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P.o.V.: Erzähler
Harry war nicht dabei, als sich Louis von seiner Familie am Flughafen verabschiedete. Louis war noch ein paar Tage zuhause in London, bis er sich von allen am Sonntag auf unbestimmte Zeit verabschiedete. Alle kamen sie mit an den Flughaffen. Alle bis auf Harry.
Harry hatte in den letzten Tagen nochmal alles versucht um die Beziehung zwischen ihm und Louis noch irgendwie zu retten, selbst wenn sie dabei eher gestritten hatten, aber irgendwie kam es ihm so vor, als hätte Louis gar kein Interesse mehr an irgendwas zwischen ihnen. Für Louis zählte nur noch der Umzug.
Es gab nichtmal ein richtiges Abschlussgespräch. Harry vergoss sämtliche Tränen zu dem Zeitpunkt, als Louis von Jay an den Flughafen gefahren wurde. Louis setzte ohne wenn und aber das in die Tat um, was er wollte ohne dabei ein bisschen Rücksicht auf Harrys Gefühle zu nehmen. Louis gab Harry lediglich seine Schlüssel für das Haus - wobei man froh sein kann, dass Louis ihm überhaupt sein Haus in London überließ, so Geldgeil hielt ihn Harry nun. Louis packte lediglich seine Kleidung in zwei große Koffer und alles Elektronische aus seinem Arbeitszimmer schickte er per Post nach LA.
Das einzige was Louis wirklich nahe ging war der Abschied zu seinen Kindern. Auch wenn Harry nicht dabei war, wusste er, dass es Louis ganz und gar nicht einfach fallen würde. Er hatte sogar eigentlich gehofft, dass Louis noch am selben Tag zur Haustür rein kommen würde und sich entschuldigt. Harry hatte sich so sehr gewünscht, dass er wieder zurück kommt und bleibt. Für immer. Sofort hätte er ihm verziehen und alles sofort vergessen, aber als es bereits spät in der Nacht war, realisierte er, dass Louis nicht mehr zurück kommen würde und bereits im Flugzeug nach Los Angeles saß.
Nachdem er die Kinder ins Bett gebracht hatte, was nebenbei bemerkt nicht einfach war, weil sie ständig nach Louis fragten und Lilly gar nicht mehr aufhören konnte zu weinen, hatte er sich aufs Sofa gesetzt, einen Wein geöffnet und diesen neben einer Serie langsam leer geschlürft. Für Montag hatte er sich schon frei genommen, weshalb er nur sicher stellen musste, dass die Kinder rechtzeitig in die Schule kommen.
So wie es bei Harry anfing, ging es noch wochenlang weiter. Er schaffte es einfach nicht über Louis hinweg zu kommen. Vor allem nicht, wenn seine Töchter ständig nach ihm fragten, mit ihm telefonieren wollten und sogar davon sprachen zu ihm zu fliegen und Urlaub zu machen.
Mindestens einmal die Woche telefonierten die beiden mit Louis. Stundenlang. Harry hatte nie etwas zu Louis gesagt. Er stellte sich nicht mal vor die Linse. Am liebsten hätte er nicht mal hingehört, aber das ließ sich manchmal leider schlecht vermeiden.
Oft versuchten Liam, Zayn oder Niall ihn am Wochenende zu überreden mit in eine Bar zu gehen, aber nie hatte Harry Lust. Er wusste, dass die Jungs ihn mit jemand anderem verkuppeln wollten, aber wieso sollte er jetzt, etwa ein halbes Jahr nachdem Louis ausgezogen ist jemand neuen wollen? Außerdem ist Harry jetzt schon fast 31. Ein Partygänger war er noch nie und der Typ dafür, dass er jemanden ansprach war er auch nicht. Außerdem hatte er diese unheimliche Vorstellung von Patchworkfamilien oder generell einem Stiefvater für die Mädchen.
Was ist, wenn sie jemand neuen nicht mögen würden?
Was, wenn jemand neues keine Kinder wollen würde?
Harry wollte einfach nur, dass es den Mädchen gut ging und dass sie trotz der Trennung noch so viel Kontakt zu Louis hielten wie nur möglich.
Jetzt über die Osterferien hatte Harry zuhause etwas Ruhe. Nicht nur, weil der Kindergarten ebenfalls über die Ferien zu hatte und er somit Urlaub hat. Nein, auch weil die Mädchen zusammen mit Jay und Doris und Ernest nach LA geflogen sind um dort nun ihre Ferien zu verbringen.
P.o.V.: Harry
Gerade als ich endlich mal von der Couch aufstehen wollte, weil ich den ganzen Tag nur hier lag und eine Serie geguckt habe, klingelte mein Handy. Sofort lehnte ich mich wieder zurück und nahm den Anruf von Amy an.
"Hey, was gibt's?", meldete ich mich. "Hey. Ich wollte fragen, ob du Lust hast mit uns in eine Bar zu gehen. Niall will unbedingt was trinken gehen" Leise lachte sie, doch ich wusste, dass sie dabei über Niall ihre Augen rollte.
"Wieso?", fragte ich ebenfalls etwas belustigt. "Ach. Heute war doch wieder das Golf Spiel im Fernsehen und sein Lieblingsspieler hat anscheinend versagt. Jetzt sitzt er am Esstisch, ruft gerade meine Schwiegermutter an um zu fragen, ob sie auf Luca aufpassen kann und will jetzt dann unbedingt in eine Kneipe um auf die Niederlage etwas zu trinken", erklärte sie mir. Leise musste ich lachen über Nialls Verhalten. Ja, das war er einfach. Vernarrt in sein Golf und depressiv, wenn nicht die Leute gewinnen, die er gerne hat. "Wenn ihr einen Babysitter braucht kann ich das auch gerne machen", schlug ich vor. "Nein, nein. Alles gut. Ich möchte, dass du mit kommst. Du musst mal wieder was erleben, Harry" Leise seufzte ich. "Ich weiß nicht, Amy.. Ich bin nicht wirklich in der Stimmung dazu", druckste ich rum. "Dann sorgen wir dafür, dass du in Stimmung kommst. Bitte. Liam und Zayn werden sich auch freuen, wenn du dabei bist"
Ich blieb eine Weile still, bis sich dann Niall meldete. Anscheinend hatte er einfach Amys Handy genommen. "Okay, Harry. Jetzt hör mir mal zu. Du bewegst jetzt deinen Arsch zu uns und wir gehen zusammen in ne Bar, hast du gehört? Es gibt nen offiziellen Grund sich heute volllaufen zu lassen! Und wenn du in spätestens einer halben Stunde nicht bei uns bist, dann schwöre ich dir, komme ich vorbei und trage dich höchstpersönlich bis in die Bar"
Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen.
"Okay. Aber versprich mir, dass-" - "Ich verspreche dir gar nichts, mein Lieber. Also die Uhr tickt. Bis gleich!"
Und damit legte er auch schon auf. Eigentlich wollte ich noch sagen, dass sie sich bloß zurückhalten sollten mich mit jemanden verkuppeln zu wollen, nur weil ich jetzt single bin.
Ich atmete tief ein und aus, stand schließlich doch auf und ging mich erstmal umziehen. Jetzt war ich also doch mit meinen Freunden in einer Bar verabredet.. Genau das, was ich eigentlich nicht wollte.
Wie lange ich schon keinen Alkohol mehr außerhalb dieses Hauses getrunken hatte?
Wie lange war ich überhaupt schon nicht mehr mit den Leuten feiern?
* * *
Es floss reichlich Alkohol, nachdem Niall uns allen nochmal ausführlich jede Kleinigkeit über das heutige Golfspiel berichtet hatte. Ich hielt mich mit dem Alkohol zurück, da ich zu Beginn noch nicht ganz wusste, wo ich heute schlafen werde und ich eigentlich davon ausging, dass ich noch zusammen mit Niall und Amy zurück torkeln müsste.
"Wieso hast du Luca eigentlich noch nicht in einem Golfverein angemeldet?" Zayn lachte und schüttelte leicht den Kopf. Bevor Niall etwas sagen konnte ergriff Amy das Wort. "Weil er dafür das Mobbingopfer der Schule geworden wäre, ganz einfach" Niall sah sie mit offenstehendem Mund an. "Wie bitte?", fragte er empört und hielt sich die Hand aufs Herz.
"Amy hat so recht. Niemand, wirklich niemand mag Golf. Das ist genau wie Schach. Das ist einfach kein Sport sowas. Und stink langweilig", meinte Liam. "Das stimmt nicht!", widersprach er. "Luca ist im Fußballverein", klärte uns Amy auf. "Und Fußball ist noch langweiliger als Golf.", konterte Niall.
Zayn schüttelte den Kopf.
"Doch! Alle rennen sie einem Ball hinterher nur um ihn dann in einen viereckigen Kasten zu kicken", meinte Niall und trank einen schluck aus seinem Bier. "Bei Fußball geht es um Teamwork und Zusammenhalt, Schatz" Amy gab ihm einen Kuss auf die Lippen und lachte leise, da es Niall immer noch nicht einsehen wollte. "Ihr habt alle keine Ahnung", murmelte er.
"Bei Golf schlägt jeder einen kleinen Ball in ein Loch, was hunderte Kilometer entfernt ist und muss dem dann hinterher laufen, wenn er in die falsche Richtung geht", meinte Liam belustigt. "Außerdem sind Golfspieler faul. Die laufen dem Ball nicht hinterher. Die fahren hinterher mit diesen kleinen Autos", ergänzte Zayn. "Golfmobil", brummte Niall.
Er lehnte sich zurück und schüttelte verständnislos den Kopf. "Harry, was sagst du?", fragte er an mich gewandt. "Ich halte mich da raus. Ich hab noch nie Golf gespielt und von Fußball war ich auch noch nie ein Fan" Ich zuckte mit den Schultern. "Das können wir ändern. Wir zwei gehen am Wochenende Golf spielen!" Niall grinste breit und wollte mir ein High-five geben, aber ich erwiderte nichts. "Sorry, Niall. Aber ich hab echt besseres zu tun als Golf spielen zu gehen"
"Ach ja, was denn? Zuhause sitzen und nichts tun?"
Ich zuckte mit den Schultern und nickte. "Ich brauch keinen Sport"
"Golf ist kein Sport", kam es von Liam. Ich musste tatsächlich leise lachen. "Hast ja recht. Dann brauch ich eben keine Freizeitaktivitäten. Ich verzichte dankend" Entschuldigend lächelte ich Niall an. "Hmm. Okay. Ich merk mir das, wenn ihr mal wieder irgendwas mit mir unternehmen wollt", warf er uns allen vor.
Zayn und Liam lachten nur und verschwanden dann zusammen auf die Tanzfläche. Bei den beiden lief es mehr als nur perfekt. Beide hatten sie einen Job, den sie liebten, kinderlos waren sie auch - dafür passten sie regelmäßig auf Luca auf - und glücklich zusammen waren sie ebenfalls. Geheiratet hatten sie nie, was ich irgendwie im nachhinein total verstehen kann. Es ist so teuer und am Ende hat es sowieso keinen nutzen, außer das man vielleicht in eine bessere Steuerklasse kommt.
"Komm Harry! Wir gehen auch tanzen", forderte Amy mich auf. Ich stöhnte ablehnend auf und lehnte mich weiter zurück in die Couch mit dem schwarzen Leder. "Ach komm schon" Sie schmollte leicht und reichte mir ihre Hand um mich daran hochzuziehen. Ich schüttelte den Kopf. "Ich hab keine Lust. Da sind viel zu viele Menschen..", lehnte ich ab. "Komm schon. Harry du bist doch noch keine 60. Du brauchst das mal wieder. Trink dein Glas leer und komm mit uns mit"
Ich ließ mich also doch dazu überreden, exte mein Glas leer und stand auf, nur um mit Amy und Niall zusammen etwas zu tanzen.
Sobald ich aufstand merkte ich direkt, dass ich schon etwas mehr als nur ein bisschen Alkohol in meinen Blut hatte. Wenn man die ganze Zeit sitzt, fällt einem das gar nicht wirklich auf.
Zayn und Liam hatten zusammen schon mehr Spaß, als ich überhaupt wollte. Angeregt tanzten sie miteinander als wären sie wieder junge verliebte Teenager. Sie küssten sich ab und zu, rieben ihre Körper aneinander und flüsterten sich gegenseitig wahrscheinlich erotische Dinge ins Ohr.
Ich konnte und wollte das eigentlich gar nicht mit ansehen. Ich vermisste es einfach selbst zu sehr und auch wenn ich meinen Freunden die Beziehung gönnte und das sie wunschlos glücklich waren war ich extrem neidisch und eifersüchtig.
Und hier wo ich stand war es eng. Viel zu eng. Zu viel Körperkontakt mit fremden Menschen. Viel zu viele Berührungen von genau den Leuten, von welchen ich es eigentlich gar nicht haben wollte.
Die Musik war schon immer viel zu laut gewesen und die Leute, die dazu tanzen grottenschlecht. Ich selbst schämte mich dafür, dass ich mich einfach nicht im Takt der Musik bewegen konnte. Mit dem Tanzen hatte ich es noch nie drauf.
Doch leider war mein Pegel so hoch, dass es mir eigentlich egal war, wie ich in dem Moment aussah und was ich machte. Ich versuchte mein bestes zu geben und meine Freunde nicht jedes mal aufs Neue zu enttäuschen, nur weil ich nach über einem halben Jahr immer noch Liebeskummer hatte.
So gut ich konnte ignorierte ich den ständigen Körperkontakt mit fremden Menschen. Außerdem passte ich auf, dass ich meine Freunde nicht aus den Augen verlor, wobei Zayn und Liam nach den ersten Minuten bereits spurlos verschwunden sind. Vielleicht mussten sie aufs Klo..
[1960 Wörter]
Was der Abend wohl noch mit sich bringen wird? 😌
~D ❣️
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