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P.o.V.: Harry
Der nächste Morgen wäre schon fast wieder meine übliche Routine gewesen, wenn Louis nicht wieder hier wäre.
Nach dem Aufstehen zog ich mir etwas an, ging ins Bad und machte mich bereits jetzt fertig für die Arbeit. So wie ich es eigentlich immer machte.
Mein Spiegelbild war wirklich nicht schön anzusehen. Ich schenkte mir selbst ein Lächeln um es etwas besser für mich selbst aussehen zu lassen, aber irgendwie brachte es nichts. Es lag immer noch an Louis. Er war nicht mehr da, als ich aufgewacht bin. Meinen Ring hatte ich zwar wieder an, aber ich wusste, dass er nicht mehr an der selben Stelle lag wie gestern Abend, als ich ihn weg gelegt hatte. Louis musste also bemerkt haben, dass ich ihn abgenommen hatte. Ob er deshalb vielleicht traurig war, oder sogar wieder gegangen ist?
Kurz bevor ich runter in die Küche ging, weckte ich die Mädchen, wobei ich da die übliche Antwort bekam. Noch fünf Minuten. Wie immer wusste ich, dass es mindestens zehn Minuten werden würden. Aber wir hatten noch genug Zeit. Wir hatten noch keine Eile.
In der Küche wurde ich von Louis überrascht. "Was machst du denn hier?", fragte ich verwundert. "Erstmal Guten Morgen. Aber ich wohne hier ganz zufällig"
Ich brummte und öffnete den Kühlschrank um mir etwas zum Frühstücken zu machen. "Die Brotzeit für Nele-" Er hielt ihre Brotdose hoch. "-und Lilly-" Er hob die andere auch hoch. "-sind schon fertig", meinte er. Ich nickte leicht. "Wieso?", fragte ich einfach und wollte mir die Erdbeermarmelade aus dem Kühlschrank nehmen. "Ich hatte an Rühreier zum Frühstück gedacht", stoppte mich Louis.
Ich schloss den Kühlschrank wieder und nickte einfach nur. "Willst du dich jetzt einschleimen, oder was willst du damit erreichen?" Ich wusste, das ich vielleicht etwas hart und kalt war, aber ich war einfach skeptisch. Es fühlte sich für mich wie eine halbe Ewigkeit an, seitdem Louis für mich Frühstück gemacht hatte oder für die Kinder die Brotzeit für die Schule vorbereitete.
"Ich dachte wir könnten nochmal über das reden, was gestern schief gelaufen ist", meinte er etwas leiser und fing nebenbei an die Eier in die Pfanne zu schlagen. "Was gibt es da schon zu bereden, Louis?" Ich lachte leicht und stellte vier Teller auf den Tisch. "Ich versteh dein Problem nicht"
Sofort drehte ich mich in seine Richtung. "Du verstehst mein Problem nicht?! Entschuldige mal, aber ich versteh dein scheiß Problem nicht. Du kreuzt hier ohne Ankündigung auf, erzählst was von einem neuen Haus in LA und dann denkst du, du könntest mich und die Kinder damit beeindrucken? Tut mir ja echt leid, dass wir deine Träume kaputt machen, aber ich denke die Kinder sind erstmal glücklich, wenn sie hier in London bleiben und hier weiter auf die Schule gehen" Ich war sichtlich aufgewühlt. Ich hasse es bereits am Morgen laut zu werden. Ich wollte doch einfach nur mein Frühstück, die Kinder zur Schule fahren und dann selbst in die Arbeit. Wieso musste er jetzt schon den Morgen kaputt machen?! Können wir uns nicht einfach an den Tisch setzten, essen und dann Nachmittags darüber reden?
"In LA können sie auch zur Schule gehen. Sie werden dort neue Freunde finden und-" Ich schüttelte den Kopf und hob meine Hand. "Nein. Ich hab Nele versprochen, dass wir hier bleiben werden" Kurz lachte Louis, wendete sich dann aber wieder den Eiern zu. "Und seit wann hat eine 11-jährige was zu sagen?", fragte er.
"Ich versteh nicht, auf welchem Trip du bist, aber mir gefällt das nicht. Absolut gar nicht. Du hast dich so verändert, Louis. Ich erkenne dich manchmal gar nicht wieder. Wo ist der Louis denn bitte hin, den ich kennen gelernt habe, in den ich mich verliebt habe und mit dem ich zwei wundervolle Kinder großziehen durfte? Ist denn die Arbeit wirklich so viel wichtiger als deine Familie?" Zum Ende hin wurde ich wieder etwas leiser, aber ich war mir sicher, dass es Louis verstand. Selbst wenn wir etwas voneinander entfernt standen.
"Harry ich mache die ganze Zeit das, wovon ich immer geträumt habe und ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe. Vielleicht könntest du auch etwas mehr stolz zeigen, dann würdest du nicht in deinem Selbstmitleid versinken", warf er mir vor.
Gerade wollte ich wieder lauter werden, denn gefallen ließ ich mir seine Worte ganz sicher nicht. Doch Lilly kam dazwischen und unterbrach uns. "Guten Morgen!", rief sie fröhlich. Louis lächelte breit und umarmte sie. "Guten Morgen, Prinzessin. Hast du gut geschlafen?", fragte er liebevoll. Natürlich.. und sobald seine jüngste Tochter wieder da ist war er jemand ganz anderes. Wahrscheinlich machte er das nur, damit ich schlecht da stand.
Lilly nickte leicht. "Aber viel zu kurz" Leise gähnte sie, löste sich dann aber wieder von ihm.
Kurz darauf kam auch schon Nele nach unten. Ohne ein Wort setzte sie sich aufs Sofa und kuschelte sich in die Decke. Louis wollte schon gehen und nach ihr sehen, doch ich hielt ihn zurück. "Kümmere du dich um das Frühstück.", giftete ich ihn an.
Ich ging zu ihr und setzte mich neben sie. "Hey. Was ist los, Große?" Ich legte sanft meinen Arm um sie und zog sie langsam etwas mehr in meine Arme. "Ihr streitet schon wieder..", murmelte sie. Ich seufzte leise. "Ich weiß. Es tut mir leid, dass ihr das mitbekommen müsst", gab ich ehrlich zu. "Ist es unsere Schuld?", fragte sie leise. Sofort drückte ich sie enger an mich. "Nein. Nein natürlich nicht. Das ist nur zwischen deinem Dad und mir. Geb dir dafür bitte nicht die Schuld. Ich bin mir sicher, dass wir das wieder klären werden. Dein Dad und ich haben bisher alles wieder hin bekommen"
Leicht nickte Nele. "Ich hab keinen Hunger", nuschelte sie. Ich strich ihr durch die Haare. "Ist okay" Sanft küsste ich ihren Haaransatz. Kurz blieb es still zwischen uns, bis Nele wieder das Wort ergriff. "Kannst du mir die Haare flechten?", fragte sie und reichte mir schon zwei Haargummis. Ich lachte leise und nickte.
"Kommt ihr Frühstücken?", fragte Louis im Türrahmen stehend. "Nein, danke", lehnte ich ab. "Können wir später nochmal reden?", fragte er weiter. "Ich muss in die Arbeit gleich nachdem ich die Kids in die Schule gebracht habe", erwiderte ich. Louis seufzte und nickte leicht. Gerade als er sich umdrehen und gehen wollte hielt ich ihn doch nochmal auf. Ich wusste nicht wieso, aber ich wollte doch nochmal mit ihm reden. Dann, wenn die Kinder nicht zuhause sind und vielleicht sogar in Ruhe.
"Ich werde meine Mutter fragen, ob sie auf die Kinder aufpassen kann, okay?"
Louis drehte sich nochmal um und nickte. "Danke"
Ich sagte nichts mehr und kümmerte mich dann um Neles Haare. Ich machte ihr zwei geflochtene Zöpfe und war froh darüber, dass sie ihr gefielen. "Danke, Papa" Sie umarmte mich und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
Danach mussten wir uns dann allerdings doch schon wieder auf den Weg machen. Im Auto telefonierte ich mit meiner Mutter und war erleichtert darüber, dass sie Nele und Lilly heute von der Schule abholen konnte und ich so dann hoffentlich ein paar Stunden mit Louis hatte in denen wir ungestört waren und reden konnten.
* * *
Nach der Arbeit erwartete ich bereits, dass mich Louis empfangen würde.
"Wie war die Arbeit?", fragt er direkt und schloss hinter mir wieder die Tür. "War okay" Ich zuckte die Schultern und zog mir die Schuhe aus. Dadurch, dass der Tag heute schon so beschissen anfing, hatte ich heute auch keine große Motivation auf die Arbeit. Ich hielt mich heute total im Hintergrund und wenn Kinder fragten, ob ich etwas mit ihnen spielen möchte, dann sagte ich ihnen, dass ich "Erwachsenenkram" machen musste. Damit meinte ich dann, dass ich in einem Katalog nach neuen Sachen für den Kindergarten blätterte. Die andere Erzieherin in meiner Gruppe nahm es mir nicht übel. Sie war eine ganz gute Freundin von mir geworden und wusste, dass ich in letzter Zeit mit Louis ein paar Probleme hatte.
"Können wir einfach auf den Punkt kommen?", fragte ich, als er schon wieder ansetzten wollte etwas zu fragen. Ich wollte das einfach hinter mich bringen. Egal wie es ausgehen würde.
Louis nickte und ging ins Wohnzimmer. "Wieso können wir nicht einfach hier bleiben? Hier in London in unserem schönen Haus. Ich hab nichts dagegen, wenn wir in den nächsten Ferien mal nach Amerika fliegen und dort Urlaub machen. Aber Louis du muss an Nele und Lilly denken. Du kannst nicht einfach denken wir können jetzt einfach ohne Probleme umziehen und dann auch noch in einen komplett anderen Kontinent und ans andere Ende von der Welt - gefühlt", begann ich.
Louis atmete tief ein und aus und nickte leicht. "Ich weiß, das ich das nicht einfach machen kann. Aber Harry ich werde in Zukunft nicht mehr hier arbeiten"
Verwirrt blickte ich ihn an. "Wie meinst du das?", fragte ich etwas unsicher. Innerlich wusste ich allerdings schon, was seine Antwort sein wird. Er wurde versetzt. Nach Amerika. Besser gesagt nach LA. Er würde dort arbeiten. Nicht mehr hier in London. Ihm würde das ständige hin und her Fliegen erspart bleiben, weil er nur noch da arbeiten würde.
Und genau das sagte mir auch Louis. Genau so, wie ich es mir schon dachte.
"Und wieso? Wieso kannst du nicht einfach in London bleiben? Du hast hier deine Familie und auch deine Freunde. Checkt das dein Arbeitgeber nicht? Wieso LA?"
"Naja.. Wenn ich ehrlich bin, dann weil es in Amerika mehr Perspektiven gibt und-" - "Und mehr Perspektiven bedeuten mehr Geld. Natürlich. Wieso frage ich überhaupt?" Ich lachte leise und schüttelte den Kopf. "Für was brauchst du denn deine scheiß Perspektiven? Du hast hier deine Familie. Du hast mich und deine Kinder. Du verdienst doch schon mehr als genug für was brauchst du denn noch mehr?!" Ich fuhr mir aufgebraucht durch die Haare. "Ist dir dein Job wirklich wichtiger als das hier?!" Verzweifelt zeigte ich um mich.
Doch Louis blieb nur still. Er sagte gar nichts. Er schwieg.
Und das war der Moment in dem ich endgültig zusammen brach.
Ich ging an Louis vorbei und fuhr mir durch die Haare. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich konnte jetzt nicht einfach von den Problemen weg rennen. Ich musste das mit Louis klären und ihn irgendwie davon überzeugen hier zu bleiben. Hier bei mir. Hier bei seinen Kindern. Denn egal wie sehr mich seine Taten und Worte verletzten, ich liebte diesen Mann. Ich brauchte ihn, selbst wenn es in letzter Zeit eher mehr Tiefen als Höhen gab. Noch nie ab dem Zeitpunkt nach der Hochzeit hatte ich an ein Ende zwischen uns gedacht. Es war am Anfang alles so leicht und perfekt. War es nicht sogar klar, dass da irgendetwas faul daran sein musste?
Ich blieb im Türrahmen stehen und drehte mich doch nochmal zu Louis um. Weg rennen von den Problemen war noch nie eine Lösung gewesen.
Ich atmete tief ein und aus und sah ihn an.
"Harry ich möchte nach LA" Louis' Stimme war ruhig. Fast schon zu ruhig. "Ich möchte das tun, was mich glücklich macht und ich liebe meine Arbeit. Ich liebe alles daran. Ich kann das machen, was mir Spaß macht und ich kann mit meinem Hobby Geld verdienen. Verstehst du denn nicht, wie toll das ist?", fragt er immer noch etwas leiser.
Ich schüttelte leicht den Kopf. "Nein wenn ich ehrlich bin verstehe ich nicht, wie eine Arbeit wichtiger und toller sein kann als die Familie und Freunde. Wenn ich zwischen meiner Arbeit und meiner Familie entscheiden müsste, würde ich ohne zu zögern hier bleiben. Scheiß egal, ob ich deshalb arbeitslos sein würde oder ob ich deshalb weniger "Perspektiven" haben sollte. Aber niemals würde ich meinen Job über meine Familie stellen. Niemals" Ich wischte mir schnell über die Wange. Natürlich musste ich jetzt wieder emotional werden. Genau jetzt wo ich es eigentlich nicht gebrauchen konnte. Doch irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl in meinem Bauch.
Louis und ich hatten uns auseinander gelebt. Wir gingen schon länger zwei unterschiedliche Wege, doch bis heute hatten wir das noch immer ausgeblendet. Der einzige Grund, weshalb das noch funktionierte waren die Kinder..
Ein paar Tränen kullerten mir über die Wange. "Würdest du uns verlassen, damit du nach LA kannst?", fragte ich leise. Die Frage tat weh zu stellen. Ich wollte die Antwort eigentlich gar nicht wissen, selbst wenn ich mir sicher war, was er sagen würde.
Langsam kam Louis auf mich zu und schloss mich in seine Arme. Ich fing noch viel mehr an zu weinen und krallte mich in seinen Pulli.
"Harry-" Ich schüttelte den Kopf und schniefte. "Ich liebe dich, Louis", wimmerte ich. "Ich will, dass du hier bleibst. Hier bei uns. Lilly liebt dich. Sie würde das nicht verkraften, dass du gehst. Sie liebt dich so sehr. Jeden Tag, wenn du nicht da bist fragt sie mich, wann du wieder kommst und fragt wie es dir geht und- und Nele ist schon so reif" Ich weinte in seine Schulter und zitterte dabei am ganzen Körper. "Sie weiß, dass wir streiten. Sie gibt sich die Schuld dafür und sie liebt dich genau so sehr. Sie zeigt es nur nicht so wie Lilly es tut, aber sie würde dich auch so stark vermissen" Ich drückte mich enger an ihn.
Vielleicht tat ich das, weil Louis mir immer Halt gab, auch wenn er im Moment der Auslöser für meine Tränen war. Vielleicht tat ich das aber auch, weil ich ihn so noch etwas länger bei mir haben konnte. Ich wollte nicht, dass es jetzt zwischen uns endet. Sonst hatten wir doch auch immer alles wieder gerade biegen können. Sonst waren wir immer ein gutes Team. Wir waren immer für den anderen da und jetzt sollte das einfach aufhören?
Doch egal was ich versuchte, für Louis schien das alles bereits geklärte Sache zu sein. Für ihn stand fest, dass er nach LA wollte um dort noch besser Arbeiten zu können. Ich konnte zwar noch immer nicht verstehen, wo der Unterschied zwischen London und LA lag, aber vielleicht wollte ich das auch einfach nicht verstehen. Schließlich konnte ich es auch nicht wahrhaben, dass Louis mich verlassen würde. Für die Arbeit. Wie konnte jemand seine Familie für die Arbeit verlassen? Familie war doch schon immer wichtiger als das Geld gewesen.
Was ist nur aus dem einst so faulen Louis geworden, der damals nie etwas für seine Noten getan hat? Der, der Stunden vor seinem Computer sitzen konnte, oder den ganzen Tag draußen Fußball spielte. Der Louis, in den ich mich verliebt habe. Der, der mich mit seiner Art um den Finger gewickelt hat, damals als ich und meine Mutter Urlaub in Italien gemacht haben. Wo ist der Louis, mein Louis, der mit mir Abends immer gekuschelt hat, mich in den Arm genommen hat und mich gestreichelt hat, bis ich eingeschlafen bin.
Wie konnten sich Menschen nur so sehr verändern?
Was habe ich in unserer Beziehung falsch gemacht, dass sich Louis so sehr von mir abgewendet hatte?
War ich vielleicht selbst kaum mehr für ihn da?
Hatte ich selbst nur noch Augen für die Kinder?
Hätte ich vielleicht schon früher bemerken sollen, dass es Louis mit der jetzigen Situation nicht gut geht?
Hätten wir dann gemeinsam eine Lösung für das Problem finden können?
[2536 Wörter]
SEIT HEUTE IS LUCIFER STAFFEL 5B DRAUßEN!!! WUHUU ICH HAB NE AUSREDE NICHT FÜR MEIN ABI LERNEN ZU MÜSSEN 👀
Aber ich kann euch eins noch sagen: Dieses Buch wird nicht so lang wie der 1. Teil
Und für alle, die sich vielleicht wundern: Ich hasse Bücher mit schlechtem Ende (nur so zur Info, auch wenn ich im 1. Teil gesagt habe, dass ich es nicht mag, wenn FFs mehrere Bände haben.. Oops 👀)
~D ❣️
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