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P.o.V.: Harry
Ben hatte mich am nächsten Tag natürlich sofort auf die Nachricht angesprochen, die ich ihm gestern noch nach halb 1 geschrieben hatte. Erst hatte er sich ein bisschen sorgen um mich gemacht, da es eigentlich nicht normal für mich ist so lange wach zu bleiben, aber gleich nachdem ich ihm versichert hatte, dass es halb so wild ist wollte er mich schon bevor die erste Stunde überhaupt angefangen hatte zum Lehrerzimmer schleppen um zu fragen, ob Mr. Williams schon da ist. Typisch.
Ich konnte ihn schließlich zum Glück dazu überreden in der Pause zu gehen. Schließlich wird unser ehemaliger Geschichtslehrer selbst Unterricht haben und ganz sicher nicht seine Zeit mit meinen Problemen verschwenden wollen.
* * *
"Du machst jetzt keinen Rückzieher mehr", zischte Ben leise, als wir gerade mal zwei Minuten, nachdem es zur Pause geklingelt hatte vor dem Lehrerzimmer standen. "Was, wenn er keine Zeit hat?", fragte ich. "Junge. Das kannst du doch gar nicht wissen, wenn du nicht mal gefragt hast!" Er verschränkte die Arme und machte schon die Bewegung selbst an der hölzernen Türe zu klopfen.
Schnell zog ich seinen Arm zurück. "Stop! Was soll ich denn überhaupt sagen?", fragte ich etwas verzweifelt aber leise. Ben stöhnte leise auf. Er hatte eindeutig die Nase voll von meinem Verhalten. Es war lächerlich, das wusste ich ja schließlich selbst, aber was sollte ich denn bitte machen, wenn sich alles in meinem Kopf gerade zu seinem Chaos ausbreitete?
"Du sagst einfach, du würdest gerne mal mit ihm reden, weil du ein Problem hast", meinte Ben. "Das ist vielleicht nicht so einfach, wie du denkst. Kannst du nicht?", fragte ich hoffnungsvoll. "Außerdem hört sich das total bescheuert an", murmelte ich. "Das ist es aber nicht. Komm schon. Wenn nicht jetzt, wann dann?" - "Nächste Woche?" Ben war nicht wirklich überzeugt von meinem Vorschlag. Aber was hatte ich auch anderes erwartet? Er wollte schließlich gerade auch nur das beste für mich.
"Also? Klopfst du jetzt? Oder soll ich klopfen?", fragte er etwas ungeduldig. Ich seufzte leise und klopfte schließlich selbst drei mal kurz an der Türe. Ich ging wieder ein paar kleine Schritte zurück und verhakte in der Bauchtasche meines Pullis meine Finger. So nervös wie ich war, waren sie schon ganz schwitzig und still konnte ich sie auch nicht halten.
Es dauerte nicht lange und ein Lehrer öffnete die Türe. Er sah uns einfach nur fragend an. "Hallo, ist Mr. Williams da?", fragte Ben sofort. Erleichtert seufzte ich auf. Wenigstens hat er den Anfang gemacht. Der Lehrer drehte sich kurz um und blickte durch den Raum. "Ich schick ihn euch raus", meinte er mit einem lächeln auf den Lippen. Ben bedankte sich genauso höflich bei ihm und gleich nachdem die Türe wieder ins Schloss fiel öffnete sie sich schon wieder. Diesmal allerdings stand Mr. Williams vor uns. In seiner Hand hielt er eine Tasse Kaffee.
"Wie kann ich euch weiterhelfen?", fragte er genauso nett wie schon immer.
Ben sah mich kurz auffordernd an. Ich räusperte mich leise. "Ehm.. Könnten wir kurz mit ihnen reden? Am besten an einem ruhigeren Ort.. Es geht um ein Problem unter uns Schülern..", erklärte ich. Der junge Lehrer sah mich etwas überrascht an. "Aber natürlich", meinte er sofort und holte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche. Er ging zu dem gegenüberliegenden Klassenzimmer und sperrte es auf.
Ben und ich folgten ihm und nachdem er wieder die Türe geschlossen hatte stieß Ben mir mit seinem Ellbogen in die Seite. "Jaja, ist ja gut", zischte ich und stellte mich aufrecht hin.
"Wollt ihr euch nicht erstmal setzen?", fragte Mr. Williams, nahm gleich daraufhin Platz am Lehrerpult und stellte seine Kaffeetasse ab. Ben und ich setzten uns auf die Stühle, die direkt davor standen. Immer noch versuchte ich anständige Sätze in meinem Kopf zu formulieren, wie ich anfangen könnte und wie es sich am wenigsten dumm anhört.
"Um was geht es denn?", begann er schließlich. Ben sah mich nur auffordernd an.
"Ehm..", murmelte ich. Immer noch spielte ich mit meinen Fingern in der Bauchtasche meines Pullis. "Harry wird von den meisten vor allem in unserem Jahrgang und dem darunter beleidigt und bloßgestellt und gemobbt, weil sich herumgesprochen hat, dass er schwul ist", schilderte Ben die Situation dann doch. Ich sah ihn an und nickte einfach bestätigend.
"Und das geht schon ein paar Wochen so. Es wurden auch Bilder rumgeschickt.. Es war zwar nicht ich auf den Bilder zu sehen, aber es sah so aus, wenn man nicht genau hinsah..", ergänzte ich.
Mr. Williams schien im ersten Moment überfordert mit der Situation zu sein. Er war schließlich auch kein Schulpsychologe oder einer der Vertrauenslehrer. Dennoch fasst er sich schnell wieder und seufzte leise. "Ich weiß gerade ehrlich gesagt nicht, was ich dazu sagen soll, weil ich eigentlich dachte dass wir mittlerweile in einem Zeitalter leben, wo es anderen egal sein kann, was oder wen man liebt. Ich weiß, dass es für dich nicht einfach ist jeden Tag durch den gleichen Mist zu gehen. Aber ich stehe hinter dir und ich werde mich definitiv mit eurem Klassenlehrer auseinander setzten und auch mit dem Schulleiter. Ich hab gerade im ersten Moment noch keine genaue Idee, was ich tun kann, nehmt mir das bitte nicht übel. Aber ich werde dafür sorgen, dass das aufhört" Er schenkte uns ein warmes Lächeln und trank kurz einen Schluck von seinem Kaffee.
Ich hatte gar nicht erwartet, dass ihm sofort eine Lösung für mein Problem einfiel, weshalb ich einfach umso dankbarer war, dass er sich überhaut die Mühe machte sein Wochenende dafür jetzt zu verschwenden.
"Danke.. Sie wissen gar nicht, wie viel mir das gerade bedeutet", murmelte ich und senkte kurz meinen Kopf. "Das ist doch das mindeste, was ich tun kann. Ich will ja schließlich auch, dass sich jeder hier auf der Schule wohlfühlt und so wie ich dich aus letzten Jahr in Erinnerung habe warst du eigentlich immer einer der fröhlichen Schüler und jemand, der gerade gelacht und Witze gemacht hat. Gerade erkennt man dich wirklich kaum mehr wieder und das ist wirklich nicht das, was Schule erreichen sollte"
Leicht nickte ich. Er hatte recht. Teilweise erkannte ich mich ja selbst nicht mehr wieder. Ich hatte kaum mehr motivation für irgendwas, was mit der Schule zu tun hatte. Die letzten Tage hatte ich nicht mal mehr die Lust nach ein paar Stunden Schlaf aufzustehen.
"Aber darf ich fragen, ob sie dich auch schon angegriffen haben?", fragte er etwas besorgt. Ich schüttelte den Kopf. "Das ist gut.." Er lächelte leicht und sah kurz an die Decke. "Ich werde mir übers Wochenende etwas einfallen lassen. Lass den Kopf nicht hängen. Das wird wieder, das verspreche ich dir"
Ben lächelte mich auch an und klopfte mir auf den Oberschenkel. Ich nickte und erwiderte sein lächeln. "Danke, dass sie sich die Zeit für mich nehmen"
Mr. Williams machte mir nochmal deutlich, dass er sowas mit einer Selbstverständlichkeit macht und ließ uns dann schließlich gehen, bevor er sich versichert hatte, dass es nicht noch mehr gab, was vor allem mich belastete.
"Siehst du. War doch jetzt perfekt, oder nicht?", fragte Ben, als wir draußen waren um noch die letzten Minuten der Pause frische Luft zu schnappen gingen. "Was, wenn ihm nichts einfällt?", fragte ich zurück. "Hazza! Jetzt komm schon. Stell seine Kompetenz nicht in Frage" Er rüttelte mich an den Schultern und pikste mir dann in die Seite. Leise lachte ich und nickte. "Okay, vielleicht hast du recht. Danke, dass du dabei warst und den Anfang übernommen hast" Ben wank ab und schenkte mir ein ehrliches lächeln. "Für meinen besten Freund mach ich doch alles"
Ich kicherte und streckte ihm die Zunge raus. "Jetzt schleimst du aber" Ben zuckte die Schultern und grinste frech. "Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht"
* * *
Am Wochenende hatte ich wieder absolut keine Zeit mir Gedanken über das zu machen, was nächste Woche wohl auf mich zukommen würde. Louis kam wie es ausgemacht war am Freitag gegen drei Uhr Nachmittags zu mir nach Hause. Wir hatten sogar Glück, denn meine Mutter fuhr Freitag Abend mit Robin über das Wochenende weg. Dementsprechend haben Louis und ich die Zeit zu zweit und alleine ohne Eltern zuhause ausgenutzt. Wenn man versteht, was ich damit meine.
Am Samstag haben wir sogar versucht selbst etwas zu kochen. Aber da wir beide nicht die besten Köche waren haben wir uns dazu entschieden zu backen. Was hätte dabei auch schiefgehen können? Man musste einfach genau das machen, was im Rezept stand und ein paar ganz normale Brownies sollte ja wohl jeder hinbekommen.
Naja.. Wenn man nicht vergessen würde den Wecker zu stellen, damit man die Brownies nicht im Ofen einfach vor sich hin backen lässt..
Aber! Es war nicht zu schlimm! Sie waren nur ein kleines bisschen an ein paar Stellen verbrannt! Wir haben es einfach weg geschnitten und dann ganz viel Puderzucker drauf gestreut, damit man das Missgeschick nicht mehr erkennen konnte. Geschmeckt haben sie nämlich wirklich gut! Vielleicht etwas extrem süß, da Louis der festen Überzeugung war, dass 150g Zucker nach Rezept nicht genug war, aber was sollte man machen? Wo er recht hatte, hatte er eben recht.
Das war dann unser Mittagessen. Eventuell nicht ganz gesund, aber ich meine immerhin haben wir nicht irgendeine Tiefkühlpizza in den Ofen geschoben oder ein Fertiggericht im Supermarkt gekauft. Wir haben viel Liebe in unser Mittagessen hinein gesteckt und auch sehr viel Mühe und Leid.
"Lou-Lou mir ist kalt", jammerte ich und kuschelte mich noch enger an ihn ran.
Es war Sonntag Nachmittag und Louis und ich saßen auf der Couch. Es regnete schon den ganzen Tag wie aus Eimern, weshalb wir uns dazu entschlossen hatten ein paar Filme zu gucken. Wäre es ein paar Grad kälter würde es mit Sicherheit schneien. Immerhin hatten wir schon November.
"Du willst doch nur meine Aufmerksamkeit", war sich Louis sicher. Ich küsste ihn ein paar mal auf die Wange, seine Mundwinkel und sein Kinn. "Was? Das stimmt gar nicht. Ich sage nur, was mir nicht passt", versicherte ich ihm. Aber eigentlich hatte er recht. Er war nur auf den Film fixiert. Wobei ich überhaupt nicht sehen konnte, was an Jurassic World so spannend sein konnte. Louis hatte sich den Film ausgesucht, da wir davor meine Wahl angesehen haben. Die Unfassbaren Teil 1 und 2.
"Du liegst doch schon unter zwei Decken. Guck, Harry, guck. Jetzt kommt ne coole Szene!" Er zeigte demonstrierend auf den Fernseher und versuchte meinen Kopf mit der anderen Hand in die selbe Richtung zu drehen. "Jaja" Ich kicherte und verteilte weiterhin Küsse in seinem Gesicht. "Ist doch langweilig, wenn man den Film schon in und auswendig kennt" Sofort schüttelte Louis den Kopf. "Den Film kann man nie genug ansehen. Man du hast es verpasst" Er schmollte kurz und griff nach der Fernbedienung um zu pausieren.
Ich kicherte und grinste ihn an. "Ich bekomm immer was ich will", neckte ich ihn. "Nur weil du mich nervst" Gespielt angepisst rollte er mit den Augen. "So kann ich mich gar nicht auf das konzentrieren, was ab geht"
Ich lachte und nickte ironisch. "Armer Baby-Louis", neckte ich ihn weiter. "Was für- Ich bin immer noch älter als du!"
"Und trotzdem bist du kleiner als ich" Ich streckte ihm die Zunge raus. Er rollte die Augen. Ich glaube mittlerweile hat er eingesehen, dass es keinen Wert mehr hat mir in dem Punkt zu widersprechen. Er war halt einfach wirklich kleiner als ich. Da konnte ich aber auch nichts dafür. Ich sag einfach nur, was Fakt ist.
"Mein Schwanz is größer als deiner", konterte er. Ich lachte. "Natürlich", meinte ich ironisch. Louis zog die Augenbrauen zusammen und nickte. "Zu 100%. Wir können gerne nachmessen" Gleich nachdem er das sagte fummelte er an seinem Hosenknopf rum. Sofort nahm ich seine Hand und schüttelte den Kopf. "Jaja ist ja gut. Du hast nen größeren. Aber nur ein bisschen", gab ich mich zufrieden. Louis grinste frech und nickte. "Damit bin ich einverstanden. Aber willst du nicht, dass ich mich ausziehe? Ich bin mir sicher, dass dir dann sofort wärmer werden würde"
Beleidigt schlug ich ihm gegen den Arm. "Lass das. Meine Mutter und Robin kommen dem nächst nach Hause" - "No risk no fun?" Louis biss sich auf die Lippe und küsste mich kurz. "Oder tut dir ein Arsch noch weh?", fragte er grinsend. Wieder drückte er mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. "Das war Freitag! Nein natürlich nicht", widersprach ich. Sarkastisch nickte Louis. "Lou!", jammerte ich. "Ich hab keine Schmerzen mehr!"
Louis nickte nur wieder so dämlich und küsste mich etwas länger. Erst erwiderte ich den Kuss nicht, weil ich ihn genauso ärgern wollte, wie er mich ärgert, aber irgendwie war es schwer ihm zu widerstehen. Vor allem wenn der Kuss so liebevoll war und man am liebsten nichts anderes mehr tun würde.
"Wann willst du heute fahren..?", fragte ich leise nachdem wir uns lösten. Louis sah auf die Uhr, welche uns verriet, dass wir schon halb fünf hatten. "Mir ist es eigentlich egal. Ich kann auch erst heute Abend fahren oder morgen in der Früh", meinte er schulterzuckend. "Morgen in der Früh ist doof. Du solltest nicht Auto fahren, wenn du noch müde bist. Aber du kannst noch mit uns Abendessen, okay?", schlug ich vor. Louis nickte und küsste mich nochmal. "Dann genießen wir jetzt aber noch die Zeit in der wir ungestört sind", bestimmte er und beschlagnahmte gleich daraufhin wieder meine Lippen.
Es dauerte nicht lange und wir befanden uns in einer liegenden Position auf dem Sofa. Der Film, welcher immer noch pausiert war, war schon lange nicht mehr interessant. Doch leider dauerte es auch keine 10 Minuten mehr, bis meine Mutter in Begleitung von Robin nach Hause kam.
In Rekordzeit hatten Louis und ich unsere Position geändert und den Film weiter laufen lassen. Außerdem richteten wir so gut es ging unsere Haare und verkrochen uns unter der Decke, selbst wenn es jetzt verdammt warm war. Doch zum Glück schien niemand etwas zu merken..
Da meine Mum und Robin anscheinend extrem Hunger hatten, aßen wir relativ bald zu Abend. Die beiden erzählten uns von ihrem Wochenende und auch Louis und ich berichteten, wie produktiv wir waren. Immerhin haben wir unsere neue Leidenschaft entdeckt. Backen.
Eigentlich wollte ich Louis nach dem Essen nicht gehen lassen, aber da es bereits fast Winter war, wurde es schon fast wieder dunkel und auch wenn ich wusste, dass Louis kein schlechter Autofahrer ist, wollte ich nicht, dass er mitten in der Nacht nach Hause fahren musste.
Da ich mit meinen Gedanken immer noch bei Louis war und dem Wochenende, das wir einfach zu zweit genossen hatten ohne ein großes Event, dachte ich gar nicht an den nächsten Tag.
Außerdem bekam ich nichts von dem Rundschreiben mit, welches Mr. Williams bereits am Samstag in der Früh an alle Schüler der Oberstufe verschickt hatte. Aber damit würde ich am Montag noch früh genug konfrontiert werden.
[2449 Wörter]
Es tut mir irgendwie echt leid, dass ich das alles hier mega am durch skippen bin. Aber irgendwie will ich gerade mehr den Fokus auf nur eine Sache legen und nicht immer zwischen extrem vielen Kapiteln switchen, zwischen Drama und Liebe.
Wenn ihr versteht, was ich meine..
Also verzeiht mir das, aber irgendwie bin ich sowieso mega am struggeln in letzter Zeit, wie ich diese Story mal zu nem Ende bringen soll, weil irgendwie bekomm ich jedes mal, wenn ich Anfange zu schreiben neue Ideen und ich will die dann auch umsetzen XD
Aber! Ich weiß, dass das Maximum an Kapitel 222 ist.. Fragt mich nicht, wie ich das herausgefunden habe.. aber ja..
~D 🏳🌈
P.S.: Damit ihr mal wisst, wie unnormal viel Motivation ich habe das hier zu schreiben: Gestern (17. Feb) hab ich Kapitel 51 veröffentlicht..
P.P.S.: Bin jetzt (01. Mai) bei Kapitel 98 und denke mal, dass es so ca 110-115 Kapitel werden 👀
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