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P.o.V.: Louis
Verzweifelt versuchte ich Harry aus seinem Traum zu wecken. Er musste etwas schreckliches träumen, so verschwitzt wie er war und so unruhig, wie er sich im Bett wälzte.
"Stop.. Stop.. bitte..", wimmerte er und langsam stiegen mir auch Tränen in die Augen. "Harry. Harry wach auf. Es ist alles gut. Ich bin bei dir. Es ist nur ein Traum", redete ich weiter auf ihn ein. Ich wollte nicht grob mit ihm werden, vielleicht würde das den Traum nur schlimmer machen.
Ich rüttelte an seiner Schulter und fuhr ihm durch die Haare. "Harry.. Ich bin hier.. Mach die Augen auf", flehte ich. Im nächsten Moment schlug er seine Augen auf und schreckte nach oben. Er brach in Tränen aus, weshalb ich ihn sofort an mich zog. "Hey.. Babe.. Es ist alles gut. Ich bin ja bei dir. Es war nur ein böser Traum", flüsterte ich und fuhr ihm sanft über den Rücken.
Langsam schien er sich wieder zu beruhigen, denn ich merkte wie sein Atmen etwas ruhiger wurde und sein schniefen weniger. "Shh.. Alles ist gut", wiederholte ich mich leise und küsste sanft seine Schläfe.
Harry nickte leicht und schniefte nur noch leise, bis er sich selbst über die Augen wischte und einmal tief durchatmete. "So ist gut.. erstmal runterkommen", flüsterte ich und strich ihm ein paar Haarsträhnen mit meinem Finger hinter sein Ohr.
"Wie viel Uhr haben wir?", fragte er brüchig, weshalb er sich erstmal räusperte. Kurz sah ich auf mein Handy. "Kurz nach 10. Du hast nur zwei Stunden geschlafen"
Nach dem Abendessen wollte ich eigentlich nach Hause fahren, da ich logischerweise morgen wieder in die Uni muss, doch Harry hatte mich sobald wir wieder in seinem Bett lagen so beschlagnahmt, dass wir nur ein bisschen gekuschelt haben. Dabei ist er dann eingeschlafen und dann konnte ich natürlich nicht einfach aufstehen und gehen. Ich werde einfach morgen früh fahren. So weit ich weiß habe ich morgen sowieso erst um halb neun meinen ersten Kurs.
"Louis..", flüsterte Harry. Erneut hatte er sich an mich gekuschelt und seinen Kopf auf meine Brust gelegt. Ich lächelte sanft und fuhr ihm erst durch die Haare und dann sanft über seinen Rücken. Er war wegen dem Traum total verschwitzt. Das musste wirklich etwas gewesen sein, was ihm ziemlich nahe ging.
"Ja, mein Engel?", fragte ich zurück. Harry behielt seinen Kopf auf meiner Brust. Ich konnte nicht sehen, wie er sich gerade fühlte, da ich seine Mimik nicht lesen konnte, aber ich war mir sicher, dass es ihm schon etwas besser ging, denn sein Atem war wieder ruhig und gelassen.
"Ich hab Angst, dass es jemand heraus bekommt.. Dass wir zusammen sind.." Seine Stimme war noch immer nur ein flüstern, doch da es hier um uns herum sonst sehr leise ist verstand ich ihn perfekt. "Du musst keine Angst haben. Ich werde dich vor den Leuten beschützen, die meinen, dass du jetzt nicht mehr der Harry bist, den sie vorher kannten. Und deine Mum wird auch immer hinter dir stehen. Ja und Ben sowieso. Da bin ich mir ganz sicher", versprach ich ihm. Ich hoffe ihm würde das etwas helfen nicht mehr so negativ zu denken.
Ich wusste zwar nicht genau, wie er sich gerade in dem Moment fühlte, aber ich versuchte mich so gut es ging in seine Lage hinein zu versetzen. Ich hatte mir nie darüber Gedanken gemacht, was andere über mich denken. Mir war das eigentlich schon immer egal. Die Leute aus meinem Umfeld und in meiner Schule und Universität kannten mich alle sowieso, als den Player und den Fuckboy. Zwar gefiel mir der Titel nicht wirklich, aber was will man machen? Jedenfalls habe ich nie von irgendjemandem einen dummen Spruch oder ein dummes Wort an den Kopf geworfen bekommen. Jedenfalls nicht direkt ins Gesicht. Was die Leute hinter meinem Rücken geredete hatten, das konnte ich ausblenden. Sollen sie doch ihren Spaß haben oder damit glücklich werden.
"Ich weiß..", murmelte Harry. "Ich fühl mich trotzdem unwohl.."
Kurz stoppte ich mit den Bewegungen auf seinem Rücken. Mein Blick lag auf der Decke, selbst wenn es hier in dem Raum stock dunkel ist.
"Wieso?", fragte ich nur und streichelte ihn wieder leicht. "Oder besser gesagt.. mit was genau?"
Harry blieb auch für einen Moment lang still, bevor er wieder anfing zu reden. "Wie.. Wie bin ich mir eigentlich sicher, dass ich schwul bin?"
Ich war mir sicher, dass ich jedes Wort verstanden hatte, was er gesagt hatte, doch irgendwie wollte ich mir da nicht sicher sein. Es war zwar nur eine Frage, doch irgendwie verletzte sie mich. "Ist das nicht egal?", fragte ich zurück. "Ist es?", wollte er wissen und hob seinen Kopf leicht an. Ich wand meinen Blick von der Decke ab und sah zu ihm. Ich konnte nur seine Umrisse erkennen. Ich nickte, woraufhin er sich wieder hinlegte. "Wieso?", fragte er weiter. "Wieso was?" Langsam verwirrte er mich.
"Wieso ist es egal?"
Ich zuckte die Schultern. "Geht doch niemanden was an", dachte ich. Harry nickte erneut. "Vielleicht hast du recht" Er klang alles andere als okay, was mich etwas besorgte. Wie kam er denn jetzt überhaupt auf dieses Thema?
"Du denkst, dass du nicht nur Männer attraktiv finden könntest?", fragte ich nach. "Keine Ahnung. Mir ist nie ein Mädchen begegnet, wo ich mir dachte, dass sie die wäre, mit der ich zusammen sein möchte", erklärte er. "Na also. Und da hast du deine Antwort"
Harry seufzte. Bevor er allerdings etwas erwidern konnte, redete ich weiter.
"Für mich ist es nicht wichtig, als was oder wen oder was auch immer du dich identifizierst. So lange du sagst, dass du mich liebst, ist es doch geregelte Sache, oder? Ob du jetzt nur Männer oder Männer und Frauen attraktiv findest ist doch total egal. Oder findest du, dass man sich selbst irgend ein Label auf die Stirn drucken muss, womit man sich dann den Rest seines Lebens zufrieden geben soll? Weißt du.. Gerade, als du gesagt hast, dass du dir nicht sicher bist, was oder wer du überhaupt bist, da hatte ich Angst um uns.. Das du dir nichtmal mehr sicher bist, ob überhaupt ich der richtige bin. Ich weiß, dass ich einer der ersten in deinem Leben bin in Form eines festen Partners.. Und vielleicht hast du recht.. Vielleicht wirst du irgendwann jemand besseren finden.. Man kann sich nie sicher sein, was die Zukunft bringt, da hast du schon recht und ob es dann eine Frau ist oder ein Mann, das ist dann deine Sache.. Das kann allen anderen Leuten eigentlich egal sein" Ich atmete tief ein und aus. Ich musste zugeben, dass ich etwas verletzt bin, aber ich wollte es nicht offen zeigen. Es ist Harrys Leben und ich werde einfach mit ihm die Zeit so lange genießen, wie wir zusammen sind.. In der Hoffnung, dass es noch viele Jahre werden..
"So- So meinte ich das eigentlich gar nicht.. Ich-" Harry blieb kurz still. "Es tut mir leid, dass du jetzt das Gefühl bekommen hast, dass ich dich nicht mehr liebe, aber so ist es nicht. Ich liebe dich. Ich liebe dich vom ganzen Herzen und ich.. Ich will dich auch nicht verlassen, aber ich.."
Sanft zog ich ihn näher an mich. "Ist schon gut. Du bist gerade einfach ein bisschen durch den Wind. Ist es wegen deinem Traum?", fragte ich. Harry nickte wieder leicht. "Egal was du geträumt hast, vergiss es einfach wieder. Das war nicht die Realität und ich bin mir sicher, dass es auch niemals die Realität sein wird. Träume sind nur dafür da jemanden zu verwirren, aber du lässt dich davon nicht unterkriegen, ja?"
"Ja. Ja, versprochen" Leicht hob er wieder seinen Kopf an und kam mir näher. "Tut mir leid", flüsterte er und küsste mich sanft. Sofort begann ich zu lächeln. Womit hatte ich ihn nur verdient?
P.o.V.: Harry
Die Tage und Wochen vergingen, in denen all meine Sorgen unbegründet waren. Die Schule lief gut. Sogar wirklich sehr gut und das nicht nur für mich. Ich gab Ben tatsächlich konstant zwei wenn nicht sogar drei mal die Woche für jeweils mindestens 1½ Stunden Nachhilfe und es brachte wirklich was. Wir hatten bereits die ersten Arbeiten geschrieben und Ben hatte sich in jedem Fach um tatsächlich mindestens eine Note gebessert im Vergleich zum Vorjahr. Tja, was lernen nur alles ausmachen kann. Das würde er aber natürlich niemals zugeben. Er denkt, dass es einfach daran liegt, dass der Stoff dieses Jahr einfacher ist. Natürlich. Was auch sonst?
Auch mit Louis lief es wirklich gut. Ich hatte alle meine Bedenken weggeworfen, die ich Wochen davor noch hatte. Er unterstützte mich immer, wenn ich ihn brauchte und das gab mir jedes mal den nötigen Halt. Mit meinem besten Freund verstand er sich auch gut und an dem Wochenende vor drei Wochen hatten wir zu dritt auch wirklich Spaß. Ich blieb zwar der einzige, der auf der Party von irgendeinem Bekannten von Ben nicht wirklich etwas getrunken hatte, aber das machte mir nichts aus. Es war wirklich witzig Abends im Bett bei mir in meinem Zimmer den beiden Jungs bei irgendwelchen sinnlosen betrunkenen Gesprächen zuzuhören. Am Tag darauf hatten beide natürlich sofort bereut, dass sie so viel getrunken hatte, aber ich kümmerte mich gut um die beiden Idioten. Ich war im Endeffekt einfach froh darüber, dass sich Louis auch gut mit Ben verstand.
Mit Louis Freunden hatte ich natürlich auch noch Kontakt. Allerdings nur über die Gruppe, die wir fünf hatten. Wir schickten uns öfter am Tag irgendwelche Memes und redeten dann Abends noch über Gott und die Welt oder telefonierten zu fünft.
Heute war Freitag. Wir hatten Mitte Oktober, was bedeutete, dass es lange nicht mehr die Zeit für kurze Hosen und T-Shirts war. Die Temperaturen wurden kühler und das verlangen Abends neben Louis zu liegen, damit es schön warm war wurde größer.
Da wir uns letztes Wochenende nicht gesehen haben, da ich diese Woche wirklich viel zu tun hatten und Louis dann deshalb auch mal auf ein Wochenende verzichtete, trafen wir uns dieses Wochenende.
Es war bereits halb eins, als ich von der Schule nach Hause kam. Ehrlich gesagt hatte ich auf dem Nachhauseweg etwas getrödelt. Aber nur, weil ich wusste, dass Louis mich erst um drei Uhr abholen konnte. Er hatte davor einfach noch zutun. Natürlich war ich ihm nicht böse. Ich war froh darüber, dass er sich auch auf die Uni konzentrierte. Ich wollte ihm da auf keinem Fall im Weg stehen, vor allem weil ich wusste, dass er eigentlich genauso faul ist wie Ben.
"Mum! Ich bin zuhause!", rief ich durch das komplette Haus.
Ich bekam keine Antwort.
"Mum?", wiederholte ich.
Schnell zog ich mir meine Schuhe aus und öffnete erneut die Haustüre um auf den Hof zu gucken. Ihr Auto ist gar nicht da. Komisch.. Sonst hatte sie Freitags immer nur bis um halb 12 ihre Schicht und war dann meistens schon um kurz vor 12 zuhause.
Ich schloss die Türe erneut und ging in die Küche. Sie hatte mir nichtmal einen Zettel hinterlassen, auf dem stand, dass sie heute länger Arbeiten müsste und gestern Abend hatte sie auch nichts dazu gesagt. Komisch..
Ich machte mir darüber allerdings nicht länger Gedanken und nahm mir aus dem Kühlschrank einen Schokoladen Pudding. Ich werde mir jetzt ganz sicher nichts kochen. Zur Not muss Louis heute eben noch was leckeres machen.
Ich setzte mich also mit meinem Pudding an den Tisch und löffelte ihn genüsslich. Was hätte ich auch sonst machen sollen? Ich hätte ja nichtmal eine Ahnung. Und ohne genaue Anleitung und Rezept funktioniert bei mir sowieso nichts.
Meine Mutter würde jetzt zwar sagen, dass es tausende Rezepte im Internet gab mit Anleitung und allem drum und dran, aber ich bin einfach faul, wenns ums Kochen ging. Außerdem muss ich es jetzt ja sowieso nicht beherrschen. Ich lebe noch zuhause und sobald ich mit dem Jahr fertig bin werde ich bei Louis wohnen und da wird er dann kochen. Hoffentlich. Wenn nicht, dann muss ich es mir halt doch irgendwann noch beibringen. Irgendwann.
Kurz bevor ich meinen Pudding fertig gegessen hatte hörte ich, wie sich der Schlüssel der Haustüre im Schloss drehte. Schnell aß ich zu Ende und entsorgte meine Beweise. Sie musste jetzt nicht unbedingt wissen, dass ich kurz vorm Mittagessen noch einen Schokopudding gegessen hatte. In der Hoffnung sie würde jetzt noch was kochen, denn irgendwie hatte ich schon hunger.
"Du kannst mir deine Jacke geben. Ich heng sie für dich auf", hörte ich meine Mutter sagen. Huh? Haben wir Besuch, von dem ich nichts weiß? "Danke", erwiderte eine männliche Stimme.
Ich ging um den Tisch herum.
"Harry? Bist du schon zuhause?", rief meine Mutter nach mir. Ich trat in den Flur. "Hi", meinte ich etwas verwirrt. Ja, wir haben Besuch und ich kannte ihn nicht. Ich hatte den Mann neben meiner Mutter noch nie im Leben gesehen.
"Gut, dass du schon da bist. Perfekts Timing" Meine Mutter strahlte über beide Ohren, weshalb ich sofort ausschließen konnte, dass es sich bei dem Typen um einen Geschäftspartner handelte und es nur ein geschäftliches Mittagessen wird. "Willst du mir.. deinen- ihn- nicht erstmal vorstellen?", fragte ich. Ich musterte den Mann von oben bis unten.
Der Fremde trug eine Brille, die ihn um ehrlich zu sein etwas älter machte, als er wahrscheinlich ist. Er hatte einen Bart und kurze braune oder vielleicht sogar dunkelblonde Haare. Er trug ein weißes Hemd, darunter - man konnte es sehen - ein weißes T-Shirt. Er hatte eine schlichte dunkelblaue Hose an und schwarze Schuhe.
"Harry. Sei nicht so frech.", schimpfte mich meine Mutter. Ich sah sie verwirrt an. Tut mir ja leid, aber man hätte mir ruhig bescheid geben können, dass wir Besuch bekommen. Doch sie fuhr fort. "Harry, das ist Robin. Mein Arbeitskollege. Robin, das ist Harry. Mein Sohn" Also doch einer von der Arbeit. Ist das hier jetzt sowas wie ein Date, oder was?
Ich nickte und zwang mich dazu dem Mann- Robin meine Hand hinzustrecken. Er nahm sie mit einem lächeln auf den Lippen an und schüttelte sie kurz. "Freut mich dich kennen zu lernen. Deine Mutter hat viel von dir erzählt", meinte er. Sofort sah ich zu meiner Mutter. Wieso erzählt sie irgendwelchen wildfremden Menschen etwas über mich? Ja okay. Vielleicht ist er kein Fremder für meine Mutter, da sie ihn wahrscheinlich jeden Tag in der Arbeit sieht. Aber es geht einfach ums Prinzip.
Ich sah wieder zurück zu dem Mann, der noch immer meine Hand hielt, da meine Mutter nur unschuldig lächelte. Ich grinste leicht und nickte zu Robin. "Freut mich auch. Meine Mutter hat absolut kein Wort über dich erzählt", gab ich zurück und ließ die Hand von Robin los, welcher jetzt etwas verdutzt war.
"Harry!" Sie trat zwischen uns und drehte mich zu den Treppen. "Sei nicht so frech und geh in dein Zimmer, bis das Essen fertig ist", bat sie mich in einem wirklich aufgesetzten freundlichen Tonfall. "Aber natürlich", gab ich genauso gespielt freundlich zurück und verschwand dann auch in meinem Zimmer.
"Bitte entschuldige sein Verhalten, Robin. Er ist normalerweise nicht so", hörte ich meine Mutter unten noch sagen, bevor ich die Türe schloss. Ich verdrehte die Augen.
Sie hat jemanden kennengelernt und ich wusste nichtmal was davon.
Ich lachte kurz auf. Es ist genau wie immer, wenn sie jemanden mitbringt. Es passierte nicht oft. Der letzte ist sogar bestimmt sogar ein halbes Jahr her. Aber wenn sie einen mit brachte, dann war nie jemand dabei, der auch nur ansatzweise gut genug für sie war. Natürlich freute ich mich für sie, wenn sie jemanden kennen lernt, den sie mag. Aber keiner der Männer war bisher der richtige. Ich traue einfach keinem mehr, der hier auftaucht. Vor allem nicht so Leuten, die hier einen auf aufgesetzt nett tun und dann auch noch verlangen, dass ich ebenfalls meine beste Seite zeige.
Vielleicht klang es gemein, aber um ehrlich zu sein genoss ich es, dass es noch ich und meine Mutter ist. Wieso brauchen wir denn unbedingt jemanden, der meinen Erzeuger ersetzt? Ich brauche keine männliche Bezugsperson und meine Mutter hatte doch ihre Freundinnen oder mich, wenn sie Zeit mit jemandem verbringen will. Lernt sie denn gar nichts aus den unzähligen vergangenen Dates, die schief gelaufen sind?
Ich nahm mein Handy und schrieb Ben, dass meine Mutter wieder jemand neuen hat.
Hast du ihn schon kennengelernt?
Das war das erste, dass Ben zurück schrieb. Natürlich war er wieder sofort online gekommen. Naja. Er hat halt eben genauso wenig zu tun wie ich gerade in dem Moment. Wieso hätte Louis mich denn nicht einfach direkt nach der Schule holen können?
Ja. Mum hat ihn zum Essen eingeladen
Ben wusste natürlich von den vielen versuchen in den letzten Monaten und Jahren, die alle gescheitert sind. Am Anfang habe ich mich immer gefreut für sie, dass sie jemanden hat. Aber mit der Zeit wurde ich älter und kritischer.
Und..
Wie ist der erste Eindruck?
Kann noch nicht viel sagen
Hab bisher nur Hallo gesagt und musste jetzt in mein Zimmer gehen, weil ich angeblich frech war -.-
Vielleicht ist er ja diesmal nicht so schlimm wie die davor..
Keine Ahnung
Wird sich herausstellen
Ich hoffe einfach ich darf pünktlich um 3 gehen und muss wegen dem jetzt nicht noch länger auf Louis warten :c
XD bestimmt
Mal sehen, was der Kerl so zu bieten hat xD
Er ist btw ein Arbeitskollege
Das kann doch nichts werden. Wenn man sich jeden Tag in der Arbeit sieht..
Keine Ahnung wie sowas ist, ehrlichgesagt
Bestimmt wie wenn du mit einem aus deiner Klasse zsm bist
Und wenn es die Arbeit ist, dann hat man je nie ne Auszeit von dem ganzen Arbeitsstress und so
Genau das denke ich auch
Aber wenn sie meint, er ist es
Dann werde ich es wohl auch versuchen müssen
Auf ein neues! Wuhu
Harry xD
Sei doch nicht so negativ von Anfang an. Vielleicht ist er ja wirklich nett :c
Der arme Kerl :cccc
Ach komm verbünde du dich nicht auch noch gegen mich
Tu ich nicht!
Klar.
Okay. Dann anderes Thema: Kannst du mir die Mathe Hausaufgabe erklären?
Aber na klar doch ^^
Warte kurz, ich such sie schnell her!
Bevor ich also eine halbe Stunde später - es war bereits schon nach eins - zum Essen gerufen wurde, hatte ich mit Ben telefoniert und ihm die Mathe Hausaufgaben erklärt. Nebenbei hatte ich sie dann auch direkt erledigt. Sonst hätte ich es am Sonntagabend noch schnell gemacht, aber so hatte ich jetzt zumindest über das Wochenende nichts mehr zu tun.
Ich ging nicht sofort, nach dem ich gerufen wurde die Treppen nach unten. Ich ließ mir Zeit und packte noch meine Bücher in meinen Schulrucksack.
Ehrlich gesagt wusste ich selbst nicht, was gerade in meinem Kopf eigentlich schief lief, dass ich so schlecht zu sprechen auf den neuen.. den neuen.. auf die neue Bekanntschaft meiner Mutter war.
"Da bist du ja endlich. Komm schon. Das Essen wird sonst noch kalt", stresste meine Mutter, sobald ich durch die Türschwelle trat. Ich verdrehte leicht die Augen. Übertreib halt. Innerhalb von ner Minute wird schon nicht das ganze Essen kalt.
Es gab Schupfnudeln. Eins meiner Lieblingsessen, nach dem Hühnchen Gericht von Louis.
Normalerweise gab sie sich für neue Typen immer mehr mühe beim ersten Essen, als dass es dann nur Schupfnudeln sind. Sonst würde sie am liebsten ein drei Gänge Menü herzaubern und dabei ihre Kochkünste beweisen.
Ich wurde ein bisschen suspekt. Die beiden kennen sich schon länger. Sie müssen sich schon länger kennen. Sie würde sich vor allem ganz anders verhalten, wenn das hier das erste "Date" wäre, beziehungsweise das erste Essen.
Sie verschwieg mir etwas. Das wusste ich ganz genau. Wo war sie, als ich letztes Wochenende von Freitag auf Samstag bei Ben geschlafen habe? Und wo war sie, als sie am Dienstag urplötzlich "länger Arbeiten" musste? Oder letzte Woche Mittwoch, als sie "Nachmittags mit Freundinnen" sich zum Café trinken verabredet hat?
Ich entschied mich allerdings dazu nichts davon anzusprechen, was mir gerade durch den Kopf ging.
Meine Mutter teilte uns allen etwas von dem Essen aus und gemeinsam wünschten wir uns einen guten Appetit.
"Harry, ich dachte mir, damit wir uns alle besser kennen lernen machen wir heute Abend einen Spieleabend. Robins Tochter wird auch kommen", begann meine Mutter nach ein paar Sekunden des schweigens. Er hat eine Tochter? Oh Gott. Na prima. Hätte es nicht einfach ein Mann sein können? Ohne Tochter? Wie alt sie wohl ist? Gott, nein! Ich will keine Schwester haben! Oder Stiefschwester! Ich bin zufrieden als Einzelkind!
"Bin nicht da", meinte ich trocken. "Wieso, wenn ich fragen darf?" Sie klang genauso wenig begeistert darüber, dass ich nicht da bin, wie ich, dass wir heute Abend was vor haben. "Ich bin doch bei Louis. Wie jedes Wochenende" Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich sie deshalb davor noch fragen muss, ob ich zu meinem Freund darf. Sie hat mich ja schließlich auch nicht um Erlaubnis gefragt, dass hier jemand zu Besuch kommt und wegen dem Spieleabend hat sie auch nicht gefragt.
"Das hast du mir aber nicht gesagt" Ich wusste, dass das kommt. Es war doch offensichtlich. "Ich bin jedes Wochenende bei ihm. Das weißt du doch", gab ich zurück. "Letztes Wochenende warst du bei Ben", konterte sie. Ich verdrehte leicht die Augen. "Dann bin ich trotzdem jedes Wochenende weg. Spielt doch keine Rolle ob bei Louis oder Ben"
"Wer sagt denn, dass du jetzt jedes Wochenende wohin gehen darfst? Harry, du gehst noch zur Schule und ich möchte nicht, dass du ab jetzt auch ohne zu Fragen einfach wohin gehst", stellte sie klar. Erneut verdrehte ich meine Augen. Das hatte ich mir definitiv bei Louis abgeschaut. Der macht das nämlich auch immer, wenn ihm irgendwas auf den Sack geht.
"Du hast auch nicht gefragt, ob Besuch kommen darf und ob ich überhaupt Lust habe auf einen Spieleabend", gab ich zurück. Was anderes ist mir nicht eingefallen. Was hätte ich denn sagen sollen? Eigentlich hatte sie ja recht, aber das würde ich niemals offen zugeben.
"Harry, das ist doch was ganz anderes!"
Ich zuckte mit den Schultern und aß mein Essen weiter. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Robin seine Hand auf die meiner Mutter legte und mit seinem Daumen drüber strich. "Ist schon gut, Anne. Wir können den Abend auch verschieben"
"Nein, Robin. Harry wird Louis sagen, dass er keine Zeit hast, hab ich recht" Auffordernd und mit einem Blick der keine Wiederworte zuließ, sah sie mich an. "Aber-"
Sie schüttelte den Kopf. "Du musst nicht jedes Wochenende weg gehen.", meinte sie streng. "Er ist mein Freund!" Ich wurde lauter und umgriff meine Gabel in der rechten Hand etwas fester. "Und außerdem habe ich ihn zuletzt vor zwei Wochen gesehen! Nur weil du jetzt meinst du musst hier irgendjemanden neuen Anschleppen heißt das noch lange nicht, dass ich auf meine Freizeit mit meinem Freund verzichte!", fuhr ich fort.
Ich schob meinen Teller ein Stück weg, legte die Gabel zur Seite und stand auf.
"Harry.", warnte mich meine Mutter. "Anne.", äffte ich zurück. Ihre Augen wurden kleiner, doch sie sagte nichts mehr. Ich wusste genau, dass sie hier vor ihrem Neuen - was auch immer sie bereits waren - nicht mit mir streiten und laut werden würde.
Ich sagte nichts mehr und ging einfach aus der Küche und hoch in mein Zimmer.
Wieder mal entschuldigte sich meine Mutter für mein Verhalten und diesmal schlug ich die Türe zu, sodass ich mir sicher war sie würde noch wütender auf mich sein. Sie hasste es, wenn ich meine Türe zuschlage.
[3889 Wörter]
Habt ihr Stiefeltern/Stiefgeschwister? 😊
~D 💕
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