxsack und..."

Er möchte die Dartscheibe mit den angepinnten Gesichtern der Menschen, gegen die er einen Groll hegt, lieber nicht erwähnen.

"...und da schreie ich es hin und wieder raus", beendet er den Satz anders, als geplant. Professor Welke nickt sehr langsam und macht sich eine kurze Notiz in ihrem Block, der seit Anbeginn des Gespräches auf ihrem Schoß liegt.

"Wie sieht es mit Schlaf und Appetit aus?", fragt sie.

"Kaum", antwortet David wahrheitsgemäß. Seine Nächte werden immer kürzer, besonders die, in der furchtbaren Zelle, die sich sich zu häufen drohen. Professor Welke nickt erneut.

"Sie standen Ihrem Vater sehr nah?"

"Nicht direkt", murmelt er und denkt an die endlosen Streitereien und Hassreden. "Aber er hat sich öfters um Viola gekümmert, wenn ich geschäftlich zu tun hatte."

"Und Ihre Frau...", setzt die Gutachterin an.

"Ist tot", platzt es aus David heraus. Ihm ist klar, dass er sich dieses Mal nicht herausreden kann. Er hasst es, über Karla zu sprechen. Über ihre wunderschönen Züge, ihre Lebensfreude, ihre stets offenen Hände, die er im Moment der Not nicht hatte halten können.

"Mein Beileid", sagt Professor Welke tonlos und sieht unberührt auf ihre Notizen. "Wie ist sie verstorben?"

David schweigt. Es hat keinen Zweck, ist der Schluss, zu dem er kommt.

"Mord", wispert er, so leise, dass sein Gegenüber sich vorbeugt. "Wie bitte?", fragt sie.

Er wiederholt sich. Das Wort schneidet kalt, wie eine Klinge durch sein Unterbewusstsein, sticht in die Erinnerungen. Das Gespräch mit dem Polizisten auf dem Revier, das Gespräch mit seinem Vater. Das Gespräch mit dem Psychologen, der seine Tochter betreute.

"Und haben Sie es gesehen?", fährt die Gutachterin fort, Davids zitternde Hände außer Acht lassend. Er schüttelt den Kopf. Nur meine Tochter und mein Vater waren im Haus, als es...passiert ist." Er schließt die Augen und versucht, seine Gedanken auf etwas Fröhlicheres zu lenken, doch dort, wo er tief nach einem hellen Bild kramt, stößt er nur auf Finsternis.

"Ihr Vater, war also dort? Und Sie geben ihm im Unterbewussten die Schuld, er hat den grausamen Tod Ihrer Frau, die brutale Zerreißung Ihrer Familie nicht verhindert?"

David schluckt. Tut er das? Vermutlich.

"Aber ich würde ihn doch nicht umbringen! Das hätte ich nicht gekonnt! Ich war doch den ganzen Tag zu Hause!"

"Ich muss Ihnen mitteilen, dass Ihr Alibi als unverwertbar eingestuft ist. Eine demenzerkrankte Person ist in keinem Fall vertrauenswürdig."

"Wie soll ich es Ihnen denn sonst beweisen?", fragt David aufgebracht und wirft die Hände in die Luft, die für dieses Gespräch aus den Handschellen befreit wurden. "Ich kann Ihnen die Wahrheit doch nicht vom Himmel lügen, wer bin ich denn?"

Professor Welke nickt erneut und schreibt auf ihren Block.

"Was schreiben Sie?", will David wissen. Die Gutachterin antwortet ihm nicht. Stattdessen sieht sie ihn lange an, bevor sie erneut das Wort ergreift. "Meinen Sie nicht, in dem ganzen Stress, habe Sie sich unterbewusst Ihren Tagesablauf so zurechtgelegt, wie es Ihnen passte?"

"WAS HABEN SIE AUFGESCHRIEBEN? GLAUBEN SIE, ICH BIN BESCHEUERT?", brüllt David und springt auf. Die Tür zum Verhörzimmer wird aufgerissen und Schöffer kommt angriffsbereit hineingestürmt.

"Lassen Sie nur, Herr Kommissar, es ist alles gut", besänftigt Professor Welke, während David langsam wieder auf seinen Stuhl rutscht.

Schöffer schließt die Tür hinter sich, nicht ohne David einen feindseligen Blick zuzuwerfen. Die Gutachterin schüttelt den Kopf und ringt sich zu einem Lächeln ab. "Ich verstehe..."

Dann klappt sie abrupt den Notizblock zu und sagt: "Ich denke, ich habe alles, was ich brauche, um ein schönes Gutachten zu erstellen."

"Schön für mich?", fragt David hoffnungsvoll, obwohl er die Antwort schon kennt.

"Für mich", sagt Professor Welke. "Und ich werde hineinschreiben, dass ich Ihnen die Tat nur teils zutraue."

Ungläubig sieht David sie an. "Wirklich?"

Sie nickt. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie zu einer solch blutigen Tat fähig wären. Außerdem werde ich Ihre ziemlich offensichtliche Depression erwähnen. Das macht Sie nicht tatunfähig. Im Gegenteil."

David runzelt die Stirn. Dann steht Professor Welke auf und winkt Schöffer auf der anderen Seite des Spiegels zu.

Er schluckt. Wie es Viola wohl geht?

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