-45-
P.o.V.: Harry
"Siehst du. Vielleicht solltest du einfach mal ganz genau darüber nachdenken, was du willst und ob du mit unserer Vergangenheit leben kannst. Aber ich hab schon alles dafür getan, dass das, was passiert ist nicht nochmal passiert. Und das habe ich dir schon so oft gesagt. Der einzige, der jetzt anscheinend noch zwischen uns steht, bist du. Also lass mich jetzt bitte alleine und denk du nach"
Ohne noch etwas zu sagen, nahm er sich seine Tasse vom Tisch, drehte sich auf den Versen um und verließ das Wohnzimmer.
"Louis!" Ich stand schnell auf und hoffte, dass er sich nochmal umdrehen würde, doch er schenkte mir keine Beachtung mehr. "Lass uns doch darüber reden! Bitte.."
Langsam ließ ich mich wieder auf die Couch fallen. Tief atmete ich ein und aus. "Wir können doch nicht immer direkt davor wegrennen.. Oh.. Hey, Krümelchen" Ich fuhr unserem jungen Kater durch sein Fell und seufzte. "Du hast ein tolles Leben. Bekommst Essen, wann immer du darum bettelst, darfst schlafen, wo auch immer du willst und wirst gekrault, sobald du auftauchst. Ich bin wirklich neidisch auf dich, Kleiner. So ein Leben als Kater ist bestimmt entspannt"
Ich hob ihn schmunzelnd hoch und lehnte mich zurück. Sanft ließ ich ihn auf meinem Bauch ab und kraulte seinen Kopf weiter. "Hattest du schonmal so einen richtig blöden Streit? Vielleicht mit einer Katze aus der Nachbarschaft?"
"Hmm.. Wahrscheinlich eher nicht, hab ich recht?"
"Ich verstehe Louis nicht. Klar, ich kann mir vorstellen, dass es verletzend für ihn ist, weil ich in meinem Unterbewusstsein immer noch Angst davor habe, dass er mich verlässt, aber ich habe ihm doch gesagt, dass ich alles dafür getan habe um das abzustellen. Ich liebe ihn doch, wieso kann das nicht reichen? Wieso muss ich trotzdem solche Träume haben?"
Ich schnaufte. "Du bist keine große Hilfe, Krümel. Du sollst mir doch zuhören und jetzt nicht einfach einschlafen"
Beleidigt, dass mir nicht mal unser Kater zuhörte, hob ich ihn von meinem Bauch runter und stand wieder auf. Krümel ließ sich das zwar nicht gefallen, legte sich dann aber einfach auf die Decke und machte sich klein um weiter zu schlafen.
"Sag ich ja. Du hast ein einfaches Leben"
Ich wusste, dass das, was ich in meinem Kopf gerade als eine gute Idee empfand alles andere als eine gute Idee war, doch ich war verzweifelt. Ich musste irgendwie einfach kurz diesen blöden und sinnfreien Streit vergessen.
Zielstrebig steuerte ich auf unseren Alkoholschrank zu, welcher im Wohnzimmer an der Wand stand. Er war verschlossen - nur wegen den Kindern - und der Schlüssel dazu befand sich ganz einfach oben auf dem Schrank, wo man ihn nicht sehen, sondern nur ertasten konnte.
Ich entsperrte den Schrank und blickte ahnungslos die vielen verschiedenen Flaschen an. Schnaps, Wein, Likör, alles einfach. Aber für heute würde eine Rum-Cola ausreichen.
Ich nahm mir die Flasche Bacardi und schloss den Schrank wieder ab. In der Küche stellte ich fest, dass der Bacardi bereits fast halb leer war, weshalb ich aus dem Kühlschrank einfach eine Cola nahm und die Flasche damit auffüllte.
Ob das reichen wird?
Naja, zur Not habe ich auch noch den Vodka.
Mit meinem Mischgetränk setzte ich mich wieder auf die Couch und damit es nicht einfach nur sinnloses trinken sein würde, machte ich den Fernseher an und suchte auf Netflix nach irgendeiner billigen Liebesromanze.
Doch leider heiterte das meine Stimmung überhaupt nicht auf, da ich feststellen musste, dass zwischen der Beziehung von Louis und mir und den beiden Hauptcharakteren im Film ein himmelweiter Unterschied lag.
Es war von Anfang an klar, dass der Mann und die Frau am Ende des Filmes wieder zusammen kommen und glücklich werden würden, scheiß egal wie viel Drama es dazwischen gab und was alles schief lief. Doch bei Louis und mir war es nicht eindeutig, ob unsere Geschichte ein Happy End nehmen würde.
Traurig und verletzt über den Fakt trank ich einen großen Schluck aus der Flasche und ignorierte dabei das Brennen durch den Alkohol in meiner Kehle. Das Mischverhältnis war nicht das beste und definitiv lecker schmeckte es auch nicht, aber damit musste ich jetzt zufrieden sein.
Der Film begann wie jeder übliche auch. Die zwei Personen waren glücklich zusammen, verbrachten jede freie Minute miteinander und nichts schien das jemals kaputt zu machen, dann kommt urplötzlich etwas, was die beiden trennen wird. Hier war es einfach nur ein dummes Missverständnis, bei dem die Frau denkt ihr Mann hätte sie mit einer anderen betrogen. Das Drama zieht sich Ewigkeiten, bis die Frau einsieht, dass sie alles nur falsch gedeutet hat. Und was passiert am Ende? Richtig. Sie sind wieder glücklich, teilen sich ein Bett, ein Haus und alles andere auch.
"Ach komm! Ihr wollt mich doch verarschen!", maulte ich den Fernseher an.
Es hat gefühlte Jahrhunderte gedauert, bis die Frau endlich einsieht, dass sie das Problem war und der Mann verzeiht ihr direkt auf anhieb?!
Ich schüttelte den Kopf. So unrealistisch!
Kritisch betrachtete ich den letzten Rest in der Glasflasche. Schade.. Am Ende hat es doch ziemlich gut geschmeckt. Vielleicht sollte ich mir nochmal was mischen gehen. Aber das war der letzte Bacardi.. Ich schmollte und trank den letzten Schluck aus der Flasche.
Jetzt Vodka mit Cola?
Ich stellte die leere Flasche auf den Tisch und lehnte mich zurück. Wenn der Film vorbei ist, dann stehe ich auf, mach mir was neues und suche was besseres zum Gucken.
Ein letzter Blick auf den Fernseher verriet mir, dass die zwei Schauspieler gerade alle Missverständnisse und Streitigkeiten damit begleichen, indem sie zusammen ins Bett stiegen. Versöhnungssex. Was ein dummes Klischee. Als würde das alles wieder besser machen. Einmal ficken und alles ist vergessen, oder was?
Ich lachte verachtend und beendete den Film doch frühzeitig. Ich hatte jetzt definitiv besseres zu tun als Mann und Frau dabei zuzugucken, wie sie Kinder zeugten.
Ruckartig stand ich vom Sofa auf. Sofort meldete sich der Alkohol in meinem Blut und alles um mich herum begann sich zu drehen.
Ich hielt mir meinen Kopf und setzte mich langsam wieder zurück.
War das vielleicht doch ein bisschen zu viel?
Ach, was ein Blödsinn. Ich hab das öfter, wenn ich zu schnell aufstehe, dass es kurz schwarz wird und sich alles dreht. Eisenmangel oder sowas ähnliches. Das hat jetzt nichts mit dem Alkohol zutun. Ich hab doch erst einen dreiviertel Liter getrunken. Soviel ist das nicht. Das war ja eigentlich nur die Hälfte davon. Die andere Hälfte war doch nur Cola.
Erneut stand ich auf, diesmal etwas langsamer und siehe da, nichts dreht sich und nichts wird kurz schwarz. Lag also wirklich nicht am Alkohol.
Ich ging zu unserem Alkoholschrank und tastete erstmal nach dem Schlüssel.
"Jetzt komm schon, wo bist du?"
Genervt ging ich in die Küche und holte mir einen Stuhl vom Esstisch. Ich stellte ihn an den Schrank und stieg ohne Probleme drauf. Da ich jetzt größer als der Schrank war, konnte ich auch den Schlüssel sehen und ihn ganz einfach nehmen.
"Geht doch. Wieso nicht gleich so?"
Etwas übermutig sprang ich vom Stuhl und landete zum Glück sicher auf meinen Füßen. Weil ich doch schon etwas müde waren taten mir die Beine weh, weshalb ich mich auf den Stuhl setzte und erstmal das Schlüsselloch mit meinen Augen fokussieren musste. Liegt nicht am Alkohol. Einfach nur Schlafmangel. Immerhin ist es schon fast Mitternacht.
"Jetzt komm schon, du musst einfach nur da rein", flüsterte ich und versuchte angestrengt den Schlüssel in das passende Loch zu führen. Aber irgendwie kam es mir so vor, als wäre es nicht passend. Der Schlüssel ist viel zu groß für das kleine Loch.
"Jetzt komm! Du passt!"
Verzweifelt versuchte ich es immer weiter, aber ich traf das Loch nicht.
Wütend, dass ich es nicht auf die Reihe bekam, schmiss ich den Schlüssel weg und haute ein paar mal mit meiner Faust gegen den Schrank.
"Ich schwöre dir-" Mit meinem Finger zeigte ich auf das Schlüsselloch. "Wenn du jetzt gleich nicht aufgehst, dann kaufe ich ein neues Schloss! Oh ja, mein Lieber. Du hast richtig gehört. Ich wechsle dich einfach aus. Weg. Boom! Dann kannst du dir einen neuen Schrank suchen! Aber hier bist du dann nicht mehr willkommen!"
Ich sah auf den Boden, um dem Schlüssel nochmal eine Chance zu geben. Immerhin konnte er eigentlich nichts dafür, dass er nicht mehr in das Loch passte. Schlüssel dürfen auch mal ein paar Gramm zunehmen!
Doch der Schlüssel ist weg.
"Schlüssel..? Schlüssel, wo bist du?"
Ich setzte mich auf den Boden und kniff meine Augen zusammen um schärfer zu sehen.
"Schlüssel, ich will dir nochmal eine Chance geben. Ich habe mit Loch gesprochen und ihm gedroht, dass ich ihn austauschen werde!"
Aber egal wie lange ich noch versuchte den Schlüssel wieder zu finden, er tauchte nicht mehr auf. Er war wie vom Erdboden verschluckt.
"Danke! Wirklich vielen Dank! Wegen euch muss ich jetzt verdursten! Und was soll ich jetzt machen? Ich kann ja jetzt nicht einfach ins Bett gehen"
Vor allem nicht, wenn Louis dort oben ist.. Er wollte doch bestimmt Abstand. Vielleicht sogar eine Pause, bis ich nachgedacht habe. Aber worüber soll ich bitte nachdenken?! Ich weiß doch, was ich will!
Ich kann das nicht nochmal. Nicht nochmal eine Pause. Nicht nochmal über alles unendliche Male nachdenken. Ich will das alles doch gar nicht.
Langsam, damit mir nicht schwarz vor Augen wurde und sich erneut das Wohnzimmer zu drehen begann, stand ich vom Boden auf und machte den Fernseher aus. Ich trottete in den Flur und sah die Treppen hoch.
Ich kann mich nicht einfach zu ihm legen und dann so tun, als wäre nie etwas passiert. Er muss mich hassen. Er hasst mich ganz sicher sogar. Wieso sollte er all das noch wollen?
Mein Blick ging zur Tür.
Es ist Mitten in der Nacht, ich kann nicht einfach raus gehen und hoffen, dass ich mir dort meine Langeweile totschlagen konnte. Außerdem ist es Mitte Januar. Das wäre eigentlich schon fast Selbstmord die Nacht draußen auf den Straßen von London zu verbringen.
Ich seufzte leise.
"Tut mir leid, Louis. Aber das ist unser Schlafzimmer, also habe ich auch ein Recht darauf in unserem Bett zu schlafen!"
Zufrieden mit dem Entschluss, dass ich mich doch einfach zu Louis legen würde, stampfte ich die Treppen mehr oder weniger leise nach oben und öffnete mit einem Schwung unsere Schlafzimmertüre.
P.o.V.: Louis
"Halt, Stop! Nicht schießen!", schreckte ich aus meinen Schlaf hoch.
Das plötzliche Aufreißen der Türe, erschrak mich so, dass ich bis nach hinten in meine Kissen rutschte. Ich erkannte nicht, wer im Türrahmen stand, da alles stockdunkel war, aber ich entspannte langsam wieder meine Muskeln, als ich realisierte, dass es nur Harry sein kann.
"Schießen?", fragte Harry verwirrt und ich hörte, wie er ins Zimmer kam und hinter sich die Türe schloss.
Ich schaltete neben mir das Licht auf meinem Nachtkästchen an, weshalb ich kurz die Augen zusammenpresste. Es war viel zu hell, auch wenn es in einem sanften Orange leuchtete.
"Okay, hör mir mal zu!", begann Harry und torkelte auf das Bett zu.
Hat er getrunken? Er muss definitiv getrunken haben, so wie er sich anhört und so wie er läuft. Aber er wird sich doch nicht mit Absicht betrunken haben, oder?
"Du!" Harry zeigte auf mich und räusperte sich. "Nein, warte.." Kurz hielt er inne und sah sich im Raum um. "Ich!" Er zeigte auf sich selbst und nickte leicht. "Ich habe ein Recht darauf auch dieses Bett zu benutzen.", stellte er klar.
Ich nickte. "Ja, ich habe nie anderes behau-"
"Lass mich ausreden! Immer unterbrichst du mich!"
Ich seufzte und ließ ihn weiter reden.
"Das hier ist unser Zimmer. Unser Schlafzimmer, also auch unser Bett! Und ich werde es mir nicht gefallen lassen, dass ich auf dem Sofa schlafen muss, nur weil du hier als erstes oben warst!", plapperte er weiter.
Es war kaum zu überhören, dass es ihm schwer fiel so viele Wörter auf einmal zu sagen. Seine Zunge kam fast gar nicht mehr hinterher und dementsprechend waren die Worte nicht gerade deutlich. Trotzdem verstand ich ihn.
"Du hast nicht gesagt, dass das hier ein Wettrennen ist"
Harry kletterte bis auf die Mitte des Bettes und kniete sich aufrecht hin.
"Außerdem wäre es egoistisch von dir, wenn es ein Wettrennen gewesen wäre, weil du sowieso viel schneller bist. Du bist zwar klein, aber trotzdem schnell. Was logisch gesehen keinen Sinn macht, weil ich viel längere Beine als du habe"
Mir viel der Mund auf und ich wollte ihm widersprechen, doch er hielt mir seine flache Hand vors Gesicht. "Schweig! Ich rede jetzt"
Ich seufzte und nickte.
"Was wollte ich noch sagen..?", überlegte er leise.
"Oh, ja!" Harry grinste plötzlich ganz komisch und kam mir näher. "Wir müssen Sex haben", lallte er.
Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. "Wir müssen Sex haben? Wir müssen?"
Harry nickte. "In dem Film haben der Mann und die Frau auch Kinder gezeugt und alle Probleme waren vergessen" Er zuckte die Schultern und zog sich bevor ich überhaupt etwas sagen konnte sein Oberteil über den Kopf.
Ich ging davon aus, dass er sich gerade einen Film angesehen haben musste und jetzt unsere Probleme auf den Film übertrug und es zwischen uns wieder gut machen wollte. Mit Versöhnungssex.
Leise seufzte ich und schüttelte den Kopf.
"Harry, du bist betrunken"
"Bin ich gar nicht!", protestierte er.
"Doch und es tut mir leid, dass du wegen mir zum Alkohol gegriffen hast. Bitte leg dich jetzt einfach hin und schlaf"
"Ich schlafe nicht"
"Bitte"
"Ich kann nicht schlafen. Erst wenn du mir eine Gute Nacht wünscht, einen schönen Schlaf, süße Träume und ein Ich liebe dich"
Ich seufzte wiederholt und nickte. "Okay. Dann leg dich hin"
Harry lächelte breit und stand allerdings auf.
Ich hatte zuerst keinen Schimmer, was er jetzt machen würde, doch im Endeffekt zog er sich lediglich seine Jogginghose aus und kuschelte sich sofort wieder unter die warme Decke.
Auch ich legte mich wieder hin und knipste das Licht aus.
"Und ich will in den Arm genommen werden"
Wiederwillig rückte ich näher an ihn und legte sanft meinen Arm von hinten um seinen Oberkörper.
"Ich liebe dich, Harry. Auch wenn wir streiten" Sanft fuhr ich über seine Seite und platzierte einen Kuss auf seinem Hinterkopf. Er sagte nichts, was mich erst etwas verletzte, denn eigentlich hätte ich gerne gehört, dass er meine Worte erwidert.
"Schlaf gut und träum was schönes.. Träum von mir. Träum von uns und wie wir wieder glücklich werden" Erneut küsste ich seinen Kopf und rutschte etwas näher. Wieder schwieg Harry. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig, weshalb ich zu lächeln begann. Er ist schon eingeschlafen.
"Gute Nacht, mein Engel"
[2424 Wörter]
Ihr wisst gar nicht wie unglaublich befriedigend es ist, wenn man am Ende sieht, dass man 2424 Wörter geschrieben hat. I mean.. Diese Zahl. Das ist einfach nice. Ich liebe es, wenn das so schöne Zahlen sind und nicht so random Zahlen aneinandergereiht
Sorry. Ignoriert mich einfach :D Ist besser so
Am Mittwoch gehts weiter!
~D 🌹
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro