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P.o.V.: Harry
Gegen Mittag fuhren meine Mutter und ich nach Pisa, weshalb ich zum Glück verschont von Louis und den ständigen Gedanken an ihn blieb. Es machte mich verrückt, dass ich einfach ausgenutzt wurde für so eine bescheuerte Wette. Es wollte nicht aus meinem Kopf gehen.
Pisa war eine echt richtig schöne Stadt. Auch, wenn wir die ganze Zeit von Schatten zu Schatten springen mussten, da es in der Sonne selbst in kurzer Kleidung viel zu heiß war. Dennoch machten wir die typischen Touristen Fotos am schiefen Turm und hatten reichlich Spaß daran uns gegenseitig rum zu kommandieren, damit es auch etwas wurde.
Die Bilder, welche wir von uns machten sahen ziemlich gut aus und eins schickte ich auch sofort an Ben weiter, welcher aber aus welchen Gründen auch immer noch nicht mal wach war. Womöglich hatte er nur sein Handy verlegt und suchte es gerade verzweifelt. So war er nun mal. Verpeilt und Tollpatschig. Dafür mochte ich ihn aber sehr.
In vielen Gassen außerhalb der Hauptattraktion Pisas fand man ein paar kleine Künstler, welche alle unterschiedliche Bilder mit den unterschiedlichsten Utensilien machten. Die einen malten mit Acrylfarbe und Pinsel auf einer Leinwand, die anderen zeichneten mit Bleistift oder normalen Holzstiften auf Papier und wieder rum andere sprayten Bilder mit den knalligsten Farben und zauberten ein wunderschönes Kunstwerk.
Es beeindruckte mich immer wieder aufs Neue, wie viel Talent in so einzelnen Straßenkünstlern stecken konnte. Manchmal wünschte ich mir für sie, dass sie berühmt werden könnten, mit dem, was sie machten. Ich könnte sowas niemals so gut. Dafür hatte ich definitiv nicht die Feinmotorik oder das Talent.
Die Leute, welche Stunden lang eine bestimmte Pose in der prallen Sonne halten konnten waren aber noch die aller tollsten. Ich liebte es sie zu beobachten. Kinder liebten es mindestens genau so sehr, wie ich. Sie stellten sich zu den Männern unter dem silbernen Gewand und schossen Bilder davon. Manchmal da wurden sie von dem Mann hinter dem Gewand erschreckt und manchmal auch liebevoll in den Arm genommen.
Wie viel Liebe in jedem einzelnen Menschen stecken konnte war atemberaubend schön mit anzusehen.
Bei jedem Straßenkünstler, welcher mich beeindruckte ließ ich ein bisschen Kleingeld da. Sie hatten es verdient. Die meisten konnten schließlich nicht mal etwas dafür, dass sie sich mit dem Geld von der Straße ernähren mussten. Dennoch sah man, wie in jedem Künstler auch die Leidenschaft steckte, welche sie mit ihren Kunstwerken mit der Welt teilen wollten. Jeder sollte meiner Meinung nach eine Chance haben einmal etwas zu erreichen. Selbst wenn man sich in der Früh nur vornahm am Abend mit über 100€ nach Hause zu gehen.
Gegen drei Uhr hatten wir uns dazu entschlossen in einer Pizzeria am Rande der Stadt etwas zu Essen.
"Von wem waren nun eigentlich die Blumen?", fragte mich meine Mutter zum bestimmt 20. Mal an diesem Tag. Ich konnte es langsam echt nicht mehr hören. Sie hatte doch mit Sicherheit sowieso eine Vermutung, von wem sie waren. Zu aller Wahrscheinlichkeit lag sie mit ihrer Vermutung sogar noch richtig. "Ist das nicht egal? Die hatten eh nichts zu bedeuten" Ich blätterte weiter in der Menükarte, auch wenn ich schon lange wusste, welche Pizza ich wollen würde. Die gleiche wie immer. Ich war extrem langweilig, was Pizza anging. Ich nahm einfach immer eine Pizza mit Schinken.
"Natürlich hatten die was zu bedeuten, Blumen haben immer was zu bedeuten. Waren sie von einem der Jungs von gegenüber?", fragte sie weiter. Ich lehnte mich genervt zurück. "Können sie nicht auch einfach von einem Mädchen hier gewesen sein?" Ich hob eine Augenbraue. Sie zuckte die Schultern. "Natürlich. Aber die Handschrift sah mir eher aus wie von einem Jungen. Ist doch auch nicht schlimm, wenn sie von einem der vier kamen" - "Natürlich ist es nicht schlimm, aber ich will nichts von ihnen. Von keinen der vier" Meine Mutter nickte.
Kurz darauf bestellten wir unser gewünschtes Essen und schwiegen uns dann an. Das ging aber leider nicht lange.
Erneut begann meine Mutter zu reden. Über das gleiche Thema. "Und wie kommst du drauf, dass die Blumen ohne Bedeutung waren?" Ich stöhnte auf. "Du gibst echt keine Ruhe mit dem Thema, oder?" Grinsend schüttelte sie den Kopf. "Hmm.. Die Blumen hat Louis gebracht-" - "Warte, warte. Louis war der, mit dem du gestern geredet hast, als ich im Wasser war?" Ich nickte nur. "Er hat sie eben vorbei gebracht, wollte sie aber wahrscheinlich nur ablegen und dann wieder gehen. Es sah zumindest nicht so aus, als ob er klopfen wollte. Und ich kam halt genau in dem Moment raus, als er die Blumen auf den Boden legen wollte. Er hat sich dann versucht rauszureden und hat eben in nem Nebensatz erwähnt, dass er das nur gemacht hat, wegen ner Wette und ich das nicht ernst nehmen sollte. Dann ist er auch eigentlich schon gegangen. Also. Frage beantwortet?" Prüfend sah ich sie an.
Anscheinend dachte sie darüber nach, was ich gerade gesagt hatte, denn Antworten tat sie nicht sofort. Schließlich sagt sie aber doch, dass sie jetzt zufrieden sei und stellte keine weiteren Fragen mehr dazu.
Während dem Essen besprachen wir noch, wohin wir noch laufen werden, bevor wir zurück zum Auto liefen. Wir beschlossen noch die andere Seite vom Fluss zu erkunden, bevor wir dann wieder zurück fahren werden. Auf der Brücke, welche über den Fluss Fiume Arno führte seien anscheinend noch ziemlich viele kleine Läden mit großen Schaufenstern, welche man gesehen haben muss.
Nachdem auch schließlich unsere letzte Station besichtigt wurde gingen wir zurück zum Leihwagen und fuhren nach Hause. Die Heimfahrt dauerte nur knapp eine halbe Stunde und da wir uns über irgendein sinnloses Thema ziemlich innig unterhalten hatten, ging die Zeit nochmal gefühlt doppelt so schnell vorbei.
Wir fuhren in Schrittgeschwindigkeit zu unserem Bungalow vor und leider musste ich feststellen, dass Louis und seine Freunde draußen auf der Terrasse saßen und Karten spielten. Nebenbei lief durch eine Bluetooth Box in normaler Lautstärke Musik.
Ich beachtete sie gar nicht und ging auf direkten Weg ins Haus. "Ich geh mich duschen. Ich bin total durchgeschwitzt!", rief ich aus meinem Zimmer, nahm mir frische Klamotten und huschte als erster unter die Dusche.
Es fühlte sich verdammt gut an, das kalte Wasser über die Haut prasseln zu lassen, weshalb ich total die Zeit vergas und bestimmt 20 wenn nicht sogar 30 Minuten einfach unter der Dusche stand und nichts machte. Meine Augen waren die ganze Zeit über geschlossen und mein Körper genoss die Situation.
"Was hast du denn jetzt bitte fast ne halbe Stunde lang gemacht?!", fragte mich meine Mutter entsetzt, musste aber sofort lachen. "Nichts?" Und das war ja nicht mal gelogen. Ich hatte wirklich nichts gemacht, nachdem ich mich gewaschen hatte.
Schmunzelnd schüttelte sie den Kopf und ging dann auch ins Bad.
"Ach, Harry" Sie kam nochmal raus. "Hmm?", ich sah sie fragend an. "Die Jungs sitzen immer noch draußen. Schau doch mal zu ihnen rüber" Sie lächelte. Ich brummte nur unbeeindruckt und ging in mein Zimmer um meine Haare zu frisieren.
Erst nachdem ich wieder raus kam, bemerkte ich, dass die Blumen, welche ich heute Morgen von Louis bekommen hatte in einer Vase standen. Hatte sie das heute früh schon gemacht? Jedenfalls sah es so aus, als hätten sie sich gut gehalten.
Kurz roch ich an ihnen und schloss die Augen. Die rochen echt verdammt gut.
Ich setzte mich auf den Stuhl daneben und sah auf mein Handy. Ben hatte mir geschrieben.
Schon mal daran gedacht, dass Louis sich vielleicht einfach raus reden wollte und ihm nichts besseres eingefallen ist und dann einfach das gesagt hat, weil er sich nicht lächerlich vor dich machen wollte. Schließlich wollte er wahrscheinlich eher unentdeckt bleiben und nicht von dir einfach gesehen werden. Denk mal darüber nach 😉
Ich bin mir nämlich auch ziemlich sicher, ohne das, was er gesagt hat, ob gewollt oder ungewollt, dass du dich sehr über die Blumen gefreut hättest. Du findest Louis nämlich süß 😏
Also wenn du mich fragst finde ich, dass du einfach mal dich mit ihnen anfreunden solltest und die restlichen Tage genießen solltest. Alleine wird das aber schwer
ALSO VERDAMMT NOCHMAL SCHLIEßE FREUNDSCHAFTEN!!!!
Du sagst das alles so einfach. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Louis das nur gesagt hat, weil er sich irgendwie rausreden wollte. Da gebe es wesentlich bessere Ausreden.
Im ersten Moment fällt einem doch nie was logisches ein
Harry, bitte. Ich weiß genau, dass ich, sobald du zuhause bist wieder vollgeheult werde. Und das will ich echt nicht. Also bitteeee. Das wirst du mit Sicherheit nicht bereuen
Sagt wer?
Ich
;-; du machst mich echt fertig, weißt du das?
Das hoffe ich doch ^^
Ich hab dich lieb, Harry. Also tu mir bitte den Gefallen
Hmm.. du wirst mich sowieso sonst nur weiter nerven. Also okay. Du hast gewonnen. Ich werde rüber gehen. Aber wehe dir das wird die Hölle
YESSS, bestimmt nicht!
Ich ließ mein Handy auf dem Tisch liegen und schlüpfte in meine FlipFlop. "Mama, ich bin drüben!", rief ich und ging nach einem tiefen ein- und ausatmen aus dem Bungalow nach draußen in die schwüle Hitze.
[1526 Wörter]
Ich denke es ist ganz gut, dass Ben so einen Einfluss auf Harry hat, oder was denkt ihr? 🤭 Ob Harry später in der Geschichte mal noch die dominante Seite an sich kennen lernen wird?
~D 🏳🌈
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