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P.o.V.: Harry
Der richtige Zeitpunkt.
Wann ist das?
Zu welcher Tageszeit ist der richtige Zeitpunkt? Eher morgens noch vor der Arbeit, nach dem Mittagessen oder doch lieber abends, wenn die Sonne schon untergegangen ist?
Ist der richtige Zeitpunkt an einem Wochenende, wenn man gerade von den harten Arbeitstagen abschalten kann, oder ist es dann auf der anderen Seite wieder ein ungünstiger Zeitpunkt, weil man sich dann wieder mit Problemen auseinandersetzen muss, obwohl gerade alles entspannt war? Ist der richtige Zeitpunkt dann also doch eher an einem Werktag? Vielleicht der Montag? Jeder hasst Montage, wieso dann nicht einfach die ganzen Probleme am Montag ansprechen, damit bis Freitag alles geklärt ist und das Wochenende wieder entspannend ist?
Sollte für den richtigen Zeitpunkt das Haus leer sein? Oder sollte man lieber an einen ganz anderen Ort gehen? Vielleicht einen Park, wo viele andere Menschen sind, oder ein Café, oder einfach während dem Spazieren darüber reden?
Und wann genau sollten eigentlich über Probleme gesprochen werden? Dann, wenn gute Stimmung herrscht, nur um die Stimmung dann wieder runterzuziehen, oder lieber dann, wenn sowieso gerade eher alles am brodeln ist, damit es im Endeffekt gar keine so negativen Nachrichten sind?
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass ich mir lange Zeit gelassen habe, bis ich mich getraut habe mit Louis darüber zu reden. Doch meine fast täglichen Träume und immer präsenten Gedanken haben mir damit letztendlich eigentlich keine Wahl mehr gelassen es endlich auszusprechen. Es gab kein Ende und es hörte nie auf. Fast jede Nacht träumte ich ungefähr das gleiche. Es waren nicht immer die gleichen Handlungen, aber es lief immer auf das selbe hinaus. Louis macht Probleme, ich oder er trennen sich und am Ende taucht Max wieder auf und reicht mir seine Hand, damit es mir wieder gut geht und ich mich besser fühle.
Mit dem Zeitlassen hatte ich nicht untertrieben. Es war Mitte Januar und zu Silvester hatte ich mir für das neue Jahr vorgenommen, dass ich mit Louis noch vor meinem Geburtstag darüber reden werde. Ich musste es einfach hinter mich bringen und ihm davon erzählen. Auch wenn eigentlich alles perfekt zwischen uns zu laufen schien, ging es mir nicht gut dabei. Ich fühlte mich schlecht, weil ich nicht gut über Louis träume und ich fühle mich noch viel schlechter dabei, wenn ich daran denke, dass Louis genau das Gegenteil empfindet. Er war okay damit, dass ich mich ab und zu mal mit Max traf, oder wenn er mal von mir zum Abendessen eingeladen wurde.
Heute ist Samstag, die Kinder sind seit Freitag über das Wochenende mit meiner Schwester und ihrem Freund zum Skifahren auf einer Hütte in den Bergen und sind deshalb extra in die Schweiz geflogen. Louis und ich verbrachten die schönen Wintertage bei uns zuhause und genossen die kinderfreien Tage.
Und genau aus dem Grund, dass die Kinder aus dem Haus sind, die Stimmung gut ist und die Arbeit nur von Montag bis Freitag zu schaffen machte, brachte ich gerade zwei Tassen Tee ins Wohnzimmer und ließ mich neben Louis fallen.
"Danke" Er gab mir einen kurzen Kuss und nahm sich seine Tasse. "Womit habe ich denn diesen Service verdient?"
Ich schluckte und seufzte schwer. "Ich muss dir etwas sagen"
Louis stellte seine Tasse wieder zurück und nickte leicht. "Okay.." Etwas unsicher sah er mich an und knetete nervös die Finger in seinem Schoß.
Dass Louis anscheinend noch viel nervöser als ist zu sein scheint, machte das ganze für mich ganz und gar nicht einfacher.
Dabei wollte ich ihm doch wirklich nur von meinen Problemen, Gedanken und Gefühlen erzählen. Ich wollte doch nicht, dass das im Endeffekt auf etwas so schlechtes hinausläuft. Er sollte nur davon wissen, damit er mich irgendwie vom Gegenteil überzeugen konnte. Genau wie Zayn es gesagt hat: Louis würde alles dafür tun, um mein Unterbewusstsein wieder zurück zu manipulieren. So bescheuert es sich auch anhören mag, aber ich hielt an dem Gedanken fest, dass es Sinn machte und möglich ist.
"Es ist eigentlich nicht so dramatisch" Ich lächelte schüchtern. "Naja.. Wie man es nimmt", überlegte ich leise.
Ich traute mich nicht Louis in die Augen zu sehen. Ich schaffte es einfach nicht, weil ich wusste, dass er nervös war. Nervöser als ich es in dem Moment bin. Er hatte keine Ahnung, was ich ihm gleich sagen würde und ich hatte keine Ahnung, was er sagen wird und wie er das auffassen wird.
Was ist, wenn er das ganz falsch deutet und am Ende denkt, dass ich ihn nicht lieben würde. Aber das tue ich. Ich liebe ihn. Aufrichtig und ehrlich. Ich war über Max hinweg und das wusste ich, weil ich keinerlei Gefühle für ihn hatte, wenn wir miteinander etwas unternehmen. Es ist zwischen uns wie unter Freunden. Genau so, wie wenn ich mit Niall, Zayn oder Liam etwas machen würde.
"Wenn es nicht so dramatisch ist, wieso bist du dann nervös?", fragte er. "Ich, nervös? Du bist nervös", rechtfertigte ich mich sofort. Ich wollte nicht nervös rüberkommen, sonst mach ich das ganze für mich selbst nur noch schlimmer, als es sowieso schon ist.
"Guck dir deine Fingernägel an und dann sag mir nochmal, dass du nicht nervös bist"
Ertappt sah ich mir meine Finger an und musste leider feststellen, dass ich schon den ganzen Tag bis jetzt Fingernägel gekaut hatte. Es war eine doofe Angewohnheit von mir, aber ich bekomme es selbst nie mit und kann es auch nicht abstellen.
"Du bist auch nervös..", murmelte ich.
"Das bin ich doch nur, weil ich keine Ahnung habe, was kommt. Wirst du jetzt Schluss machen?"
Mit traurigen und unsicheren Augen sah mich Louis an. Ich sah ihm an, dass ihn allein der Gedanke hoch unglücklich machte.
"Nein! Gott, nein! Ich hoffe, dass du nicht Schluss machen wirst", bedauerte ich.
"Ich? Wieso sollte ich?"
Ich seufzte. "Okay. Hör her.. Erinnerst du dich an den Freitag vor ein paar Monaten, als ich mich offiziell von Max getrennt habe?"
Louis nickte, schwieg aber sonst weiter.
"Seit dem Tag, oder eher gesagt seit der Nacht von Donnerstag auf diesen Freitag habe ich Träume, die ich nicht deuten kann und nicht deuten möchte. Nein, eigentlich weiß ich genau, was sie bedeuten und was genau sie mir sagen möchten, aber ich will einfach nicht, dass es die Wahrheit ist, oder dass es zur Wahrheit wird"
"Du hast Träume? Über was?", fragte er. Er war offensichtlich neugierig und irgendwie hatte ich kurz die Vermutung, dass er nicht mehr verunsichert war, sondern interessiert. Aber vielleicht lag das daran, dass er nicht weiß, wovon diese Träume handelten. Er dachte wahrscheinlich, dass ich von dem Ende der Welt träumte und jetzt irgendwelche Wahnvorstellungen habe. Oder vielleicht dachte er, dass ich davon träume, wie die Aliens die Welt für sich einnehmen werden und die Menschheit ausgerottet wird.
"Die Träume sind über dich. Über dich und mich eigentlich. Naja.. Dich, mich und Max" Ich schluckte und sah in meinen Schoß. "Okay? Worum geht's?", fragte er weiter.
"Es.. es ist immer ungefähr das gleiche Thema" Ich atmete tief ein und wieder aus und räusperte mich. "Es fängt jedes mal damit an, dass du von der Arbeit oder einer Geschäftsreise wieder kommst, dann sagst du mir, dass du weg aus England in ein anderes Land willst und nimmst, weil ich nicht mit möchte die Kinder mit und verlässt mich. Die Welt um mich herum wird dann immer schwarz und weiß und der einzige, der die Farbe für mich wieder zurückbringen kann ist Max. Er taucht immer auf, sobald du mich verlassen hast. Dann hält er mir seine Hand hin, ich nehme sie an und alles wird wieder bunt"
Louis sagte im ersten Moment nichts, was mich wieder etwas verunsicherte.
Okay, das war gelogen.
Es machte mir schwer zu schaffen. Ich wollte, dass er etwas sagt. Einfach irgendwas.
"Ich liebe dich, Louis. Ich weiß, dass ich dich liebe und ich zweifle daran auch nicht. Ich weiß, dass das mit Max vorbei ist und ich weiß auch, dass ich nichts mehr von ihm will. Es ist nur so, dass du mir an Weihnachten davon erzählt hast, dass du auch einen Traum hattest, der nun ja.. Der eben das komplette Gegenteil von meinem war. Das hat mich verunsichert. Sehr sogar und dann bin ich zu Zayn und habe mit ihm darüber geredet und er meinte, dass du alles dafür tun wirst um meinem Unterbewusstsein zu beweisen, dass du der richtige bist. Hört sich das komisch an..?"
Leicht nickte er.
Wortlos nahm er sich seinen Tee und trank einen großen Schluck daraus.
"Bist du.. verletzt..?"
Erneut nickte er und stellte seine Tasse weg.
"Ja. Ein bisschen schon. Ich meine, das tut weh zu wissen, dass du immer noch tief in deinem inneren denkst, dass ich genau das, was ich vor Jahren gemacht habe wieder machen werde. Dabei habe ich mir soviel Mühe gegeben, dass ich dir beweisen kann, dass ich jetzt anders und nicht mehr der von damals bin. Außerdem habe ich mich tausende male dafür entschuldigt und du hast mir verziehen, aber anscheinend hast du mir nicht komplett verziehen, weil sonst würden diese Sorgen dein Unterbewusstsein nicht belasten. Ich dachte wirklich die ganze Zeit, dass wir wieder glücklich wären, so wie früher. Wir sind wieder eine Familie, so wie wir es mal waren. Bist du überhaupt glücklich?"
"Ja! Ja natürlich bin ich das" Ich rutschte ein Stück näher zu ihm heran und nahm seine Hand in meine. "Ja, Louis. Ich bin glücklich mit dir"
"Ich weiß nicht, ob ich dir das glauben kann", gab er zu und löste unsere Hände.
"Aber das ist die Wahrheit. Wieso sollte ich dich anlügen? Wieso sollte ich wieder genau das riskieren, was im Moment so wunderschön ist?"
"Wenn es für dich so wunderschön ist, wieso kannst du dann nicht über das hinweg sehen, was passiert ist?"
"Ich bin darüber hinweg!"
Louis stand auf und schüttelte den Kopf. "Zayn lag definitiv falsch. Ich kann nicht mehr machen, als ich sowieso schon gemacht habe. Harry, ich habe für dich wieder hier in London angefangen zu arbeiten. Ich habe für dich und die Familie dafür gesorgt, dass ich nur von Montag bis Freitag arbeite und auch nicht mehr bei so vielen Auslandsreisen dabei sein möchte. Und das alles habe ich von meinem Chef bekommen. Was zum Fick soll ich deiner Meinung noch anders machen, damit du verstehst, dass das alles was passiert ist Vergangenheit ist?!"
Ich schluckte leicht und sah bedrückt auf den Boden. Louis hat recht..
"Siehst du. Vielleicht solltest du einfach mal ganz genau darüber nachdenken, was du willst und ob du mit unserer Vergangenheit leben kannst. Aber ich hab schon alles dafür getan, dass das, was passiert ist nicht nochmal passiert. Und das habe ich dir schon so oft gesagt. Der einzige, der jetzt anscheinend noch zwischen uns steht, bist du. Also lass mich jetzt bitte alleine und denk du nach"
P.o.V.: Louis
Mit meinem noch warmen Tee in der Hand stellte ich mich ans Fensterbrett und sah nach draußen in die schwarze Nacht. Der Himmel war frei von Wolken und je länger man nach oben sah, desto mehr Sterne tauchten auf.
Es dauerte nicht lange, da fand ich den hellsten Stern am Nachthimmel.
"Hey, Mum"
Ich schluckte und umfasste die warme Tasse feste mit beiden Händen.
"Ich weiß nicht genau, wo du bist, was du gerade machst, ob du mich sehen kannst, ob du vielleicht neben mir stehst-" Kurz sah ich neben mich und versuchte zu lächeln. "Aber wo auch immer du bist, ich weiß, dass du mich hören kannst"
"Ich vermisse dich. Es ist jetzt fast ein halbes Jahr her, seitdem du nicht mehr bei uns bist. Aber, ich glaube ich habe dir noch gar nicht so richtig gesagt, dass ich wieder mit Harry zusammen bin. Schon seit ein paar Monaten" Kurz schmunzelte ich. "Ich liebe diesen Mann so sehr, dass es manchmal schon fast idiotisch ist"
"Hast du da oben auch jemanden, mit dem du die Zeit verbringst?"
"Falls du ein paar freie Minuten für mich hast, es würde mich wirklich freuen, wenn du Zeit hättest.."
Ich wartete einen Augenblick, nahm einen Schluck von meinem Tee und räusperte mich leise.
"Harry zweifelt. Also ich glaube, dass er immer noch zweifelt. Er hat mir gerade erzählt, dass er oft davon träumt, dass ich ihn wieder verlasse. Es hat mich verletzt. Sehr sogar. Ich wünsche mir so oft, dass ich all das einfach rückgängig machen könnte. Ich weiß, dass ich glücklich in Amerika war. Am Anfang zumindest. Ich hab es schon irgendwie genossen wieder selbstständig zu sein, neue Leute kennenzulernen und all das eben. Aber ich weiß genauso gut, dass ich Harry über diese drei Jahre nie vergessen konnte. Ich hab nie aufgehört ihn zu lieben, selbst wenn ich mit anderen Frauen geschlafen habe.. Aber jetzt habe ich doch wieder eine Arbeit in London.. Ich weiß nicht, was ich tun soll, damit er endlich aufhört zu denken, dass ich ihn wieder verlassen würde"
Schweigend blickte ich in den Himmel.
"Wenn du bei mir wärst, dann wüsstest du sofort, was ich zutun hätte.."
"Denkst du, Harry braucht einfach noch Zeit? Aber wie viel Zeit soll ich ihm noch geben? Ich dachte eigentlich er hat damit abgeschlossen, als er sich für mich, anstatt für Max entschieden hat. Das hätte er doch nicht gemacht, wenn er mich nicht lieben würde. Ich weiß ja, dass er mich liebt, aber wieso denkt er dann immer noch darüber nach, dass ich ihn wieder verlassen könnte? Immerhin träumt er so oft davon. Das muss doch eine Bedeutung haben, oder? Aber ich werde das nicht nochmal machen. Das habe ich ihm so oft gesagt.."
Ich seufzte leise und ließ den Kopf hängen. "Was erhoffe ich mir aus diesem Gespräch?" Ich sah wieder hoch. "Eine Antwort bekomme ich sowieso nicht.. Ich liebe dich, Mum und ich hoffe wo du bist geht es dir gut"
[2269 Wörter]
I dont know what to say :D Neues Drama, yayy
New Update: Sonntag.. Wir neigen uns wohl oder übel langsam dem Ende zu. Aber wie viele Kapitel es sein werden verrate ich nicht 👀
~D ✨
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